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Die Galamex-Saga - Teil 06

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Ich glitt etwas nach oben, bis ich das Kabel erreichte, welches die Andockvorrichtung mit Strom versorgte und schnitt sie mit dem Laserschweisser durch. Dadurch konnte sich die Corvette nicht mehr von der Station lösen um eine andere Andockstation anzufliegen - zumindest nicht, ohne die Röhre abzureissen, was das Andocken an einer anderen Station verunmöglicht hätte. Dann glitt ich an der Corvette entlang zu dessen Heck und machte mich einige Minuten lang mit dem Laser an den Triebwerken des Raumschiffs zu schaffen. Zumindest an diesem Tag, würde dieses nirgendwo mehr hinfliegen. Ich wollte bereits zu meinem nächsten Ziel aufbrechen, als ich in meinem Kopf wieder die Stimme des weinenden Mädchens hörte. Dieses Mal erfüllte mich diese Erinnerung jedoch nicht mit Übelkeit, sondern mit Wut. Wut auf die Entführer, die unschuldigen Siedlern Gewalt androhten.

Ich glitt zum Bug, zum Cockpit und blickte durch die dicke Scheibe hinein. Zwei Männer sassen dort und waren offenbar dabei, heftig zu diskutieren. Vermutlich, weil sie inzwischen festgestellt hatten, dass die Station kein erfolgreiches Andocken zurückmeldete. Ich klopfte auf die Scheibe und zog damit ihre Aufmerksamkeit auf mich, winkte ihnen zu und zeigte auf meinen Laserschweisser. Mit der freien Hand deutete ich ihnen an, das Cockpit zu räumen. Dann hielt ich die fünf Finger hoch und begann einen Countdown (5). Ich zog den Daumen ein (4), dann den Zeigefinger (3). Beim Mittelfinger (2) realisierten die beiden, was ich vorhatte und versuchten wie vom Teufel gejagt aus dem Cockpit zu schweben. Ringfinger (1). Kleiner Finger (0). Der Countdown war vorbei, und ich richtete den Schweisser auf die Scheibe, um den Laser ein letztes Mal zum Einsatz kommen zu lassen. Ob es den Männern gelungen war, das Cockpit zu verlassen und die Tür des Cockpits hinter sich zu verschliessen, war mir in diesem Moment egal. Ich schrie meine Wut in meinen Anzug und schnitt mit dem Laser kreuz und quer über die Scheibe, bis diese regelrecht explodierte und mir dabei den Schweisser doch noch aus der Hand riss. Was keine Rolle spielte, denn ich brauchte ihn nicht mehr.

***

Die Zeit drängte nun mehr denn je. Die Besatzung der Corvette konnte zwar nun das Cockpit nicht mehr dazu verwenden, um mit den Entführern im Siedlerempfang zu kommunzieren, um ihnen mitzuteilen, dass ihr Fluchtgefährt ausser Betrieb war, aber mit grösster Wahrscheinlichkeit hatten sie ComPads dabei. Es war durchaus denkbar, dass die Entführer die Anweisung hatten, ihre Zielpersonen umzubringen, falls die Entführung nicht durchgeführt werden konnte.

Es trennten mich über zehn Kilometer vom Reaktor und vom Kontrollzentrum, also beschleunigte ich meinen Flug so stark wie möglich, um die Distanz in so kurzer Zeit wie möglich hinter mich bringen zu können. Ich durfte dabei jedoch nicht den richtigen Zeitpunkt verpassen, um wieder abzubremsen, da ich sonst entweder am Reaktorbereich vorbeirasen oder ziemlich heftig dagegen knallen würde.

Ich schoss in wahnwitzigem Tempo an jeder Menge Drohnen und Arbeitern vorbei und konnte nur durch Reflexe und einer Extraportion Glück Kollisionen vermeiden. Als ich dann den Eindruck hatte, etwa die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht zu haben, begann ich abzubremsen. Der Reaktorbereich raste auf mich zu. Ich war zu schnell unterwegs! Die Bremsrepulsoren waren weitaus weniger leistungsfähig als der Hauptrepulsor und konnten daher nicht schnell genug abbremsen. Ich schaltete die Bremsrepulsoren aus, drehte mich um und schaltete den Hauptrepulsor auf volle Kraft, in der stillen Hoffnung, keinen weiteren Arbeitern oder Drohnen in die Quere zu kommen. Die Station glitt immer langsamer an mir vorbei, bis ich schlussendlich zum Stillstand kam. Ich drehte mich wieder um und jubelte in meinen Helm hinein. Nur wenige Meter trennten mich von einer der Schleusen zum Reaktorbereich und dem Kontrollzentrum. Ich richtete ein weiteres Stossgebet an die Sterne, ich möge schnell genug gewesen sein und öffnete die Schleuse.

***

"Wer sind sie?", fragte mich ein sichtlich verwirrter junger Lieutenant, als ich den Kontrollraum betrat. Da ich immer noch meinen Raumanzug trug und lediglich den Helm abgenommen hatte, konnte er meine Rangabzeichen nicht sehen. Leider war ich dem jungen Mann, der dem Aussehen nach aus dem asiatischen Raum stammte, noch nie zuvor begegnet.

"Ich bin Commander Ornella Rossi, Lieutenant. Die Zeit drängt." Ich zog meine Handschuhe aus und legte eine Hand auf den Identifikations-Scanner am Eingang, um meine Identität bestätigen zu lassen. Der Lieutenant blickte auf die Anzeige vor sich und nickte mir zu.

"Bestätigt. Höchste Freigabestufe. Was kann ich für sie tun, Commander?"

"Leiten sie unverzüglich die Notbremsung des Ringes ein, Lieutenant."

Die Verwirrung kehrte auf sein Gesicht zurück.

"Eine Notbremsung? Aber, Commander-"

"Unverzüglich, Lieutenant", unterbrach ich ihn. "Ich erkläre ihnen den Grund dafür im Anschluss."

"Aye, Commander."

*** Kapitel 14 - Cygnus ***

Der Mann, der Ornella verfolgt hatte kam auf demselben Weg zurück - alleine. Er sah sichtlich verschwitzt und ziemlich wütend aus.

"A mulher?", fragte Carlos ihn.

"Ela fugiu", antwortete der Mann durch zusammengebissene Zähne. "E o nosso transporte?"

"Ainda não ouvi nada", antwortete Carlos und zog aus seiner Tasche ein ComPad hervor. Er versuchte, offenbar erfolglos, eine Verbindung aufzubauen. Nach einem weiteren Versuch steckte er sein ComPad wieder in die Tasche. Eine Minute lang lief er auf und ab, wie ein gehetztes Tier. Dann hielt er inne und kam, das Gewehr im Anschlag, auf mich zu. Er richtete den Lauf auf meinen Kopf. "Deiner Fotze ist es offenbar gelungen, unseren Fluchtplan zunichte zu machen! Aber sie hat dir damit keinen Gefallen getan, Cygnus", er blickte mich finster an. "Sie hat damit das Todesurteil für dich, deinen verfickten, behinderten Freund und diesen Wichser von Architekten unterschrieben, Arschloch."

In diesem Moment war ein ohrenbetäubendes metallisches Ächzen zu hören. Zusammen mit all den anderen am Boden sitzenden Gefangenen, begannen wir allesamt in dieselbe Richtung zu rutschen, während Carlos und seine Bande, die allesamt gestanden hatten, davontrudelten.

***

Null G.

***

Ornella hatte offenbar den Reaktorbereich erreicht, wo sich auch das Kontrollzentrum der Station befand. Dort hatte sie die Notbremsung des Ringes veranlasst und diesen auf einen Schlag zum Stillstand gebracht.

Dann ging alles blitzschnell.

Da ich auf diesen Moment vorbereitet gewesen war, zog ich meinen Notfall-Repulsor hervor, aktivierte ihn und schoss, anfänglich unkontrolliert, davon. Carlos schoss auf mich, doch ich war längst nicht mehr vor ihm. Er verpasste mich, wenn auch nur knapp, denn ich hörte die Kugel an meinem Ohr vorbeizischen. Die Schussabgabe sorgte indes dafür, dass er sich wie wild in der Luft herumdrehte und Richtung Decke davongetrieben wurde. Einige seiner Bande hatten praktisch zeitgleich denselben Drang verspürt und ebenfalls geschossen, mit ähnlichem Resultat.

Die Siedler schrien nun allesamt, insbesondere die Kinder. Möglicherweise war jemand von einer Kugel getroffen worden, doch ich konnte in dem herrschenden Chaos keine Zeit dafür erübrigen, nach Verletzten Ausschau zu halten. Stattdessen stabilisierte ich meinen Flug und eilte dem sich pausenlos überschlagenden Carlos hinterher. Ich erreichte ihn und rammte ihm meine ausgestreckten Beine in den Magen. Er jaulte auf vor Schmerz und liess das Gewehr los, welches ich mir umgehend schnappte. Ich hielt es am Lauf fest und schlug ihm damit so fest ich konnte ins Gesicht, als hätte ich gerade Golf als Sport für mich entdeckt. Er spuckte einen Zahn aus, der langsam davonglitt. Aber offenbar war Carlos nicht so einfach kleinzukriegen. Mordlust blitzte in seinen Augen auf. Ich sah, wie er eine Hand in seine Jacke steckte und - trotz fehlendem Zahn - siegessicher grinste. Ich reagierte instinktiv, drehte das Gewehr um und schoss ihm zwei Mal in die Brust.

Dann setzte die Erkenntnis ein, dass ich soeben einen anderen Menschen getötet hatte.

Inzwischen hatten auch Alba, Emilio und Dimitrios ihre Notfall-Repulsoren hervorgeholt und sich daran gemacht, die restlichen Entführer anzugreifen. In stummem Entsetzten verfolgte ich, wie sie die Entführer nicht einfach ausser Gefecht setzten, sondern einen nach dem anderen umbrachten.

Alba packte jenen Mann von hinten, der zuvor Elijah getreten hatte und brach ihm das Genick, während Emilio gerade einem der Männer die Pistole entrissen und diesem in die Schläfe geschossen hatte. Dimitrios hatte, nachdem er einem der Verbrecher mit voller Wucht auf den Kehlkopf getreten hatte, einen anderen am Kragen gepackt und ihn dann Kopf voran in eins der Terminals gerammt. Ich wollte durch das Chaos schreien, um den 'Schatten' Einhalt zu gebieten. Doch kein Ton verliess meinen Mund. Das Entsetzen, vor allem jenes über meine eigene Tat, hatte mich in eine Art Schockstarre versetzt.

Alba bemerkte mich und kam auf mich zugeschwebt und packte mich an den Schultern.

"Cygnus, sieh mich an", sagte sie mit ernstem Blick. "Sieh mich an!"

Endlich erwachte ich aus meiner Starre.

"Ich, ich habe ihn... getötet."

"Du hast das Richtige getan. Schau." Sie schwebte zu Carlos leblosen Körper, griff in die Jackentasche in der noch seine Hand steckte und holte ein zylindrisches Objekt hervor. Sie schwebte zu mir zurück und hielt es mir hin.

"Weisst du, was das ist?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Das ist ein Kurzstreckenzünder. Vermutlich sind die Typen allesamt mit subkutanen Bomben ausgerüstet. Hättest du ihn am Leben gelassen, hätte Carlos sie wohl gezündet und hier ein Massaker veranstaltet."

"Hätte es nicht gereicht, sie ausser Gefecht zu setzen?", fragte ich mit brüchiger Stimme.

"Zu riskant", erwiderte sie. "Und jetzt solltest du Ornella kontaktieren, während ich die Schleusen öffnen lasse, um mich um den Sicherheitsoffizier der Flotte zu kümmern." Ich schaute sie verdutzt an. "Er steckt mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit mit den Entführern unter einer Decke."

"Bitte, bring ihn nicht um", sagte ich. Mein Mund war in diesem Augenblick so trocken wie eine Staubwüste. Alba lächelte grimmig, aber zu meiner Erleichterung nickte sie.

*** Kapitel 15 - Ornella ***

Endlich. Nach einer gefühlten Ewigkeit nahm der Siedlerempfang mit der Kontrollzentrale Kontakt auf. Eine Welle der Erleichterung fuhr durch meinen angespannten Körper, als ich Cygnus' Stimme vernahm.

"Ornella?"

"Den Sternen sei Dank, Cy! Du lebst! Geht es dir gut?! Geht es euch gut?!"

"Wir, wir sind okay." Er klang verwirrt, vielleicht sogar bedrückt. "Die Entführer sind alle tot. Ich... habe Carlos erschossen."

Der Schmerz in seiner Stimme war unüberhörbar. Ich verspürte augenblicklich eine Woge des Mitgefühls, und während der Adrenalinspiegel in meinem Körper endlich absank, tauchte eine Erinnerung aus der Verdrängung in meinem Kopf auf. Das Bild von zwei Männern, die durch die zerbrochene Scheibe eines Cockpits in das Vakuum des Alls geschleudert wurden...

"Und ich habe die Besatzung der Flucht-Corvette umgebracht." Ich realisierte, dass diese Erkenntnis schwer auf meinem Herzen wog. Ich hatte Leben genommen.

"Du hast uns damit das Leben gerettet", stellte Cygnus fest. "Genauso wie ich hier wohl Leben gerettet habe."

"Und dennoch-", begann ich.

"Wiegt die Erkenntnis schwer", beendete Cygnus den Satz für mich. "Wir... werden wohl lernen müssen, damit umzugehen. Aber zumindest werden wir es... gemeinsam tun können."

"Ja", antwortete ich knapp. Dieses einzelne Wort reichte in diesem Moment, sagte mehr aus als tausend Worte. Diese gemeinsame Erfahrung, so schrecklich und schmerzhaft sie auch war, schmiedete die Verbindung die zwischen uns bestand zu noch grösserer Härte.

"Könntest du bitte die Drehung des Ringes wieder in Gang setzen? Aber langsam! Sonst fallen die Siedler wie Äpfel zu Boden."

"Hey! Ich arbeite für die Flotte! Schon vergessen?! Ich weiss, wie man Gravitation wiederherstellt!"

Cygnus gluckste. Dieses herrliche, herzerwärmende Geräusch, welches ich niemals missen wollte.

"Bitte entschuldige", sagte er. "Und komm bald zurück."

***

Keine Stunde später, als ich bereits zum Siedlerempfang zurückgekehrt war, traf Alina ein. Begleitet wurde sie von Yegor, einem guten Dutzend seiner Sicherheitskräfte, sowie Commander Donovan, der ebenfalls Flottenpersonal mitgebracht hatte. Interessanterweise hatte sie auch noch Ashley Simmons mitgebracht. Wie immer wirkte CyCos Geschäftsleiterin äusserst gefasst, auf den ersten Blick sogar gelassen. Aber für jene wie mich, die sie besser kannten, war ihre in Zaum gehaltene Verärgerung deutlich zu sehen.

Sie begrüsste niemanden von uns, sondern packte Cygnus am Arm und führte ihn Weg von der Menge. Ich eilte ihnen hinterher.

"Weisst du, Cygnus, ich dachte wirklich, ich hätte dir die Flausen allmählich ausgetrieben", begann sie, Cygnus dabei mit einem strengen Blick fixierend. Er blickte sie indes verständnislos an. Sie seufzte. "Deine grössten Stärken sind auch deine grössten Schwächen. Dein wundervolles Mitgefühl, dein lobenswerter Humanismus, dein ausgeprägter Egalitarismus, sie alle machen dich zu dem, der du bist. Aber du musst endlich lernen, wann diese Eigenschaften angebracht sind und wann nicht."

"Alina-", begann Cygnus, doch weiter liess sie ihn nicht kommen. Sie hob eine Hand und presste die Lippen zusammen.

"Wie konntest du nur deinen Leibwächtern befehlen, ihre Waffen abzugeben?!", zischte sie. "Wie konntest du nur dein Leben, und jenes von Elijah, Patricia und sternverdammtnochmal Ornella so leichtfertig aufs Spiel setzen? Und ja, Vorzugsbehandlungen sind Scheisse, aber du bist nun Mal für mindestens eine Million Menschen zu wichtig, als dass du darauf verzichten könntest! Deine Eltern dem ordentlichen Siedlerempfang zu unterziehen, mag dir vorbildlich erscheinen, aber er ist nur eines: Leichtfertig. Verstehst du das endlich, Cygnus Montichiari?!"

Mein Herzblatt schaute ihr noch einen Augenblick lang in die Augen, bevor er den Blick senkte.

"Es, es tut mir leid, Alina. Ich-"

Auch dieses Mal liess sie ihn nicht weiterkommen, sondern packte ihn und drückte ihn fest an sich.

"Warte nur, bis Ale dich in die Finger kriegt", sagte sie nach einer Weile, in weitaus sanfterem Tonfall. "Sie wird dir die Augen auskratzen."

Cygnus gab ein leises Kichern von sich.

"Sag ihr, dass das nicht nötig sein wird. Ich habe die Lektion gelernt - auf die harte Tour."

Alina löste sich von ihm und nahm mich nun ebenfalls in den Arm.

"Hauptsache ist, euch allen geht es gut."

***

Einige Minuten später trat Yegor zu uns.

"Der Verdacht hat sich bestätigt. Die Männer waren allesamt mit subkutanen Bomben ausgestattet. Die Spezialisten der Flotte haben die Sprengkapseln entschärft. Ihr könnt euch nun gefahrlos nähern."

Die 'Schatten' hatten die Leichen der Entführer zur Sicherheit in eine entfernte Ecke der Empfangshalle geschafft. Wir machten uns auf den Weg dorthin, während Alina Ashley Simmons zuwinkte, sie solle uns begleiten.

"Was tut sie hier?", fragte Cygnus leise, bevor uns die zukünftige Erbin von Astral Solutions erreichte. Alina verzichtete darauf, die Frage zu beantworten.

"Erfahre ich endlich, warum du mich hierhergeschleppt hast, Alina?", fragte die blonde Frau, als sie sich zu uns gesellte.

"Gleich", antwortete Alina knapp, ohne sie anzusehen. Wir erreichten endlich die Leichen und schritten an diesen vorbei, bis wir zu Carlos gelangten.

"Sieh ihn dir an, Ashley", sagte Alina mit einem vielsagenden Blick und deutete auf den Mann. "Kommt er dir nicht bekannt vor?"

"Sollte er?", entgegnete Ashley Simmons. Sie schien ihn tatsächlich nicht zu kennen.

Alina holte ihr ComPad hervor und zeigte Ashley ein Bild.

"Das hier ist eine Aufnahme, die ich an deinem vierundzwanzigsten Geburtstag gemacht habe, als wir noch zusammen waren." Von meiner Position aus konnte ich einen Blick auf das Bild werfen. Es war eine Grossaufnahme von Ashley Simmons glücklichem Gesicht. Alina zog das ComPad kurz zurück, bevor sie es Ashley wieder hinhielt. Sie hatte auf zwei im Hintergrund beieinanderstehende Personen gezoomt. Eine war nur von hinten zu sehen, die andere hatte frappierende Ähnlichkeit mit Carlos. "Der Mann, der uns den Rücken zudreht, ist dein Vater. Er trägt den teuren, massgeschneiderten Anzug von D'Amarly, den ich ihm einige Wochen zuvor geschenkt hatte. Der andere Mann liegt gerade hier vor uns."

"Ich kenne diesen Mann nicht, Alina. Mein vierundzwanzigster Geburtstag ist nun schon einige Jahre her, und es waren hunderte von Leuten anwesend. Ich kann mich beim besten Willen nicht an jedes Gesicht erinnern. Und dieser Mann kommt mir gänzlich unbekannt vor."

Alina verstaute ihr ComPad.

"Ich glaube dir, Ashley. So viel kann ich deinem Gesicht entnehmen." Sie machte eine Pause. "Dieser Mann, dieser 'Carlos', falls dies wirklich sein wahrer Name ist, gehörte zur Spezialeinheit von Astral Solutions, genauso wie die anderen Männer. Oh, natürlich lässt sich das nicht beweisen. Unsere bisherigen Ermittlungen konnten keine Verbindung zu Astral Solutions feststellen und ich bin mir sicher, dass auch die weiteren Ermittlungen nichts Derartiges zutage führen werden. Aber, Ashley-" Alina trat etwas näher an ihre ehemalige Lebenspartnerin heran. "-ich bin mir dessen absolut sicher. Es ist ja nicht nur dieses Bild, sondern auch die Tatsache, dass diese Männer abgesehen von Cygnus auch Elijah Cooper entführen wollten. Keines der anderen Konzerne ist sich über seine Bedeutung für CyCo bewusst."

Ashley Simmons Gesichtsausdruck verhärtete sich.

"Was genau willst du von mir, Alina?"

"Ich will, dass du endlich die Augen aufmachst, Ash", entgegnete Alina bestimmt. "Ich will, dass du endlich realisiert, welche Art von Mensch dein Vater ist." Sie hielt inne und senkte kurz den Blick. "Das sollte dir eigentlich schon längstens klar sein. Mindestens seit Sumtarek 4."

"Ich werde dies nicht nochmals mit dir durchkauen, Ali", erwiderte Ashley. "Er ist mein Vater!", ergänzte sie mit einem Hauch von Verzweiflung in der Stimme. Alina musterte sie traurig.

"Ja. Das ist er. Aber er ist auch der Mann, der meine Freunde entführen lassen wollte. Der sie töten lassen wollte, falls die Entführung nicht gelingen sollte. Und er ist mit Sicherheit auch der Mann, der eine Frau, die ihre gesamte Familie auf Sumtarek 4 verloren hat, so lange psychologisch bearbeiten liess, bis diese glaubte, ich sei schuld daran und daraufhin versuchte, mich umzubringen. Dein Vater ist ein Monster, Ashley." Nun war es an Alinas Ex den Blick zu senken, doch sie sagte nichts. Alina seufzte. "Und, Ashley: Hör bitte endlich auf, mir jeden Tag Nachrichten zu schicken. Du magst nicht dein Vater sein. Aber selbst, wenn ich nicht mit der wunderbarsten Frau der Galaxis verlobt wäre, könnte ich niemals auch nur mit jemandem befreundet sein, der nicht die Integrität besitzt, gegen ein solches Monster Stellung zu beziehen."

Mit diesen Worten liess uns Alina allesamt stehen und lief Richtung Hallenausgang davon. Vielleicht täuschte ich mich ja, aber für einen Moment dachte ich, eine Träne in Alinas Auge gesehen zu haben.

*** Kapitel 16 - Cygnus ***

"Wo sind meine und Ornellas Eltern, Ali?", fragte ich meine Freundin, während uns Stefan Rudek zurück zu unserer Corvette begleitete. "Sie sollten inzwischen längst hier eingetroffen sein."

"Der Siedlerempfang auf dieser Station bleibt bis auf Weiteres geschlossen", meldete sich Yegor zu Wort. "Die Hermes bringt sie gerade nach Crow Town."

"Wo sie die Einreiseprozedur - mit Vorzugsbehandlung - hinter sich bringen werden. Danach fliegen sie mit der Hermes weiter nach OB", ergänzte Alina.

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