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Die Köningin der Drachen

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Damit wendet er sich zur Tür und geht. Er verlässt den Raum, ohne sich noch einmal umzuschauen oder jemand zu grüßen. Im Raum herrscht noch immer betretenes Schweigen.

„Wer hält mich noch für eine Göre?", frage ich und blicke mit hoch erhobenem Kopf in die Runde.

Freja grinst verstohlen. Sirius will ansetzen, etwas zu sagen, wird aber von Cefalis ausgebremst, der ihm zuvorkommt.

„Eure Majestät, ich möchte mich für das Verhalten von Milarus entschuldigen. Natürlich bringen wir euch den nötigen Respekt entgegen und ihr könnt euch unserer Hilfe sicher sein."

„Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich wenig Erfahrung habe. Noch vor wenigen Stunden hatte ich keine Ahnung von meinem Stand, von meiner Aufgabe, ja nicht einmal davon, dass es dieses Reich gibt. Ich will nicht jammern, sondern euch stattdessen bitten, mir zu helfen und mich zu unterstützen."

„Das werden wir", rufen die Männer im Chor.

„Gut, dann zu meinem Anliegen. Ein Dutzend Krieger aus Gunderin haben heute versucht, mich zu entführen. Das war in der Welt der Menschen, wo ich bisher gelebt habe. Zum Glück hat mich Freja rechtzeitig gerettet und hierhergebracht.

Wir gehen davon aus, dass der König von Gunderin davon Wind bekommen hat, dass meine Mutter gestorben ist und das Land ohne Führung ist. Er wollte mit meiner Entführung verhindern, dass die Nachfolge gesichert ist und damit Tatsachen schaffen. Dies ist ihm nicht gelungen.

Nun aber nehme ich an, dass er so schnell wie möglich gegen uns in den Kampf ziehen wird. Das zumindest würde ich an seiner Stelle tun, weil ich ausnützen würde, dass die neue Königin noch nicht fest genug im Sattel sitzt, um einen Krieg zu führen, sich auch nicht auskennt und sich nicht der Loyalität ihrer Leute sicher sein kann. Wir müssen deshalb auf alles vorbereitet sein."

Erneut schauen mich alle betreten an. Wieder ist es Cefalis, der sich als erster zu Wort meldet.

„Ich teile eure Einschätzung voll und ganz. Wie gehen wir vor?"

„Wir müssen ein deutliches Signal setzen, dass die neue Königin nicht nur die Nachfolge angetreten hat, sondern, dass sie auch Herrin der Lage ist und die Leute - also ihr - hinter ihr stehen.

Berius, ihr verstärkt die innere Sicherheit, ich werde mir überlegen, wer Milarus ersetzen soll und mit euch, Cefalis möchte ich besprechen, wie wir die Grenzen noch besser sichern können. Der Feind soll sehen, dass wir gewarnt und vorbereitet sind. Wir ziehen uns mit Freja zu getrennten Beratungen zurück."

„Damit ist die Sitzung beendet?", will Sirius wissen.

„Sie ist beendet, wenn nicht noch jemand etwas zu sagen hat."

Da dem aber nicht so ist, entlasse ich die Anwesenden. Nur Freja und Cefalis bleiben sitzen. Als die Tür ins Schloss fällt und wir allein sind, schnauft meine Freundin hörbar aus.

„So kenne ich dich gar nicht", grinst sie.

„Ich war doch immer schon entschlossen."

„Und frech und klug, das weiß ich. Aber das hier war ganz großes Theater."

„Wie meinst du das?"

„Diesem Milarus hast du es aber gezeigt."

„Du weißt, ich hasse nichts mehr als Respektlosigkeit. Was bildet sich dieser Fatzke denn ein? Ich mag schon unerfahren sein, aber ich bin die Königin."

„Ich kann euch da nur zustimmen. Ihr musstet klarstellen, wer das Sagen hat, und das habt ihr meisterlich getan. Ich bin beeindruckt", mischt sich nun auch Cefalis schüchtern ins Gespräch ein.

„Sag du zu mir, ich bin Serena. Ich mag auch Förmlichkeiten nicht, vor allem, wenn mir Menschen sympathisch sind."

„Äh, ... das ist aber nicht üblich."

„Dann ist es eben unüblich. Aber ich glaube, es ist gut, wenn wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Es steht uns eine schwierige Zeit bevor und da möchte ich von meinen engsten Vertrauten eine ehrliche Meinung. Dazu ist es notwendig, dass man nicht zu steif miteinander umgeht und sich auch traut etwas zu sagen, wenn man einen Einwand hat."

„Ich soll sagen, wenn ich anderer Meinung bin?"

„Das sollst du und keine Sorge, dass es dir dann ergeht, wie Milarus. Es kommt immer auf den Ton an, mit dem man etwas sagt. Ich bin für konstruktive Kritik immer dankbar. Wenn aber jemand mich einfach nur als dumme Göre bezeichnet, dann ist das etwas ganz anderes."

„Ich glaube ich verstehe und es wird mir eine Ehre sein, dich beim Vornamen nennen zu dürfen."

„Und nun lass uns in den Garten gehen. Den habe ich von der Bibliothek aus gesehen und möchte ihn mir anschauen. Dabei können wir sprechen."

Kapitel 6

„Wer könnte Milarus ersetzen?", frage ich geradeheraus.

Wir haben das Gebäude verlassen und schlendern durch den wunderschönen Schlossgarten. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. Ich habe auch deshalb den Sparziergang vorgeschlagen, um ungestört zu sein.

„Welche Vorstellungen hast du von dem Mann, der diesen Posten übernehmen soll?", erkundigt sich Freja.

„Er soll jung sein, wie wir. Ich brauche nicht noch so einen alten Knaben, der neunmalklug ist und uns für Kinder hält, die eh nichts auf die Reihe kriegen. Wir brauchen einen fähigen Mann, auf den wir uns verlassen können, der Elan hat und Ideen", sage ich.

„Das kommt einer Revolution gleich. Schon meine Berufung war ein kleiner Skandal", meint Cefalis. „Vor allem Milarus hat getobt."

„Ich weiß aber genau, was Serena meint", kommt mir Freja zu Hilfe. „Wir brauchen jemand, der jung ist und eine schnelle Auffassungsgabe hat, der keine Mühe scheut und auch Nächte durcharbeitet, wenn es die Situation erfordert."

„Dann wüsste ich jemand. Mein Freund Felises. Auf ihn kann ich mich zu 100 Prozent verlassen. Der würde lieber sterben, als dich in Gefahr zu bringen."

„Dann frag ihn."

„Ich muss ihn nicht fragen. Wenn du ihn ernennst, dann reicht das."

„Mir aber reicht das nicht. Ich möchte, dass er dem Vorschlag zustimmt."

„Wozu?"

„Ich will nicht über die Menschen bestimmen. Sie sollen eine Wahl haben."

„Wenn du meinst", lenkt Cefalis ein. Ich glaube, er versteht aber noch nicht ganz, was ich damit sagen will.

„Gut und damit zu unserem Problem mit Gunderin und seinem König. Was sagst du dazu?"

„Ich bin ganz deiner Meinung. Allerdings wird das ganz schön schwer für ihn."

„Weil?"

„Unsere Grenzen sind nahezu uneinnehmbar."

„Sollen wir die Wachen verstärken?", frage ich.

„Das werde ich veranlassen, ganz sicher sogar."

„Dann ist ja alles gut, vorerst zumindest."

„Nicht ganz", wirft Freja ein.

„Was stimmt noch nicht?"

„Ich fürchte, der König von Gunderin wird zuerst die Welt der Menschen angreifen. Das jedenfalls würde ich an seiner Stelle tun. Er weiß dann genau, dass wir uns einmischen, um die Menschen zu schützen."

„Das stimmt", antworte ich nachdenklich.

„Ich bin auch dieser Meinung."

„Was können wir dagegen tun?"

„Unsere Informanten verständigen und wachsam sein."

„Können wir den Menschen jetzt schon zu Hilfe kommen?"

„Das werden wir müssen", meint Cefalis. „Ich werde veranlassen, dass sie informiert werden und wachsam sind."

„Es ist inzwischen spät", sage ich. „Du sprichst mit deinem Freund, mit den Informanten und verstärkst die Bewachung der Grenzen. Wir treffen uns morgen um 9 Uhr mit Felises zum Frühstück", gebe ich Anweisung. Dann wende ich mich an meine Freundin. „Und du zeigst mir das Schloss."

„Jetzt noch?"

„Wann sonst?"

„Was möchtest du zuerst sehen?"

„Den Thronsaal?", erkundige ich mich schüchtern.

„Deinen Arbeitsplatz also?", kichert sie.

„Wenn du es so sehen willst", grinse nun auch ich.

Wir verabschieden uns von Cefalis und Freja führt mich zurück ins Schloss und einen Gang entlang. Keine 30 Meter entfernt erreichen wir eine riesige Doppelflügeltür. Sie ist mit wunderschönen Schnitzereien versehen, noch schöner als die Tür zur Bibliothek. Es werden zahlreiche Wesen dargestellt, die ich in die Welt der Mythen und Sagen verbannt hätte. Da aber in der Mitte ein majestätischer Drache thront und ich so ein Tier erst heute gesehen habe, nehme ich an, dass auch die anderen Wesen existieren.

Ich will gerade Freja fragen, da grüßen die Wachen, die vor dem Tor stehen und lenken mich ab. Es ist deutlich zu erkennen, dass sie sich vor meiner Freundin tief verneigen, mich aber mustern sie nur misstrauisch.

„Wollt ihr nicht grüßen, wie es sich gehört!", bellt Freja.

Die Wachen schauen sie genauso irritiert an, wie ich. Ich bin dann allerdings die, die am schnellsten versteht, was sie so aufgebracht hat, und bremse sie gerade noch rechtzeitig, als sie noch einmal nachsetzen will.

„Lass gut sein. Ich bin neu hier", sage ich freundlich. „Guten Abend die Herren!"

„Guten Abend!", grüßen beide unsicher.

Ihr Blick verrät mir aber immer noch, dass sie nicht ganz verstanden haben, was da gerade passiert ist. Wie denn auch. Es hat ihnen keiner gesagt, dass ich die neue Königin bin. Das will ich im Moment aber auch dabei belassen. Ich genieße es, vorerst noch nicht erkannt zu werden und mich ungezwungen umschauen zu können.

Ich gebe meiner Freundin mit einem Kopfnicken in Richtung Tür zu verstehen, dass wir weitergehen sollen. Sie schaut zwar etwas überrascht, öffnet aber doch den rechten Flügel und wir betreten den Thronsaal.

Für kurze Zeit stehe ich einfach nur staunend in der Tür. Der Saal ist mehr als beeindruckend. Wenige Säulen stützen ein wunderschönes Gewölbe, das mit allerlei Malereien geschmückt ist. Es werden Szenen aus dem Leben dargestellt. So kann ich eine Königin erkennen, die auf ihrem Thron sitzt, einen Jäger, der mit seinem Hund einem Hirsch nachstellt, einen Händler, der seine Ware am Marktplatz feilbietet oder auch Kinder, wie sie in einem See plantschen.

„Schön was?", reißt mich Freja aus meiner Bewunderung.

„Sehr schön."

Ich gehe auf den Thron zu, der auf einem kleinen Podest steht. Es stehen dort ein großer und ein etwas kleinerer Stuhl. Beide sind mit aufwendigen Schnitzereien versehen. Im Wesentlichen sind es kunstvoll gearbeitete Drachen, welche die Stühle stützen und sich um die Rückenlehne winden.

„Darf ich?", frage ich schüchtern.

„Wer, wenn nicht du?", kichert meine Freundin.

Mit Ehrfurcht steige ich die zwei Stufen auf das Podium und setze mich auf den größeren der beiden Stühle. Zu meinem Erstaunen ist er bequemer als ich gedacht hätte. Als ich mit meiner Hand auf den kleineren deute, schaut mich Freja ungläubig an.

„Echt?", will sie wissen.

„Wer, wenn nicht du?", antworte ich schelmisch lachend.

„Ich bin nur deine Beraterin. Der zweite Thron ist für deinen Partner vorgesehen."

„Solange ich keinen Partner habe, wird sich schon keiner aufregen, dass du dort sitzt. Und wenn es jemand doch wagt, dann ist es ein Affront gegen die Krone. Immerhin hat die Königin selbst erlaubt, dass du dich hinsetzt."

Während Freja fast schon ängstlich die zwei Stufen nach oben steigt und sich langsam, ja fast schon ehrfürchtig, auf dem kleineren Thron niederlässt, schaut sie mich fragend an. Ich spüre, ihr brennt eine Frage unter den Nägeln.

„Spuck es schon aus", sage ich belustigt.

„Was?"

„Du hast eine Frage."

„Ähm, ja! Warum wolltest du dich vor den Wachen nicht zu erkennen geben?"

„Weil dies vermutlich die einzige Gelegenheit ist, wie ein ganz normales Mädchen das Schloss zu besichtigen. Sobald klar ist, dass ich die Königin bin, verhalten sich die Menschen mir gegenüber anders."

„Du willst sie testen."

„Das ist etwas streng formuliert. Ich möchte sie erleben, wie sie wirklich sind."

Plötzlich geht die Tür auf und ein Mann um die 50 kommt, gefolgt von einem jungen Mädchen, in den Saal gestürmt. Er ist gerade dabei, ihr Anweisungen zu erteilen. Er scheint in Gedanken zu sein und sieht uns zunächst nicht. Als er dann aber auf uns aufmerksam wird und sieht, dass wir auf dem Thron sitzen, versetzt es ihm einen deutlich erkennbaren Ruck, er bleibt abrupt stehen und schaut uns entrüstet an.

„Was soll das denn? Wie könnt ihr euch so etwas erlauben!", brüllt er.

„Das ist meine Schuld, ich wollte es unbedingt ausprobieren. Meine Freundin Freja hat mir den Thronsaal gezeigt und da konnte ich einfach nicht widerstehen", antworte ich gespielt schuldbewusst.

„Das hat Folgen", faucht er. „Für euch beide!"

„Könnten wir das Ganze nicht einfach auf sich beruhen lassen? Ich bin immerhin die Beraterin der Königin", versucht es Freja. Sie hat mich wohl durchschaut.

„Die es nicht gibt", knurrt der Mann. „Morgen um 10 Uhr hier! Ich werde Sirius verständigen. Dann werden wir beraten, was mit euch geschieht!"

„Wie ihr meint", sage ich salopp und springe lässig auf, um den Saal gut gelaunt zu verlassen.

„Halt, wer bist du überhaupt? Ich habe dich hier im Schloss noch nie gesehen", ruft mir der Mann hinterher.

„Ich bin nur eine Freundin von Freja. Und wer seid ihr?", antworte ich.

„Das hat dich nicht zu interessieren!", meint er aufbrausend.

„Komm Freja, lass uns gehen, mir ist es hier zu unfreundlich."

Damit drehe ich mich um und marschiere entschlossen auf den Ausgang zu. Im Herumdrehen erhasche ich einen Blick auf das Mädchen. Sie grinst ein wenig, schaut dann aber besorgt zu dem Mann.

Als wir draußen sind und die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist, bleibt Freja stehen und muss laut loslachen. Nun bleibe auch ich etwas überrascht stehen und schaue zu meiner Freundin. Auch die Wachen starren sie verwundert an.

„Was lachst du so?"

„Jetzt verstehe ich, warum du nicht willst, dass man weiß, wer du bist."

„Wer war denn dieser Kotzbrocken?"

„Das ist der Kanzler. Seit wir keine Königin mehr haben, glaubt er, allein regieren zu können."

„Und wer war das Mädchen?"

„Das ist Florence. Sie ist seine Assistentin."

„Sie macht einen sympathischen Eindruck."

„Sie ist auch ausgesprochen klug. So, wie ich die Sache einschätze, erledigt sie die Arbeit, er jedoch erntet die Lorbeeren und schikaniert sie auch noch."

„Inwiefern?"

„Er lässt sie die ganze Zeit nur arbeiten, ich glaube, sie hat kaum freie Zeit und wenn er ihre Arbeit präsentiert und dabei selbst einen Fehler begeht, dann dreht er es immer so, als wäre es ihre Schuld."

„Du magst ihn nicht?", frage ich grinsend.

„Du hast die Situation gut erkannt und ihn einen Kotzbrocken genannt."

„Na dann", grinse ich. „Gratuliere mir zu meiner Menschenkenntnis."

Während ich das sage, schaue ich eine der Wachen an und muss breit lächeln. Sein Blick sagt mehr als 1000 Worte. Er grinst zustimmend und ist unverkennbar unserer Meinung.

„Dann bin ich auf das Donnerwetter morgen aber gespannt", lache ich schelmisch.

„Und ich erst", grinst auch Freja.

Diesmal schaut der Wachmann etwas betreten drein. Ich kann es ihm aber nicht verübeln. Er weiß schließlich nicht das, was wir wissen.

Freja zeigt mir die Gärten und die verschiedenen Räumlichkeiten, die von Büros über den Ballsaal bis hin zu den Stallungen reichen. Ich bin gerade dabei eines der wunderschönen Pferde zu streicheln, als mein Magen knurrt.

„Die Küche hast du mir noch nicht gezeigt", sage ich lachend.

„Hast du etwa Hunger?", will sie wissen.

„Und wie."

„Du hast doch erst am Nachmittag etwas gegessen."

„Das ist jetzt aber auch schon etwas länger her."

„Es ist aber schon spät", wirft Freja ein.

„Können wir trotzdem schauen, ob wir noch eine Kleinigkeit bekommen?"

„Seit wann bist du so ein Nimmersatt", grinst sie.

Freja nimmt mich unterm Arm und wir schlendern die Gänge entlang. In einem etwas abgelegenen Teil des Schlosses öffnet sie eine Tür und wir betreten eine riesengroße Küche.

„Hallo, ist noch jemand da?", ruft meine Freundin.

„Ja, sie wünschen?", höre ich eine zögerliche Stimme.

„Können wir noch etwas zu essen bekommen?", frage ich schüchtern. „Ich habe schrecklichen Hunger."

Hinter einem Schrank kommt eine junge Frau hervor. Ich schätze sie auf Ende 20 und sie macht einen sympathischen Eindruck. Sie schaut Freja an, dann schweift ihr Blick zu mir.

„Eigentlich dürfte ich nicht", meint sie. Fügt dann aber nach einer kurzen Pause hinzu. „Da dein Magen aber so laut knurrt, mache ich eine Ausnahme. Setzt euch!"

Bei diesen Worten deutet sie auf einen kleinen Tisch in einer Ecke und eilt dann davon. Freja und ich setzen uns hin und wenig später kommt die junge Frau mit etwas Käse, Schinken und Brot.

„Mehr habe ich nicht gefunden", meint sie entschuldigend.

„Das macht nichts. Damit bin ich mehr als zufrieden. Danke dir! Ganz lieb!", sage ich.

Ich mache eine einladende Handbewegung, damit sich das Mädchen zu uns setzt. Sie schaut zuerst mich und dann Freja überrascht an. Als meine Freundin zustimmend nickt, nimmt sie schüchtern auf einem Stuhl Platz. Sie sitzt aber dabei ganz vorne am Rand. Mir kommt es so vor, als wollte sie bereit sein, jederzeit aufzuspringen.

„Wie ist die Arbeit hier in der Küche?", frage ich.

„Es geht", meint sie. Mir ist dabei aber sofort klar, dass sie nur ausweicht.

„Du arbeitest um diese Zeit noch?"

„Ich muss noch etwas vorbereiten."

„Wer hat das gesagt?"

„Der Küchenchef."

„Es ist jetzt nach 10 Uhr abends. Kann er die Arbeit nicht besser einteilen?"

„Es wird wohl nicht anders gehen", antwortet sie ausweichend.

„Wie heißt du?", frage ich.

„Mein Name ist Pippa."

„Freut mich Pippa, ich bin Serena und das ist Freja, meine Freundin."

„Freja kenne ich, vom Namen her. Sie ist doch die Beraterin der Königin."

„Genau und meine Freundin. Sie zeigt mir das Schloss. Es ist groß und schön."

„Ja, das ist es", meint sie zögerlich.

„Pippa, was ist hier los? Du kannst mir alles sagen."

Sie schaut mich mit großen Augen an. Ich sehe, dass sie mit sich kämpft, ob sie es sagen soll oder nicht. Dann aber scheint sie sich ein Herz zu fassen.

„Früher hat es Spaß gemacht, hier zu arbeiten. Aber in den letzten Jahren und vor allem in den letzten Monaten ist es immer schlimmer geworden. Seit die Königin krank wurde, wird an allen Ecken und Enden gespart, am meisten beim Personal. Deshalb bin ich um diese Zeit noch da."

„Ist das in allen Bereichen so?"

„Ich habe eine Freundin, die arbeitet in der Schneiderei. Bei ihnen ist es ähnlich. Es wird gemunkelt, dass der Kanzler das Geld in die eigene Tasche steckt. Je mehr er spart, umso mehr bleibt für ihn."

„Hast du Beweise?"

„Nein, das leider nicht."

„Und wie ist der Küchenchef? Ich weiß, dass in Küchen manchmal ein eher rauer Ton herrscht."

„Rauer Ton ist schön gesagt. Ich kenne einige Küchen, aber hier ist es rauer als rau. Ich überlege wegzugehen, auch wenn ich das Geld mehr als dringend brauche."

„Warum, wenn ich fragen darf?"

„Ich habe zwei kleine Kinder und muss sie allein ernähren."

„Wo ist der Vater?"

„Er kümmert sich nicht um sie."

„Geht das so einfach?"

„Er weigert sich zu zahlen und zwingen kann ich ihn nicht."

„Tust du mir einen Gefallen?", frage ich.

„Ich, dir?"

„Ja, bleib mindestens noch eine Woche."

„Wozu?"

„Vertrau mir bitte."

Sie schaut mich unschlüssig an. Deshalb schiebe ich ein weiteres „Bitte" und einen flehenden Blick hinterher.

„Warum sollte ich?"

„Weil ich die Freundin von Freja bin."

„Du bist eine etwas verrückte Nudel. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Nur, weil du die Freundin der Beraterin der Königin bist? Ohne Königin hat nicht einmal sie etwas zu sagen."

„Ich weiß, ich verlange viel. Aber eine Woche wird doch nicht so schlimm sein."

„Du hast eine Ahnung", meint sie. „Aber gut. Du bist mir sympathisch. Keine Ahnung, warum, aber ich denke, ich sollte dir vertrauen."

„Danke, auch für das Essen. Wir sehen uns morgen."

„Wir sehen uns?"

„Vertrau mir", grinse ich.

Ich klopfe ihr aufmunternd auf die Schultern und erhebe mich. Auch Freja, die nur wenige Happen gegessen hat, steht auf und wir gehen in Richtung unserer Zimmer. Dort wünschen wir uns eine gute Nacht und jede verschwindet in ihren Räumen.

Kapitel 7

Ich strecke mich genüsslich und gähne, als es plötzlich laut an der Tür klopft. Mühsam erhebe ich mich und tapse noch verschlafen, um aufzumachen.

„Hast du vergessen, Frühstück um 9 Uhr?", begrüßt mich Freja.

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