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Die Galamex-Saga - Teil 06

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"Was wurde eigentlich aus dem Sicherheitsoffizier, der vor dem Siedlerempfang postiert war?", wollte Ornella indes wissen.

"Er wurde in Gewahrsam genommen und wird gerade befragt", antwortete Gerard Donovan bitter. "Wir konnten bereits ungewöhnliche Transaktionen auf seinem Bankkonto nachverfolgen. Offenbar wurde er vor etwa einer Woche mit einer beträchtlichen Summe korrumpiert."

"Seien sie nicht so streng zu sich selbst, Gerard", bemerkte Alina. "Sie können nicht jeden faulen Apfel in der Flotte ausfindig machen."

"Danke für ihre Worte, Alina. Aber Tatsache bleibt, dass wieder einmal jemand aus der Flotte in einen abscheulichen Vorfall verwickelt ist. Manchmal komme ich mir einfach vor wie Sisyphus."

"Sie sind nicht alleine, Gerard", meinte Ornella mitfühlend. "Ich werde ihnen helfen, diesen Felsen den Hügel hinaufzurollen."

Er schenkte ihr ein warmes Lächeln.

Inzwischen hatten wir die Andockschleuse zur Corvette des Admirals erreicht. Patricia war bereits mit Elijah vorausgegangen, um die Startvorbereitungen zu treffen.

"Es tut mir wirklich leid, Cy", sagte Stefan Rudek mit bedrückter Miene. "Dein Besuch hier war alles andere als... angenehm."

"Dafür kannst du ja wohl nichts, Steff", versuchte ich ihn aufzumuntern. "Wie du ja bereits vorhin bei unserer 'Rangelei' bemerkt hast: Du suchst das Personal ja nicht aus. Das tun wir, da unten."

"Was das betrifft-", ergriff Alina das Wort. "-werden Yegor und ich überprüfen, wo unsere Hintergrundchecks versagt haben und den Mangel beheben. Wir werden auch sämtliche Mitarbeiter auf der Baustelle nochmals überprüfen. Das könnte hier zu Verzögerungen führen, Stefan", ergänzte sie, an den Architekten gewandt. "Aber wir dürfen kein Risiko eingehen. Es würde mich doch sehr wundern, wenn Astral Solutions nicht noch mehr Maulwürfe hier platziert hätte, um unser Vorhaben zu sabotieren."

Stefan nickte entschlossen.

"Ich werde hier oben ebenfalls 'aufräumen': Überprüfen lassen, ob unsere KIs kompromittiert wurden, Materialkontrollen an den neuralgischen Stellen durchführen lassen, das volle Programm."

"Wenn du Unterstützung brauchst, lass es mich wissen", versicherte Yegor ihm. Alina wandte sich mir zu.

"Ich begleite Commander Donovan mit meinem Shuttle noch zurück zur alten Station. Und du siehst zu, dass du endlich deine Eltern abholst."

"Alina?", rief ich ihr hinterher, da sie sich bereits auf den Weg zur nächsten Andockschleuse gemacht hatte. Sie drehte sich nochmals um. "Danke."

Zum ersten Mal, seit sie auf die Station gekommen war, lächelte sie.

***

Patricia hatte uns auf dem innerstädtischen Raumhafen abgesetzt und war mit Elijah nach Alinas Resolve weitergeflogen. In der Regel herrschte hier reger Verkehr. Doch auf Ornellas Anweisung hin hatte Larissa sämtliche Flüge auf den neuen, wesentlich grösseren Raumhafen am Stadtrand umleiten lassen. Ornella, Emilio, Dimitrios und ich waren alleine auf den Landefeldern.

"Wie lange noch?" fragte ich.

"Fünf Minuten", antwortete Ornella. "Bist du immer noch nervös?"

Ich dachte einen Augenblick darüber nach, bevor ich antwortete.

"Nein. Der Entführungsversuch hat mich in dieser Hinsicht ausgelaugt. Ich habe gar nicht mehr die Energie, um nervös zu werden."

Das Galamex-Zentralgestirn ging allmählich hinter dem Horizont unter, während auf der anderen Seite der grössere der beiden Monde aufging. Es wehte ein rauher Wind, der Schnee versprach. Schnee. Etwas, dass meine Eltern auf der überhitzten Erde nie persönlich zu sehen bekommen hatten - im Gegensatz zu mir, da ich vor einigen Monaten für eine Bioanalyse zum Nordpol geflogen war. Ornella rückte, trotz der dicken Mäntel die wir beide trugen, etwas näher, als ein eisiger Windstoss über den Platz fegte.

"Ist dir kalt?", fragte ich und legte einen Arm um ihre Schultern.

"Nein, aber es ist eine gute Ausrede, um mehr von dir zu spüren", erwiderte sie, worauf ich den unwiderstehlichen (und folglich unwiderstandenen) Drang verspürte, sie zu küssen.

"Wenn du so weitermachst, dann nehme ich dich hier und jetzt", grollte ich.

"Ein leeres Versprechen", konterte sie und seufzte. "Leider."

Ich hob die Augenbrauen.

"Du würdest wirklich mit mir eine Nummer schieben? Bei dieser Kälte?"

"Naja, sie hätte definitiv den Vorteil, dass du es mir schnell besorgen würdest - und daher wohl auch hart."

Ich ächzte.

"Du treibst mich in den Wahnsinn, Nella."

"In die gute Art von Wahnsinn", erklärte sie.

"Oh, ja!", pflichtete ich ihr bei, bevor ich sie erneut innig küsste.

***

Wir hörten die Hermes, bevor wir sie sahen. Das Geräusch erinnerte an die Brandung am Strand von Alinas Bay. Wir blickten hoch in die nördliche Dunkelheit. Die Silhouette des Raumschiffes war nicht zu erkennen, dafür aber ihre Positions- und Landelichter. Das majestätische Schiff setzte so sanft wie eine Feder auf, bevor das Schallen des Antriebes erlosch und das Licht der Aussenscheinwerfer des Gefährtes von rot auf grün wechselte.

Wir umrundeten das Schiff, um zum Heck zu gelangen, während sich die Rampe der Ladebucht langsam senkte. Kaum hatte diese den Boden berührt, schwebte uns Dior auf seinem eleganten Repulsorstuhl entgegen.

"Nella! Cy!", begrüsste er uns lachend und umarmte uns beide gleichzeitig. Er wirkte so quirlig wie eh und je. "Wie geht es euch beiden?!"

"Gut, danke!", antwortete Ornella. "Was ist mit dir? Und wie war die Erde."

"Mir geht es fabelhaft!", sagte er mit seinem typischen breiten Lächeln im Gesicht. "Vor allem, weil ich endlich zurück bin. Ahhhh! Ich kann den Duft der Bäume von hier aus riechen! Auf der Erde hingegen riecht es überall... abgestanden. Ich bin wirklich, wirklich froh, wieder hier zu sein!"

Ich blickte die Rampe hoch. Keine Spur von unseren Eltern.

"Wo sind unsere Eltern, Dior? Sie sind doch nicht etwa immer noch im Cryoschlaf."

Der junge Senegalese verdrehte die Augen.

"Ich habe sie geweckt, einen Tag bevor wir das System erreichten, Dumpfbacke. Um ihnen Zeit zu geben, den Novoxin-Geruch loszuwerden. Aber eure Mütter, diese beiden reizenden Damen, wollten noch aufräumen, bevor sie von Bord gehen. Sie sagten, und ich zitiere wörtlich: 'Man kann doch auf so einem schicken Schiff keine Unordnung hinterlassen'."

Ornella prustete los. "Du hast meine Mutter perfekt nachgeahmt, Dior!"

"Und eure Väter, diese beiden wohlerzogenen Herren-", fuhr Dior fort. "-sind ihnen natürlich zur Hand gegangen."

Ich schüttelte den Kopf.

"Das ist sooo typisch."

"Sei froh, dass sie die Reinigungsmittel nicht gefunden haben, sonst würden sie da drin wohl auch noch sauber machen!", ergänzte Dior. "Aber es dürfte nicht lange dauern, bis sie kommen. Ich muss dann Mal los. Alina erwartet mich. Wir sehen uns bestimmt in den nächsten Tagen."

Er verabschiedete sich von uns und schwebte Richtung Raumhafen-Terminal davon.

***

Dann, endlich, erschienen sie im gedämpften Licht, am oberen Ende der Rampe. Ornella spurtete los, in die offenen Arme ihres Vaters.

*** Kapitel 17 - Ornella ***

"Piccolina", sagte mein Vater leise, während er mich an sich drückte. Ich löste mich von ihm und musterte ihn durch einen Schleier von Tränen. Er hatte sich kaum verändert. Die Glatze schien etwas fortgeschritten zu sein, und vielleicht hatte er auch etwas zugenommen. Aber auf seinem runden Gesicht strahlte noch immer das warme Lächeln.

"Ich bin nicht klein, Papà!", erwiderte ich, während ich mir die Tränen aus den Augen wischte. Dann wandte ich mich meiner Mutter zu. Als erstes fiel mir auf, dass sie ihr Haar nicht mehr färbte. Es war nun durch und durch grau, was ihr, wie ich fand, ausserordentlich gut stand. Es verlieh ihrem diamantförmigen Gesicht einen Ausdruck von Reife. Und etwas Vornehmes. Sie drückte mich ebenfalls an sich und küsste mich.

"Piccina."

"Mamma! Ich bin NICHT klein!", protestierte ich, bemüht weitere Tränen zurückzuhalten.

"Du wirst immer meine Kleine sein", stellte meine Mutter fest, so wie sie es gefühlt schon tausend Mal getan hatte.

Inzwischen hatte auch Cygnus das obere Ende der Rampe erreicht und seine Mutter in den Arm genommen. Die Frau war interessanterweise mindestens einen Kopf kleiner als er, mit relativ kurzem, blondgefärbtem Haar. Sie wechselten einige Worte, die zu leise waren, um sie zu verstehen, während Cygnus' Vater danebenstand, mit glänzenden Augen. Er war so etwas wie die ältere Ausgabe von Cygnus. Etwas (aber nicht viel) korpulenter vielleicht, aber dieselben kastanienbraunen Haare, dieselbe leicht gekrümmte Nase, dieselben buschigen Augenbrauen. Dieselben smaragdgrünen Augen. Nur die untere Gesichtspartie schien Cygnus von seiner Mutter geerbt zu haben.

Er löste sich von ihr und wandte sich seinem Vater zu. Sein Gesicht sprach Bände. Die frühere Nervosität schien ihn nun doch noch eingeholt zu haben. Er war eindeutig angespannt, als unterziehe er sich gerade einem Gerichtsurteil. Zum ersten Mal erkannte ich im Mann, den ich liebte, das Kind welches er einst gewesen sein musste.

Das Glänzen in den Augen seines Vaters verstärkte sich. Eine Träne kullerte sein Gesicht entlang, bevor er seinen Sohn in eine verzweifelt anmutende Umarmung drückte.

"Oh, Cygnus." Selbst die Stimmen der beiden Montichiaris klangen ähnlich! "Es tut mir so, so leid!" Ein langgezogener, einzelner Schluchzer war vom älteren Mann zu hören, gefolgt von einem Seufzer der Erleichterung. Cygnus löste sich etwas und blickte, beinahe schockiert, seinen Vater an.

"Papà! Bitte! Hör auf! Das, das passt nicht zu dir!"

"Nein, Cygnus", erwiderte sein Vater mit brüchiger Stimme. "Die letzten Worte die ich an dich gerichtet habe, als wir uns das letzte Mal sahen, sind das Schlimmste, was ein Vater seinem eigen Fleisch und Blut sagen kann. Es ist seither kein Tag vergangen, an dem ich diese Worte nicht bereut hätte. Und ich befürchtete schon, mich niemals bei dir dafür entschuldigen zu können." Cygnus' Vater betrachtete ihn einen Moment lang. "Figlio mio."

Nun brachen die Dämme auch bei Cygnus.

"Ti voglio bene, Papà!", verkündete er schluchzend und warf sich seinem Vater in die Arme. Dies war das erste Mal, dass ich die Liebe meines Lebens Italienisch sprechen hörte.

Niemand der Anwesenden blieb von diesem Ausbruch der Emotionen unberührt, während ich den Drang verspürte, zu Cygnus zu eilen, um ihn ebenfalls zu drücken. Doch dieser Moment gehörte den beiden Männern alleine, die, endlich, eine Brücke zueinander geschlagen hatten.

"Wo bleiben meine Manieren", erklärte Cygnus' Vater nach einer Weile und löste sich von seinem Sohn. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, kam mir entgegen und hielt mir die Hand hin. "Ich bin Giacomo. Aber alle nennen mich Cometa."

"Sehr erfreut, Cometa. Ich bin Ornella." Ich reichte ihm meine Hand, die er prompt zu seinem Mund führte, um sie zu küssen.

"Selina", sagte seine Frau, die zu uns getreten war, bevor sie mich herzlich umarmte. "Du darfst mich sowohl 'Seli' als auch 'Lina' nennen. Passt beides."

Inzwischen war Cygnus zu meinem Vater getreten, um sich ebenfalls vorzustellen. Er streckte die Hand aus, doch statt diese zu ergreifen, schloss mein Vater ihn gleich in eine Umarmung.

"Oh, ich bin Cygnus - oder Cy."

"Paolo", erwiderte mein Vater. "Danke, dass du uns ermöglicht hast, unsere Tochter zu besuchen, Cygnus. Ich weiss gar nicht, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen soll."

Cygnus winkte etwas verlegen ab. "Das habe ich gerne getan. Für deine Tochter würde ich alles tun."

Mein Vater schaute mich an und nickte. "Das ist einer der Guten, Ornella. Lass dir den nicht durch die Lappen gehen!"

"Keine Chance!", gab ich grinsend zurück. "É mio!"

Cygnus ahmte seinen Vater nach und schenkte meiner Mutter einen Handkuss.

"So schön, wie die Tochter."

"Und charmant ist er auch noch!", meinte meine Mutter mir zugewandt, bevor sie Cygnus mit ihren bei neuen Bekanntschaften üblichen drei Wangenküssen bedachte. Sie war, wie immer, etwas reserviert, was manchmal bei den Leuten den (meiner Meinung nach falschen) Eindruck erweckte, sie sei gefühlskalt. "Ich bin Valentina. Nenn mich ruhig Vale - aber bloss nicht Tina."

"Alles klar, Tina - ich meine Vale!", erwiderte Cygnus schalkhaft. Flirtete er gerade mit meiner Mutter?! Das Monster namens Eifersucht hob ganz kurz den Kopf, verzog sich aber ziemlich schnell, als Cygnus mir zuzwinkerte. Dann schnappte er sich einen der Koffer meiner Mutter und bot ihr den Arm an. "Wollen wir?"

*** Kapitel 18 - Cygnus ***

Ich machte mir eine gedankliche Notiz, Dior später dafür zu danken, dass er unseren Eltern moderne, mit Repulsoren ausgetattete Koffer besorgt hatte, denn sie hatten pro Person jeweils zwei Koffer mit dabei. Ornella hatte sich bei meiner Mutter eingehängt und zog einen ihrer Koffer hinter sich her.

Wir stiegen die Rampe hinab und traten unter der Corvette hervor. Der Wind hatte an Stärke zugelegt und trug bereits die ersten Schneeflocken zu uns.

"Ziemlich kalt hier", erklärte Valentina. Ich blieb stehen, zog meinen Mantel aus und half ihr, hineinzuschlüpfen. Sie blickte mich mit etwas zusammengekniffenen Augen an. "Ich kann verstehen, was Ornella an dir findet, Cygnus."

Ich gluckste. Die Frau schien bei den Rossis diejenige zu sein, die 'die Hosen anhatte'. Oder zumindest diejenige zu sein, die wie ein Adler über Ornellas Wohlergehen kreiste. Sie misstraute mir, offensichtlich, aber das war für mich in Ordnung. Schliesslich kannte sie mich nocht nicht. Ich musterte sie einen Augenblick lang. Valentina war, auf ihre ganz eigene Art und Weise, eine sehr schöne Frau. Aber Ornella schien sehr wenig mit ihr gemein zu haben. Von ihrem Vater hatte meine Versprochene scheinbar überhaupt nichts an Äusserlichkeiten geerbt zu haben.

Ich schüttelte diese Gedanken ab. Schliesslich sahen ja nicht alle Kinder der Galaxis ihren jeweiligen Eltern ähnlich. Vermutlich hatte einfach der Genetiker in mir instinktiv nach äusseren Gemeinsamkeiten gesucht.

"Ist das, ist das Schnee?", fragte Valentina und holte mich aus meiner Gedankenwelt zurück. Sie betrachtete ihren Handrücken, auf den sich eine dicke Schneeflocke gelegt hatte und nun allmählich dahinschmolz. Ich nickte lächelnd. "Wundervoll!"

"Vermutlich wird morgen die ganze Gegend von einer weissen Decke überzogen sein."

Valentina blickte staunend um sich, auf die hinabschwebende weisse Pracht, die im Scheinwerferlicht glitzerte, liess sich aber dennoch von mir weiterführen Richtung Raumhafen-Terminal. Hinter uns hörte ich meine Mutter freudig lachen, während uns mein Vater inzwischen eingeholt hatte.

"Wer sind die beiden Typen, die uns folgen?" fragte er misstrauisch.

"Das sind Emilio und Dimitrios. Meine Schatten. Meine Leibwächter", ergänzte ich auf seinen fragenden Blick hin.

"Leibwächter? Wofür brauchst du Leibwächter?", wollte er wissen.

"Hat dir den Dior nichts erzählt?", fragte ich zurück. Mein Vater schnaubte.

"Dein afrikanischer Freund war in dieser Hinsicht, allerdings wirklich nur in dieser, ziemlich zugeknöpft. Der Kerl redet und redet! Aber was dich betrifft, sagte er lediglich, du seist hier so etwas wie ein 'hohes Tier'."

Ich musste unwillkürlich lachen.

"Ja, so könnte man es auch nennen."

"Nun, ein paar Dinge konnte ich mir auch selbst zusammenreimen", fuhr mein Vater fort. "Du arbeitest offenbar für diese Firma, CyCo, von der die Nachrichten zuhause immer wieder berichten. Daher nehme ich Mal an, dass Alina Sparks deine Chefin ist und du als Terraformer für sie tätig bist."

"Fast. Es ist so, Papà, ich-" Weiter kam ich nicht, denn inzwischen hatten wir das Terminal-Gebäude betreten. Hier herrschte, im Gegensatz zur Ladebucht und der Landeplattform, grelles Licht.

"Wieso hast du ein blaues Auge?!", verlangte mein Vater zu wissen. "Wen muss ich mir deswegen vorknöpfen?!"

Ich hatte das Veilchen völlig vergessen. Die Erinnerungen an die versuchte Entführung kehrten mit voller Wucht zurück. Und mit ihnen die Schuldgefühle.

"Papà, ich... ich..." Die Worte blieben mir im Halse stecken. Es kostete mich Überwindung, doch schlussendlich brachte ich sie dann doch über meine Lippen. "Ich musste heute jemanden töten."

"Was?!" Valentina liess mich los und rückte einige Schritte von mir ab. Mein Vater indes erkannte wohl den Schmerz in meinen Gesichtszügen, denn er griff nach meinen Schultern und blickte mich mitfühlend an.

"Oh, Cygnus. Ich nehme an, es gab keine andere Möglichkeit." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Mein Vater kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich so etwas nur in Notwehr tun würde.

"Nein, Papà, die gab es nicht."

Er drückte mich an sich.

"Oh, Cygnus", wiederholte er. "Das muss für dich furchtbar gewesen sein. Aber ich weiss, dass du das Richtige getan hast."

In diesem Moment bedeuteten mir seine Worte die Welt. Sie waren Balsam für mein Herz. Sie konnten zwar die Erinnerung nicht auslöschen, aber sie machten sie auf jeden Fall erträglich.

"Grazie, Papà."

In der Zwischenzeit hatten die anderen aufgeholt.

"Ornella!" Valentina klang schon beinahe panisch, als sie zu ihrer Tochter trat. "Cygnus hat jemanden getötet! Wusstest du das?!"

Ornellas Gesicht verfinsterte sich augenblicklich.

"Natürlich weiss ich das", gab sie, beinahe trotzig, zurück. "Man hat heute versucht, uns zu entführen. Wir haben getan, was wir tun mussten."

"Wir?", fragte Valentina ungläubig. "Was soll das heissen, 'wir'? Soll, soll das etwa heissen..."

"Das heisst, dass ich auch jemanden umgebracht habe. Zwei, um genau zu sein."

Chaos brach aus. Plötzlich redeten alle gleichzeitig. Bis ich die Hand hob und ein lautes "BASTA!" von mir gab. Ich schloss die Augen und atmete erstmal tief durch.

"Wir waren heute auf der neuen Station, die wir, das heisst CyCo, gerade bauen. Wir wollten euch dort abholen und warteten im Siedlerempfang, als uns acht bewaffnete Männer gefangen nahmen. Ornella gelang es, den Entführern zu entkommen. Um uns zu helfen, musste sie sowohl das Fluchtfahrzeug sabotieren, als auch dessen aus zwei Mann bestehende Besatzung umbringen. Hätte sie das nicht getan, wäre ich jetzt tot. Hätte ich einen der Entführer nicht umgebracht, wäre ich jetzt tot." Ich machte eine Pause und blickte in die Runde. "Wir werden euch die ganze Geschichte erzählen. Aber nicht hier. Und nicht heute. Ornella und ich müssen diese Ereignisse erstmal selbst verarbeiten." Meine Augen trafen jene meines Vaters. In ihnen lag eine Mischung aus Anerkennung und Stolz.

"Aus meinem Sohn ist ein Mann geworden", sagte er so leise, dass nur ich ihn vernehmen konnte. Ich nickte ihm kurz zu, bevor ich mich Valentina zuwandte.

"Bitte, glaube mir: Weder ich noch deine Tochter sind kaltblütige Mörder. Wir haben dies nur getan, weil es nicht anders ging."

Ihr Blick wechselte mehrmals zwischen Ornella und mir hin und her, bevor sie endlich wieder etwas von ihrer Fassung zurückgewann.

"Na schön", sagte sie nach einer Weile. "Aber ich will irgendwann die ganze Geschichte hören."

"Alles zu seiner Zeit, Mamma, wie Cygnus sagte", erwiderte Ornella, hängte sich erneut bei meiner Mutter ein und führte sie Richtung Ausgang des Gebäudes. Ich überlegte einen Augenblick lang, ob ich Valentina erneut den Arm anbieten sollte. Zum Glück schien mein Vater mein Zögern zu bemerken und nahm mir die Entscheidung ab. Er bot Valentina seinerseits den Arm an und überliess mir einen seiner Koffer. Ich bildete nun, zusammen mit meinen beiden 'Schatten' das Schlusslicht.

***

Draussen wartete eine grüne Limousine auf uns.

"Wow, Cygnus, deine Chefin behandelt dich richtig gut!", meinte Ornellas Vater, worauf meine Versprochene von diesem 'Missverständnis' offenbar endgültig die Nase voll hatte.

"Alina ist nicht seine Chefin, sondern seine Partnerin, Papà. Ihm gehört ein Drittel von CyCo, was übrigens für 'Cygnus Cooperations' steht. Er ist der Gründer des Unternehmens."

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