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Die Köningin der Drachen

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„Dir auch einen guten Morgen. Wie spät ist es?", antworte ich verschlafen.

„Zehn Minuten vor 9."

„Oh, Scheiße!", rufe ich erschrocken. Ich bin augenblicklich hellwach. „Komm rein!"

Ich eile ins Bad und erledige hastig die Morgentoilette. Da ich keine anderen Kleider besitze, ziehe ich nochmals das von gestern an, frische Unterwäsche hat mir meine Freundin zum Glück bereits gestern vorbeigebracht. Keine fünf Minuten später bin ich fertig und wir machen uns auf den Weg zum kleinen Speisesaal.

„Wie hast du geschlafen?", erkundigt sich meine Freundin.

„Überraschend tief und fest. Ich nehme an, dass ich so müde war, dass dies die Aufregung ausgeglichen hat. Außerdem habe ich noch nie in einem so weichen Bett gelegen. Ich gebe das nie mehr her!"

„Das musst du auch nicht", grinst sie. „Ich wette, das Bett in den königlichen Gemächern ist noch weicher."

Wir lachen beide. Aber da wir den Speisesaal erreicht haben, können wir das Gespräch nicht mehr fortsetzen. Freja öffnet mir die Tür und ich trete ein. Drinnen warten Cefalis und ein mir noch unbekannter Mann. Er wird mir, wie ich schon vermutet habe, als Felises vorgestellt.

„Seid gegrüßt, Eure Majestät", meint er übertrieben untertänig. Außerdem verbeugt er sich fast schon zu tief.

„Dein Freund hat mit dir gesprochen?", erkundige ich mich.

„Ja, Eure Majestät."

„Lass die Förmlichkeiten. Ich bin Serena, zumindest für meine engsten Vertrauten."

„Es ist mir eine Ehre. Cefalis hat mir schon berichtet."

„Du nimmst also das Angebot an?"

„Nur zu gerne", betont er. „Und ich schwöre dir ewige Treue."

„Das klingt jetzt, als würdest du mich heiraten", lache ich.

Felises wird rot, wie eine Tomate und stammelt etwas von „nicht so gemeint" und ähnliche erschrockene Worte. Ich aber lache nur.

„Du musst nicht rot werden. Ich mache manchmal Scherze, weil das Leben eh schon traurig genug ist."

Wir lachen kurz und setzen uns hin, um zu frühstücken. Währenddessen erklären mir Cefalis und Felises, was sie alles anders machen würden als Milarus. Es ist sogar eine ganze Menge, was sie völlig neu organisieren möchten. Vor allem aber würden sie eine eigene Gruppe schaffen, zusammengestellt aus den besten Wachen, die einzig und allein die Aufgabe hat, die Königin und ihre engsten Vertrauten zu schützen.

„Eine königliche Garde oder so?", frage ich.

„Genau! So etwas habe ich früher schon mehrfach angeregt. Aber Milarus war da immer dagegen."

„Warum?"

„Er hat gesagt, das würde zu viel kosten."

„Lasst mich raten, er hat auch an den Waffen gespart."

„Und wie. Aber woher weißt du das? In den letzten Jahren wurde nichts mehr Neues angekauft. Das, was wir haben, ist alt und klemmt oft."

„Dann erhebe den Bedarf und lass neue anfertigen."

„Aber muss das nicht der Kanzler genehmigen?"

„Der Kanzler wird das genehmigen. Das kann ich euch versichern", grinse ich. „Ich habe ganz zufällig im Anschluss einen Termin mit ihm."

„Stimmt", unterbricht mich Freja. „Wir sollten langsam los. Sonst kommen wir noch zu spät."

„Das wäre ja schrecklich", lache ich. Auch sie kichert verschmitzt.

Wir verabschieden uns noch schnell von den beiden und machen uns auf den Weg in den Thronsaal. Wir sind beide bestens gelaunt. Als wir das Tor zum Thronsaal erreichen, grüßen die Wachen Freja freundlich und öffnen ihr die rechte Tür. Ich bedanke mich und kichernd betreten wir den Saal.

„ .... und dann sitzen die beiden auf dem Thron und dem Stuhl für den Partner der Königin. Könnt ihr euch eine solche Dreistigkeit vorstellen? Einfach, ohne zu fragen. Das ist doch eine bodenlose Frechheit."

Die Stimme kommt mir bekannt vor und tatsächlich stehen vor dem Podest Sirius und der Kanzler. Während der Gelehrte wissend lächelt, schaut sein Gegenüber ausgesprochen verärgert drein. Bei seinen Erklärungen fuchtelt er wie wild mit den Armen durch die Luft.

„Ich wünsche den Herren einen schönen guten Morgen", sage ich und bekomme damit die volle Aufmerksamkeit der beiden.

„Ah, Serena, auch dir einen schönen guten Morgen", meint Sirius freundlich.

„Ihr kennt diese Göre?", faucht der Kanzler.

„Ihr wisst nicht, wer die Göre ist, nehme ich an?", lacht Sirius.

Er scheint sich prächtig zu unterhalten. Daraus schließe ich, dass auch er den Kanzler nicht mag. Dieser funkelt ihn böse an.

„Ist doch mir egal, wer sie ist. Niemand hat sich auf den Thron zu setzen", kontert der Kanzler.

„Wozu ist er dann da?", frage ich belustigt.

„Was?", ist der Kanzler irritiert.

„Wenn sich niemand auf den Thron setzen darf, dann frage ich mich, wozu gibt es ihn überhaupt. Er steht dann ja nur unnütz herum", necke ich ihn.

„Auf jeden Fall ist er nicht dazu da, dass sich jede Dahergelaufene draufsetzt", fährt er mich an.

„Naja, aber eine Person hat doch hoffentlich das Recht", lache ich schelmisch. „Oder irre ich mich da, Kanzler?"

Bevor er antworten kann, geht die Tür auf und seine Assistentin kommt herein. Sie schaut sich unsicher um und eilt dann auf ihren Vorgesetzten zu.

„Herr Kanzler, ich brauche dringend eine Unterschrift", meint sie.

„Siehst du nicht, dass ich zu tun habe, du dumme Pute? Du bist auch zu nichts zu gebrauchen!", faucht jedoch der Angesprochene.

Da er von der Unterbrechung abgelenkt ist, hat er nicht bemerkt, dass ich mich erneut auf den Thron gesetzt habe. Als er sich wieder zu mir umdreht und mich dort sitzen sieht, bekommt er einen hochroten Kopf. Voller Zorn blickt er mich an. Ich fürchte, wenn ich ihn noch weiter provoziere, bekommt er auf der Stelle einen Herzinfarkt.

„Da Sirius, schaut! Sie sitzt schon wieder dort! Wachen!", brüllt er.

„Genau", sage nun auch ich und brülle: „Wachen!"

Während er mich verdutzt anschaut, geht die Tür auf und die beiden Wachleute kommen eilig in den Saal. Es sind, wie durch Zufall, genau die beiden, die schon gestern vor der Tür des Thronsaales Wache halten mussten und von denen ich weiß, dass sie den Kanzler auch nicht mögen. Sie bleiben an der Tür kurz stehen und schauen sich irritiert um.

„Sperrt diese Person in den Kerker und werft den Schlüssel weg!", meint der Kanzler völlig außer sich.

„Ergreift diesen Mann und werft ihn in den Kerker. Er wird sich wegen Unterschlagung, Majestätsbeleidigung und noch einiger anderer Dinge verantworten müssen."

Die Wachen, die sich bereits auf den Weg zu mir machen wollten, bleiben abrupt stehen und schauen mich verdutzt an. Auch Florence schaut zwischen mir, dem Kanzler und den Wachen hin und her. Nur Sirius und Freja beobachten die Situation mit einem breiten Grinsen.

„Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten. Diese Göre will mich in den Kerker werfen lassen? Dass ich nicht lache! Mich, den Kanzler dieses Reiches!", meint er aufbrausend. Er ist tatsächlich dem Herzinfarkt sehr nahe. „Ergreift sie! Worauf wartet ihr denn?"

„Was zählt schon der Kanzler? Da gibt es immer noch jemand der über ihm steht", antworte ich gelassen.

„Wer soll das denn bitte sein?", meint er überheblich.

„Die Königin, nehme ich an", mischt sich nun Sirius vergnügt ein. „Jemand anderes fällt mir auf Anhieb beim besten Willen nicht ein."

Plötzlich sind alle Augen auf mich gerichtet. Der Kanzler wird blass im Gesicht und sein Mund klappt auf. Florence geht sogar auf die Knie.

„Das wusste ich nicht", stammelt er.

„Dein Fehler! Vorhin hat dich nicht interessiert, wer ich bin. Sirius hat dich doch gefragt, ob du es weißt", halte ich dagegen.

Während der Kanzler immer noch in Schockstarre verweilt, fallen nun auch die Wachen auf die Knie. Als der Kanzler sich dessen bewusstwird, verbeugt auch er sich. Allerdings geht er dabei nicht sonderlich tief. Es ist eher die Andeutung einer Verbeugung.

„Florence, lauf und hol den Stapel an Papieren, die wir der Königin zum Unterschreiben vorlegen müssen. Mach schnell!", meint er geschäftig.

„Die Ratifizierungen?", erkundigt sich das Mädchen.

„Frag nicht so blöd und geh schon!", faucht der Kanzler sie an.

„Bleib da! Es gibt im Moment Wichtigeres zu klären", bremse ich sie jedoch aus.

Während der kurzen Diskussion zwischen den beiden stehe ich vom Thron auf, nehme mir einen der Besucherstühle und stelle ihn verkehrt herum vor die Sitzreihen, auf denen vermutlich die Zuschauer bei Audienzen oder Festlichkeiten in diesem Saal Platz nehmen.

„Setzt euch hin!", sage ich. „Alle!"

Während ich das sage, setze ich mich verkehrt herum auf den Stuhl, stütze mich lässig auf der Lehne auf und beobachte neugierig, was passiert. Während sich Freja und Sirius hinsetzen und die Wachen hinter mir Aufstellung nehmen, bleiben Florence und der Kanzler stehen und schauen mich an, das Mädchen unsicher, der Mann herausfordernd.

„Hinsetzen habe ich gesagt!", werde ich energischer.

„Ich auch?", will das Mädchen schüchtern wissen.

„Ja, du auch", sage ich freundlich lächelnd.

Während Florence sich beeilt, Platz zu nehmen, sehe ich es dem Kanzler an, dass er dies nur mit Widerwillen macht. Er scheint zu ahnen, dass ich ihn zur Rede stellen will. Alle schauen mich voller Erwartung an.

„Ich habe mich etwas umgehört. Im Palast wurden in den letzten Jahren zahlreiche Bedienstete entlassen. Warum?"

„Wir konnten sie uns nicht mehr leisten", meint der Kanzler sofort.

„Und wo ist das Geld geblieben, das wir eingespart haben?"

„Das ging für andere Sachen drauf."

„Zum Beispiel?"

„Honorare."

„Für wen?"

„Für die Beamten."

„Oder für einen speziellen Beamten?"

„Wie kommt ihr darauf? Das ist Verleumdung! Wer hat so etwas behauptet", meint der Kanzler aufgebracht.

„Das vermute ich."

„Gibt es Beweise?"

„Ich weiß nicht, sag du es mir", sage ich. „Florence, könntest du nun doch bitte die Unterlagen holen, die ich unterschreiben soll?"

„Nein, bleib da!", faucht der Kanzler.

„Ich glaube, du weißt, wem du zu gehorchen hast", sage ich gelassen.

Das Mädchen springt hastig auf und will zur Tür. Da steht auch der Kanzler auf und will sie zurückhalten. Er greift sogar nach ihr, verfehlt sie aber, weil sie ihm erschrocken ausweicht. Er will ihr sogar nacheilen. Es bedarf aber nur eines Winkes von mir und eine der Wachen packt den Kanzler und hält ihn fest.

„Was ist mit den Papieren?", frage ich herausfordernd.

„Die sind falsch."

„Warum hätte ich sie dann vorhin noch unterschreiben sollen?"

„Mir ist jetzt erst der Fehler aufgefallen", verteidigt sich der Kanzler.

„Ich denke, wir warten und schauen uns die Unterlagen selbst an."

Während der Kanzler vom Wachmann nach wie vor festgehalten wird, sich aber immer wieder versucht zu befreien, was ihm natürlich nicht gelingt, warten wir sitzend auf die Rückkehr von Florence. Diese betritt auch wenig später wieder den Saal und hat einen dicken Packen Unterlagen bei sich. Sie reicht ihn mir. Dabei traut sie sich kaum, mich anzuschauen.

„Dann wollen wir mal sehen."

Ich beginne die Unterlagen durchzublättern und schaue dabei immer wieder zum Kanzler. Dieser wird allmählich bleich im Gesicht. Deshalb beginne ich laut vorzulesen. Ich lese jeweils die wichtigsten Passagen laut vor, um dann umzublättern und auf den nächsten Seiten weiterzumachen.

„Personal Küche Kürzung ... aha ... Was haben wir da ... Prämienauszahlung an Kanzler ... Prämienauszahlung an Küchenchef ... das ist deutlich weniger aber immerhin ... Kürzung Personal Schneiderei ... Prämienauszahlung an Kanzler ... keine Prämie für die Leitung der Schneiderei? ... interessant! ... Kürzung Personal Zimmerservice ... Prämienauszahlung an den Kanzler ... oh, das ist aber viel ... Ersparnis bei nicht Genehmigung neuer Waffen ... Prämie an den Kanzler ... Prämie an Milarus ... oh, der hat nur so wenig bekommen? War der mit diesem Almosen zufrieden? Naja, es ist immerhin etwas ... soll ich noch weitermachen oder reicht das? Mir schon! Wurden die Prämien bereits ausbezahlt?"

Alle schauen mich geschockt an. Allen Anwesenden ist damit klar, was für ein System der Mann in Abwesenheit der Königin aufgebaut hat, um sich selbst zu bereichern. Die Wache hinter dem Kanzler versteift sich. Auch diesem Mann scheint klar zu sein, was folgen wird.

„Wurden die Prämien ausbezahlt?", fahre ich den Kanzler an.

„Nein, ohne Eure Unterschrift noch nicht. Fragt Florence, sie hätte die Überweisungen vornehmen müssen."

Ich schaue zu Florence, die mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Mir ist sofort bewusst, dass da etwas im Busch ist.

„Was sagst du dazu?"

„Ich habe die Auszahlung wegen der fehlenden Unterschrift verweigert. Ich habe aber aus den Unterlagen entnommen, dass der Kanzler meine Unterschrift gefälscht hat. Das müsst Ihr mir glauben."

„Du falsche Schlange!", faucht der Kanzler. „Es ist deine Unterschrift, klar und deutlich."

Das Mädchen schaut mich hilfesuchend an. Ich kann in ihren Augen deutlich die Verzweiflung lesen, weiß aber auch, dass sie unschuldig ist.

„Wir können von einem Fachmann für Schriften die Unterschriften von Florence prüfen lassen. Ich wette, wir kommen dabei zum Ergebnis, dass sie gefälscht sind", sage ich gelassen.

„Das ist eine Unterstellung!", faucht der Kanzler.

„Wo sind die Gelder jetzt?"

„Ich habe keine bekommen", meint er stur.

„Vorhin hast du noch gesagt, Florence habe die Auszahlungen unterschrieben."

Er schaut mich im ersten Moment mit großen Augen an, dann aber scheint ihm sein Fehler bewusst zu werden. Er hat sich verplappert.

„Das Geld ist weg, alles ausgegeben."

„Steckt ihn in den Kerker. Könnte ja sein, dass ihm doch noch einfällt, wo sich das Geld befindet", sage ich zu den Wachen.

Diese packen den Kanzler nun links und rechts unter den Armen und wollen schon mit ihm den Saal verlassen. Er aber stemmt sich vehement dagegen.

„Ich bin immer noch der Kanzler!", faucht er.

„Oh ja, danke, dass du mich daran erinnerst. Ich hätte das in der Eile doch beinahe vergessen. Du bist abgesetzt und damit nur noch ein gewöhnlicher Krimineller", halte ich dagegen. „Sperrt ihn ein! Ach ja, haben wir eine Zelle, wo viele Gefangene hineingesteckt werden, eine Gemeinschaftszelle mit allerlei Kriminellen."

„Da geht es aber sehr rau zu", meint eine der Wachen.

„Er hat doch die Aussicht auf eine Einzelzelle", grinse ich. „Je rauer es in der Gemeinschaftszelle zugeht, je mehr wird er sich nach Ruhe und Entspannung sehnen, die wir ihm aber nur gewähren können, wenn wir den Fall vollständig aufgeklärt haben und dazu gehört auch, zu wissen, wo das Geld abgeblieben ist. Vorher sitzt er nur im Arrest, zusammen mit vielen, vielen anderen bösen Buben. Da können wir beim besten Willen nichts machen", grinse ich, mit mir und meiner Gemeinheit zufrieden.

„Das könnt ihr nicht machen!", brüllt der Kanzler. „Die werden wissen, wer ich bin."

„Kann ich das nicht machen?", stelle ich gespielt unsicher eine Gegenfrage.

„Ohne mich könnt Ihr das Reich nicht regieren. Ihr seid auf mich angewiesen. Königin hin oder her, Ihr braucht mich", lacht er hämisch.

„Ich denke eher, wir kriegen das auch ganz gut ohne dich hin", lache ich. „Bringt ihn weg!"

Er lacht noch einmal hysterisch auf und will sich den Männern entwinden, wird dann aber von den Wachen entschlossener gepackt und nun endgültig aus dem Raum geschleift. Als die Tür ins Schloss fällt, herrscht zunächst Stille.

„Und nun?", will Freja wissen. „Wir haben keinen Kanzler mehr."

„Soll das ein Vorwurf sein?", grinse ich verschmitzt.

„Das Fräulein kommt daher und Schwupps, hat das Land keinen Kanzler mehr. Wer soll nun diese Aufgabe übernehmen?", meint Freja. Ihr schelmischer Blick zeigt mir, dass sie es allerdings nicht ernst meint.

„Ist es meine Schuld, wenn hier ein Krimineller als Kanzler sein Unwesen treibt?"

„Das nicht, aber jetzt haben wir ein Problem", hält meine Freundin scherzend dagegen.

„Ich denke, wir haben kein größeres Problem. Ich gehe davon aus, wir haben bald eine Kanzlerin", sage ich gelassen.

„Ich?", will Freja wissen.

„Nein, du bist doch die Beraterin der Königin. Nur nicht zu hochnäsig werden", necke ich sie.

„Wenn nicht ich, wer sonst?"

„Florence natürlich."

„Ich?", erkundigt sich das Mädchen schockiert. „Ich kann das doch nicht."

„Du braucht nur etwas mehr Selbstvertrauen, aber das wird schon. Immerhin bist du jetzt ganz offiziell die Kanzlerin von Solana", sage ich. „Nur wenn du willst, natürlich. Ich habe mir aber sagen lassen, dass bisher sowieso du die Arbeit gemacht hast. Dann kannst du doch auch gleich das Amt übernehmen."

„Ihr traut mir das zu, eure Majestät?"

„Ja, durchaus, ich traue dir das zu und sag bitte Du und Serena zu mir."

„Aber Ihr seid die Königin."

„Na und?"

„Wie, na und?"

„Du willst doch nicht etwa der Königin widersprechen?", frage ich gespielt ernst.

„Aber nein! Das würde ich mir doch nie erlauben", stottert Florence.

Irritiert schaut sie mich an. Sie hat offenbar nicht ganz überrissen, dass ich sie in eine Falle gelockt und es nicht so ernst gemeint habe. Als ich sie angrinse versteht auch sie, dass ich einen Scherz gemacht habe und lacht nun ebenfalls, wenn auch ausgesprochen zaghaft.

„Na also!"

„Wenn ich darf", meint sie untertänig.

„Natürlich darfst du, das wäre mir sogar viel lieber."

„Du solltest ihr anbieten, im Schloss zu wohnen", raunt mir Freja zu.

„Ist das so üblich?", raune ich zurück.

„Nicht wirklich, aber sie lebt zusammen mit ihrer Familie in einer Hütte in der Nähe des Schlosses. Für eine Kanzlerin keine passende Unterkunft. Außerdem müssen wir für ihre Sicherheit sorgen", informiert mich meine Freundin leise.

„Gut Florence, Freja hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass du damit natürlich mit der Familie im Schloss wohnen wirst. Sie wird dafür sorgen, dass ihr passende Räume zugewiesen bekommt. Mach bitte die Beschlüsse rückgängig, wo es um Personalkürzungen und Prämien geht und genehmige bitte die Waffenkäufe, die brauchen wir dringend."

„Wird gemacht, Majestät ... äh ... Serena. Ich finde es cool, dass du da bist."

„Danke, ich zähle auf deine Hilfe. Wenn ich etwas nicht weiß oder du bemerkst, ich würde einen Fehler begehen, mach mich bitte darauf aufmerksam."

„Darf ich das?"

„Wir wollen beide das Beste für das Land und das Volk. Je weniger Fehler die Königin macht, umso besser machen wir unsere Arbeit. Ich bin ganz neu und kenne meine Aufgaben im Gegensatz zu dir noch nicht alle."

„Wenn das eine Anordnung ist?", grinst sie schelmisch.

„Ich sehe, wir verstehen uns."

Dabei stehe ich auf und ziehe sie in eine Umarmung. Zunächst ist Florence etwas steif, dann aber drückt auch sie mich.

„Danke für diese Chance!", raunt sie mir ins Ohr.

„Ich muss dir danken, dass du so lange unter dem alten Ekel ausgehalten hast. Such dir auch eine Assistentin oder einen Assistenten. Gleiches Recht für alle", grinse ich.

Damit löst sie sich von mir, verabschiedet sich von den anderen und macht sich auf den Weg ins Büro. In dem Moment geht die Tür auf und Felises kommt mit vier Wachen herein.

„Was ist jetzt los?", frage ich überrascht.

„Die Königin war bisher ohne Bewachung? So etwas geht gar nicht", meint er aufgebracht.

„Jetzt mach kein großes Ding draus. Bisher war es mir durchaus willkommen, dass keiner wusste, wer ich bin. So bin ich nicht aufgefallen."

„Das hat jetzt aber ein Ende", meint er.

„Kann ich noch eine halbe Stunde Schonfrist bekommen?", grinse ich.

Er schaut mich mit großen Augen an. Offenbar kann er meinen Gedankengängen nicht wirklich folgen.

„Ich habe noch etwas zu erledigen, wo man nicht auf Anhieb erkennen soll, dass ich die Königin bin", füge ich schnell hinzu.

„Du willst ..."

„Schwindeln, ja, das will ich", unterbreche ich ihn.

„Nur wenn ich mitkomme. Mich kennt ja auch noch keiner."

„Abgemacht!"

Damit machen wir uns auf den Weg. Meine Begleiter sind etwas überrascht, als sie erahnen, dass die Küche mein Ziel ist. Ich öffne schwungvoll die Tür und Freja und Felises folgen mir.

„Wenn mir so etwas noch einmal unterkommt, dann gehe ich zum Kanzler und die Übeltäterin landet direkt im Kerker. Dann ist es nicht mit einem einfachen Rauswurf getan!", faucht ein Mann.

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