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Die gezähmte Lehrerin

Geschichte Info
Eine einsame Lehrerin wird von ihrer Schülerin erpresst.
26k Wörter
4.52
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26
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NaSchmi
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Juli 2021

„Ich will Sie!"

Diana hatte das lange nicht mehr gehört, dass jemand sie wollte.

Und dies war der Satz, der alles weitere wie eine Lawine in Gang setzte.

Kapitel 1

„Guten Tag, Frau Velvet".

Diana reagierte zunächst nicht, sie fühlte sich nicht angesprochen.

Ihre Gedanken waren dröge wie das Herbstwetter. Draußen regnete es, dunkel schimmerte der Asphalt und die Tropfen, die in die Pfützen fielen, versprachen mehr Dramatik, als das traurige Klassenzimmer hergab.

Trostloser und eintöniger als das Wetter draußen war nur noch der muffige Klassenraum mit der schimmeligen Decke und den abgegriffenen Holzmöbeln.

Diane saß an ihrem Pult in ihrem Berufskolleg und machte noch ein paar Notizen.

Es hatte längst zum Schulschluss geklingelt und längst waren die Berufsschüler ins Wochenende hinausgestürmt. Sie hatte gerade noch ein paar Erzieherinnen unterrichtet in Englisch. Sie sahen nicht ein, wozu sie Englisch brauchten, und Diane konnte es ihnen nicht verdenken. Zusammen hatten sie einen Nichtangriffspakt geschlossen. Diana erwartete nicht so viel von den Schülerinnen, im Gegenzug machten sie ihre Aufgaben zumindest einigermaßen. Diese Absprache funktionierte so leidlich, und am Freitag war es schwer. Die jungen Frauen waren alle auf das Wochenende fixiert. Da war es nicht weit mit ihrer Arbeitsbereitschaft. Diana war froh, dass es vorbei war.

Sie schaute aus dem Fenster. Arbeit lag vor ihr. Klausuren, Vorbereitungen, Nachbereitungen, der Haushalt, das Übliche. Sie würde einkaufen gehen, freute sich auf den Tomaten-Mozzarella-Salat, den sie sich zubereiten würde, mit dem teuren Balsamico und dem Olivenöl. Das wäre ungefähr der Höhepunkt ihres Wochenendes. Ein Salat, den sie aß, während auf Netflix eine romantische Komödie lief, der sie mit gebremster Aufmerksamkeit folgte, während sie eine italienischen Flasche Rotwein langsam leerte. Sie wusste, dass ihr Wochenende so verlaufen würde, weil all ihre Wochenenden so verliefen.

Sie sollte sich dieses Mal täuschen.

„Valerie Velvet?", fragte die Stimme noch einmal.

Diana erinnerte sich. Sie hatte diesen Namen schon einmal gehört.

In der Tür stand eine ihrer Schülerinnen. Theresa. Sie war im dritten Jahr ihrer Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten. Eine ganz gute, aber keine herausragende Schülerin. Sie war eher still, ein wenig schüchtern und zurückhaltend. Bislang hatte Diana lediglich ihre unverbindliche Freundlichkeit wahrgenommen.

Theresa trat vorsichtig in den Klassenraum und schloss die Türe hinter sich.

„Hallo Theresa, was kann ich für dich tun?"

Das Mädchen trat an das Pult.

„Wir beide müssen uns unterhalten."

Diana schmunzelte über die Ernsthaftigkeit der Schülerin. „Worüber?"

Diana hatte den fordernden Ton der Schülerin durchaus wahrgenommen. Aber Schüler verfügten nicht immer über die kommunikativen Kompetenzen, die man sich wünschte, und vielleicht hatte das Mädchen ein Problem.

„Setz dich doch!", fügte sie hinzu, weil sie nicht zu dem Mädchen aufschauen wollte.

„Nein danke, Valerie. Ich stehe lieber."

Wieder dieser Name und dieser Hauch eines passiv aggressiven Tonfalls.

Theresa zog einen braunen Umschlag aus ihrer Tasche, legte diesen auf das Pult und schob ihn der Lehrerin zu.

Diana wusste, was sich darin befand. Sie musste nicht hineinsehen. Der Name, den Theresa genannt hatte, hatte es längst verraten.

Diana lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah das Mädchen distanziert an. Sie sollte ruhig wissen, dass ihre Lehrerin sie durchschaut hatte. Diana war nicht entgangen, dass die Bewegungen der Schülerin Selbstbewusstsein ausstrahlen sollten, aber wie sie ihre Finger auf das Pult legte, vorsichtig, als wäre es vielleicht eine heiße Herdplatte, wie sie den Umschlag zu ihr schob, ein wenig zu schnell, als wollte sie es hinter sich bringen. All diese Winzigkeiten zeigten Diana, dass es mit der Entschlossenheit des Mädchens nicht so weit her war, wie sie glauben machen wollte.

Welch ein Klischee, dachte sie. Ein Umschlag mit Fotos, die Art und Weise, wie das Mädchen sie ansprach, wie es sich vor ihr in ihrem Klassenraum aufbaute, stehen blieb, um auf sie herab zu schauen! Diana ärgerte sich auf der einen Seite, auf der anderen Seite hatte sie auch ein wenig Bewunderung dafür übrig, dass das Mädchen sich Gedanken gemacht hatte. Vielleicht mangelte es ihr am passenden Fingerspitzengefühl, aber sie gab sich Mühe, Mühe um sie.

Diana zog den Umschlag zu sich, öffnete ihn und zog die Fotos heraus. Sie hatte natürlich recht gehabt. Es waren Screenshots von Videos. Eine junge, blonde, nackte Frau, deren ausgestreckte Arme über ihrem Kopf an langen Seilen festgebunden waren in einem leeren Raum mit weißen Wänden. Es war ein erotisches Foto voller Hingabe und Erotik. Die Hilflosigkeit der gefesselten Frau und die pure Erotik ihres Gesichtsausdrucks. Auf einem weiteren Foto war eine ebenso junge Frau zu sehen. Sie trug einfache schwarze Unterwäsche, hielt eine Reitgerte in einer Hand und streichelte die Taille der Gefesselten mit der anderen.

Diana kannte die Szene. Lange hatte sie sie nicht mehr gesehen, aber sie hatte sie nicht vergessen, und Erinnerungen an die Bilder kamen nun wieder zurück.

Sie schaute aus dem Fenster, aber dort war nur nasskalte Traurigkeit. Die Fotos, selbst auf den schlechten Farbdrucken, strahlten Wärme aus. Diana erinnerte sich an die Bewegung der Hand, die über die Hüfte der gefesselten Person strich. Warm, vorsichtig, erotisch, voller Zuneigung. Diana erinnerte sich sehr dunkel an diese Bilder. Sie waren schöner als die Realität, vor allem die, mit der sie sich so unversehens konfrontiert sah. Sie blätterte durch die Screenshots, betont gelassen und schaute nicht auf, als sie fragte:

„Was willst du? Gute Noten? Geld? Du weißt, dass das Erpressung ist. Ich könnte dich anzeigen. Nichts hiervon ist illegal. Was du gerade machst, ist es definitiv."

Es war ein Machtspiel. Diana war das bewusst. Als pokerten sie. Die Frage war nicht, wer die bessere Karten hatte, die Frage war, wer bluffte. Wer entschlossener war. Und Diana hatte einen Trumpf in der Hand, von der Theresa nichts wusste.

Diana sah, dass Theresa etwas überrascht war und unsicher wurde. Sie hatte mit dem Widerstand nicht gerechnet.

„Wollen Sie das wirklich wagen und Ihre Karriere aufs Spiel setzen? Sie wissen besser als ich, was alles passieren wird, wenn das hier rauskommt. Wenn die Welt erfährt, dass Diana Rossberg eigentlich Valerie Velvet ist. Was werden die anderen Lehrer denken, die Schüler, die Schulleiterin? Vor allem die Eltern werden nicht gern sehen wollen, dass eine Lehrerin in Pornos mitgespielt hat. Sie sind doch bestimmt Beamtin. Wollen Sie das aufs Spiel setzen?"

„Menschen lassen sich nicht gerne erpressen."

„Sie kennen den Preis ja noch nicht, den ich verlange."

„Was immer es ist, ist zu viel. So einfach ist das. Einfach aus Prinzip. Ich werde dir keine besseren Noten geben."

„Ich will auch keine besseren Noten. So wichtig sind die mir nicht. Das sollten Sie eigentlich wissen."

„Und Geld?"

„Ich will was Wertvolleres als Geld."

„Was könnte das sein?"

„Ich will Sie."

„Mich?"

„Ja genau." Theresa schaute auf den Boden, als müsse sie Mut sammeln. „Ist das so ungewöhnlich? Ich will das mit Ihnen machen, was Sie mit sich haben machen lassen."

Diana sah das Mädchen an. Zum ersten Mal fielen ihr die wasserblauen Augen auf, ihre langen Haare, einige Strähnchen hatten sich verselbständigt und standen von ihrem linken Ohr ab. Diana verspürte den Drang, die Haare zu richten, hinter ihr Ohr zu streichen. Sie sah geradezu ihren Zeigefinger, der mit einer sanften Wellenbewegung die Haare über ihr Ohr strich, dabei einmal kurz ihre Wange berührte, wie zufällig. Aber es wäre natürlich kein Zufall.

Eine vollkommen neue Erkenntnis war das. Man berührte Schüler nicht, schüttelte höchstens mal eine Hand bei besonderen Anlässen. Niemand berührte noch jemanden. Diana konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal in den Arm genommen worden war. Herzlich, bedeutungsvoll, nicht nur so unverbindlich freundschaftlich.

Diana betrachtete das Gesicht des Mädchens, das rund und freundlich war. Ihren Mund, der manchmal süffisant lächelte, als hätte sie eine geheime Wahrheit entdeckt, die sie amüsierte. Ihre Figur, die sehr warm und reich war, wenn sie auch ein paar Kilos zu viel hatte. Sie hatte große Brüste, viel größere als Diana selbst. Aber es waren weibliche Kilos, schön gerundete, weiche Kilo. Die junge Frau brauchte sich nicht zu verstecken.

Diana betrachtete Schülerinnen nicht in dieser Weise, wie sie es in diesem Augenblick tat. Aber das Mädchen hatte das Gespräch in diese Richtung getrieben, und nun ließ Diana sich darauf ein. Es war nicht ihre Idee gewesen.

„Ich soll mich von dir erpressen lassen?"

„Sie sollen sich mir hingeben."

„Hingeben?" Diana lachte bitter. „Du erpresst mich."

„Ich würde das nicht so nennen."

„Sondern?"

Sie schwieg.

„Ich mache bald mein Abschlussprüfung. In einem halben Jahr bin ich durch. Dann sind Sie mich los. Dann haben Sie Ihre Strafe abgeleistet. Bis dahin tun Sie, was ich von Ihnen verlange."

„Oder ich gehe zur Schulleitung, dann war's das mit deiner Ausbildung."

„Und mit Ihrer Karriere? Vielleicht haben Sie Recht, und es wird so laufen. Aber, mal ehrlich, ist es das wirklich wert?"

Diana wollte etwas erwidern, aber das Mädchen war noch nicht fertig. Mit seinem Zeigefinger bedeutete es ihr zu schweigen, und Diana schwieg, was sie im gleichen Moment schon bereute. Sie wollte die Regeln aufstellen und nicht dem Mädchen das Heft des Handelns überlassen.

„Wir machen das so: Ich komme heute Abend bei Ihnen vorbei. Um 7. Ich klingele. Sie überlegen es sich bis dahin. Sie machen mir auf, oder ich werde tun, wozu Sie mir dann keine Wahl lassen."

Das Mädchen nahm sein Handy heraus und zeigte Diana ihre Adresse.

„Da wohnen Sie doch, oder nicht?"

Diana fand es bemerkenswert, dass das Mädchen sich so viel Mühe gemacht hatte, ihre Adresse herauszufinden. Dianas Nummer stand nicht im Telefonbuch, und auch sonst ging sie vorsichtig mit dieser Information um.

Die Blicke der beiden trafen sich für einen Moment, und Diana war sich nicht sicher, was sie in diesem Blick sah. Es war nicht Entschlossenheit, und es war keine Kälte. Vielleicht eher Sehnsucht.

Dann drehte das Mädchen sich um, nickte ihr noch einmal zu und verließ den Klassenraum. Sie schloss die Tür sanft hinter sich.

Zurück blieb Diana. Sie hatte immer noch die Screenshots in der Hand.

Es war plötzlich kühl geworden in dem Raum. Der Mief des Klassenzimmers erschien intensiver geworden zu sein.

Diana umarmte sich, strich über ihre Arme, um sich zu wärmen.

Dann betrachtete sie sich die Fotos.

Kapitel 2

Auf dem Weg nachhause war Diana unkonzentriert. Sie übersah die Vorfahrt eines anderen Wagens, der wegen ihr eine Vollbremsung vornehmen musste. Zuhause angekommen war Diana rastlos, unsicher, wie sie sich entscheiden sollte.

All die langweiligen Pläne, die eigentlich nichts anderes als Routine waren, hatten sich in Luft aufgelöst. Ihr ereignisloses und einsames Leben stand auf dem Spiel. Aber wie hoch war der Einsatz? Wie viel dröges Grau konnte auf dem Spiel stehen? Wie viel Tristesse konnte sie verlieren, wenn sie diesen Weg einschlagen würde, der ihr aufgezwungen, vielleicht aber auch angeboten wurde.

Diana setzte sich an ihr Notebook und googelte ihrerseits nach Theresa. Unter ihrem Namen fand sie nichts, aber sie wusste, dass das Mädchen von ihren Freundinnen Resa genannt wurde.

Sie fand ein ziemlich leeres Facebook-Profil mit einem verschwommenen, unterbelichteten Foto und ein privates Instagram-Profil. Natürlich konnte sie nicht um Erlaubnis bitten, dieses zu betreten. Sie müsste ihre Zustimmung erteilen. War das schon ein Zeichen, dass Diana sie um etwas bitten musste? Wie sie um Gnade bitten müsste, wenn sie sich in ihre Hände begeben würde?

Es ärgerte sie, dass sie so wenig von dem Mädchen wusste. In der Schule hätte sie sich Theresas Akte ansehen können. Eine Adresse hätte sie dort gefunden, vermutlich nicht viel mehr als ein paar nichtssagende Zeugnisse.

Irgendwann ertappte Diana sich dabei, wie sie auf einer Pornoseite gelandet war und dieses Video suchte. Sie hatte keinen Namen, suchte nach Schlagwörtern und fand eine Reihe von Videos, auf denen Frauen andere gefesselte Frauen dominierten. In manchen ging es darum, Lust zu schenken, in anderen darum zu quälen. Die letzteren übersprang Diana. Sie mochte keine Schmerzen.

Sie fand alte Fantasien wieder, die sie vor Jahren verfolgt hatte. So verging die Zeit, die sie besser genutzt hätte, eine kluge Entscheidung zu treffen, wie sie weiter vorgehen sollte. Stattdessen starrte sie auf den Bildschirm und musste sich zurückhalten, dass ihre Hände nicht in ihren Schoß glitten. Es war, als wäre ihr das verboten, als müsste sie sich aufsparen oder gar als hätte ihr Theresa dies verboten.

Stattdessen sah sie irgendwann auf die Uhr und musste feststellen, dass die Zeit vorangeschritten war und sich die 19 Uhr ankündigte.

Diana ging ins Bad, machte sich frisch, wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser, um den Kreislauf anzukurbeln. Sie betrachtete sich im Spiegel.

„Ich will Sie."

Die Worte bekamen einen neuen Klang.

Ihre Haut erschien durchsichtig, sie musste nicht suchen, um Fältchen um ihre Augen zu finden.

Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte eine ihrer Tanten gesagt, sie sähe aus wie eine kleine Prinzessin, wegen ihrer spitzen Nase, der bleichen Haut und der kühlen, grünlich grauen Augen.

Männer fanden sie hübsch, ob sie es immer noch taten, wusste sie nicht. Sie hatte ihr Gesicht immer als zu kalt empfunden und darauf mit warmen Kleidungsstücken reagiert. Bordeaux-Rot, Braun, aber nie dunkles Violett. Nie Velvet. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

Ihr wurde bewusst, dass sie noch nichts gegessen hatte, doch ihrem Magen war nicht danach. Sie war nervös, bereute, die Zeit nicht besser genutzt zu haben und konnte es doch nicht erwarten, dass etwas passierte.

Die Uhr schlug sieben, dann war es fünf nach und dann zehn nach sieben. Viertel nach sieben fragte sie sich schon, ob Theresa sich überhaupt noch blicken ließ. In diesem Gedanken steckte ein Funken Hoffnung, aber auch der Enttäuschung. Seit Jahren hatte niemand mehr sich so viel Mühe um sie gemacht. Niemand hatte nach ihrem Namen gegoogelt, niemand hatte sich für ihre Biografie interessiert. Außerhalb der Schule schien sie seit Jahren schon nicht mehr zu existieren. Der letzte, der sich um sie gekümmert hatte, war Ben, der dann aber zu dem Ergebnis gekommen war, dass sie nicht zusammenpassten, aber Freunde bleiben sollten. Danach hatte es noch Sebastian gegeben, der aber so seltsam gewesen war, dass sie froh war, als sie ihn losgeworden war. Danach war niemand mehr gekommen. Sie hatte sich auch nicht darum bemüht. Es ging auch so, und da war ja noch die Arbeit, die nie nachließ, die immer wichtig und nie getan war.

Es klingelte.

Die Zeit war gekommen.

Diana hätte einfach nichts tun müssen. Sie hätte einfach warten können. Das Mädchen würde noch ein paarmal klingeln, niemand würde öffnen, sie würde irgendwann verschwinden, die Dinge würden ihren Lauf nehmen und eventuell könnte sie ihren Trumpf ziehen und damit alles auflösen.

Diana drückte den Summer und öffnete die Eingangstür.

Wenige Augenblicke später öffnete sie dem Mädchen die Haustür.

Das Mädchen stieg die drei Treppen herauf, und Diana versuchte aus dem Geräusch der Schritte, die durch das Treppenhaus hallten, irgendwelche Informationen abzuleiten. Sie fand keine.

Schließlich stand die Schülerin vor ihr. Theresa trug einen schwarzen Rock über einer dunklen Strumpfhose und eine schwarze Bluse unter ihrer Winterjacke. Sie hatte sich hübsch gemacht, wollte mit ihrer Kleidung sicherlich ihre Position unterstreichen. Sie hatte sich geschminkt, für Dianas Geschmack zu viel. Der Lippenstift war zu rot, sie hatte zu viel Rouge und Lidschatten aufgetragen. Ihr schweres Parfum lag im Treppenhaus.

Ihr Makeup zeigte die typische Übertreibung junger Mädchen, denen die Stilsicherheit fehlte. Trotzdem schmeichelte es Diana, dass das Mädchen sich für sie schön gemacht hatte. Diana kam sich underdressed vor. Schwarz hätte sie auch gewählt, wenn sie für dieses Treffen Kleidung ausgesucht hätte.

Das Mädchen atmete einmal schwer und meinte:

„Hätten Sie nicht ins Erdgeschoss ziehen können?"

Diana fand die lässige Bemerkung unpassend für die Situation.

Ihre Blicke trafen sich schweigsam, und Diana trat aus dem Weg, um sie in ihre Wohnung zu lassen. Theresa zog sich die Jacke aus und reichte sie Diana.

Als sie die Jacke entgegennahm, kam sie sich für einen Moment wie eine Dienerin vor. Dieser Gedanke fühlte sich seltsam an, warm und glatt wie ein plüschiges Kissen. Gleichzeitig nahm Diana aber auch wahr, dass die Augen des Mädchens nervös die Wohnung scannten. Als hätte sie Angst, dass die Polizei auf sie wartete. Es war immerhin eine Möglichkeit.

Diana hing die Jacke des Mädchens an der Garderobe auf und sog das schwüle Parfum ein. Dann zeigte sie ins Wohnzimmer, und zunächst folgte Theresa Dianas Handbewegung, dann besann sie sich, wollte die Situation bestimmen und trat einen Schritt zurück. Sie schaute in Dianas Küche, als wollte sie die Kontrolle über die Situation gewinnen. Schließlich schritt sie ins Wohnzimmer, sah sich auch hier um und setzte sich dann auf die Couch, legte die Arme über die Lehne und schlug die Beine übereinander, um souverän auszusehen. Diana fand, dass es nicht so richtig passte. Dass das Mädchen sich wie ein Mafiaboss in einem drittklassigen Film benahm.

„Darf ich dir was anbieten?", fragte Diana und musste im gleichen Moment feststellen, dass sie nicht viel dahatte.

„Ein Wasser bitte."

Die Antwort überraschte sie, aber sie froh, dass sie einem exotischeren Wunsch wie Vodka Redbull oder was auch immer die Jugend trank, keine Absage erteilen musste.

„Gerne.", sagte sie und kam sich ein wenig wie eine Kellnerin vor, was ein warmer und elektrisierter Gedanke war. Ihr Herz schlug schneller, sie war aufgeregt.

Diana ging in die Küche. Sie hätte sich gerne ein Glas Wein gegönnt, empfand diesen Wunsch aber als unpassend. Die Rollenverteilung gab es nicht her, dass sie Wein trank und das Mädchen Wasser. Sie brachte nur das Glas Wasser für ihren Gast.

Als sie das Glas vor ihr auf den Tisch stellte, hatte das Mädchen Zeit gehabt, sich zu sammeln.

Statt sich zu bedanken, sagte sie nur:

„Setzen Sie sich bitte!".

Diana war froh darüber und setzte sich ihr gegenüber in den Sessel.

Für einen Augenblick schwiegen beide.

„Schön, dass Sie zur Vernunft gekommen sind.", sagte Theresa. „Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich hätte meine Drohung wahrgemacht. Sie sind in meiner Hand."

Diese Worte lösten ein Gefühl aus wie eine scharfe Chilischote, warm, aber auch gefährlich. Es waren fremde Worte von einer Schülerin. Auf der einen Seite schwer zu ertragen, andererseits aber auch unerklärlich ersehnt.

Ob Diana Theresa glaubte, war eine andere Frage, aber auch eine irrelevante. Diana musste sich eingestehen, dass die Situation sie mit Spannung erfüllte.

Das Mädchen hatte sein Selbstbewusstsein zurückerlangt und sprach nun mit Bestimmtheit. Ihre Stimme hatte nun eine Präzision wie ein geschärftes Messer. Es verlieh ihr eine neue Attraktivität. Sie wirkte, als wisse sie, was zu tun sei, und Diana musste keine Entscheidungen treffen, konnte einfach zuhören und reagieren.

„Aber Sie müssen sich keine Sorge machen. Bei mir ist Ihr Geheimnis sicher. Ich bin verschwiegen wie ein Buch. Verstehen Sie? Ich rede eigentlich nur, wenn ich wütend werde. Wenn ich so richtig wütend werde, dann plappere ich wie ein Wasserfall und sage einfach so, was ich denke. Häufig auch die Wahrheit. Und das wollen wir doch nicht, dass ich die Wahrheit sage, und ihr Geheimnis verrate, oder?"

NaSchmi
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