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Die Galamex-Saga - Teil 06

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Der Bürokrat blickte sie missmutig an und verschränkte die Arme, hielt jedoch zur allgemeinen Erleichterung, zumindest vorerst, den Mund.

"Die Situation im Spital ist kritisch, aber noch nicht katastrophal. Wir sind komplett ausgelastet, und sämtliches Personal schiebt Sonderschichten. Alle nicht zwingenden Eingriffe wurden gestrichen, wenn möglich wurden Patienten vorzeitig entlassen und andere nach Alinas Resolve in die dortige Klinik verlegt. Obschon ich Neurologe bin, musste ich heute persönlich mehrere Amputationen durchführen. Wir sind auf jeden Fall am Anschlag, insbesondere was die Unterbringung betrifft. Viele Patienten liegen inzwischen auf Baren in den Gängen. Ehrlich gesagt, hoffe ich auf gute Neuigkeiten von der Stadtplanung", er warf Robert einen erwartungsvollen Blick zu.

"Die habe ich tatsächlich, Marius", antwortete der riesige strohblonde Kanadier. "Der Medical Tower wurde heute Nachmittag mehr oder weniger fertig eingerichtet. Bei einigen Operationssälen fehlen wohl noch diverse Gerätschaften, aber die Patientenzimmer sind voll ausgestattet. 8000 Betten, alle bezugsbereit." Einige in der Runde klatschten anerkennend, während auf Marius' Gesicht ein breites Grinsen erschien.

"Und der unterirdische Tunnel, der das alte Spital mit dem Medical Tower verbindet?"

"Die Wände brauchen noch den letzten Anstrich, und die Beleuchtung macht uns noch einige Probleme. Aber die beiden kleinen Vakuumbahnen funktionieren einwandfrei: Vom Spital zum Tower in 57 Sekunden."

"Fabelhaft! Einfach fabelhaft!", meinte Marius begeistert und stand auf. "Bitte entschuldigt mich. Ich muss kurz die Verlegung der Patienten organisieren. Danke, Robert!", fügte er hinzu und eilte aus dem Raum, das ComPad bereits an seinem Ohr.

***

"Ein Lichtblick", sagte Alina lächelnd. "Wie immer grossartige Arbeit, Robert." Dann wandte sie sich an die Leiterin der Personalabteilung. "Wie sieht es mit der Unterbringung und Versorgung der übrigen Siedler aus, Tamara?"

"Alle meine Leute hier in Ornellas Beauty sind auf Achse, jene aus Alinas Resolve reisen gerade per Magnetbahn an, um hier mitzuhelfen. Sie dürften in den nächsten Minuten eintreffen. Der Colonist Tower platzt zwar aus allen Nähten, aber da wir bereits heute Mittag einen öffentlichen Aufruf getätigt haben, haben sich viele hilfsbereite Einwohner freiwillig gemeldet, um Siedlern eine vorübergehende Unterkunft anzubieten. Wir konnten bereits über die Hälfte der Siedler registrieren. Bis Mitternacht sollten wir alle erfasst haben. Die Küchen im Colonist Tower laufen allesamt auf Hochtouren. Kurz gesagt: Keine leeren Mägen, und niemand schläft auf der Strasse."

"Können wir uns jetzt bitte wieder der Schuldfrage zuwenden?", quäkte Stanislav Popov. "Jetzt wo wir wissen, dass es den armen Siedlern gut geht?"

Ich schaute kurz zu Ornella rüber. Zu seinem Glück sass er ziemlich weit von ihr entfernt, denn ihrem Gesicht nach zu urteilen, hätte sie ihm wohl jetzt am liebsten die Nase gebrochen. Vermutlich hätten die meisten Anwesenden danach genauso laut applaudiert, wie bei Roberts Bekanntgabe der Fertigstellung des Medical Towers. Stattdessen ergriff neben mir Henry das Wort.

"Den Siedlern geht es alles andere als gut, Herr Popov. Das war für die meisten ein traumatisches Erlebnis, welches sie nie wieder vergessen dürften. Sie sollten endlich ihre Klappe halten. Zu den Schuldzuweisungen kommen wir bestimmt noch früh genug."

Alina klopfte ihm dankbar auf die Schulter, während der Vertreter der Kolonialbehörde das Gesicht verzog und erneut die Arme verschränkte.

"Wie sieht es im Orbit aus?", fragte sie an Commander Donovan gerichtet.

"Nicht gut", antwortete dieser seufzend. "Aufgrund des Totalausfalls des Siedlerempfangs und der Sperrung des Raumhafens in Crow Town, stauen sich nun erneut zahllose Raumschiffe sowie Shuttles im Weltall. Ich habe zwar angewiesen, dass sämtliche Siedler-Transportschiffe bis auf weiteres ihre Passagiere im Cryoschlaf belassen, aber dennoch harren in diesem Moment über 30'000 bereits geweckte Neuankömmlinge im All aus. Ich habe den Siedlerempfang auf der Station wieder geöffnet, aber das ist ein Tropfen auf dem heissen Stein. Die Station ist ein Nadelöhr, durch das ein Elefant gestopft werden will. Wie dem auch sei-", fuhr er mit finsterem Blick fort. "-wer auch immer die hirnrissige Idee hatte, den Siedlerempfang ohne die dafür notwendigen Mittel, wie zum Beispiel automatisierte Scanner, auf den Planeten zu verlegen, sollte sich bei jedem Siedler, der heute dabei war, persönlich entschuldigen." Seine Adleraugen fielen auf einen Commander mittleren Alters auf der anderen Seite des Tisches, der neben Stanislav Popov sass. Beide liefen rot an.

"Das war Stanislavs Idee!" wehrte sich der Commander, worauf sein Sitznachbar ihn mit zusammengepressten Lippen böse anfunkelte.

"Es ist mir egal, woher sie die Idee hatten, Van der Heuvel", erwiderte Gerard Donovan kalt. "SIE haben den Vorschlag vorgebracht. SIE, und nicht ihr guter Freund, Popov. Leider war ich zu dem Zeitpunkt nicht anwesend, sonst hätte ich sie gleich zur Schnecke gemacht. Leider hatte zu dem Zeitpunkt mein Stellvertreter, oder besser, mein ehemaliger Stellvertreter, Commander Peeters, ihr werter Schwager, das Sagen. Am liebsten würde ich sie, Peeters und jeden anderen Commander, der für diesen Vorschlag gestimmt hat, vor ein Kriegsgericht stellen!"

Ich hatte noch nie erlebt, wie sich Ornellas ehemaliger Professor dermassen in Rage redete. Ich versuchte mir vorzustellen, ob er wohl jemals während seiner Lehrtätigkeit derart die Fassung verloren hatte. Admiral Forrester legte ihm eine Hand auf den Arm, wohl um ihn zu beruhigen.

"Gerard. Das bringt jetzt nichts. Diese Angelegenheit klären wir später - intern. Jetzt gilt es eine praktikable Lösung für das aktuelle Problem zu finden", sagte Edmund Forrester in gefasstem Tonfall.

"Wenn ich darf, Admiral?", meldete sich Larissa zu Wort. Er nickte ihr zu. "Wie wäre es, wenn wir, zumindest vorläufig, die ankommenden Siedler gleichmässig auf alle Raumhäfen des Planeten aufteilen? Bei rund 40 kolonialen Raumhäfen auf dem Planeten macht das maximal 1'250 Siedler pro Siedlerempfang aus."

Der Commander namens Van der Heuvels verdrehte die Augen.

"Wer hat hier Schnaps-Ideen, hä? Die Siedler wollen nach Crow Town! Und das Problem mit den fehlenden automatisierten Scannern ist dann nach wie vor nicht gelöst!"

"Bitte entschuldigen sie, Sir, ich war noch nicht fertig", gab Larissa süffisant lächelnd zurück. "Ja, die Siedler wollen nach Crow Town beziehungsweise nach Ornellas Beauty. Aber das können sie auch mit planetaren Verkehrsmitteln erreichen. Auf diesem Kontinent ist inzwischen ein weitläufiges Magnetbahnnetz vorhanden. Selbst vom anderen Ende braucht man höchstens zwei Tage, um hierher zu gelangen. Zudem steht in jeder Stadt mit einem Raumhafen mindestens ein Personalbüro von CyCo. Da sowieso nicht alle Siedler in Ornellas Beauty bleiben können, spielt es keine Rolle, wo sie zum ersten Mal mit CyCo in Kontakt treten. Dadurch würden wir zugleich auch den Druck auf unsere Stadt etwas entschärfen." Mir wurde warm ums Herz, als ich hörte, wie Larissa 'unsere Stadt' betonte. Sie hatte hier tatsächlich ein wahres Zuhause gefunden. "Und was die Scanner betrifft: Bei etwas mehr als tausend Leuten beim Ausstieg aus den Shuttles persönliche Kontrollen durchzuführen, dürfte den Abfertigungsprozess nicht sonderlich verlangsamen."

"Eine hervorragende Idee, Lieutenant Montalban", erklärte Admiral Forrester zufrieden. "Mit einem kleinen Verbesserungsvorschlag meinerseits: Die Siedler sollten bereits beim Besteigen der Shuttles kontrolliert werden."

Larissa errötete unter dem Lob des Admirals, senkte den Blick und murmelte ein kleinlautes 'Danke Sir'. Derweil kehrte Marius Feinbaum an seinen Platz zurück.

"Das löst unser kurzfristiges Problem, Edmund", meldete sich Gerard Donovan wieder zu Wort. "Aber langfristig ist das keine Lösung. Es gibt gute Gründe, warum ein Siedlerempfang im Orbit ausgeführt wird und nicht erst auf einer Planetenoberfläche. Abgesehen von den Schusswaffen, gibt es anderes Gefahrengut, welches nicht auf einen Planeten gelangen sollten. Zum Beispiel Viren. Die lassen sich bei einer persönlichen Kontrolle nicht so leicht entdecken wie Schusswaffen. Die Kontaminationsgefahr ist einfach zu gross."

"Die neue Station", meldete ich mich zu Wort. Alle Blicke richteten sich auf mich. "Sie ist natürlich noch weit davon entfernt, fertiggestellt zu sein und die grossen Transportschiffe können dort noch nicht andocken. Aber die Station verfügt bereits jetzt über zwanzig Andockstationen, an denen Shuttles anlegen können, allesamt mit automatisierten Scannern ausgestattet. Zudem wurde einer der sieben geplanten Ringe vor wenigen Tagen fertiggestellt. Dort liesse sich vermutlich mit wenig Aufwand ein Siedlerempfang einrichten. Falls also die Flotte über genügend Personal verfügt..."

Commander Donovans Gesicht hellte sich augenblicklich auf.

"Wäre das tatsächlich machbar?", fragte er an Alina gewandt, die bereits ihr ComPad in der Hand hielt.

"Das werden wir gleich herausfinden." Sie verband ihr Gerät mit den Lautsprechern im Raum, und wir hörten laut und deutlich den Rufton.

"Alina!", antwortete die Stimme unseres Chef-Architekten. "Ist erst das fünfte Mal, dass Du mich heute anrufst! Man könnte fast meinen, du hättest mich vergessen!"

"Hallo Stefan. Zur Information: Du bist auf Lautsprecher, also keine anzüglichen Bemerkungen!", antwortete sie grinsend. Wir hörten den Mann am anderen Ende der Verbindung lachen. "Bitte entschuldige, dass ich dich zu dieser späten Stunde noch belästige."

"Kein Problem, Ali! Ich sitze sowieso noch in meinem Büro. Also, was verschafft mir die Ehre?"

"Hast du vom Ereignis in Crow Town gehört?"

"Das mit dem Siedlerempfang? Ja, habe ich. Die Nachrichten sind voll davon. Habt ihr die Situation im Griff?"

"Grösstenteils. Aber wir brauchen eine langfristige Lösung für das Problem des Siedlerandrangs. Und da kommst du ins Spiel."

"Ihr wollt dafür den fertiggestellten Teil der neuen Station nutzen, was?"

"Du überrascht mich immer wieder aufs Neue, Stefan!", gab Alina lachend zurück. "War das so offensichtlich?"

"Naja", gluckste Stefan Rudek. "Als ich die Nachrichten hörte, habe ich natürlich darüber nachgedacht, wie ihr da unten das Problem lösen könntet. Da war mein Baby hier naheliegend. Hättest du mich nicht angerufen, hätte ich dir später eine Nachricht mit dem entsprechenden Vorschlag geschickt. Bist du auf die Idee gekommen? Nein, warte, das war bestimmt Cygnus, nicht wahr?"

"Hi, Stefan!", liess ich mich vernehmen.

"Cy, altes Haus! Wann besuchst du mich endlich?"

"Sobald ich kann, Stefan. Sobald ich kann."

"Okay, ihr beiden!", ergriff Alina erneut das Wort. "Euer persönliches Geschnatter muss warten! Du hast dir also bereits dazu Gedanken gemacht, ja, Stefan?"

"Ja, das habe ich. Ich nehme mal an, ihr wollt im Ring einen Siedlerempfang einrichten. An wieviele Empfangsterminals habt ihr denn gedacht?"

"Wieviele könntest du uns bieten?"

"Nun, wenn ich die geplanten Arbeiten etwas umdisponiere, hätte ich genügend Terminal auf Lager... für... sagen wir mal 300 bis 350 Stationen. Reicht das?"

Alina tauschte einen Blick mit Commander Donovan aus, der eifrig nickte.

"Das passt. Und wie schnell könntest du die Halle einrichten lassen?"

"10 Tage, maximal. Eine Woche, wenn alles optimal läuft."

Commander Donovan hob grinsend den Daumen.

"Dann machen wir das so. Danke für deine Zeit, Stefan!"

"Jederzeit, du süsser Knackarsch!", erwiderte Stefan Rudek und beendete die Verbindung, bevor Alina etwas erwidern konnte. Sie verdrehte kurz die Augen und blickte dann in die Runde.

***

"Damit wäre auch das geklärt, womit-" Sie wandte sich demonstrativ Stanislav Popov zu. "-wir uns nun der Schuldfrage zuwenden können."

"Na endlich", murmelte der Vertreter der Kolonialbehörde verhalten.

"Rechtlich gesehen, ist die Lage ziemlich eindeutig", fuhr Alina fort. "Die Kolonialbehörde hat die Verlegung des Siedlerempfangs auf den Planeten offiziell abgesegnet und trägt daher, zumindest bis zu einem gewissen Punkt, eine Mitverantwortung." Stanislav Popovs Mitarbeiter wollten bereits etwas erwidern, doch Alina hob die Hand. "Die Einwände ihrer beiden Anwälte, Stanislav, werde ich mir gar nicht anhören. Das wäre Zeitverschwendung, denn meine Rechtsabteilung hat den Fall bereits eingehend geprüft. Aber keine Angst, Stanislav, ihre Behörde wird keine Federn lassen. Ebensowenig die Flotte, obschon sie für die Durchführung der Verlegung sowie den Betrieb der planetaren Siedlerempfänge verantwortlich zeichnet."

Stanislav Popov wirkte einerseits erleichtert, aber hauptsächlich verwirrt.

"Ich verstehe nicht - "

"Das überrascht mich nicht", fiel Alina ihm ins Wort. "Denn ihnen geht es nur um den rechtlichen Aspekt. Sie wollen lediglich vermeiden, dass die Kolonialbehörde finanziell belangt wird, wie es das Gesetz eigentlich vorsehen würde. Aber meinen Partnern und mir, uns bei CyCo, geht es um Moral." Der Mann wirkte nach wie vor so, als ob gerade ein rosaroter Elefant, bekleidet mit einem Tutu, vor seinen Augen vorbeifliegen würde. "Sehen sie, Stanislav: Moralisch gesehen trägt CyCo einen grossen Teil der Schuld. Es ist die Attraktivität unserer Firma, unserer Stadt, die Menschen aus allen Ecken der Kolonien hierherlockt. Wir haben unseren Ruf erschallen lassen, und die Leute kommen zu uns. Weil wir sie brauchen. Weil sie das Fundament sein sollen, auf dem wir unsere Träume aufbauen. Weil sie uns helfen sollen, eine bessere Zukunft zu erschaffen. Sie sind unseretwegen hier, und wir lassen sie im Augenblick höchster Not nicht im Stich. Daher wird CyCo für alle Kosten aufkommen. Jeden Siedler, jeden zivilen Mitarbeiter, jedes Mitglied der Flotte, der heute einen Angehörigen verloren hat, werden wir mit einer Million Stellari entschädigen. Dasselbe gilt für jeden Siedler, der nun aufgrund von schweren Verletzungen arbeitsunfähig sein sollte. Auch bei leichteren Verletzungen werden wir entsprechende Entschädigungen verfügen. Jeder Siedler, der den heutigen Schrecken miterlebt hat, erhält 100'000 Stellari. Zudem kommt CyCo für sämtliche medizinischen Kosten sowie Langzeitbehandlungen auf. Meine Partner, Henry, Cygnus und ich haben zu diesem Zweck heute einen Fond über 10 Milliarden Stellari aus unseren Privatvermögen eingerichtet. Wir brauchen jedoch noch einen unabhängigen Verwalter für dieses Geld. Daher möchte ich sie, Edmund, bitten, diese Aufgabe zu übernehmen."

Der Admiral war sichtlich gerührt. Neben ihm stand Commander Donovan auf und begann, feierlich zu klatschen. Edmund Forrerster folgte, und bald taten es ihnen alle gleich. Sogar Stanislav Popov klatschte begeistert mit, aber vermutlich hauptsächlich deswegen, weil seine Behörde von finanziellen Forderungen verschont geblieben war. Lediglich Henry, Alina und ich blieben sitzen. Es dauerte mehrere Minuten, bis der Applaus verebbte und sich alle wieder hinsetzten.

"Ich fühle mich sehr geehrt, Alina, dass sie mich als Verwalter für diesen grosszügigen Fond in Betracht gezogen haben", sagte Admiral Forrester. "Ich werde mein Bestes geben, um mich dieses Vertrauens würdig zu erweisen."

"War es das?", fragte Stanislav Popov. "Sind wir hier fertig?"

"Für viele hier war es das, ja. Aber nicht für sie, Stanislav. Da die ordentliche Sitzung dieses Gremiums kommenden Montag stattfinden sollte, schlage ich vor, dass wir sie heute abhalten und jene am Montag dafür ausfallen lassen."

"Meinetwegen", antwortete er griesgrämig, als wäre er der Einzige, der in dieser Hinsicht etwas zu sagen hatte. Alina beachtete ihn nicht weiter und holte sich von jedem der regulären Teilnehmer ein bestätigendes Nicken ab.

"Zuerst machen wir aber eine kurze Pause. Draussen stehen für alle Erfrischungen."

*** Kapitel 3 - Ornella ***

Cygnus nahm mich in die Arme, und ich schloss für einen kurzen, wundervollen Augenblick die Augen.

"Mh, ich könnte jetzt genau so einschlafen."

Er kicherte.

"Du meinst, wie ein Pferd? Im Stehen?"

"Wie ein alter Gaul, der den ganzen Tag lang eine mit schweren Fässern voller Gülle beladene Karre hinter sich hergezogen hat", jammerte ich, während ich seinen Duft einsog und seufzte. Ich hörte, wie Stanislav Popov's Trompetenstimme an uns vorbeiging, offenbar auf der Suche nach den Hors d'oeuvres. "Ich kann diesen Affen nicht ausstehen", flüsterte ich, als sich die Trompete wieder entfernt hatte. Mein Herzblatt streichelte zärtlich meinen Kopf und drückte mich etwas fester an sich.

"Vermutlich kann sogar seine Mutter ihn nicht ausstehen! Aber keine Sorge, Liebes. Der erlebt heute noch sein blaues Wunder."

Ich hob den Kopf von seiner Brust und sah ein verschwörerisches Grinsen auf Cygnus' Gesicht, während seine Augen der Trompete folgten.

"Wie meinst du das?"

"Lass dich überraschen", antwortete er und schob meinen Kopf sanft zurück auf seine Brust. "Viel wichtiger ist: Wie geht es dir, Nella? Abgesehen von der Müdigkeit. Wie schlimm war es für dich?"

Ich seufzte erneut, tiefer dieses Mal.

"Bei dem Vorfall damals, auf der Station, wurde ich zwar ebenfalls mit dem Tod konfrontiert. Die leeren Magnetstiefel verfolgen mich manchmal heute noch in meinen Träumen. Aber das hier, heute... Es war schrecklich, Cy. All die Leichen! Vor allem die Kinder!" Ich spürte einen Kloss in meinem Hals, als ich wieder an das kleine Mädchen denken musste, dass verzweifelt nach seinen Eltern geschriehen hatte. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als mit Cygnus alleine zu sein, um mich endlich gehen lassen zu können. Aber wir waren nun Mal nicht alleine.

"Möchtest du professionelle Hilfe, um das zu verarbeiten? Marius hat kürzlich einige hervorragende Psychiater eingestellt."

"Die Flotte hat eigene Ärzte für solche Fälle", erwiderte ich, ohne meinen Kopf zu heben.

"Nicht so gute wie wir."

Ich hob den Kopf und blickte in seine liebevollen grünen Augen.

"Cygnus. Schatz. Den einzigen Profi den ich brauche, bist du. Zudem dürften Marius' Psychiater in nächster Zeit mit traumatisierten Kolonisten zu tun haben. Und, nebenbei bemerkt, es ist ganz schön arrogant von dir, einfach so anzunehmen, eure Ärzte seien besser als unsere."

"Du hast recht, Nella", gab er zu. "Bitte entschuldige."

Ich küsste ihn und wollte gerade wieder in seine Umarmung versinken, als ich sah, wie meine beiden Vorgesetzten auf uns zukamen. Ich löste mich von Cygnus und zog meine Uniform zurecht.

"Admiral. Commander", begrüsste ich die beiden.

"Nicht so förmlich, Ornella. Wir sind unter uns", ermahnte Edmund Forrester mich sanft lächelnd. Zwischen uns hatte sich in den letzten Monaten eine aufrichtige Freundschaft gebildet, nicht zuletzt weil ich seine Tochter davor bewahrt hatte, zu einem weiteren Opfer dieses Kurpfuschers, 'Doktor' Lopez, zu werden. Aber auch, weil wir inzwischen auch bei der Arbeit viel Zeit miteinander verbrachten, da uns im Cooperation Tower nur wenige Stockwerke trennten und er immer öfter zu den verschiedensten Flotten-Themen meine Meinung wissen wollte.

"Ich habe ihren Bericht über die heutigen Ereignisse gelesen, Ornella", sagte Commander Donovan, mein ehemaliger Professor. "Wie immer sehr aufschlussreich und detailliert. Aber sind sie betreffend Commander Bacunawa nicht etwas zu nachsichtig? Meinen sie nicht, dass eine genauere Untersuchung seiner Rolle bei diesem Ereignis angebracht wäre?"

"Commander-", begann ich, erinnerte mich dann daran, dass auch er mir, seit ich denselben offiziellen Rang belegte wie er, den Vornamen angeboten hatte. Bei ihm hatte ich mich allerdings immer noch nicht daran gewöhnt. "Gerard", fuhr ich fort. "Meines Erachtens hat Jaiden Bacunawa das Beste aus den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gemacht. Hätte er aufgrund des riesigen Siedlerzuflusses schon früher Alarm schlagen sollen? Ja. Aber damit wäre er bei ihrem Stellvertreter, Korrektur: ehemaligen Stellvertreter, Commander Peeters, auf taube Ohren gestossen. Als die Verlegung des Siedlerempfangs auf den Planeten beschlossen wurde, das war der entscheidende Moment, an dem die gravierende Fehlentscheidung getroffen wurde. Alles, was danach kam, war diesem einen Fehler geschuldet."