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Die Köningin der Drachen

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„Ergebt euch!"

„Nie im Leben", kommt es von oben herab.

„Dann lasst zumindest alle Frauen, alle Gefangenen und alle, die nicht im Schloss bleiben wollen gehen."

„Wozu?"

„Wenn wir euch belagern, dann bleibt denen, die bleiben, mehr", sage ich und lache dabei.

Offenbar scheint dies zu wirken, denn schon wenig später geht ein Flügel des großen Tores auf und zahlreiche Personen kommen eilig auf uns zu. Es sind viele Frauen, Menschen, die im Gefängnis waren, was man an ihren zerrissenen Lumpen erkennt, aber auch einige der Krieger, die sich offenbar nicht dem Kampf stellen wollen.

Sie alle werden von unseren Leuten in Empfang genommen und nach hinten gebracht. Die Gefangenen werden von den anderen getrennt. Ich möchte später in jedem einzelnen Fall entscheiden, ob es echte Verbrecher sind oder ob sie nur in den Kerker geworfen wurden, weil sie sich gegen den König aufgelehnt haben. Dabei kann mir Nervin sicher helfen.

Am Ende schließen sich die Tore und die Fronten sind klar. Als Zeichen, dass sie nicht klein beigeben wollen, werden mehrere Pfeile auf mich abgeschossen, die aber ihr Ziel bei weitem nicht erreichen, weil die Distanz zu groß ist.

„Was machen wir jetzt?", will Felises wissen. „Belagern wir das Schloss?"

„Ich denke, wir machen kurzen Prozess", antworte ich.

„Und wie?"

Ich wende mich in Gedanken an Reseri, die Anführerin der Drachen aus den Eiswüsten. Sie haben sich etwas abseits versammelt und beobachten das Geschehen.

„Ja, Königin."

„Sag doch bitte Serena zu mir", antworte ich. „Könnt ihr das Schloss dem Erdboden gleich machen?"

„Du meinst dafür sorgen, dass kein Stein auf dem anderen bleibt?"

„Genau das meine ich."

„Und die Leute, die noch drinnen sind?"

„Die wollten drinnen bleiben."

„Auch wahr", grinst sie. Dann wendet sie sich an die anderen Drachen, ich kann allerdings mithören. „Leute, mache ich das allein oder wollt ihr mithelfen?"

Ich kann das Kichern in ihrer Stimme hören. Sie hat offensichtlich Spaß an meinem Auftrag. Die anderen lassen sich das Vergnügen aber auch nicht nehmen und so erheben sich die Drachen in die Luft. Es ist ein lautes Schwirren und Surren von Flügeln, das Brüllen von Drachen und das Jubeln der Menschen sind zu hören, als sich die Tiere eines nach dem anderen auf das Schloss stürzen.

Zunächst reißt Reseri den großen Turm um, indem sie ihm mit ihrem mächtigen Schwanz einen Peitschenhieb versetzt. Er fällt krachend in sich zusammen, die Steinbrocken stürzen mit lautem Getöse in den Innenhof.

Die anderen Drachen machen es ihr nach. Ein Drache nach dem anderen bringt jeweils einen anderen Teil des dunklen Baues zum Einsturz. Schon nach kurzer Zeit bleibt vom einst mächtigen Bau nur noch ein staubiger Trümmerhaufen zurück. Die Zuschauer johlen und freuen sich. Das Symbol der verhassten Macht gibt es nicht mehr.

Ludinus, der noch immer am Kreuz, den Zusammenbruch seines Schlosses, des Symbols seiner Macht mitansehen muss, beginnt zu weinen, hemmungslos zu weinen. Ich weiß aber nicht, ob es aus Wut über die Zerstörung seiner Macht ist oder ob es etwas damit zu tun hat, dass endlich der Bann dieses Gemäuers bricht und sein wahres Wesen wieder zum Vorschein kommt. Er soll ja einst ein netter junger Mann gewesen sein.

Reseri landet vor mir und neigt ehrfurchtsvoll das Haupt. Alle Umstehenden bestaunen das mächtige Tier, das mir seine Aufwartung macht.

„Serena, Königin von Solana, von Gunderin und der Drachen, dein Auftrag wurde ausgeführt."

„Danke Reseri. Tausend Dank! Der Bann des Bösen ist endlich gebrochen."

„Wo dürfen wir leben?"

„Ihr Drachen dürft euch in meinem Reich frei bewegen. Ich werde verfügen, dass Drachen ganz besonders verehrt werden, und meinem persönlichen Schutz unterstehen", sage ich laut. „Dich würde ich aber bitten, sobald wir hier fertig sind, mir nach Solana zu folgen, damit ich dir deinen Sohn vorstellen kann."

„Ihr seid zu gütig, meine Königin."

„Was machen wir mit Ludinus?", will Felises wissen, als ich mich umdrehe.

„Wir bringen ihn in ein Schloss an der Grenze zu den Eiswüsten", grinse ich.

„Soll ich einen Trupp zusammenstellen?"

„Ich denke, Durinel kann diese Mission übernehmen. Er wird dem König nicht so leicht verzeihen, was er seiner Schwester antun wollte."

„Da könntest du recht haben", grinst der Hauptmann der königlichen Garde.

Kapitel 36

„Serena, ich habe dich sooo vermisst!", kommt mir Stella entgegen.

Sie muss dieses Mal gesehen haben, dass ich im Anflug bin, denn sie steht bereits auf der Wiese hinter Schloss Solana als wir landen und läuft auf mich zu, als ich mich zurückverwandelt habe. Sie springt mir regelrecht in die Arme, sodass ich sie festhalten muss und beinahe umfalle.

Aber ich liebe ihre stürmische Art, ihre offen gezeigte Zuneigung. Ich ziehe sie an mich und küsse sie voller Leidenschaft.

„Ich habe dich auch vermisst", gestehe ich.

Stella schaut etwas unsicher zu Reseri. Diese steht natürlich immer noch als Drache hinter uns und schaut auf uns herab.

„Verwandelt sich dieser Drache nicht?", erkundigt sie sich.

„Darf ich dir Reseri vorstellen? Sie ist ein echter Drache, kein Mensch, der sich in einen Drachen verwandeln kann", sage ich in Gedanken, damit mich beide hören. „Reseri, das ist meine Partnerin und die Liebe meines Lebens, Stella."

„Freut mich, dich kennenzulernen."

Als ich zu Stella schaue, hat sie feuchte Augen. Sie schaut mich an und schnieft kurz. Was habe ich jetzt falsch gemacht?

„Was ist los?", frage ich unsicher.

„Du hast mich als die Liebe deines Lebens vorgestellt", antwortet sie und schnieft.

„Was ist daran falsch?"

„Nichts, gar nichts, mein Schatz. Es ist nur so wunderschön, dass du das allen sagst."

„Es ist die Wahrheit, ganz einfach nur die Wahrheit", versichere ich ihr.

Dabei nehme ich sie erneut in den Arm und drücke sie fest an mich. Stella ist wirklich die Liebe meines Lebens und ich will mein ganzes Leben mit ihr verbringen. Deshalb fasse ich einen Entschluss.

„Ich habe keinen Ring bei mir", sage ich entschuldigend. Gleichzeitig gehe ich auf ein Knie. „Trotzdem möchte ich dich, Stella, fragen, ob du meine Frau werden willst. Willst du, genauso wie ich, jeden Tag meines Lebens mit mir verbringen, weil du ohne mich nicht mehr sein kannst?"

„Du willst mich heiraten? Geht das?"

„Alles geht, wenn es die Königin will."

„Dann habe ich ja Glück, dass ich mir ausgerechnet die Königin ausgesucht habe", kichert sie.

„Die Königin der Drachen", mischt sich Reseri ein. Ich habe dabei den Eindruck, sie ist gerührt.

„Willst du?", frage ich noch einmal schüchtern nach.

„Natürlich will ich. Auch ich könnte keinen Tag meines Lebens ohne dich verbringen. Allein schon die Vorstellung ist fürchterlich."

Sie zieht mich hoch und küsst mich. Es ist ein inniger und doch sehr liebevoller und sinnlicher Kuss. Als wir uns lösen, fällt mir auf, wie verträumt Reseri auf uns herabschaut.

„Ach ja, da war noch etwas", fällt mir ein. Ich löse mich von Stella, halte sie aber weiterhin an der Hand fest. „Reseri ist die Mutter von Oridin. Den wollte ich holen."

„Dann machen wir das zusammen", sagt meine Partnerin.

Wir gehen in den Innenhof des Schlosses. Dort sehe ich, wie der kleine Drache zusammen mit den Mädchen von Pippa und Wenia herumtollt. Ich betrachte ihn und muss lächeln. Das wird nun ein sehr emotionaler Moment für ihn.

Ich setze mich in Bewegung und gehe auf die kleine Gruppe zu. Zunächst bemerkt uns niemand. Erst als wir sehr nahe sind und ich mich räuspere, wird Oridin als erster auf uns aufmerksam.

„Königin, du bist wieder zurück? Wie ist der Krieg verlaufen?"

„Danke, mein kleiner Freund, es war ein voller Erfolg. Ich habe auch jemand getroffen, den ich dir unbedingt vorstellen will."

„Wen denn, ich sehe niemand."

„Du musst mit mir hinaus vor das Schoss kommen."

„Vor das Schloss? Wozu?"

„Das wirst du schon sehen, vertrau mir."

„Dir doch immer", meint er voller Liebe in der Stimme.

Zusammen mit Stella und Oridin mache ich mich erneut auf den Weg zur Wiese hinter dem Schloss. Die Mädchen und Wenia folgen uns. Sie wollen den kleinen Drachen wohl nicht allein lassen.

Als wir auf die Wiese zugehen und dort der riesige Drache steht, der uns erwartungsvoll entgegenblickt, schauen die Mädchen etwas ängstlich und bleiben immer weiter zurück. Als ich ihnen jedoch aufmunternd zunicke schließen sie wieder zu uns auf.

„Was ist das für ein Drache?", will Oridin wissen.

Er schaut Reseri neugierig, aber auch sehr offen an. Sein Gesichtsausdruck verrät nicht, was in ihm vorgeht, ob er schon ahnt, wer das sein könnte, oder ob er noch immer im Dunkeln tappt.

Ich lege den Arm um den Hals des kleinen Drachen. Er schaut nur kurz zu mir, dann wandert sein Blick wieder zu Reseri.

„Mein lieber Oridin, ich habe deine Mutter gefunden", sage ich und deute dabei auf den großen Drachen vor uns.

„Meine Mutter?"

„Ja, sie hat das Ei in diese Höhle gelegt und musste dann weggehen. Zum Glück habe ich dich und dann auch sie gefunden."

„Dieser Drache ist meine Mutter?", erkundigt er sich ganz leise.

„Ja, mein Kleiner, ich bin deine Mutter", höre ich Reseri in Gedanken. Auch ihr kann ich anhören, wie auch sie von ihren Gefühlen beinahe übermannt wird.

Sie kommt langsam auf uns zu und senkt ihren Kopf ganz tief herab. Aus ihren Nüstern kommen ganz kleine, schneeweiße Dampfwölkchen. Ihr Blick ist voller Liebe.

Oridin schaut mich unsicher an. Er weiß offenbar nicht, was er tun soll.

„Geh zu deiner Mutter. Sie hat dich sehr vermisst."

„Gehst du weg?"

„Nein, mein Freund. Du wirst immer auf mich zählen können. Ich kann dir aber nicht die Mutter ersetzen, Mutterliebe ist etwas ganz Besonderes und ich bin so unglaublich froh, dass du diese nun spüren und erleben darfst. Deine Mutter wird dir die Liebe geben, die so unglaublich schön und wichtig ist. Sei dir dessen immer bewusst und sei auch du, lieb zu deiner Mutter."

Der Kleine schaut mich genau an und ich habe den Eindruck, er kann die Trauer und die Sehnsucht in meinem Inneren sehen, die mich in diesem Moment befällt, die ich aber versuche nicht nach außen dringen zu lassen.

Auf ein aufforderndes Nicken meinerseits in Richtung seiner Mutter hin, setzt er sich in Bewegung und tapst unsicher auf Reseri zu. Diese steht angespannt da und auch für sie ist es ein sehr bewegender Moment. Das kann ich deutlich erkennen.

Schlussendlich stehen die beiden direkt voreinander. Da brechen alle Dämme und Reseri zieht den Kleinen in eine enge Umarmung. Oridin versteift sich zunächst, lässt sich dann aber fallen und genießt die Nähe.

Eine Zeit lang kommunizieren die beiden nur untereinander. Ich bin froh, dass nicht alle mitbekommen, was die beiden sich zu sagen haben. Schließlich ist dies allein ihr Moment und den gönne ich ihnen von Herzen. Ich bin so unglaublich froh, dass ich die Mutter des Kleinen gefunden habe und er nicht mehr ohne sie sein muss. Ich bin froh, dass es ihm besser ergeht als es mir damals ergangen ist.

Als ich mich zum Gehen wende, meldet sich Oridin wieder über Gedanken. Seine Mutter scheint alle in die Kommunikation eingebunden zu haben. Er stellt ihr zunächst seine drei Freundinnen vor. Er macht dies mit so liebevollen Worten, dass jedem sofort klar ist, wie wohl er sich in ihrer Gesellschaft fühlt.

„Mutter, du kennst Serena ja auch schon, unsere Königin. Sie hat sich um mich gekümmert, wie sie sich um jeden ihrer Untertanen kümmert. Sie hat gesagt, wir sind Freunde, kannst du dir das vorstellen? Die Königin ist meine Freundin!"

Reseri schaut mich an und schickt mir in Gedanken ein „Danke". In dieses eine Wort legt sie so viel Dankbarkeit, dass ich sehr gerührt bin.

„Wenn ihr wollt, könnt ihr beide hier auf der Wiese bleiben. Es wäre schön, euch in meiner Nähe zu haben", biete ich an. Beim Sprechen habe ich immer noch einen Kloß im Hals.

„Au ja, das wäre super, dann könnte ich auch weiterhin mit meinen Freundinnen spielen", meint Oridin.

Kapitel 37

Einen Tag und eine Nacht verbringe ich nur mit Stella. Ich genieße unsere Zweisamkeit. Natürlich habe ich auch meinen Vater und alle anderen besucht, die im Schloss zurückgeblieben sind und die mir wichtig sind. Aber danach habe ich mich ganz meiner Liebe gewidmet.

Nur zweimal machen wir uns auf den Weg in die Küche. Ich mag im Moment nicht im Speisesaal essen. Mir ist der kleine Tisch in der Ecke lieber. In der Küche fühle ich mich noch wie ein normales Mädchen, wie ein Mensch, der auch einmal freie Zeit hat und sich mit Freundinnen trifft.

Nicht nur Pippa, auch der Rest der Küchenbrigade gibt mir das Gefühl ein ganz gewöhnlicher Mensch zu sein. Das hat sich so eingebürgert und ich bin unglaublich froh darüber.

Ansonsten verbringen Stella und ich die Zeit im Bett, in der Badewanne und nur ganz selten zum Ausruhen auf der Terrasse.

Als ich mich am darauffolgenden Tag im Bett strecke, liegt Stella immer noch ruhig atmend neben mir. Ich betrachte sie und bin einfach nur glücklich, dass diese wunderbare Frau, die Meine ist.

Ich überlege, wie ich einen Ring auftreiben könnte. Eine Königin geht schließlich nicht shoppen. Ich werde wohl oder übel Freja bitten müssen, mir ein passendes Schmuckstück zu besorgen. Ich will ganz bewusst unsere Beziehung mit einem Ring offen zur Schau stellen.

„Guten Morgen, meine Königin. Du musst zur Audienz", lächelt Stella neben mir.

Sie muss wohl erwacht sein und reißt mich mit ihren Worten aus meinen Gedanken. Ich schenke ihr einen liebevollen Blick.

„Könntest du heute noch für mich einspringen? Ich möchte in der Bibliothek etwas recherchieren."

„Dir ist schon klar, dass du die Königin bist", grinst sie.

Statt einer Antwort, ziehe ich sie in meine Arme und küsse sie voller Leidenschaft. Ich wälze mich über sie und beginne sie zu streicheln. Sie lässt sich zunächst auf meine Liebkosungen ein, versucht sich mir dann aber doch zu entwinden.

„Was ist los?", erkundige ich mich. Es kommt mir komisch vor, dass sie sich nicht auf mein Spiel einlässt.

„Die Audienz, meine Liebe", grinst sie.

„Ja und?"

„Sie beginnt in einer halben Stunde", erinnert sie mich.

„Na und? Dann haben wir noch 25 Minuten für uns", grinse ich.

„Ich soll ohne Frühstück zur Arbeit?", kichert sie.

Statt einer Antwort ziehe ich sie erneut in meine Arme und setze meine Liebkosungen fort. Sie lässt sich darauf ein und ich genieße die Zeit, die ich mit ihr verbringen darf.

In letzter Minute springen wir aus dem Bett, ziehen uns hastig an und nehmen im Speisesaal nur eine Tasse Kaffee. Danach begibt sich Stella in den Thronsaal, ich hingegen ziehe mich in die Bibliothek zurück. Als wir uns verabschieden, lachen wir ausgelassen und küssen uns noch einmal. So schön kann es sein, einen Menschen zu lieben!

In Gedanken versunken schlendere ich zur Bibliothek. Ich bin so unglaublich froh, dass Stella mir die Audienzen abnimmt. Gerade heute bin ich noch zu müde und ausgelaugt von den letzten Tagen, dass ich es unglaublich genieße, mich den Nachforschungen zu widmen. Ich will wissen, was es damit auf sich hat, dass mich auch die Drachen als ihre Königin bezeichnen. Ich hoffe inständig, in den alten Büchern etwas darüber zu finden.

Ich bleibe vor der Tür kurz stehen und betrachte die Schnitzereien. Sie sind wunderschön. Plötzlich fällt mir am linken Flügel ein kleines Mädchen auf, das die Welt mit staunenden Augen betrachtet. Um diese Figur herum bewegen sich der Mond, die Sonne und die Sterne, aber auch alle Tiere und Pflanzen scheinen diesem Mädchen ihre Ehrerbietung darzubringen. Es kommt mir so vor, als wäre dieses einfache Mädchen der Punkt, um den sich die gesamte Welt dreht.

In Gedanken versunken öffne ich die Tür und blicke mich um. Am Tisch im Eingangsbereich sitzt Sapulus. Als er mich erblickt, lächelt er mich sofort freundlich an.

„Meine Königin, sei mir gegrüßt", sagt er und neigt sein Haupt.

„Mein lieber Sapulus, ich habe dir doch gesagt, du sollst mich einfach nur Serena nennen."

„Immer noch?"

„Was heißt, immer noch?"

Statt einer Antwort lächelt er mich an. In seinem Blick liegt so viel Freundlichkeit. Diesen Mann muss man mögen.

„Darf ich dir etwas erzählen. Ich glaube du bist hier, um genau danach zu suchen."

„Setzen wir uns in den Erker?"

„Das ist dein Lieblingsplatz, nicht wahr?"

„Die Bibliothek und der Erker sind ein ganz besonderer Platz, für mich zumindest. Ich habe Ehrfurcht vor dem immensen Wissen, das sich hier drinnen befindet. Ich glaube ein Mensch allein könnte nie alle diese Bücher lesen."

„Es geht knapp, aber es geht", meint er lächelnd.

„Du hast die Bücher alle gelesen?"

„Nicht alle, aber ich lebe ja noch", schmunzelt er verschmitzt.

„Dann hast du ein größeres Wissen als Sirius."

„Er ist ein Gelehrter."

„Und du ein sehr kluger Mann", lächle nun auch ich. „Setzen wir uns in den Erker?"

„Gerne! Ich schließe nur die Tür ab. Das was ich erzähle, ist nur für die Ohren einer Königin bestimmt, einer ganz speziellen sogar. Sagen wir, sie ist die Auserwählte unter den Königinnen."

Ich schaue ihn, von seiner Formulierung mehr als überrascht, mit großen Augen an. Aber ich sage vorerst nichts. Ich warte geduldig, bis er die Tür abgeschlossen hat und lasse ihn bei mir unterhängen. So gehen wir langsam in Richtung Erker.

„Was wolltest du damit sagen, als du präzisiert hast, dass das, was du zu sagen hast, nur für die Ohren einer speziellen Königin bestimmt ist?"

„Dazu muss ich etwas weiter ausholen, wenn ich darf. Es gab einst ein großes Reich. Das Gebiet umfasste die Welt, die du inzwischen kennst."

„Solana, die Welt der Menschen und Gunderin waren früher einmal zusammen ein großes Reich?"

„Ja, es gab nicht einmal die Berge, welche heute die drei Länder trennen."

„Was ist mit den Eiswüsten?"

„Auch sie waren Teil des Reiches. Dort lebten zwar keine Menschen, aber die Drachen hatten dort ihren Bereich."

„Was ist passiert, dass es heute nicht mehr so ist."

„Seit Menschengedenken lebten alle friedlich zusammen. Es ging allen gut und es herrschte Frieden. Dann aber, vor vielen Jahrhunderten, hatte die Königin drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Der Bub wurde aufmüpfig und schmiedete gegen seine Schwestern immer wieder neue Intrigen, um sie loszuwerden. Er wollte die Macht über das Reich an sich reißen, obwohl er der Jüngste war und die große Schwester Anspruch auf den Thron hatte."

„Das erinnert mich etwas an die heutige Situation", werfe ich ein.

„Die Situation hat sich im Laufe der Zeit nicht großartig verändert. Der Junge hat sich gegen seine Mutter aufgelehnt und hat irgendwann sogar die jüngere Schwester als Gefangene genommen. Sie war sowieso die Zurückhaltende unter den Kindern. Die Königin wusste sich keinen anderen Rat, als dem Sohn zu versprechen, das Reich zu teilen. Jedes der Kinder würde König oder Königin werden.

Dank ihrer ungeheuren Macht hat sie die Erde erbeben und die Bergmassive in die Höhe wachsen lassen. Sie hat damit das einst so große und mächtige Reich geteilt. Da die Drachen sich aber nicht erpressen lassen wollten, haben sie sich vom Reich und von der Königin losgesagt. Sie haben sich in die Eiswüsten zurückgezogen und wollten seitdem nichts mehr mit den Reichen zu tun haben."

„Warum aber kann ich mich in einen Drachen verwandeln, wie auch meine Vertrauten, der König von Gunderin konnte das nicht und bei den Menschen ist sowieso keiner, der die Macht ausübt."

„Die Königin, die das Reich geteilt hat, war auch die Königin der Drachen, die letzte bisher. Sie konnte sich deshalb in einen Drachen verwandeln, gab diese Fähigkeit aber nur an ihr erstgeborenes Kind weiter. Diese Gabe konnte sie nicht aufteilen, das lag außerhalb ihrer Macht. Deshalb hat die ältere Tochter, die von da an zur Königin von Solana wurde, als einzige diese Fähigkeit behalten."

„Verstehe! Aber warum haben die Menschen heute keine Königin mehr?"