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Die Galamex-Saga - Teil 01

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Ich musste unwillkürlich grinsen. Sie hatte sich definitiv auf unser Gespräch vorbereitet. Aber das hatte ich auch.

"Alina Sparks, 31 Jahre jung. Aus England stammend - mit niederländischen Wurzeln - ebenfalls aus Bescheidenen Verhältnissen. Über dich sind bereits zwei Artikel in der rennomierten Fachzeitschrift 'Legal Journal' erschienen. Der erste über deinen kometenhaften Aufstieg als Staranwältin bei Astral Solutions, dem grössten Konzern der Milchstrasse und über einige der aufsehenerregendsten Fälle die du für deinen Arbeitgeber gewonnen hast. Der zweite über dein misteriöses Ausscheiden vor einem Jahr. Führst seither eine kleine Anwaltskanzlei auf dem Planeten Galamex 2 und vertrittst ausschliesslich Privatpersonen - umsonst."

Sie nickte mir anerkennend zu.

"wir haben beide unsere Hausaufgaben gemacht. Aber du hast meine Frage betreffend der Bäckereien noch nicht beantwortet.

"Darauf komme ich noch zurück, Alina. Aber zuerst hätte ich eine Frage an dich. Von deiner Antwort darauf hängt ab, wie eine potentielle Zusammenarbeit aussehen würde."

"Schiess los."

"Warum hast du Astral Solutions verlassen?"

Sie musterte mich eingehend, ohne eine Miene zu verziehen. Ich befürchtete bereits, dass sie mir eine Antwort schuldig bleiben würde. Doch dann ergriff sie das Wort.

"Die Antwort darauf verlangt meinerseits einen gewissen Vertrauensvorschuss dir gegenüber. Und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dir tatsächlich vertrauen kann, Cygnus."

"Ich verstehe", antwortete ich. "Du bist vermutlich an eine Verschwiegenheitsklausel gebunden. Dann kannst du vielleicht die folgende Frage beantworten: Warum führst du eine Kanzlei, die kein Geld einnimmt?"

Zum ersten mal erschien ein aufrichtiges Lächeln auf ihrem schönen Gesicht.

"Weil ich bereits genug Geld verdient habe, um nie wieder dafür arbeiten zu müssen. Weil ich gerne als Anwältin tätig bin. Und weil ich den kleinen Leuten, die sich in der Regel keinen Rechtsbeistand leisten können, helfen will."

Ich erwiderte ihr Lächeln. Henry Lemieux hatte sie treffend beschrieben. Sie war, auf ihre Art und Weise, eine Gleichgesinnte.

"Zurück zu deiner Frage, Alina", wechselte ich das Thema. "Vorerst werde ich noch keine Bäckereien eröffnen können. Der Weizen den du gesehen hast, ist ungeniessbar. Obschon ich nun seit mehreren Wochen versuche, dieses Problem zu lösen, ist es mir noch nicht gelungen. Das liegt vor allem daran, dass ich dafür nicht genug Zeit erübrigen kann. Die Leitung meines Unternehmens nimmt mich praktisch rund um die Uhr in Anspruch. Einerseits weil es so schnell wächst, andererseits weil mir die Konzerne, aktuell hauptsächlich Glaksson, das Leben schwer machen. Mein Sicherheitschef, Yegor Melnyk, konnte bereits drei Spione identifizieren. Vermutlich sind aber noch mehr vorhanden, da ich inzwischen fast zweitausend Leute beschäftige. Es wurden nachweislich Eicheln meiner Eisenbäume gestohlen. Das ist zwar kurzfristig gesehen kein Problem, da damit keine gewinnbringende Eisenextraktion durchgeführt werden kann, aber sie könnten als Ausgangspunkt dazu dienen, meine genetischen Modifikationen nachzubilden. Ich habe mich bisher davor gesträubt, ein Patent auf meine Original-Modifikationen anzumelden, denn das koloniale Patentamt trieft vor Korruption. Es würde dann nicht lange dauern, bis meine Daten in die Hände der Konzerne fallen würden."

"Kluge Entscheidung", kommentierte Alina. "Auch wenn es Mittel und Wege gäbe, solche Indiskretionen zu verhindern."

"Genau wegen solchen Dingen brauche ich jemanden wie dich, Alina. Jemanden der die Kniffe im Konzerngeschäft kennt. Jemanden der weiss, wie sie vorgehen und die geeigneten Gegenmassnahmen einleiten kann."

"Du möchtest also, dass ich dich rechtlich vertrete?"

"Nein, Alina. Ich möchte, dass du die Leitung über das operative Geschäft übernimmst."

Für der Bruchteil einer Sekunde zeigte sie sich tatsächlich überrascht.

"Du willst mir die Schlüssel zum Königreich überreichen? Du kennst mich doch gar nicht."

"Natürlich müsstest du dich bei den langfristigen strategischen Entscheidungen mit mir absprechen. Aber ich habe den Eindruck, dass du und ich ähnliche Interessen verfolgen."

"Ich habe mir geschworen, nie wieder für einen Konzern zu arbeiten, Cygnus. Und dein Geschäft ist auf dem besten Weg, ein Konzern zu werden. Ich könnte es in Betracht ziehen, dich und dein Geschäft rechtlich zu vertreten, aber..."

"Ich will nicht, dass du für mich arbeitest, Alina, sondern mit mir", unterbrach ich sie. "Du sollst nicht für einen Konzern arbeiten, sondern dabei helfen, einen Konzern aufzubauen - nach deinen eigenen Vorstellungen. Du sagtest, dass du noch als Anwältin arbeitest, weil du den kleinen Leuten helfen willst. Was meinst du, wie du diesen am besten helfen kannst? Indem du eine kleine Kanzlei in Main Town führst, oder indem du den am schnellsten wachsenden Arbeitgeber des Planeten formst?"

Offenbar war sie noch unschlüssig, denn sie antwortete nicht. Ihre Augenbrauen zusammengezogen dachte sie eingehend über meinen Vorschlag nach.

"Hör zu, Alina. Du brauchst nicht sofort eine Entscheidung zu treffen. Bleib doch einfach einige Tage hier. Schau dir meine Unternehmung an. Sprich mit den Leuten. Verschaffe dir ein klares Bild und triff dann deine Entscheidung."

Sie nickte. "Einverstanden."

In den nächsten zwei Tagen kriegte ich Alina jeweils nur beim Abendessen zu Gesicht. Ich hatte sie in einem Haus nicht unweit von meinem eigenen entfernt einquartieren lassen. Alle meine leitenden Angestellten waren von mir angewiesen worden, ihr freien Zutritt zu jedem Bereich zu gewähren, wovon sie offenbar regen Gebrauch machte. Borys, der inzwischen unseren stattlichen Fuhrpark leitete, hatte ihr Dior Gueye, einen quirligen jungen Mann aus Senegal, zugewiesen, der sie in einem kleinen Personengleiter überall hinfuhr. Da nun das unmittelbar am See liegende Gelände nach zehn Generationen an Eisenbäumen praktisch kein Eisen mehr enthielt und daher dort nur noch herkömmliche Eichen wuchsen, liess sie sich zuerst zu unserer aktuellen Produktionsstätte fahren, die einige Kilometer entfernt lag. Sie verbrachte dort fast einen halben Tag und liess sich von meinen Forstern die Funktionsweise der Bäume erklären. Zudem sprach sie noch mit einigen Holzfällern und begutachtete unsere 'Erzfabrik', in der inzwischen zwei dutzend Erzverarbeiter standen, die rund um die Uhr in Betrieb waren. Sie besuchte anschliessend Henrys aktuelles Projekt, eine grosse Betonmischanlage in der sein Regolith weiterverarbeitet wurde. Das dort entstehende Material verwendeten wir aktuell ausschliesslich selbst, denn auch wenn Holzhäuser zum wohnen angenehmer als Betonbauten waren, so benötigten wir es beispielsweise für unser Shuttle-Landefeld und dessen Kontrollturm. Yegor hatte ebenfalls auf mehrere Betongebäude bestanden. Einerseits weil er für die Sicherheitskräfte ein robustes Hauptquartier wollte, andererseits um Material, sowohl hergestelltes wie Eisen und Holz als, auch eingekauftes wie Nahrungsmittel, Maschinen und Waffen, sicher lagern zu können. Holzlager waren ihm zu leicht entzündbar.

Da die Siedlung auf meinem Grundstück derart gewachsen war, würden wir bald auch offizielle Vertreter der Flotte beherbergen müssen. Den zweiten Tag verbrachte Alina hauptsächlich in der Siedlung selbst. Sie besuchte die Schule, die Wasseraufbereitung und die Krankenstation. Inzwischen waren auch einige Restaurants eröffnet worden, da Dinesh - obschon er Verstärkung erhalten hatte - unmöglich für alle meine Angestellten kochen konnte. Gleichzeitig waren auch noch einige weitere unabhängige Geschäfte entstanden, denen ich kostenfreie Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hatte: Zwei Wäschereien, ein Frisiersalon und ein Bekleidungsgeschäft, allesamt von Angehörigen meiner Angestellten geführt.

Erst am dritten Tag besuchte Alina mich in meinem Labor.

Ich war gerade über mein Nanoskop gebeugt, als sie ins Zimmer trat. Im Gegensatz zu unserem ersten Treffen, bei dem sie sich in formeller Kleidung präsentiert hatte, trug sie an diesem Tag figur betonende Jeans und eine Bluse. Sie wirkte dadurch weit weniger unnahbar als bei unserer ersten Begegnung.

"Hallo, Alina", begrüsste ich sie.

"Können wir reden?" fragte sie unverblümt. Direkt zur Sache, wie immer. Ich konnte sie wirklich gut leiden.

"Klingt ernst, natürlich können wir", sagte ich und setzte mich zu ihr.

"Was genau hast du hier vor, Cygnus?" Wieder studierte sie mich auf die ihr eigene Art. "Wie vereinbart habe ich mir ein detailliertes Bild gemacht. Egal mit wem ich gesprochen habe, alle reden nur in den höchsten Tönen von dir. Du bist mit jedem per du, zahlst vermutlich die höchsten Löhne im Umkreis von tausend Lichtjahren und sorgst dafür, dass jeder hier ein lebenswertes Dasein hat. Bist du so etwas wie ein Heiliger, oder was?"

"Genau! Sankt Cygnus, Schutzpatron der Armen und Entrechteten!"

Wir mussten beide lachen.

"Im Ernst, Cygnus. Was sind deine Absichten?"

"Hat dich unser gemeinsamer Bekannter, Henry Lemieux, nicht darüber aufgeklärt?"

"Auch mit ihm habe ich gesprochen - ja, das hat er. Aber ich möchte es von dir hören."

"Ich will die Menschheit veredeln, Alina. Ich möchte das Herausforderung statt Gier zum treibenden Faktor wird. Ich will diesen Planeten in ein florierendes Paradies verwandeln und viele weitere Welten damit anstecken. Die monolithischen Strukturen unserer Gesellschaft müssen aufgebrochen werden, wenn sich unsere Spezies tatsächlich weiterentwickeln soll. Es gibt so viel brach liegendes Potential in den Menschen, welches nicht aufzublühen vermag, weil die meisten damit beschäftigt sind, lediglich zu überleben. Und dies alles nur, weil einige wenige die Kontrolle über alles und jeden haben und behalten wollen."

Alina liess meine Worte auf sich wirken. Sie betrachtete mich immer noch eingehend, jedoch mit einem angedeuteten Lächeln im Gesicht. Dann schweiften ihre Augen in die Ferne.

"Ich habe Astral Solutions aus zwei Gründen verlassen: Der erste Grund hat mit dem... Vorfall auf Sumtarek 4 zu tun." Ich riss die Augen auf. Vor etwas mehr als einem Jahr waren die Nachrichten voll davon gewesen, wie auf der Kolonialwelt von Sumtarek 4 die gesamte Bevölkerung einer Seuche zum Opfer gefallen war. Dabei waren innerhalb weniger Tage über 4 Millionen Menschen gestorben. Inzwischen war der Planet zum Sperrgebiet erklärt worden. Die Untersuchungen der Flotte liefen zwar noch, aber im Allgemeinen wurde davon ausgegangen, dass es sich dabei um einen auf dem Planeten heimischen, hochansteckenden und vor allem tödlichen Virus gehandelt hatte. Alina erkannte, dass ich wusste, wovon sie sprach und verzog das Gesicht. "Ja. Die offizielle Version lautet, dass ein lokaler Virus daran Schuld war. In Wahrheit lag es an einem Sicherheitsleck bei einem der Labore von Astral Solutions vor Ort. Der Virus war zwar tatsächlich auf Sumtarek 4 beheimatet, aber mein ehemaliger Arbeitgeber hatte damit herumexperimentiert, um ihn auf anderen Planeten bei der Schädlingsbekämpfung einzusetzen. Leider wurde bei der Einhaltung der Sicherheitsmassnahmen gepfuscht, wodurch der Virus unter die Bevölkerung gelangte. Meine Vorgesetzten setzten mich darauf an, wie sie es nannten, finanzielle Schadensbegrenzung auszuführen. Mit anderen Worten: Sie wollten, dass ich Astral Solutions Beteiligung an der Katastrophe unter den Teppich kehre. Ich weigerte mich, woraufhin sie mich mit einer dicken Abfindung gehen liessen. Offenbar hat nun einer meiner ehemaligen Kollegen das Ganze erfolgreich vertuscht. Und damit das klar ist: Ich habe lange und eingehend darüber nachgedacht, es publik zu machen und diese miesen Bastarde vor Gericht zu zerren. Dabei wäre es mir auch vollkommen egal gewesen, wenn es mich ruiniert, oder ich dabei gar mein Leben verloren hätte. Wenn ich diesen 4 Millionen Menschen und deren Angehörigen dadurch hätte Gerechtigkeit zukommen lassen können, wäre es mir das wert gewesen. Aber da mir sämtliche physischen Beweise... abhanden kamen, wäre es ein aussichtsloses Unterfangen gewesen. Stattdessen lebe ich nun mit diesem Wissen und versuche jeden Tag Gutes zu tun."

Wir sassen beide eine Weile lang schweigend da. Ich beobachtete, wie eine einzelne Träne ihre Wange hinab kullerte und überlegte, ob ich sie vielleicht irgendwie trösten konnte. Aber mir wollte nichts einfallen, was dem ungeheuren Ausmass ihrer Offenbarung gerecht geworden wäre.

"Was war der zweite Grund?"

Sie wischte sich die Träne vom Gesicht, bevor sie antwortete.

"Der zweite Grund war Ashley Simmons, die Tochter von Richard Simmons, dem Eigentümer und CEO von Astral Solutions. Zum Zeitpunkt des Vorfalls auf Sumtarek 4 waren Ashley und ich ein Paar. Wir waren schon über zwei Jahre zusammen und hatten bereits Pläne für unsere Hochzeit geschmiedet, besprochen wer sich von uns beiden wann künstlich befruchten lassen würde... Ich dachte damals wirklich, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben." Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit. "Doch dann war es ausgerechnet sie, ausgerechnet der Mensch, dem ich am meisten vertraute, der die physischen Beweise für Astral Solutions Verantwortung an der Katastrophe auf Sumtarek 4 aus meinen Unterlagen stahl und verschwinden liess. Obschon sie sich ebenso bestürzt über den Vorfall geäussert hatte, war ihr dann das Vermögen ihrer Familie doch wichtiger. Sie sagte zu mir, sie könne nicht zulassen, dass ich das Lebenswerk ihres Vaters zerstören würde - dabei war dieser, genau wie sie, lediglich in eine reiche Familie hineingeboren worden. Zur Grösse von Astral Solutions hatten weder sie noch Richard wirklich etwas beigetragen. Aber der Gipfel der Anmassung lag darin, dass sie doch tatsächlich dachte, ihr Diebstahl würde nichts an unserer Beziehung ändern! Sie dachte tatsächlich, wir würden trotzdem noch heiraten und eine Familie gründen! Also habe ich meine Sachen gepackt und so viele Lichtjahre wie möglich zwischen uns gebracht."

Wieder sassen wir eine Weile lang schweigend da. Dass sie sich mir gegenüber so viel Blösse gegeben hatte bewies, dass mir ihr Vertrauen gehörte.

"Dann übernimmst du die operative Geschäftsleitung?"

Endlich erschien wieder ein Lächeln auf ihrem Gesicht.

"Nur wenn ich auch so ein schickes Holzhäuschen erhalte. Allerdings auf der anderen Seite des Sees - ich mag es etwas abgeschieden."

Innerhalb des nächsten Monats drückte Alina Sparks meinem Unternehmen unweigerlich und unauslöschlich ihren Stempel auf. Wir gründeten gemeinsam mit Henry eine Firma mit dem Namen Cygnus Cooperations - kurz CyCo - und verfassten die Statuten. Da das Arbeitsverhältnis zu meinen Angestellten bisher nur aus einer mündlichen Vereinbarung bestanden hatte, verfasste sie in meinem Sinne einen Standard-Arbeitsvertrag: 5000 Stellari Grundlohn für jeden Angestellten mit diversen zusätzlichen Zahlungen je nach Arbeitsbereich. Freie Kost und Logis. Inbegriffene Krankenversicherung. Acht Wochen Ferien pro Jahr. Und natürlich die Gewinnbeteiligung. Die Hälfte des erwirtschafteten Gewinnes ging an die Inhaber, also an mich, Henry und Alina selbst. Die andere Hälfte ging an die Angestellten, gleichmässig pro Kopf verteilt. Ihre Kanzlei in Main Town löste Alina auf und stellte ihr halbes Dutzen Anwälte bei CyCo an. Wir reichten ein Patent auf meine genetische Modifikation ein und hinterlegten diese verschlüsselt beim kolonialen Patentamt - eine Entschlüsselung würde nur bei einem Streitfall vor Gericht stattfinden. Dann reichte sie eine Klage wegen Industrie-Spionage gegen Glaksson ein. Sie versprach sich vor Gericht keinen Erfolg damit, aber es zwang Glaksson dazu, vorsichtiger vorzugehen.

Sie arbeitete unaufhörlich, vom frühen Morgen bis tief in die Nacht hinein. Man hätte den Eindruck gewinnen können, dass sie nie schlief. Daraufhin angesprochen meinte sie lediglich, schlafen könne sie, wenn sie tot sei. Tatsächlich schlief sie durchaus, allerdings reichten ihr 4 Stunden pro Nacht.

Bei der Kolonialbehörde beantragte sie, unsere stetig wachsende Siedlung zu einer eigenständigen Ortschaft erklären zu lassen - was die Frage nach einem Ortsnamen aufwarf. Ich wollte nicht die bei der Flotte üblichen Sitte anwenden, die Siedlung nach irgendeinem Tiernamen, gefolgt vom Begriff 'Town' zu benennen. Gleichzeitig wollte ich auch nicht einfach einen Namen diktieren, selbst wenn sich die Siedlung auf meinem Grundstück befand.

Wir liessen daher jeden Bewohner der das wollte einen Vorschlag einreichen und führten eine Abstimmung durch. Lustigerweise gewann ausgerechnet Dior Gueyes Vorschlag, der sich vom Bild in meinem Büro hatte inspirieren lassen. Die Siedlung würde 'Ornellas Beauty' heissen. Da jeder meiner Angestellten schon mal in meinem Büro gewesen war, kannten alle das Bild. Offenbar hatte es bei den meisten einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ganz zu meiner Freude. Ich fand den Namen überaus passend.

Da ich nun dank Alina mehr Zeit in meine eigentliche Arbeit investieren konnte, gelang es mir schlussendlich, den Weizen verzehrbar zu machen. Schon bald würden wir unsere eigenen Brötchen backen. Viel wertvoller, für mich persönlich, war die Tatsache, dass ich nun nicht nur genug Geld hatte, sondern mir nun endlich auch etwas Freizeit gönnen konnte. Also schrieb ich eine Nachricht.

*** Ornella ***

"Haben wir bereits einen Anflugplan für heute, Lieutenant Rossi?" fragte mich der neue Vorgesetzte der Flugleitstelle, Joao Da Silva. Der Brasilianer mittleren Alters war zwar recht umgänglich, liess aber Alberts freundliches Gemüt vermissen. Ich fragte mich unwillkürlich, was aus meinem Freund geworden war, lenkte meine Aufmersamkeit jedoch zurück auf meine Arbeit.

"Haben wir: Drei Schiffe der Alpha-Klasse mit jeweils 3000 Siedler an Bord und ein reines Frachtschiff, Gamma-Klasse. Ihre Transponder haben allesamt deren Ankunft im System bestätigt."

"Geben sie dem Empfangsbereich Bescheid", ordnete er an.

"Ist bereits geschehen, Sir. Der Anflugvektor für das erste hier eintreffende Schiff wurde bereits berechnet und überprüft."

Er nickte zufrieden.

"Dann ist ihre Schicht nun zu Ende, Lieutenant. Ich übernehme ab hier."

"Danke, Sir, ich wünsche ihnen einen angenehmen Tag."

Ich verliess die Flugleitstelle und machte mich auf den Weg zum Aussichtsdeck. Von dort aus würde ich das erste ankommende Schiff sehen können. Obschon ich die Berechnungen des Fluglotsen selbst zwei mal kontrolliert hatte, war da jedes mal eine, zugegeben irrationale, Angst, doch einen Fehler gemacht zu haben. Und da ich die Ankunft des Schiffes nicht in der Flugleitstelle mitverfolgen konnte, begnügte ich mich mit einer visuellen Bestätigung vom Aussichtsdeck aus.

Dabei hatte ich nun schon fast hundert Anflugvektoren selbst berechnet oder überprüft, jedes mal mehrfach, seit ich meine neue Aufgabe angetreten hatte. Trotzdem nagten jedes mal Zweifel an mir. Die Kollision hatte ihre Spuren nicht nur auf der Station hinterlassen, sondern auch in meiner Psyche. Ich machte am lichtübersähten Hintergrund des unendlichen Weltalls den irdischen Heimatstern aus, da das erste ankommende Schiff aus dieser Richtung erscheinen würde. Tatsächlich kündigte ein kurzer Lichtblitz das Schiff an, als es den gekrümmten Raum verliess und abbremste. Es war nun aber noch zu weit von der Station entfernt, um irgendeinen Rückschluss auf tatsächliche Geschwindigkeit und Kurs zuzulassen. Es würden noch mindestens zehn Minuten vergehen, bis es sich genügend genähert haben würde, um meine Furcht zu besänftigen.

In diesem Augenblick vibrierte mein ComPad. Ich zog es aus einer Seitentasche hervor und überprüfte die Anzeige. Offenbar hatte ich eine neue Nachricht erhalten - von der Planetenoberfläche. Ich hegte bereits die Hoffnung, dass es sich dabei um Albert Rechsteiner handeln könnte, von dem ich seit seiner Abreise nichts mehr gehört hatte, doch als Absender der Nachricht wurde ein 'C. Montichiari' aufgeführt. Der Name kam mir zwar irgendwie bekannt vor, doch ich konnte ihn nicht wirklich zuordnen. Erst als ich die Nachricht öffnete und das Profilbild eines jungen Mannes mit Brille erblickte, erinnerte ich mich wieder an ihn. Ich las die Nachricht durch.

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