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Die Galamex-Saga - Teil 01

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Ich rief mir meine Zusatzkurse betreffend Antimaterie-Reaktoren in Erinnerung und machte mich an die Arbeit.

Als der Reaktorbereich endlich versiegelt wurde, war ich seit 62 Stunden auf den Beinen und vollkommen erschöpft. Drei Gross-Schiffe der Flotte waren vor 40 Minuten eingetroffen. Ihre Mannschaften hatten sich umgehend einen Überblick verschafft und die wichtigsten Reparaturen vorgenommen. Dabei hatte die Versiegelung des Reaktorbereiches die höchste Priorität genossen. Als sich dann endlich das innere Schleusenschott öffnete und eine Ersatzmannschaft ohne Raumanzüge in den Raum trat, zog ich erleichtert meinen Helm ab. Den Mann, der die Gruppe anführte, erkannte ich sofort: Aschgraues Haar, Spitzbart und Adleraugen, denen nichts und niemand entging. Er sah noch genauso aus wie beim letzten mal, als ich ihn gesehen hatte, an der Abschlussfeier meiner Ausbildung.

"Professor Donovan?"

"Ornella? Ornella Rossi? Endlich mal eine angenehme Überraschung in diesem ganzen Schlamassel!" Er kam auf mich zu und überraschte mich mit einer herzlichen Umarmung. Er hatte während meiner Ausbildung Astronavigation unterrichtet und jedem Studenten, mich eingeschlossen, das Leben schwer gemacht. Er galt als streng aber fair, penibel, immer korrekt und etwas distanziert. Viele Studenten hatten ihn regelrecht gehasst, doch für mich war er der beste Lehrer überhaupt gewesen. "Und als kleine Korrektur, Crewman Rossi: Das heisst jetzt Commander Donovan."

Ich blickte auf seine Uniform und erkannte die Epaulette, die seinen Rang bestätigte. Er hatte auch während meiner Ausbildung immer eine Uniform getragen, jedoch stets ohne Rangabzeichen.

"Korrektur: Commander. Aber wollten sie nicht in Rente gehen und auf einem gemütlichen Planeten ihren Ruhestand geniessen?"

"Natürlich! Ich habe eine kleine Farm, keine dreihundert Lichtjahre von hier entfernt, wo ich mich ganz und gar der Aufzucht von Tomaten widme! Leider war dies nicht weit genug von diesem Desaster entfernt. Da alle aktiven Offiziere die in nützlicher Frist hätten hier sein können unabkömmlich sind, hat mich die Flotte gebeten, meinen Dienst zeitweilig in dieser Funktion wieder aufzunehmen. Und wenn die Flotte ruft - "

" - dann antwortet man", beendete ich den Satz für ihn. "Dann leiten sie diese Operation?"

"Nein, Ornella, Admiral Forrester hat die Leitung. Ich übernehme lediglich das Kommando über die Station, zumindest bis die offizielle Untersuchung abgeschlossen wurde. Commander Dysson wurde vorerst von ihren Aufgaben entbunden. Aber nun zu ihnen, Ornella: Sie haben tatsächlich zu dritt den Reaktor über zwei Tage lang am laufen gehalten?"

"Korrekt, Commander", antwortete ich selbstbewusst. "Offenbar kam sämtliches Personal, das den Reaktor hätte bedienen können bei der Kollision um. Für gewöhnlich arbeite ich beim Siedler-Empfang" erklärte ich etwas verlegen. Es musste für ihn enttäuschend sein, dass eine seiner besten ehemaligen Studentinnen es nicht weiter gebracht hatte. Er blickte mich ungläubig an und schüttelte dann verzagt den Kopf.

"Was für eine Verschwendung von Talent... Commander Dysson wird einiges zu erklären haben - aber alles zu seiner Zeit. Sie und ihre Crew müssen ausgelaugt sein!"

Mein Magen suchte sich genau diesen Augenblick aus, um lautstark zu knurren.

"Hungrig, Commander. Zudem würde ich gerne endlich wieder etwas anderes trinken als meinen wiederaufbereiteten Urin."

Mein alter Professor gab ein grollendes Lachen von sich.

"Das glaube ich ihnen gerne! Selbst der beste Anzugfilter kriegt den Geschmack nicht ganz raus. Sie und ihre Crew haben hier hervorragende Arbeit geleistet, Crewman Rossi. Sie sind somit allesamt offiziell abgelöst. Gehen sie. Essen sie etwas und ruhen sie sich ausgiebig aus. Sie sind für die nächsten 24 Stunden ausser Dienst. Danach schreiben sie einen vollständigen Bericht über die Ereignisse seit der Kollision und liefern diesen bei mir persönlich ab. Wegtreten, Crewman."

Ich erwiderte sein Lächeln, nahm die Achtungsstellung ein und meldete mich ab.

"Verstanden, Commander."

Siebzehn Stunden später weckte mich Larissa. Ich teilte mir ein Zimmer mit ihr und zwei weiteren Frauen in den Mannschaftsquartieren der Ringsektion. So lange hatte ich noch nie geschlafen. Hätte Larissa mich nicht geweckt, hätte ich wohl nochmals so lange geschlafen. Ich hatte das Gefühl, immer noch erschöpft zu sein, aber vielleicht brauchte ich einfach nur einen Kaffe. Ich blickte auf die Uhr.

"Müsstest du nicht am Empfang arbeiten?" fragte ich meine Zimmergenossin verschlafen.

"Der Empfang bleibt vorerst geschlossen. Ohne Andockstation können keine neuen Siedler empfangen werden, und jene die noch auf der Station waren, haben wir bereits abgefertigt. Wollen wir in die Mensa etwas essen gehen?"

Mein Magen meldete sich unüberhörbar zurück. Ich hatte zwar vor dem Schlafengehen eine Kleinigkeit gegessen, aber nicht annähernd genug, um meinen Bedarf zu decken. Ich war zum Essen einfach zu müde gewesen.

"Klar, gib mir zehn Minuten."

Die Mensa war brechend voll. Offenbar waren sämtliche Dienstleister wie die Bar, die Restaurants, Hotels und alle anderen Einrichtungen die dem Zeitvertreib dienten geschlossen worden. Selbiges galt für die Ankunft- und Abflughallen. Praktisch sämtliches Flottenpersonal der Station war ausser Dienst - selbst die wesentlichen Dienste, wie zum Beispiel jene der Flugleitstelle, wurden aktuell vom Ersatzpersonal welches mit den Flottenschiffen eingetroffen war übernommen. Die Leute trafen sich daher in der Mensa um Neuigkeiten über die aktuellen Vorkommnisse auszutauschen.

An einem Tisch entdeckte ich einen zerknirscht dreinblickenden Sean Miller. Er warf mir kurz einen missmutigen Blick zu.

"Ich habe gehört, dass er während der Kollision gerade Juanita Alvarez in einem Wartungsraum vernaschte", teilte mir Larissa hinter vorgehaltener Hand mit. "Aber das ist natürlich nur ein Gerücht." Sie kicherte schadenfreudig, denn sie konnte Sean 'Kotzbrocken' Miller ebensowenig leiden wie ich.

"jedenfalls war er bei der Kollision nicht auf seinem Posten", erwiderte ich trocken. "Und das ist kein Gerücht."

Während wir uns auf den Weg zur Essensausgabe machten, verstummten die Gespräche nach und nach. Ich hielt inne und schaute mich um. Sämtliche Blicke waren auf mich gerichtet. Dann begann jemand zu klatschen, bald gefolgt von weiteren Anwesenden, bis schlussendlich die Mensa von tosendem Applaus erfüllt war. Ich lief rot an.

"Du bist eine Heldin!" rief mir Larissa über den Lärm hinweg zu. Mir war das äusserst unangenehm. Aber zumindest ein kleiner Teil von mir war stolz. Ich hob eine Hand, um dem Beifall Einhalt zu gebieten. Als es endlich wieder still geworden war, deutete ich eine leichte Verbeugung an.

"Keine Ursache!" rief ich in die Menge. Viele lachten, einige jubelten während andere erneut klatschten. Doch zu meiner Erleichterung verebbte die Begeisterung dann doch irgendwann.

"Lass uns etwas zu essen holen und von hier verschwinden", flüsterte ich Larissa ins Ohr. "Bevor jemand beschliesst, dass ich auf den Schultern herumgetragen werden sollte."

Drei Tage später betrat ich das Büro von Commander Donovan. Im Gegensatz zu Pamela Dysson hatte mein ehemaliger Professor Räumlichkeiten in der Ringsektion bezogen. Er sass an seinem Schreibtisch, zusammen mit Admiral Forrester.

"Bitte nehmen sie Platz, Crewman Rossi" wies mich der Admiral an. Ich kam seiner Aufforderung nach, in der Hoffnung dass die beiden Männer mir meine Nervosität nicht ansahen. Aber wie bereits erwähnt, entging nichts den Adleraugen meines früheren Lehrers. Er schenkte mir ein beruhigendes Lächeln.

"Kein Grund, nervös zu sein, Ornella. Ich habe ihren Bericht gelesen. Ihr Verhalten während der Krise war tadellos - genauso wie der Bericht selbst. Sie sind hier, weil wir noch einige Diskrepanzen gegenüber anderen Berichten ausräumen möchten und noch ein paar Fragen betreffend ihrer offiziellen Akte haben."

"Crewman Rossi", ergriff der Admiral erneut das Wort. "In ihrem Bericht steht, dass sie diejenige waren, die die Idee hatte, die ausgefallene Kommunikation über den Magellan-Satelliten umzuleiten, korrekt?"

"Korrekt, Admiral."

"Das widerspricht der Darstellung von Commander Dysson. Sie hat angegeben, es sei ihre Idee gewesen."

"Vielleicht hat Commander Dysson hier etwas durcheinander gebracht, Admiral. Sie hatte schliesslich zu dem Zeitpunkt eine Menge um die Ohren. Aber wenn sie die Logs des Satelliten überprüfen lassen, werden sie feststellen, dass ich den Magellan-Satelliten vor Commander Dysson anpingte und die Kommunikation zwischen uns beiden von meinem ComPad aus initiiert wurde."

Beide Männer lächelten grimmig.

"Ich habe dir doch gesagt, dass sie ein kluges Köpfchen ist, Eddie" meinte Commander Donovan an den Admiral gewandt. Letzterer nickte zufrieden.

"Wir haben die Log-Einträge des Satelliten bereits überprüft, Crewman Rossi. Sie bestätigen ihre Aussage. Und auch wenn ich es persönlich sehr löblich finde, dass sie einem Vorgesetzten nicht in den Rücken fallen möchten, bitte ich sie, so aufrichtig wie möglich zu sein. Schliesslich arbeiten wir hier eines der ernstesten Desaster der letzten Jahre innerhalb der Flotte auf."

"Verstanden, Admiral."

"Nun gut, dann wollen wir uns mal mit ihrer Akte beschäftigen, Crewman. Commander Dysson hat darin vermerkt, sie hätten psychische Probleme gehabt. Könnten sie uns erläutern, was sie damit gemeint haben mag?"

Ich zögerte einen Augenblick lang und überlegte, ob ich einfach sagen sollte, dass ich den Grund für den Eintrag nicht kannte. Aber die Adleraugen meines ehemaligen Lehrers liessen keine Lügen zu. Zudem war es durchaus möglich, dass Pamela Dysson unser damaliges Gespräch aufgezeichnet und meiner Akte hinzugefügt hatte.

"Seit ich hier angekommen bin, arbeite ich beim Siedler-Empfang, Admiral. Die meisten Siedler stammen aus eher... ärmlichen Verhältnissen und versprechen sich von ihrer Reise hierher eine bessere Zukunft. Dabei ist Galamex 2 bestenfalls... eine harte Welt, aber wohl eher eine unbarmherzige. Das Wissen, dass die Hoffnungen dieser Menschen wohl mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit enttäuscht werden, empfand ich als... belastend."

"Und was empfinden sie jetzt, Crewman? Seien sie ehrlich" fragte mich der Admiral, während er mich aufmerksam musterte.

"Ich... empfinde es nach wie vor als belastend. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen - ohne auf irgendwelche Medikamente zurückgreifen zu müssen", ergänzte ich hastig. Vielleicht zu hastig. Doch Admiral Forrester zerstreute meine Befürchtung augenblicklich.

"Crewman Rossi, egal was ihnen Commander Dysson oder sonstwer gesagt haben mag: Lassen sie sich von niemandem einreden, Empathie sei bei der Flotte eine Schwäche. Wer kein Einfühlungsvermögen besitzt, wird nie ein guter Anführer sein. Und das sie führen können, haben sie bei der Inbetriebhaltung des Reaktors unter den widrigsten Umständen unter Beweis gestellt. Gleichzeitig haben sie damit bewiesen, dass sie mit äusserst stressigen Situationen umgehen können. Ich werde Commander Dyssons Anmerkung daher aus ihrer Akte entfernen lassen."

"Danke, Admiral." Ich atmete erleichtert auf.

"Ich habe zu danken, Crewman Rossi! Ohne sie hätte diese Geschichte noch viel schlimmer enden können. Ich werde sie daher beim Flottenkommando für die höchste Belobigung vorschlagen. Zudem befördere ich sie mit sofortiger Wirkung in den Rang eines Lieutenants. Ihr neuer Einsatzbereich ist bei der Flugleitstelle. Sie treten morgen früh dort ihren Dienst an. Und falls sie später immer noch wünschen, auf eine andere Station oder auf ein Schiff versetzt zu werden, werde ich ihren Antrag unterstützen. Vorerst werden ihre Dienste jedoch hier benötigt, Lieutenant Rossi. Danke für ihre Zeit. Sie können wegtreten."

Ich konnte meine Freudentränen gerade noch lange genug zurückhalten, bis ich das Büro verlassen hatte.

Im Versorgungsdepot wurden mir meine Epauletten ausgehändigt. Ich befestigte ein Paar an meiner Uniform und machte mich auf den Weg zur Bar. Obschon ich in der Ringsektion unterwegs war, hatte ich das Gefühl, mindestens fünf Centimeter über dem Boden zu schweben. Unterwegs lief ich einigen Bekannten über den Weg, die mir allesamt gratulierten und bekundeten, dass es niemand mehr verdient hätte als ich, befördert zu werden. Die Bar, welche erst vor einigen Stunden wieder geöffnet worden war, war gut besucht. Larissa sass bereits an unserem Stammtisch. Überrascht stellte ich fest, dass sie ebenfalls Offiziers-Abzeichen trug. Sie stand auf, jauchzte und schloss mich in die Arme. Eng umschlungen hüpften wir wie zwei kleine Mädchen auf und ab.

"Du auch?" fragte ich, als wir uns endlich setzten.

"Ja! Dank dir!! Weil du mir nach der Kollision die Leitung über den Empfangsbereich übertragen hast!" erklärte Larissa begeistert. "Offenbar war unser neuer Commander beeindruckt von meiner Leistung, insbesondere davon, wie effizient ich die Siedler abfertigen und auf den Planeten transportieren liess."

"Dann kann ich ja wirklich nur noch gratulieren!"

"Dito!" gab Larissa zurück. "Und du weisst, was das heisst? Wir kriegen jetzt ein Zweierzimmer - sofern du mich immer noch als Zimmergenossin haben willst."

"Spinnst du? Mit so einem Messi wie dir will ich doch nicht mehr zusammen wohnen!" gab ich scherzhaft zurück. Sie stupste mich in die Schulter, bevor sie uns zu trinken bestellte - nicht den üblichen Fusel, sondern Vodka.

"Hast du in der Lotterie gewonnen? Das kostet ein Vermögen!"

"Was soll's", gab Larissa achselzuckend zurück. "Wir haben heute Grund zum Feiern! Und mit unserem Offiziersgehalt können wir uns auch mal was gönnen."

"Na schön, aber nur heute."

In diesem Augenblick trat Albert Rechsteiner in die Bar - in ziviler Kleidung. Meine Stimmung fiel flugs in den Keller, denn das konnte nur eines bedeuten. Die Flotte hatte ihn aus dem Dienst entlassen.

"Al! Das darf doch nicht wahr sein! Sie haben dich rausgeschmissen?!" fragte Larissa, die ebenso bestürzt war wie ich. Er setzte sich zu uns und lächelte traurig.

"Tja, es war absehbar, dass einige Köpfe rollen mussten. Immerhin, eine unehrenhafte Entlassung ist immer noch besser als wegen Fahrlässigkeit vor Gericht zu kommen."

"Aber das war doch nicht deine Schuld!" warf ich mitfühlend ein. "Das warst ja nicht du, der dem ankommenden Schiff den falschen Anflugvektor übermittelt hat!"

"Doch, Nella, es ist meine Schuld. Der junge Mann, Saki Nakamura, der den Anflugvektor berechnet und übermittelt hat, war nicht für den Posten geeignet. Auch wenn mir seine Zuteilung von Pamela Dysson diktiert wurde, war dennoch ich dafür verantwortlich, dass er trotz fragwürdiger Qualifikation bei der Flugleitstelle zum Einsatz kam. Ich hätte ihn nie einsetzen dürfen. Ich hätte mich gegen Commander Dysson zur Wehr setzen müssen. Doch jetzt ist da ein junger, gebrochener Mann, der für den Rest seines Lebens mit der Last leben wird, 238 Menschen auf dem Gewissen zu haben." Die Bitterkeit in Alberts Stimme war herzzerreissend. Neue Tränen schossen mir in die Augen. Dieses mal war nicht Freude ihre Ursache. "Ich hätte es verdient, wegen Fahrlässigkeit vor Gericht gestellt zu werden und den Rest meiner Tage in einem Gefängnis zu verbringen."

"Sag doch nicht sowas!" protestierte Larissa mit gepeinigter Stimme.

"Naja, wer weiss? Vielleicht ist ja mein Schicksal schlimmer als Gefängnis. Ich habe nicht genug Geld, um eine Passage zurück zur Erde zu kaufen. Ich habe nicht einmal genug, um dieses System zu verlassen. Also werde ich wohl oder übel auf diesem verdammten Planeten nach Arbeit suchen müssen."

"Du hast doch noch deine Pilotenlizenz", versuchte ich ihn aufzumuntern. Vergeblich, wie es schien, denn Albert schüttelte den Kopf.

"Es gibt aktuell keine private Raumfahrt im System. Und selbst wenn die grossen Konzerne irgendwann beschliessen sollten, dass es sich lohnt, die anderen Himmelskörper von Galamex zu erschliessen, werden sie es tunlichst vermeiden, einen unehrenhaft Entlassenen einzustellen."

Mir war nun definitiv elend zumute. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, wie eng beieinander Freude und Leid liegen konnten.

*** Cygnus ***

Alina Sparks war eine gerissene Wölfin im verführerischsten Schafspelz, das ich je zu Gesicht bekommen hatte. Sie war gross, schlank, blond, hatte Beine bis zum Himmel, einen Hintern der jedem Mann das Wasser im Munde zusammenlaufen liess und einen Vorbau an dem eine Horde Babies ihre helle Freude gehabt hätte. Ihre klaren, blauen Augen verrieten eiskaltes Kalkül und straften ihren süssen Schmollmund Lügen.

Sie erwartete mich bereits in meinem Büro, wo sie neugierig das Abbild von meiner Traumfrau begutachtete.

"Hübsch", kommentierte sie das Bild als ich mich zu ihr gesellte.

"Ornella Muti. Zwanzigstes Jahrhundert. Schauspielerin." Ich reichte ihr die Hand. "Ich bin sehr erfreut, sie endlich kennenzulernen, Frau Sparks. Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Reise."

"Die Freude ist ganz meinerseits, Herr Montichiari. Der Flug von Main Town hierher war sehr angenehm, danke. Sie hätten sich aber nicht die Mühe machen müssen, dafür extra ein Shuttle von der Flotte zu mieten. Ein normales Atmosphären-Flugzeug hätte gereicht."

"Dann hätte ihre Reise hierher zehn mal so lange gedauert. Das wäre eine Verschwendung ihrer Zeit gewesen."

Sie schenkte mir ein gewinnendes Lächeln.

"Charmant. Wie kann ich ihnen behilflich sein, Herr Montichiari?" Ohne eine Aufforderung abzuwarten, setzte sie sich vor meinen Schreibtisch. An Selbstsicherheit mangelte es ihr auf jeden Fall nicht.

"Darf ich ihnen etwas anbieten? Tee? Kaffe? Orangensaft? Oder darf es etwas stärkeres sein? Vodka? Gin? Whisky? Oder bevorzugen sie Cognac?"

Falls sie von meiner Auswahl an teuren Importgetränken beeindruckt war, liess sie es sich nicht anmerken. Sie musste wirklich eine gute Anwältin sein.

"Einen Orangensaft, danke."

Ich ging zum Kühlschrank, goss ihr ein Glas ein und reichte es ihr. Dann setzte ich mich an meinen Schreibtisch.

"Wäre es ok, wenn wir uns beim Vornamen ansprechen würden. Oder wäre das zu vertraut?"

"Per du zu sein schafft ein falsches Gefühl der Vertrautheit, Cygnus. Aber wenn das für dich ok ist, habe ich nichts dagegen."

Ich musste unwillkürlich schmunzeln. Diese Frau führte Gespräche wie andere eine Partie Schach spielten.

"Ich hege die Hoffnung, dass daraus irgendwann mal echtes Vertrauen wird, Alina. Am liebsten habe ich es mit Menschen zu tun, denen ich vertrauen kann."

"Leider ist mir dieser Luxus bei meinem Beruf nicht vergönnt" erwiderte sie spitz. "Aber ich bevorzuge es natürlich auch, wenn ich mit offenen Karten spielen kann. Daher nochmals, Cygnus: Wie kann ich dir behilflich sein?"

"In anderen Worten: Komm endlich zur Sache, Cygnus", schoss ich zurück. Ihre Lippen verzogen sich ganz leicht nach oben. Mehr Fassung verlor sie jedoch nicht.

"Nur weil man per du ist, braucht man nicht gleich unhöflich zu werden", antwortete sie mit funkelnden Augen.

"Na schön, Alina. Dann lass uns - zumindest vorerst - keine weitere Zeit verlieren: Wie du vielleicht auf deinem Weg hierher bemerkt hast, führe ich hier eine kleine Unternehmung."

"Das ist die Untertreibung des Jahres", erwiderte sie prompot. "Cygnus Montichiari, 27 Jahre alt, aus Deutschland - mit italienischen Wurzeln - stammt aus Bescheidenen Verhältnissen. Schliesst als einer der besten seinen Jahrgangs die Terraformer-Ausbildung ab. Lässt sich vor drei Monaten auf Galamex 2 nieder und ist heute bereits der grösste Eisenproduzent des Kontinents und wohl schon bald des ganzen Planeten. Produziert und verkauft als einziger Holz und gehört vermutlich zu den reichsten Menschen auf dieser Kugel. Neben den Grosskonzernen und der Flotte der grösste Arbeitgeber. Es würde mich wundern, wenn nicht innerhalb des nächsten Jahres ein Artikel über dich bei Forbes Interstellar erscheint." Sie machte eine kurze Pause. "Was ich tatsächlich erst bei meiner Ankunft hier sehen konnte: Du produzierst nun auch Weizen - wirst du demnächst eine Bäckereien-Kette eröffnen?"

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