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Die Köningin der Drachen

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„Du wartest hier und wehe, du versuchst zu entkommen. Das würde ich dir nicht raten", warnt er sie. Seine Stimme ist dabei so bedrohlich, dass es selbst mir kalt den Rücken hinunterläuft.

„Der König kommt in etwa einer halben Stunde, dann wird er sich mit dir vergnügen. Je mehr du dich wehrst, umso mehr Spaß hat er dabei, dich zu zähmen", lacht der andere noch gehässig.

Dann verlassen die beiden Wachen den Raum. Ich kann kaum glauben, was ich gesehen und gehört habe. Ich frage mich, wie man nur so menschenverachtend sein kann.

Als ich aufblicke, sehe ich, wie sich Durinel zum zweiten Sehschlitz begibt, um durchzuschauen. Doch schon beim ersten Blick erstarrt er regelrecht. Ich sehe ihm an, dass er etwas gesehen hat, das ihn zutiefst erschüttert.

„Was ist los?", frage ich über Gedanken.

„Das ... das ... ist ... meine ... Schwester", sagt er noch immer unter Schock.

„Was?!", frage ich. Nun bin ich auch ich in Aufruhr.

„Tu nichts unüberlegtes!", ermahnt mich Freja,

Sie scheint mich gut zu kennen. Ich aber höre nicht wirklich auf sie und überlege fieberhaft.

„Wir holen das Mädchen raus und ich lege mich im Zimmer ins Bett. Er soll mich erst im allerletzten Moment erkennen. Dann aber überwältige ich Ludinus und zusammen verschwinden wir", sage ich nachdenklich.

„Was willst du?", sagen alle anderen im Chor. Ihnen ist deutlich anzuhören, dass sie mit meinem Vorschlag kein bisschen einverstanden sind.

„Das ist doch die Lösung", antworte ich unschuldig, als hätte es den Protest gar nicht gegeben. „Wir retten das Mädchen und kommen ganz leicht an Ludinus heran."

„Du kannst dich nicht in Gefahr bringen", wehrt Felises ab.

„Ich bin ihm im Kampf überlegen."

„Du bist die Königin!"

„Na und?"

Einen Moment lang sagt niemand ein Wort. Alle schauen mich eindringlich an. Es ist Felises, der als erster seine Sprache wiederfindet.

„Was ist genau dein Plan?", will er wissen.

„Ich lege mich ins Bett und warte auf Ludinus. Sobald er auf mich zukommt, gebe ich mich zu erkennen, überwältige ihn und ihr kommt in den Raum, um ihn zu fesseln und die Tür zu sichern. Dann verschwinden wir durch den Geheimgang. Wenn wir Ludinus vor dem Schloss als unseren Gefangen präsentieren, wird es zur Kapitulation kommen und der Albtraum ist endlich vorbei."

„Was machen wir mit Ludinus danach?"

„Wir bringen ihn ins Schloss an der Grenze zu den Eiswüsten."

„Dann sollten wir aber bessere Wachen aussuchen", grinst Freja.

„Da kannst du dir sicher sein, dass wir die besten Leute nehmen", antworte ich.

Es entsteht erneut eine Pause. Alle scheinen über meinen Plan nachzudenken. Erneut ist es Felises, der sich äußert.

„Es wäre ein schnelles Ende der Belagerung", meint er. „Der Plan ist echt nicht schlecht. Mir passt nur nicht, dass du dich in Gefahr bringst, du die Königin."

„Wer sollte sonst den Platz des Mädchens einnehmen?", halte ich dagegen.

„Wenn ich mich ins Bett lege?"

Ich lache laut auf und auch Cefalis und Freja schauen belustigt drein. Nur Durinel verfolgt unser Gespräch mit zunehmender Verwirrung. Ich glaube, er ist verwundert, dass ich als Königin so etwas überhaupt in Erwägung ziehe, andererseits ist er aber auch besorgt um seine Schwester und hofft, dass wir schnell zu einer Lösung kommen.

„Na gut, ich bin zu wenig weiblich", meint Felises und alle lachen.

Dann geht alles recht schnell. Ich zeige Freja, wie sie die geheime Tür öffnen kann und betätige dann den Mechanismus. Ich gehe vorsichtig in den Raum hinein.

„Wie heißt deine Schwester?", frage ich in Gedanken Durinel.

„Wesina ist ihr Name."

„Hallo Wesina, wir wollen dich retten. Geh mit deinem Bruder mit und frag nicht lange", sage ich zu ihr in Befehlston.

„Wer bist du?", will sie wissen.

„Wesina, komm mit!", sagt nun Durinel.

Er hat hinter mir den Raum betreten und nimmt nun seine Schwester um die Schultern und führt sie zur geheimen Tür. Als sie ihren Bruder erblickt, bricht sie in Tränen aus, lässt sich aber ohne Widerstand zur Tür bringen und alle verschwinden.

Ich bin nun allein im Raum und schaue mich schnell um. Ich habe alle Waffen abgelegt, bis auf ein Messer, das ich immer an mein Bein gebunden bei mir trage, wenn ich nicht im Schloss bin, in meinem eigenen natürlich.

Ich sehe, dass Ludinus einige Waffen in der Nähe des Bettes hat. Er scheint Angst zu haben, dass ihn jemand nachts meucheln könnte. Die Waffen entferne ich bis auf ein Schwert, das ich aber so hinstelle, dass ich es leicht ergreifen kann. Dann klettere ich schnell ins Bett und decke mich so zu, dass nur noch meine langen Haare zu sehen sind. Ich aber kann durch diese hindurch die Tür halbwegs im Auge behalten. Zum Glück haben Wesina und ich eine ähnliche Haarfarbe.

Es dauert dann auch nicht mehr lange und die Tür wird aufgerissen. Er dreht sich in der Tür noch einmal um und bleibt stehen.

„Macht euch keine Sorgen, wenn es etwas lauter wird. Die Kleine scheint ein wenig widerspenstig zu sein und es wird wohl etwas härter zur Sache gehen. Ihr wisst ja, ich liebe die kleinen Wildkatzen, die man erst bändigen muss", meint er zu den Wachen vor der Tür.

Er lacht noch einmal dreckig auf und schließt dabei die Tür. Ich kann beobachten, wie er sich im Raum umschaut. Als ihm klar wird, dass das Objekt seiner Begierde im Bett liegt, schleicht sich ein überhebliches Lächeln in sein Gesicht.

„Du willst dich ausruhen, damit du nachher länger durchhalten kannst", spottet er. „Du gefällst mir immer besser."

Er geht langsam auf das Bett zu. Dabei stellt er stolz seine Brust heraus. Mir ist klar, er will mich einschüchtern, er will seine Überheblichkeit zur Schau stellen und er genießt wohl auch, meine vermeintliche Angst. Er weiß ja nicht, dass ich in seinem Bett liege und mich dort verstecke.

Er ist überzeugt, dass da ein Mädchen liegt, das schon wie Espenlaub zittert und allein schon von seinem Anblick Panik bekommt. Er ist ein Sadist, der es genießt, dass Menschen ihn fürchten. Er muss andere herabwürdigen, um sich dann besser zu fühlen. Ich finde ein solches Verhalten einfach nur erbärmlich.

Als er kurz vor dem Bett steht, reibt er sich schon die Hände voller Vorfreude. Er ist nun nahe genug. Ich greife das zurechtgelegte Schwert und springe auf. Sein hämisches Grinsen erstirbt und er schaut mich aus weit aufgerissenen Augen an.

„Du?"

„Ich habe gesagt, ich komme wieder", antworte ich spöttisch lachend.

„Wie kommst du hier herein?"

„Das ist mein Geheimnis."

„Dir ist schon klar, dass ich Männer losgeschickt habe, um deinen Vater zu töten", faucht er mich an.

„So, so, hast du?"

„Ja, das habe ich. Das Lachen wird dir schon noch vergehen."

Inzwischen hat auch er seine Waffe gezogen. Er hat sich wieder etwas gefangen und lächelt schon wieder selbstsicher.

„Deine Leute können ja nicht einmal das Schloss verlassen. Vor den Toren steht mein Heer", halte ich ihm entgegen, „Und wenn doch, dann werden sie ein leeres Schloss am Übergang zu den Eiswüsten vorfinden."

„Was?", brüllt er. „Du weißt, wo dein Vater gefangen gehalten wird?"

„Er befindet sich in seinem Bett und das steht auf Schloss Solana."

„Das gibt es nicht!"

„Mein lieber Ludinus, bereits als du mir auf dem Ball gedroht hast, war mein Vater schon nicht mehr in deiner Gewalt. Ich war überrascht, weil du es nicht wusstest und du hast gedacht, ich sei eingeschüchtert, weil er in deiner Gewalt ist", lache ich.

„Du lachst mich aus?", fährt er mich gehässig an.

„Du bist auch nur zum Lachen", ärgere ich ihn noch mehr.

Nun geht er auf mich los. Aber Ludinus ist ein miserabler Kämpfer. Ich frage mich, was er überhaupt kann. Ich pariere seinen Schlag problemlos, gehe auf ihn zu, stelle ihm ein Bein und versetze ihm einen Schubs, sodass er auf den Rücken fällt. Im Nu bin ich über ihm und versetze ihm mit dem Knauf meines Schwertes einen kräftigen Schlag auf den Kopf. Bewusstlos sackt er zusammen und bleibt reglos liegen.

In dem Moment geht die geheime Tür auf. Felises und Cefalis kommen herein, heben Ludinus hoch und tragen ihn hinaus in den Geheimgang. Wir alle verschwinden aus dem Raum. Kaum ist die geheime Tür zu, wird gegen die Zimmertür geklopft.

„Eure Majestät, ihr sagtet es könne etwas laut werden. Aber ist das nun nicht etwas sehr laut. Geht es euch gut?"

Während die anderen den König wegtragen, bleibe ich noch etwas, um zu schauen, was passiert. Die Wachen werden ungeduldig als sie keine Antwort bekommen. Sie brechen schließlich die Tür auf und schauen sich panisch im leeren Zimmer um. Sie sind ratlos.

„Der König kann sich nicht in Luft aufgelöst haben", meint eine der Wachen. „Und die Kleine gleich mit ihm."

Es sind die beiden Männer, die das Mädchen ins Zimmer gebracht haben und so abfällig über sie gesprochen haben.

„Komm, lass uns den Hauptmann verständigen. Das geht nicht mit rechten Dingen zu", sagt der zweite.

Als sie aus den königlichen Gemächern verschwinden, mache auch ich mich auf den Weg. Im Treppenhaus der Geheimgänge treffe ich auf einen bereits bestens verschnürten und geknebelten Ludinus, Cefalis und Felises bewachen ihn. Er aber rührt sich immer noch nicht.

„Dem hast du aber eine ordentliche verpasst", meint Freja.

„Der hält aber auch nicht viel aus", antworte ich lachend.

Nun tritt Wesina zu mir. Sie hat Tränen in den Augen. Ihr Bruder stützt sie.

„Danke, dass du mir geholfen hast."

„Gern geschehen. Wir haben beide etwas davon. Du hast die Freiheit wieder, ich den König."

„Führst du eine Spezialeinheit an?", erkundigt sie sich.

„Dein Bruder hat dir nichts verraten?", erkundige ich mich.

„Was soll er mir verraten haben?"

„Nichts, nichts, alles gut. Lasst uns gehen."

Während Cefalis und Felises den gefesselten und geknebelten Ludinus tragen, stützt Durinel seine Schwester. Freja und ich sind wieder am Anfang und am Ende unserer kleinen Gruppe.

Ich höre, wie Wesina und ihr Bruder miteinander tuscheln. Einmal bleibt sie überrascht stehen und nur ein Blick zurück von mir bringt sie dazu, weiterzugehen.

Als wir am Ende des Tunnels wieder ins Freie kommen und eine Gruppe bilden, fällt das Mädchen vor mir auf die Knie.

„Eure Majestät, entschuldigt, dass ich so dumm war und nicht wusste, wer ihr seid."

„Komm, steh auf. Das ist doch nicht so schlimm."

„Nicht so schlimm?!", meint sie. Dabei schaut sie mich aus weit aufgerissenen Augen an.

Ich ziehe sie hoch und in eine Umarmung. Sie hängt zunächst absolut starr in meinen Armen, ringt sich dann aber doch dazu durch, mich vorsichtig zu drücken.

„Serena ist eine Königin und doch durch und durch Mensch. Genau das mag ich an ihr", antwortet Felises an meiner Stelle.

Wesina schaut ihn verständnislos an. Sie versteht offenbar nicht, was er gerade gesagt hat.

„Wir sollten das lassen und uns auf den Heimweg machen. Cefalis und Felises nehmen Ludinus mit hoch zu meinem Nacken, Durinel und seine Schwester fliegen mit Freja. Wir landen wieder an der Stelle, wo wir gestartet sind."

„Fliegen?", will Wesina überrascht wissen.

„Freja und ich können uns in Drachen verwandeln", erkläre ich nur.

Durinel nimmt seine Schwester etwas zur Seite und da sie erschrocken aufschreit, als wir uns in unsere Drachen verwandeln, hält er ihr sogar den Mund zu. Sie aber schüttelt die Hand ab und schaut uns nur staunend an.

„Na komm!", meint ihr Bruder und reißt sie damit aus ihrer Starre.

Freja nimmt ein Seil ins Maul, das an Ludinus Fesselung hängt und hebt ihn daran in die Höhe, um ihn in meinem Nacken zu platzieren. Da Cefalis und Felises wenig später auch oben sind, legen sie ihn so, dass er nicht herunterfallen kann. Zur Sicherheit macht sie das baumelnde Stück Seil an einer meiner Stacheln fest. Durinel und seine Schwester klettern auf Freja und damit kann es losgehen.

Wir landen wenig später hinter dem Wald in der Nähe unseres Lagers. Die Fluggäste steigen ab, Ludinus wird heruntergehievt, wie er hinaufgekommen ist und wir verwandeln uns.

Als wir wenig später mit unserer Beute ins Lager kommen, gibt es laute Jubelgesänge. Vor allem die Kämpfer aus Gunderin scheinen sich zu freuen. Immer wieder höre ich, wie sie verwundert darüber sind, dass wir den König so schnell und ohne Verluste gefangen nehmen konnten.

„Bereitet ein großes Kreuz vor. Daran binden wir ihn fest und stellen es vor dem Schloss auf. Dann verlange ich von ihm, dass er sich ergibt und die Macht über Gunderin an mich abtritt. Jeder soll sehen und hören, dass er besiegt ist."

„Das machen wir so. Ich lasse alles vorbereiten", meint Cefalis.

„Gehen wir nun schlafen?", will Freja wissen.

„Ich habe noch etwas zu erledigen", sage ich.

„Um diese Zeit?"

„Es muss jetzt sein."

„Soll ich mitkommen?"

„Wenn du nicht zu müde bist."

„Ich werde es überleben", grinst sie.

Wir gehen zurück zum Wald, verwandeln und uns schwingen uns erneut in die Lüfte. Ich bin verwundert, dass meine Freundin nicht wissen möchte, wo ich hinwill. Aber ich habe den Verdacht, dass sie es schon ahnt.

Ich lande in der Nähe des Dorfes, in dem Nervin wohnt. Wir verwandeln uns zurück und Freja schaut mich wissend an. Sie kennt mich zu gut.

Ich klopfe im vereinbarten Rhythmus gegen die Hintertür und muss einige Zeit warten, bis sie geöffnet wird. Ein verschlafener Nervin steht im Türrahmen. Als er mich erblickt, öffnet er die Tür und gähnt dabei herzhaft.

„Was führt euch zu mir?", will er verschlafen wissen.

„Wir haben Ludinus gefangen genommen. Morgen wird die Macht in Gunderin an mich übergehen", erzähle ich ihm.

„Das ist eine gute Nachricht."

„Ich möchte, dass du bei diesem Moment dabei bist."

„Ich?"

„Du hast so lange den Widerstand angeführt und auf diesen Moment hingearbeitet, dass es richtig ist, dass du anwesend bist."

„Das ist schön. Ich ziehe mich nur noch schnell an."

„Ich habe noch eine Bitte", bremse ich ihn, als er sich schon auf den Weg machen will.

„Was denn?"

„Ich brauche einen Statthalter."

„Da müsste ich überlegen, wer das sein könnte."

„Ich habe dabei an dich gedacht."

„Ich? Wie kommst du denn auf diese Idee?"

„Stella hat mich darauf gebracht."

„Ich kann das doch nicht."

„Da bin ich anderer Ansicht."

„Du würdest mir zutrauen, Statthalter von Gunderin zu werden?"

„Du setzt dich für die Menschen ein, du kämpfst für Gerechtigkeit und du kennst die Nöten des Volkes. Das sind die besten Voraussetzungen."

„Und wenn ich einen Fehler mache?"

„Dann bin immer noch ich da."

„Du traust mir das wirklich zu."

„Ich habe nur eine Bedingung. Das Schloss von Gunderin wird dem Erdboden gleich gemacht. Nie wieder soll dort ein König regieren."

„Warum?"

„Es ist auf Schmerz und Leid aufgebaut, es macht die Herzen der Menschen, die darin leben, hart."

„Du glaubst, es liegt an den Mauern?"

„Ich glaube es liegt auch an der Umgebung. Dieses Schloss jagt mir immer einen kalten Schauer über den Rücken. Es ist dunkel und wenig einladend. Da drinnen muss ein Mensch über kurz oder lang psychischen Schaden nehmen."

„Wenn es nur das ist, ich würde nie in diesem Schloss leben wollen."

„Du kannst gerne ein neues Schloss bauen. Dieses soll aber hell und freundlich sein, wie es die Menschen sein sollen, die darin wohnen."

Kapitel 35

Ich stehe mit meinen Leuten und den Kriegern aus Gunderin, die zu uns übergelaufen sind, vor dem Schloss. Das Heer ist inzwischen gewaltig und ich sehe hinter mir nur ein Meer aus Kriegern. Es ist beeindruckend zu wissen, dass so viele Männer zu mir und zur Idee eines freien Landes stehen.

Hinter mir wird in diesem Moment ein fünf Meter hohes Kreuz aufgerichtet, auf dem Ludinus festgebunden ist. Ich habe dafür gesorgt, dass ihm seine prunkvollen Kleider ausgezogen wurden. Er trägt nun nur noch die Kleider eines ärmlichen Bauern. Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass auch er nur ein ganz normaler Mensch ist.

Da wir ihm den Knebel abgenommen haben und er wieder bei Bewusstsein ist, schimpft und zetert er unaufhörlich. Er ist wütend, beschimpft mich und die ganze Welt. Aber keiner der Umstehenden nimmt ihn ernst. Einige seiner früheren Leute lachen ihn sogar aus und verspotten ihn.

Nun aber trete ich vor. Mit Stolz und erhobenem Haupt schaue ich in die Runde. Diesmal zeige ich, dass ich die Königin bin.

„Ludinus, gibst du dich geschlagen?", frage ich laut.

„Niemals!", brüllt er.

„Dann werde ich dich qualvoll töten müssen", halte ich dagegen.

„Mach nur!", antwortet er heldenhaft.

Ich schaue zu ihm hoch und erkenne an seinem Blick, dass er Angst hat, mächtige Angst. Ich schmunzle und nehme mein Messer zur Hand. Ich stelle mich mit etwas Abstand vor dem Kreuz auf und tue so, als würde ich zielen.

„Ich denke, ich werde dich zuerst entmannen. Mit diesem Teil hast du vielen Frauen großes Leid zugefügt und es ist nur gerecht, wenn dieser Teil deines Körpers als erstes abgetrennt wird."

Die Umstehenden lachen hämisch, einige Frauen rufen zustimmende Worte. Ludinus allerdings schaut entsetzt zu mir herab. Sein Hass auf mich muss in dem Moment gewaltig sein. Er würde mich sicher töten, würde er dazu in der Lage sein.

„Auch dir werde ich noch zeigen, was man mit einer Frau macht, um sie zu beherrschen", faucht er erneut.

Als Reaktion darauf tue ich so, als würde ich das Messer werfen, lasse es aber nicht los. Ludinus allerdings zuckt zusammen und schreit auf. Er gibt ein erbärmliches Bild ab. Alle Umstehenden lachen laut, was ihn erneut ärgert. Er braucht allerdings einige Zeit, um zu verstehen, dass ich das Messer immer noch in der Hand halte.

„Du hinterhältiges Luder!", faucht er.

Ich reagiere sofort darauf und werfe nun tatsächlich das Messer. Dieses bohrt sich zwischen seinen Beinen ins Holz des Kreuzes, allerdings ganz knapp unterhalb seines besten Stückes. Es ist so knapp, dass die Klinge einen Schlitz in seine Hose schneidet, ihn aber trotzdem nicht verletzt.

Erneut schreit er auf und versucht sich aus der Schusslinie zu bringen. Auch dieses Mal lachen alle laut auf. Ich aber ziehe ein zweites Messer und werfe auch dieses. Diesmal ziele ich so, dass es sich knapp neben seiner Wange ins Holz bohrt und dort vibrierend stecken bleibt.

„Das nächste sitzt dort, wo ich es dir versprochen habe", warne ich ihn vor.

Ich lasse mir von Felises ein weiteres Messer reichen und nehme die Haltung ein, um es zu werfen. Ludinus kann offenbar nicht mehr und kapituliert.

„Halt! Hör auf. Genug! Ich gebe mich geschlagen. Die Macht über Gunderin gehört ab sofort dir."

„Es lebe Königin Serena von Solana und Gunderin", ruft Durinel. Ich bin von seiner Initiative überrascht.

Aber ich kann nichts darauf antworten. Die Umstehenden reagieren schneller und stimmen in einen Chor ein. Immer wieder skandieren sie „Es lebe Königin Serena von Solana und Gunderin."

Ich lasse die Menschen eine Zeit lang gewähren. Da vor allem die Bürger von Gunderin mit Begeisterung schreien, hoffe ich, dass der Übergang reibungslos sein wird. Ich spüre, die Bürger dieses Landes, setzen große Hoffnungen in mich und eine bessere Zukunft.

Als ich schließlich mit einer Handbewegung den Leuten zu verstehen gebe, dass ich etwas sagen will, ist es auf der Stelle still. Alle warten gebannt auf meine Worte.

„Bürger von Gunderin! Mit Freude und Demut nehme ich die Macht über dieses Land an und verspreche, alles in meiner Macht stehende zu tun, damit Wohlstand, Gerechtigkeit und Frieden so schnell wie möglich in diesem Land einziehen.

Alle Krieger sollen zu ihren Familien zurückkehren und vorübergehend werden meine Leute für Recht und Ordnung sorgen. Es soll dann aber ein Heer aus Freiwilligen aufgestellt werden, damit nicht eine auswärtige Macht zu lange in Gunderin verweilt.

Ich werde Nervin zum Statthalter ernennen und mit ihm zusammen meine Pläne für ein besseres und lebenswertes Gunderin umsetzen."

Jubelrufe quittieren meine Rede. Nun gilt es nur noch zu klären, was mit den Kriegern passiert, die noch im Schloss sind. Sie gehören schließlich einer Elitetruppe an, die nur schwer zu integrieren sein wird. Deshalb trete ich an das Schloss heran und rufe den Wachen zu.