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Die Galamex-Saga - Teil 05

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"Sir?", fragte ich verwundert. Er lächelte, ohne seinen Blick von den Instrumenten zu heben. Die Aussicht vor uns war immer noch dieselbe, seit ich die Raumfaltung eingeleitet hatte. Dass sein Blick daher auf den diversen Anzeigen blieb, war wohl eher darauf zurückzuführen, dass er mich nicht ansehen wollte.

"Dass sie meiner Tochter die Augen geöffnet haben", sagte er bedächtig. "Dass sie ihr gezeigt haben, was es mit der Befriedigung sexueller Lust auf sich hat."

Ich lief knallrot an.

"Oh, äh, Sir, es tut mir furchtbar leid-"

Endlich hob er den Blick und schaute mich verständnisvoll an.

"Ornella. Bitte. Sie brauchen sich keinesfalls für irgendetwas zu entschuldigen. Im Gegenteil!" Er seufzte. "Sie haben etwas getan, was mir, als Patricias Vater, unmöglich war. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich darüber bin."

Ich blickte ihn fragend an, ohne ein Wort zu sagen. Er seufzte erneut, bevor er fortfuhr.

"Sie müssen wissen, Ornella, dass ich den Arzt meiner Tochter verabscheue. Ich halte ihn, gelinde gesagt, für einen miesen Quacksalber. Aber da meine Ex-Frau das Sorgerecht für unsere Tochter hielt, hatte ich bei der Wahl des Arztes, als sich bei Patricia die ersten Anzeichen der Impulskontroll-Störung bemerkbar machten, kein Mitspracherecht. Er ist nun schon seit fünfzehn Jahren Patricias Arzt, und sie vertraut ihm voll und ganz. Zugegeben: Seine Behandlungsmethode sorgte dafür, dass Patricia ihre Ausbildung bei der Flotte ohne Vorfälle erfolgreich überstand. Aber sie sorgte gleichzeitig auch dafür, dass meine Tochter während dieser Zeit isoliert blieb und keine engen sozialen Kontakte knüpfte. Sie war zwar schon immer so etwas wie ein einsamer, weisser Wolf, aber dass sie bis dato keine echten Freunde hat ... " Das Bedauern war deutlich in seinem Gesicht zu erkennen. "Und als dann ihre Medikamente vor etwa einem Jahr an Wirkung verloren, da schlug doch dieser Trottel tatsächlich eine Beschneidung vor. Eine Beschneidung!" Edmunds Empörung hallte durch die Pilotenkanzel. "Ich habe natürlich versucht, ihr diese verrückte Idee auszureden. Aber als ihr Vater fällt es mir schwer, mit ihr über Sex zu reden. Ich ging sogar so weit, pornografisches Material auf den Schiffscomputer zu laden! In der Hoffnung, dass sie 'zufällig' darauf stossen würde. Aber falls sie es tatsächlich entdeckt haben sollte, hat sie es geflissentlich ignoriert. Oder aber sie denkt nun, ihr alter Herr sei irgendeine Art von Perversling."

Bei dieser letzten Bemerkung mussten wir beide kichern.

"Wie dem auch sei, Ornella. Danke. Aus tiefstem Herzen, besten Dank!"

"Gern geschehen, Edmund", antwortete ich nach einer Weile. Ich sah den Admiral nun plötzlich in einem ganz anderen Licht. Hinter seiner gebieterischen Erscheinung steckte ein fürsorglicher, liebevoller, vielleicht sogar etwas schüchterner Vater. Eine Zeit lang sassen wir einfach nur schweigend da, bis Edmund erneut das Wort ergriff.

"Könnten sie sich vorstellen, ihre Freundin zu sein?"

"Sie IST bereits meine Freundin, Edmund. Was ich vorhin getan habe, hätte ich für niemanden tun können, für den ich nicht etwas empfinde."

"Das meine ich nicht", sagte er und musterte mich aufmerksam. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

"Edmund, ich bin bereits in einer festen Beziehung. Zumindest war ich das, als wir von Galamex 2 abgeflogen sind."

"Ah, ja, das Wunderkind. Cygnus Montichiari."

"Er hasst dieses Prädikat!", erwiderte ich lachend. "Aber ja, Cygnus Montichiari. Selbst wenn meine Beziehung zu ihm zu Ende sein sollte, gehört mein Herz nach wie vor ihm. Vermutlich für immer. Aber ich verspreche ihnen, Edmund, dass ich ihrer Tochter eine gute Freundin sein werde. Eine echte Freundin!"

Er legte seine Hand auf meine und drückte sie.

"Das soll mir genügen. Danke, Ornella."

Aus dem hinteren Teil des Schiffes erklangen plötzlich wieder gedämpfte Schreie. Edmund und ich schauten uns kurz an, bevor wir in heftiges Gelächter ausbrachen.

"Oh, ihr Sterne!", stiess der Admiral aus. "Sie haben ein Monster erschaffen!"

*** Kapitel 7 - Cygnus ***

Ich schoss schlagartig hoch. Schon wieder. Derselbe Traum.

"Hey, was ist denn in dich gefahren?", fragte Alejandra zu meiner Linken verschlafen. "Und was soll das Zelt in deinen Boxern?"

"Geht dich nichts an", antwortete ich kurz angebunden und versuchte, zwischen den beiden Frauen ans untere Ende des Bettes zu kriechen. Doch Alejandra hielt mich am Arm fest.

"Stop. Wo willst du hin, Freundchen?"

"Ins Bad." Ich versuchte mich aus ihrem Griff zu lösen. Ohne Erfolg. "Lass mich los."

"Nicht, bevor ich es gesehen habe", erwiderte sie entschieden.

"Was gesehen?"

"Na das, was sich in dem Zelt verbirgt, Tonto!"

"Sag mal, hast du sie noch alle?!"

"Ach komm, Cy!", neckte Alejandra mich. "Du hast gestern meinen Chocho zwei Mal gesehen. Da ist es doch nur fair, wenn ich mir Mal dein Teil ansehen darf!"

Ich schnaubte, aber da sie keine Anstalten machte, mich loszulassen, gab ich schlussendlich nach und zog mit meiner freien Hand meine Boxer nach unten. Prompt spielte meine Erektion Stehaufmännchen.

"Zufrieden?!"

In diesem Moment drehte sich Alina zu meiner Rechten auf meine Seite und öffnete die Augen.

"Was zum - PENIS-ALARM!!!", schrieh sie und sprang auf ihrer Seite aus dem Bett, als ob sich eine Kobra darin verirrt hätte. Alejandra kugelte sich vor Lachen, während es mir mit hochrotem Gesicht endlich gelang, aus dem Bett zu krabbeln. Ich eilte ins Bad und knallte die Tür hinter mir zu. Alejandras Gelächter war weiterhin dumpf zu hören. Ich stieg unter die Dusche und brauchte doppelt so lang wie am Tag davor, bis meine Latte endlich den Geist aufgab.

***

Als ich aus dem Bad trat, stand Alina vor dem Eingang - nackt.

"So", erklärte sie feixend. "Und damit hat nun jede Person in diesem Raum jede andere Person in diesem Raum nackt gesehen. Ich löste meinen Blick von ihrem glatt rasierten Geschlecht und ihrem üppigen Busen und presste mich an ihr vorbei, möglichst ohne sie zu berühren.

"Ihr beide wollt mich wohl in den Wahnsinn treiben, was?", grollte ich, während ich in meiner Kommode nach frischer Kleidung fischte.

"Vielleicht", meinte Alejandra grinsend, die sich immer noch auf dem Bett räkelte. "Wahnsinn ist immer noch besser als Trübsal, Cy."

"Da bin ich mir inzwischen nicht mehr so sicher", gab ich zurück. "Auf jeden Fall schlafe ich in der kommenden Nacht alleine."

"Das wird sich zeigen", meinte Alejandra herausfordernd.

Ohne weiter darauf einzugehen, verliess ich mein Schlafzimmer und eilte hinunter in die Küche. Dort angekommen, zog ich mich an und setzte eine Kanne Kaffee auf. Während ich auf die beiden Frauen wartete, überprüfte ich mein ComPad: Sowohl meine Nachricht an Ornella als auch meine Blumenbestellung waren von der Station als 'erfolgreich übermittelt' zurückgemeldet worden. Etwas enttäuscht stellte ich fest, dass ich von Ornella keine Nachricht erhalten hatte. Allerdings hatte das nicht unbedingt etwas Schlechtes zu bedeuten. Da das Temaklin-System rund 4 Lichtjahre vom Galamex-System entfernt lag, konnte Ornella dieses nur erreicht haben, falls der Admiral mit seiner Corvette mit Höchstgeschwindigkeit geflogen war. Es war weitaus wahrscheinlicher, dass sie nicht ganz so schnell unterwegs waren, da hohe Geschwindigkeiten exponentiell höhere Antimaterie-Kosten nach sich zogen. Trotzdem: Die Enttäuschung blieb weiterhin bleiern auf meinem Gemüt liegen.

Es dauerte geschlagene fünfundvierzig Minuten, bis sich die beiden Frauen endlich zu mir gesellten. Vermutlich hatten sie die Gelegenheit genutzt, um sich in meinem Bett zu lieben. Ich überlegte, ob ich sie danach fragen sollte, liess es dann aber sein. Sie hatten mich in den letzten vierundzwanzig Stunden genug in den Wahnsinn getrieben. Da brauchte ich nicht noch nachzuhelfen. Zugegeben, die ständige Zurschaustellung ihrer reizenden Weiblichkeit und die zahllosen sexuellen Anspielungen der beiden Frauen hatten durchaus die gewünschte Wirkung entfaltet. Nämlich mich von meinen düsteren Gedanken betreffend Ornella abzulenken. Aber jeder heterosexuelle Mann, selbst ein so ausgesprochener Monogamist wie ich, hatte Grenzen, wieviel sexuelle Reize er ertragen konnte, ohne dabei vollends durchzudrehen. Ich beschloss, dass ich das Mass des Ertragbaren erreicht hatte.

"Was hast du heute vor?", fragte mich Alina, die sich mit einer Tasse Kaffee vor mich gesetzt hatte.

"Im Labor im Tower herumtüfteln", log ich. "Warum? Brauchst du mich oben in der Geschäftsleitung?"

Sie schüttelte den Kopf und schüttete die Tasse Kaffee in sich hinein. "Nein. Ich werde den ganzen Tag mit dem Architekten, Stefan Rudek, verbringen. Wir werden wohl hauptsächlich Brainstorming betreiben, damit er eine genaue Vorstellung davon bekommt, was CyCo von ihm erwartet. Du darfst gerne teilnehmen, wenn du willst, aber du musst nicht."

"Dann passe ich", erklärte ich gleichmütig. "Ich könnte dabei wohl nicht wirklich viel beitragen."

"Gut", sagte sie, stellte ihre Tasse in den Geschirrspüler und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Dann sehen wir uns spätestens heute Abend."

"Klar."

"Und wir sehen uns nachher im Labor!", ergänzte Alejandra, beschenkte meine andere, ungeküsste Wange mit einem lauten Schmatzer und eilte Alina hinterher, die bereits an der Haustür stand. Sie blieb nochmals kurz stehen. "Möchtest du mit uns fahren?"

"Nein!", antwortete ich etwas überhastet, fuhr dann aber in ruhigerem Tonfall fort. "Nein, danke. Ich muss hier noch einiges erledigen. Ich komme dann nach. Wir sehen uns im Tower."

Meine beiden Freundinnen winkten mir nochmals kurz zu und verschwanden. Als ich endlich hörte, wie Alinas Gleiter losfuhr, brach ich ebenfalls auf. Ich stieg in meinen eigenen Lambo und machte mich auf den Weg, Richtung Meer.

***

"Cygnus! Wo, bei der magellanschen Wolke, steckst du, Cabron?!", wetterte Alejandra über die Freisprechanlage meines Gleiters, während ich auf das Gebirge zuraste. "Hast du Arsch überhaupt auch nur die geringste Vorstellung davon, welche Sorgen Alina und ich uns machen?!"

Zu sagen, dass sie sauer klang, wäre eine Untertreibung gewesen. Ich konnte es ihr nicht verübeln, denn schliesslich hatte ich erst bei ihrem vierten Versuch mich zu erreichen abgenommen.

"Beruhige dich, Hermana", antwortete ich mehr oder weniger gelassen. "Ich bin unterwegs zur Küste."

"Du hattest uns gesagt, du würdest ins Labor kommen!", wütete sie weiter. "Wir suchen dich schon seit Stunden!! Alina hat sogar jemanden zu dir nach Hause geschickt, um nach dir zu sehen! WIE KANNST DU MIR NUR SO EINEN SCHRECK EINJAGEN?!?!!"

Sauer beschrieb es nicht annähernd.

"Habt ihr daran gedacht, Yegor nach mir zu fragen?", entgegnete ich. Seit dem Attentat auf Alinas Leben galt für sämtliche Angestellte in den höheren Führungspositionen die strikte Anweisung, dem Sicherheitsbüro Route, Ziel und voraussichtlicher Aufenthaltsort mitzuteilen, sobald man sich mehr als hundert Kilometer von Ornellas Beauty entfernte.

"Nein", erwiderte Alejandra nach einer Weile kleinlaut, fand aber sogleich wieder zu ihrem vorwurfsvollen Ton zurück. "Trotzdem! Du hattest klipp und klar gesagt, du würdest ins Labor kommen! Cygnus! Ich ... ich hatte schon das Schlimmste befürchtet!"

Ich seufzte, da mir bewusst war, worauf sie hinauswollte.

"Ale, nur weil ich damals vor etlichen Jahren mies drauf war, heisst das noch lange nicht, dass ich mir etwas antun würde."

"Ach? Als damals deine Beziehung mit Marla in die Brüche ging, hast du einen Monat lang nichts gegessen. Einen! Verdammten! Monat!! Du warst nur noch Haut und Knochen! Und glaube nicht, ich hätte damals die Schlaftabletten unter deinem Kissen nicht entdeckt!"

Diese letzte Offenbarung überraschte mich und verschlug mir einen Augenblick lang die Sprache.

"Du, du hast es ... gewusst?"

"Ja! Und ich tauschte damals den Inhalt der Dose mit harmlosen Lutschtabletten aus." Sie machte eine Pause. "Cygnus, du hast damals tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, dich umzubringen! Du warst nach Marla am Boden zerstört! Warum denkst du, bin ich damals bei dir eingezogen? Ich hatte Angst um dich! Du brauchtest jemanden, der sich um dich kümmert! Bei den Sternen, ich war sogar bereit, mit dir in die Kiste zu springen, um dich zu retten! Begreifst du jetzt endlich, warum ich mir Sorgen um dich mache?!"

Ich hatte nun plötzlich ein schlechtes Gewissen.

"Es tut mir leid, Ale", erklärte ich niedergeschlagen. "Das war dir und Alina gegenüber nicht fair. Aber ich brauche jetzt einfach etwas Zeit für mich. Du und Alina, ihr habt euch gestern wie zwei Glucken um mich gekümmert. Das war wirklich sehr, sehr lieb von euch - Insbesondere, wenn man bedenkt, dass ihr euch gestern verlobt habt! Aber so ... angenehm ablenkend eure reizende Weiblichkeit auch sein mag, habt ihr es vielleicht etwas ... übertrieben. Verstehst du, was ich meine?"

"Ja", antwortete sie verständnisvoll. "Andauernd spitz gemacht zu werden, lenkt zwar von düsteren Gedanken ab, aber es baut auch einen gewissen Druck auf."

"Bingo!", gab ich glucksend zurück. "Ihr zwei braucht euch wirklich keine Sorgen um mich zu machen, Ale", ergänzte ich. "Ich bin heute nicht mehr der junge, unerfahrene Nerd, der Herzschmerz nicht zu verkraften weiss. Ich bin inzwischen ein gereifter Mann, der zudem die Verantwortung für das Wohlergehen tausender Menschen trägt. Selbst wenn-" Es fiel mir schwer, die Worte über die Lippen zu bringen. "Selbst wenn zwischen Ornella und mir Schluss sein sollte, werde ich es verkraften. Irgendwie."

"Versprochen?", fragte sie ausgesprochen sanft.

"Grosses Astronauten-Ehrenwort", gab ich schmunzelnd zurück.

"Falls irgendetwas ist, Cy, rufst du mich umgehend an."

"Mach ich. Und, Ale?"

"Was?"

"Danke. Danke dafür, dass du dich damals, genauso wie jetzt, um mich gekümmert hast. Und danke dafür, dass du damals die Schlaftabletten ausgetauscht, aber vor allem nicht erwähnt hast."

"Gern geschehen, Cy. Du bist für mich Familie. Vergiss das nie."

"Werde ich nicht." Inzwischen kam der Tunnel nach 'Dream Bay', durch den nun auch die Magnetbahn führte, in Sichtweite. "Die Verbindung bricht gleich ab. Eine letzte Sache noch, Ale."

"Ja?"

"Falls das zwischen Ornella und mir in die Brüche geht, springst du dann mit mir in die Kiste? Und kannst du dann Alina dazu überreden, ihren Penis-Alarm auszuschalten und es dir gleich zu tun? Ich wollte schon immer einen flotten Dreier!"

Ich hörte sie auf der anderen Seite herzhaft lachen.

"Ganz schön unverschämt, Pendejo! Daher würdige ich deine Anfrage keiner Antwort!"

***

Als ich auf der anderen Seite des Berges aus dem Tunnel schoss, erwartete mich eine spektakuläre Aussicht. Ein silbern schimmernder Palmenwald erstreckte sich vor mir bis hinunter zum Strand. Lediglich unterhalb der Magnetbahn, unter der ich gerade entlangfuhr, waren urtümliche Palmen zu sehen. Ich war schon eine Weile lang nicht mehr hier gewesen und stellte zufrieden fest, dass Borys ganze Arbeit geleistet hatte. Selbst an den Hängen der die Bucht umschliessenden Berge wuchs üppige Vegetation einige hundert Meter weit nach oben. Bäume, Büsche, Sträucher, allesamt vereint in einem prächtigen Farbspiel zwischen dem ursprünglichen Rostrot des Planeten und dem glänzenden Silber der Eisen extrahierenden Pflanzen.

Ich erreichte den Magnetbahnhof, ein stilvolles weisses Gebäude, glitt daran vorbei und fuhr weiter, bis ich zum Strand gelangte. Dort standen bereits die ersten Wohnhäuser der neu entstehenden Siedlung, allesamt genauso blendend weiss wie der Bahnhof, welche rund um ein kuppelförmiges Gebäude angelegt waren. Hierin befand sich unsere hiesige Terraforming-Abteilung. Von hier aus wollten wir die Weltmeere verändern.

Ich hielt an und betrat die Kuppel. Im Gegensatz zu den Häusern und dem Bahnhof bestand sie fast gänzlich aus dickem Glas. Grundsätzlich war sie in zwei Hälften unterteilt. Jene, die dem Gebirge zugewandt war, beherbergte das eigentliche Labor, welches ähnlich eingerichtet war wie jenes im Cooperation Tower. Die dem Meer zugewandte Seite enthielt indes nur ein grosses, mit Wasser gefülltes Becken. Zwei stählerne Rohre führten von der Kuppel weg zum Wasser. Das eine, um Meerwasser in das Becken zu pumpen, das andere um das Wasser wieder zurück ins Meer zu befördern. Von hier aus sollte der eigentliche ökologische Kreislauf gestartet werden. Am Rand des Beckens befand sich ein Terminal, mit dem sich das Wasser im Becken in Sekundenschnelle analysieren liess.

Da die hiesige Terraforming-Abteilung noch nicht offiziell in Betrieb genommen worden war, wähnte ich mich alleine. Umso überraschter war ich dann auch, als mich im Labor ein bekanntes Gesicht empfing.

***

"Marla?", fragte ich verdutzt, als ich das Hauptlabor betrat. Sie trug ein kurzes, zitronengelbes Kleid, welches ihre gebräunte Haut hervorhob. Ihr Haar war an diesem Tag offen, so wie ich es aus unserer gemeinsamen Zeit in Erinnerung hatte.

"Cygnus!", begrüsste sie mich begeistert. "Das nenne ich Mal einen glücklichen Zufall!"

Sie sah so verführerisch aus wie eh und je - bis auf das grosse, zu ihrem Hautton passende Pflaster auf ihrer Nase.

"Was machst du hier?"

"Ich wollte mir die Anlage ansehen. Schliesslich soll von hier aus das planetare Ökosystem aufgebaut werden. Sie ist zwar, gemessen am Vorhaben, ziemlich klein, aber für den Anfang dürfte sie genügen." Sie bemerkte, dass mich ihre Antwort nicht gänzlich zufriedenstellte. "Mein Besuch hier ist von Alejandra Salazar genehmigt worden. Offiziell arbeite ich zwar erst ab übermorgen für CyCo, aber ich dachte, ich nutze die Zeit bis dahin, um mir ein Bild zu machen."

"Äh, okay. Ich ... Bitte entschuldige mich einen Augenblick." Ich verliess hastig das Labor und blieb erst stehen, als ich mir sicher war, ausser Hörweite zu sein. Dann rief ich Alejandra an.

"Warum hast du vorhin nicht erwähnt, dass Marla hier sein würde, als ich gesagt habe, ich fahre zur Küste?!", fragte ich gereizt.

"Mierda! Verdammt, Cy! Es tut mir leid! Das hatte ich vollkommen vergessen!", entschuldigte sie sich. "Dann bist du ihr dort also über den Weg gelaufen, ja?"

"Wir sind beide im maritimen Labor", zischte ich. "Alleine. Darauf hätte ich jetzt wirklich verzichten können."

"Es tut mir so, sooo Leid, Cy!" entschuldigte sie sich nochmals flehend. "Soll ich losfahren, um dich da rauszuhauen?"

"Nein, Ale. Du bräuchtest hierher mindestens drei Stunden. Bis dahin habe ich sie längst im Meer ertränkt."

Alejandra lachte nervös. "Kannst du wenigstens damit warten, bis sie ihre Arbeit erledigt hat?"

"Ich werde es versuchen. Versprechen kann ich nichts", gab ich säuerlich zurück.

"Im Ernst, Cygnus, soll ich zu dir kommen? Oder du könntest ihr sagen, dass du dringend nach Ornellas Beauty musst und zurückfahren."

"Ich bin nicht hierhergefahren, um dann gleich wieder kehrt zu machen! Und du: Bleib wo du bist. Sonst will Alina bestimmt mit, und dann platzt womöglich ihre Geburtstagsüberraschung. Ich werde schon mit der Situation fertig. Irgendwie."

Ich legte auf, ohne Alejandras Antwort abzuwarten und kehrte ins Labor zurück. Marla lehnte an einem Stehpult und studierte augenscheinlich gerade eine Anzeige mit einer Übersicht des Inventars. Sie hob den Kopf und lächelte mich freundlich an.

"Hör zu, Cygnus. Die Sache mit dem vorletzten Abend tut mir wirklich, wirklich leid. Hätte ich gewusst, dass du in einer Beziehung bist-"

"Schon gut", unterbrach ich sie. "Wie geht es deiner Nase?"

"Wird schon wieder", antwortete sie knapp, aber nach wie vor lächelnd. "Ehrlich, Cygnus. Das war unangebracht von mir. Bitte verzeih mir."

Ich musterte sie argwöhnisch.

"Oh, ja, ich erinnere mich: Wie oft hast du 'ehrlich, Cygnus' gesagt und mich im nächsten Satz angelogen?"

Das Lächelnd verschwand von ihren Lippen.

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