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Ein unerwarteter Segeltörn Teil 01

Geschichte Info
Ein Segeltörn entpuppt sich als eine Ménage-à-trois.
28.1k Wörter
4.7
46.3k
32

Teil 1 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 06/11/2023
Erstellt 09/09/2022
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Vorwort

Dies ist meine zweite längere Geschichte. Wer auf ein schnelles Abenteuer aus ist, wird hier enttäuscht. Wie im wahren Leben, entwickelt sich die Geschichte nach und nach.

Die Geschichte ist fertig geschrieben und wird in vier Teilen hier veröffentlicht.

Ich danke allen, die sich die Zeit nehmen wollen, meine neue Geschichte zu lesen. Besonders freue ich mich über konstruktive Kritik.

Mein besonderer Dank geht an Jochen und Michael, die sich die Zeit nehmen, diesen Text gegenzulesen.

Alle Personen sind über achtzehn.

Tag 1 - Start in Lemmer

Helena griff Thomas an den Po. Sie griff sehr beherzt zu und für ihn kam das völlig überraschend. Keiner ahnte in diesem Moment, dass dies zu einem Schlüsselerlebnis für alle Beteiligten werden sollte.

Frühmorgens an diesem Tag, einem Samstag Mitte Juli, hatte Thomas sich von seinen Eltern verabschiedet. Deren Nachbar Klaus-Peter hatte ihn zu einem Segeltörn auf seiner Yacht nach England eingeladen. Mit von der Partie waren Melanie und Helena, Klaus-Peters Töchter. Zusammen waren sie nach Lemmer, am IJsselmeer gefahren, um dort an Bord der Kassiopeia zu gehen.

Sie luden ihr Gepäck und die Vorräte aus und brachten sie an Bord. Bei dem Boot handelte es sich um eine Segelyacht vom Typ ‚Vindö 40'. Sie war in klassischer Form mit weißem Rumpf und einem schönen, liebevoll gepflegten Holzaufbau vor vielen Jahren in Schweden gebaut worden. Das Bootsdeck war mit Teakholz gedeckt und der flache, weiß lackierte Decksaufbau hatte auf beiden Längsseiten kleine Fenster, die Licht ins Bootsinnere ließen. Eine Decksreling aus Holz an den äußeren, oberen Seiten des Aufbaus gab zusätzlichen Halt, wenn man aufs Vorderdeck gelangen wollte. Auf diesem befand sich mittig ein Decksluk mit einer Scheibe, so dass in die darunter liegende Bugkajüte Licht fallen konnte. Der Decksaufbau schloss vorne mit dem einzigen Mast des Bootes ab. An ihm waren eine Reihe Beschläge für die Segel angebracht. Im achterlichen Teil des Boots befand sich die Plicht mit dem Steuerrad. Hinter dem Rad und an den beiden Seiten befand sich jeweils eine hölzerne Sitzbank. Im vorderen Bereich der Plicht war der Niedergang zum Bootsinneren. Ein Schiebeluk befand sich oberhalb dieser Treppe, und zur Plicht hin war eine zweiflüglige Tür angebracht, mit der das Boot verschlossen werden konnte.

„Komm mit, ich zeige dir das Boot!", forderte Klaus-Peter Thomas auf und stieg den Niedergang hinunter.

Auf dem Weg hinunter sagte er: „Pass mit dem Kopf auf, wenn das Luk nicht vollständig aufgeschoben ist."

Thomas folgte ihm die hölzerne Treppe hinab.

Klaus-Peter setze fort: „Hier auf der Backbordseite ist die Pantry. Später zeige ich dir, wie der Spiritusherd funktioniert. Gegenüber auf Steuerbord, ist der Navigationsplatz mit Karte, Funkgerät und so. Weiter achtern ist eine Hundekoje, ..."

„... oder auch deine Dackelgarage genannt", mischte sich Melanie spöttisch von oben ein.

„Ja ... ha, Meli!", rief Klaus-Peter lachend zurück und fuhr mit seinem Rundgang fort: „Also, diese Koje hier Steuerbord Achtern, das ist meine. Hier weiter vorne, im Anschluss an den Navi-Platz ...", und er ging weiter in den Salon, „diesen Tisch werden wir später absenken und mit den Rückenpolstern ergibt das deinen Schlafplatz. Gegenüber auf der Backbordseite ist der Tisch, den wir zum Essen nutzen werden, wenn es draußen zu ungemütlich ist. Und hier weiter auf dieser Seite ist hinter der Tür das WC. Bitte es für das große Geschäft nur auf See benutzen. Im Hafen immer auf die Toiletten an Land gehen. Weißt du, wie ein Pump-WC funktioniert?"

„Ja, ich habe schon einmal einen Törn auf der Ostsee gemacht", antwortete Thomas.

„Gut, dann muss ich dir das nicht mehr erklären. -- Gegenüber, hinter der Tür auf der Steuerbordseite ist das kleine Badezimmer. Da ist zwar eine Dusche drin. Die nutzen wir aber nicht. Sie verbraucht zu viel Wasser. Geduscht wird immer in den Häfen. -- Und hier, hinter der Tür", Klaus-Peter öffnete die Mittlere, „ist die Bugkoje. Melanie und Helena werden hier schlafen. -- Hier oben ist das Decksluk", er wies nach oben auf ein gläsernes Luk. „Bitte immer mit daran denken, dass es bei Regen, schwererer See oder wenn alle an Land sind, geschlossen sein muss."

„Werde ich mir merken!", sagte Thomas.

„Gut, dann hilf jetzt den beiden beim Verstauen der Klamotten und Lebensmitteln."

„Wo sollen denn die Fressalien hin?"

„Unter den Sitzpolstern auf der Backbordseite sind mehrere Verschläge. Dort bitte vor allem die Konserven und die Sachen verstauen, die länger haltbar sind. Obst und Gemüse kommt auf die Ablage im hinteren Bereich der Pantry. Davon habe ich nicht so viel eingekauft, da wir nichts richtig kühlen können. Strom für das Kühlfach haben wir nur an Land, oder wenn der Motor läuft. Diesen Teil der Vorräte frischen wir unterwegs wieder auf."

„Hab ich verstanden. Krieg ich hin."

„Gut, ich kläre inzwischen mit dem Hafenmeister, ob wir noch Diesel nachtanken können", meinte er und begab sich an Deck.

Thomas, Helena und Melanie brachten in der nächsten Stunde alle Taschen, ihre Schlafsäcke und die Lebensmittelkisten unter Deck und verstauten sie. Inzwischen war Klaus-Peter zurückgekommen und hatte ihnen mitgeteilt, dass in einer Stunde die Tankstelle besetzt wäre und sie Diesel bunkern könnten. Daher beeilten sie sich, das Boot zum endgültigen Auslaufen fertig zu bekommen, Sie wollten nach dem Tanken zum Liegeplatz zurückkehren.

Klaus-Peter startete den Motor und prüfte, ob er ordnungsgemäß lief. Anschließend forderte er seine Töchter auf, die Leinen zu lösen. Thomas stand neben ihm in der Plicht und folgte den geübten Handgriffen der anderen. Klaus-Peter steuerte die Kassiopeia zur Tankstelle und forderte Thomas auf: „Geh aufs Vorschiff, nimm dort den Festmacher und sobald wir am Kai sind, springst du an Land, legst den Festmacher um den Poller und hältst das Boot fest. Melanie, du nimmst den Festmacher achtern."

Sie füllten den Diesel- und den Wassertank auf, legten ab, holten die Fender ein und Klaus-Peter nahm unter Motor Kurs aufs IJsselmeer. Seine Mannschaft klarte unter Helenas Anleitung das Boot unter Deck weiter auf.

Nachdem sie dies erledigt hatten, kamen alle an Deck und ließen sich auf den beiden Bänken in der Plicht nieder.

„So kommt!", sagte Klaus-Peter, „Für eine Pause ist es noch zu früh. Die Genua muss angeschlagen werden und anschließend müsst ihr sie und das Groß setzen."

„Komm Thomas!", sagte Helena. „Öffne den Verschlag, auf dem du sitzt, und lass uns zusammen die Genua herausholen."

Thomas klappte die Sitzbank hoch, welche gleichzeitig als Deckel für den Stauraum darunter diente und schaute hinein.

„Du meinst diesen großen Sack hier?"

„Ja genau. Der ist so schwer, den bekommen wir nur zusammen zum Bug geschleppt."

Sie zerrten den Segelsack heraus und trugen ihn ächzend gemeinsam aufs Vorschiff.

Sie erklärte ihm: „Zieh die Verschnürung auf! -- Jetzt sollte der Segelkopf obenauf liegen."

Thomas nahm die Ecke des Segels heraus, die er sah und fragte: „Meinst du dies hier?"

Sie schaute sich das Stück an und sagte: „Nein, das ist das Schothorn. Wir müssen den ganzen Sack auskippen."

Er drehte den Sack zur Seite, griff die untere Naht und versuchte, das Segel herauszuschütten. Gerade als er den schweren Sack angehoben hatte, rief Klaus-Peter von hinten: „Wahrschau! Welle!"

Das Boot wurde von der Welle plötzlich ruckartig nach oben getragen und Thomas hatte keine Hand frei, sich an der Reling festzuhalten. Im letzten Moment, bevor er das Gleichgewicht verloren hätte, stützte Melanie ihn von hinten mit ihrer Hand an seinem Po. Als das Boot die folgende Abwärtsbewegung ausführte, nahm sie ihre Hand ein Stück höher und hielt ihn an seinem Gürtel fest.

„Wow!", rief er. „Danke!"

Als die Wellen unter dem Boot durchgelaufen waren, setzte Thomas seine Bemühung fort, das Segel aus dem Sack zu schütteln. Jetzt wurde ihm erst bewusst, es war keine zärtliche Berührung. Es war auch kein Klaps. Es war eine kräftige Hand, die ihn an seinem Allerwertesten angefasst hatte. Noch nie hat ihn eine Frau dort berührt. Obwohl das sicherlich nicht ihre Absicht gewesen war, fühlte es sich für ihn gut an.

Im Scherz fragte er sie: „Greifst du Männern immer so schnell an den Po?"

„Nur bei besonderen Anlässen", gab sie lachend zurück.

Ihm gefielen ihr Lachen und ihre ungezwungene Art.

„Und was gibt es außer einer großen Welle noch für besondere Anlässe?"

„Das möchtest du wohl wissen?"

„Ja klar!"

„Verrate ich nicht. -- Warte, das ist es."

Die Genua war vollständig aus dem Segelsack herausgerutscht. Sie wühlte sich kniend durch den Segeltuchberg nach der gewünschten Ecke. Ihm gefiel die Rundung ihres Pos, der sich unter ihrer Jeanshose abzeichnete.

„Ich hab ihn!", rief sie viel zu schnell für seinen Geschmack. Er vermutete, dass sie regelmäßig Sport treiben würde.

Sie stand auf, hielt den Segelkopf in der Hand und forderte ihn auf: „Komm mit. Ich zeige dir, wie er angeschlagen wird."

Sie rutsche auf dem Deck zum Vorstag und er ließ sich neben ihr auf die Knie nieder.

„Schau", sagte sie und wies auf zwei parallel verlaufende Stahlseile, die von der Spitze des Bootsdecks zum Mast hinauf gingen, „hier müssen wir jetzt die Stagreiter der Genua befestigen."

„Warum habt ihr zwei Vorstagen?", fragte er.

„So kann man ein zweites Vorsegel setzen, während ein anderes noch gesetzt ist. -- Öffne bitte den Schäkel vom Fall und befestige ihn am Segelkopf."

Er folgte ihrer Anweisung und zusammen fädelten sie danach einen Stagreiter nach dem anderen, eine Art Karabinerhaken, die am Vorliek des Segels befestigt waren, am Vorstag ein. Zum Schluss schlugen sie den Segelhals mit einem weiteren Schäkel am Deck an.

Während sie so dicht beieinander arbeiteten, ließ er mehrmals seinen Blick über die Dreiundzwanzigjährige neben sich schweifen. Ihm wurde bewusst, dass sie sich in den letzten Jahren, in denen er wegen seines Studiums nicht mehr zu Hause wohnte, zu einer wunderschönen und attraktiven Frau entwickelt hatte.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Melanie zu ihnen kam und die erste Schot mitbrachte, die am Schothorn des Segels befestigt werden musste. Während Helena und Thomas das Segel an der Reling mit Gummibändern gegen das Wegwehen sicherten, steckte Melanie den passenden Knoten ins Ende der Schot. Danach ging sie nach achtern und brachte die andere Schot nach vorne und befestigte sie ebenfalls am Schothorn.

Klaus-Peter überwachte diese Tätigkeiten, während er ruderging. Als sie ihre Aufgabe erledigt hatten, bat er sie: „Jetzt müsst ihr die Persenning vom Großsegel abnehmen."

Die drei begaben sich mittschiffs, lösten die Verschnürung und legten das Großsegel frei.

„Wenn ihr so weit seid, drehe ich in den Wind, und ihr könnt das Groß hissen."

„Alles fertig, Papa!", rief Helena.

Er dreht daraufhin das Boot mit dem Bug in den Wind, der mit leichter Brise aus Süden kam und reduzierte die Fahrt.

„Groß setzen!"

„Los Thomas!", forderte Helena ihn auf, „jetzt kannst du einmal zeigen, was du in den Armen hast."

Thomas nahm die Herausforderung an, trommelte mit der einen Kurbel am Mast das Fall auf und zog so das Großsegel empor. Je höher es stieg, umso mehr flatterte es im Wind.

„So, mehr geht nicht", stellte Thomas fest. „War doch gar nicht schwer, Helena."

„Warte ab, gleich kommt die Genua dran", entgegnete sie ihm. „Ist klar!", rief sie ihrem Vater nach achtern.

„Melanie, komm nach achtern und bediene die Großschot! -- So ich falle jetzt ab", gab Klaus-Peter bekannt und ging langsam wieder auf Kurs Nord-West.

Der Wind blähte das Segel, das Boot krängte ein wenig in Steuerbordrichtung und nahm mehr Fahrt auf. Klaus-Peter stoppte die Maschine und plötzlich umgab sie eine angenehme Stille. Sie hörten nur den leichten Wind und das Rauschen des Wassers.

Klaus-Peter rief zu den beiden auf dem Vorschiff: „Wenn ihr so weit seid, könnt ihr die Genua setzen."

Helena und Thomas lösten alle Gummibänder, die das Tuch des Vorsegels zusammenhielten.

Nachdem sie dies erledigt hatten, forderte sie ihn auf: „So, jetzt darfst du noch einmal kurbeln!"

Thomas ging zu der Fock-Fall-Winsch und begann zu kurbeln. Nach und nach stieg die Genua und flatterte immer stärker im Wind.

„Schneller, schneller!", feuerte sie ihn an. „Sie weht sonst ins Wasser!"

Thomas stellte fest, dass sie damit recht gehabt hatte, dass das Heißen der Genua deutlich anstrengender war. Allmählich näherte er sich dem Ende und blickte aufs Vorliek. Er wusste von seinem eigenen Katamaran, dass das Vorliek leicht gespannt sein sollte, so dass sich eine saubere Anströmkante bilden konnte. Schließlich gab er Melanie achtern ein Zeichen, dass sie die Schot der Genua dicht holen konnte. Helena und er begaben sich mit dem leeren Segelsack nach achtern.

„Gut gemacht, alle zusammen!", lobte Klaus-Peter. „Könnt ihr bitte noch die Großpersenning verstauen?"

„Ich mach das schon", sagte Thomas. „Wo soll die hin?"

„Pack sie mit dem Genua-Sack in den Verschlag, wo ihr die herausgeholt habt."

Er verstaute beides und setzte sich zu den Geschwistern auf die Backbordseite. Klaus-Peter fiel noch eine Spur ab und das Boot krängte ein wenig mehr und nahm weiter Fahrt auf.

„So, endlich wieder ganz auf dem Wasser", stellte Klaus-Peter fest. „Und wie gefällt es dir, Thomas?"

„Echt klasse. Ist zwar nicht so schnell wie auf meinem Kat. Dafür aber trockener."

„Warte mal ab", meinte er, „wenn wir auf der Nordsee sind, kann es auch feucht werden. Du hast das gut gemacht, auf dem Vorschiff. Du fährst nicht das erste Mal auf einem Dickschiff, oder?"

„Nee, ich habe mit Freunden schon einmal einen Törn auf der Ostsee gemacht."

„Ja, Ostsee. -- Du wirst trotzdem das eine oder andere Neue lernen. Wenn wir draußen sind, kommt etwas dazu, das man Gezeiten und Strömung nennt. Auf der Ostsee gibt es die quasi nicht."

Thomas und die zwei Geschwister lehnten sich zurück und genossen die Fahrt. Nachdem sie die Hälfte der Strecke nach Den Oever, dem Übergang in die Nordsee zurückgelegt hatten, klingelte Klaus-Peters Handy.

„Kannst du bitte das Ruder übernehmen, Helena?", bat er sie.

Sie ging ans Steuer und er nahm das Gespräch an. „Ja, Mama! -- Warte einen Augenblick, ich verstehe dich fast nicht!", sagte er und ging unter Deck. Sie vernahmen nur undeutlich, worum es in dem Gespräch ging. Nach einer Weile kam er mit einem sorgenvollen Blick wieder an Deck.

„Was ist los Papa?", fragte Melanie.

„Opa ist gestürzt und ist ins Krankenhaus gekommen."

„Oh nein! Ist es schlimm?"

„Kann ich nicht sagen. Oma ruft mich in einer halben Stunde noch einmal an."

„Hoffentlich ist es nichts Ernstes!", sagte Helena.

„Ja, das hoffe ich auch!", erwiderte er.

Sie fuhren schweigend weiter. Einige Zeit später klingelte erneut das Telefon. Er ging sofort unter Deck und nahm dort das Gespräch entgegen.

Als er wieder hinaufkam, blickten die anderen ihn erwartungsvoll an.

„Und -- was ist?", fragte Helena?

„Er hat sich den rechten Oberarm gebrochen."

„Oh nein!", rief Melanie.

„Und was heißt das jetzt?", fragte Melanie.

„Der Arm muss geschient werden und er kann ihn ein paar Wochen nicht benutzten."

„Oh je, armer Opa!"

„Ja. Das ist nicht schön", sagte Klaus-Peter, „es hätte aber schlimmer kommen können, ein Oberschenkelhalsbruch zum Beispiel! Es heißt aber, dass ich in Den Oever aussteigen werde."

„Wie, warum das denn?", fragte Helena.

„Du weißt doch, dass Oma zwar einen Führerschein hat, aber seit Jahrzehnten nicht mehr Auto gefahren ist. Ich muss hin und ihnen helfen."

„Wir brechen also diesen Törn ab?", fragte Helena.

„Nein, ihr fahrt weiter. Ihr habt euch so darauf gefreut! Ich habe mir das die letzte halbe Stunde überlegt. Ich habe Eure Seemannschaft gesehen. Und Helena, mit deiner Erfahrung im Regatta- und Dickschiffsegeln und eurer beider anderen Erfahrung, sowohl auf diesem Boot, Melanie und deiner Erfahrung im Katamaran Segeln, Thomas traue ich es euch zu, dass ihr die Fahrt alleine bewältigen könnt."

„Aber Papa", meinte Helena, „wir wollten doch die Fahrt zusammen machen."

„Das geht halt jetzt nicht. Ich muss Oma helfen. Wir holen die gemeinsame Fahrt später nach. -- Ich bestimme dich, Helena, als Skipperin, wenn ich von Bord gegangen bin. Du hast die meiste Erfahrung und den entsprechenden Schein. In Ordnung?"

Melanie und Thomas nickten sofort und nach einer Weile meinte Helena: „Du traust mir wirklich zu, das Kommando zu übernehmen?"

„Ja, ohne weiteres! Ich weiß, dass du kein Risiko eingehen wirst. Und ihr beiden anderen wisst, wenn Helena etwas bestimmt, dann muss es so getan werden."

„Ja, klar!", stimmten die beiden Angesprochenen zu.

„Gut, dann ist das jetzt so. -- Es ist nicht mehr weit bis zur Schleuse, ungefähr eine halbe Stunde noch. Helena du übernimmst jetzt schon das Kommando für das Manöver. Ich packe meine Sachen zusammen."

„OK, Papa", sagte sie und er ging unter Deck.

„Melanie, du gehst an die Genuawinsch und du, Thomas, gehst schon einmal nach vorne. Deine Aufgabe wird sein, die Genua einzuholen."

Thomas begab sich aufs Vorschiff und machte sich bereit, das Vorsegel zu bergen.

„Ich bin so weit!", rief er nach achtern.

„OK, fier die Schot, Melanie", sagte Helena. Sofort flatterte das große Tuch im Wind.

„Jetzt geh zu Thomas und hilf ihm, das Segel zu bergen."

Sie folgte ihm aufs Vorschiff und betätigte das Fock-Fall. Sobald das Segel zu sinken begann, packte er es am Unterlieck und verstaute es hinter der Reling. Nachdem Melanie es komplett herabgelassen hatte, sicherten sie es beide mit mehreren Gummibändern an der Reling.

Helena verfolgte, was sie taten. Dann warf sie den Motor an und rief den beiden zu: „Ich drehe jetzt in den Wind." Sie lenkte das Boot unter langsamer Fahrt mit dem Bug in den Wind und das Großsegel begann laut zu flattern.

„Und jetzt holt das Groß ein!", rief Helena den beiden zu. Sie folgten ihrer Anweisung mit der gleichen Aufgabenteilung und kurze Zeit später war das Großsegel eingeholt.

„Ihr braucht es nicht so schön einzupacken. Wir nehmen es nach der Schleuse gleich wieder hoch. -- Macht doch schon die Fender bereit."

In diesem Moment kam Klaus-Peter wieder an Deck und bemerkte: „Das läuft doch prima. Ihr könnt das alles auch ohne mich."

Sie näherten sich der Schleuse und sahen, dass vor ihnen gerade die anderen Boote sich aufmachten, in die Schleuse zu fahren.

„Da haben wir ja Glück gehabt. Wir können sofort einfahren."

Helena steuerte langsam hinter den anderen Booten in die Schleuse und gab die erforderlichen Kommandos zum Festmachen an der Schleusenwand. Hierbei achtete sie darauf, dass sie in die Nähe einer Leiter kamen.

„So ihr lieben", meinte Klaus-Peter, „jetzt ist der Moment gekommen, schon wieder Abschied zu nehmen."

Er drückte seine beiden Töchter fest und verabschiedete sich von Thomas mit einem kräftigen Händedruck, nahm seinen kleinen Rucksack und kletterte die Leiter hinauf. Oben angekommen drehte er sich einmal um und sagte: „Wenn ihr in England angekommen seid, ruft bitte an! Dann weiß ich, dass die Überfahrt gut verlaufen ist."

„Machen wir Papa", sagte Helena, „und tschüüüß!"

„Und wünsch Opa alles Gute von uns!", rief Melanie.

„Mache ich. Und euch Mast und Schotbruch!" Er wartete so lange, bis sie das Schleusenmanöver beendet hatten. Sie winkten sich gegenseitig zum Abschied zu. Als sie Kurs West, in Richtung Den Helder genommen hatten, machte er sich zu Fuß auf die Suche nach einem Taxi, welches ihn zu seinem Auto nach Lemmer zurückbringen sollte.

Nachdem sie die vorgelagerte Insel passiert und Den Helder querab gelassen hatten, meinte Helena: „So, jetzt sind wir aus dem dicksten Wuling raus. Ihr könnt die Segel wieder setzen."

Nachdem Melanie und Thomas ihrem Wunsch nachgekommen waren, stellte sie den Motor ab. Die Kassiopeia nahm Fahrt auf und durchschnitt in sanfter Bewegung die Grunddünung der Nordsee.

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