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Der Samenspender

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Und dann war Petra wieder ganz ihre beste Freundin, als sie vorschlug, dass sie jetzt ihr Kind hochnehmen und gleich zu ihr kommen würde. Sie ging davon aus, dass auch Claudia jemanden zum Reden bräuchte. Und Claudia nahm diesen Freundschaftsdienst gerne an.

Eine halbe Stunde später saßen die beiden Frauen zusammen auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ihre Kinder schliefen im Baby- bzw. im Reisebett. Claudia hatte sich einen Weißwein eingeschenkt. Es war bereits ihr drittes Glas an diesem Abend. Petra blieb, da sie noch nach Hause fahren wollte, bei Sprudelwasser.

Petra forderte ihre Freundin auf, aus ihrer Sicht zu berichten, was denn vorgefallen wäre. Aber statt auf die jüngsten Vorfälle einzugehen, fragte Claudia Petra, ob sie wüsste, wer dieser Roland eigentlich wäre? Er wäre ja wohl auch bei ihr der Assistent von Dr. Albrecht und somit das ausführende Organ des Therapeuten gewesen. Petra meinte, dass sie ihn nicht kennen würde. Sie lachte als sie die Vermutung aussprach, dass er wohl ein Pornodarsteller sein müsste, so ausdauernd wie er hätte ficken können.

Claudia sah ihre Freundin lange an, bevor sie ihr sagte, dass Roland ihr geschiedener Ehemann wäre. Petra fiel die Kinnlade herunter und murmelte nur, was dass denn für eine Scheiße wäre. Dann fasste sie sich und fragte, ob es auch Roland gewesen wäre, mit dem Dirk sie heute Mittag im Bistro gesehen hätte? Er hätte es beiläufig erwähnt, als er heute Abend nach Hause gekommen war.

Claudia bekam daraufhin einen Schreck, denn Dirk würde bestimmt auch Rainer von dem zufälligen Treffen berichten. Falls Rainer fragen würde, würde sie ihm die gleiche, glaubwürdige Begründung geben, die sie am Mittag auch Dirk gegeben hatte.

Sie bestätigte die Vermutung ihrer Freundin und erklärte ihr, dass Roland sie heute zum ersten Mal nach einer Therapiestunde draußen vor der Praxis abgefangen hätte, um mit ihr irgendetwas dringendes zu besprechen. Da sie in Zeitnot gewesen wäre, schließlich wollte sie ihr Kind abholen, wäre sie mit ihm nur schnell in ein nahe gelegenes Bistro auf einen Kaffee gegangen. Aber noch bevor Roland ihr hätte mitteilen können, was er von ihr wollte, hätte sie Dirk getroffen. Sie hätte dann, als Dirk zu ihr an den Tisch kam, Roland wie einen Fremden weggeschickt, der nur aufgrund der Überfüllung des Bistros bei ihr am Tisch einen freien Sitzplatz gefunden hätte.

Dann sprach Petra das aus, was Claudia bislang nicht sehen wollte, nämlich, dass sie Rainer Hörner aufgesetzt hätte. Claudia sprang wütend auf und schrie sie an, dass sie das nicht getan hätte und falls es für sie so aussehen würde, dann wäre eigentlich sie daran schuld. Schließlich hätte sie ihr die Therapie empfohlen, wohl wissend, dass sie im Rahmen der Behandlungen gefickt werden würde. Und falls es so aussieht, dass sie Rainer untreu gewesen wäre, dann wäre es Petra ja wohl auch. Schließlich wäre sie acht Wochen lang zu Dr. Albrecht und Roland gefahren, um befingert, gewichst, geleckt und in den Arsch und in die Fotze gefickt zu werden. Sie endete ihre Schimpftirade mit der Frage, ob das nicht alles stimmen würde oder ob sie Dirk ihre Fehltritte schon gebeichtet hätte? Dann setzte sie sich mit leerem Blick auf das Sofa gegenüber von Petra.

Im Gegensatz zu ihrer Freundin blieb Petra aber ganz ruhig. Sie wartete geduldig Claudias Schimpftirade ab und stellte sich dann den erhobenen Vorwürfen. Sie wand ein, dass sie, im Gegensatz zu Claudia, ihrem Mann nicht fremdgegangen wäre. Ziel ihrer Behandlung wäre es gewesen, dass sie sich und ihren Körper wieder hätte leiden können und sie dadurch mit Dirk wieder den Sex haben könnte, wie vor ihrer Schwangerschaft. Insofern hätte sie auch sofort die Therapie beendet, ohne die Verlängerungsoption des Therapeuten anzunehmen. Für sie wäre Roland ein Kerl wie jeder andere gewesen, der es aber verstanden hätte, ihr zu schmeicheln und ihr den Sex wieder näher zu bringen. Da wären keine Gefühle im Spiel gewesen. Roland wäre sehr professionell vorgegangen und hätte außerhalb der Praxisräume nie den Kontakt zu ihr gesucht.

Ja, und sie wäre sich sicher, dass Dirk wüsste, dass es während der Therapiestunden zum Austausch von sexuellen Handlungen gekommen wäre. Er wäre doch nicht weltfremd zu glauben, ein Sex-Therapeut würde nur wie ein Psychologe reden und zuhören. Und ich habe Dirk sehr schnell an meinen Behandlungserfolgen teilhaben lassen.

Jetzt hatte sich Petra in Wut geredet. Wie kam Claudia dazu, ihr die Schuld an ihrem Verrat an Rainer zu geben? Sie griff ihre Freundin direkt an, als sie ausführte, dass es bei ihr doch alles anders gewesen wäre. Sie solle ihr nicht erzählen, dass sie nicht schon in der ersten Sitzung, noch mit verbundenen Augen, gewusst hätte, wer dieser Roland war. Wenn sie ihrem Mann lieben würde, hätte sie sofort die Therapie beendet oder zumindest den Austausch des Assistenten hätte fordern müssen. Aber wahrscheinlich, so mutmaßte Petra, hätte ihre Freundin dann nur noch mit ihrer Fotze gedacht, die ihre alte Liebe wieder auferstehen lassen wollte. Wie gut der Typ ficken könnte, hätte sie ja am eigenen Leib erfahren. Was würde Claudia denn glauben, was Roland von ihr in dem Bistro wollte? Er wollte sich natürlich mit ihr verabreden. Sie beide, ganz allein in seinem Bett. Und zum Thema Therapieerfolge resümierte Petra, dass die Behandlung bei ihr ein voller Erfolg gewesen wäre. Der Sex mit Dirk wäre wieder so gut, dass sie außer ihrem Mann keinen Typen auf dieser Welt brauchen würde, um sich und ihren Körper zu befriedigen, erst recht keinen Roland.

Petra hatte gar nicht mitbekommen, wie ihre Freundin im Laufe der Beschuldigungen, die sie sich von ihr anhören musste, angefangen hatte zu weinen. Erst als überhaupt keine Reaktion von ihr kam, sah Petra das Häufchen Elend, ihre Freundin. Schnell setzte sie sich zu ihr, nahm sie in den Arm und entschuldigte sich für das, was sie gesagt hatte.

Claudia unterbrach sie und sagte ihr, dass sie ihr natürlich keine Schuld geben würde, denn schließlich wäre es ja ihre Entscheidung gewesen, die Behandlung aufzunehmen, wissend, ahnend, was passieren würde. Und dass Roland ihr Ex-Ehemann wäre, hätte Petra ja nun wirklich nicht wissen können. Sie kannte ihren geschiedenen Mann weder vom Namen noch vom Aussehen her. Und natürlich hätte sie die Behandlung abbrechen müssen, aber stattdessen hätte sie Roland gebeten, auch Stillschweigen über ihre frühere Beziehung zu bewahren. Sie wollte ihn in diesem Moment spüren und auf den Sex mit ihm nicht verzichten. Sie hätte Rainer weiterhin links liegengelassen und dass sie ihm seine Eier gequetscht hätte, war sicherlich nicht mit Absicht geschehen, aber geschehen. Das hätte nie und nimmer passieren dürfen.

Mittlerweile hatte auch Petra angefangen zu weinen. Die beiden Frauen sahen in ihre verheulten Augen als Claudia in einem verzweifelten Ton fragte, was sie denn jetzt machen solle.

Petra meinte, wenn sie ihre Ehe retten wollte, dann müsse sie sich sofort Roland verweigern. Mit jedem Tag, an dem sie weiterhin mit ihm Sex haben würde, würde sie sich von ihrer Ehe, von ihrem Ehemann weiter entfernen.

Claudia nickte leicht mit ihrem Kopf zum Zeichen, dass sie ihrer Freundin recht geben würde. Sie bekräftigte, dass Petra mit allem, was sie gesagt hatte, richtig gelegen hätte. Aber sie sagte ihr nicht, dass sie nicht gewillt wäre, auf Roland so ohne Weiteres zu verzichten. Vielleicht, so dachte sie, lässt sich ja ein Arrangement finden, um beide Männer in unterschiedlichen Rollen zu haben, Rainer als Ehemann und Roland als Liebhaber. Sie sagte stattdessen ihrer Freundin, dass sie in der nächsten Therapiestunde alles klarstellen würde und bat Petra, noch einmal während dieser Zeit auf ihr Kind aufzupassen. Natürlich stimmte Petra dem zu.

Zur gleichen Zeit.

Rainer und Dirk saßen in ihrer Stammkneipe. Anders als von Petra vermutet betranken sie sich nicht, sondern diskutierten ernsthaft Rainers Lage. Rainer war sich sicher, dass das merkwürdige Verhalten seiner Frau seine Begründung in den Therapiesitzungen haben müsste. Dirk fragte seinen Freund, ob er sich bewusst wäre, dass in diesen Therapiesitzungen nicht nur geredet, sondern, so mutmaßte er, dort auch „richtig zur Sache gegangen würde". Rainer stimmte ihm zu. Alles hätte doch darauf hingedeutet, dass die Frauen im Laufe der Sitzungen Sex mit fremden Männern haben würden. Anders wäre es ja nicht zu verstehen gewesen, dass die Frauen drauf bestanden hätten, nichts über den Inhalt und die Durchführung der Sitzungen erzählen zu müssen. Ganz im Gegenteil mussten die Männer einwilligen, keine Fragen darüber zu stellen. Rainer meinte, dass er damit eigentlich kein Problem gehabt hätte, dass seine Frau für einen begrenzten Zeitraum Sex mit einem anderen Mann gehabt hätte, solange es ihrer Beziehung hilfreich sein würde und solange Claudia selbst an der Verbesserung ihres Sexlebens mitgearbeitet hätte. Ein Fremdgehen wäre es für ihn nur gewesen, wenn Claudia eine Beziehung zu diesem Sex-Therapeuten oder zu einem der Assistenten des Therapeuten aufgebaut hätte. Rainer ging davon aus, dass der Therapeut nicht selbst den unterstellten Sex vollzogen hätte, denn erstens wäre es sehr unprofessionell gewesen und zweitens hätte er ansonsten wohl nur eine Sitzung pro Tag schaffen können. Also musste es als Erfüllungsgehilfen mindestens einen weiteren, unbekannten Mann geben, der unter seiner Aufsicht und Anweisung mit den Frauen Sex haben würde. Und da die Frauen ja auch erst einmal Vertrauen zu diesem Fremden aufbauen müssten, wäre wohl ein ausgesuchter Helfer für den gesamten Behandlungszeitraum gebucht gewesen. Er mutmaßte, dass dieser Helfer die Ursache für das Verhalten seiner Frau ihm gegenüber sein könnte.

Dirk unterbrach ihn kurz, um ihm zu erzählen, dass er zufällig heute Mittag Claudia in einem Bistro getroffen hätte. Er wäre auf dem Weg zu einem Geschäftsessen gewesen und hätte beim Vorbeigehen Claudia durch das Schaufenster eines Bistros gesehen. Sie saß dort zusammen mit einem ihm unbekannten Mann. Nachdem er sich bemerkbar gemacht hatte, hätte sie ihn dann auch durch Handzeichen zu sich an den Tisch gebeten und dann den Typen weggeschickt. Er hätte seinerzeit nicht ungewöhnliches beobachten oder feststellen können, denn das Café war voll und es gab, wenn überhaupt, nur einzelne Sitzplätze an ansonsten voll belegten Tischen. Und Claudia hatte wohl dem Herrn einen dieser letzten freien Plätze an ihrem Tisch angeboten. Zumindest verließ dieser auf erstes Bitten und ohne weitere Worte zu verlieren, den Tisch.

Rainer meinte auch, dass dies wahrscheinlich völlig harmlos gewesen sein müsste. Aber da Claudia ja immer nach den Sitzungen sofort zu Petra gefahren wäre, um ihre Tochter abzuholen, müsste sich das Bistro doch in relativer Nähe zur Praxis des Therapeuten befinden. Dirk konnte sich noch an den Namen der Cafeteria erinnern, über den sie dann die Adresse des Bistros und darüber anschließend die in einem Umkreis von maximal einem Kilometer vom Bistro aus gelegenen Praxen von Sex-Therapeuten im Internet herausfinden konnten. Es gab nur eine Praxis auf der Trefferliste, die eines Sex-Therapeuten Dr. Albrecht.

Rainer wunderte über sich selbst, wie analytisch und rational er sein Problem anging. Mit einem spitzbübischen Lächeln fragte er Dirk, ob er bei der Interpretation ihres Versprechens, keine Fragen über die Therapie zu stellen, mitgehen würde, wenn er sich die Informationen vom Therapeuten selbst holen würde, aber ohne dessen Wissen. Dirk meinte zwar, dass die Frauen es bestimmt anders sehen würden, er aber ihm folgen könnte. Er schloss die Frage an, ob er denn schon einen Plan hätte.

Rainers Augen leuchteten, als er ihm sein Vorhaben, das recht simpel war, erläuterte. Ihr IT-Systemhaus hatte sich auch auf das Thema „IT-Sicherheit" spezialisiert. In diesem Zusammenhang boten sie unter anderem ihren Kunden an, einen Cyber-Angriff auf deren Netzwerke, auf deren Intranet und andere Systeme durchzuführen, um deren Schwachstellen zu identifizieren. Dann könnten sie maßgeschneiderte Lösungen anbieten, diese Sicherheits-Löcher zu schließen.

Beide, Rainer und Dirk waren in ihrer Jugend begeisterte Hacker gewesen. Zwar hätten sie nie Regierungs- oder Polizeirechner angegriffen, aber zum Beispiel war das EDV-System ihrer Universität für sie ein offenes Buch. Sie hatten unter anderem Zugriff auf ihre Noten und die ihrer Mitstudierenden gehabt und hätten diese manipulieren können. Auch die wenigen Kameras, die im Uni-Gebäude installiert waren, hatten sie infiltriert.

Rainer war überzeugt, dass der Therapeut sein kleines Praxis-Netzwerk, wenn überhaupt, nur gering gesichert hätte. Er würde seinen Cyber-Angriff über unzureichend gesicherte Dienste starten, angefangen über das Kamera-System, das er unterstellte vorhanden sein müsste und sicherlich für Updates mit dem Internet verbunden war, oder auch über das Handy des Dr. Albrecht. Die Mobilfunknummer entnahm er der Homepage des Therapeuten. Er würde dessen Handy schnell hacken können, wenn sich dieses im öffentlichen Netz befinden würde, um dann eine entsprechende Malware hochzuladen und zu starten. Wenn Albrecht sich dann in seiner Praxis aufhalten würde, wäre schlagartig ein infiziertes Gerät im Firmennetz und damit eine offene Tür im System. Er könnte sich dann Zugang zum Intranet der Praxis verschaffen und diesen Zugang nutzen, auf die Patientendaten zuzugreifen. Natürlich würde er nur die Daten seiner Frau abgreifen und, sofern Dirk es wünschte, auch die von Petra.

Dirk hielt den Plan für genial, allerdings bat er seinen Freund darum, die Daten seiner Frau nicht auszuspähen. Er wiederholte noch mal, dass ihr Sexleben nun besser wäre als vor der Geburt ihres Kindes und er das Gefühl hätte, dass Petra an ihm ihre Behandlungserfolge immer ausprobiert und anschließen mit ihm geübt hätte.

Rainer bekundete, dass es ihm nur um seine Frau gehen würde und er natürlich keinerlei Versuche machen würde, die Daten von anderen Patienten einzusehen und erst recht nicht die von Petra. Dirk hätte sich ja eindeutig positioniert und das wäre ihm Gebot. Er würde heute Nacht noch in die Firma fahren und den Laptop mit der entsprechenden Hacker-Software holen. Wenn dann seine Frau eingeschlafen wäre, würde er von zuhause aus einen ersten Cyber-Angriff auf die IT-Architektur der Albrechtschen Praxis starten.

Rainer musste schon sein ganzes Können und Ideenreichtum aufbieten, um gegen vier Uhr morgens letztendlich doch in das Netzwerk der Praxis einbrechen zu können. Sein Einfallstor waren die mit dem Internet verbundenen und vom PC des Dr. Albrecht oder seiner Sekretärin bedienbaren Heizungsthermostate.

Einmal im IT-System fand er auch schnell den Server mit den Festplatten, auf denen die Patientendaten abgelegt waren. Er registrierte über tausend Datenordner, die in den letzten zehn Jahren angelegt worden waren. Der Sex-Therapeut war wohl gut in dem, was er tat, stellte Rainer anerkennend fest, denn ansonsten hätte er wohl nicht so viele Patienten behandelt. Schnell fand er die Behandlungsdaten seiner Frau, die er sofort herunterlud. Neugierig suchte er noch, ob es unter Rolands Namen auch Aufzeichnungen geben würde. Es verwunderte ihn schon, dass er fündig wurde. Auch diese Daten sicherte er auf seinem Laptop.

Er lud eine Malware auf den Praxisrechner, mit der er nun Zugang zu den Kameras in der Praxis hatte. Jetzt konnte er live mitverfolgen, was in dem Fickzimmer passierte.

Anschließend löschte er verräterische Spuren, die er hinterlassen hatte und verschwand wieder aus dem IT-System. Dr. Albrecht würde niemals merken, dass seine EDV infiltriert worden war. Rainer nahm sich vor, die Daten heute im Laufe des Tages in seiner Firma auszuwerten. Dort wäre er ungestört.

In den Tagen vor der vierten Therapiesitzung.

Rainer hatte das Patientenblatt seiner Frau gelesen. Der Therapeut hatte sachlich beschrieben, welche sexuellen Handlungen Claudia in den bisherigen Therapiestunden ausgeführt hatte. Er bewertete sie als Behandlungserfolge. Er beschrieb aber auch Claudias Weigerung, das „Erlernte" zu Hause mit ihrem Ehemann zu üben, um so wieder das Vertrauen und die Begehrlichkeit auf den Partner zu vertiefen bzw. anzufachen.

Er monierte, dass das Verhältnis zwischen seiner Patientin und seinem Erfüllungsgehilfen zu Lasten der eigentlich zu fördernder Beziehung zu ihrem Ehemann zu intensiv geworden wäre und überlegte, den Assistenten nach Rücksprache mit Claudia vor einer der nächsten Sitzungen auszutauschen.

Bestandteil der Patientenakte waren auch Filmaufnahmen von den bisherigen Therapiesitzungen. Dr. Albrecht hatte mindestens vier Kameras im Raum installiert, die das gesamte Geschehen gefilmt hatten. Als Rainer den ersten Film abspielte, blieb ihm das Herz stehen. Er sah und hörte, wie ein Mann seine Frau anwies aufzustehen. Er sah, wie dieser um sie herum ging, sie sanft im Gesicht, an den Ohren berührte. Dann folgte der erste, noch zaghafte Kuss auf ihrem Hals, um wenig später in einen erst noch züchtigen, dann einen immer mehr fordernden Zungenkuss zu enden.

Die ganze Szene sah so vertraut aus, so intim wie sie eigentlich nur zwischen Partnern sein sollte. Rainer erkannte seine Frau fast nicht wieder. Sie war nach nur ein paar Minuten der Therapie so verwandelt, so frei. Er beglückwünschte Dr. Albrecht für seine Empathie, für sein Vermögen die Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitseigenschaften seiner Frau erkannt, ihr damaliges Gefühlsdefizit verstanden und nachempfunden und ihr einen passenden Therapie-Partner zugewiesen zu haben.

Der erste Film war aus der Totalen gedreht worden. Rainer hatte so den Liebhaber seiner Frau nicht erkennen können. Der nächste Film zeigte Aufnahmen aus der Halbnahen. Claudia und der Mann wurden vom Kopf bis zur Hüfte gezeigt. Und jetzt erkannte Rainer den Mann wieder. Seine schlimmsten Befürchtungen wurden schlagartig wahr. Er hielt den Film an und betrachtete das Standbild, zoomte auf die Köpfe. Es war leider eindeutig. Der Mann, der seine Frau geküsst hatte, war Roland, ihr Ex-Gatte. So abgeklärt und rational Rainer bislang agiert hatte, so schnell verlor er jetzt die Fassung. Ihm wurde beim Anblick dieses Mannes übel. Er sprang auf, lief auf die Toilette und übergab sich. Seine Sekretärin, die hinter ihm hergelaufen kam, um sich zu vergewissern, dass mit ihrem Chef alles in Ordnung wäre, holte ihn in die Realität zurück. Er bedankte sich bei ihr für ihre Sorge und bekräftigte, dass es ihm wieder gut gehen würde. Anschließend wusch er sein Gesicht mit kaltem Wasser.

Als er die Toilette verließ, war er enttäuscht und voller Zorn, aber wieder gefasst. Für ihn war klar, dass er seine Frau verloren hatte. Zum Zorn gesellte sich Wut und Rachegedanken. Rainer ging zurück in sein Büro und startete den Film von der letzten Therapiesitzung. Er zwang sich das Geschehen von Beginn bis zum Ende der Therapiestunde anzuschauen. Er zoomte auf das Gesicht seiner Frau, als diese ihren Orgasmus erlebte und ihr Gesicht in Ekstase verzerrte. Er liebte diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht, er liebte ihr Stöhnen, wenn es ihr kam, er liebte sie. Aktuell aber empfand er nur Trauer. Er setzte sich einen Kopfhörer auf und drehte den Lautstärkeregler auf Maximum. Rainer wollte hören, was und wie Claudia mit ihrem Ex-Mann sprach. War ihr Tonfall liebevoll? Oder war er sachlich kühl? Er kannte die Antwort noch bevor er das erste Wort aus ihrem Munde vernahm.

Nachdem sich Rainer alle Videos angeschaut hatte, nahm er den Laptop und ging ins Nebenbüro zu Dirk. Er wollte sein weiteres Vorgehen mit seinem Freund beraten.

Die vierte Therapiesitzung.

Claudia hatte sich mit Bedacht sehr bieder angezogen. Sie trug einen grauweißen Zwei-in-eins-Pullover zu einer weißen Jeans und blauen Stoffschuhen. Allerdings nur so lange, bis sie ihr Kind bei Petra in die Obhut gegeben hatte. Sie wollte ihre Freundin täuschen, denn statt wie angekündigt in der nächsten Therapiestunde alles klarzustellen, wollte sie erst noch eine Stunde mit Roland verleben. Nachdem sie schon von ihm in den Mund und in ihre Fotze gefickt worden war, sie seinen Samen geschluckt und er ihren Mösensaft gekostet hatte, wollte sie heute von ihm in den Arsch gefickt werden, so wie sie es eigentlich mit ihrem Mann vorgehabt hatte.