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Die Galamex-Saga - Teil 01

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Hallo, Ornella. Ich hoffe, es geht Ihnen gut. Ich war sehr erleichtert darüber, dass ihr Name nicht im Manifest der verstorbenen Personen beim Unfall auf der Station aufgeführt war. Ich hoffe wirklich, dass sie dieses unsägliche Ereignis wohlbehalten überstanden haben.

Der Grund warum ich Ihnen schreibe: Sie hatten zugesagt, mit mir Essen zu gehen, falls wir uns jemals wieder begegnen sollten. Nun ergibt es sich, dass ich heute im Verlauf des Tages auf der Station sein werde. Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn wir uns dann treffen könnten. Ich würde es natürlich verstehen, wenn Sie mir eine Absage erteilen würden (auch wenn es mir, ehrlich gesagt, das Herz brechen und ich unweigerlich der dunkelsten Verzweiflung anheim fallen würde!). Schliesslich bin ich nur ein Fremder, dem sie vor gefühlt unzähligen Monaten begegnet sind.

Ich würde Sie wirklich gerne wiedersehen, Ornella.

Bitte lassen Sie mich zumindest wissen, wie es Ihnen geht. Die Übermittlungskosten für Ihre Antwort werde ich selbstverständlich übernehmen.

Liebe Grüsse, Cygnus Montichiari.

Ich las die Nachricht nochmals durch und musste schmunzeln. Ich erinnerte mich nun daran, dass ich ihm tatsächlich zugesagt hatte, mit ihm Essen zu gehen, sollten wir uns nochmals begegnen. Dass er so zuvorkommend war, mir einen Ausweg aus meiner Zusage zu lassen - und das er auch noch anbot, die Kosten für meine Antwort zu übernehmen - war irgendwie... niedlich. Andererseits konnte seine anstehende Anwesenheit auf der Station nur bedeuten, dass er dabei war abzureisen. Der Planet hatte ihn, wie so viele andere vor ihm, geschlagen. Und nun machte er sich auf und davon, zurück zur Erde, oder zu einer anderen Kolonie, um sein Glück vielleicht erneut zu versuchen. Nun denn, vielleicht konnte ich ihm ja seine Abreise etwas versüssen. Ausserdem würde mir etwas Abwechslung gut tun. In letzter Zeit verbrachte ich meine Freizeit vorwiegend mit Larissa, sofern unsere Arbeitszeiten es überhaupt zuliessen.

Ich beschloss, eine Antwort zu verfassen.

Hallo, Cygnus. Danke der Nachfrage. Mir geht es, trotz des Vorfalls, ziemlich gut. Es würde mich freuen, mit Ihnen Essen zu gehen, um zu erfahren, wie es Ihnen denn so geht (und um zu verhindern, dass sie an gebrochenem Herzen elendiglich zugrunde gehen...). Wie wäre es mit 19:00 Uhr Bordzeit? Es versteht sich von selbst, dass ich diese meine Antwort selbst bezahle. Wir kriegen bei der Flotte diesbezüglich einen ordentlichen Rabatt, daher brauchen sie meinetwegen keinen einzigen Stellari aufzubringen.

Ich versendete meine Nachricht und wollte mein ComPad bereits wieder verstauen, als eine weitere Nachricht von Cygnus Montichiari folgte.

Hallo, Ornella. Mein Herz macht gerade Freudensprünge! Wir treffen uns dann um 19:00 Uhr im Stardust. Ich habe bereits einen Tisch reserviert.

Verdutzt las ich die Nachricht nochmals durch. Er hatte tatsächlich geschrieben im Stardust - dem teuersten Restaurant auf der Station - eine Reservierung platziert zu haben. Das konnte er sich unmöglich leisten! Ich selbst hatte ein einziges mal dort gegessen, als mir der Admiral die formelle Belobigung der Flotte in Form einer Medaille überreicht und mich zum Essen eingeladen hatte. In der Regel speisten dort ranghohe Flottenangehörige oder leitende Angestellte von Grosskonzernen. Schon der Salat kostete mehr als mein halbes Wochengehalt! Ich tippte eifrig eine weitere Antwort und versendete sie.

Das kann ich mir nicht leisten! Wie wäre es, wenn wir uns stattdessen im Galamex Inn treffen würden? Die Preise sind anständig und das Essen ist nicht schlecht.

Wieder erhielt ich prompt eine Antwort.

Es versteht sich von selbst, dass ich Sie einlade, Ornella. Da Sie mein Herz zum singen bringen, ist das beste Restaurant auf der Station das Mindeste!

Dies war nun seine dritte Nachricht, womit er bereits 300 Stellari verbraten hatte! Wenn er im Begriff war, den Planeten zu verlassen, würde er jeden dieser Stellari brauchen! Ich konnte einfach nicht zulassen, dass er sich derart verausgabte.

Wir treffen uns um 18:45 Uhr am Shuttledock. Wir können dann gemeinsam erörtern, wohin wir Essen gehen. Beantworten Sie diese Nachricht nicht! Ich will nicht, dass Sie meinetwegen unnötig Geld ausgeben! Wenn sie sie dennoch beantworten, ist unsere Verabredung geplatzt!

Als nach einer Minute keine Antwort mehr gekommen war, atmete ich auf und verstaute erleichtert mein ComPad. Zumindest vorerst hatte ich ihn daran hindern können, Geld wegzuwerfen, dass er nicht hatte.

In diesem Augenblick gab der Stationslautsprecher bekannt, dass das Transportschiff 'Samarcanda' bei der Station eingetroffen war. Ich blickte aus dem Aussichtsfenster und erblickte, wie das gewaltige Schiff gerade sein Andockmanöver beendete. Ich hatte dessen Ankunft komplett verpasst - und nichts schlimmes war dabei passiert.

"Wow! Ich glaube nicht, dass ich dich je in Zivilistenkluft gesehen habe!" meinte Larissa, als sie in unser gemeinsames Quartier trat. Ich betrachtete gerade mein ungewohntes Spiegelbild. Dies war tatsächlich das erste mal seit Jahren, dass ich keine Uniform trug, zumindest nicht ausserhalb meiner eigenen vier Wände. Selbst wenn ich während meiner Ausbildung an Festtagen meine Eltern besucht hatte, war ich stets in meiner Uniform unterwegs gewesen, stolz darauf zur Flotte zu gehören. Dementsprechend fühlte ich mich nun etwas unwohl in meinem roten, hautengen Kleid. Aber ich hatte beschlossen, dass es sein musste. Larissa beäugte mich argwöhnischen. "Du bewirbst dich doch nicht etwa bei einem der Konzerne?" fragte sie, echte Sorge in ihrer Stimme.

"Natürlich nicht!" gab ich etwas entrüstet zurück, obschon ich ihre Sorge nachvollziehen konnte. Die grossen Konzerne waren bekannt dafür, fähiges Flottenpersonal abzuwerben - selbst solches dass noch die Ausbildungskosten abdienen musste. In letzterem Fall bezahlten die Konzerne jeweils eine entsprechende Ablösesumme. Viele Offiziere denen sich solche Gelegenheiten boten, nahmen diese begeistert an. Die Konzerne bezahlten mehr als die Flotte und die Arbeitsbedingungen waren - zumindest auf den ersten Blick - besser. Einige meiner Kommilitonen während der Ausbildung hatten sogar hinter vorgehaltener Hand erklärt, dass die Flotte für sie nichts weiteres als ein Sprungbrett war, um später in der Konzernwelt Fuss zu fassen. Dazu hatte ich zwar nie etwas gesagt, aber insgeheim waren mir solche Leute zuwider. Im Dienste der Flotte zu stehen war für mich gleichbedeutend mit 'im Dienste der Menschheit' zu stehen. Wer dies gegen schnöden Mammon eintauschte, verdiente meinen Respekt nicht. Larissa dachte diesbezüglich ähnlich wie ich. Einer der Gründe, warum wir uns so gut verstanden.

"Dann... hast du ein Date!" folgerte Larissa begeistert. "Mit einem Zivilisten!"

"Nein... ja... nein..." ich seufzte und betrachtete mich nochmals im Spiegel. Der rote Einteiler, das einzige Kleid welches ich mitgenommen hatte, sass wie angegossen. Es betonte meine Figur an den richtigen Stellen und zeigte meine Beine, welche nach einhelliger Meinung aller (die mich je in diesem Kleid gesehen hatten) ein echter Hingucker waren. Erneut plagten mich Zweifel, ob dies wirklich eine gute Idee war, oder ob es nicht doch besser wäre, in meiner Uniform zu erscheinen. "Irgendwie ist es ein Date, und dann wieder doch nicht."

Larissa neigte den Kopf zur Seite und begutachtete mich amüsiert.

"Ja was denn nun: Ist es ein Date oder nicht?" erklärte sie. "Du tust dich doch sonst nicht so schwer mit Definitionen."

"Es ist... kompliziert", erwiderte ich, etwas verlegen über die Tatsache, dass ich tatsächlich selbst nicht wusste, worum es sich bei diesem Essen handelte. "Wir gehen zusammen Essen. Aus dieser Sicht betrachtet, IST es ein Date. Aber er reist heute ab, also ist es höchstens ein... Mitleids-Date. Ich weiss auch nicht, wie ich es genau erklären soll!" ergänzte ich frustriert.

"Dann erzähl doch einfach mal, wen du triffst. Vielleicht kommen wir ja gemeinsam auf die richtige Antwort", ermunterte mich Larissa grinsend. Sie war ganz offenbar von meiner Situation belustigt, was mich bei jedem anderen rasend gemacht hätte. Aber Larissa war meine Freundin, und wir neckten uns oft gegenseitig. Jedoch nie boshaft.

"Erinnerst du dich daran, dass ich dir mal etwas über einen Siedler erzählt habe, der eine Brille trug?"

"Ja... das war an dem Tag, an dem du bei Pamela Dysson vorgesprochen und dich danach hast volllaufen lassen. Ich glaube, du hast den ganzen Abend über den Typen gesprochen. Hiess er nicht sowas wie Simon?"

"Cygnus", korrigierte ich sie. "Cygnus Montichiari. Und ich habe GARANTIERT nicht den ganzen Abend über ihn gesprochen!"

Larissa lachte laut auf. "Bei dem Filmriss, den du am Tag darauf hattest, verwundert es mich nicht, dass du das falsch im Kopf hast. Den ganzen Abend lang: Cygnus hier und Cygnus da. Albert und ich mussten dich regelrecht in unser altes Zimmer schleifen, weil du nicht mehr laufen konntest!"

"Gar nicht wahr!" gab ich halbherzig zurück. Ich hatte an dem Abend tatsächlich viel getrunken. "Wie dem auch sei, er hat mir heute eine Nachricht geschickt und mich daran erinnert, dass wir miteinander Essen gehen wollten, falls wir uns erneut begegnen sollten. Und dass er heute auf der Station sein würde..."

Larissas Lächeln verschwand. Auch sie wusste, was dies - in der Regel - bedeutete.

"Dann reist er heute ab?" Ich nickte. "Warum hast du dich dann so aufgebretzelt?"

"Weil ich, wie schon gesagt, Mitleid mit ihm habe", antwortete ich betrübt. "Seine Hoffnungen und Träume sind an der harten Kruste dieses verfluchten Planeten zerschellt. Daher möchte ich ihm zum Abschied zumindest etwas fürs Auge bieten."

"Nur fürs Auge?" fragte Larissa dreist.

"Larissa!" antwortete ich in gespielter Empörung. "Hältst du mich für ein billiges Flittchen?!"

"Nein, Schätzchen, ich halte dich für eine Frau, die weiss was sie sie will und es sich nimmt!" erwiderte sie feixend. "Also... wenn du heute Nacht das Zimmer für dich alleine willst..."

"Erstens: Es ist Flottenangehörigen nicht gestattet, Zivilisten die Mannschaftsbereiche der Station betreten zu lassen", unterbrach ich sie. "Und zweitens: Er wird sowieso keine Zeit für... so etwas haben - sämtliche abreisenden Schiffe starten innerhalb der nächsten 4 Stunden. Wir werden also gerade mal genug Zeit haben, um etwas zu essen."

"Du hast da was falsch im Kopf, Schätzchen" widersprach Larissa. "Die Zivilistenregelung gilt nur für das gemeine Fussvolk. Offiziere dürfen durchaus Zivilisten mitbringen." Ich schenkte ihr einen vorwurfsvollen Blick. Schliesslich war es noch nicht so lange her, dass auch wir beide zum 'gemeinen Fussvolk' gehört hatten. "Aber du hast recht, was die Abflugzeiten betrifft. Dann halt vielleicht ein Quickie auf einer Toilette?"

"Larissa!!" dieses mal war die Empörung nicht nur gespielt. Als ich jedoch das Grinsen in ihrem Gesicht sah, konnte ich nicht anders als herzlich zu lachen. Larissa stimmte mit ein.

*** Cygnus ***

Der Flug zur Station war aufregend gewesen. Da wir ein Shuttle gemietet hatten, um eintreffende Fracht abzuholen, waren nur Borys und ich als Passagiere mit an Bord. Daher hatten wir beide im Cockpit hinter dem Piloten Platz genommen. Dies war das erste mal, dass ich das Verlassen einer planetaren Atmosphäre hatte beobachten können. Gewöhnliche Personen-Shuttles hatten im Passagierbereich keine Fenster. Fracht-Shuttle indes hatten keinen eigentlichen Passagierbereich, dafür aber ein grösseres Cockpit, da - je nach Fracht - Begleitpersonal die Fracht beaufsichtigen sollte. Die von uns erwartete Fracht, diverse biologische Rohstoffe wie Pflanzen, Bakterien und Insekten, die ich für meine Terraforming-Arbeit benötigte, war eigentlich nicht so heikel, als das sie Begleiter notwendig gemacht hätte, doch Alina und Yegor hatten darauf bestanden. Beide waren der Meinung, dass man Glaksson und den anderen Konzernen nicht über den Weg trauen durfte und wir daher auch mit Sabotage-Bestrebungen rechnen mussten.

Für mich die perfekte Gelegenheit, das Geschäftliche mit dem Angenehmen zu verbinden - und endlich Ornella wiederzusehen.

In dem halben Jahr, seit ich auf Galamex war, hatte ich jeden Tag an sie gedacht. Nicht nur, weil das Bild einer längst verstorbenen Frau in meinem Büro hing, welches ihr auf's Haar glich. Nein, ich hatte an SIE gedacht, der aktuell lebenden 'Ornella' und mir versucht auzumalen, wie sie wirklich war - so als real existierender Mensch. Ich war mir der Tatsache bewusst, dass ich eine idealisierte Vorstellung von ihr im Kopf hatte, entstanden aus unzähligen Tagträumen und den filmischen Werken einer besonderen Schauspielerin. Daher versuchte ich angestrengt, meine Erwartungen über Bord zu werfen - oder zumindest herunterzuschrauben. Trotzdem war ich mindestens so aufgeregt wie beim ersten Mal, an dem mich eine Frau mit in ihr Bett genommen hatte.

Borys hatte dies wohl bemerkt, doch er hatte sich jeglichen Kommentar verkneift. Erst als wir uns beim Aussteigen aus dem Shuttle trennten, wünschte er mir mit einem wissenden Grinsen viel Glück.

Als ich das Shuttledock verliess und sie erblickte, begann mein Herz zu rasen. Sie trug ein hautenges rotes Kleid und High Heels, was ihre bezaubernden Beine noch länger wirken liess, als sie es waren. Ein tiefer Ausschnitt liess erkennen, dass sie keinen BH trug. Ihre üppigen Brüste schienen einen regelrecht anspringen zu wollen, genauso wie ihr festes, rundes Gesäss. Ihr langes Haar war hochgesteckt in einem eleganten Updo. Sie zog die Blicke wie ein Magnet auf sich und sah einfach nur umwerfend aus. Ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie mich erblickte. Sie kam auf mich zu und küsste mich auf die Wange.

"Hallo, Cygnus. Du siehst... blendend aus!"

Ich erwachte aus meiner Schockstarre und blickte an mir herab. Zu meinem Glück hatte Alina darauf bestanden, dass ich mich nicht in meiner üblichen Tageskluft, bestehend aus einfachen Jeans und T-Shirt, auf die Station begab, sondern etwas stilvoller auftrat. Schliesslich war ich als offizieller Vertreter von CyCo unterwegs und musste daher auch einen entsprechenden Eindruck hinterlassen. Ich trug daher einen dunkelblauen massgeschneiderten Trois Piece, inklusive Kravatte.

"Hallo, Ornella. Nichts im Vergleich zu dir! Kriege ich bitte meinen Verstand zurück, den du mir gerade geraubt hast?"

Ihr warmes Lachen klang wie die lieblichste Musik in meinen Ohren. Und das wir uns unaufgefordert gedutzt hatten, war wie ein Zeichen von den Sternen. Meine ganze Anspannung war verflogen.

"Wir werden sehen, vielleicht gebe ich ihn dir zurück, wenn du abr... Moment - " Sie hielt inne und blickte um mich herum. " - wo ist dein Gepäck?"

Ich blickte sie verwirrt an. Gepäck? Erwartete sie etwa, dass ich mehrere Tage auf der Station blieb? Oder... dann zog ich den richtigen Schluss und schüttelte erleichtert den Kopf.

"Ich reise nicht ab, Ornella. Ich habe geschäftlich auf der Station zu tun."

"Oh... Oh!" Verlegenheit machte sich auf ihrem wundervollen Gesicht breit. "Bitte entschuldige! Ich hatte angenommen... Stop!" Sie musterte mich nochmals eingehend und blickte dann voller Argwohn in meine Augen. "Du arbeitest jetzt für eines der grossen Konzerne!"

Wieder schüttelte ich den Kopf, musste dabei aber unwillkürlich lächeln.

"Nein. Ich... arbeite für ein auf dem Planeten beheimatetes Unternehmen mit dem Namen CyCo", erklärte ich. Ich war noch nicht bereit ihr zu offenbaren, dass ich Mit-Eigentümer von CyCo war. Ich wollte, dass sie mich als einfachen Menschen kennenlernte und nicht als aufstrebenden Wirtschaftsmagnat. "Für planetare Verhältnisse ist das Unternehmen schon ziemlich gross, aber es hat seine Fühler noch nicht ins Weltall ausgestreckt, geschweige in andere Sternensysteme. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und dann wäre ich tatsächlich bei einem grossen Konzern angestellt."

Sie atmete offenbar erleichtert auf, und ihr hinreissendes Lächeln kehrte zurück.

"Dann bin ich ja beruhigt. Ich kann nämlich Konzernfuzzis nicht ausstehen."

"Da sind wir schon zu zweit!" Ich bot ihr meinen Arm an und sie hakte sich ohne weitere Aufforderung ein. "Also, in welche Richtung geht es zum Stardust?"

"Cygnus, das Essen dort kostet ein Vermögen! Also wenn dir die Firma für die du arbeitest nicht ein unglaubliches Gehalt zahlt, dann kannst du dir das unmöglich leisten!"

"Keine Sorge", beruhigte ich sie. "Ich... werde das Essen einfach als Arbeitsspesen verbuchen."

"Kriegst du dafür nicht mächtig Ärger?" fragte sie besorgt.

"Nein. Ich verstehe mich ziemlich gut mit der Geschäftsleitung."

"Trotzdem", wandte sie ein. "Das ist einfach übertrieben. Mir reicht es schon vollkommen, überhaupt mit dir Essen gehen zu können."

"Wir sind beide eindeutig zu schick angezogen, um in irgendeinem 0815-Imbiss zu dinieren. Aber wenn du darauf bestehst, dann gehe ich in den nächsten Kleiderladen und besorge mir Jeans und ein T-Shirt."

Wieder lachte sie und legte kurz ihren Kopf an meine Schulter. Ein Schauer fuhr bei der Berührung durch meinen Körper. Sie sah nicht nur wie eine Göttin aus, sie duftete auch noch herrlich.

"Na schön, Cygnus, dann lass uns wie die Könige speisen. Zum Stardust geht es hier lang."

*** Ornella ***

Das Bemerkenswerteste an meiner Begegnung - Korrektur: meinem Date - mit Cygnus war die augenblickliche Vertrautheit. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart sicher, geborgen oder einfach ausgedrückt, rundum wohl. Es war als ob wir aufeinander synchronisiert worden wären. Oft beendeten wir den Satz des anderen. Und er brachte mich immer wieder zum lachen, genauso wie ich ihn. Dieses Gefühl, ihn schon seit einer Ewigkeit zu kennen, obschon wir uns vorher nur ein einziges mal - und dies nur kurz - getroffen hatten, war schon beinahe angsteinflössend. Obschon ich mein Leben lang mühelos das Eis gebrochen und neue Kontakte geknüpft hatte, wurde ich in der Regel erst nach einiger Zeit mit neuen Bekanntschaften wirklich warm. Ausserdem glaubte ich nicht an das Konzept der 'Liebe auf den ersten (oder meinetwegen auch zweiten) Blick'. Ich war mir nichteinmal sicher, ob ich überhaupt an das Konzept der romantischen Liebe glaubte. Ich hatte zwar während meiner Ausbildung zwei längere Beziehungen gehabt, doch bei keiner davon hätte ich auch nur an das Wort 'Liebe' gedacht. Zuneigung, klar, aber Liebe? Doch meine Gefühle gegenüber Cygnus widersprachen all meinen bisherigen Erfahrungen. Ich konnte mich nicht der Erkenntnis erwehren, dass ich im Begriff war, mich mehr und mehr in diesen jungen Mann mit Brille zu verknallen. Und trotz der Euphorie die ich dabei verspürte, machte es mir auch ein wenig Angst. Hinzu kam, dass er seit unserem ersten Treffen von 'attraktiv' auf 'heiss' fortgeschritten war. Zum einen, weil er in dem Anzug vor Selbstsicherheit zu triefen schien. Zum anderen, weil der Planet ihn offenbar gestählt hatte: Er wirkte nicht mehr ausgemergelt, sondern hatte Muskeln entwickelt - nicht jene der Fitnessstudio-Sorte, sondern solche die durch harte körperliche Arbeit entstanden. Selbst durch seine Anzugshosen war ein knackiger Hintern zu erkennen, und ich ertappte mich bei dem Gedanken wie es wohl wäre, ein wenig daran zu knabbern.

Röte schoss mir ins Gesicht, während Cygnus meine Vorstellung zu erahnen schien.

"Einen Stellari für deine Gedanken", erklärte er verschmitzt, während uns der Kellner zwei Spritz servierte.

"So billig gebe ich diese nicht her", erwiderte ich mokiert. Er lachte. Dieses warme, einladende Lachen, welches mein Inneres zu entflammen vermochte.

"Was wäre denn ein angebrachter Preis dafür? Eine Reise zu den Ringen des Saturn? Oder ein Trip zu den Wasserfällen von Sontaxia 3?" fragte er. Ich überlegte einen Augenblick lang, ob ich ihm meine lustvollen Gedanken einfach offenbaren sollte, aber ich war noch nicht so weit. Da war immer noch diese latente Furcht - nicht vor ihm, sondern vor meinen eigenen Gefühlen. Stattdessen lenkte ich das Thema in eine andere Richtung.

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