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Ein unerwarteter Segeltörn Teil 01

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„Hm. Ich möchte damit noch etwas warten. -- Soll ich das Ruder einmal übernehmen?"

„Geschickter Themenwechsel! -- Ich verstehe dich. Ich will dich zu nichts drängen, wozu du noch nicht bereit bist. Ja, übernimm das Ruder. Ich muss mal."

Sie wechselten sich am Steuer ab und Melanie ging unter Deck.

Während er das Boot auf Kurs hielt, dachte er über das soeben geführte Gespräch nach. Er gestand sich ein, dass er überrascht über seine eigene Offenheit Melanie gegenüber war. Er konnte sich nicht daran erinnern, in letzter Zeit so offen mit jemandem, geschweige denn mit einer Frau gesprochen zu haben. Sie hatte bestimmt Recht, dachte er, dass er auf Helena zugehen musste. Aber er wollte damit noch warten. Er wollte sicher sein, dass sie ihn nicht zurückweisen würde.

Sie segelten die nächsten Stunden weiter. Eine Viertelstunde vor dem Wachwechsel setzte er einen Kessel mit Wasser auf und bereitete einen starken Tee für Helena vor. Um kurz vor vier weckte Melanie ihre Schwester. Kurze Zeit später kam sie angezogen, jedoch verschlafen wirkend an Deck.

„Einen Tee?", fragte Thomas und reichte ihr den Becher mit dem heißen Tee.

„Oh du bist ein Schatz!", erwiderte sie und nahm ihm den Becher ab.

Melanie blickte zu Thomas und sah, dass ihm die Anerkennung gefiel.

„Gut ihr beiden", sagte Helena „ihr könnt euch jetzt aufs Ohr legen. Um acht wecke ich euch wieder und dann können wir frühstücken."

Sie gingen unter Deck, schälten sich aus ihrer Kleidung und krochen in ihre Schlafsäcke. Beide waren so müde, dass sie schnell einschliefen.

Tag 2 - Die Überfahrt

Gegen acht Uhr weckte Helena ihre Schwester und Thomas lachend mit den Worten: „Raus aus den Federn! Ich habe Hunger, ich möchte frühstücken!"

Thomas rollte sich in seinem Schlafsack auf die Seite, stützte sich auf seinen Ellenbogen und blickte Helena nach, die schon wieder zurück ans Ruder ging. Er rief halb zu sich, halb zu dem hübschen Quälgeist: „Kann man hier denn gar nicht ausschlafen. Es sind doch Ferien!"

„Ha, Ha!", rief Helena von oben. „Kommt, ihr Schlafmützen!"

Aus der vorderen Kajüte kam Melanie, bekleidet in T-Shirt und Trainingshose in den Salon und meinte mit halblauter Stimme zu Thomas: „Gerade hast du etwas über meine Schwester gelernt: Sie ist eine Frühaufsteherin."

Er blickte sie an und um ihren Mund zeichnete sich ein Schmunzeln ab. Da verstand er, dass sie auf ihr Gespräch von letzter Nacht anspielte.

„Ja, ja. Ich komme schon!", rief er in Richtung Niedergang.

Er krabbelte aus seinem Schlafsack und schlüpfte in seine Hose. Nach einem Besuch auf der Bordtoilette half er Melanie bei der Zubereitung des Frühstücks. Sie brachten alles auf einem kleinen Tablett an Deck und steckten es in eine dafür vorgesehene Halterung in der Plicht.

„Und, wie sind die vergangenen Stunden gewesen?", fragte Thomas.

„Eigentlich ist nichts Besonderes vorgefallen. Der Wind hat ein klein wenig nach Südwesten gedreht und ich musste höher an den Wind, um den Kurs zu halten. Nach dem Frühstück werden wir eine Wende fahren und einen Kreuzschlag machen. Beim Wetterbericht heute Morgen haben sie jedoch gesagt, dass der Wind weiter auffrischen soll und weiter nach Südwesten drehen wird."

„Und, ist das gut oder schlecht?", fragte er.

„Es geht so. Der stärkere Wind bringt auch höhere Wellen mit sich. Das bedeutet, dass das Boot mehr stampfen wird. Da kein Sturm angesagt ist, sollten wir mit der ‚Kassiopeia' keine Probleme bekommen. Nur die Drehung nach Südwest ist nicht so schön."

„Weil wir dann mehr kreuzen müssen", setzte Thomas ihren Gedanken fort.

„Richtig. -- Trotzdem sollten wir heute Abend in Harwich sein."

„Komm, ich löse dich am Ruder ab. Dann kannst du in Ruhe frühstücken."

Auf Helenas Miene zeichnete sich ein Lächeln ab und sie fragte: „Willst du nichts essen?"

„Doch, schon. Aber du bist die letzten vier Stunden Ruder gegangen und willst dich bestimmt noch ein bisschen ausruhen."

Helena nahm sein Angebot an und sie wechselten die Plätze. Melanie betrachtete das Geschehen und grinste innerlich über sein Handeln.

Sie frühstückten zu Ende und die Geschwister klarten die Pantry auf. Danach setzte sich Helena an den Navigationsplatz und überprüfte Position und Kurs. Zu Thomas rief sie: „Macht jetzt die Wende und geht auf 150°!"

„In Ordnung, 150°!"

Sie verfolgte mit einem halben Ohr, wie Melanie und Thomas die Wende ausführten, und lächelte zufrieden über ihre Crew. Sie markierte die Kursänderung in der Karte und schrieb Logbuch über die vergangenen Stunden. Im Anschluss erklärte sie, dass sie sich ein wenig aufs Ohr legen wollte und begab sich in ihre Koje.

Zwei Stunden später wurde sie von einer kräftigen Schlingerbewegung geweckt und dachte sich, dass dies der angekündigte stärkere Wind sei. Sie versuchte, wieder einzuschlafen. Es gelang ihr jedoch nicht, da sie zu stark hin und hergeworfen wurde. Schließlich gab sie ihre Bemühungen genervt auf und begab sich nach achtern, blieb an der untersten Stufe des Niedergangs stehen und rief nach oben: „Kann man sich nicht einmal in Ruhe hinlegen?"

„Es tut mir leid, Helena", sagte Melanie vom Ruder aus, „mit dem Wind sind höhere Wellen gekommen."

„Schon klar. War auch nicht ernst gemeint."

Sie stieg zwei Stufen die Treppe hinauf und ließ ihren Blick in Richtung des Windes schweifen.

„Die Wolken am Horizont gefallen mir nicht. Es ist zwar kein Sturm angesagt, aber das dürfte in den nächsten Stunden starke Böen geben. Ich ziehe mir Ölzeug an. Thomas, tu das bitte auch. Wir werden die Genua durch ein kleineres Segel ersetzen."

„OK!", sagte er und ging mit ihr unter Deck. Beide zogen sich wasserdichte Kleidung über und legten ihre Sicherheitswesten an.

„Vergiss die Sicherheitsleine nicht!", erinnerte Helena ihn. „Es ist zwar noch nicht so wild da draußen, mir ist es aber so lieber."

„Kein Problem, Helena."

Sie brachten den neuen Segelsack an Deck, hakten ihre Sicherheitsleinen ein und gingen aufs Vorschiff. Dort schlugen sie das neue Segel an dem zweiten Vorstag in Lee zur Genua an. Sie hatten es zwar mit weniger Segeltuch als bei der Genua am gestrigen Tag zu tun, jedoch erschwerte die Bewegung im Boot ihre Arbeit. Sie mussten sich immer wieder festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Kannst du jetzt die Schoten holen?", fragte Helena.

„Klar, wo sind die denn verstaut?"

„Sie müssten in dem Backbordverschlag hinten in der Plicht sein."

Er ging er nach achtern, fand das Tau an der beschriebenen Stelle und legte es um die freie Winsch. Dann ging auf der Leeseite, auf Grund der Krängung dicht an der Wasseroberfläche, sich an der Reling und Decksreling festhaltend wieder aufs Vorschiff. Bei Helena angekommen übergab er ihr das Ende zum Befestigen am Schothorn.

„Das hast du gut gemacht. Die Krängung hat dich nicht davon abgehalten, diesen schwierigen Weg zu nehmen und dann noch die Schot korrekt über die Genuaschot und um die Wanten zu führen."

Er freute sich über das Lob aus ihrem Munde und hoffte, dass sie nicht sehen würde, wie er ein wenig errötete.

„Da du das jetzt schon so gut hinbekommen hast, kannst du gleich noch die Steuerbordschot holen", bat sie ihn.

Er wiederholte das soeben Getane spiegelverkehrt und übergab ihr das Ende.

„So, jetzt können wir die Genua einholen", rief Helena nach achtern zu ihrer Schwester.

„Ist in Ordnung!", rief sie zurück.

Auf die bekannte Art und Weise holten Helena und Thomas zusammen die Genua ein, verzurrten sie an der Reling und setzten anschließend die Fock. Hinterher meinte Thomas: „Auf der Yacht in der Ostsee hatten wir eine Rollfock. Das war einiges einfacher."

„Richtig. Die steht aber nicht so gut im Wind, wenn sie teilweise eingerollt ist. Vom Schnitt des Segels her geht das einfach nicht. Deswegen hat sich mein Papa immer gegen eine Rollfock entschieden. -- Und um auf Sicherheit zu gehen, werden wir gleich die Genua abschlagen und die Sturmfock anschlagen."

„Hast du Angst, dass der Wind noch stärker wird?"

„Laut Wetterbericht sollte es eigentlich nicht passieren. Ich möchte aber vermeiden, dass wir sie heute Nacht, in der Dunkelheit, setzen müssen."

„Guter Punkt!", sagte er. „So weit habe ich gar nicht gedacht."

„Warte, ich hole sie kurz", sagte sie. Aus ihr sprach eine Menge Erfahrung, dachte er sich und sie war auch noch so süß!

Kurze Zeit später kam sie mit einem relativ kleinen Sack. Dieses dritte Anschlagen des Segels ging schneller vonstatten, da sie sich die Handgriffe inzwischen untereinander eingespielt hatten und das Segel das kleinste der drei war. Danach setzten sie sich zu Melanie achtern in die Plicht.

„Es ist ganz schön anstrengend, sich in dem Ölzeug zu bewegen", meinte Thomas.

„Warte erst einmal ab", entgegnete Helena lachend, „wie sich das bei dir geruchstechnisch noch entwickelt!"

„Warum? Es heißt doch, dass die Membran in der Jacke atmungsaktiv sei."

„Ja, das heißt es immer. Wenn man das Zeug aber einen ganzen Tag lang anhatte, dann freut man sich anschließend umso mehr, wenn es im Hafen eine Dusche gibt."

„Ich verstehe. -- Mal, was anderes, wie sollen wir das heute mit dem Mittagessen machen? Kochen bei dem Seegang mach bestimmt keinen Spaß."

„Das geht schon. Nur Suppe wäre schwierig. Aber deine Bedenken sind berechtigt. Ich schlage vor", sagte Melanie, „wir essen gleich nur ein paar Schnittchen und machen uns, wenn wir am Abend im Hafen sind, etwas Warmes."

„Ja, das ist eine gute Idee", antwortete Helena.

„Wann soll ich etwas vorbereiten?", fragte Thomas.

„Wie wäre es gegen halb eins? Es muss ja nicht genau zum Wachwechsel sein."

„Gut. -- Stört es, wenn ich mir was zum Lesen hole?"

„Mich nicht", sagte Helena, „ich kann nur bei diesem Wellengang nicht lesen. Mir wird dann immer übel."

Thomas schaute Melanie an und sie sagte: „Nur zu. Ich habe zwar etwas zu lesen dabei, aber jetzt keine Lust dazu."

Thomas holte von unter Deck seinen E-Book-Reader, setzte sich entgegen der Fahrtrichtung auf der Leeseite mit ausgestreckten Beinen auf die Bank und lehnte sich mit dem Rücken an den Bootsaufbau. Er kannte diese Position von früheren Fahrten und empfand sie, obwohl er so deutlich näher der Wasseroberfläche war, als wenn er auf der Luvseite sitzen würde, als sehr angenehm. Er blätterte durch die Bücher, die er geladen hatte und überlegte, ob er den Kriminalroman weiterlesen sollte, den er zu Hause bereits begonnen hatte, oder ob er wagen konnte, eine der neuen erotischen Geschichten zu lesen, die er von einer seiner häufig besuchten Plattformen heruntergeladen hatte. Er warf beiläufig einen Blick zu den Geschwistern hinüber, die sich unterhielten. Da diese so vertieft in ihr Gespräch waren und auch aus ihrer Position keinen Blick auf den Bildschirm werfen konnten, entschied er sich für die Geschichte „Kamasutra Trockenübungen". Von deren Autor hatte er in der Vergangenheit mehrere Geschichten gelesen, die ihm sehr gefallen hatten, und so hatte er sich diesmal für diese entschieden. Nach dem Lesen der ersten Seiten fühlte er sich in seiner Auswahl bestätigt. Ihm gefiel das Szenario, wie es aus dem anfänglichen Spiel heraus zwischen den beiden Protagonisten begann, auf erotische Weise zu knistern.

Er warf zwischendurch wieder einen Blick auf seine Mitreisenden. Sie hatten derzeit kein Auge für ihn übrig. Er war froh darüber, denn trotz der auftragenden, wasserdichten Hose hatte er Angst, dass ihn seine mittlerweile sichtbare Schwellung in eine peinliche Situation bringen konnte.

Er schmökerte ein wenig weiter und hätte am liebsten die Geschichte zu Ende gelesen. Dann fiel ihm ein, dass er sich zur Vorbereitung des Essens die regendichte Kleidung ausziehen würde und sein erwachter Freund bis zu dieser Zeit auf jeden Fall zur Ruhe gekommen sein musste.

Er schaltete deshalb den Reader ab und wandte sich den beiden Frauen zu: „Was wollt ihr denn auf euren Schnittchen haben?"

„Oh, wir können sogar Wünsche äußern", bemerkte Melanie.

„Natürlich! Wir haben doch hier fast Essen auf Rädern", sagte er.

„Haha! Das ist gut. Essen auf Rädern. Haha", lachte Helena.

Ihm gefiel ihr herzliches Lachen und sein Wunsch, sie näher kennen zu lernen, wuchs weiter.

„Im Ernst!", sagte er. „Oder wollt ihr hier draußen selbst eure Brote belegen?"

Helena begann: „Also, ich hätte gern Vollkornbrot. Unten immer mit dünn Butter bestrichen. Eine Scheibe mit Salami, eine mit Käse und zum Schluss eine mit Marmelade."

„Das klingt gut", meinte ihre Schwester, „das Gleiche nehme ich auch."

„Kommt sofort!", sagte er und ging unter Deck. Dort zog er sich die Überkleidung aus und bereitete für sie alle drei jeweils einen Teller vor. Unter den Vorräten entdeckte er ein Glas Cornichons. Er fragte nach oben: „Mögt ihr auch Gürkchen?"

„Klar doch!", kam es von oben.

Er schnitt diese in feine Streifen und dekorierte damit ihre Brote. Erst brachte er den Geschwistern ihre Teller, anschließend holte er seinen und setzte sich neben Helena auf die Bank.

„Das ist aber hübsch geworden. Nicht war, Melanie?", bemerkte seine Sitznachbarin.

„Ja das hat er gut gemacht. -- Kannst du auch kochen, Thomas?", fragte sie.

„Ein wenig schon", sagte er, „zumindest hat sich bisher keiner meiner Gäste beschwert und es musste keiner mit einem Krankenwagen abgeholt werden."

„Das ist klasse!", lachte Helena. „Dann können wir uns mit dem Kochen die nächsten Wochen ja abwechseln."

„Erwartet aber nicht so viel von mir", meinte er.

„Was nicht ist, können wir dir im Zweifel noch beibringen. Nicht war, Helena?"

„Klar doch. -- Ich glaube, das werde zwei schöne Wochen", antwortete sie.

„Das glaube ich ebenfalls", sagte er.

Kurze Zeit später sammelte er die Teller ein, brachte sie unter Deck und wusch das wenige Geschirr ab. Gerade als er es wegräumen wollte, legte sich das Boot deutlich auf die Seite und er musste sich abstützen, um nicht zu stürzen.

„He, was war das denn?", fragte er nach oben und schaute durch das Luk zu den Schwestern.

Helena hatte inzwischen das Ruder übernommen und sagte: „Das sind die Böen, die sie angesagt haben. Hast du dich gestoßen?"

„Nein, ich habe mich gerade noch festhalten können. Wollen wir hoffen, dass es nicht noch heftiger wird."

Doch sein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Die Böen in den nächsten Minuten wurden immer stärker, bis Helena von oben rief: „Zieh dir bitte Ölzeug wieder an! Ihr müsst das Groß reffen."

„OK, ich komm sofort."

Er schlüpfte wieder in die regenfeste Kleidung und ging an Deck. Er sah, dass der Himmel sich in südlicher Richtung verdunkelt hatte und der Wind jetzt regelmäßig Schaumkronen von den Wellenkämmen riss.

„Ich luve etwas an, dann ist weniger Spannung im Segel", sagte Helena.

Das Großsegel begann sofort im Wind zu flattern und das Boot richtete sich auf. Thomas und Melanie gingen an Mast und Großbaum und setzten das erste Reff. Als sie zurück in der Plicht waren, fiel Helena wieder ab und die Kassiopeia legte sich wieder auf sie Seite. Es krängte jedoch in den nächsten Böen nicht mehr so stark.

„Wir machen aber jetzt schön Fahrt. Sind wir dann eher am Ziel unsere Etappe?", fragte Thomas.

„Ja, wir sind schneller und machen fast sieben Knoten. Da der Wind aber weiter in Richtung Südwest gedreht hat, müssen wir bis zum Schluss kreuzen und bei den Wellen ist das nicht schön."

„Ich verstehe", sagte Thomas, „wir machen mehr Strecke durchs Wasser, kommen dem Ziel aber trotzdem nur langsam näher."

„Genau. -- Apropos Kreuzen. Wir machen wieder eine Wende. Alles klar?", fragte Helena.

„Alles klar", antworteten die anderen.

Sie gingen auf den anderen Bug und anschließend bat Helena ihre Schwester: „Kannst du bitte unsere Position und die Wende in Karte und Logbuch eintragen?"

„Klar, mache ich", antwortete sie und ging unter Deck. Sie fuhren eine Weile so weiter, bis auf einmal Helena Thomas bat: „Übernimmst du bitte das Ruder?"

„Ja, natürlich", sagte er und übernahm ihren Platz. „Was ist denn Helena?"

„Ich weiß nicht. Mir ist auf einmal nicht gut."

Kaum hatte sie das ausgesprochen, stürzte sie auf die Leeseite und übergab sich über die Bordwand.

„Melanie, komm an Deck! Deiner Schwester geht es nicht gut", rief Thomas nach unten.

Diese kam sofort herauf und kümmerte sich. Als Helena sich wieder auf die Bank niederließ, war sie blass im Gesicht.

„Warte, ich hole dir einen Becher zu trinken. Dann kannst du dir den Mund ausspülen."

Sie brachte ihr das Wasser und Helena nahm einen kleinen Schluck. Sie spülte sich den üblen Geschmack aus dem Mund und saß benommen auf der Bank. Sie atmete mehrfach tief durch. Doch plötzlich sprang sie erneut auf und übergab sich ein weiteres Mal. Melanie legte ihr mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Helena setzte sich langsam zurück. Die Farbe ihres Gesichts hatte sich von bleich in fahl geändert. Thomas wollte schon etwas diesbezüglich sagen, besann sich dann aber doch. Er wollte ihre Stimmung nicht weiter drücken.

„Mir ist kalt!", brachte Helena hervor.

„Möchtest du dich vielleicht hinlegen?", fragte Melanie.

„Ich weiß nicht", sagte sie, „mir ist auf einmal so kalt."

„Im warmen Schlafsack ist es bestimmt besser", meinte ihre Schwester.

„Ja, das denke ich ebenfalls", sagte Thomas.

„Gut, ich versuche es." Melanie geleitete ihre Schwester den Niedergang hinunter und half ihr, das Ölzeug auszuziehen.

Thomas kam ein Gedanke, wie er ihr helfen konnte, und rief hinunter: „Sie soll sich in meine Koje legen, denn mittschiffs liegt sie viel ruhiger als im Vorschiff."

„Gute Idee", meinte Melanie und holte Helenas Schlafsack aus der Bugkajüte. Sie räumte Thomas' Sachen zur Seite und half ihrer Schwester, sich hinzulegen. Kurze Zeit später kam sie wieder an Deck.

„Hat sie öfters Probleme bei Seegang?", fragte Thomas.

„Eigentlich nicht. Und am Essen kann es ja auch nicht liegen, da wir alle das Gleiche gegessen haben."

„Womöglich hat sie das schon mit aufs Boot gebracht?"

„Möglich. -- Auf alle Fälle ist das wirklich doof. Es wäre nicht so schlimm, wenn wir schon in England angekommen wären."

„Stimmt. -- Wir können ihr doch jetzt nicht alle Stunde einen Kurswechsel zumuten. Bei jeder Wende würde sie aufwachen."

„Das ist richtig. Was können wir stattdessen machen?", fragte Melanie.

„Kannst du bitte einmal das Ruder übernehmen? Ich will einen Blick auf die Karte werfen."

„Klar!"

Er übergab ihr das Ruder, begab sich hinunter und setzte sich an den Navigationsplatz, kontrollierte ihre Position mit dem GPS und stellte verschiedene Überlegungen an. Dann steckte er die Karte in eine Klarsichthülle und ging mit dieser zu Melanie an Deck.

„Ich habe mir unseren augenblicklichen Kurs angesehen und geschaut, welche Optionen wir haben. -- Wir sind im Moment hier", zeigte er auf der Karte. „Nach Harwich wollen wir eigentlich. Das schaffen wir aber nicht auf direktem Kurs. Wir können entweder weiter kreuzen, mit den besagten Nachteilen für Helena, oder wir bleiben auf dem jetzigen Kurs und kommen weiter nördlich in Lowestoft an."

„Das wäre eine Möglichkeit. -- Und wenn wir unter Motor nach Harwich fahren würden?"

„Das könnten wir auch tun. Ich vermute aber, dass das Boot dann noch unruhiger durchs Wasser gehen wird, da die Segel es in seitliche Richtung nicht mehr stabilisieren."

„Stimmt. Unruhiger ist nicht gut für meine Schwester."

„Haben wir denn Detailkarten von Lowestoft? Die sind wichtig für die Navigation in der Nähe der Küste und bei der Orientierung für die Hafeneinfahrt. Mein Papa kauft eigentlich immer nur die Karten von dem Gebiet, das er auch besegeln will."

„Das ist ein guter Punkt. Ich schaue sofort nach."

Kurze Zeit später kam er wieder an Deck und berichtete: „Du hast recht. Eine Detailkarte ist nicht da. Ich habe aber einen Atlas mit allen britischen Häfen gefunden, in dem die jeweiligen Anfahrten beschrieben sind. Außerdem meine ich mich daran zu erinnern, dass es einen Kartendienst im Internet gibt."

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