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Die Galamex-Saga - Teil 02

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Ich beendete meine Dusche, zog eine Arbeitsuniform an und machte mich auf den Weg zur Bar.

"Albert!" Ich sprang meinem alten Freund begeistert in die Arme.

"Nella!", begrüsste er mich lachend. "Wie schön dich zu sehen!

Ich musterte ihn eingehend. Er sah zehn Jahre jünger aus. Ausserdem hatte er deutlich abgenommen, was ihm wirklich gut stand. Eine schicke, grüne Pilotenuniform vervollständigte den Eindruck von Frische und Jugend. Er wirkte rundum zufrieden.

"Sieht er nicht einfach spitze aus?", fragte Larissa. Ich pflichtete ihr überschwänglich bei. Wir setzten uns, genauso wie gefühlt vor einer Ewigkeit, an unseren Stammtisch. Ein Kellner kam angerannt und stellte uns drei Gläser und eine Flasche Wodka auf den Tisch.

"Mit den besten Empfehlungen von Herrn Montichiari", erklärte er und zog von dannen.

"Es hat wohl seine Vorteile, wenn man mit dem Besitzer des erfolgreichsten Unternehmens des Planeten liiert ist", konstatierte Larissa und goss uns allen ein. Ich schenkte ihr einen tadelnden Blick, während Albert lachte.

"Du bist mit meinem Boss zusammen?"

"Nein! Ja! Irgendwie schon. Irgendwas läuft da zwischen uns, aber ich weiss nicht, ob ich daran schon ein Etikett festmachen will."

"Da hättest du wohl kaum an einen Besseren geraten können, Nella. Cygnus ist ein echt dufter Kerl. Auf sein Wohl!"

Wir stiessen an.

"Dann arbeitest du jetzt also für CyCo?", stellte ich fest.

"So ist es", bestätigte Albert grinsend. "Und nun weiss ich auch, wem ich das wohl zu verdanken habe."

"Nur damit das klar ist", wandte ich ein. "Ich habe ihn nicht gebeten, dich einzustellen. Du warst einfach mal Thema."

"Spielt keine Rolle, Nella. Ohne dich wäre ich immer noch in einem schäbigen Taxi in den grauen Betonschluchten von Main Town unterwegs. Stattdessen fliege ich den Kahn da draussen und verbringe meine freien Tage in einem gemütlichen Häuschen auf einem grünen Hügel."

Ich blinzelte. Hatte ich ihn tatsächlich richtig verstanden? Mein Blick glitt zum Fester der Bar. Ein einziges Schiff war aktuell angedockt. Ein über zwei Kilometer langer Frachter der Delta-Klasse. Ein wahres Monstrum. Ich deutete aus dem Fenster.

"Du fliegst DIESES Ding?"

Albert nickte. "Die Arabica", erklärte er stolz. "Mein Baby. Jede Woche fliege ich eine Tour und bringe Eisen in zwölf Systeme im Umkreis von 50 Lichtjahren. Gegenüber dem Stress einer Flugleitstelle eine wahre Erholung."

"Und du verbringst deine Freizeit in einem Haus, Al? Auf dem Planeten??"

"Was daran findest du so merkwürdig, Nella?", fragte er salopp.

"Na ja ... zum einen weil du den grossen Teil deines Lebens im Weltall verbracht hast. Du hast auf mich noch nie den Eindruck einer Planetenratte gemacht. Zum anderen, weil Galamex 2 wohl alles andere als 'gemütlich' ist."

Wieder lachte er.

"In meinem Alter hat das All einiges an Faszination verloren. Zudem verbringe ich nach wie vor die meiste Zeit zwischen den Sternen. Aber es ist schön ein Zuhause unter freiem, blauen Himmel zu haben, umgeben von Bäumen und grünen Wiesen."

"Grüne ... Wie? Was?! Du machst Witze!", sagte ich ungläubig. Auf dieser kargen Welt musste jedes Fleckchen fruchtbarer Erde mit viel Aufwand erarbeitet werden, den lebensfeindlichen Bedingungen regelrecht entrissen werden. Das man es für so etwas Banales wie Gras verschwendete, konnte ich einfach nicht glauben.

Albert schüttelte den Kopf.

"Du bist mit einem der begnadetsten Genetikern unserer Zeit zusammen und hast offensichtlich nicht die geringste Ahnung, was er tut, Nella. Cygnus ist in dieser Hinsicht ein regelrechtes Wunderkind. Er hat Pflanzen aus seiner Trickkiste gezaubert, die das Aussehen des Planeten nach und nach verändern. Schon bald dürfte diese rostrote Kugel so grün sein, wie die Erde es einst war. Siehst du den silbergrünen Punkt, etwas oberhalb vom südwestlichen Rand des kleinsten Kontinents?" Er deutete aus dem Fenster. Die Ringsektion hatte sich inzwischen weitergedreht und den Planeten ins Sichtfeld gebracht. Tatsächlich war da ein kleiner Punkt zu sehen, der sich farblich vom Rest des Planeten abhob. "Genau da steht mein Häuschen. Und wenn du in einer Woche nochmals hinschaust, wirst du feststellen, dass dieser Punkt wächst. Schon bald wird er ein Fleck sein."

Nach einer zweiten Flasche Wodka -- erneut mit bester Empfehlung von Herrn Montichiari (offenbar hatte Cygnus veranlasst, dass man mich jederzeit mit dem allerfeinsten Import-Wodka versorgte) -- brach Albert auf. Er wollte noch kontrollieren, ob seine Fracht auch tatsächlich ordnungsgemäss verladen worden war, bevor er zu seiner nächsten Tour aufbrach. Sein leichter Schwips machte ihm indes keine Sorgen: Sein erfahrener Co-Pilot würde das Schiff die ersten beiden Abschnitte der Reise steuern.

Larissa und ich blieben sitzen und liessen uns eine dritte Flasche bringen. Ich hatte zwar jetzt schon einen Sitzen, aber im Augenblick war die Aussicht auf einen richtigen Rausch einfach zu verlockend. Mir ging so vieles durch den Kopf. Ich hoffte einfach, dass der Alkohol dieses Karussell stoppen oder zumindest durch ein ganz eigenes Karussell ersetzen konnte.

"Du bist so nachdenklich, Nella", stellte Larissa fest und goss uns nach. "Als du von deinem Date mit Cygnus zurückgekommen bist, warst du so gut gelaunt. Und jetzt siehst du aus, als ob dir was Ekliges über die Leber gekrochen wäre."

"Ich bin durcheinander, Lari", erklärte ich ernst. "Cygnus und meine Gefühle für ihn." Ich rang verzweifelt nach den richtigen Worten. "Ich dachte, wenn ich mit ihm Schlafen würde, dann würde dieser Sturm der Emotionen endlich in mir verebben. Ich dachte wirklich, es sei lediglich mangelnde sexuelle Befriedigung. Doch nun ..." Ich nippte am Wodka. "Der Sturm scheint an Stärke zugenommen zu haben. Ich bin nervös, unruhig, voller Zweifel! Nur wenn ich mit ihm zusammen bin -- wenn er körperlich anwesend ist -- fühle ich mich richtig wohl!"

Larissa zuckte die Achseln.

"Du bist verliebt. Das ist ganz normal, Süsse."

"Aber ich weiss nicht, ob ich verliebt sein will!", erwiderte ich verzweifelt. "Ich war schon früher verknallt, Lari. Aber das! Das ist ..." Ich breitete die Arme aus. "So überwältigend!"

"Das Herz will, was das Herz will, Nella. Dagegen kommst du nicht an -- es sei denn, du brichst ihm und dir das Herz und beendest die ganze Sache."

Panik überkam mich. Schon allein der Gedanke, nie wieder seine Umarmung zu spüren, seine Zärtlichkeiten, in seine wunderbaren grünen Augen zu blicken, liess meinen Magen verkrampfen.

"Es ist ja nicht nur das Verliebtsein, Lari! Es ist die ganze Situation! Du hast vorhin Albert gehört. Cygnus ist dabei, den Planeten zu verändern! Er besitzt das am schnellsten wachsende Unternehmen der Kolonien! Er ist drauf und dran, sich mit den Grosskonzernen anzulegen! Und wenn wir ein Paar sind, dann werde ich vermutlich zum Spielball in dieser Auseinandersetzung! Meine Karriere wird dann nicht mehr von mir selbst bestimmt, sondern von den Interessen mächtiger Leute." Erneut trank ich einen Schluck. "Meine Karriere!! Larissa, ich habe heute tatsächlich meinen Traum der Tiefraumforschung infrage gestellt! Ich hatte mir geschworen, niemals meine eigenen Bedürfnisse hinter denen eines anderen -- eines Mannes -- zu stellen!" Resignierend sanken meine eben noch gestikulierenden Hände auf den Tisch und umklammerten das Glas. "Und nun ertappe ich mich tatsächlich dabei, genau das in Betracht zu ziehen! Das zerreisst mich, Lari!"

Tränen flossen meine Wangen entlang. Plötzlich schien mir die Aussicht auf noch mehr Alkohol keine gute Idee zu sein. Trotzdem leerte ich den Rest in meinem Glas in einem Zug.

"Mäuschen!", sagte Larissa mitfühlend und legte ihre Hand auf meine. "Du armes, armes Ding! Kein Wunder, dass du so aufgewühlt bist!" Sie machte eine kurze Pause. "Mal sehen, ob ich trotz der Trunkenheit was Kluges beizutragen habe. Aaaalso-" Sie räusperte sich und nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas. "Bedürfnisse ändern sich. Als ich fünf war, wollte ich zum Ballett, mit Sieben wollte ich Pferde züchten und erst als Teenager entdeckte ich meine Leidenschaft für das Weltall. Nun bin ich bei der Flotte. Aber im Gegensatz zu dir habe ich nie ernsthaft über Tiefraumforschung nachgedacht. Nicht, dass es mir nie durch den Kopf gegangen wäre, aber mir war stets bewusst, dass ich nicht die nötigen Qualifikationen dafür mitbringe. Ich bin jetzt hier und aktuell ganz zufrieden damit. Aber ich weiss nicht, ob ich das ein Leben lang machen möchte. Langer Rede kurzer Sinn-" Sie nahm noch einen Schluck. "Bedürfnisse sind nicht in Stein gemeisselt. Menschen verändern sich, und vielleicht machst du gerade eine solche Veränderung durch. Das muss nichts Schlechtes sein. Zwischendurch mal die eigenen Prioritäten zu überdenken ist gesund. Ja, gesund! Hast du eigentlich je daran gedacht, eine Familie zu gründen? Kinder zu haben?"

"Nein, nicht wirklich", antwortete ich ehrlich. "Irgendwann vielleicht."

"Dann solltest du vielleicht auch mal DARÜBER nachdenken", erwiderte Larissa etwas zu forsch. Der Einfluss des Alkohols machte sich nun deutlich bemerkbar. "Schliesslich werden wir ja auch nicht jünger! Aber du solltest vor allem eines tun, Mäuschen. Du solltest all die Dinge, die du mir erzählt hast, ihm erzählen."

"Ihm? Du meinst Cygnus?"

"Nein, dem Sternenmann. Natürlich meine ich Cygnus! Wem denn sonst? Und weisst du was, du solltest es bald tun! Warum besuchst du ihn nicht auf seinem grünen Fleckchen? Du hast doch bestimmt einige Urlaubstage angesammelt. Flieg runter und sag ihm deine Meinung, Süsse!"

Ich hatte tatsächlich einiges an Urlaubstage angesammelt. Eigentlich hatte ich beabsichtigt, so viele zu sammeln, dass es für einen Flug zur Erde und zurück reichen würde, um für eine oder zwei Wochen meine Eltern zu besuchen -- auch wenn es bedeutete, dass ich die meiste Zeit meines Urlaubs im Cryoschlaf verbringen würde. Aber, obschon von Larissa im Alkohol-Rausch geäussert, war das gar keine so schlechte Idee. Cygnus besuchen. Mir ein eigenes Bild machen, was er eigentlich da unten trieb. Mit ihm reden und Bedürfnisse klären. Zudem fühlte ich mich im Moment sowieso nicht in der Verfassung, meinen Dienst in der Flugleitstelle zufriedenstellend zu leisten."

"Einen Urlaub könnte ich jetzt wirklich brauchen, danke Lari."

"Wer sagt's denn! Ich gebe sogar noch unter Alkohol-Einfluss gute Ratschläge!" Sie schwang ihr Glas in einer ausladenden Bewegung und verschüttete etwas Flüssigkeit auf dem Tisch.

"Wir sollten zurück in unser Quartier", erklärte ich. Larissas Zustand verschlechterte sich zusehends.

"Einverstanden! Aber nur wenn wir dieses Schätzchen hier auch mitnehmen." Sie ergriff die Flasche Wodka und stand auf.

Kapitel 5 -- Cygnus

"Willkommen in deinem neuen Königreich, Ale", begrüsste ich meine Freundin, als sie am Morgen nach ihrer Ankunft ins Labor trat. Sie sah ausgeruht aus, auch wenn ein kaum sichtbares Lächeln darauf hindeutete, dass Schlaf während der vergangenen Nacht wohl eher zweitrangig gewesen war. Trotzdem hatte sie vermutlich besser geschlafen als ich, da ich über vieles nachgedacht hatte. Sowohl was Ornella betraf, als auch die Zukunft von CyCo.

Sie pfiff anerkennend. Mein neues Labor war mit den modernsten Gensequenzierern ausgestattet, die auf dem Markt zu haben waren. Zudem stand in der Mitte des Raumes ein Quantencomputer, dessen Rechengeschwindigkeit jener der Computer auf den Flaggschiffen der Flotte in nichts nachstand. Sämtliche Arbeitsstationen, genug für vier Dutzend Leute, waren nicht nur mit dem Quantencomputer vernetzt, sondern hatten auch einen priorisierten Zugriff auf die koloniale Genetikdatenbank. Die Bürostühle waren aus feinstem Synthleder, die Schreibtische aus milchig weissem Glas. An der hinteren Wand standen jede Menge Regale, allesamt mit unzähligen Ampullen, gefüllt mit allen erdenklichen Primärsubstanzen und bakteriellen Lebensformen, ausgestattet. Ein Gang führte weiter hinten über mehrere Schleusen in diverse Experimentalkammern, wo auch heiklere Versuche durchgeführt werden konnten. Kurz: Der Traum eines jeden Terraformers.

"Und du willst wirklich, dass ich die Leitung übernehme? Willst du es denn nicht selbst leiten, Cy?"

"Ale, du weisst genau, dass ich lieber tüftle als leite. Du warst bei unseren gemeinsamen Arbeiten während der Ausbildung schon immer die mit dem Überblick und ich der mit den schrägen Einfällen. Natürlich würde ich schon gerne ein Wörtchen mitreden, wenn es um die allgemeine Ausrichtung unserer Forschungsprogramme geht. Doch das Tagesgeschäft würde ich liebend gerne deinen geschickten Händen und deinem scharfen Verstand überlassen."

Ihre Augen leuchteten vor Freude.

"Habe ich mich eigentlich schon dafür bedankt, dass du mich von der Uni in Kopenhagen weggeholt hast?"

"Sieben mal. Viermal schriftlich und dreimal mündlich."

"Dann mach daraus achtmal: Danke, Cy! Das hier ist der feuchte Traum eines jeden Genetikers!"

"Apropos feuchte Träume ...", begann ich grinsend.

"Also wirklich, Cygnus. Du erwartest doch nicht von mir, dass ich über die Chefin plappere?". gab sie mokiert zurück.

"Hey! Das ist nicht fair! Ornella hat dir einen ganzen BERICHT unterbreitet."

"Den Alina übrigens äusserst amüsant fand", kontertet sie feixend.

"Miststück!", schimpfte ich lachend.

"Und ausserordentlich anregend noch dazu. Sie hat gefragt, ob du deine Oraltechniken von mir gelernt hast."

Unser Gelächter schallte durch das Labor.

"Eigentlich würde ich lieber von dir wissen, was du von ihr hältst. Ich meine, so als Mensch und vielleicht sogar als Partnerin."

Alejandra kniff die Augen zusammen. "Dir liegt was an ihr."

"Sie ist meine Freundin. Eine sehr gute Freundin. Fast so gut wie du. Und sie hat einiges durchgemacht."

Meine einstige Kommilitonin nickte verständnisvoll.

"Ja. Wenn sie einen hinter die dicke Rüstung blicken lässt, dann wird das offensichtlich. Ich mag sie. Ich mag sie sogar sehr -- was bei mir schon was heissen will. Sie hat Stil, Niveau, einen erlesenen Geschmack was Weisswein angeht und den süssesten Schmollmund diesseits des Orions. Zudem versteht sie mehr von Terraforming, als man es von einem Laien erwarten dürfte. Man kann sich mit ihr unterhalten, ohne zum Schluss zu gelangen, mit einem dressierten blonden Äffchen zu reden. Sie ist klug, witzig, schlagfertig und weiss, was sie will. Und unter der Schale steckt ein durch und durch liebenswerter Mensch." Sie machte eine Pause. "Du kennst meine Meinung, was feste Beziehungen angeht, Cygnus: Lieber keine als nur eine. Ich hüpfe gerne von einem Bett zum nächsten. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich noch keiner Frau wie ihr begegnet bin. Ich verspreche gar nichts!" fügte sie hastig hinzu. "Aber es wäre durchaus denkbar, dass ich bei ihr zur Ruhe komme. Die Zeit wird es zeigen."

Das war definitiv mehr, als ich erwartet hatte. So positiv hatte sich Alejandra noch über keine Frau geäussert, mit der sie Intimitäten ausgetauscht hatte. Ich hoffte sehnlichst, dass daraus etwas Ernstes wurde. Alina hatte definitiv Liebe verdient.

Eine Stunde später und zehn Stockwerke weiter oben sass ich in Alinas neuem Büro, im obersten Stock des fertiggestellten Wolkenkratzers. Henry stand am Fenster und genoss noch für einen kurzen Moment die Aussicht, bevor er sich mir und Alina zuwandte.

"Die Preise steigen weiter. Die Kolonialbehörde ist ausverkauft, und Privatleute sowie Unternehmen verkaufen ihre Parzellen inzwischen für nicht weniger als eine Million Stellari. Das könnte für unsere Expansionspläne auf längere Sicht zum Problem werden."

"Mit einem Preisanstieg war zu rechnen", meldete sich Alina zu Wort. "Aber das er so rasant ausfallen würde, damit haben auch meine Analysten nicht gerechnet."

"Wir nehmen inzwischen über unsere Exporte mehr als das Dreissigfache dessen ein, was wir hier auf Galamex 2 erwirtschaften. Und die Nachfrage steigt weiterhin. Wenn wir nicht wollen, dass die Konkurrenz mitverdient, dann müssen wir die steigende Nachfrage zwingend selbst decken. Ergo: Wir müssen die Produktion steigern. Und wir brauchen mehr Frachter."

"Eines nach dem anderen, Henry", mahnte ich. "Widmen wir uns zuerst der Produktion. Wie lange kommen wir noch ohne neue Parzellen aus, Alina?"

"Aktuell gehören CyCo 102.347 Parzellen. Maximal ein halbes Jahr. Eher weniger, wenn der aktuelle Nachfrage-Trend anhält und weiter steigt."

"Dann müssen wir uns JETZT mit neuen Parzellen eindecken, bevor die Preise noch weiter steigen -- oder wir verlegen die Produktion auf andere Planeten."

Ich schüttelte vehement den Kopf. "Wir sind für Letzteres noch nicht gefestigt genug."

"Ich pflichte Cygnus bei, der Zeitpunkt wäre verfrüht."

"Also einkaufen, was wir kriegen können", meinte Henry zerknirscht. Über die Hälfte aller im letzten Monat gekauften Parzellen waren in den Besitz von Konzernen gegangen. Sie hatten den Markt leer gefegt und damit den Preis künstlich in die Höhe getrieben. Sie selbst konnten zwar nichts mit den Grundstücken anfangen, aber sie setzten uns damit gehörig unter Druck. Zum Glück gehörten die meisten davon nach wie vor Privatleuten sowie ansässigen Unternehmen. Doch diese hielten nun an ihren Grundstücken fest, in der Erwartung, dass die Preise noch weiter steigen würden. Oder aber sie verkauften sie zu horrend hohen Preisen.

"Ich hätte da eine Idee", erklärte ich nach einer plötzlichen Eingebung. "Wie wäre es, wenn wir die Parzellen nicht kaufen, sondern pachten würden?"

"Das ist bescheuert, Cygnus. Wer soll schon darauf eingehen?", erwiderte Henry missmutig.

"Warte Henry. Lass ihn ausreden", ermahnte Alina ihn instinktiv. Sie schien zu spüren, dass ich etwas Kluges beizutragen hatte, denn in der Regel hielt ich bei wirtschaftlichen Fragen den Mund, da ich davon nicht so viel verstand wie die beiden.

"Wir pachten geeignete Parzellen von Privatleuten -- und zwar ausschliesslich von Privatleuten. Keine Unternehmen, auch keine Ansässigen. Im Gegenzug erhalten sie einen Viertel des Gewinnes, den wir durch die Eisenextraktion auf ihrem Grundstück erzielen. Zudem haben sie am Schluss fruchtbaren Boden, auf dem sie dann selbst Pflanzen anbauen können. Und wenn sie das nicht wollen, dann können sie es nochmals an uns verpachten und kriegen dann einen Viertel der Gewinne aus der Agrarproduktion."

"Die Idee gefällt mir", meinte Alina grinsend.

"Bitte?" warf Henry entrüstet ein. "Das kostet uns mehr, als wenn wir die verdammten Parzellen kaufen würden!"

"Das ist nicht gesagt, Henry" widersprach Alina entschieden. "Du sagtest, dass der aktuelle Preis bei MINIMAL einer Million steht. Sobald wir anfangen, im grossen Stil Boden aufzukaufen, wird der Preis weiter ansteigen. Zudem würden wir mit Cys Vorschlag eine Partnerschaft mit den Leuten eingehen. Eine zukunftsträchtige Partnerschaft. Viele der Leute, die hierher kamen, taten dies in der Absicht, sich hier eine Zukunft aufzubauen. Bares Geld, auch viel davon, ist zwar schön und gut. Aber eine aussichtsreiche Zukunft UND Geld ist besser. Für uns hätte dies zudem den Vorteil, dass wir besser kalkulieren können und etwas vom Risiko auf unsere Partner abwälzen."

Henrys Miene hellte sich auf. Er sprang nun ebenfalls auf den Gedankenzug auf.

"Und das Beste wäre, dass unsere Konkurrenz auf ihren überteuerten Parzellen sitzen bleiben würde. Denn wenn wir keine Parzellen kaufen-"

"Fällt der Preis in sich zusammen", beendete Alina seinen Satz lachend. "Cygnus, du diabolisches Genie!"

"Dann gefällt euch meine Idee?", fragte ich grinsend.

"Hast du vielleicht noch einen Einfall, was unser Transportproblem betrifft?", fragte sie. "Leider rangiert die Flotte nicht allzu viele Schiffe aus. Und die, die aktuell zu haben sind, sind allesamt viel zu klein für unsere Bedürfnisse. Die einzige andere Option wäre, Schiffe bei Astral Solutions zu ordern. Die Nachteile dieser Option brauche ich euch wohl nicht zu erläutern."

Henry schnaubte. Uns allen war tatsächlich bewusst, was so ein Schritt bedeuten würde: Astral Solutions, das einzige Unternehmen, das Schiffe in dieser Grössenordnung baute, würde uns sämtliche Bedingungen diktieren können, sowohl was den Preis als auch die Lieferfristen betraf. Vermutlich würden sie sogar auf eine Gewinnbeteiligung an unseren Exporten bestehen. CyCo würde faktisch zu einem Subunternehmen von Astral Solutions werden.

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