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Der Sommer der Zwillinge

Geschichte Info
Ein besonderer Ort lässt Geschwisterliebe aufblühen.
25k Wörter
24.3k
20
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Alle Personen sind über 18 Jahre alt.

Der Ausläufer der Nordsee lag im Sommer 2043 bei beginnender Ebbe und hellem Sonnenschein ruhig unter einem strahlend blauen Himmel, während ein mittelalter Mann mit heller weißer Haut und ein sichtbar trainierter Junge mit heller schwarzer Haut sich einen Volleyball über ein Netz am Strand hin- und herspielten. Dabei wurden sie von zwei Frauen Ende dreißig beobachtet, die in einem Strandkorb saßen und deren Hautfarbe jeweils einem der Spieler glich.

"Wie sie ihn ansieht, erinnert mich an euch", teilte die schwarze Frau der weißen mit, "und ich würde den beiden echt gönnen, auch so etwas miteinander zu haben. Nur hab ich ja mitbekommen, wie das für euch war, wenn eure Eltern euch genau so etwas gesagt haben, und würde ihnen das gerne ersparen. Trotzdem sollen sie wissen, dass sie jederzeit dürfen, wenn sie wollen."

Sie lenkte ihren Blick vom Beachvolleyballfeld auf ihre Gesprächspartnerin.

"Und da kommt ihr ins Spiel."

"Was sollen wir tun?", fragte die weiße Frau nach.

"Erzählt meiner Tochter eure Geschichte", bekam sie zur Antwort, "und wir sehen, was sie für sich daraus macht."

Ein bildhübsches Mädchen im hellblauen Bikini kam mit zwei Eishörnchen in der Hand von der Seite zu den beiden. Ihre Hautfarbe war identisch mit dem Jungen, der gerade wieder einmal den Ball über das Netz beförderte, und der schwarzen Frau im Strandkorb. Sie überreichte der weißen Frau ein Eis.

"Hier, Tante Lou."

"Danke. Wow. Jetzt fühle ich mich richtig alt. Eigentlich bin ich ja auch nicht deine Tante."

"Gefühlt schon."

"Darf ich einmal lecken?", wandte die schwarze Frau sich auf das Hörnchen schielend an Lou, die schlagfertig witzelte:

"Willst du denn auch mal mein Eis probieren?"

"Mama, du hast gesagt, du willst keins, jetzt leb damit!", mischte das Mädchen sich ein.

"Okay, okay", lenkte ihre Mutter ein, "geh ich halt mit deinem Bruder Volleyball spielen."

Lou glaubte, erkennen zu können, dass Luna, die Tochter ihrer Freundin Lucy, plötzlich bereute, selbst ein Eis in der Hand zu haben. Die 18-Jährige fügte sich jedoch ihrem Schicksal und setzte sich auf den freigewordenen Platz ihrer Mutter. Diese sprach den Mann auf dem Feld an und schickte ihn zu dem Strandkorb, bevor sie begann, zu spielen.

"Hat Mama dich ausgewechselt?", sprach Luna ihn an.

"Deine Mutter hat uns gebeten, dir etwas über uns zu erzählen", erklärte er.

"Vorher habe ich eine Frage an dich", schaltete Lou sich mit Blick auf den volleyballspielenden Jungen ein, "magst du Noah?"

"Hä? Natürlich, er ist mein Bruder."

"So meine ich das nicht."

"Oh."

Sie fühlte sich eindeutig ertappt.

"Das ist nicht schlimm", beruhigte Lou sie, "wir kennen deine Situation sehr gut. Angefangen hat es vor genau zwanzig Jahren..."

"Seid ihr direkt die Ersten oder habt ihr noch jemanden vor euch im Alphabet?", fragte Katja Breuer ihre Zwillinge, die an diesem Abend des Jahres 2023 ihre Abiturzeugnisse erhalten sollten.

"Eure Mutter hat den Finger schon an der Handykamera", frotzelte Stefan Breuer, ihr Ehemann und Vater der beiden.

"Es geht mit uns los", beantwortete Linus Breuer die Frage und fügte hinzu: "Weshalb wir einen noch sehr langen Abend vor uns haben."

"Freu dich doch für unsere Mitschüler", ermahnte seine Schwester ihn, "oder wenigstens die Mitschülerinnen, auch wenn du keine von ihnen abgekriegt hast."

"Und wo ist dein Date?", holte er zum Gegenschlag aus, "ach ja, du hast genauso keins."

"Streitet euch doch nicht", griff Mutter Katja ein, "seht mal, es geht los."

Nach den Reden der Vertreter der Eltern-, Schüler- und Lehrerschaft begann Direktorin Susanne Möllers damit, die Zeugnisse zu überreichen.

"Neunzig Schülerinnen und Schüler haben in dieser Stufe ihren Abschluss gemacht. Das bedeutet für Sie und mich: Wir müssen jetzt gemeinsam neunzigmal Händeschütteln hinter uns bringen. Natürlich haben sich das alle redlich verdient, nichtsdestotrotz können wir dankbar sein für die ersten Zeugnisse, die ich überreiche. Denn da die ersten beiden erfolgreichen Prüflinge in vielen Lebenslagen unzertrennlich sind, möchten sie zu diesem Anlass gemeinsam die Bühne betreten: Herzlichen Glückwunsch an die Zwillinge Linus und Louise Breuer!"

Unter Applaus standen die beiden von ihren Plätzen im festlich eingerichteten Saal auf und gingen nach vorne, wo erst er und dann sie den Nachweis über ihr bestandenes Abitur sowie den angekündigten Handschlag der Direktorin in Empfang nahmen. Bis zur letzten Übergabe mussten sie jetzt an der Seite stehen bleiben, was reichlich Zeit für Gedanken jeglicher Art schaffte. Während Louise beobachtete, wie ihre Mutter die Aufnahme mit dem Handy stoppte, fiel Linus' Blick auf seine Zwillingsschwester.

Lou, wie eigentlich nur er sie nannte, hatte ihre rötlich braunen, mittellangen Haare in einer Spange hochgesteckt, trug ein dunkelblaues Kleid, das eng an ihrem schlanken Körper anlag, ihre Figur betonte und kurz oberhalb ihrer Knie endete, sowie farblich darauf abgestimmte Schuhe mit hohen Absätzen. Zweifellos war sie in diesem Kostüm eine wunderschöne junge Frau, dennoch fand er, dass es nicht zu ihr passte. Er kannte sie im Schlabberlook mit Hoodies, Jeans und Sneakern oder manchmal sogar im Pyjama und das war für ihn nicht nur ein Stil, den er mochte; es war IHR Stil im Gegensatz zu dem, was sie heute verkörperte. Das Einzige, was er hier wiedererkannte, war ihr verschmitztes Gesicht mit den anscheinend immer leuchtenden, hellbraunen Augen, dem süßen kleinen Stupsnäschen und dem Mund, den er so gerne lächeln sah. Doch darauf irritierte ihn wieder das Dunkelrot des Lippenstiftes, den sie sich für diesen besonderen Abend ausgesucht hatte, da sie so etwas sonst überhaupt nicht benutzte und in seinen Augen auch nicht nötig hatte.

Trotzdem spürte er, wie er bei ihrem ungewohnten Anblick eine Erektion bekam und war heilfroh, gerade nicht seine üblichen weiten Boxershorts zu tragen, die seine Erregung sicher verraten hätten. Unter die Anzughose passten eng anliegende Retroshorts besser, die er sich extra für diesen Abend in schwarz gekauft hatte. Sein Glied drängte sich gegen die Innenseite, konnte sich jedoch nicht aufrichten. Zu allem Überfluss seiner schon vorhandenen gemischten Gefühle in dieser Situation nahm Lou ihn in den Arm und hauchte an seinem Ohr vorbei: "Ich bin stolz auf dich!"

Ihm fiel nur ein, tief durchzuatmen.

"Alles okay mit dir?", hakte sie nach. Erst jetzt wurde ihm der angenehme Duft ihres süßen Parfums bewusst, in den sich ein wenig frischer Schweißgeruch gemischt hatte, was ihn nicht minder anregend erscheinen ließ.

"Jaja, alles gut", bemühte er sich, endlich zu reagieren.

"Und...?", fuhr sie mit erwartungsvollem Unterton fort.

Verwirrt sah er sie ihn an, was ihm einen leichten Schlag auf den Oberarm einbrachte.

"Ob du auch stolz auf mich bist, will ich wissen, du Vogel!", klärte sie ihn auf.

"Achso, ja... das weißt du doch!"

"Schadet ja nicht, es auch mal auszusprechen", grinste sie.

"Ich könnte nicht stolzer sein."

Es hörte sich ironisch an, doch zum Glück wussten sie beide, wie ernst er es meinte, dementsprechend erwiderte sie: "Geht doch."

Das lenkte seine Konzentration wieder auf die Beule in seiner Unterhose, die sich durch alle neuen attraktiven Schulabsolventinnen auf der Bühne verstärkte. Da sich zu der Feier alle herausgeputzt hatten, übte jede einen optischen Reiz auf ihn aus und er fasste schleichend einen Entschluss. Sobald die Zeremonie abgeschlossen war und er die Gelegenheit hatte, auf der Toilette zu verschwinden, würde er sich dort in einer Kabine einschließen und befriedigen. Das würde den übrigen Abend hoffentlich entspannen.

An diesem Ziel angelangt entging ihm, dass auf der ersten Tür sowohl das Männer- als auch das Frauen-Piktogramm abgebildet war. Deshalb irritierte ihn kurz seine Mitschülerin Alexandra, die sich gerade an einem in einem Block in der Mitte des Raumes eingelassenen Waschbecken die Hände reinigte.

"Ihr seid da links", half sie ihm auf die Sprünge und er begriff, wie die Anlagen aufgeteilt waren: Es gingen an beiden Seiten noch einmal Türen ab und nur dieser mittlere Waschraum wurde von den Geschlechtern geteilt. Bald hatte er eine freie Kabine gefunden. Wofür er zu Hause in einer Schublade im Nachtschränkchen neben dem Bett Lotion und Feuchttücher aufbewahrte, stand ihm hier nur raues Papier zur Verfügung, doch sein Druck war groß genug, das auszuhalten. Er schob seine Hose und die Retroshorts herunter, setzte sich auf den Toilettendeckel, riss ein paar Blätter von der Rolle ab, wickelte sie um sein hartes bestes Stück und begann, heftig zu masturbieren.

Wie viele Zwillinge hatten Louise und Linus eine tiefe, teils unerklärliche, beinahe übernatürliche Verbindung zueinander. Zwar konnten sie auch alleine sein, kurioserweise aber umso schlechter, je näher sie örtlich beieinander waren. Seit ihr Bruder sich auf die Toilette verabschiedet hatte, beschlich Lou deshalb ein mulmiges Gefühl des Vermissens. Und da war noch etwas anderes, denn sie spürte, wie es ihm ging, wobei sie es nicht einordnen konnte. Da war ein ambivalentes Gefühl, gegen das er ankämpfte, so viel verstand sie.

"Herzlichen Glückwunsch, Louise", sprach sie jemand an und riss sie aus ihren Gedanken. Sie erkannte ihren Sportlehrer.

"Vielen Dank, Herr Kühne."

In der Schule hielt sich das Gerücht, Lars Kühne hätte auf einem der vergangenen Abibälle mit einer Abiturientin geschlafen. Deswegen war Louise einerseits alarmiert, andererseits hätte sie seine mögliche Affäre durchaus verstanden, denn attraktiv war er schon.

"Wo ist denn deine bessere Hälfte?", fragte er sie.

"Oh, ich hab keinen...", setzte sie an, bevor der Groschen fiel: "Achso, sie meinen Linus. Der ist gerade für kleine Zwillingsbrüder..."

"Okay, ich finde sicher noch eine Gelegenheit, ihm zu gratulieren. Und vielleicht darf ich nachher mit dir tanzen?", schlug der Lehrer vor.

"Mal sehen", antwortete sie unverbindlich.

Seine Worte hallten in ihr nach. Bessere Hälfte... Sollte sie diese Bezeichnung nicht stören? Ihre erste Reaktion darauf war doch eigentlich die richtige gewesen... und dennoch fand sie Gefallen daran...

Linus bemühte sich, möglichst leise aufzuseufzen und in sich hineinzuatmen, als sein Erguss ihn erlöste und er schwallweise Sperma in das Toilettenpapier spritzte. Erleichtert blieb er danach still sitzen, um kurz durchzuatmen. Alles war ruhig, bis die Eingangstür geöffnet wurde und zwei kichernde Mädchenstimmen ertönten.

"Schaaatz", quengelte die eine, "wir müssen erst in eine Kabine gehen. Guck, da rechts ist für uns!"

In sich hineingrinsend spitzte er die Ohren. Das waren Svenja und Vanessa, ein lesbisches Pärchen der Stufe, denen es trotz intensivster Bemühungen nie gelang, zu verbergen, wie viel Sex sie hatten. Auch wenn sie zwei Räume entfernt waren, konnte er sie durch den Freiraum unter der Decke weiterhin problemlos hören, was sich plötzlich als unerwartet interessant für ihn herausstellte.

"Sag mal, glaubst du eigentlich, Louise und Linus haben was miteinander?", wollte Vanessa von ihrer Freundin wissen.

"So inzestmäßig? Wie kommst du denn darauf?", stellte Svenja Gegenfragen.

"Als wäre das so abwegig. Sogar die Möllers hat es doch gesagt: Sie sind unzertrennlich. Und gehen immer total liebevoll miteinander um..."

Ja. Weil wir Zwillinge sind, dachte Linus.

"Ja. Weil sie Zwillinge sind", las Svenja seine Gedanken.

"Aber hast du gesehen, wie er sie auf der Bühne angeschmachtet hat? Vielleicht wissen sie es ja auch selbst noch gar nicht, jedenfalls bin ich mir sicher, da ist mehr!"

Er fühlte sich ertappt, zum Einen, weil er Lou offenbar so auffällig gemustert hatte, zum Anderen war er verunsichert, ob sie es wirklich "selbst noch gar nicht wussten". Auf jeden Fall hatte er jetzt schon eine Menge Gesprächsstoff für den nächsten Moment unter vier Augen mit seiner Schwester.

"Und warum beschäftigt dich das jetzt so?", interessierte Svenja.

Die Antwort erhielt sie zwar geflüstert, dennoch bekam er sie deutlich mit:

"Weil es mich geil macht!"

Darauf folgten Knutschgeräusche und etwas, das er als Öffnen einer Hose interpretierte. Währenddessen wischte er sich alles ab, zog sich wieder an und verließ die Kabine, um sich die Hände zu waschen.

"Wo ist denn unser Spielzeug?", erklang Svenjas Stimme wieder aus dem Nebenraum.

"Ah fuck, wir sind so schnell hier rein, ich hab meine Tasche vergessen!", ärgerte sich Vanessa.

"Du hast zu viel Zwillingsinzest im Kopf", amüsierte sich ihre Freundin, "ich geh sie schnell holen."

Absichtlich langsam trocknete Linus sich jeden einzelnen Finger ab. Den Moment, ihm zu begegnen, wollte er Svenja nicht ersparen. Ihn zu entdecken, ließ sie wahrscheinlich nochmal jedes Wort im Kopf durchgehen, das sie gerade mit Vanessa gewechselt hatte, und ihr Gesichtsausdruck war unbezahlbar. Ob sie sein freundliches Nicken überhaupt wahrnahm, blieb unklar, so schnell, wie sie die Räumlichkeiten verließ. Er kehrte nach ihr in den Festsaal zurück und lachte in sich hinein, als er sie dabei beobachtete, wie sie sich mit der Tasche ihrer Freundin in der Hand nervös nach allen Seiten umsah und damit wieder durch die Toilettentür ging.

"Da bist du ja endlich", begrüßte ihn sein Vater, "wir sollten uns mal einen Platz zum Essen suchen. Mama und ich haben euch nämlich was zu sagen."

Nachdem die Familie einen passenden Tisch für sich gefunden hatte, wandte Katja Breuer sich an ihre Kinder:

"Also: Ihr beide habt ein tolles Abitur gemacht und dafür möchten Papa und ich euch etwas Besonderes schenken. Wir wissen ja, dass ihr jetzt schon ein bisschen länger keine großen Fans von Hotelurlauben mit uns seid, aber stattdessen immer nur zu Hause bleiben wollt und sollt ihr ja genauso wenig. Gerade in diesem Sommer, wenn ihr noch so lange frei habt."

Sie griff in ihre Handtasche, holte ein Kuvert hervor und überreichte es den Zwillingen. Lou nahm es entgegen.

"Hoffentlich gefällt euch die Idee", fügte Stefan Breuer noch hinzu.

Gespannt beobachtete Linus, wie seine Schwester den Umschlag öffnete. Auf dem darin enthaltenen Papier war die Buchung einer luxuriösen Ferienwohnung an der deutschen Nordseeküste für sechs Tage vermerkt. Die Bilder sahen toll aus.

"Wow", staunte sie, "vielen, vielen Dank!"

"Ja, mega!", freute er sich ebenfalls und entdeckte das Anreisedatum: "Das ist ja schon übermorgen! Wie kommen wir denn dahin?"

"Zum Geschenk gehört die Leihgabe unseres Autos", erklärte sein Vater, "inklusive eines vollen Tanks. Anfahrt und Unterkunft bekommt ihr also von uns. Um den Rest müsst ihr euch allerdings selbst kümmern."

"Was bleibt denn da noch übrig...", wunderte sich Lou ein bisschen naiv.

"Es ist eine Ferienwohnung. Bettwäsche, Handtücher, Verpflegung werden nicht von vornherein da sein", vermutete ihr Bruder.

"Exakt", bestätigte Stefan Breuer prompt.

"Sehr coole Idee auf jeden Fall", stellte seine Tochter fest und stand auf, damit sie ihre Eltern umarmen konnte, woraufhin Linus sich genötigt fühlte, das Gleiche zu tun und ihnen "Dankeschön" zu sagen.

Bald darauf wurde das Buffet eröffnet und die Gäste schlugen sich den Bauch voll mit köstlichen Speisen. Gesättigt lehnten die Breuers sich in ihren Stühlen zurück, bis die Eröffnung der Tanzfläche sie wieder in Bewegung versetzte. Ohne Scheu betraten die Eltern als Allererste das Parkett und zogen einige andere mit, ältere wie jüngere Partygäste gleichermaßen. Die Zwillinge waren zwar aufgestanden, beobachteten das Geschehen allerdings noch vom Rand und warfen sich kommentierende Blicke zu. Für Linus war gerade der Moment gekommen, den Zynismus über Bord zu werfen und Lou zum Tanzen aufzufordern, als ihm sein Sportlehrer Lars Kühne zuvorkam.

"Du hast mir was versprochen", behauptete dieser gegenüber seiner Schwester, die das offenbar anders sah:

"Überhaupt nichts habe ich. 'Mal sehen', habe ich gesagt."

"Na gut. Aber würdest du mir denn jetzt einmal die Ehre erweisen?"

"Meinetwegen", zuckte sie mit den Schultern.

Im Vorbeigehen rief der Lehrer Linus "Herzlichen Glückwunsch!" zu und führte Lou an seiner Hand auf die Fläche. Die starke Eifersucht, die das verursachte, war dem frisch gebackenen Abiturienten an sich selbst neu. Auf einmal stolperte seine Mutter mit den Worten "Ich muss dringend was trinken" an ihm vorbei und ließ seinen Vater neben ihm stehen. Diesem war anscheinend nicht entgangen, was er gerade dachte, denn er sah ebenfalls auf Lou und Lars Kühne und klopfte ihm auf die Schulter:

"Er hat sie heute mal für fünf Minuten. Du hast sie dein ganzes Leben. Und außerdem macht ihr eine Woche Urlaub ganz alleine, also, zu zweit!"

Kurz überlegte er, nachzufragen, wie genau das gemeint war, doch ihm stand schon die nächste Überraschung bevor. Sein Vater holte etwas aus seiner Hosentasche und drückte es ihm leicht versteckt in die Hand.

"Keine Ahnung, wie gut du ausgerüstet bist, ich finde nur, an einem solchen Abend solltest du sowas dabei haben. Und wenn du sie heute nicht brauchst, nehmt sie mit an die Nordsee."

Es handelte sich um drei Kondome und so perplex, wie er nach dieser äußerst merkwüdigen Ansage war, wunderte Linus sich selbst über einen schlagfertigen Witz, der ihm über die Lippen kam, während er die Verhütungsmittel in seiner Hosentasche verstaute:

"Wenn die mal reichen..."

"Nächste Runde!", polterte seine Mutter in die Situation, "du auch, mein Sohn!"

Zu dritt landeten sie auf der Tanzfläche, wo jetzt schnellere Musik die Schritte bestimmte, was Lou von ihrem Sportlehrer trennte. Dessen fünf Minuten waren vorbei und Linus wich seiner Zwillingsschwester für den restlichen Abend nicht von der Seite. Die Kinder hielten länger durch als ihre Eltern, doch um halb vier beschlossen sie, die Segel zu streichen, und nahmen ein Taxi nach Hause. Hinter der Türschwelle entledigte Lou sich sofort ihrer Schuhe.

"Boah, endlich", seufzte sie erleichtert auf, "hohe Absätze sind wirklich gar nichts für mich."

"Passen auch nicht zu dir", grinste Linus, dem ihre kleinen Füße flach auf dem Boden auch besser gefielen.

"Dich im Anzug könnte ich mir dafür öfter ansehen", entgegnete sie und er löste die Krawatte:

"Lass mal."

Barfuß und auf seinen dünnen Socken schlichen sie leise in die erste Etage, wo sich ihre Zimmer befanden. Vor Linus' Tür atmete seine Schwester schwer auf.

"Alles gut bei dir?", erkundigte er sich.

"Ach, mir ist nur gerade eine Vorstellung eingefallen, die ich von dieser Nacht hatte. Ich hab davon geträumt, wir kämen zusammen mit einem Doppeldate nach Hause, du mit einer Freundin, die ich mag, ich einem Freund, mit dem du dich gut verstehst... dann hätten wir den Abend ausklingen lassen und würden uns jetzt nicht ins Alleinsein voneinander verabschieden."

Darauf wusste er nichts zu sagen, doch sie war noch gar nicht fertig und sprach nach einer kurzen Pause weiter:

"Naja, sollte wohl nicht sein. Gute Nacht."

Dazu gab sie ihm einen Wangenkuss und schritt weiter über den Flur in Richtung ihres Zimmers.

Ihm schossen die Erlebnisse der Feier durch den Kopf. Ihre Schönheit auf der Bühne. Vanessas Eindruck von ihnen als Zwillingspärchen. Die Kondome seines Vaters, die er in dieser Sekunde wieder in seiner Hosentasche ertastete.

"Warte", hielt er Lou vor ihrer Zimmertür auf, "wir haben keine Partner wie in deiner Fantasie, trotzdem müssen wir doch nicht alleine schlafen."

Überrascht hielt sie mit der Hand auf der Türklinke inne.

"Wenn du willst, meine ich", ergänzte er unsicher.

In ihrem Gesicht bildete sich ein freudiges Lächeln und sie nickte schnell: "Doch, doch, auf jeden Fall!"

Anschließend kam sie zu ihm zurück und er machte eine einladende Geste in Richtung seines Zimmers: "Hereinspaziert."

"Hm. Was ziehe ich in deinem Bett denn an...", dachte sie laut. Gleichzeitig hängte er sein Jackett über seinen Schreibtischstuhl.

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