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Die Galamex-Saga - Teil 01

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Ich hob die Augenbrauen. "Seit wann ist es von planetarer Wichtigkeit, wenn ich ein Date habe?"

"Seit du zu den reichsten Menschen dieser Kugel gehörst, Dummerchen." Sie kicherte über meine offen zur Schau gestellte Naivität. "Du solltest dich allmählich mit dem Gedanken vertraut machen, dass du jetzt in der oberen Liga spielst."

"Dann lässt du mir nachspionieren, Ali?" fragte ich, in einer Mischung aus Belustigung und mildem Argwohn.

"Nicht nötig. Jemand im Stardust schickt mir täglich eine Kopie der Gästeliste."

Wir fuhren beinahe lautlos durch die verschlafenen Strassen von Ornellas Beauty in Richtung der einige Kilometer weit entfernten Baustelle. Inzwischen lebten hier etwas mehr als 17'000 Menschen. Anfänglich war unsere Siedlung ziemlich organisch gewachsen, aber die beinahe tägliche Zunahme an Einwohnern machte nun etwas mehr Planung erforderlich.

"Und du schaust dir diese Liste täglich an?" fragte ich etwas verdutzt.

"Natürlich nicht, Dummerchen. Ich erhalte täglich tausende von Informationen, vom Siedler-Empfang, vom Einwohneramt in Main Town, von der planetaren Verkehrsbehörde... Die Informationen werden zuerst von einer ziemlich ausgetüftelten KI gefiltert, dann werden sie von John Foley, meinem Sekretär, revidiert und erst dann landen die wirklich wichtigen Infos auf meinem Schreibtisch." Alina hatte wieder mal diesen für sie typischen belehrenden Tonfall, als würde sie einem Kind das Einmaleins erklären. "In einem Konzern - und wir sind definitiv dabei, einer zu werden - ist es wichtig, auf dem Laufenden zu sein. Also ob beispielsweise wichtige Namen aus der Wirtschaft oder der Flotte irgendwo auftauchen. Dies lässt oft Schlüsse über Vorhaben unserer Konkurrenten zu." Sie schenkte mir einen versöhnlichen Blick. "Das ist der ganz normale Modus Operandi bei einem Konzern, Cy. Alle Konzerne machen das. Also machen auch wir das."

Ich nickte anerkennend. Es war die richtige Entscheidung gewesen, eine Partnerschaft mit Alina Sparks einzugehen. Sie kannte sich nicht nur in der Konzernwelt aus - sie schwamm in diesem von Raubfischen beherrschten Meer wie ein hungriger Haifisch.

Inwischen hatten wir den Rand der Siedlung erreicht. Die Strasse führte nun durch einen Eisenbaumwald, der nur noch ganz schwach silbern glänzte. Dies war vermutlich eine der letzten Generationen, die auf diesem Teil des Grundstückes wachsen würde, da die vorherigen Bäume bereits den grössten Teil des Eisens aus dem Boden gezogen hatten. Bald würden auch hier neue Häuser und sonstige Gebäude entstehen.

"Dann gibt es die Frau auf dem Bild in deinem Büro also wirklich", nahm Alina das Gespräch wieder auf. "Hattest du nicht gesagt, es handle sich dabei um eine längst verstorbene Schauspielerin aus dem zwanzigsten Jahrhundert?"

"Du hast Ornella Rossi überprüft?" stellte ich konsterniert fest. Der Beschützerinstinkt erwachte in mir.

"Ein einfacher Hintergrundscheck", versuchte sie mich zu beschwichtigen. Sie änderte jedoch ihren unbekümmerten Tonfall, als sie meine Verärgerung sah. "Cygnus, nichts liegt mir ferner, als dir vorschreiben zu wollen, mit wem du dich abgibst. Aber ich muss sicherstellen, dass die Konkurrenz keine Venusfalle auf dich angesetzt hat."

"Bitte was? Venusfalle?!"

"Damit ist ein Agent gemeint, der mittels Verführung an wertvolle Informationen gelangen oder anderweitig negativen Einfluss ausüben will." Wieder der belehrende Tonfall. Aber es klang auch Sorge in ihrer Stimme mit. Zwischen uns hatte sich im letzten Monat eine aufrichtige Freundschaft entwickelt.

"Und du dachtest, Ornella könnte eine solche Venusfalle sein?!"

"Nein, Cygnus, natürlich nicht. Aber ich gehe nun mal auf Nummer Sicher", gab sie entschlossen zurück, fuhr dann aber sanfter fort. "Hör zu, Cygnus. Ich vergesse manchmal, dass du zwar ein wirtschaftliches Ausnahmetalent bist, aber die Regeln dieser Welt nicht wirklich kennst. Ich hätte feinfühliger sein sollen. Falls ich also deine Privatsphäre verletzt haben sollte, dann tut mir dies aus tiefster Seele leid. Du bist ein herzensguter, wunderbarer Mensch. Deine Freundschaft ist mir äusserst wichtig! Ich hoffe wirklich, dass ich das jetzt nicht alles kaputt gemacht habe. Wirst du mir verzeihen, Cygnus? Kriegt diese ausgefuchste, zynische Anwältin noch eine Chance?"

Ich schnaubte, aber allmählich legte sich mein Ärger. Nichts von dem was sie getan hatte war unbegründet, oder aus niederen Motiven geschehen. Es mochte mir vielleicht nicht gefallen, aber sie hatte - für CyCo - das Richtige getan.

"Können wir uns darauf einigen, dass du in Zukunft nicht mehr hinter meinem Rücken herumschnüffelst, sondern dich vorher mit mir absprichst?"

"Versprochen!" erwiderte sie sichtlich erleichtert. Eine Weile lang fuhren wir schweigend weiter, während der Zentralstern sich über den Horizont erhob.

"Ornella Rossi ist wohl das, was man einen perfekten, zeitversetzten Doppelgänger nennen würde", nahm ich das Gespräch wieder auf. "Ihre Ähnlichkeit mit der Schauspielerin, Ornella Muti, ist - zumindest für mich - so etwas wie ein genetisches Wunder. Vor allem die Tatsache, dass ich ausgerechnet ihr, bei 38 Milliarden heute lebenden Menschen, über den Weg laufen sollte, ist schon fast so etwas wie ein Zeichen der Sterne."

"Du magst sie", stellte Alina lächelnd fest, während wir die Baustelle erreichten. Die ersten Arbeiter nahmen bereits die verschiedenen Maschinen in Betrieb, die für den Bau des ersten Wolkenkratzers auf Galamex 2 notwendig waren, während gleich daneben an einer Magnetschwebebahn nach Crow Town gearbeitet wurde. Ich seufzte.

"Das tuhe ich - sofern dein 'einfacher Hintergrundscheck' keinen Grund liefert, dies nicht zu tun."

"Ihre Akte ist sauber", erklärte Alina in geschäftsmässigen Tonfall. "Keine Kontakte zu den Konzernen. Sie wurde von diesen zwar schon mehrfach angeworben, aber sie hat alle Avancen abgelehnt. Auch ihre Kontakte innerhalb der Flotte sind mehr oder weniger unbedenklich."

Ich stutze. "'Mehr oder weniger' unbedenklich?"

"Sie hatte kurzen Kontakt mit Admiral Edmund Forrester, dessen Bruder, William Forrester im Verwaltungsrat von Astral Solutions sitzt. Da Admiral Forrester zuständig für diesen Sektor der Kolonien ist und daher die Aufklärung des Unfalls auf der Galamex 2 Station in seinen Aufgabenbereich fiel, ist das nicht weiter ungewöhnlich. Ornella Rossis Beförderung durch den Admiral könnte zwar ein Anhaltspunkt für weitere Nachforschungen darstellen, aber da sie seither keinen weiteren Kontakt mit ihm hatte, habe ich es eben als unbedenklich eingestuft."

Wir betraten die Baustelle und betrachteten eine Weile lang schweigend die imposante Struktur des Wolkenkratzers. Die ersten 30 Stockwerke waren bereits fertiggestellt. In der nächsten Woche würden weitere 70 folgen. Robert Delacroix, dem wir die Bauleitung übertragen hatten, winkte uns kurz zu, bevor er sich wieder seinen Vorarbeitern widmete. Die ersten Baustellentransporter hoben sich bereits in die Luft, um Arbeiter und Material zur Spitze zu befördern. Die Schwebebahn war indes bereits zu einem grossen Teil der 212 Kilometer fertiggestellt, daher war sie bereits für den bestehenden Abschnitt in Betrieb genommen worden, um Arbeiter und Material zu befördern.

"Sollte ich Ornella auf ihr Verhältnis zu Admiral Forrester ansprechen, Ali?"

"Wie ernst ist es dir mit dieser Frau, Cy?" frage Alina zurück, während sie einige Notizen zur Baustelle auf ihrem ComPad bearbeitete.

"Sehr ernst. Ich kenne sie zwar noch nicht lange, aber ich verspüre bereits eine tiefe Verbundenheit. Das ganze hat etwas... Magisches."

Alina seufzte. "Wie ich dich beneide! Ich kenne dieses Gefühl und vermisse es."

Ich schaute sie mitfühlend an. "Bereust du es, Ashley Simmons verlassen zu haben?"

"Ich weiss, dass es die richtige Entscheidung war. Aber manchmal vermisse ich sie trotzdem. Vor allem Nachts, wenn ich alleine zu Bett gehe..."

"Du hast seither nie etwas Neues angefangen? Keine hübschen Frauen kennengelernt?"

"Nun, da war die eine oder andere - in Main Town gab es sogar eine Bar für Frauen wie mich - aber keine davon war... Beziehungsmaterial. Du musst wissen, ich habe ziemlich hohe Ansprüche."

"Wäre mir nie aufgefallen", erwiderte ich trocken, worauf wir beide lachen mussten.

"Zurück zu deiner Frage, Cy: Wenn es dir tatsächlich ernst ist mit dieser Ornella, dann solltest du unbedingt die Regeln einer Beziehung mit ihr besprechen. Es wird unter umständen Zeiten geben, in denen unsere Firmen-Interessen denen der Flotte entgegengesetzt sein könnten. Wenn du schon vorher dafür sorgst, dass dies nicht zum Problem wird, indem ihr bestimmte Themen meidet, wirst du dir vielleicht später Leid und Kummer ersparen." Sie machte eine kurze Pause. "Und jetzt noch eine gute und eine schlechte Nachricht."

"Lass hören".

"Die gute Nachricht ist, dass unsere aktuelle Eisenproduktion die Nachfrage nach wie vor nicht abdeckt. Es spricht also nichts, gegen eine weitere Expansion."

Das war tatsächlich eine höchst erfreuliche Nachricht. Wir hatten im letzten Monat bereits jede Menge weiterer Parzellen erworben, auf denen nun Eisenbaumwälder aus dem Boden schossen. Aber eigentlich hatten wir damit gerechnet, die Produktion bald drosseln zu müssen, da der Bedarf an Eisen erst mit einem allgemeinen Wachstum der planetaren Wirtschaft zunehmen würde. Offenbar hatten sich Alinas Wirtschaftsanalysten in dieser Hinsicht verrechnet.

"Und was ist dann die schlechte?"

"Glaksson kauft über ein ausgeklügeltes System an Mittelsmänner einen bedeutenden Anteil unseres Eisens auf - und exportiert dieses in benachbarte Systeme."

"Scheisse!" gab ich verärgert von mir. "Ich dachte, wir würden nur an Firmen und Leute mit Eigenbedarf verkaufen?! Weiss Henry darüber Bescheid?"

"Tut er. Aber aufgrund des grossen Handelsvolumens kann er nicht jeden einzelnen Käufer eingehend überprüfen. Ausserdem scheint es oft so zu sein, dass durchaus Eigenbedarf beim Käufer besteht. Aber dieser kauft dann mehr ein, als er tatsächlich braucht und verkauft den Überschuss weiter an Glaksson. Aufgrund unserer niedrigen Preise lohnt sich das für Glaksson allemal, da die Preise in den Nachbarsystemen oft exorbitant hoch sind."

"Können wir denn gar nichts dagegen tun?" fragte ich schon beinahe verzweifelt. Das Glaksson sich aufgrund unseres kostengünstigen Förderungsprinzips eine goldene Nase verdiente, ging mir absolut gegen den Strich. Auf dem Gesicht der ehemaligen Star-Anwältin erschien ein raubtierhaftes Grinsen.

"Darüber habe ich mir natürlich bereits Gedanken gemacht. Es gibt verschiedene Lösungsansätze, die wir verfolgen könnten. Einige davon, werden dir vermutlich nicht zusagen, aber ich werde sie vollständigkeitshalber trotzdem erwähnen. Zum einen könnten wir die Preise so weit anheben, dass sich das Geschäft für Glaksson nicht mehr lohnt und wir trotzdem immer noch billiger beim Eisenverkauf wären als sie."

Ich schüttelte den Kopf. "Der niedrige Preis soll die planetare Wirtschaft ankurbeln. Ein höherer Preis würde dem entgegenwirken."

"Mit genau dieser Reaktion deinerseits habe ich gerechnet", antwortete Alina wissend. "Daher wird dir auch die zweite Option nicht gefallen. Nämlich die Produktion so weit zu drosseln, dass wir tatsächlich nur den von den Analysten errechneten planetaren Bedarf decken. Was aber eben dazu führen würde, dass unsere Einnahmen in dem Bereich stagnieren würden, was definitiv unser Wachstum behindern würde. Aber zu unserem Glück, gibt es noch eine dritte, vielleicht sogar eine vierte Option, an der du wohl eher Freude hättest."

"Spann mich nicht auf die Folter, Ali! Leg die Karten auf den Tisch!" antwortete ich entnervt. Oft genug genoss es Alina sichtlich, die Leute mit denen sie arbeitete - insbesondere mich - mittels ausschweifender Ausführungen zum eigentlichen Ziel zu führen. Sie meinte zwar, dies sei notwendig, um das Gesamtbild zu vermitteln. Aber manchmal hatte ich einfach nur den Eindruck, sie tuhe dies aus purer Schadenfreude.

"Die dritte Option besteht darin, dass wir das Eisen in einigen dieser Nachbarsysteme gleich selbst vor Ort produzieren. Viele dieser Planeten sind ähnlich aufgebaut wie Galamex 2, allerdings nicht alle."

Ich runzelte die Stirn. Der Gedanke, unsere Eisenproduktion auf weitere Sternensystem auszuweiten war mir natürlich auch schon gekommen. Aber ich hatte eher gedacht, dass dies erst dann geschehen würde, wenn wir sämtliche lokalen Ziele erreicht hatten. Ein Sternensystem nach dem anderen, und nicht alle gleichzeitig. Ausserdem widerstrebte es mir, bereits zum jetzigen Zeitpunkt meinen Trumpf in Form des Eisenbaumes aus der Hand zu geben: Hier auf Galamex 2 wurden sämtliche Eicheln für die Eisenbäume von mir persönlich in meinem Labor produziert, während das - ebenfalls von uns gegründete - Subunternehmen, CyCo Securities, welches von Yegor Melnyk geleitet wurde, dafür sorgte, dass keine der Eicheln in falsche Hände geriet. Ich war noch nicht dazu bereit, die Produktion der Eicheln in fremde Hände zu legen. Zudem hatte ich ernsthafte Zweifel daran, dass Yegor auch ausserhalb von Galamex 2 vertrauenswürdige Leute kannte, denen er den Schutz unseres geistigen Eigentums übertragen konnte.

"Dafür sind wir noch nicht... gefestigt genug. Aufgrund der Distanzen hätten wir keine direkte Kontrolle... wie lautet die vierte Option? Ich nehme mal an, du hast dir die beste für den Schluss aufgespart."

Alina nickte grinsend. Gleichzeitig verengten sich ihre Augen - ein Zeichen dafür, dass sie auf meine Reaktion gespannt war.

"Wir exportieren das Eisen selbst zu den umliegenden Systemen" erklärte sie knapp, ohne weitere Ausführungen. Offensichtlich wartete sie darauf, dass ich mir die Details selbst zusammenreimte.

Ich dachte angestrengt nach. Es war zwar relativ einfach, auf ankommenden Raumschiffen Frachtraum für individuelle Bestellungen, so wie wir sie derzeit ziemlich intensiv tätigten, zu bekommen. Selbiges konnte jedoch nicht bei abreisenden Schiffen gesagt werden. Da Galamex 2, zumindest bisher, lediglich Agrarprodukte (hauptsächlich Reis) exportierte, waren die exportierenden Frachter der Flotte über grosse Zeiträume hinweg verplant. Was noch an Transportkapazität übrig war, hatte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit inzwischen bereits Glaksson gesichert. Und Glaksson würde mit absoluter Sicherheit solchen Frachtraum nicht an uns weitervermieten - oder wenn, dann nur zu horrenden Preisen, so dass schlussendlich wieder sie die Hauptverdiener an unserem Eisenexport sein würden... Dann fiel mir die logische Schlussfolgerung ein.

"Du willst, dass wir ein eigenes Raumschiff kaufen?"

Alina wirkte zufrieden. Ich hatte offenbar ihren kleinen 'Test' bestanden.

"Dank meiner Kontakte bei der Flotte, habe ich uns die Kaufoption auf einen ausgemusterten Frachter der Delta-Klasse gesichert. Das Modell ist zwar fünfzig Jahre alt, und dessen Antimaterie-Antrieb erreicht nichteinmal ein Viertel der Höchstgeschwindigkeit der heutigen Modelle. Aber das spielt bei einem Aktionsradius von knapp 200 Lichtjahren eine untergeordnete Rolle. Mit einem solchen Monster könnten wir Glaksson mit Leichtigkeit das Wasser abgraben. Sie würden dann wohl auf ihrer zusätzlichen Frachtkapazität sitzen bleiben. Allerdings würde uns das Ding die voraussichtlichen planetaren Einnahmen nach jetzigem Produktionsstand der nächsten zwei Jahre kosten. Das heisst natürlich, dass wir bei der interstellaren Zentralbank einen Kredit beantragen müssten - was ich aber hinkriegen sollte. Zudem dürften unsere aussenplanetaren Einnahmen innert kürzester Zeit die planetaren um ein Vielfaches übertreffen. Und das Beste ist: Dieses Schiff befindet sich keine zwei Wochen Flugzeit von uns entfernt. Genug Zeit, um bis zu dessen Ankunft unsere Produktion so weit hochzufahren, dass wir dessen Frachtraum vollständig füllen können. Und genug Zeit für Henry, in den Nachbarsystemen geeignete Verkaufspartner zu finden. Das einzige, was ich noch nicht organisieren konnte, ist ein Captain. Wir könnten einen von der Flotte ausleihen -"

"Da kann ich weiterhelfen!" fiel ich ihr ins Wort, froh darüber dass ich endlich auch etwas konstruktives zum Gespräch beitragen konnte. "Ornella hat mir von einem Freund namens Albert Rechsteiner erzählt, den die Flotte nach dem Unfall zum Sündenbock auserkoren und unehrenhaft entlassen hat. Er war davor der führende Offizier der Flugleitstelle und besitzt daher die Pilotenlizens für so ein Schiff. Ihres Wissens verdingt er sich aktuell als Taxifahrer in Main Town."

Alina strahlte. "Perfekt, ich werde ihn so schnell wie möglich persönlich ausfindig machen - kann ich in diesem Fall davon ausgehen, dass dir diese Option zusagt?"

"Da fragst du noch?" erwiderte ich, nun ebenfalls grinsend. Die Aussicht darauf, Glaksson das Geschäft mit unserem Eisen zu vermiesen, versetzte mich in Hochstimmung. "Lass uns das noch mit Henry besprechen und dann Borys, Yegor und anschliessend unsere anderen Führungskräfte informieren!"

*** Ornella ***

Mein erstes Date mit Cygnus lag nun schon über vier Wochen zurück. An diesem Tag würde ich ihn endlich wiedersehen, da er geschäftlich auf der Station zu tun hatte. Obschon ich wusste, dass er es sich eigentlich leisten konnte, mich öfter zu besuchen, hatte ich darauf bestanden, dass wir uns nur dann trafen, wenn er tatsächlich auf der Station geschäftlich unterwegs war. Ein Personentransfer vom Planeten zur Station kostete trotz allem eine Menge Geld, und da unsere Beziehung noch... zu frisch war, wollte ich nicht, dass er sich dafür verausgabte - egal wieviel Geld er tatsächlich hatte. Manchmal bereute ich es, auf diesen Grundsatz bestanden zu haben. Ich sehnte mich nach seiner Nähe, seinen Küssen... und ich wollte endlich mehr! Aber der rationale Teil meiner Person hatte danach verlangt, Korrektur: darauf gepocht! Nicht nur um ihm Ausgaben zu sparen, die bei mir hätten Schuldgefühle auslösen können. Vielmehr weil ich mich nach wie vor überwältigt fühlte, von dem emotionalen Aufruhr den Cygnus bei mir ausgelöst hatte. Ich hatte Abstand gewinnen wollen, den Sturm der Gefühle verebben lassen. Zumindest bei der Arbeit war mir dies auch tatsächlich gelungen - schon nur aus der nach wie vor vorhandenen Angst, in meiner Position als eine der beiden stellvertretenden Flugleiterinnen Mist zu bauen. Aber in meiner Freizeit kehrten meine Gedanken immer wieder zu ihm zurück.

Mein Vibrator kam auch weitaus öfter zum Einsatz als in der Vergangenheit. Dieses Date hatte ein unerwartetes Feuer in mir geweckt. Es war Zeit, dass Cygnus es endlich persönlich löschte (oder möglicherweise noch mehr Öl ins Feuer goss...).

Immerhin schrieben wir einander täglich, manchmal sogar mehrfach. Zum Teil enthielten unsere Nachrichten schlüpfrige Anspielungen, die mich noch wuschiger machten. Einmal hatte mich Larissa sogar bei der Beschäftigung mit meinem Spielzeug erwischt und mir (dringend) empfohlen, mich endlich flachlegen zu lassen. Ich hoffte sehnlichst, dass ich an diesem Tag ihrer Empfehlung nachkommen konnte.

Aber unser täglicher Austausch hatte meistens Alltägliches beinhaltet: Berichte über den eigenen Tag, Erlebnisse aus unserer jeweiligen Vergangenheit, Wünsche und Träume für die Zukunft, sogar philosophische Diskussionen und gespielte Streitereien darüber, wer in diesem Jahr den Astrocup gewinnen würde. Ich genoss es, ihm jeden Tag zu schreiben und wartete voller Vorfreude auf seine intelligenten, witzigen, tiefsinnigen, unterhaltenden Antworten.

In meiner letzten Nachricht an Cygnus hatte ich verlangt, dass wir nicht im Stardust essen und wir beide auf ausgesuchte Kleidung verzichten würden. Ich hatte diesbezüglich etwas gemogelt, denn ich trug meine purpurne Ausgeh-Uniform, welche im Gegensatz zu meiner Arbeitskleidung keine Hosen sondern einen Rock hatte. Sie war bei weitem nicht so verführerisch wie mein rotes Kleid, aber zeigte dennoch genug von meinen Beinen. Einerseits als Rache dafür, dass ich mich seinetwegen in letzter Zeit so aufgewühlt fühlte, andererseits als 'Appetizer'. Wir hatten uns vor dem zivilen Ausgang der Empfangshalle verabredet, da er noch neue Mitarbeiter persönlich empfangen wollte. Daher lief ich durch den Personalbereich der Empfangshalle, um bei Larissa sicherzustellen, dass ich unser Zimmer für die nächsten zehn Stunden ganz für mich alleine, Korrektur: für mich und Cygnus zur Verfügung hatte.