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Ein Fotoshooting auf Sylt

Geschichte Info
Wie ich das Rauchen lernte und einen BMW erbte.
16.5k Wörter
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Mittwoch 14. August 2019, Hamburg-Eppendorf.

Ich stand auf dem Parkplatz am Tumorzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und versuchte, meinen Krankenhauskittel mit meinem in der Sommerhitze viel zu warmen Mantel zu bedecken, während ich mir die Zigarette anzündete, nach der ich mich mindestens eine Stunde lang gesehnt hatte.

Das Management möchte nicht, dass wir, die wenigen verbliebenen Raucher im Personal, "falsche Signale" senden, indem wir ausgerechnet am Tumorzentrum rauchen. Und mir ist klar, dass es schlecht aussieht, wenn eine Krankenpflegerin wie ich direkt vor dem Eingang raucht. Ich bin aber eine leidenschaftliche und total süchtige Raucherin, die nicht mal während der Schwangerschaft das Rauchen ganz lassen konnte. Obendrauf hab ich noch einen stressigen und emotional anspruchsvollen Job. Was willste da machen?

Daniel Hartwigs spektakuläres, zitronengelbes, 1970er BMW 2002 Cabrio erkannte ich sofort wieder. Als er direkt an mir vorbeifuhr, bemerkte ich das Nummernschild HH-DH 1975 und war mir dann absolut sicher. HH für Hansestadt Hamburg. DH für Daniel Hartwig. 1975 für sein Geburtsjahr. Er hatte noch das gleiche Auto und, gemessen an dem glänzenden Zustand und dem völligen Fehlen von Rost an einem fünfzigjährigen Auto, war er sehr stolz drauf.

Also. Daniel Hartwig war zurück. Ich hatte mehr als 15 Jahre drauf gewartet, ihn wiederzusehen. Er stieg aus, schloss mit einem Schlüssel ab und ging Richtung Tumorzentrum. Er war wohl jetzt um die 45. Hinter der Sonnenbrille sah er aus wie zuvor, abgesehen vom dicken Bauch und der kahlen Stelle auf dem Kopf, die er 2004 noch nicht hatte. Aber wir werden alle älter, oder? Ich sehe schließlich auch nicht mehr wie 19 aus, denke ich mal.

Diskret folgte ich Daniel Hartwig, die brennende Zigarette zwischen meinen Fingern fast vergessend. Ich nahm einen letzten tiefen Zug und bückte mich, um sie auf dem Asphalt auszudrücken. Meine Neugier auf Daniel Hartwig übertrumpfte plötzlich mein vorhin dringendes Bedürfnis zu rauchen. Ich steckte die halb gerauchte Zigarette wieder in die Schachtel, warf ein neues Kaugummi in den Mund und zog meinen Mantel aus, um mich wieder in meine professionelle Persona zurück zu verwandeln: Sara Cremers, 34, Krankenpflegerin am Tumorzentrum des UKE.

Daniel Hartwig trat durch den Eingang, durch den ich Minuten zuvor meinen Arbeitsplatz verlassen hatte, und ich folgte ihm ins Gebäude, neugierig, was er hier wollte und fasziniert von dem Gedanken, dass er mich suchte. Nach all diesen Jahren.

Donnerstag 20. Mai 2004, Hamburg-Winterhude.

Die Geschichte fing ein paar Kilometer südöstlich des Krankenhauses an, auf einer Bank am nördlichen Ende der Außenalster. Es war das Jahr meines Abis. Ich war 19 und gerade beim täglichen Jogging auf der 7,4 Kilometer langen Strecke rund um den See. Eine Verschnaufpause auf der Bank mit dem Blick aufs Wasser und die Millionärsvillen war ein fester Bestandteil meiner Morgenrutine.

Die meisten sahen in mir ein hübsches Mädchen. Ein Meter fünfundsiebzig mit langen braunen Haaren und braunen Augen. Ich habe eine... ich würde nicht sagen "dunkle Hautfarbe"... aber ich werde ganz schnell braun und habe ein Kinngrübchen, das, wie ich aus Erfahrung weiß, von vielen Männern geschätzt wird. Damals im Mai 2004 hatte ich gerade das allererste der zahlreichen Tattoos, die heute meinen Körper schmücken, bekommen. Zwei dezente Sternchen unter dem rechten Ohr.

Völlig verschwitzt, introvertiert und über meine nächste mündliche Prüfung nachdenkend, bemerkte ich den Typen mit der Kamera erst, als er sich praktisch neben mich auf die Bank setzte.

"Wasser?" fragte er und reichte mir eine ungeöffnete Flasche Gerolsteiner ohne Kohlensäure.

Ohne lange nachzudenken griff ich nach der Flasche, schraubte den Deckel ab und trank die Hälfte des eiskalten Inhalts auf einmal.

"Vielen Dank!"

Ich lächelte und warf einen Blick auf den Typen, der Ende zwanzig bis Anfang dreißig sein musste und eine große Kameratasche neben sich auf die Bank gestellt hatte. In seiner Hand hielt er eine sehr potente Nikon-Kamera.

"Ich bin übrigens der Dieter," sagte er, legte die Kamera in seinen Schoß und streckte lächelnd die rechte Hand aus.

"Ich bin Sara. Tut mir leid wegen dem Schweiß," entschuldigte ich mich und drückte dem Fotografen die Hand.

"Wohnst du hier in der Nähe, Sara?"

"Ich wohne drüben in St. Georg."

Ich zeigte nach Süden auf das Ostufer des Sees in die Richtung, in der ich mit meiner Mutter eine bescheidene Zweizimmerwohnung nördlich des Hauptbahnhofs teilte.

"Wohnst du allein?"

"Ich bin 19. Ich wohne noch bei meiner Mutter. Ich mach gerade mein Abitur."

"Du siehst aber älter aus."

Mit 19 ist es nicht unbedingt schlecht, älter auszusehen. Ich verstand es mehr oder weniger als Kompliment. Ich nahm noch einen Schluck Wasser, während Dieter fortfuhr:

"Kann ich dich fotografieren?"

"Wozu?"

"Oh... ich arbeite für eine Agentur. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Models."

"Models? Ich bin kein Model."

"Nun... Du bist jung, hübsch, sportlich. Dein Gesicht wäre genau richtig für ein Shooting, das jetzt im Juli geplant ist."

"Wirklich? Ich glaub nicht..."

"Wir würden für eine Woche nach Sylt fahren und in einem Haus am Strand wohnen. Warst du schon mal auf Sylt?"

"Ja. Einmal. Als kleines Mädchen. Ist aber nicht billig."

"Hat's dir gefallen? Der Strand, die Dünen, die Nordsee, die Promenade, die Natur, die Restaurants...?"

"Ich finde Sylt sehr schön. Und sehr teuer."

"Möchtest du nochmal hin? Es würde dir keinen Cent kosten. Du würdest 2000 Euro für das Shooting bekommen. Und dein Essen. Gutes Essen. Und du hättest viel Freizeit, um die Insel zu genießen."

"Und was soll ich dafür tun?"

"Du solltest mich einfach ein paar Fotos von dir machen lassen. Du ziehst ein paar schöne Klamotten und Schuhe an, die dir unser Kunde zur Verfügung stellt, und wir laufen rum und machen ein kleines Fotoshooting."

"Und was machst du mit den Bildern?"

"Die werden unserem Kunden gehören, der sie kommerziell nutzen wird. In Zeitschriften in ganz Europa und im Internet."

"Und wer ist dieser Kunde?"

"Das ist vertraulich."

"Ist es Porno?" fragte ich skeptisch.

Dieter lachte laut.

"Porno? Nein. Es ist eine ernste Angelegenheit. Versprochen."

"Und wer ist dabei? Beim... Shooting?"

"Ich arbeite lieber allein. Also nur ich, du und ich. Aber vor jedem Shooting kommt eine professionelle Stylistin, die sich um Haare und Make-up kümmert."

"Ich weiß nicht... ich glaube, ich muss wieder los..."

"Das sind 2000 Euro. Und eine Woche Sylt."

"Ja. Ich weiß."

"Wirst du darüber nachdenken, Sara?"

"Sicher."

"Hier ist meine Karte," sagte er und gab mir eine lila Visitenkarte mit weißen Buchstaben:

"Dieter Hamann, Werbefotograf".

Darunter eine E-Mail-Adresse, eine Handynummer und eine Adresse dicht am Rathaus in der Innenstadt.

Ich steckte seine Karte in meine Gesäßtasche.

"Ich werd's mir überlegen," sagte ich, stand auf und spürte die Schmerzen in meinen Oberschenkeln, nachdem ich zu lange auf der Bank saß.

"Sara, warte!" sagte er. "Kann ich schnell ein paar Schnappschüsse von dir machen?"

"Jetzt? Warum?"

"Nur um es unserem Kunden zu zeigen. Für den internen Gebrauch. Natürlich müssen sie dein Bild sehen, bevor sie uns den Sylt-Aufenthalt bezahlen."

"Ich bin völlig verschwitzt."

"Ja. Und deshalb können sie die Fotos nicht gebrauchen. Sie müssen nur dein hübsches Gesicht sehen. Ich bin sicher, sie werden in dir ein Starmodel sehen, genau wie ich."

"Und du versprichst mir, dass es nur für dich und deinen Kunden ist?"

"Ehrenwort!" versprach Dieter mit ernstem Gesicht.

"Okay, dann... aber ich habe nicht gesagt, dass ich mit dir nach Sylt fahre."

"Ich weiß. Aber du denkst drüber nach, oder?"

"Ich werde drüber nachdenken, ja."

"Bitte setz dich wieder hin und schau mich an. Ich mach schnell ein paar Nahaufnahmen von deinem Gesicht beim schönen Morgenlicht."

"Okay."

Ich gehorchte und ließ mich die nächsten paar Minuten von ihm ablichten. Erst viele Fotos auf der Bank und dann im Stehen, sportlich mit der Außenalster im Hintergrund.

"Ich denke, das wird reichen," beendete Dieter das Shooting. "Ich hoffe, ich hör von dir, Sara!"

"Ich denke drüber nach," wiederholte ich und reichte ihm meine leere Flasche. "Tschüss!"

Ich drehte mich um und joggte den Weg am Westufer der Außenalster entlang. Ich? Ein Model?

Montag 12. Juli 2004, Hindenburgdamm.

Ich weiß nicht, ob es meine Eitelkeit war (Ich? Ein Model?), die 2000 Euro oder der Gedanke an eine Woche Sylt, dem Top-Urlaubsziel der deutschen Elite, die mich dazu brachte, Dieter am folgenden Tag zurückzurufen.

Jedenfalls waren wir jetzt hier in Dieters gelbem BMW 2002 auf dem Autozug auf dem Damm zwischen dem Festland und der Insel Sylt. Sylt ist relativ klein und im Sommer ein schrecklich überfüllter Ort. Wenn die Leute mit ihren Autos direkt auf die Insel fahren könnten, wäre es noch schlimmer.

Als der Damm in den 1920er Jahren gebaut wurde, war Deutschland fast pleite, und Züge spielten im Vergleich zu Autos damals eine bedeutende Rolle im Transportwesen. Also haben sie keine Straße für Autos gebaut. Die relative Unzugänglichkeit verleiht Sylt als Tourismusdestination einen Hauch von Exklusivität, was sich in den Preisen widerspiegelt, um die ich mir jetzt keine Sorgen machen musste, da Dieter für alles bezahlen würde.

Der Damm ist nach Paul von Hindenburg benannt, dem Mann, der 1933 Hitlers Diktatur den Weg bereitete. Nach ihm würde man heute nichts mehr benennen. Aber er war eben Reichspräsident, als der Damm eröffnet wurde. Und jetzt bleibt es wohl beim alten Namen. Wenigstens heißt die Verbindung nicht Hitlerdamm.

Jedenfalls fuhren wir runter vom Zug und Richtung Wenningstedt, wo wir ein schönes Haus mit Reetdach in Besitz nahmen. Ich bekam ein großes Schlafzimmer im ersten Stock mit herrlichem Blick auf die Dünen, den Strand und die Nordsee.

Dieter wollte erst am Dienstagmorgen mit dem Fotografieren anfangen. Also hatte ich nach unserer Ankunft noch ein paar Stunden Zeit, um mich im Garten niederzulassen und zu relaxen. Ich schaute mir die Kleider- und Schuhkollektion an, die Dieter hinten im BMW mitgebracht hatte. Er hatte mir immer noch nicht gesagt, wer sein mysteriöser Kunde war. Vielleicht irgendeine Firma, die diese teuren Modemarken verkaufte?

Das war mir in dem Augenblick aber egal. Immerhin hatte mir Dieter 20 100-Euro-Scheine überreicht, als ich vor unserem Haus in St. Georg ins Auto stieg.

"Ich überlasse es dir, ob du es beim Finanzamt meldest," hatte er augenzwinkernd gesagt. Ich dachte noch drüber nach, als ich in Wenningstedt das Geld auf meinem Bett nachzählte.

Kurz nach sechs teilte mir Dieter mit, dass er für sieben Uhr in einem Restaurant in Westerland einen Tisch reserviert habe. Ich stand von meinem Liegestuhl auf, duschte schnell und wählte ein spektakuläres rotes Sommerkleid und ein Paar hohe, schwarze Sandaletten aus Dieters Kollektion.

Dieter zog sich einen leichten khakifarbenen Sommeranzug mit Hemd und Krawatte an. Wir fuhren Richtung Süden nach Westerland, wo Dieter an einem Fischrestaurant am Strand parkte. Der Kellner führte uns zu einem der besten Tische auf einer Außenterrasse mit Blick aufs Meer. Der Tisch war mit weißem Tischtuch, hohen Weingläsern und teurem Silberbesteck gedeckt.

Dieter und der Kellner führten eine lange Diskussion, weit über meinem damaligen Niveau, über die Weinkarte. Als unser kühler Weißwein in die Gläser kam, schmeckte er wunderbar.

Wir hatten ein komplettes Menü mit Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts und schafften es, die eine Flasche auszuleeren und eine zweite fast fertigzutrinken, während wir die atemberaubende Aussicht auf den Strand, das Meer und den Himmel genossen.

Der Kellner stellte unsere Espressos auf den Tisch und ging.

"Es gibt etwas, was ich dir nicht erzählt habe," fing Dieter an.

"Was ist das?"

Ich lächelte freundlich und ein bisschen betrunken.

"Ich weiß nicht, wie du das jetzt aufnimmst."

"Und bevor du es mir sagst, wirst du es nicht wissen."

"Nein. Offensichtlich."

"So?" Ich kicherte neugierig.

"Es ist unser Kunde... Die 2000 Euro, die ich dir heute Morgen gegeben habe, gehören jetzt dir..."

"Ja?"

"Aber der Kunde möchte etwas anderes."

"Etwas anderes? Du meinst mit jemand anderem? Werde ich jetzt gefeuert?"

"Nein. Überhaupt nicht. Unser Kunde mag dein Gesicht. Sehr sogar."

"Und was möchte der Kunde?"

"Nun, er möchte..., dass du... rauchst."

"Dass ich rauche? Was meinst du?"

"Auf den Fotos. Er möchte, dass du auf den Fotos rauchst. Und damit meine ich Zigaretten. Völlig legal. Du musst nicht kiffen oder so."

"Aber ich rauche nicht. Ich habe noch nie geraucht."

"Stimmt. Du scheinst eine gesunde, sportliche Nichtraucherin zu sein."

Ich lächelte:

"Würd ich auch so sagen."

"Das müssen wir aber ändern, falls du hier mitmachen willst."

"Dein Kunde will mich zum Rauchen zwingen?"

"Sara, niemand zwingt dich. Wenn du diese Chance nicht nutzen willst, sag es mir einfach, und wir fahren morgen früh nach Hamburg. Und deine 2000 Euro behältst du natürlich."

"Morgen früh? Aber wir wollten morgen mit dem Shooting anfangen..."

"Ja. Aber unser Kunde wird kein einziges Bild von dir kaufen, worauf du nicht rauchst. Ich hatte heute Nachmittag ein längeres Gespräch mit ihm, und seine Position ist, dass er keine Bilder von dir ohne eine Zigarette sehen möchte. "

"Aber warum?"

"Ich weiß es nicht. Vielleicht findet er Rauchen irgendwie glamourös."

"Ich finde Rauchen stinkig und tödlich. Meine Tante ist übrigens an Lungenkrebs gestorben."

"Tut mir leid wegen deiner Tante. Und ich behaupte nicht, dass Rauchen gesund ist. Ich sage dir nur, dass unser Kunde nur Bilder haben möchte, wo du rauchst. Und er ist bereit, dafür weitere 2000 Euro zu bezahlen, zusätzlich zu den 2000, die ich dir heute Morgen gegeben habe, wenn du diese Woche lernst überzeugend zu rauchen und auf den Fotos wie eine echte Raucherin aussiehst."

"Kann ich nicht einfach mit einer Zigarette posieren? Muss ich sie unbedingt rauchen?"

"Ich fürchte schon. Du musst inhalieren. Es muss überzeugend sein. Du musst so aussehen, als ob du gern rauchst. Und er möchte Videos -- nicht nur Fotos."

"Und er zahlt mir noch 2000 Euro?"

"Ja. Wenn wir fertig sind. Ich bin beauftragt, dir jetzt 500 Euro in bar zu zahlen, wenn du dich bereit erklärst, mit dem Rauchen anzufangen. Die restlichen 1500 Euro erhältst du dann Ende der Woche, falls die Fotos unserem Kunden befriedigen."

Dieter kramte in der Tasche seiner Anzugjacke und holte fünf grüne 100-Euro-Scheine, eine hellblaue Schachtel Camel-Zigaretten und ein Plastikfeuerzeug hervor.

"Jetzt?" fragte ich überrascht. "Du willst, dass ich sofort mit Rauchen anfange?"

"Nun, Sara, ich will dich nicht unter Druck setzen. Aber dein Gesicht gefällt mir sehr. Und unserem Kunden auch. Ich finde dich extrem fotogen, und ich würde ungern unserem Kunden sagen müssen, dass wir das hübsche neue Gesicht, das ich entdeckt habe, doch nicht gebrauchen können. In dir steckt so viel Potenzial. Wenn du morgen früh überzeugend rauchen möchtest, ist es bestimmt nicht zu früh zu üben. Und du hättest gern die extra 2000, stimmt's?"

Ich sah mir das Geld und die Zigaretten auf dem Tisch an.

"Also darf ich die 500 behalten, auch wenn ich nicht überzeugend rauchen kann?"

"Absolut. Du kannst sie dort in deine kleine Handtasche stecken, sobald du dir deine erste Zigarette angesteckt hast."

Ich hielt die Scheine zwischen den Fingern und rieb sie aneinander, während ich über das Angebot nachdachte und es mit der Perspektive verglich, morgen früh nach Hamburg zurückzumüssen. Dann traf ich eine schnelle Entscheidung, legte die Scheine hin, schnappte mir die Camel-Schachtel und klappte den Deckel auf.

Dieter lächelte und hielt das Geld mit der Hand fest.

Bevor ich es geschafft hatte, eine Zigarette aus der Schachtel zu nehmen, stellte mir der äußerst aufmerksame Kellner einen Aschenbecher hin. Nervös lächelte ich dem Kellner zu und holte eine Zigarette heraus. Ich hielt sie in der rechten Hand und streckte Dieter mit der Linken die Schachtel entgegen.

"Möchtest du auch eine?"

"Nein danke. Ich bin Nichtraucher," erwiderte Dieter mit ernstem Gesicht.

"Oh. Ich hoffe, mein Qualm stört dich dann nicht?" fragte ich sarkastisch.

"Überhaupt nicht."

Dieter zündete das Feuerzeug an und hielt mir die Flamme vor dem Mund. Ich nahm den gelb-bräunlichen Filter zwischen meine Lippen und bekam für meine allererste Zigarette Feuer. Vorsichtig sog ich ein wenig Rauch ein und atmete ihn sofort wieder aus, um den Hustenreiz zu unterdrücken. Der bittere chemische Geschmack war jetzt überall in meinem Mund.

"Kann ich noch etwas Wein haben?" fragte ich und hielt ihm mein Glas mit der Hand hin, in der ich die Zigarette nicht hielt.

"Absolut!"

Dieter leerte die Flasche in mein Glas. Ich nahm den teuren Wein in den Mund und gurgelte, um den hässlichen Geschmack loszuwerden. Leider vergebens. Auch als ich den Wein geschluckt hatte, blieb der eklige Geschmack von Zigarettenrauch in meinem Mund.

"Und ich kann die 500 Euro jetzt nehmen?" fragte ich und ließ meine brennende Zigarette im Aschenbecher weiterqualmen.

"Bitte!"

Dieter hob die Hand von den Scheinen, und ich beeilte mich, sie zu packen, bevor die leichte Meerbrise sie davontrug. Dieter lächelte über meinen plötzlichen Eifer wegen des Geldes.

Ich faltete die fünf Scheine zusammen und stopfte sie in meine Handtasche.

"Ich glaube ich muss wieder rauchen. So'ne Zigarette raucht sich ja nicht von selbst."

Ich griff nach der Zigarette, nahm sie zwischen die Finger und betrachtete die Glut.

"Da irrst du dich, Sara. Sie raucht sich von selbst, wenn du es nicht tust. Aber dabei lernst du ja nicht zu rauchen."

"Stimmt!"

Ich nahm einen weiteren Zug und blies den Rauch sofort aus.

"Du solltest unbedingt lernen auf Lunge zu rauchen. Ich glaube nicht, dass unser Kunde jetzt zufrieden wäre. Du siehst nicht gerade aus wie eine echte Raucherin."

"Ich weiß. Ich bin auch keine. Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt kann. Auf Lunge rauchen."

"Millionen von deutschen Rauchern können das. Ich denke, wenn du dir genug Mühe gibst, wirst du's lernen. Du möchtest doch das Geld, oder?"

"Ja."

Ich nahm einen dritten kurzen Zug von der Zigarette, die bereits etwa ein Drittel kürzer war, was mich ermutigte. Aber ich wusste ja, dass noch 19 Stück in der Schachtel waren.

"Du musst sie auf Lunge rauchen," wiederholte Dieter.

Ich musste den Rauch hustend ausstoßen, bevor ich antworten konnte.

"Und was genau ist das? Wie mache ich das?"

"Als Nichtraucher bin ich nicht der Richtige, um es dir zu sagen. Aber ich denke, es geht darum, den Rauch runter in die Lunge zu ziehen. Also solltest du wahrscheinlich etwas Rauch in den Mund nehmen, kurz warten und dann tief einatmen, damit der Rauch in die Lunge kommt."

Ich nahm meinen vierten Zug, zog etwas Rauch ein, zählte im Kopf bis drei und atmete dann tief ein. Mein ganzes System schien zu ersticken. Es brannte in meiner Brust. Wasser trat mir in die Augen, als ich den Rauch hustend ausstieß.

Dieter bat den aufmerksamen Kellner um ein Glas Wasser, das innerhalb von Sekunden da war. Ich trank die Hälfte und konzentrierte mich gewissenhaft auf meine Rauchtechnik.

Mein fünfter Zug an einer Zigarette erwies sich insofern als erfolgreich, dass ich es schaffte, den Rauch in meine Lungen einzuatmen, und ihn ohne zu husten wieder auszuatmen.

"Na, siehste?" kommentierte Dieter.

"Glaubst du, ich kann deinen Kunden jetzt zufriedenstellen?"

"Nun, Sara... Du bist noch nicht soweit. Aber ich denke, wir können morgen mit dem Shooting anfangen."