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Die Wikingerfibel Teil 02

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„Ich auch", kommt es plötzlich aus allen Ecken. Ich bin überwältigt.

„Was hat euch dieses Weib versprochen?", faucht einer der beiden Männer. „Ihr wollt doch nur zu ihr halten, weil nur sie euch über das Meer führen kann."

„Das kann sie, als einzige. Aber das ist es nicht, warum ich zu ihr stehe. Wir haben Alva die Treue geschworen und ihr immer vertraut. Und ich muss sagen, eie hat uns nicht ein einziges Mal enttäuscht. Ihre Entscheidungen waren immer die richtigen. Und wenn ich ehrlich bin, was interessiert es mich, ob diese beiden jungen Frauen einen Mann oder sich selbst lieben. Was geht mich das an?"

„Aber das ist ein Frevel vor den Göttern!", beharrt einer der Männer.

„War es für euch nicht auch ein Frevel vor den Göttern, als Frauen mit auf den Raubzug gekommen sind? Habt ihr nicht gerufen, wir würden scheitern? Und was ist am Ende geschehen? Wir sind alle heil zurückgekehrt und hatten so viel Beute, wie nie. Zumindest könnte sich keiner mehr daran erinnern, jemals so reich beladen heimgekehrt zu sein", sagt Fjell.

„Das ist etwas anderes", brüllt einer der Männer.

„Das ist nichts anderes. Deshalb lasst uns dieses Theater beenden und abstimmen. Wer dafür ist, dass Greta und Lifa tun und lassen dürfen, was sie wollen, der soll zu mir kommen. Wer anderer Meinung ist, soll hinüber zu Hakon gehen", sagt Fjell entschlossen.

Er steht auf und geht auf die Seite des Saales, an der ich sitze. Einen Moment passiert nichts. Doch plötzlich stehen fast alle auf und kommen zu uns herüber. Es herrscht ein fürchterliches Gedränge. Ich bin überwältigt.

In der anderen Hälfte des Raumes stehen die üblichen vier Verdächtigen und Hakon. Ihm ist sichtlich unwohl in seiner Haut. Doch Fjell kommt ihm zuvor.

„Wer ist der Meinung, dass Hakon noch die Interessen des Stammes vertritt?"

„Was soll das jetzt heißen?", will Hakon wissen. Seine Augen sind weit aufgerissen. Er hat eine Ahnung, worauf dies hinauslaufen soll. „Du willst mich als Stammesführer ablösen?"

„Ich doch nicht. Ich bin dafür, dass Alva zur neuen Stammesführerin ernannt wird!", ruft Fjell in die Menge.

Sein Vorschlag geht im Jubel unter, noch bevor ich etwas antworten kann. Ich schaue Greta und Lifa an. Auch sie sind überrascht. Am Strahlen ihrer Augen kann ich jedoch erkennen, dass sie dem Vorschlag zustimmen.

„Ihr könnt gehen oder bleiben", meint Fjell zu Hakon und den vier anderen Männern. „Ich denke, unsere neue Anführerin ist tolerant genug, euch nicht zu verjagen."

Fünf entsetzte Gesichter blicken uns entgegen. Selbst ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Sache so ausgehen würde.

„Es lebe Alva unsere neue Stammesführerin!", ruft Fjell.

„Es lebe Alva unsere neue Stammesführerin", wiederholen fast alle im Saal.

„Bei Odin!", brüllt Fjell.

„Bei Odin!", rufen auch alle anderen.

Kapitel 4

Wie geprügelte Hunde verlassen Hakon und die vier Männer den Saal. Einer murrt, dass er unter diesen Umständen weiterziehen wird, ein anderen schimpft unflätig auf die Weiber.

„Alva, draußen warten noch die Abordnungen von drei Ortschaften", erinnert mich Fjell.

„Waren es gestern nicht noch zwei?", frage ich überrascht.

„Es ist noch eine dazu gekommen."

„Na gut, das ändert jetzt auch nicht mehr viel. Dann wollen wir mit ihnen sprechen", stimme ich zu.

Greta und Lifa machen sich unteressen auf den Weg nach Hause. Sie müssen sich um die Tiere kümmern. Zum Abschied fallen sie mir noch einmal um den Hals.

„Danke, du bist eine wirklich gute Freundin", sagt Greta.

„Man muss für seine Überzeugung und für seine Freunde einstehen, sonst ist man ein Weichei."

„Weichei bist du ganz sicher keines", grinst Lifa.

Damit verlassen sie den Raum und Fjell bringt eine Gruppe von insgesamt 9 Männern in den Saal. Es sind alles groß gewachsene und kräftig gebaute Wikinger. In meinem früheren Leben hätte ich allein vom Anblick Angst vor ihnen bekommen. Heute gehe ich ihnen selbstbewusst entgegen.

„Wo ist Hakon", will einer der Männer wissen."

„Hakon ist nicht mehr unser Stammesführer. Alva ist an seine Stelle getreten", erklärt Fjell an meiner Stelle.

„Eine Frau?", meint ein anderer aus der Gruppe.

Bei seiner Bemerkung überkommt mich ein ungutes Gefühl. Ich kann nicht sagen, ob dies wegen seiner Worte ist oder ob eine Vorahnung in mir hochkommt. Auf jeden Fall spüre ich, dass ich Greta und Lifa folgen muss.

„Entschuldigt mich einen Moment, ich habe etwas Wichtiges zu erledigen. Lasst euch in der Zwischenzeit von Fjell Met und etwas zu Essen bringen", sage ich hastig.

Ohne auf ihre Reaktion zu warten, verlasse ich den Raum und eile meinen Freundinnen hinterher. Mir ist durchaus bewusst, dass mein Verhalten respektlos ist, aber im Augenblick spüre ich, dass ich mich nicht mit Höflichkeiten aufhalten sollte. Ich laufe, so schnell ich kann. Das Schwert schlägt mir gegen die Beine und ich versuche es festzuhalten, so gut ich kann. Eine innere Stimme sagt mir, dass ich keine Zeit zu verlieren habe.

Ich laufe so schnell, dass ich außer Puste bin, als ich beim Hof ankomme und das will etwas heißen. Ich bin trainiert, sehr sogar. Das war ich schon in meiner alten Welt und hier noch viel mehr. Doch die Sorge um meine Freundinnen treibt mich so sehr an, dass ich alles mache, um sie so schnell wie möglich zu erreichen.

„Ihr dummen Puten, das ist alles nur eure Schuld", höre ich jemand schreien.

Alarmiert biege ich um die Ecke auf den Hof ein. Ich verschaffe mir hastig einen Überblick und sehe, wie zwei der vier Typen, Greta und Lifa festhalten. Einer hat die junge Dänin an den Haaren gepackt, ein zweiter hat der jungen Wikingerin von hinten seine Arme zwischen ihren Oberarmen und dem Körper durchgeführt und drückt damit ihren Oberkörper nach vorne. Die anderen beiden stehen überheblich grinsend vor ihnen.

„Jetzt werden wir uns eingehend mit euch befassen und Spaß haben", droht einer der Männer.

„Wir werden euch mal zeigen, was ein Mann mit einer Frau macht", legt ein zweiter nach.

„Das denke ich eher nicht", brülle ich über den Hof.

Die vier Männer blicken sich überrascht zu mir um. Vermutlich haben sie nicht damit gerechnet, dass ich hier aufkreuze. Sie werfen sich hastig einige Blicke zu. Dann kommt Bewegung in die Gruppe. Während die beiden, welche die Mädchen festhalten, sich nicht von der Stelle rühren, kommen die anderen beiden auf mich zu. Sie grinsen hämisch.

„Da ist ja die neue Stammesführerin. Willst du deinen Weibern zu Hilfe kommen?", lästert einer im hämischen Ton.

„Ich werde euch den Hintern versohlen", gebe ich Kontra.

„Du? Uns?", lacht der zweite.

Sie sind nur noch etwa zwei Schritte von mir entfernt stehen geblieben, die Hände in die Hüften gestemmt und lachen mich überheblich an.

„Ich an deiner Stelle würde laufen, ganz schnell und ganz weit weg", höhnt der zweite von ihnen.

„Dann kennst du mich aber schlecht. Ihr lasst die beiden Frauen los und verzieht euch und das etwas plötzlich."

„Was sonst."

„Das möchtest du nicht erleben, ganz sicher nicht."

„Du willst uns drohen? Wir sind zu viert!"

„Vier von euch bringen mich nicht einmal zum Lachen."

Der, den ich für den Rädelsführer der Gruppe halte, wirft seinem Kollegen, der ebenfalls vor mir steht, einen vielsagenden Blick zu. Ein leichtes Nicken von diesem soll wohl das Zeichen sein, mich anzugreifen. Es war kaum zu sehen, ist mir aber trotzdem nicht entgangen. Wie von allein wandert meine Hand zum Knauf meines Schwertes.

Greta und Lifa werden immer noch von den anderen beiden Männern festgehalten. Sie blicken besorgt zu mir herüber.

„Ihr Feiglinge! Zwei Männer gegen eine Frau!", ruft Lifa.

„Keine Sorge, wir gehen fürsorglich mit ihr um. Ihr beiden Hübschen braucht auch nicht eifersüchtig zu sein. Wenn wir mit der Kleinen fertig sind und das ist bald schon der Fall, dann widmen wir uns wieder euch beiden", höhnt der Anführer der Gruppe.

„Euch zeige ich, was es heißt, fürsorglich mit mir umzugehen", lache ich.

„Willst du noch zu den Göttern beten, damit sie dich freundlich im Walhalla in Empfang nehmen?", spottet der zweite Mann.

„Seht ihr, das ist der Unterschied zwischen mir und euch. Schurken, wie ihr, kommen nicht nach Walhalla. Das ist nur den tapferen Kriegern und Kriegerinnen vorbehalten", sage ich lachend.

„Du dummes Weib!", faucht der Anführer. Offenbar gelingt es mir, ihn zu ärgern.

Im selben Augenblick stürmt der zweite Mann mit Gebrüll auf mich los. Als ob ich mich von seinem Geschrei einschüchtern lassen würde. Ich muss eher lachen, wie dämlich er dabei aussieht. Wie schon öfters bei den Wikingern beobachtet, versucht er mit roher Gewalt, den Kampf für sich zu entscheiden. Er fuchtelt mit dem Schwert in der Gegend herum, von einem koordinierten Angriff, kann dabei keine Rede sein. So etwas wie echte Kampfkunst scheinen nur die wenigsten der Nordmänner zu beherrschen.

Ich wehre seinen Hieb mit Leichtigkeit ab, mache eine Drehung und ramme ihm die Spitze meines Schwertes ins Kreuz. Ich bin im Kampf und kenne bei diesen Männern keine Gnade. Mir ist sofort klar, dass ich genau seine Wirbelsäule erwische. So tief, wie meine Klinge in seinen Körper eindringt, habe ich ihm das Rückenmark durchtrennt.

Dies bestätigt auch der Umstand, dass die Beine augenblicklich unter ihm wegknicken und er hilflos zu Boden fällt. Er gibt einen markerschütternden Schrei von sich und rudert mit den Händen wild in der Luft herum. Ich aber schlage ihm die Waffe aus der Hand, stoße sie zur Seite und lasse ihn hilflos liegen. Ich habe im Augenblick andere Prioritäten.

Sein Kumpan und Anführer blickt geschockt zu seinem Freund. Langsam und mit purem Entsetzen darin wandern seine Augen zu mir. Ich kann den blanken Hass erkennen, den er mir gegenüber empfindet. Aber das ist mir egal. Ich habe noch drei Gegner vor mir.

„Kommt, lasst die Weiber, die bekommen wir schon noch zu greifen", brüllt der Anführer. „Helft mir bei dieser Teufelskriegerin."

„Hast du Angst, so ganz alleine gegen eine Frau?", verhöhne ich ihn.

„Sverrir, was ist mit dir?", wendet sich der Anführer an den am Boden liegenden Freund. Mich scheint er im Moment zu ignorieren.

„Er kann seine Beine nicht mehr bewegen. Er ist von der Hüfte abwärts gelähmt?"

„Woher weißt du das?"

„Weil ich weiß, wie ich ihn verletzt habe."

Der Verwundete stöhnt und jammert, er windet sich am Boden und gibt ein bedauernswertes Bild ab. Eine klare Antwort kann er allerdings nicht geben. Von ihm kommt nur ein unverständliches Wimmern. Mitleid habe ich allerdings nicht mit ihm. Er hat es schließlich herausgefordert.

Ich beobachte, wie die beiden anderen Männer Greta und Lifa loslassen, und sich zu ihrem Freund und Anführer gesellen. Nun stehen mir drei ausgewachsene Wikinger gegenüber. Aber anstatt Angst zu verspüren, bleibe ich gelassen.

„Jetzt machen wir dich platt", faucht der Anführer.

„Das möchte ich sehen", grinse ich herausfordernd.

Das macht ihn allerdings nur noch wütender. Aber genau das war meine Absicht. Ich will ihn in Rage bringen, damit er nicht lange nachdenkt.

Wie erwartet geht er auf mich los. Ich weiche jedoch aus und stelle ihm ein Bein. Das scheint bei den Wikingern immer zu funktionieren. Der Typ legt sich, wie erwartet, der Länge nach in den Staub. Ich kann nicht nachsetzen, da sofort die anderen beiden auf mich losstürmen.

„Vorsicht Alva!", ruft Greta. Sie hat deutlich hörbar Angst.

Ich aber pariere den Schlag des einen, lasse das Schwert einen Bogen nach unten vollführen und ramme es dem nächsten Angreifer tief in den Bauch. Ein gurgelndes Geräusch und Blut, das ihm auf dem Mund quillt, sind die Folge.

Ich aber achte nicht darauf, ziehe so schnell ich kann die Klinge wieder aus dem erzitternden Körper und versetze dem Anführer, der sich in der Zwischenzeit wieder aufgerappelt hat, einen gezielten Tritt von der Seite her genau gegen das Kniegelenk. Dieses gibt mit einem knackenden Geräusch nach und der Typ jault auf vor Schmerz. Als er versucht, einen kleinen Schritt zu machen, knickt das Bein unter seinem Gewicht weg und er fällt ebenfalls hin.

Nun steht mir nur noch einer der Angreifer gegenüber. Voller Panik blickt dieser mich an. Als er kurz zu seinen Freunden schaut, die alle am Boden liegen, einer von ihnen tot, die anderen verstümmelt, da lässt er seine Axt fallen und nimmt die Beine in die Hand. So schnell er kann, läuft er in die entgegengesetzte Richtung und sucht sein Heil in der Flucht.

Greta und Lifa blicken ihm noch einen Moment lang hinterher, dann kommen sie auf mich zugelaufen und fallen mir um den Hals.

„Du bist der Wahnsinn! Allein gegen vier Männer", schwärmt Greta.

„Zum Glück bist du gekommen. Ich will nicht wissen, was diese Männer mit uns angestellt hätten", meint Lifa ganz erleichtert.

„Ich muss zurück, die Abordnungen aus den anderen Ortschaften warten auf mich. Ich lasse euch Männer schicken, welche den Abfall hier beseitigen", sage ich. Dabei blicke ich verächtlich auf die drei am Boden liegenden Körper.

Dann drücke ich noch schnell beide an mich, gebe ihnen einen Kuss auf die Stirn und mache mich auf den Weg zurück zur Burg. Eilig laufe ich wieder in den Versammlungsraum. Die Delegationen sitzen am Tisch und haben einen Krug vor sich. Sie blicken mir etwas missmutig entgegen.

Ich suche mit den Augen Fjell und gehe direkt auf ihn zu. Dabei ziehe ich mein Felloberteil aus, weil ich darauf größere Flecken, vom Blut meiner Angreifer, entdeckt habe.

„Kannst du bitte Männer zum Hof schicken. Dort liegen ein Toter und zwei Verletzte. Den Toten sollen sie über die Klippen werfen und die beiden Verletzten in die Scheune bringen. Ich kümmere mich später darum", bitte ich ihn. „Kannst du bitte auch mein Oberteil reinigen lassen. Es ist etwas verschmutzt."

„Was ist passiert?"

„Ich erzähle dir alles später. Jetzt muss ich mich unseren Gästen widmen. Ich habe sie schon viel zu lange warten lassen. Du kommst dann zu uns?"

Ich klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter und mache mich auf den Weg zum Tisch. Ich trage nur noch mein T-Shirt, das immer noch aus einer anderen Welt stammt.

„Meine Herren, bitte entschuldigt, ich hatte noch etwas Dringendes zu erledigen."

„Du bist die Stammesführerin?"

„Seit heute."

„Eine Frau, wo gibt es denn so etwas?", sagt einer der Männer.

„Wenn es euch nicht passt, könnt ihr gerne mit Hakon reden. Der hat allerdings nichts mehr zu melden", halte ich gelassen dagegen.

Dabei drehe ich mich wieder um und mache Anstalten, als würde ich auf die Tür zugehen. Mir reicht diese frauenfeindliche Haltung. Warum muss ich ausgerechnet bei den Wikingern landen? Bei den Amazonen wäre ich wohl eher richtig gewesen, denke ich bei mir und muss schmunzeln.

„Halt, so war das nicht gemeint", wehrt der Mann ab.

Ich bleibe stehen, drehe mich um und schaue den Mann eindringlich an. Langsam gehe ich wieder auf den Tisch zu und steuere dabei den Stuhl des Stammesführers an. Langsam und ohne übertriebene Eile lasse ich mich darauf nieder.

„Wie war es dann gemeint?"

„Es ist ungewohnt, dass eine Frau einen Stamm anführt."

„Siehst du, genau das ärgert mich. Damit sagst du doch indirekt, dass du es einer Frau nicht zutraust. Schließlich gibt es keine, die es macht. Ich glaube jedoch eher, dass sich bisher keine Frau diese Mühe angetan hat, euch Männern zu zeigen, dass Frauen euch ebenbürtig sind."

„Aber ihr seid schwächer, könnt nicht so gut kämpfen und weniger hart."

„Ich habe vorhin gegen vier Männer gekämpft, einen getötet, zwei liegen unbrauchbar am Boden und der letzte ist davongelaufen, wie ein Hase. Und du willst mir sagen, Frauen haben es nicht drauf?"

„Du bist offenbar eine Ausnahme."

„Oder ihr gebt anderen Frauen einfach nicht die Chance, sich zu beweisen?"

„Lassen wir das. Wir sind aus einem anderen Grund hier", versucht er das Thema zu wechseln. „Wir würden gerne im Frühjahr mit euch segeln."

„Euch ist schon klar, dass ich diese Reise anführe und ihr damit dem Kommando einer Frau untersteht?"

„Hat nicht Hakon den letzten Raubzug angeführt?", will der Mann wissen.

„Das war Alva. Sie kennt die Routen, sie weiß, wie man segeln muss. Hakon war nur der Stammesführer und hatte auf einem der Schiffe das Sagen", ertönt die Stimme von Fjell von der Tür her.

„Echt?"

„Wenn ich es dir sage. Ohne Alva hätten wir nie im Leben so reiche Beute gemacht."

„Das mit der Beute hat sich herumgesprochen", stimmt einer der Männer zu.

„Ihr esst auch nur noch Hirsebrei?", frage ich.

„Ich kann ihn schon nicht mehr sehen. Allein die Erwähnung lässt das Grauen in mir aufsteigen."

„Dann dürfte euch die Entscheidung nicht schwerfallen", grinse ich.

„Das können wir nicht allein entscheiden", meint der Mann kleinlaut.

„Gut, kehrt nach Hause zurück. Sagt den Leuten, sie müssten unter dem Kommando einer Kriegerin segeln und kämpfen. Dafür aber winken reiche Beute und volle Bäuche", lache ich. „Lasst mich nur rechtzeitig wissen, ob ihr mitkommt. Für mich ist beides kein Problem. Wir können aber höchstens fünf fremde Schiffe mitnehmen. Also macht es unter euch aus."

„Das machen wir."

Die neun Männer erheben und verabschieden sich von mir und Fjell. Ich kann ihnen ansehen, dass sie unsicher sind und sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg machen. Ganz traue ich ihnen nicht über den Weg.

„Die wissen nicht, was tun", grinst Fjell.

„Vertrau mir, Hirsebrei ist ein sehr gutes Argument", lache ich vergnügt. Ich überspiele bewusst meine Bedenken. Es reicht, wenn sich einer von uns Gedanken macht.

„Warum hast du gesagt, dass nur fünf Schiffe uns begleiten dürfen?"

„Weil ich die Oberhand behalten will. Wir werden diesmal mit allen fünf Schiffen segeln. Es gibt inzwischen ja keinen mehr, der gegen Norden segeln möchte."

„Keine schlechte Überlegung."

„Ich möchte vermeiden, dass unterwegs sich die anderen zusammentun und uns übers Ohr hauen. Man kann schließlich nie wissen."

Kapitel 5

Mit diesen Überlegungen erhebe ich mich, um mich auf den Weg zurück zum Hof zu machen. Ich nehme noch mein Fell-Oberteil entgegen, das mir Fjell gereinigt zurückgegeben hat.

„Du hast allein gegen vier Männer gekämpft?", will er wissen.

„Es hat sich so ergeben", antworte ich schulterzuckend.

„Du hast sie ganz schön zugerichtet."

„Bei der Übermacht konnte ich keine Rücksicht nehmen."

Wir lachen und zusammen verlassen wir nun den Raum. Fjell ist mir ein treuer Begleiter geworden und ich mag ihn. Er denkt vernünftig und hat vor allem keine Vorbehalte gegen Frauen. Er ist etwa in meinem Alter und steht Veränderungen sehr aufgeschlossen gegenüber. Auch das finde ich gut.

„Willst du nun als Stammesführerin in der Burg wohnen? Das würde dir zustehen."

„Nein, ich bleibe auf dem Hof. Er ist nicht weit weg und ich habe dort Aufgaben, sowie meine Freundinnen."

Wir treten gerade durch das Tor vor die Burg, da kommen vier Frauen auf uns zu. Zwei sind schon älter, zwei sind etwas jünger. Ich habe sie noch nie gesehen. Sie müssen auf Höfen etwas weiter weg wohnen.

„Alva, dürfen wir mit dir sprechen?", meint eine von ihnen. Sie wirkt ein wenig aufgeregt.

Ich bleibe stehen und mustere die Frauen nun etwas eingehender. Sie machen ein ausgesprochen besorgtes Gesicht. Ich kann aber auch erkennen, dass sie sich schämen. Ich weiß nur noch nicht wofür.

„Was kann ich für euch tun?"

„Wir sind die Frauen jener vier Männer, die nicht mit dir gesegelt sind, weil sie nicht unter dem Kommando einer Frau stehen wollten."

„Und die mich heute angegriffen haben."

„Ja, genau diese", bestätigt eine der Frauen.

Da fällt mir etwas ein. Wo war Hakon und welche Rolle hat er bei dem Überfall auf meine Freundinnen gespielt? Deshalb wende ich mich an Fjell.

„Könntest du bitte Hakon suchen und mit ihm zum Hof kommen?"

„Ja natürlich, meine Stammesführerin", grinst er. Dann macht er sich auch sofort auf den Weg.

„Nun wieder zu euch. Wie kann ich euch helfen?"