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Ein Schelm, der Böses dabei denkt

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Bevor noch jemand etwas dazu sagen konnte, ging das Telephon und Mae nahm ab. Nach wenigen Sekunden gab sie Gudrun den Hörer:

"Für dich!"

Wir hörten mit, was Gudrun sprach:

"Das ist ja schön, daß du dich wieder mal meldest." "Nein, morgen abend paßt nicht so gut, wann hast du denn sonst Zeit?" "Morgen um eins -- da haben wir ja eigentlich noch nicht auf -- aber weil du's bist, morgen paßt es, ich kann schon um eins kommen. Du kommst in der Mittagspause -- lass das nicht deinen Chef merken -- und läute bitte viermal, sonst mach ich nicht auf! Also machs gut bis morgen!"

Es war nicht zu glauben, aber so war es: Gudruns frohe Stimme klang echt, so wie wir sie seit Jahren nicht mehr erlebt hatten.

"Das war Tommy", erklärte uns Gudrun, "ein Stammkunde von uns, der war einen Monat im Ausland, schön, daß er wieder kommt, der erzählt sicher auch manches Interessante."

"Und um auf deine Fragen zurückzukommen", fuhr Gudrun fort, "das Geld von hier hilft mir riesig, in den sechs Wochen, seit ich das mache, hab ich schon mehrere tausend Mark verdient und bin mit meinen Raten vier Monate früher fertig."

"Und mit diesem Job, wenn du nicht inzwischen was Besseres findest", ergänzte Mae lachend.

"Und es ist auch interessant", sagte Gudrun weiter, "viele Kunden kommen ja nicht -- oder nicht nur -- für das, was ihr denkt. Viele wollen einfach nur reden -- mit einer Frau reden, die ihnen zuhört. Zum Beispiel der Georg von vorhin, der hat Schwierigkeiten mit seiner Frau, und ich glaub, ich kann ihm mit meinen Erfahrungen ein bißchen helfen, mit ihr wieder zu Rande zu kommen. Heute sagte er, es ginge wieder besser, und -- na ja -- das hat ihn heute zum ersten Mal seit Wochen wieder zu was angeregt. Solche Kunden haben wir mehrere. -- So, jetzt möchte ich aber nach Hause -- es war ein langer Tag."

"Darf ich euch alle noch zu einer Pizza einladen?", fragte Fredi, der Maes Gesellschaft noch etwas genießen wollte.

"Du darfst", sagte Mae erfreut, und auch Gudrun und ich ließen uns dazu breitschlagen.

In der Pizzeria mußte ich noch ein Argument gegen Gudruns und Maes Liebesdienste loswerden:

"Was ihr da macht, ihr beiden Hübschen, das schmälert doch ganz gewaltig eure Chancen, wieder einen richtigen Partner zu finden."

"Also, liebe Melanie", antwortete Gudrun, "erstens hast du in all den Jahren seit deiner Scheidung auch ohne solchen Job keinen passenden Partner gefunden -- vielleicht hast du auch nicht danach gesucht --, zweitens hast du ja keine Ahnung, denn drittens hab ich in den Wochen in diesem Job schon drei Heiratsanträge bekommen, allerdings kam das alles nicht in Frage -- Mae übrigens auch zwei -- und viertens, was glaubst du, sind wir schon zu manchen Festen und Ähnlichem gegangen und haben Ausschau gehalten, uns mit manchem flotten Herrn unterhalten, wir haben uns auch schon von hoffnungsvollen Typen abschleppen lassen, aber es war bisher noch nie etwas für mehr als einen Abend --"

"-- und einmal für eine Nacht --", fuhr Mae lachend dazwischen.

"Na ja", winkte Gudrun ab, "schweigen wir von was anderem. -- Natürlich sind wir aber auch romantisch und hoffen auf einen Prinzen, der uns als Prinzessin in sein Schloß führt -- noch haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben -- nicht wahr, Mae?"

"So ist es", lachte Mae, "und irgendwie empfinde ich auch unser Nuttendasein -- seien wir doch ehrlich -- auch als eine Schule fürs Leben."

So konnte man es natürlich auch sehen. Und da ich merkte, daß Gudrun -- jedenfalls im Augenblick -- nicht von ihrem Abendjob abzubringen war, drängte ich zum Aufbruch, verfrachtete die Belegschaft in mein Auto, fuhr zuerst Mae nach Hause, sie rief zum Abschied Fredi noch ein "Bis morgen!?" zu, dann setzte ich Gudrun und Fredi zu Hause ab und begab mich bei mir sogleich zur Nachtruhe.

Am nächsten Tag in der Schule ertappte ich mich dabei, daß ich gegen ein Uhr auf die Uhr schielte und dachte: "Jetzt empfängt deine Cousine den Tommy", und abends mußte ich denken: "Jetzt vergnügt sich dein Vetter mit der Mae, und seine Schwester hört vom Nebenzimmer mit." Ich mußte auch denken, wieviel Frauen Fredi wohl schon gehabt hatte, und vor allen, wieviel, nachdem er mich gehabt hatte. "Aber, Melanie", sprach ich zu mir selbst, "Gudrun ist offenbar jetzt glücklicher als in den letzten Jahren mit ihrem Ex, und was Fredi und seine Weibergeschichten betrifft: Du hast doch nach ihm auch die verschiedensten Liebhaber gehabt, Männern gesteht man doch so was im Allgemeinen zu, Frauen weniger, aber du hast trotzdem -- also, was hast du mit Fredi, warum soll er nicht --, es ist schließlich in seiner Branche ein solider Schuppen."

Ich rief dann Trudi an, und wir besprachen das Problem Gudrun des langen und des breiten am Telephon. Trudi fand es auch furchtbar, daß eine intelligente Frau wie Gudrun es glaubt, nötig zu haben, sich ihr Geld in der Horizontalen zu verdienen, und wir beschlossen, gemeinsam mit Gudrun zu reden. Wir luden sie ein paarmal Sonntags zum Kaffee ein, aber sie blieb stur, so stur, wie sie viel zu lange an ihrer Ehe mit Gustav festgehalten hatte. Allerdings fand auch Trudi, daß Gudrun jetzt viel gelöster war als in der letzten Zeit, und sie fragte sie direkt:

"Sag mal, Gudrun, mal ganz ehrlich: Du nimmst doch keine Drogen?"

"Quatsch! Wie kommt ihr dadrauf? Ich und Drogen! Ihr habt wohl vergessen, daß ich mich in meiner Gemeinde um Drogenabhängige kümmere -- gekümmert habe -- das kommt jetzt leider etwas zu kurz. Nein: Ich rauche jetzt sogar viel weniger als früher."

Das war mir allerdings auch schon positiv aufgefallen. Was sollte man also mit Gudrun machen, der ihre neue Tätigkeit offenbar sogar Spaß machte und ihr außerdem einen Batzen Geld einbrachte?

Ich redete auch mit Tante Klara, mit der ich immer ein offenes Wort führen konnte. Als ich bei einem Kaffee das Gespräch auf Gudrun brachte, kamen Tante Klara die Tränen, und sie sagte mit stockender Stimme:

"Ich glaube, ich bin Schuld an dem Schlamassel."

"Wieso das, Tante Klara?"

"Ich hab ihr was gebeichtet, und das muß ich nun wohl auch dir beichten -- aber du darfst das niemand weitersagen, auch nicht Onkel Fritz da oben, Gott hab ihn selig, der weiß nichts davon, und auch nicht meiner lieben Schwester, die würde tot umfallen. Also: Du kennst ja meine Eltern -- ach so, du hast sie ja gar nicht mehr kennengelernt -- also die waren so stockkonservativ, die meinten, ich als Mädchen brauche nicht zu studieren, das sei nur was für junge Männer. Dabei wußten sie, daß ich schon als kleines Mädchen Ärztin werden wollte. Und das wußte auch unser Hausarzt und hat mir, als ich in der letzten Klasse im Lyzeum war, Medizinbücher zu lesen gegeben; ich wußte schon über die Anatomie Bescheid, auch praktisch -- doch davon später. Also: Meine Eltern verboten mir das Studium, da bin ich bei ihnen aus- und bei meiner Lateinlehrerin zur Untermiete eingezogen und hab allen gesagt, ich verdien mir das Studium mit Hafenarbeiten. Dabei ging ich zu Madame Krause, die hatte in Eimsbüttel ein Etablissement, von dem ich wußte, und ich dachte, das sei leicht verdientes Geld, etwas die Beine breit machen. Dazu muß man sagen: Ich war damals schon aufgestochen -- so sagten wir in unserer Clique damals -- ja, ja, auch damals tat sich schon manches vor dem Abitur -- na, jedenfalls, Madame Krause nahm mich an, gab mir ein paar Verhaltensregeln, und abends hatte ich dann meine ersten Freier. Es war fürchterlich, ein besoffener Seemann und ein noch besoffenerer Beamter, der seinen nicht hochkriegte und mich daraufhin als ,dreckige Nutte` beschimpfte. Ich hab Madame Krause noch am selben Abend gekündigt und dann doch im Hafen Kisten und Säcke geschleppt."

Als Tante Klara eine Pause machte, fragte ich dazwischen:

"Aber du bist dann ja doch nicht Ärztin geworden."

"Ja, min Deern, so war das damals mit uns Frauen: Ich hab Onkel Fritz kennengelernt und bald geheiratet, und dann war ich Hausfrau. Nur im Krieg, da durfte ich unserem damaligen Arzt helfen, obwohl ich keine Approbation hatte. Ich hab ja immerhin alle Semester studiert."

"Und was hat das nun mit Gudrun zu tun?"

"Ich hab ihr das nur erzählt -- und ich hatte das bis dahin noch niemand erzählt, auch meiner besten Freundin nicht --, um zu zeigen, wie schrecklich das sein kann in dem Job, aber sie hat das wohl so aufgefaßt: ,Wenn das sogar die Tante Klara kann, um ihr Studium zu finanzieren, dann kann ich das auch.` Und außerdem wollte sie partout nichts von meiner Pension annehmen. ,Ich kann die doch nichts von deiner kleinen Rente abzwacken, Tante Klara!` Dabei hat sie wieder mal Rente und Pension verwechselt, und außerdem ist meine Pension geradezu bombig -- Onkel Fritz hat ja gut verdient."

Ich umarmte meine Tante innig, dankte ihr für ihre Offenheit, und wir beschlossen, weiterhin darüber nachzudenken, wie wir Gudrun helfen könnten -- so helfen, daß sie die Hilfe auch annähme -- "oder wir finden ihr einen lieben Freund".

Es kamen der Jahreswechsel mit seinen Feiertagen und Familientreffen. Die geschiedene und unsittlich tätige Gudrun wurde von niemandem eingeladen außer von mir -- mit Grüßen von Tante Klara, die seit Jahren Weihnachten und Silvester auf eigenen Wunsch allein zu Hause blieb und dann am Neujahrstag gut gelaunt und mit großem Appetit zum traditionellen Familienessen kam. Ich lud also Gudrum zum Heiligen Abend schon zum Mittagessen zu mir ein, wir tauschten unsere Geschenke aus, am frühen Nachmittag fuhr ich zu meiner Mutter, wo wir mit ihr und meinen Brüdern feierten. Währenddessen blieb Gudrun bei mir, las und sah fern, ich verabschiedete mich zeitig von meiner Mutter, und ich verbrachte noch einen schönen Abend mit Gudrun, ohne weiter auf sie einzureden.

Gudrun blieb bis zum zweiten Weihnachtstag bei mir, wir machten Spaziergänge, bekamen noch Karten fürs Schauspielhaus, wo wir eine gelungene Aufführung von Ödön von Horvaths "Zur schönen Aussicht" genossen.

An den Werkeltagen zwischen den Festen arbeitete Gudrun wieder, auch mit Mae, und am Silvestertag hielt ich es wie am Heiligen Abend, das heißt, ich verabschiedete mich gegen 21 Uhr von meiner Mutter und meinen Brüdern und feierte den eigentlichen Jahreswechsel mit Gudrun. Dazu schenkte ich ihr ein ausführliches Telephongespräch mit Fredi in Amerika -- dabei vergaßen wir blöden Gänse den Zeitunterschied und erwischten Fredi und Heidemarie beim Zubereiten des Silvester-Festessens.

Nachdem wir um Mitternacht die Silvesterknallerei von meinem Balkon genossen und eine Flasche Sekt geleert hatten, waren wir high, und mir kam eine Idee:

"Gudrun, wollen wir nicht morgen Abend zum Neujahrstanz ins Winterhuder Fährhaus gehen?"

"Ich weiß nicht -- sind wir nicht zu alt für so was?"

"Was ist denn jetzt mit dir los? Zu alt? Das ist doch da nichts für die ganz jungen Leute! Also, was meinst du?"

"Haben wir denn was anzuziehen? Was zieht man denn zu so was an?"

"Ich würde sagen: festlich seriös oder festlich etwas sexy."

"Festlich sexy: da hätte ich was. Und gehst du sexy seriös -- ich meine festlich seriös?"

"Du hast ganz recht: festlich sexy seriös! Ich hab da ein Abendkleid, ein kleines Schwarzes, das hab ich seit Jahren nicht mehr angehabt, ich weiß gar nicht, ob mir das noch paßt, ich hab ja doch auch ein bißchen zugenommen -- und es ist doch recht klein, das heißt kurz --"

"Zeig doch mal, komm, wir probieren es an!"

"Das ist nicht so einfach, das hängt nämlich in einem Schrank auf dem Boden -- ich hab ja gesagt, das hab ich nie mehr angehabt und dann weggehängt, weil ich dachte, das wäre nichts mehr für mich --"

"Red nicht so einen Unsinn -- komm, gehen wir auf den Boden!"

"So kenn ich dich ja gar nicht, Gudrun, und schon gar nicht, wenn es um sexy Kleider geht."

"Ja, seit ich den Gustav los bin, ist alles anders. Bei dem mußte ich mich ja wie im vergangenen Jahrhundert anziehen, oder genauer gesagt, wie seine Mutter. -- Also komm!"

Ich nahm also die Bodenschlüssel, und wir begaben uns auf diesen Abenteuertrip. Der Boden war ja schummerig beleuchtet, aber vielleicht würde die Polizei kommen, von den Bewohnern des obersten Stockwerks gerufen, wenn da oben nachts um zwei jemand rumturnt.

Ich fand das Kleid, hielt es mir vor den Bauch, Gudrun war begeistert, und wir fanden beide, daß es mir wahrscheinlich passen würde. Zurück in der Wohnung probierte ich es richtig an, und siehe: Es paßte noch, knapp, aber es ging. Ich würde wegen des tiefen Ausschnitts nur einen Halb-BH tragen können, und es bedeckte meine Schenkel im Stehen zu fünfundsiebzig, im Sitzen zu fünfundvierzig Prozent -- wir fanden, daß sei züchtig genug für den Zweck.

"Aber wir rufen doch auch Mae", sagte Gudrun fragend.

"Na klar, daß ich das vegessen hab! Und Trudi!"

"Auch klar! Ich ruf dann mal Mae an -- hoffentlich sind die noch nicht schlafen gegangen."

Das waren sie nicht, und Mae war hell begeistert von dem Vorschlag. Trudi aber wollte den Neujahrstag mit ihrem Freund verbringen.

Wir tranken noch ein Glas Wein, alberten rum und malten uns aus, wer wohl auf uns "alte Weibsen" anbeißen würde.

Am nächsten Morgen fuhr Gudrun nach dem Frühstück nach Hause, um auch ihren Fummel zu richten, und ich zog, als es soweit war, mein kleines Schwarzes an und fuhr zu meiner Mutter zum Nachmittagskaffee.

"Was hast du denn da an, das kannst du doch nicht mehr anziehen! Da warst du doch ein kleines Mädchen, als du das anhattest, und auch da war es viel zu kurz."

"Mama, damit hatte ich in der Oper noch eines der längeren Kleider -- das hab ich dir doch schon zigmal gesagt -- und als ich das gekauft hab, da war ich kein kleines Mädchen mehr, da war ich fünfundzwanzig und längst verheiratet, und jetzt bin ich auch erst zehn Jahre älter."

"Elf", korrigierte meine Mutter. Da hatte sie recht. Aber vielleicht hatte ich das Kleid doch erst mit sechsundzwanzig gekauft -- so genau wußte ich das auch nicht mehr.

"Und wo willst du nachhher hingehn?", fragte meine Mutter weiter.

"Zum Tanzen ins Winterhuder Fährhaus -- mit Trudi", log ich halb. Gudrun durfte in Gegenwart meiner Mutter nicht mehr erwähnt werden.

"Warst du mit der auch zu Silvester?"

"Ja, Mama."

Wir redeten diesmal nicht viel miteinander, und irgendwann sagte Mama pikiert:

"Du denkst ja nur an deinen Tanz -- wann fängt der denn an?"

"Um fünf, glaub ich."

"Dann mußt du ja schon los -- sei bloß vorsichtig, mit wem du da wieder anbandelst."

"Bin ich doch immer -- sonst wärst du doch schon längst Großmutter -- auch von mir."

"Ach, Kind, mußt du immer so mit Männern --"

"Wär es dir lieber, ich würde mit Frauen --?

"Um Gottes Willen!"

"Aber Mama, du bist wirklich aus dem letzten Jahrhundert. Lass dir doch mal von deiner Freundin, Frau Dr. Brandenburg, erklären, daß es nicht gar so schlimm ist, Männer mit Männern und Frauen mit Frauen. So, ich muß jetzt aber los!"

Ich mußte zwar nicht gerade, aber ich wollte, und so fuhr ich schnell zu Gudrun. Sie war schon reisefertig, und ich war überwältigt von ihrem Kleid: aus grünem glänzenden Stoff, oben zwar höher geschlossen als meines, unten aber vielfach geschlitzt, so daß man bei jeder Bewegung -- und wohl gerade auch beim Tanzen -- die erregendsten Anblicke hatte. Wenn sie stand, konnte man denken, sie hätte ein langes Kleid an, wenn sie aber einen Fuß vorsetzte -- dann würde es wohl um manchen Männerverstand geschehen sein.

Dann fuhren wir zu Mae, um sie abzuholen, und auch sie war hinreißend gekleidet: Ein hellbeiges nicht zu knappes Top und einen tief angesetzten langen schwarzen Rock, "nur" an der Seite, dort allerdings hoch, geschlitzt, die Partie um den Nabel frei, so daß die erhofften Tanzpartner bei der klassischen Tanzhaltung ihre Rechte auf Maes Haut hatten. Maes liberale Mutter beglückwünschte uns zu unserer Garderobe und wünschte uns einen schönen Abend, ihr Sohn, der wohl schon einiges vom Leben wußte, sagte zum Abschied zu seiner Mutter:

"Mami, bringst du uns nicht einen neuen Papa mit?"

"Ich werd mein Bestes tun", antwortete Mae lachend und gab ihrem Jungen einen herzlichen Kuß.

Wir drei Grazien fuhren in meinem Auto zum Winterhuder Fährhaus, wo ich es die Nacht über stehen lassen und von wo ich es am nächsten, noch freien Tag abholen wollte.

Als wir den Saal betraten, ging ein Raunen durch denselben -- allerdings wohl nicht unseretwegen, sondern wegen eines Pärchens, das unmittelbar nach uns kam und wo die Dame ihre langen schlanken Beine nun schon in -- fast -- ganzer Länge zeigte.

Wir sagten dem Kellner auf seine Frage, daß wir drei zusammen bleiben wollten, und wurden an einen noch freien mittelgroßen Tisch plaziert, an dem noch Platz für zwei, bei engerem Zusammenrücken auch drei weitere Gäste war.

Wir hatten kaum unser Glas Sekt, das wir uns gegönnt hatten, ausgetrunken, als sich schon drei Kavaliere zu uns fanden, die wir, da sie einen passablen Eindruck machten, einluden, an unserem Tisch Platz zu nehmen. Wir stellten einander vor, mit Vornamen und "Sie", und wurden schon gleich zum nächsten Musikstück von diesen Herren zum Tanz aufgefordert. Das war nun nicht so doll, jedenfalls mein Tänzer Toni kam kaum mit dem Tempo des langsamen Foxtrotts mit, so daß ich die Führung übernahm, damit sich auch Toni mit Anstand über die Tanzfläche schwingen konnte.

"Du kannst aber gut tanzen, du warst wohl in einer guten Schule?!", flüsterte er mir zu, und seine rechte Hand glitt etwas powärts.

Ich unterließ es in dieser Atmosphäre, auf dem "Sie" zu bestehen, sagte nur: "Auf einer sehr guten!", und dachte dabei an Rolf; aber das sagte ich Toni natürlich nicht. Allerdings bestand ich auf korrekter Tanzhaltung und sagte trocken: "Bei einem so klassischen Tanz gehört die rechte Hand auf den Rücken", worauf Toni seine Rechte zwei Millimeter höher nahm.

Obwohl diese Tanzserie noch nicht zu Ende war, mußte sich Toni erst einmal verschnaufen, und wir nahmen wieder an unserem Tisch Platz, wo wir zunächst einmal allein waren. Toni goß uns aus der inzwischen gekommenen Karaffe Wein ein und begann alsbald mit schmierigen Komplimenten bezüglich meiner Figur, wobei er besonders auf meine "himmlischen Beine" und meinen "dianagleichen Busen" abhob. Es begann also, "gemischt" zu werden, und ich werde nie erfahren, warum er sich auf Diana und nicht auf, sagen wir, Minerva oder noch besser auf Venus bezog. Auch Gudruns und Maes Kavaliere hielten nicht lange durch und kamen bald ebenfalls wieder an den Tisch. Es begann ein allgemeines Zuprosten und allgemeines Duzen; keiner der Herren war dazu formell eingeladen worden.

"Ich glaub, ich muß mich mal schnell etwas frisch machen", sagte ich, und die anderen beiden verstanden meinen Wink, murmelten etwas ähnliches, und wir beratschlagten in der Damentoilette.

"Das sind doch wirklich komische Typen", begann ich und erzählte von meinen Erlebnissen mit Toni.

"Meiner hatte natürlich immer seine Hand auf meiner Haut --", sagte Mae.

"Das geht bei deiner Aufmachung aber kaum anders", warf ich ein.

"Natürlich nicht -- aber es geht anders, als daß er mit seiner Hand immer nach oben fingert, ob ich einen BH anhab."

"Und hast du?", fragte Gudrun überflüssigerweise.

"Natürlich hab ich, es ginge zur Not auch ohne, aber dann schlabbert doch alles rum."

"Ich sage", sagte ich, "wir geben denen noch eine Chance, und wenn sie sich weiter danebenbenehmen, hauen wir hier ab. Mae, du sagst, du mußt dich noch um deinen Jungen kümmern, und ich schließe mich dem an und erfinde eine Tochter."

"Und was machen wir dann?", fragte Gudrun.

"Wir werden schon was finden. Zur allergrößten Not sehen wir zu Hause einen Porno. -- Also auf ins letzte Gefecht!"

Wir setzten uns zu unseren schon sehnsüchtig wartenden Kavalieren. Wir talkten small, alberten rum und tanzten; die Stimmung stieg, einige Hemmungen fielen, das heißt, die Tanzhaltung wurde allmählich gewagter, und beim Gestikulieren am Tisch verirrte sich manche Hand an Busen und Knie und wohl auch noch woandershin. Es blieb im Rahmen des schwer Erträglichen, aber als Toni mir beim Tanzen ins Ohr flüsterte: