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Die Galamex-Saga - Teil 06

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Gerards Adlerblick musterte mich eingehend, doch dabei lächelte er mich, beinahe väterlich, an.

"Sauber begründet, Ornella. Nun gut, in diesem Fall wird er, wie alle anderen Commander die dafür gestimmt haben, den Empfang auf den Planeten zu verlegen, einen entsprechenden Vermerk in seiner permanenten Akte und einen Tadel erhalten." Edmund Forrester nickte unterstützend. "Aber nun zu ihnen, Ornella. Wie geht es ihnen? Brauchen sie professionelle Beratung?"

Ich schnaubte.

"Warum denken alle, ich müsste zum Psychiater?! Ich bin, verdammt nochmal, kein Zuckerpüppchen!!" Cygnus lachte und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Edmund. Gerard. Bitte entschuldigt diesen Ausbruch. Das war unangebracht. Ich weiss, ihr meint es allesamt gut mit mir."

Meine beiden Vorgesetzten schmunzelten.

"Ornella, sie müssen endlich lernen, sich nicht jedes Mal bei ihren Vorgesetzten zu entschuldigen, wenn sie mal etwas lauter werden", ermahnte mich Edmund. "Das ist das Einzige, was ihnen noch zum perfekten Commander fehlt - und zum zukünftigen Admiral."

Ich spürte, wie mir Hitze ins Gesicht schoss.

"Edmund! Setzen sie mir keine Flausen in den Kopf!"

"Ja, Edmund", pflichtete Gerard Donovan mir bei. "Sonst kommt es noch so weit, dass ich vor ihr salutieren muss!"

Wir alle lachten. Dann bemerkten wir, wie uns Alina zuwinkte, in den Sitzungsraum zurückzukehren.

"Edmund. Gerard. Ich weiss, sie gehören üblicherweise nicht zu unserem kleinen Rat", sagte Cygnus. "Aber ich möchte sie beide dennoch bitten, der heutigen regulären Sitzung beizuwohnen. Wir haben noch eine Ankündigung, die sie beide interessieren dürfte."

Meine beiden Vorgesetzten gingen voraus, während ich noch einen Augenblick mit Cygnus stehenblieb.

"Was für eine Ankündigung?", fragte ich ihn neugierig, doch er schüttelte grinsend den Kopf.

"Wie bereits gesagt, Liebes. Lass dich überraschen."

***

"Okay", begann Alina. "Als erstes möchte ich auf das Verkehrsproblem zu sprechen kommen. Nicht zuletzt, weil es mich persönlich betrifft. Ich habe heute eine geschlagene Stunde von Zuhause in den Tower gebraucht. Eine Stunde! Doppelt so lange, wie sonst. Und das nur, weil zwei Touristen in der Innenstadt mit ihren Sportflitzern eine Kollision verursacht haben, die den ganzen Verkehr lahmgelegt hat. Was tut sich auf dieser Front, Borys?"

"Dank der Erfahrungen, die wir mit der Vakuumbahn für das Spital gesammelt haben, plane ich gemeinsam mit Robert den Bau eines ganzen öffentlichen Netzes unterhalb der Stadt. Das wird aber Zeit brauchen und dürfte frühestens in einem halben Jahr fertiggestellt sein. Da uns aber endlich eine Typ-4-KI geliefert wurde, schlage ich vor, dass wir mit sofortiger Wirkung die manuelle Steuerung von zivilen Fahrzeugen auf dem ganzen Stadtgebiet untersagen. Die meisten Gleiter verfügen sowieso schon über Selbstfahr-Funktionen. Diese müssten dann lediglich noch mit der neuen KI verbunden werden, damit diese die grossräumige Koordination übernimmt. Aufgrund diverser auf der Erde durchgeführter Studien dürfte eine solche Massnahme zu einer wesentlichen Verbesserung des Verkehrsflusses führen."

"Bitte, was?!", meldete sich die Trompete aufgebracht zu Wort. "Was ist mit all jenen, die keinen Gleiter mit Selbstfahr-Funktion besitzen?! Sollen die etwa zu Fuss gehen?!!"

Wie so oft dachte der Mann hauptsächlich an sich selbst. Er besass einen fast hundert Jahre alten Aston Martin Gleiter. Ein Modell, welches tatsächlich nicht mit einer Selbstfahr-KI ausgestattet war. Inzwischen wurden aber seit über 50 Jahren alle neuen Gleiter mit einer solchen KI ausgestattet. Das Problem betraf daher doch eher eine ziemlich kleine Minderheit an Menschen, die entsprechende Oldtimer besassen.

"Die werden dann eben ihre Gleiter nachrüsten müssen", gab Borys achselzuckend zurück.

"Das kostet ein Vermögen!!" Stanislavs Entrüstung hallte durch den Raum, während Alina die Augen verdrehte.

"So teuer ist eine solche Nachrüstung nun auch wieder nicht, Stanislav", versuchte sie ihn zu beschwichtigen. "Und wenn sie sich einen Aston Martin leisten können, dann vermögen sie auch eine entsprechende Nachrüstung."

Er liess sich davon nicht überzeugen.

"Ich protestiere! Gemäss kolonialer Gesetzgebung hat jeder Mensch ein Recht darauf, ein eigenes Fahrzeug selbst zu steuern! Was hier vorgeschlagen wird, verstösst eindeutig gegen das Gesetz!"

"Auf der Erde gilt in den meisten Grosstädten das Gebot der KI-Steuerung", wandte Henry entnervt ein. "Selbst auf diversen kolonialen Planeten ist das Gang und Gäbe."

"Das sind alles Sonderfälle!", spieh Stanislav. "Galamex 2 ist KEIN Sonderfall! Ergo gilt hier die koloniale Gesetzgebung ohne Wenn und Aber!"

Bevor Henry etwas erwidern konnte, hob Alina die Hand.

"Wir kommen später nochmals auf dieses Thema zurück. Machen wir weiter mit den nächsten Punkten: Kriminalität. Yegor?"

Yegor räusperte sich und blickte auf sein ComPad, während die Trompete mürrisch in die Runde blickte.

"Die Kriminalität in Ornellas Beauty hat im letzten Monat deutlich zugenommen. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 217 Gewaltverbrechen gemeldet, drei Mal so viele wie im Vormonat."

"Und worauf ist das zurückzuführen?", wollte Cygnus mit ernstem Gesicht wissen.

"Menschenhandel", antwortete Yegor trocken. "Genauer gesagt, Prostitution. Ein Bruchteil der Siedler, die auf Galamex 2 ankommen, verschwinden kurzzeitig vom Radar. Sie melden sich bei ihrer Ankunft nicht bei CyCos Personalbüros, noch werden sie von unabhängigen Unternehmen als Arbeitnehmer angemeldet. Stattdessen tauchen viele von ihnen in den Berichten meiner Sicherheitskräfte auf. Praktisch jede Nacht sind diese Siedler, zum grössten Teil junge Frauen, an den Strassenrändern der Innenstadt oder vor den zahlreichen Clubs vorzufinden und bieten dort ihre Dienste an. Sie ergreifen dann meistens die Flucht, sobald unsere eigenen Sicherheitskräfte oder jene der Flotte auftauchen. Aber eine ziemlich grosse Anzahl taucht früher oder später im Spital auf und weist Zeichen von körperlicher Misshandlung auf. Bei entsprechenden Befragungen verschweigen die meisten die Herkunft ihrer Verletzungen. Aber jene, die geredet haben, offenbaren immer dasselbe Muster: Jemand auf der Erde bezahlt ihre Passage nach Galamex 2. Im Gegenzug müssen sie dafür hier für diese Personen 'arbeiten'. Dass es sich dabei um Prostitution handelt, wissen die Frauen bei ihrem Abflug nicht. Hier werden sie dann von entsprechenden Leuten 'in Empfang' genommen und unter Androhung von Gewalt gezwungen, sich zu prostituieren. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, diese Hintermänner zu identifizieren. Aber wir arbeiten daran."

"217 Gewaltverbrechen, das ist bei einer Bevölkerung von über einer halben Million im kolonialen Durchschnitt nicht der Rede wert", meinte Stanislav Popov. "Ihr solltet eigentlich allesamt zufrieden mit der aktuellen Situation sein."

"Das sind 217 Verbrechen zu viel, Herr Popov", antwortete Cygnus mit dumpfer Wut in der Stimme. "Zudem dürfte die Dunkelziffer bedeutend höher sein."

"Prostitution ist nun mal gemäss Kolonialrecht nicht verboten", erwiderte die Trompete gönnerhaft.

"Menschenhandel ist es!", schoss Cygnus zurück. "Ich schlage daher folgende Massnahmen vor. Erstens: Wir starten eine Sensibilisierungskampagne, um die Bevölkerung auf das Problem aufmerksam zu machen. Wer solche Dienste in Anspruch nimmt, dem soll unmissverständlich vor Augen geführt werden, was er damit unterstützt. Zudem fordern wir die Menschen auf, sachdienliche Hinweise zu liefern, was die Hintermänner betrifft. Zweitens: Wir 'legalisieren' die Prostitution. Wer tatsächlich Sexarbeit leisten will, soll dies auch dürfen, aber unter geregelten Bedingungen. Weg von der Strasse, mit Krankenversicherung und allem was sonst noch dazugehört. Und drittens: Die Personalabteilung schafft in Zusammenarbeit mit der Sicherheitsabteilung eine entsprechende Unterabteilung, welche sich mit diesem Thema eingehend auseinandersetzt. Wir brauchen gut ausgebildete Sozialarbeiter, die diesen Frauen helfen."

Alina nickte.

"Tamara?"

Die Chefin der Personalabteilung hob den Daumen.

"Ich habe mir bereits entsprechende Notizen gemacht und habe auch schon einige Mitarbeiter im Kopf, die sich einer solchen Aufgabe annehmen könnten. Ich werde aber noch einen heissen Draht zur Rechtsabteilung benötigen, damit wir eine solche Legalisierung sauber unter Dach und Fach bekommen."

"Die kriegst du", antwortete Alina prompt.

"Pfffff, so ein Gewese wegen ein paar Nutten", meinte Stanislav abschätzig, worauf ich Cygnus davon abhalten musste aufzustehen, um dem Mann an die Gurgel zu springen.

"Wir könnten zudem bei der Flotte eine entsprechende Orientierung ankommender Siedler vornehmen", sagte ich. "Das würde zwar den Abfertigungsprozess verlängern, aber wenn wir uns dabei auf alleinstehende junge Frauen konzentrieren, dürfte das nicht zu erheblichen Verzögerungen führen."

Cygnus lächelte mich dankbar an, während Gerard Donovan eifrig nickte und sich Notizen machte.

"Wir haben aber noch ein Problem in Sachen Kriminalität", meldete sich Yegor erneut zu Wort. "Primal Scream."

Larissa neben mir runzelte die Stirn.

"Was, bitteschön, ist 'Primal Scream'?"

"Ein Betäubungsmittel", antwortete Marius seufzend. "Ist vor etwa sieben Jahren zum ersten Mal aufgetaucht und hat nun wohl auch Galamex 2 erreicht."

"Wie gefährlich ist das Zeug, Marius?", fragte Cygnus.

Der Arzt seufzte erneut.

"Nicht mehr oder weniger gefährlich als Alkohol. Wie bei so vielen anderen psychoaktiven Substanzen erzeugt es eine psychische, jedoch keine körperliche Abhängigkeit. Genau wie bei Alkohol kann eine zu hohe Dosierung tödlich sein. Aber da Primal Scream illegal ist, entzieht es sich jeglicher Qualitätskontrolle, wodurch die Substanz oft gestreckt im Umlauf ist. Die meisten Primal Scream Notfälle bei uns im Spital sind auf diesen letzten Umstand zurückzuführen. Ironischerweise wird es ausgerechnet mit Eisenpulver gestreckt, was die Kurzzeitwirkung aus noch ungeklärten Gründen verstärkt, aber dafür den Organismus eines Menschen einer gefährlichen Belastung aussetzt, die oft, leider, tödlich endet."

"Das ist ein Ammenmärchen, Doktor Feinbaum", meldete sich die Trompete erneut zu Wort. "Gemäss der kolonialen Ärztekammer ist die tödliche Wirkung von Primal Scream auf die Substanz selbst zurückzuführen und nicht auf die Beimischung von Eisen. Das ist der Grund, warum es illegal ist und bleibt."

Das stets schalkhafte Grinsen im Gesicht des Arztes wurde noch eine Spur breiter.

"Sie wollen mir also meinen Beruf erklären, ja, Herr Popov?" spottete der Arzt. "Oder wie die koloniale Ärztekammer, der ich seit elf Jahren angehöre, bestimmte Entscheide fällt?"

"Natürlich nicht, Doktor Feinbaum!", krebste Stanislav Popov zurück. "Ich wollte damit doch nur-"

"Mir ist schon klar, was sie damit wollten", fiel ihm Marius ins Wort. "Nur tragen sie mit ihrer Bemerkung nichts zur Lösung des Problems bei. Richtig, Yegor?"

"Richtig", antwortete Letzterer säuerlich. "Wir hatten aufgrund von gestrecktem Primal Scream alleine in der letzten Woche 18 Todesfälle. Für jeden Dealer, den wir festnehmen, tauchen zwei neue auf. Ein Dealer wurde gar hier im Tower - auf einem der Schul-Stockwerke - erwischt, wie er den Stoff an Minderjährige verkaufen wollte."

"Dann müssen sie eben ihre Kontrollen verstärken und die Schraube anziehen", erklärte die Trompete, als wäre die Lösung so klar wie Sonnenschein.

"Ich schlage vor, dass wir Primal Scream legalisieren", sagte Alina bestimmt, worauf der Bürokrat sie anblickte, als sei sie ein riesiger, sprechender Frosch. "Dadurch ermöglichen wir eine Qualitätskontrolle, wirken der Beschaffungskriminalität entgegen und können entsprechende Steuereinnahmen für den Aufbau von Entzugskliniken, Suchttherapie und -betreuung nutzen. Repression bringt seit der Prohibitions-Ära im 20. Jahrhundert nichts. Zeit, für einen neuen Ansatz."

"Jetzt haben sie wohl komplett den Verstand verloren, Alina", grollte Stanislav Popov und wirkte gerade selbst wie ein aufgeblasener Frosch. "Mag ja sein, dass ihre Rechtsabteilung das Gebot der KI-Steuerung für die Verkehrsregelung irgendwie durchboxen kann, aber eine Legalisierung von Primal Scream werden selbst ihre eigenen hochgelobten Anwaltskünste nicht hinbekommen. Ich wiederhole es gerne für sie: Primal Scream ist und bleibt auf sämtlichen Kolonialen Welten ohne Ausnahme verboten."

"Perfektes Stichwort, Stanislav", antwortete Alina mit jenem raubtierhaften Grinsen auf den Lippen, der schon so manchen das Fürchten gelehrt hatte. Und dann liess sie eine Bombe platzen. "Galamex 2 ist seit drei Stunden autonom und somit keine Kolonie mehr."

***

Ein erstauntes Raunen ging durch die Runde. Lediglich die Gesichter des 'Triumvirats' blieben von Alinas Worten ungerührt. Das heisst, wenn man davon absah, dass die drei allesamt zufrieden lächelten. Ich schaute Cygnus vollkommen überrascht an. Er zwinkerte mir lediglich kurz zu und richtete seinen Blick dann wieder auf den Angestellten der Kolonialbehörde. Mehr als überrascht wirkte dieser schockiert.

"W-was?", stotterte er.

"Tja, Stanislav", sagte Alina, während sie aufstand. "Vor 2 Monaten erwarb CyCo die Parzelle RTG-91322. Seither besitzt unsere Firma über 51 Prozent aller Grundstücke auf dem Planeten." Sie lief zur Trompete und setzte sich neben ihn auf den Tisch. "Wie sie ja bestimmt wissen, Stanislav, eröffnet ein solcher Umstand gemäss Kolonialrecht dem Mehrheitsbesitzer die Möglichkeit, Autonomie zu beantragen."

"Ein solcher Antrag wurde mir nie vorgelegt", erwiderte die Trompete unsicher.

"Natürlich nicht, Stanislav", antwortete ihm Alina sanft mit zuckersüsser Stimme. "Nach all den Stöcken, die sie uns im letzten halben Jahr zwischen die Beine geworfen haben - obschon sie sich dank CyCo persönlich eine goldene Nase verdient haben - haben sie doch nicht wirklich geglaubt, dass ich einen solchen Antrag ausgerechnet bei ihnen stellen würde. Ich habe sie übergangen, Stanislav, und mich direkt an die Zentrale der Kolonialbehörde auf der Erde gewandt. Ihnen muss doch bewusst sein, dass ich Verbindungen zu den höchsten Stellen der Behörde pflege. Deswegen haben sie bis heute auch nichts davon erfahren."

"A-aber... das kostet CyCo doch ein Vermögen!"

"Stimmt", antwortete Alina knapp. "CyCo wird ab sofort doppelt so viele Abgaben an die Kolonialbehörde entrichten wie bis anhin. Unabhängigkeit hat nun Mal ihren Preis, aber der ist es wert. So ermöglicht uns die Selbstverwaltung unter anderem die Kontrolle über den Siedlerzufluss selbst zu bestimmen. Wir sind ihnen zwar äusserst dankbar dafür, dass sie uns in den letzten Monaten so viele Siedler haben zukommen lassen, Stanislav - wobei wir nicht vergessen haben, dass sie für jeden eingeflogenen Siedler eine Prämie kassiert haben - aber auch wenn unser Bedarf an neuen Arbeitskräften weit davon entfernt ist, gedeckt zu sein, so wird das wohl nicht ewig so bleiben. Da wir uns nicht darauf verlassen können, dass sie den Wasserhahn zeitig zudrehen, übernehmen wir die Kontrolle darüber doch lieber selbst." Sie machte eine Pause und blickte ihn schon beinahe mitleidig (aber nur beinahe) von oben herab an. "Ausserdem können wir dadurch endlich ihrem 'kleinen' Nebenverdienst einen Riegel schieben. Sie dachten ja hoffentlich nicht wirklich, dass wir es nicht mitbekommen, wie sie viele superreiche Touristen hierhergelockt haben und diesen jeweils eine privilegierte Behandlung bei der Einreise haben zukommen lassen."

"Ich habe damit die hiesige Tourismusbranche angekurbelt!", wehrte sich die Trompete vehement.

"Aber sie haben sich nie die Mühe gemacht nachzufragen, ob dies auch von uns bei CyCo erwünscht ist. All die touristischen Angebote, die Erholungsmöglichkeiten, die wir hier und vor allem in Alinas Resolve geschaffen haben, sind für die einheimische Bevölkerung gedacht. Nicht für die gelangweilte 'Elite', die sich etwas Abwechslung von ihren Luxusplaneten wünscht. Oh, die Schönen und Reichen werden selbstverständlich weiterhin anreisen dürfen, wenn sie es möchten, aber die privilegierte Behandlung ist für diese ein für alle Mal vorbei."

Stanislav Popov wurde zunehmends blasser.

"Das, das können sie nicht tun."

"Ach, Stanislav, können sie ihre abgegebenen Zusicherungen gegenüber ihren reichen Bekannten nicht mehr einhalten? Das tut mir furchtbar leid für sie", verhöhnte sie ihn. "Aber das liegt nun mal nicht mehr in ihren Händen. Genauso wenig, wie die Gesetzgebung auf Galamex 2, da wir diese durch die Autonomie weitestgehend selbst bestimmen können. Wir müssen uns zwar weiterhin an die Menschenrechts-Charta von 2172 halten, aber die ist bei weitem nicht so... einengend wie allgemeines Kolonialrecht. Daher wird es für uns kein Problem sein, Primal Scream auf Galamex 2 zu legalisieren sowie das Gebot der KI-Steuerung einzuführen."

Alina stand auf und lief zur Tür des Zimmers, bevor sie zur Trompete zurückblickte.

"Sie werden das vermutlich nicht verstehen, Stanislav. Aber wir tun dies nicht, weil wir die Kolonialbehörde loswerden wollen. Wir tun dies, weil wir Galamex 2 in eine echte Demokratie verwandeln wollen. Heute, in einem Jahr, wird die Bevölkerung auf dem Planeten ihre Vertreter wählen und die Zukunft mitbestimmen. Statt einer Verwaltung erhält Galamex 2 eine Regierung. Vom Volk gewählt. Für das Volk."

"Sie, sie sind ja vollkommen übergeschnappt! Das ist die bescheuertste Idee, die ich je gehört habe!", quäkte der Mann.

Alina seufzte.

"Ja. Das sie dies so sehen würden, habe ich mir gedacht. Ich hatte zwar, ihretwillen, gehofft, dass sie vielleicht endlich die Gründe hinter unseren Bemühungen verstehen würden. Aber sie sind und bleiben die armselige Ausgabe eines Menschen, der nur als Parasit überleben kann." Sie öffnete die Tür. "Und daher, Stanislav, da uns die Autonomie zusätzlich auch noch die Möglichkeit bietet zu bestimmen, wer auf dem Planeten willkommen ist und wer nicht, sind sie ab sofort Persona non grata. Wir sind natürlich keine Unmenschen, daher haben sie drei Tage Zeit, um hier ihre Angelegenheiten zu regeln und den Planeten zu verlassen. Und exakt zwei Minuten, um diesen Raum zu verlassen."

"Das, das können sie nicht tun!!", wiederholte er. "Ich habe Besitz hier auf Galamex 2! Sie können mich nicht einfach verbannen!"

"Sie haben selbstverständlich die Möglichkeit, diese Verfügung vor Gericht anzufechten. Allerdings vom Orbit aus. Als Anwältin empfehle ich ihnen, ihre hiesigen Besitztümer so schnell wie möglich abzustossen und sich damit abzufinden, dass sie diesen Planeten nie wieder betreten werden. Eine Gerichtsverhandlung dürfte, selbst wenn sie Recht bekommen sollten, mehrere Jahre dauern, bis sie durch alle Instanzen gegangen ist - insbesondere, wenn man bedenkt, wie überlastet das oberste Kolonialgericht derzeit ist. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend, Herr Popov."

Alina deutete auf die offene Tür, während die übrigen Anwesenden, ausser natürlich die Trompete selbst, allesamt anfingen zu jubeln und zu klatschen. Der Mann blickte sich wutentbrannt um, stand auf und lief langsam zur Tür.

"Das wird ihnen noch leid tun", zischte er Alina an, bevor er noch einen letzten Blick in die Runde warf. "Ihnen allen!"

"Tun sie ihr Schlimmstes", erwiderte Alina kalt und schloss die Tür hinter ihm.

*** Kapitel 4 - Cygnus ***

Ornella lief zur Beifahrerseite meines Gleiters. Ein deutliches Zeichen dafür, wie erschöpft sie tatsächlich war. Denn für gewöhnlich liess sie keine Gelegenheit aus, sich hinter das Steuer meines Lamborghinis zu setzen - selbst in diesen Tagen, wo der Verkehr in der Innenstadt derart zugenommen hatte, dass von 'Fahrspass' keine Rede mehr sein konnte. Sie liess sich auf den Beifahrersitz fallen und schloss kurz die Augen.

"Hast Du Hunger", fragte ich sie. "Du hast heute bestimmt noch nicht viel gegessen."