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Ein unerwarteter Segeltörn Teil 04

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Später spülte Thomas mit einem Eimer Wasser die Plicht aus und wusch die Zeugnisse seiner Lust ins Meer. Sie blieben die restlichen warmen Stunden unbekleidet.

Thomas übernahm die erste Wache allein von acht Uhr abends bis Mitternacht. Der Wind blies mit vier Beaufort aus nordwestlicher Richtung, so dass die weitere Fahrt ereignisarm verlief. Kurz vor Mitternacht setzte er einen Kessel mit Wasser auf und machte für die Schwestern einen Tee. Sie kamen kurze Zeit später an Deck, nachdem er sie geweckt hatte.

„Gibt es etwas Außergewöhnliches zu berichten?", fragte Helena.

„Nein. Dort drüben", er zeigte in östliche Richtung zu einem weißen Licht, „liegt die eine Bohrinsel. Die andere haben wir schon passiert."

„Gut!", sagte sie und übernahm das Steuer, „dann leg dich aufs Ohr. Wir wecken dich um vier."

Sie gaben sich einen Kuss und er ging unter Deck, zog sich bis auf Boxershorts und T-Shirt aus und legte sich in die Koje im Salon.

Kurz nachdem er eingeschlafen war, machte das Boot eine abrupte Wende nach Süden. Thomas rollte auf der Koje herum und wachte auf.

„Was ist los?", fragte er nach oben.

Helena rief herunter: „Deine Bohrinsel ist schnell näher gekommen, hat uns mit ihrer Decksbeleuchtung angeblinkt und uns zu verstehen gegeben, dass wir mit ihr auf Kollisionskurs sind."

„Was bitte?", fragte er ungläubig.

„Deine Bohrinsel ist keine Bohrinsel, sondern ein großer Tanker!"

„Wie kann das sein?"

„Wir vermuten", antwortete Melanie, „dass sich der Tanker vor die Bohrinsel geschoben hat, ohne dass es dir aufgefallen ist."

„Will ich nicht ausschließen. -- Braucht ihr mich?", fragte Thomas.

„Nein. Wir lassen ihn passieren und danach gehen wir auf den alten Kurs. Du kannst dich wieder hinlegen."

Während der folgenden Wache unterhielten sich beide Schwestern über vieles. Jedoch kam die Dreisamkeit und das Verhältnis zwischen Helena und Thomas nicht zur Sprache. Um kurz vor vier weckten sie ihn, nachdem sie eine Kanne Tee für ihn aufgegossen hatten. Sie zogen sich bis auf die Unterwäsche aus, legten sich auf die Koje im Salon und schliefen sofort ein.

Er übernahm wieder die Wache. Während er Ruder ging, begann er sich eine Zukunft mit Helena auszumalen, obwohl er immer wieder zu dem Punkt kam, dass trotz der augenblicklichen Zuneigung, er nicht sicher sein konnte, ob sie längerfristig zusammen bleiben würden. Bei der aufkommenden Dämmerung besann er sich des Glücks, dass er derzeit erleben würde und, dass die Zukunft alles Weitere bringen würde.

Tag 13 - Die Fahrt in den Heimathafen

Gegen acht Uhr weckte Thomas die Schwestern, die zusammengekuschelt im Salon lagen. Obwohl sie nur kurz geschlafen hatten, standen sie beide rasch auf und bereiteten das Frühstück vor. Die Sonne hatte an dem wolkenlosen Himmel noch nicht ihre Strahlkraft erreicht. Und so war es auf Grund des frischen Windes ein wenig kühl an Deck. Dennoch zogen sie es vor, im Freien zu essen. Die erste Tasse Kaffee vertrieb die letzte Müdigkeit und es herrschte eine gute Stimmung in der Plicht.

„So, wie ihr vorhin auf der Koje gelegen habt, hätte ich große Lust gehabt, mich zu euch zu legen", sagte Thomas.

„Und dann?", fragte Melanie.

„Och ... und dann wäre mir bestimmt schon etwas eingefallen, mir die Zeit ... mit euch zu vertreiben", sagte er mit einem schelmischen Lächeln.

„So, so! Hör dir ihn an", sagte Melanie, „ein wenig übermütig heute Morgen, was?"

„Was hast du dir denn alles während deiner Nachtwache ausgemalt?", setzte Helena nach, „und überhaupt, wie stellst du dir das vor, wenn wir alle unter Deck wären? Sollte die Kassiopeia als Geisterschiff in die Geschichte eingehen?"

„Ja, ja, ihr habt ja recht. Aber wie du schon gesagt hast, Melanie. So eine Nachtwache ist lang und da kann einem, nach den letzten Tagen, schon einmal der eine oder andere frivole Gedanke kommen."

„Das wird ja immer bunter! Du solltest einmal auf der Karte nachsehen, Helena, ob wir überhaupt noch auf Kurs sind!", sagte Melanie lachend. „Vielleicht haben ihn diese frivolen Gedanken dazu gebracht, dass er die Kompassnadel komplett aus dem Blick verloren hat. Wer weiß?"

„Stimmt! Womöglich vertraue ich ihm da zu viel!", fügte Helena kichernd hinzu.

„Mann, seid ihr albern!", beschwerte er sich ebenfalls lachend.

„Aber mal im Ernst", sagte Helena, „was für Gedanken sind dir denn gekommen?"

„Wie -- du willst, dass ich meine geheimen Phantasien vor euch ausbreite?"

Sie nickte.

„Wenn ich", begann er seine Antwort länger gedehnt, „diese Phantasien mich euch teile, ist doch die Überraschung später dahin."

„Hört, hört", meinte Melanie, „mir scheint, deine Vorliebe für erotische Literatur treibt hier ihr Unwesen."

„Warum Unwesen?", fragte er. „Bisher hatte ich nicht den Eindruck, dass diese Vorliebe dir irgendwie geschadet hätte."

„Was meinst du damit?", fragte Helena.

„Er spielt auf die Bücher an, die er mir zum Lesen gegeben hat", sagte Melanie.

„Worum es in den Büchern geht, hast du mir noch nicht erzählt", sagte Helena.

„Als ich dir die Spielerei mit Melanie gestanden habe, war meine Sorge, dass du es mir insgesamt übel nehmen würdest. Da dachte ich nicht daran, dass der Inhalt der Geschichten wichtig wäre."

„So meine ich es auch nicht. Mich interessiert, welche erotischen Geschichten du liest."

„Zieh dich warm an, beziehungsweise gleich ganz aus", sagte Melanie grinsend, „wenn du sie liest. Sie sind keinesfalls jugendfrei und es könnte sein, dass du auf gewisse Gedanken kommst."

„Nicht jugendfrei, so, so", sagte Helena. „Du hattest doch erzählt, dass du die ersten Geschichten schon sehr früh gelesen hättest, mit zwölf oder so. Waren die auch schon ... so explizit?"

„Teilweise schon, aber die neueren Geschichten, die ich aus dem Internet habe, gehen oft mehr zur Sache."

Nach einer kurzen Pause fragte Melanie: „Du hast vorhin gesagt, dass du mit uns diese Phantasie -- mit der Betonung auf diese -- nicht mit uns teilen wolltest. Gibt es denn andere?"

„Warum fragst du?"

„Nun ... ich bin noch nie jemandem begegnet, der sich mir so fantasievoll ... wie soll ich es sagen ... mir genähert hat, ohne jemals vorher mit einer Frau zusammengewesen zu sein."

„Verstehe ich dich richtig", fragte er, „du möchtest, dass ich euch meine sexuellen Phantasien erzähle?"

Sie nickte.

„Ui!", entfuhr es ihm.

„Ich weiß ja nicht, wie viele du hast. Eine würde mir erst mal reichen."

„Hm", begann er langsam und trank einen Schluck Kaffee. „Ich habe noch nie irgendjemandem eine derartige Phantasie erzählt."

Helenas Interesse war ebenfalls geweckt und sie forderte ihn ebenfalls auf: „Och, bitte Thomas!"

Er blickte zwischen den Frauen hin und her, bis er sagte: „Also gut. Aber nur unter zwei Bedingungen. Die Erste wäre, wenn ich sie erzähle, muss jemand von Euch ans Steuer. Ihr wisst ja, Männer und Multitasking."

„Gebongt!", sagte Melanie. „Ich übernehme nach dem Frühstück das Ruder. -- Und die zweite?"

„Die Zweite ist, dass jede von euch ebenfalls eine Phantasie erzählt."

Die Geschwister schauten ihn überrascht an.

„Ja, wie? Wenn ich eine geheime Phantasie von mir preisgebe, dann wünsche ich mir das auch von euch."

Beide Frauen schauten sich einen Moment an, bis Helena das Wort ergriff: „Ich verstehe dich. Es wäre nur fair. Aber ich weiß nicht, was ich erzählen soll, selbst wenn ich es wollte."

Melanie ahnte, worauf er hinauswollte, wartete jedoch seine Antwort ab.

„Es muss keine großartige Erzählung oder so sein", erklärte er, „erzähl einfach, woran du denkst, wenn du ..., wenn du dich selbst in Stimmung bringst. -- Ich vermute, du machst es nicht einfach so, sondern du stellst dir eine schöne oder spannende erotische Situation, in der du dich befindest. Eine, die dir hilft, dass es zu einem schönen Erlebnis wird."

Genau so etwas hatte Melanie vermutet! Ihr gefiel das neue Spiel, das er mit ihnen spielen wollte. Es zeigte sich wieder, dass sie mit ihrem Geschmack bei ihm richtig gelegen hatte. Sie seufzte innerlich, nur dass diese Bestätigung ihrer Wahl ihr nicht half. Er hatte sich anders entschieden.

Um den Wind des Protestes ihrer Schwester aus den Segeln zu nehmen, sagte sie: „Ich denke, ich weiß schon, was ich erzählen werde."

Helena blickte ihre Schwester überrascht an.

„Ich weiß nicht", zögerte Helena, „das ist doch etwas sehr Persönliches."

„Stimmt", sagte Thomas mit einfühlsamer Stimme, „aber du wirst nicht allein sein. Jeder von uns gibt etwas von sich preis. Und, ist es nicht auch reizvoll zu erfahren, was Melanie und ich uns vorstellen, wenn wir uns selbst Gutes tun?"

„Sich selbst Gutes tun ist eine nette Formulierung", schmunzelte Helena.

„Wie wäre es, wenn ich als Erster von meiner Phantasie erzähle?", schlug Thomas vor.

Helena zögerte ein wenig, bis sie zustimmte: „In Ordnung, ich mache mit. Nicht weil ich glaube, dass meine Geschichte etwas Besonderes ist, sondern weil ich es als netten Weg sehe, dass wir mehr voneinander lernen. -- Und mich reizen eure geheimen Phantasien mehr, als dass ich Angst habe, meine preiszugeben."

„Das Ganze hat seinen Reiz. So sehe ich das ebenfalls. Lasst uns mit dem Essen zum Ende kommen und dann fange ich an", sagte Thomas.

Wenig später fragte Helena: „Seid ihr fertig mit dem Frühstück? -- Dann lasst uns abräumen! Die Becher können wir noch hier lassen."

Melanie übernahm das Steuer und die zwei anderen verstauten die Reste vom Frühstück. Kurze Zeit später versammelten sie sich alle in der Plicht. Thomas saß in Luv auf der Bank, hatte sich einen zweiten Kaffee genommen und wärmte sich seine Hände an dem Becher. Helena saß neben ihm und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Sie blickten zusammen aufs Meer.

Obwohl er gesagt hatte, dass er als Erster erzählen wollte, ließ er sich Zeit mit dem Beginn. Für den Moment genoss er die sie umgebende Ruhe und folgte mit seinem Oberkörper leicht wiegend den Bewegungen des Boots durch die See. Dass Helenas Haare ihm ab und zu, vom Wind aufgewirbelt, durchs Gesicht wehten, störte ihn überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, er liebte es, ihr so nah zu sein. Er legte seinen Arm um sie und drückte sie an sich.

Während Melanie den Kurs der ‚Kassiopeia' im Blick hatte, dachte sie über sich und ihre Wünsche nach. Sie hatte immer mehr Bedenken, sich näher auf ihn und ihre gemeinsame Spiele einzulassen. Sie wusste, es fehlte nicht mehr viel und sie hätte später, nach dem Urlaub, daran zu knapsen, dass er ihr körperlich und seelisch fehlen würde. Sollte sie deswegen ablehnen, dass sie sich gegenseitig ihre geheimen Phantasien erzählen? -- Sie haderte mit sich. Auf der anderen Seite lagen sie hier nicht nackt zusammen auf der Koje. Es war helllichter Tag. Und warum sollte sie seine Geschichte emotional berühren? Vielmehr sollte sie sich Sorgen machen, was es mit ihr machen würde, wenn sie ihre Eigene erzählt.

Melanie sah zu ihm herüber. Er schien in Gedanken weit weg zu sein. -- Ob er jetzt doch kneifen würde?

Doch ihre Zweifel waren unbegründet. Er nahm einen Schluck Kaffee und begann zu erzählen: „Meine Geschichte spielt nicht in der jetzigen Zeit. Es ist eine Zeit ohne Internet und sonstige moderne Medien, vielleicht gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Ich bin dem Teenageralter, wobei man das damals noch nicht so genannt hat, gerade entwachsen."

Thomas' Phantasie

Ich lebe mit meinen Eltern in einer Sensenschmiede etwas außerhalb einer kleinen Stadt. Die Schmiede liegt an einem kleinen Fluss und die Schmiedehämmer werden von einem Wasserrad betrieben. Mein Vater hat die Schmiede von seinem Vater geerbt und ich habe als Geselle gerade ausgelernt und arbeitete ebenfalls in der Schmiede. Da meiner Eltern keine weiteren Kinder haben, ist mein Weg vorgezeichnet, dass ich später die Schmiede übernehme.

Mein Vater ist ein ausgezeichneter Handwerker und er hat über das Anfertigen von Sensen hinaus, sich einen Namen erarbeitet. Den Sinn fürs Geschäftliche hat in unserer Familie meine Mutter. Sie hat meinen Vater überzeugt, dass es vorteilhaft wäre, in der Stadt zusätzlich ein kleines Geschäft für die hergestellten Werkzeuge zu haben. Die Ortsansässigen wissen, wo die Schmiede liegt. Alle anderen kaufen die Waren in der Stadt und es gab Zeiten, da konnten mein Vater und ich nicht schnell genug liefern, wie sie von ihr verkauft wurden.

Es war im frühen Sommer, die Ernte hatte noch nicht begonnen, da bekamen wir Besuch von Johanna, der Ehefrau meines Onkels, des Bruders meines Vaters. Sie lebte mit ihrem Mann in einer entfernteren Stadt. In früheren Jahren waren sie beide immer zusammen zu Besuch gekommen, daher wunderte ich mich, dass sie diesmal alleine kam. Meine Eltern schienen den Grund zu kennen, gaben mir jedoch keine klare Antwort auf meine Frage. Ich war so erzogen worden, dass man die Aussagen erwachsener Menschen solange nicht in Frage stellt, wie sie nicht offensichtlichen Blödsinn darstellten. So nahm ich es einfach zur Kenntnis, dass meine Tante für die nächsten zwei, drei Wochen bei uns zu Besuch wäre.

Für die Arbeitstage unter der Woche machte es auch keinen Unterschied, ob sie da war oder nicht, da ich die gesamte Zeit in der Schmiede arbeitete. Als ich am Samstagnachmittag jedoch nach getaner Arbeit am Rand des Mühlteichs stand und mich mit freiem Oberkörper für den Gottesdienst am nächsten Tag wusch, kam Johanna vorbei. Sie schaute mir eine Weile zu und gab mir dann das Handtuch, welches ich am Ufer abgelegt hatte.

„Das tut bestimmt gut", sagte sie, „nach einer langen Woche in der Werkstatt mit all dem Ruß und Staub."

Ich trocknete mir die Haare ab und nickte ihr zu. Es irritierte mich, dass sie weiterhin in meiner Nähe blieb. Eigentlich hatte sie doch keinen Grund dazu. Mir fiel auf, dass sie immer wieder einen Blick über meine Arme und meinen Oberkörper gleiten ließ.

Ich wurde unsicher und fragte: „Ist da etwas Besonderes? Hängen da noch Grashalme oder Algen an mir?"

Sie zuckte leicht, als hätte ich sie mit meiner Frage überrascht und sagte schnell: „Nein, da ist nichts. Ich ... ich sehe nur, dass aus dir ein stattlicher Mann geworden ist. Vor vier Jahren, als ich dich das letzte Mal sah, da hattest du noch nicht einmal den Ansatz eines Barts. -- Ich vermute, das eine oder andere Mädchen aus der Stadt hat bestimmt schon ein Auge auf dich geworfen?"

Jetzt wurde mir das Gespräch unangenehm. Mit den Mädchen aus der Stadt hatte ich seit einigen Jahren nichts mehr zu tun, nachdem ich die Mittelschule abgeschlossen und die Leere begonnen hatte. Ich sah sie kurz sonntags in der Kirche. Da standen sie aber immer unter sich oder waren bei ihren Eltern. Und zu uns raus, zur Schmiede, verirrte sich eigentlich nie eine von ihnen. Ich hatte kein Problem, ein Stück glühendes Eisen mit dem Hammer zu schmieden und in Form zu bringen. Aber bei den Mädchen war ich linkisch und ungeschickt.

Und so antwortete ich ihr: „Das mag schon sein. Aber ich habe hier in der Schmiede mit ihnen nichts zu tun."

„Und wenn du deine Mutter im Geschäft besuchst, siehst du da keine?"

„Außer am Sonntag kommt es nur selten vor, dass ich in die Stadt komme. Den Transport der Waren macht immer unser Knecht."

„Gibt es denn eine, die dir gefällt?"

Die Unterhaltung wurde mir immer unangenehmer und ich trocknete meine Hände verlegen weiter ab.

„Hmm ... ja ... da sind schon einige ganz ... ganz hübsch."

„Und hast du auf dem Stadtfest schon einmal mit einer getanzt?"

„Oh nein, oh nein! -- Ich kann gar nicht tanzen. Ich würde ihr bestimmt mit meinen großen Füßen immer auf die Zehen treten."

„Das glaube ich nicht", sagte sie, „wer so geschickt mit seinen Händen arbeiten kann, der kann doch bestimmt auch die paar Schritte eines Walzers tanzen."

„Nein wirklich, Tante Johanna. Würde ich eine zum Tanzen auffordern, wäre ich anschließend das Gespött der ganzen Stadt. Das kann ich nicht!"

„Und", begann sie langsam ihren nächsten Satz, „wie wäre es, wenn ich dir zeigen würde, wie man tanzt?"

Ich schaute sie überrascht an und schüttelte den Kopf.

„Das geht doch nicht. Du kannst doch nicht mit mir tanzen. Du bist eine verheiratete Frau."

„Was soll das denn heißen? Nur weil ich verheiratet bin, heißt es doch nicht, dass ich nur noch mit meinem ... mit meinem Mann tanzen darf. -- Wir machen das so: Machen deine Eltern immer noch ihren Spaziergang am Sonntag Mittag nach dem Mittagessen?"

„Ja."

„Und gehst du da normalerweise mit?"

„Ab und zu."

„Würde es auffallen, wenn du nicht mitgehst?"

„Nein."

„Gut. Wenn sie morgen weg sind, zeige ich dir, wie man tanzt. Du wirst sehen, es ist ganz einfach, wenn man es einmal gezeigt bekommen hat. In Ordnung?"

Ich gestand mir ein, dass mir der Gedanke gefiel. Wenn es wirklich so einfach wäre, wie sie gesagt hatte, dann könnte ich, ohne mich zu blamieren, auf dem nächsten Fest eine mal zum Tanzen auffordern.

Nach dem Mittagessen am nächsten Tag, verabschiedeten sich meine Eltern, wie gewöhnlich zu ihrem Spaziergang. Sie hatten meine Tante noch gefragt, ob sie mitgehen wollte. Diese hatte jedoch gesagt, dass es ihr nicht gut gehe und sie sich für eine Stunde ins Bett legen wollte. Ich erkannte sofort die Ausrede, fragte aber nicht, warum sie meinen Eltern nichts von ihrem Vorhaben erzählen wollte.

Nachdem meine Eltern außer Sicht waren, fragte Tante Johanna mich: „Wo haben wir etwas Platz? Hier in der Stube geht es nicht."

„Wir könnten in die Scheune gehen. Ich habe den Wagen noch nicht reingeschoben."

„Das klingt doch gut", sagte sie, nahm meine Hand und zog mich hinter ihr her.

Sie blieb in der Mitte der Scheune stehen und wartete, bis ich mich ihr gegenüber hingestellt hatte.

In der nächsten halben Stunde erklärte sie mir, was ein dreiviertel Takt wäre und wie ich meine Füße bei den einzelnen Taktschlägen zu bewegen hätte. Anfangs standen wir nebeneinander und ich machte ihr die Schritte nach. Danach standen wir im Abstand voreinander und probten den Tanz.

„Das sieht doch schon gut aus!", sagte sie. „Jetzt nimm meine Hand und leg deine rechte Hand um mich ... ich meine, auf meine Hüfte!"

Sie an die Hand zu nehmen, fiel mir leicht. Jedoch hatte ich Hemmungen, meine rechte Hand auf ihre Hüfte zu legen.

„Komm, ich bin nicht zerbrechlich!", forderte sie mich auf, legte meine Hand an die gewünschte Stelle und stupste mein Kinn nach oben.

„So, geradeaus schauen, nicht nach unten! Du weißt doch, dass du zwei Füße hast. Du musst nicht ständig nachschauen, ob sie noch da sind. Die Schritte hast du dir gemerkt. Wir tanzen jetzt erst einmal einen langsamen Walzer. Später wird es schneller, dann kommt der Wiener Walzer. Ich zähle jetzt zwei Takte vor, dann wiegen wir uns zwei weitere, ganze Takte hin und her. Dabei nehmen wir das Tempo auf und fangen im fünften Takt mit den Schritten an. -- Gut?"

Sie hatte recht, es war nach den ersten zwei Fehlversuchen gar nicht so schwer. Ich hatte meine Hemmungen überwunden, ihr so nah zu sein und meine Hand auf ihrer Hüfte zu legen. Bald drehten wir im Takt unsere Runden in der Scheune. Meine Füße taten alleine, was sie sollten, und meine Aufmerksamkeit richtete sich mehr auf meine Tante.

Sie war groß gewachsen und wir schauten uns direkt in die Augen, wenn wir uns gegenüberstanden. Sie hatte dunkelbraune, lange Haare, die sie hochgesteckt trug. Sie hatte ein schmales Gesicht, leicht ausgeprägte Wangenknochen und eine spitze Nase. Ihre Figur war trotz ihrer fünfunddreißig Jahre immer noch von schlanker Gestalt.

Je mehr Scheu ich verlor, desto mehr gefiel es mir, mit ihr zu tanzen und sie im Arm zu halten.

Sie riss mich aus meinen Träumen, als sie das Tempo Stück für Stück anzog, und bald wirbelten wir durch die Scheune. Ihr Rock hob sich, während wir uns immer schneller drehten. Es machte mir so viel Spaß, ich wurde immer euphorischer und wollte gar nicht mehr aufhören.

„Stopp! Stopp! Stopp!", rief sie mit einem Mal außer Atem, „ich ... ich kann nicht mehr."

Wir blieben stehen, ich nahm meine linke Hand herunter und legte sie auf ihre Hüfte. Sie legte ihre beiden Hände auf meine Schultern. Wir rangen beide nach Luft. Als wir beide wieder zu Atem gekommen waren, schauten wir uns lachend an.

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