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Die Köningin der Drachen

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„Auch keinen Prinzen?"

„Es gibt nur dich und das Land braucht eine Königin."

„Kann das nicht jemand anderes machen?"

„Nein, du bist die einzige Person, die Anspruch auf den Thron hat. Wenn du ablehnst, gibt es nur Streit, wer nun die Nachfolge antreten kann und soll."

„Man wird sich schon einigen. Oder nicht?"

„Der Zeitpunkt für einen solchen Streit wäre mehr als ungünstig. Der König von Gunderin scheint wieder Ambitionen zu haben, die Weltherrschaft an sich zu reißen."

„Ist das immer noch der von damals?"

„Nein, inzwischen ist sein Sohn an der Macht. Seit etwa zehn Jahren hat er den Thron bestiegen und führt sein Land nicht, wie es sein sollte. In seinem Reich herrscht sehr viel Unzufriedenheit und ich fürchte, er will einen Krieg anzetteln, um von seinen internen Problemen abzulenken", erklärt Sirius.

„Du bist die einzige Hoffnung, nicht nur für Solana, sondern auch für die Menschen und möglicherweise auch für die Bürger von Gunderin", fügt Freja hinzu.

„Von mir hängt der Weltfrieden ab? Willst du mir das sagen?"

„In gewisser Weise schon", meint sie etwas kleinlaut. Sie lächelt auch etwas unsicher und schenkt mir ihren typischen Welpenblick. Das macht sie immer, wenn sie mich anflehen will, etwas zu tun, das ich nicht will.

Ich lege eine kurze Pause ein. Die anderen schauen mich erwartungsvoll an. Ihre volle Aufmerksamkeit ist auf mich gerichtet. Ich aber muss nachdenken. Die Situation ist mehr als verzwickt. Mein größtes Problem ist, ob ich das kann, ob ich die immensen Erwartungen, die man offenbar in mich setzt, auch erfüllen kann. Aber es gibt wohl keine Alternative. Leider!

„Gut, was wären meine Aufgaben?", frage ich. Freja's Ansage hat mich überzeugt. „Euch muss aber schon klar sein, dass ich nicht darauf vorbereitet wurde, diese Aufgabe zu übernehmen. Das kann man nicht einfach so mal machen, ein Land zu regieren. Das ist mir klar und sollte euch auch klar sein."

„Du müsstest so schnell wie möglich lernen, was du alles machen musst und dann Königin dieses Landes werden."

„Aber was mache ich als Königin?"

„Du regierst das Land. Du bestimmst die Gesetzte, du bist der oberste Richter und du hebst Steuern ein."

„Ich habe Berater?"

„Natürlich hast du Berater."

„Die sind gut?"

„Die einen mehr, die anderen weniger", gesteht Sirius.

„Deine Mutter hat in den letzten zwei Jahren die Zügel etwas schleifen lassen.", ergänzt Freja.

Ich überlege kurz, warum sie in den letzten Jahren nicht ganz bei der Sache war. War sie krank? Das muss ich noch fragen. Im Moment gibt es jedoch wichtigere Dinge zu klären.

„Na super!", antworte ich leicht trotzig. Dann wende ich mich an Freja. „Und warum bist du plötzlich ein Drache?"

„Ich habe, wie du im Übrigen auch, den Drachen schon immer in mir getragen. Deswegen haben wir als Kinder auch immer wieder von diesen Wesen geträumt und uns gewünscht, wir würden ihnen begegnen. Das waren keine Schwärmereien kleiner Mädchen, dieser Wunsch entsprang der Verbindung zu unserem zweiten Ich."

„Ich kann mich auch in einen Drachen verwandeln?"

„Das musst du zwar noch lernen, aber so wie ich dich kenne, schaffst du das in einer Woche."

„Können sich alle Bürger dieses Landes verwandeln?"

„Nein, nur sehr wenige. Die Königin und ihre engsten Vertrauten."

„Gut, du bist meine engste Vertraute und kannst dich deshalb verwandeln. Du stammst dann aber auch nicht aus dem Land der Menschen?"

„Ich wurde ausgewählt, dich zu begleiten."

„Hast du von alledem gewusst? Das würde mich wundern."

„Nein, ich wusste genauso wenig wie du. Ich war ja noch kleiner als du und bin sogar nach dir in die Welt der Menschen gekommen."

„Warum bist du dann gestorben?"

„Als deine Mutter krank wurde, hat sie Sirius gebeten, zunächst mich hierher zu holen, damit ich dich auf deine Aufgaben vorbereiten kann. Das ging für mich nur auf diesem Weg."

„Ich habe Rotz und Wasser geheult, weil sie gestorben ist", sage ich vorwurfsvoll an Sirius gewandt.

„Das tut mir leid", entschuldigt sich dieser. „Ich hatte keine andere Möglichkeit."

„Gut, wenn ich richtig verstanden habe, war der Plan, dich zurückzuholen und mich nachkommen zu lassen, wenn du endlich fliegen kannst, ohne beim Landen auf die Nase zu fallen", mutmaße ich belustigt.

„So in etwa", grinst nun auch sie. Sie scheint erleichtert zu sein, dass ich schon wieder Scherze mache.

„Und wo ist nun meine Mutter?"

„Sie ist zu schnell von uns gegangen. Wir haben sie vor zwei Wochen zu Grabe getragen", meldet sich wieder Sirius zu Wort.

„Ich kann sie also nicht mehr kennenlernen."

„Das tut mir leid."

Ich atme tief durch. In was für ein Schlamassel bin ich da nur hineingeraten. In etwa habe ich nun ein Bild von der Lage und versuche, mich mit der Situation anzufreunden, soweit das in der Kürze der Zeit geht. Aber noch weiß ich wirklich nicht, ob ich Königin werden soll oder will. Doch da fällt mir noch etwas ein.

„Warum wollte mich der König von Gunderin heute entführen lassen?"

„Er wollte dich beseitigen oder dich zumindest in seine Gewalt zu bringen. Wir glauben, er hat vom Tod der Königin erfahren und wollte die Situation zu seinen Gunsten ausnutzen. Ich gehe stark davon aus, er wollte dich aus dem Weg räumen, solange du noch im Land der Menschen bist und hat alles darangesetzt, dich zu suchen und zu finden. Bei den Menschen war es für ihn leichter, deiner habhaft zu werden, es hat aber zum Glück nicht funktioniert. Jetzt, wo du in Solana bist, ist dies deutlich schwerer, wenn nicht unmöglich. Hätte er dich erwischt, wäre Solana nun ohne Führung", erklärt Freja.

„Und er hätte uns angegriffen", mutmaße ich.

„Das ist meine Befürchtung."

„Dann würde ich an seiner Stelle, jetzt sofort angreifen."

„Was?", fragen Sirius und Freja wie aus einem Mund.

„Versetzt euch nur ganz kurz in seine Lage. Wäre ich der König von Gunderin, dann würde ich mich jetzt erst recht beeilen, anzugreifen, wenn mir die Prinzessin oder die Königin - was immer ich im Moment auch bin - entwischt ist. Ich muss jetzt schneller sein, als sie den Thron besteigen kann."

„Das stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Was machen wir jetzt?", erkundigt sich Sirius. Die Ratlosigkeit ist ihm ins Gesicht geschrieben.

Aber statt nach einer Antwort zu suchen, schauen er und Freja mich voller Erwartung an. Ich bin versucht, sie zu fragen, was sie von mir erwarten. Ich bin doch schließlich die Letzte, die sich hier auskennt. Aber dann wird mir bewusst, dass genau dies meine Aufgabe sein wird, zu handeln. Eine Königin ist nur dann gut, wenn sie gute Leute aussuchen und diese entschlossen führen kann.

„Wer ist für die Verteidigung des Landes zuständig?", frage ich.

„Der Rat für die innere und äußere Sicherheit."

„Wie setzt sich dieser zusammen?"

„Im Rat vertreten sind der Anführer der königlichen Wachen, der General für die innere Sicherheit und der Kommandant der Krieger. Dazu kommen noch zwei Militärberater, die Königin und ich", antwortet Sirius.

„Dann berufe auf der Stelle diesen Rat ein. Dort wirst du mich als neue Königin vorstellen. Freja wird ab sofort auch dem Rat angehören."

„Aber ..."

„Kein aber! Die Zeit drängt. Ich weiß, dass du sagen willst, ich sei noch nicht so weit, die Führung zu übernehmen. Aber wir müssen handeln. Ob ich nun neu bin oder nicht, es bleibt uns keine Zeit. Wir können nicht untätig bleiben, wir müssen aktiv werden und zwar sofort. Das, was ich als Königin noch lernen muss, wirst du mir nebenbei beibringen müssen. Ich bin auf deine Hilfe angewiesen."

„Auf den komischen Kauz?", meint er. Ich kann heraushören, dass er immer noch beleidigt ist, wegen vorhin.

„Jetzt hab dich nicht so. Da wusste ich noch nicht, dass ich Königin bin und vor allem auch nicht, dass die Lage so brenzlig ist."

„Ich werde den Rat einberufen. In einer Stunde im großen Sitzungssaal?", sagt er schon deutlich versöhnlicher.

„Haben wir etwas Kleineres? Ich will nicht zu viel Aufhebens machen."

„Dann im Kaminzimmer", entscheidet Sirius.

Kapitel 5

Freja, Sirius und ich sind auf dem Weg zum Kaminzimmer. Die vergangene Stunde habe ich genutzt, um mir von meiner Freundin mein Zimmer zeigen zu lassen. Da ich neu hier bin, habe ich sie gebeten, ob ich ein Zimmer in ihrer Nähe haben könnte.

„Aber Serena, dir stehen die königlichen Gemächer zu", meint sie überrascht.

„Ich möchte aber in deiner Nähe sein, zumindest für den Anfang. Wenn ich Fragen habe, wenn ich Rat brauche, dann will ich nicht durch das halbe Schloss laufen müssen."

„Von mir aus", kichert sie. „Wenn du ohne mich nicht einschlafen kannst."

Freja geht mit mir zu einer Dame, die offenbar für die Zuweisung und die Führung der Räumlichkeiten im Schloss zuständig ist. Auf Freja's Bitte hin, mir ein Zimmer neben dem ihren zu geben, überlegt die Frau nicht lange.

„Kommt mit!", sagt sie.

Während wir durch die endlosen Gänge des Schlosses laufen, mustert mich die Frau neugierig. Sie weiß offenbar von jedem im Schloss, wer er ist und welchem Stand er angehört. Davon hängt vermutlich auch die Zuweisung der Zimmer ab. Bei mir allerdings hat sie keine Ahnung und das scheint sie ein wenig zu stören.

„Serena ist meine Freundin", erklärt ihr Freja. Sie hat offenbar auch den rätselnden Blick gesehen. Ich bin froh, dass sie ihr nicht verrät, wer oder was ich bin.

Im zweiten Stock des Schlosses wird alles deutlich nobler. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Luxus gesehen. Die Gänge sind mit einem weichen roten Teppich ausgelegt, in dem man versinkt und die Schritte nicht mehr zu hören sind. An den Wänden hängen Gemälde und Portraits, ich nehme an, es handelt sich dabei um verdiente Persönlichkeiten.

„So, da sind wir. Für die Dame ein Zimmer im Trakt der königlichen Berater", meint die Frau etwas spitz. Dabei wirft sie mir erneut einen misstrauischen Blick zu, öffnet aber doch eine Tür zu meiner Linken.

Ich bleibe mit offenem Mund im Türrahmen stehen, als ich das Zimmer betreten will. Mann, ist das ein Luxus! Die gesamte Hütte meiner Eltern - meiner vermeintlichen Eltern muss ich an dieser Stelle wohl sagen -- war nicht halb so groß, wie dieses Zimmer. Dazu kommen noch Nebenräume, die ebenfalls riesig sind. Ich kann es nicht glauben, meine Räume verfügen über ein eigenes Bad und ein Ankleidezimmer. Ich habe sogar eine Terrasse, auf der ich mich ausruhen oder gar das Frühstück einnehmen könnte.

„Mein Zimmer ist gleich nebenan. Du kannst sogar über die Terrasse zu mir gelangen", informiert mich Freja. Die Hausdame ist bereits wieder gegangen.

Ich schaue mich neugierig in meinem neuen Reich um, mach mich dann aber schnell etwas frisch und schaue dabei an mir herab. Freja versteht sofort.

„Warte einen Augenblick", sagt sie.

Ohne auf eine Reaktion zu warten, ist sie auch schon zur Tür hinaus. Keine zehn Minuten später steht sie wieder im Raum und hält ein Kleid in der Hand.

„Das müsste passen", sagt sie.

„Wo hast du das jetzt so schnell hergezaubert?"

„Es ist ein Kleid deiner Mutter. Damit bist du sicher etwas passender gekleidet."

„Du bist also der Meinung, ich passe nicht hierher?", necke ich sie.

„So war das nicht gemeint. Aber du bist gekleidet wie ein Mädchen, das noch vor ein paar Stunden beim Holzsammeln war", grinst sie zurück.

„War ich doch auch", sage ich belustigt.

Ich nehme ihr das Kleid ab, halte es vor mich und betrachte es. Ich muss zugeben, es passt vermutlich besser als die Klamotten, die ich im Augenblick trage.

„Das Kleid ist etwas altmodisch und nicht ganz mein Stil, aber Zeit zum Shoppen haben wir im Augenblick wohl eher nicht", sage ich lachend.

„Es gibt Wichtigeres zu tun", pflichtet sie mir bei.

„Morgen aber gehen wir shoppen", sage ich entschlossen.

„Wir lassen die Schneiderinnen kommen", entgegnet Freja. „Eine Königin geht nicht shoppen."

„Oh Mann, mir ist aber auch kein Spaß vergönnt", jammere ich gespielt. „Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen."

Da die Zeit langsam drängt, schnappe ich mir das Kleid und verschwinde im Bad. Wenig später komme ich neu eingekleidet und notdürftig frisiert wieder heraus. Anschließend machen wir uns auf den Weg. Vor der Tür des Raumes, zu dem mich Freja führt, treffen wir auf Sirius.

Der alte Mann mustert mich von oben bis unten. Er lässt seinen Blick prüfend über mich gleiten und ich glaube, er ist mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden.

„In der Eile haben wir nichts besseres gefunden", sage ich belustigt.

„Jetzt siehst du schon eher aus, wie eine Königin", antwortet er. Dabei entkommt ihm sogar ein Grinsen. Na, so was!

Und nun stehen wir vor der Tür und mir geht die Düse, gehörig sogar. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich mich als Königin zu verhalten habe. Aber ein Zurück gibt es jetzt wohl auch nicht mehr. Ich muss mich der Aufgabe stellen und ich werde es auch tun. Es ist schließlich meine Pflicht.

„Wie gehen wir vor?", erkundigt sich Sirius. Auch er scheint unsicher zu sein. Dabei müsste er doch am ehesten wissen, was zu tun ist.

„Wir gehen da rein, du stellst mich als die neue Königin vor und ich eröffne die Sitzung."

„Das ist alles?"

„Für den Start schon. Danach kommt der dicke Brocken", grinse ich etwas schief.

Auch mir ist nicht ganz wohl bei der Sache, aber ich will mir nichts anmerken lassen. Als Königin muss ich wohl oder übel Sicherheit und Entschlossenheit ausstrahlen. Daran werde ich mich gewöhnen müssen. Warum also nicht gleich jetzt damit anfangen?

Ich hole noch einmal tief Luft, versuche mich kurz zu sammeln und lege dann die Hand entschlossen auf die Klinke. Als ich die Tür mit Schwung und Entschlossenheit öffne und die Leute im Raum sehen, dass ich es bin, eine ihnen völlig Unbekannte, habe ich die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Anwesenden und es wird schlagartig still im Zimmer. Vorher hatten alle noch wild durcheinandergeredet. Ich nehme an, sie waren verwundert darüber, dass sie überraschend zusammengerufen wurden.

Alle Augen liegen auf mir. Zwischendurch schweift ein Blick auch kurz zu Freja und Sirius, aber das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf meiner Person. Ich bin die Neue, die keiner kennt und alle werden sich fragen, wer oder was ich wohl bin und was ich hier zu suchen habe.

Entschlossen gehe ich in den Raum hinein und stelle mich an den Tisch. Freja und Sirius folgen mir. Auch sie bleiben jedoch stehen.

„Meine Herren, würden sie sich bitte setzen, wir beginnen sofort mit den Beratungen", erklärt Sirius und macht eine einladende Handbewegung.

„Warum müssen wir uns überhaupt treffen und beraten?", meint ein Herr um die 60. Seine Laune ist offenbar nicht die beste.

„Nicht so ungeduldig. Sirius wird ihnen gleich sagen, warum wir hier sind. Je schneller alle Platz genommen haben, umso schneller kann es losgehen", sage ich gelassen.

„Wer bist denn du?"

„Auch dieses Geheimnis wird er gleich lüften", grinse ich frech.

Mit etwas Widerwillen lässt sich der Mann auf einen Stuhl fallen und ist sichtlich verwundert, als ich mich auf jenem Stuhl niederlasse, der eindeutig der Vorsitzenden zusteht. Auch den anderen fällt dies auf.

„Meine Herren, ich habe diese Sitzung einberufen, weil ich euch Königin Serena von Solana vorstellen will und sie ein dringendes Anliegen hat", erklärt Sirius. Damit kommt er einem weiteren Nachfragen der Anwesenden zuvor.

Alle starren mich daraufhin an. Es geht ein leises Raunen durch den Raum. Schon wieder sind alle Augen auf mich gerichtet. Aber auch ich nütze die Zeit und schaue mir die Leute an.

Neben dem Mann um die 60 sitzt ein weiterer, den ich auf die 50 schätze. Meine Aufmerksamkeit zieht aber ein ausgesprochen jugendlicher und hübscher Mann auf sich, den ich auf Mitte 20 schätze. Er kommt mir etwas jung für diese Runde vor, zumindest im Verhältnis zu den anderen. Aber um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass ich es nicht nur mit alten Männern zu tun habe.

Anwesend sind auch zwei Männer, die ich Mitte 40 sein lasse. Sie sitzen etwas abseits. Alle Anwesenden mustern mich zurückhaltend, nur der junge Mann hat ein freundliches Lächeln für mich. Er selbst hat einen offenen und ehrlichen Blick, er ist mir auf Anhieb sympathisch.

„Warum erfahre ich das erst jetzt? Als Kommandant der Wachen bin ich für die Sicherheit der Königin verantwortlich. Man hat mich von ihrer Ankunft sofort zu informieren", meint der 50-jährige vorwurfsvoll.

„Ich bin vor etwa einer Stunde in dieses Land gekommen. Zudem musste mir Sirius erst das eine und das andere erklären. Viel früher war es deshalb nicht möglich, euch alle zu informieren", antworte ich ihm. „Ich möchte euch zunächst begrüßen und euch für die Zusammenarbeit danken. Ich hoffe, wir kommen gut miteinander klar. Schließlich ist uns allen eines gemeinsam, die Sorge um die Sicherheit des Reiches Solana."

„Darf ich die Herren vorstellen?", mischt sich nun Sirius wieder ein. „Der ältere Herr, auch wenn er es nicht gerne hört, heißt Berius und ist für die innere Sicherheit des Reiches zuständig. Der junge Mann, er heißt Cefalis, führt die Krieger an und wie ihr sicher mitbekommen habt, ist Milarus für die Palastwachen zuständig und damit für eure Sicherheit."

„Die beiden Herrn dort drüben, sind dann wohl meine Berater", mutmaße ich. Dabei deute ich auf die zwei Männer im Alter von etwa 40 Jahren, die bisher nichts gesagt haben.

„Genau, das sind Ximius und Attalos."

„Als enge Vertraute und meine rechte Hand wird ab sofort auch Freja diesem Rat angehören", eröffne ich den Anwesenden.

„Das muss der Rat entscheiden", wirft Milarus ein.

„Der Rat will mir vorschreiben, wer meine engste Vertraute ist? Euer Ernst?", frage ich. Dabei ziehe ich meine linke Augenbrauen nach oben.

„Ich meine ja nur", stottert er daraufhin.

Freja beobachtet mich eingehend. Dabei schleicht sich ein Grinsen auf ihre Lippen. Ich weiß genau, was sie denkt. Sie ist froh, dass ich meine alte Entschlossenheit zurückhabe.

„Ich habe euch zusammenrufen lassen, da Gefahr droht", beginne ich.

„Und woher, wenn ich fragen darf?", meint Milarus abfällig.

Ich schaue ihn irritiert an. Alle anderen halten die Luft an und auch er selbst scheint sich langsam dessen bewusst zu werden, dass er damit wohl weit über das Ziel hinausgeschossen ist. Ich aber stehe langsam auf und stemme die Hände in die Hüfte.

„Mir reicht's! Ich entbinde dich aller deiner Ämter und du verlässt sofort diesen Raum. Wir werden in den nächsten Tagen darüber entscheiden, ob du eine andere Aufgabe im Schloss antreten darfst oder ob ich dich irgendwo an die Außengrenze des Reiches versetzen lasse", sage ich völlig ruhig, aber entschlossen.

„Aber ich ..."

„Nichts aber! Dort drüben ist die Tür!"

Auch er steht nun auf, macht aber keine Anstalten zu gehen. Er stemmt die Hände ebenfalls in die Hüften und schaut mich herausfordernd an.

„Was glaubst du, du dumme, kleine Göre, wer du bist? Was soll werden, wenn ich nicht mehr bin."

„Du wirst definitiv an die Grenze des Reiches versetzt", sage ich immer noch ruhig. „Die Göre, wie du mich genannt hast, ist die Königin dieses Landes und wer immer ihr den nötigen Respekt verweigert, der hat in dieser Runde nichts zu suchen.

Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass ich jung bin und noch einiges lernen muss. Trotzdem erwarte ich mir Respekt und Hilfe. Allein schon dem Amt gegenüber solltest du die nötige Wertschätzung entgegenbringen.

Für mich ist wichtig, dass wir als Team zusammenarbeiten und nach Lösungen suchen, uns gegenseitig unterstützen und an das Land denken. Wenn du dies nicht tust, dann bist du für das Amt, das du einnimmst, ungeeignet. Allein schon deshalb sehe ich kein Problem darin, dich zu ersetzen."

Der Mann schaut mich mit großen Augen an. Im Saal herrscht absolute Stille. Niemand traut sich etwas zu sagen. Man könnte die sprichwörtliche Nadel fallen hören.

„Was ist am Wort ´raus´ so schwer zu verstehen?", fahre ich den Mann an.

„Das wirst du noch bereuen!", brüllt er.