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Der Sommer der Zwillinge

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"Hol dir doch was von drüben", bot er ihr als vermeintliche Problemlösung an.

Sie verzog das Gesicht. "Keine Lust, ich bin zu faul. Kannst du mir nicht einfach ein Shirt und Boxershorts leihen?"

Tatsächlich freute er sich über die Frage, unterstrich sie doch ihr Vertrauen untereinander.

"Klar", antwortete er und zeigte auf seinen Kleiderschrank, "such dir einfach was aus."

Dabei legte er den Schlips ab und knöpfte sein Hemd auf.

Ihre Wahl fiel auf ein gelbes T-Shirt, das ihr viel zu groß war, und weite, blau-weiß karierte Shorts. Beim Umziehen sah er höflich von ihr weg und konzentrierte sich darauf, selbst seine Anzughose loszuwerden.

In dem improvisierten Pyjama betrachtete Louise ihren Bruder, der nur noch seine engen schwarzen Boxershorts trug. Ihre Haar- und Augenfarbe gleichte wie ein Ei dem anderen, was sich ihrer Meinung nach so gehörte, seine Nase jedoch war größer als ihre. Unter einer Mittelscheitelfrisur hatte er eine sehr glatte Gesichtshaut, weil bei ihm bisher kaum Bartwuchs eingesetzt hatte. Sein Körper unterschied sich naturgemäß von ihrem, wobei er ähnlich schlank war, allerdings besonders an seinem Bauch ein paar Muskelansätze mehr zu sehen waren. Die enge Unterhose um seine kräftigen Oberschenkel führte sogar zu ihrem Gedanken, ihn gerade "echt sexy" zu finden, für den sie sich eine Sekunde später vor sich selbst schämte.

Er griff unter sein Kopfkissen und holte weite Boxershorts im gleichen Design hervor, wie sie sie gerade angezogen hatte.

"Partnerlook", lachte er und tauschte die engen Shorts versteckt hinter der Stuhllehne gegen die weiten aus. Obwohl sie ihn durchaus ab und zu nackt sah, fand sie den Gedanken, dass er in dieser Situation nichts anhatte, plötzlich aufregend. Schon bald hatte er jedoch noch ein weißes Shirt hinter dem Kissen hervorgeholt und war nicht mal mehr oberkörperfrei.

"Na dann", nickte er ihr zu und schlug seine Decke beiseite, "mach es dir gemütlich."

In ihrem jetzigen Stil kannte und mochte er sie. Dass es seine Sachen waren, die sie trug, gefiel ihm noch mehr.

Sie stieg ins Bett, legte sich auf ihre rechte Seite und klopfte mit der linken Hand auf die Matratze.

"Du hier", wünschte sie sich, er positionierte sich auf dem Rücken und deckte sie beide bis kurz unterhalb ihrer Brustkörbe zu. Aufgrund ihrer Lage heraus sah Lou zu ihm auf, was er richtig süß fand.

Neben ihnen fiel aus der Anzughose auf dem Schreibtischstuhl etwas Kleines auf den Boden. Daraufhin streckte sie ihren Kopf in die Luft, stützte ihn auf ihrem rechten Arm ab und entdeckte eines der Kondome, das sich aus der Hosentasche heraus selbstständig gemacht hatte.

"Oha, was hattest du denn heute vor?", wurde sie neugierig.

"Oh Mann", seufzte er, "ich muss so viel mit dir besprechen..."

"Aha?"

"Du hast doch mitbekommen, wie ich nach der Zeugnisübergabe so lange auf Toilette war. Ich musste einfach Svenja und Vanessa belauschen. Die waren nämlich auf einmal auch da..."

"Und haben rumgemacht?", zog sie den für sie einzig logischen Schluss.

"Schon, aber deshalb wollte ich nicht zuhören. Vanessa hat über uns gesprochen und vermutet, wir hätten was miteinander."

"Du und ich?", reagierte sie ungläubig, "sie weiß doch, dass wir Zwillinge sind!"

"Es kommt ja noch besser: Gerade daran geilt sie sich sogar auf!"

"Dein Ernst?", blieb sie fassungslos.

"Ja, ganz komisch", bewertete er die Gedankengänge seiner Mitschülerin, "nur finde ich interessant, wie sie darauf kommt: Nicht nur, weil wir angeblich wie die Kletten aneinanderkleben, sondern auch, weil wir so liebevoll miteinander umgehen."

"Weil wir Zwillinge sind!", entgegnete Lou.

"Das habe ich genauso gedacht. Und Svenja hat es ihr gegenüber ausgesprochen."

"Dann verstehe ich nicht, warum du dir darüber so einen Kopf machst."

"Na, weil..."

Jetzt fiel ihm auf, den Grund nicht nennen zu wollen. Zum Glück hatte seine Schwester seine beginnende Antwort gar nicht mitbekommen, da ihr selbst gerade ein "Obwohl..." herausgerutscht war.

"Was denn?", fragte er schnell nach.

"Ich hab doch mit dem Kühne getanzt. Das erste Mal hat er mich schon darauf angesprochen, als du so lange auf Toilette warst. Und da meinte er, wo denn meine bessere Hälfte wäre. Zuerst hab ich das nicht verstanden, ich dachte, er glaubt, ich hätte einen Freund. Aber er hat von dir gesprochen. Und das hat mir ein paar Gedanken gemacht."

"Inwiefern?"

"Wie wir nach außen wirken müssen, wenn die Menschen uns so sehen. Später beim Tanzen hat er mir so komische Fragen gestellt, wie das eigentlich so ist als Zwilling: Ob wir uns immer alles erzählen, ein Zimmer geteilt haben oder noch teilen und wie mögliche Partner damit klarkommen, falls wir schon mal welche hatten..."

"Klingt, als hätte er ausgecheckt, ob er eine Chance hat, dich ins Bett zu kriegen", vermutete Linus.

"Kann sein. Nur sieht er in dir das größte mögliche Hindernis. Sind wir echt so unnormal eng miteinander?"

Er strich mit der rechten Hand über ihren Unterarm und nahm ihre linke.

"Und wenn schon. Dann ist das eben so, ist doch schön."

"Für uns, ja. Das ist vielleicht nur auch der Grund für unsere Beziehungslosigkeit. Überleg mal, wo feste Freundinnen oder Freunde in unserem Leben überhaupt Platz gehabt hätten."

"Da ist bestimmt was dran", gab er zu, "ich bereue es trotzdem nicht, so viel Zeit mit dir zu verbringen. Das macht mich viel zu glücklich, um darauf zu verzichten."

Sie verschränkte ihre Finger mit seinen und erwiderte: "Das hast du schön gesagt."

Zusammen genossen sie ihre Nähe in einer Phase der Stille, die Lou jäh unterbrechen musste, da ihre Neugier nicht gestillt war:

"Jetzt weiß ich immer noch nicht, was es mit dem Gummi auf sich hat!"

"Das ist nicht nur eins. Da sind noch zwei in der Hosentasche und Papa hat sie mir gegeben", klärte er sie auf, "mit den Worten, er wüsste nicht, ob ich welche hätte und finde, an einem solchen Abend sollte man damit ausgerüstet sein."

"Okay? Wen hat er denn wohl für dich im Auge gehabt?"

"Keine Ahnung. Wenn ich sie heute nicht brauche, sollen wir sie mit an die Nordsee nehmen."

"Weil wir da endlich jemanden kennenlernen?", wunderte sie sich.

Plötzlich dämmerte ihm das eigentlich Unvorstellbare und seine Gesichtszüge entglitten ihm.

"Was ist?", fragte seine Zwillingsschwester, der das nicht entgangen war, und sah ihn mit einem irritierten Blick an.

"Da war noch was", erinnerte er sich, inzwischen kreidebleich, "die Dinger hat er mir gegeben, während du mit Kühne getanzt hast. Und kurz vorher hat er gesagt, der hat dich fünf Minuten, ich hab dich mein Leben lang... außerdem machen wir ganz allein zu zweit Urlaub an der Nordsee..."

In diesem Augenblick kam sie selbst darauf und riss staunend die Augen und einmal kurz den Mund auf.

"Nein. Das kann nicht sein... Sogar unsere Eltern denken das über uns?!"

"Noch viel krasser ist doch: Wenn sie uns wirklich so sehen, haben sie ja nicht mal was dagegen, so, wie sie sich verhalten!"

Nach einer neuen, kurzen Stille schüttelte Lou den Kopf.

"Wir interpretieren da wegen der anderen Ereignisse zu viel rein. Papa hat das sicher harmloser gemeint. Und hat Mama überhaupt was von den Kondomen mitbekommen?"

"Nein. Was nicht heißt, dass sie nichts davon weiß."

"Selbst dann sind die sicher nicht 'für uns' bestimmt. Weißt du was, wir fühlen den beiden morgen auf den Zahn. Ich spreche unter vier Augen mit Mama und du nochmal mit Papa, falls das doch ein Alleingang war."

"Machen wir so", stimmte er zu, "versuchen wir jetzt, zu schlafen?"

"Ja, so spannend das alles ist, nach dem Abend bin ich hundemüde. Klappt trotz allem, glaube ich."

"Gute Nacht", wünschte er ihr, küsste sanft ihre Stirn und löschte das Licht.

Für Linus verlief das Gespräch mit seinem Vater am nächsten Tag recht knapp. Zunächst half er ihm bei der Gartenarbeit, um dabei im Lauf der Zeit das Thema anzusprechen, das Lou und ihm auf der Seele brannte.

"Ich wollte dich nochmal fragen wegen dieser kleinen Geschenke, die du mir gestern in die Hand gedrückt hast. Wenn du sagst, wir sollen sie mit auf unsere Reise nehmen... du hast nicht gemeint, WIR sollen sie da benutzen, oder?"

"Zum Benutzen sind sie da", erläuterte sein Vater das Offensichtliche und bestätigte ihm: "Und ansonsten hast du mich schon richtig verstanden, mein Sohn."

"Und was sagt Mama dazu?", wollte Linus wissen.

Katja Breuer und ihre Tochter schälten Kartoffeln für das Mittagessen, was Louise dazu nutzen wollte, ihre Nachforschungen anzustellen.

"Wie in den Fünfzigern", stieg sie in die Unterhaltung ein, "die Männer arbeiten draußen schwer und wir machen ihnen das Essen."

"Musst du nicht. Wenn du willst, kannst du zu ihnen in den Garten gehen", erwiderte ihre Mutter.

"Ach, lass mal", lehnte sie ab.

"Habt ihr schon gepackt?"

"Das Meiste, ja."

"Ihr werdet sicher eine tolle Zeit haben. Ein bisschen neidisch bin ich schon."

Lou sah die Gelegenheit gekommen, einen Testballon steigen zu lassen.

"Ob es an der Nordsee wohl heiße Beachboys gibt?"

Das Lachen, das sie dadurch erzeugte, wirkte ziemlich künstlich.

"Nicht, dass du Linus für einen Latino-Surflehrer links liegen lässt", befürchtete ihre Mutter und schien sich bei der Idee wirklich nicht wohlzufühlen.

"Nur, wenn er sich eine süße Kellnerin aus der Strandbar klarmacht", provozierte sie weiter.

"Was ist los mit dir... so seid ihr doch gar nicht."

"Urlaubsfieber", schob sie vor, "natürlich wird das reine Geschwisterzeit. Zum Glück habe ich meinen heißen Beachboy und er seine süße Kartoffelschälerin ja direkt dabei."

War sie mit diesem Spruch zu weit gegangen? Diese Bedenken wurden direkt zerstreut:

"Eben. Warte mal, ich hab da noch was für euer Gepäck..."

Ihre Mutter verschwand kurz aus der Küche und kam mit einer vollen rechten Hand wieder, aus der sie drei Kondome auf den Tisch legte.

"Mama! Das war ein Scherz!", protestierte Lou.

"Sicher? Ihr müsste sie ja nicht einsetzen, aber nehmt sie einfach mit, bitte."

"Wir... wir sind doch...", stammelte sie.

"Entspann dich. Niemand zwingt euch dazu. Wahrscheinlich seid ihr selbst noch nicht so weit, doch glaub mir: Man sieht euch beiden schon länger etwas an und deshalb solltet ihr zumindest vorbereitet sein. Und ihr sollt wissen: Für Papa und mich ist das Wichtigste euer Glück, wie auch immer es aussieht, wir werden euch niemals im Weg stehen. Fahrt dorthin, genießt die Zeit und macht, was IHR wollt. Alles andere spielt keine Rolle."

Bei aller Verwunderung fühlte Louise sich auf einmal deutlich wohler mit der jetzt bestätigten Ahnung der vergangenen Nacht und steckte die Kondome ein.

Später am Tag fuhren die Zwillinge zum Supermarkt, um sich für die anstehende Reise mit Lebensmitteln einzudecken. Natürlich war das eine willkommene Gelegenheit, sich gegenseitig über die Unterhaltungen mit ihren Eltern zu informieren und nachdem Linus auf dem Parkplatz den Motor ausgestellt hatte, blieben sie noch einige Minuten ratlos im Auto sitzen.

"Sie denken ernsthaft, wir sind kurz davor, etwas miteinander anzufangen!", fasste er die Situation erneut zusammen.

"Ja. Und sie fänden das nicht nur okay, sie unterstützen es sogar. Beide", ergänzte Lou.

"Was machen wir jetzt?", fragte er und fand es selbst sinnlos.

"Einkaufen und morgen wegfahren", schlug seine Schwester vor, "und uns endlich nicht mehr von anderen in unser Verhältnis reinquatschen lassen. Weißt du nämlich, was mir gerade viel zu kurz kommt? Unsere eigenen Wünsche."

"Stimmt... Also... Heißt das, du hast welche?"

"Boah, Lini, keine Ahnung. Das gilt es doch, herauszufinden. Oder ist dir etwa alles klar?"

"Überhaupt nichts", gab er zu, "nicht mal, ob ich es cute oder cringe finde, wenn du mich 'Lini' nennst."

"Du sagst ständig 'Lou' zu mir, da hast du mich genausowenig um Erlaubnis gebeten."

"Bei 'Lou' sehe ich ein richtig cooles Skatergirl vor mir, aber 'Lini' klingt nach einem dreijährigen Jungen, der gerade lernt, nicht mehr vom Fahrrad zu fallen."

"Gerade deshalb ist dieser ironische Spitzname für meinen heißen Beachboybruder doch mega. Und wir sind morgen an der Nordsee, ich bin ja wohl bitte ein Surfergirl!"

Am nächsten Tag verstauten sie ihre Einkäufe, zu denen sie sich letztendlich aufgerafft hatten, sowie ihr weiteres Gepäck im Wagen, verabschiedeten sich von ihren Eltern und starteten die ungefähr vierstündige Autofahrt. Möglichst genau auf der Hälfte der Strecke wollten sie am Steuer wechseln, Louise übernahm den ersten Teil.

"Wollen wir uns eine Playlist von unserem Trip anlegen?", fiel Linus neben ihr ein.

"Hätten wir vorher machen sollen", lachte sie, "dann könnten wir sie jetzt hören."

"Das war anders gemeint. Nur mit Songs, die wir so richtig mit dieser Zeit verbinden. Die später Erinnerungen wecken."

"Achso, wie dieses Mixtape aus dem Film, den wir neulich gesehen haben! Ja, finde ich gut."

"Ich auch. Zumal du in der Zeit zurückreisen und verhindern könntest, dass ich sterbe. Also, falls das bald passiert."

"Spinner. Überleg lieber mal, wie wir an den ersten Song kommen."

"Längst gemacht. Wir schalten das Radio ein und was immer da läuft, wird der Opener."

"Dir ist klar, dass das ziemlich nach hinten losgehen kann?"

Er grinste. "No risk, no fun."

"Also gut. Aber erst, sobald wir auf der Autobahn sind."

"Alles klar, Chefin. Die Liste anlegen kann ich ja trotzdem schon mal. Geht 'LouLiniNordseeMixtape2023' als Titel dafür klar?"

"Wenn du ihn schon so sperrig anlegst, pack noch 'Sommer' mit rein."

Inzwischen standen sie an der Ampel, die sie auf die Autobahnauffahrt führte.

"'LouLiniNordseeSommerMixtape2023", wiederholte er und tippte den Namen auf seinem Smartphone ein. Die Ampel schaltete auf grün und seine Schwester bog ab.

"Bereit?", versicherte er sich und führte seinen Finger zum Radio.

Sie nickte.

Ein kurzes Durchatmen später schaltete er ein.

"Dies wird der Sommer unseres Lebens...", ertönte es aus den Lautsprechenr und die Geschwister sahen sich gleichzeitig ent- und begeistert an, zumindest so lange, wie Lou das als Fahrerin möglich war.

Dies wird der Sommer unseres Lebens, oh yeah

Wir müssen ihn uns einfach nehmen

Es ist gar nicht so schwer

"Hätte schlimmer kommen können", stapelte er tief.

"Es ist perfekt!", jubelte sie.

"Wenn ich nur wüsste, wer das ist...", bemerkte er ein Problem.

"Benutz diese App, die du an die Boxen halten kannst und die den Song erkennt", löste sie es hektisch, "schnell, bevor er vorbei ist!"

Jetzt betete er, dass das Lied noch nicht allzu lange lief, suchte und öffnete die Anwendung und seufzte erleichtert auf, als ihm Titel und Interpret angezeigt wurden.

"Nie gehört", stellte er fest, "und zack, hinzugefügt!"

Die kommenden zwei Stunden verbrachte er als DJ und spielte über die Bluetoothverbindung des Autoradios vieles ab, was ihr oder ihm spontan einfiel, doch sie erachteten der neu eingerichteten Playlist nichts davon würdig. Danach stand ihre Pause an einem grauen Parkplatz neben der Fahrbahn an, bei der sie sich die Beine vertraten und mitgenommene Sandwiches aßen. Planmäßig tauschten sie die Fahrerposition, woraufhin Lou ihre Aufgabe darin sah, die Langeweile zu bekämpfen und einen anderen Weg einschlug als ihr Bruder, einen überraschend verruchten.

"Hast du Lust auf Wahrheit oder Pflicht ohne Pflicht und nur mit versauten Fragen?", beschrieb sie kompliziert, was sie vorhatte und er vereinfachte es:

"Also eigentlich nur versaute Fragen. Ganz sicher bin ich mir nicht, leg einfach mal los."

"Wie oft machst du es dir?"

Das fiel ihm erstaunlich leicht, zu beantworten: "Drei- bis viermal in einer Woche, manchmal öfter."

"Wollen wir es so machen, dass wir auch unsere eigenen Fragen beantworten und der andere dann erst die nächste stellt?", fügte sie noch eine Regel hinzu, die er mit "Okay" bestätigte, bevor er abwartete und nichts passierte.

"Na, wie oft machst du es dir?", half er ihr auf die Sprünge.

"Achso, ja... ich hab eher so Phasen. Mal eine Woche jeden Tag und dann wieder eine Woche gar nicht, besonders, wenn ich meine Periode habe. Wahrscheinlich so an der Hälfte aller Tage eines Monats."

"Gut, ich bin dran: Wie machst du es dir denn am liebsten?"

"Mit einem Kissen oder sowas, auf das ich mich in Unterhose setze und woran ich mich reibe. Mir gefällt, wenn ich feucht bin, der Slip nass wird und ich es von außen spüre."

"Ich lege mich gerne auf den Bauch und drücke mich gegen die Matratze. Beim Kommen ist das zwar eine Riesensauerei, der Orgasmus ist allerdings der Intensivste, den ich kenne."

"Hast du einen besonderen Fetisch?", wollte sie wissen.

Nach kurzer Bedenkzeit antwortete er: "Keine Ahnung, ob das schon ein Fetisch ist. So einen lockeren Klamottenstil bei Frauen, mit Hoodie, Cap oder Sneakern zum Beispiel finde ich sexy. Oder, wenn sie Shirts und Shorts von mir tragen, die ihnen eigentlich viel zu groß sind..."

"Wer macht denn sowas", grinste sie, "ich steh voll drauf, wenn ein Sixpack erst im Ansatz zu sehen und noch nicht voll ausgebildet ist. Und eng anliegende Boxershorts, bei denen man sieht, was er in der Hose hat, finde ich heiß."

"Darf ich dich fragen, ob du mich attraktiv findest?"

"Ja klar. Und das ist die Antwort auf beide Fragen."

"Weil ich zu dir eben schon was gesagt habe, teile ich dir diesmal mit: Ich finde mich auch attraktiv."

Die Spannung, die das Gespräch kurzzeitig erfasst hatte, ging in einem herzlichen, gemeinsamen Lachen auf.

Ahnungslos eröffnete Lou jedoch das nächste heikle Thema:

"Wann hast du zuletzt abgespritzt?"

"Vorgestern", blieb er ehrlich.

"Am Tag der Abifeier", wurde ihr klar und sie brach aus dem üblichen Schema aus, "warte... deshalb warst du so lange auf Toilette? Was hat dich denn da so geil gemacht, dass du nicht warten konntest?"

"Vielleicht willst du das lieber nicht wissen..."

"Komm schon. Waren es Svenja und Vanessa? Hast du es genossen, ihren Lesbenspielchen zuzuhören? Du musst dich nicht schämen, ich hab dich trotzdem lieb, du bleibst immer mein Bruder."

"Ja eben!", platzte es aus ihm heraus, "es warst DU, okay?! Als ich auf der Bühne neben dir stand und dich angesehen habe in deinem schicken Outfit, hab ich eine Wahnsinnslatte bekommen und mit jedem weiteren aufgebrezelten Mädchen ist die immer stärker geworden, da musste ich sie loswerden. Das ändert aber nichts an dir als Auslöser!"

"Krass", blieb für einige Zeit ihr einziger Kommentar dazu.

Betretenes Schweigen bestimmte den folgenden Abschnitt der Fahrt. Linus war kurz davor, sie um Entschuldigung zu bitten, damit überhaupt jemand mal wieder etwas sagte, doch sie kam ihm zuvor:

"Es gibt noch was, das ich dir nicht erzählt habe, jedenfalls nicht ganz. Du weißt ja, wie der Kühne dich bei mir bezeichnet hat."

"Deine bessere Hälfte", erinnerte er sich.

"Nachdem ich begriffen hatte, er meint dich... hat es mir richtig gut gefallen, ehrlich gesagt."

"Zu recht, ich bin ja auch besser als du", frotzelte er trocken.

Daraus entwickelte sich langsam, jedoch stetig ein immer größer werdendes Gelächter, in dem sich Verzweiflung und Scham auflösten und das sie wieder auf ihre übliche Wellenlänge brachte.

"Mach unsere Playlist auf, ich hab den nächsten Song dafür!", forderte er sie anschließend auf.

"Und zwar?", wurde sie neugierig.

"Let's talk about sex!"

"Uuuh, sehr gute Idee", fand sie und ergänzte amüsiert: "Der Song, meine ich."

Let's talk about sex, baby

Let's talk about you and me

Let's talk about all the good things

And the bad things that may be

Ein wenig mehr als vier Stunden nach ihrer Abfahrt erreichten sie den kleinen Ferienort am Jadebusen und fanden die Agentur, bei der sie sich den Schlüssel zu ihrem Domizil mittels Code aus einem Safe abholen konnten, ohne Probleme, im Gegensatz zu einem Kurzzeitparkplatz für genau diese Aktion. Während der zweiten Runde, in der Linus die Niederlassung umkurvte, forderte er Lou auf: "Du springst da gleich einfach raus, ich fahre nochmal rum, in der Zwischenzeit hast du den Schlüssel geholt und steigst sofort wieder ein. Auf dem Ferienparksgelände haben wir ja unseren eigenen Parkplatz."

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