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Eine Covid-20 Quarantäne

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„Wie hättest du alleine überleben wollen?" bemerkte ich. „Ohne deine Eltern, ohne Schlüssel um euer Haus überhaupt betreten zu können."

Dann erklärte ich ihr, dass die strikte Kontrolle des Lock-Down meine Abreise so lange verzögert hatte.

„Und dort, wo wir hinfahren sind wir sicher?" wollte sie dann wissen.

„Wesentlich sicherer als irgendwo sonst! Die Region dort oben ist bis in den Sommer so gut wie nicht zu Fuß erreichbar und außer dem Besitzer der Gründe kennt auch niemand diese Hütte. Aber es gibt keinerlei Komfort, Strom nur aus dem Aggregat, das Wasser muss mühsam erwärmt werden und wir heizen ausschließlich über einen Holzofen!"

Anna-Maria nickte. Ich begann mich zu fragen, wie es eine Achtzehnjährige für die nächsten Wochen ganz ohne all die Annehmlichkeiten der Zivilisation aushalten konnte. Die Handy-Generation stellte andere Ansprüche als die meine und hatte -- wann man den Nachrichten Glauben schenken durfte - jetzt schon am stärksten mit den aktuellen Einschränkungen zu kämpfen.

„Ich danke dir!" sagte sie nur knapp und schluchzte dann wieder.

Der Schneefall ging wieder zu Ende, doch als dann die ersten Berge unsere Strecke zu beiden Seiten säumten, herrschte draußen noch tiefer Winter. Wie vertrauter bot sich doch der Ausblick auf die schneebedeckten Riesen aus Fels, als jener auf das Chaos der demolierten Autos und Häuser daheim.

Ich hatte ursprünglich geplant, den Besitzer des Jagdrevieres über meine Anwesenheit zu informieren, diesen Gedanken dann aber wieder verworfen. Je weniger Menschen wussten, dass sich jemand in der Hütte aufhielt, umso sicherer würde es dort sein.

Ich sah die Rauchschwaden über den Wipfeln der Fichten schon von weitem und meine Befürchtungen bestätigten sich: Der altwehrwürdige Hof der Forstverwaltung stand teilweise in Flammen und vor dem Gebäude tollte eine ganze Schar von vermummten Gestalten herum, die offenbar damit beschäftigt waren, die noch nicht brennenden Teile des Hauses zu plündern. Wenn der Eigentümer noch am Leben war, dann hatte er jetzt bestimmt ganz andere Sorgen, als sich über meinen Aufenthalt informieren zu lassen.

„Gott steh uns bei!" murmelte Anna-Maria.

„Der wird uns am Allerwenigsten helfen!" murmelte ich und wendete vorsichtig, um nicht die Aufmerksamkeit des Pöbels zu erwecken. „Dort oben können wir nur selbst auf uns achten!"

Der Forstweg führte steil nach oben und schon nach wenigen Kilometern musste ich anhalten, um die Ketten anzulegen. Ein paar Wochen früher im Jahr und der Wagen hätte den Aufstieg wohl nicht einmal damit geschafft. Ich sah kritisch zum Himmel und hoffte dennoch auf weiteren Schneefall, damit dieser unsere Spuren verwischen und wirklich niemanden vermuten lassen würde, jemand wäre zu der Hütte emporgefahren.

Mein Pickup zeigte einmal mehr seine gute Qualität im Gelände. Anna-Maria saß ein paarmal stocksteif und mit vor Angst geweiteten Augen neben mir, als ich das Fahrzeug rutschend und schlingernd um Kurven bugsierte, an deren Außenkante ein Abgleiten in die Tiefe den sicheren Tod bedeutet hätte. Einmal hingen wir trotz all der guten Technik fest und ich war nahe daran, die Seilwinde zu aktivieren, doch beim letzten Versuch fanden die großen Reifen schließlich doch den benötigten Grip und ließen den Wagen aus der Kuhle herausschnellen.

Und dann waren wir endlich angekommen!

Die kleine Hütte unter den drei uralten, verwitterten Zirben lag in alle ihrer Friedlichkeit da, vollkommen unbeeindruckt vom Chaos, das sonst überall in der Welt herrschte. Neben uns die Senke mit dem kleinen Bergsee und unmittelbar hinter der Rückseite stieg schon der Bannwald steil bis zu den Felswänden empor. Als würde das Schicksal ein besonderes Zeichen setzen wollen, riss sogar der Himmel auf und die Sonnen tauchte die schneebedeckte Landschaft in grelles, blitzendes Weiß.

Ein zutiefst zufriedenes Gefühl hier sein zu dürfen erfasste mich trotz der schrecklichen Gesamtsituation. Ich empfand Anna-Maria gegenüber fast ein schlechtes Gewissen, jetzt dieses Glück zu verspüren, während sie verzweifelt über den Tod ihrer Familie trauerte.

Ich stapfte durch den kniehohen Schnee zum Schuppen und schaufelte erst einmal die Eingangstüre und den Bereich um mein Auto frei. Hoch am Himmel drehten dabei zwei Raben ihre Kreise und mokierten sich krächzend über unsere Anwesenheit.

Im Inneren der Hütte war er kalt, staubig und totenstill. Ich öffnete die Fensterläden, warf Holz in den kleinen Kamin und entzündete ein Feuer. Inzwischen hatte mich auch wieder die schreckliche Realität eingeholt, denn hier wimmelte es von Erinnerungen an vergangene Zeiten. Kleidungsstücke von Martin und Christian hingen an der Garderobe hinter der Türe und ein paar Fotos an der Wand zeigten uns drei in glücklichen, längst vergangenen Tagen.

„Ich muss zuerst den Wagen ausräumen!" sagte ich zu Anna-Maria, die mit ihren Taschen in der Türe stand. „Da sind einige Sachen dabei, die nicht frieren dürfen!"

„Ich kann dir dabei helfen!"

„Nein, bleib hier herinnen beim Feuer. Ich sehe, dass dir kalt ist!"

Ihr hübsches Gesicht war blass, die großen Augen schimmerten immer noch gerötet und sie zitterte. Ich nahm eine von Martins jagdgrünen Daunenjacken von der Garderobe und reichte sie ihr.

„Halte die erst kurz in die Nähe des Ofens und dann zieh sie an! Und sieh zu, dass du die Turnschuhe loswirst. Die kannst du hier bestenfalls herinnen tragen!"

Ich schaufelte auch den restlichen Bereich rund um die Hütte frei und begann anschließend den Pickup zu entladen. Die herrliche Landschaft lag dabei so friedlich und unberührt vor mir, dass erneut der innere Kampf zwischen Glückseligkeit und Sorge aufkeimte.

Die uns umgebenden Gipfel zeichneten sich deutlich vom mittlerweile strahlendblauen Himmel ab, der kleine Bergsee gleich neben mir war noch teilweise zugefroren, von einer dünnen Schneeschicht bedeckt und das Eis begann sich an seinen Rändern aufzuweichen.

Ich seufzte tief, trennte meine Vorräte in solche, die im Holzverschlag bei Temperaturen unter Null aufbewahrt werden konnten und all jene, die ich in der Hütte lagern musste.

„Onkel Bert, wo ist denn hier die Toilette?"

Anna-Maria stand in der Türe, kniff die Augen wegen der grellen Sonne ein wenig zusammen und der hier allgegenwärtige, leichte Wind spielte mit ein paar Strähnen ihres ungekämmten Haares. Martins Jacke war ihr viel zu groß, reichte fast bis zu den Knien und die Füße steckten in knöchelhohen Bergstiefeln.

Ich führte sie hinter das Haus und zeigte ihr den kleinen Holzverschlag.

„Kein Luxus hier, das habe ich dir prophezeit!" bemerkte ich und es tat unglaublich gut, das Mädchen zum ersten Mal kurz lächeln zu sehen.

„Ich werd´s überleben!" meinte sie und wartete bis ich ein paarmal gegen die Türe geboxt hatte, damit sich das Eis in der Fuge löste und sie sich öffnen ließ.

Als der Pickup entladen war, hatte sich die Sonne bereits im Westen hinter die Berge verzogen und tauchte den Himmel immer mehr in dunkles Violett. Ich stellte zufrieden fest, dass im Haus noch jede Menge Kerzen vorhanden waren -- ich selbst hatte auch zwei große Kartons davon dabei -- und entzündete ein paar von ihnen.

„Wir werden sparsam mit dem Treibstoff für das Stromaggregat umgehen müssen!" erklärte ich Anna-Maria. „Außerdem ist es ziemlich laut und ich möchte unbedingt verhindern, dass irgendjemand, der sich doch zufällig hierher verirrt, auf uns aufmerksam wird!"

Zum Abendessen gab es Kekse, Butterbrote und einen halben Apfel für jeden von uns. Ich hatte zwar jede Menge dieser Lebensmittel dabei, doch letztendlich war auch dieser Vorrat begrenzt und würde uns -- im Gegensatz zum Fleisch -- vielleicht irgendwann zur Neige gehen.

„Morgen möchte ich nochmals unsere Sachen durchzählen und sortieren. Und ich muss täglich Holz machen. Es wird bestimmt noch lange dauern, bis man es hier aushält, ohne einzuheizen!"

Wie zur Bestätigung knackte der Ofen und erinnerte mich daran, dass es auch eine Zeit lang dauern würde, um die Hütte erstmal richtig durchzuheizen.

„Such dir eines aus!"

Das Haus hatte drei Betten, an jeder Wand eines. Anna-Maria entschied sich für das von Martin, gleich neben der Türe unter dem Fenster und ich bezog mein übliches, auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Ich würde das Feuer niemals ausgehen lassen dürfen und stellte mich auf eine Nacht mit zahlreichen Unterbrechungen meines Schlafes ein, als ich die letzte Kerze ausblies.

„Morgen früh sorge ich als Erstes für warmes Wasser, damit du dich duschen kannst!" sagte ich dann noch und Anna-Maria seufzte.

„Danke Onkel Bert! Danke für Alles!"

In der Nacht gab es kaum eine ganze Stunde, in der ich sie nicht leise schluchzen hörte.

(3)

Am nächsten Tag erwachte ich mit dem ersten Morgengrauen. Ich kroch aus dem Bett, legte sofort wieder Scheiter nach und räumte die Asche aus dem Ofen in einen kleinen Metallkübel.

Anna-Maria schlief noch fest. Sie hatte sogar die Kapuze von Martins Jacke über den Kopf gezogen, sich wie in ein Embryo in die Decke gehüllt und nur ihre dunklen Augenbrauen guckten unter den Daunen hervor.

Draußen kitzelte die Eiseskälte in meiner Nase und legte sich wie ein dünnes Tuch auf mein Gesicht. Ich kontrollierte die Brennstoffvorräte und beschloss heute eine der kleinen Fichten zu fällen, von denen im unmittelbaren Umkreis zum Glück Hunderte wuchsen. Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen und kaum war die Sonne aufgegangen fanden sich auch wieder die beiden kreischenden Raben ein.

„Ich mache dir Wasser warm, damit du dich duschen kannst!" sagte ich zu dem noch sehr verschlafen aussehenden Mädchen. „Oder möchtest du zuerst frühstücken?"

„Eine Dusche wäre mir lieber. Ich habe seit Heidelberg keine Möglichkeit dazu gehabt und ich fürchte, dir wird der Appetit vergehen, wenn ich mich nicht vor dem Frühstück wasche!"

Auf dem Dach der Hütte befand sich ein Wassertank, dessen Inhalt man vor allem im Winter zuerst erwärmen und dann mit der Hand nach oben pumpen musste. Ich entzündete ein Feuer unter dem Heizkessel und füllte ihn mit eiskaltem Wasser aus dem Teich.

„Du musst ein wenig aufpassen!" erklärte ich ihr. „Der Tank da oben hat nur fünfzig Liter und nachdem es im Winter keine offene Kaltwasserleitung gibt, musst du abwarten, bis sich sein Inhalt wieder ein wenig abgekühlt hat!"

Ich erinnerte mich daran, dass Christian in den Anfangsjahren hier nach einer durchzechten Nacht einmal mittelschwere Verbrühungen erlitt, weil er das vergessen hatte!

„Dreh das Wasser ab, wenn du dich einseifst und erst nachher wieder auf. Ich könnte auch eine Wäsche vertragen und vielleicht schaffen wir das mit einer Füllung!"

Ich prüfte die Temperatur und begann wenig später das Wasser nach oben zu pumpen. Die Kupferleitung und der Tank knackten laut, als sie von der Wärme ausgedehnt wurden.

„Es müsste schon gehen!" meinte ich dann. „Ich warte heraußen, bis du fertig bist!"

Die Dusche im Inneren der Hütte befand sich im selben Raum wie alles andere auch und bestand nur aus einer Ablaufwanne und einem uralten, brüchigen Plastikvorhang in Himmelblau.

Anna-Maria verschwand nach drinnen und ich blickte wieder über die Landschaft vor mir. Der Anblick von hier oben begleitete mich schon so viele Jahre unverändert, ganz im Gegensatz zu dem, was das Schicksal in den letzten Monaten alles gewandelt hatte.

Einige Minuten vergingen und dann hörte ich Anna-Maria durch die Türe heraus fluchen. Mit der Befürchtung, sie hätte meine Warnung betreff der Wassertemperatur vergessen, stürmte ich in das Innere und sah sie schimpfend und heulend vor der Dusche am Boden hocken.

Um ihren Körper war nur ein weißes Frotteetuch gewickelt und spannte sich in dieser Haltung eng um die beiden runden Pobacken. Auf dem noch ein wenig feucht schimmernden oberen Rücken konnte ich ein kleines Tattoo am Schulterblatt erkennen.

„Verdammte Scheiße!" heulte sie und rieb wie verrückt mit einem Tuch über den Boden. „Ich habe hier eine Überschwemmung veranstaltet!"

„Lass gut sein, Anna-Maria. Das geht nicht anders! Das ist immer so!"

Doch ihre Verzweiflung schien noch anzuwachsen und, als würde sie all den Horror der vergangenen Tage in der Frustration über das kleine Missgeschick vereinen, wischte sie jammernd und wie von Sinnen das Wasser auf.

„Hör auf damit, Anna-Maria! Es ist schon in Ordnung!"

Sie sprang plötzlich auf, hielt mit einer Hand das Badetuch fest und stürmte auf mich zu. Ihre freie Hand schlang sich um meinen Rücken und sie drückte mir ihr nasses Haar gegen die Brust.

„Oh mein Gott, Onkel Bert. Ich vermisse sie so!"

Ihr Körper wurde durchgeschüttelt und sie heulte wieder wie ein kleines Kind. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern, hielt sie einfach nur fest und sagte kein Wort. Bald war mein Hemd aufgeweicht und ich spürte die Tropfen darunter an meiner Haut abwärts laufen.

Und ich fühlte noch etwas anderes, was mir viel unangenehmer war und mich zutiefst verwirrte.

Ich konnte die Form ihres Körpers spüren, seine Wäre, das sanfte Beben wenn sie schluchzte und ich atmete den Duft ihrer Haut. Die kompakte Wölbung ihrer Brüste manifestierte sich deutlich und erinnerte einmal mehr, dass Anna-Maria nicht mehr das kleine Mädchen war, mit dem ich zusammen im Garten gespielt und der ich mit allen möglichen Possen das Lachen ins Gesicht gezaubert hatte.

Und dann löste sich auch noch das Badetuch und ich konnte es gerade noch irgendwie festhalten. Dabei pressten sich die Rückenseiten meiner zu Fäusten geballten Finger allerdings in die straffen Kurven ihres Hinterns und ich meinte sogar, den mehr als deutlichen Hinweis einer hartnäckigen Brustwarze fühlen zu können, die jetzt nur noch durch den Stoff meines Hemdes von meiner Haut getrennt war.

„Es tut mir leid, Onkel Bert! Es tut mir so schrecklich leid!"

Sie löste sich wieder aus meiner Umarmung, sank vor mir auf die Knie und raffte das Frotteetuch auf. Dabei driftete unterhalb des Rückens der herrliche Schwung ihres Beckens auseinander und starrte für einen Moment auf die nackten Zwillinge der grandiosen Pobacken.

„Du musst dich für Nichts entschuldigen! Deine Trauer ist doch selbstverständlich! Mir fehlen deine Eltern ja auch!"

„Danke!" murmelte sie nur und wischte ihre Tränen ab.

„Ich gehe noch mal nach draußen und du kannst dich anziehen! Dann springe ich selbst auch unter die Dusche!"

Fünf Minuten später streckte ich den Kopf in den Nacken und ließ mir das Wasser ins Gesicht prasseln. Es war nichtmehr richtig warm, verursachte aber auch kein Gefühl, als würden eiskalte, spitze Nadeln auf mich herunterfallen.

Die Begebenheit mit Anna-Maria beunruhigte mich. Ich konnte mich nicht der Tatsache verschließen, mit einer jungen Frau für einige Wochen oder Monate auf engstem Raum zusammenleben zu müssen. Eine Situation, in der ich mich seit meiner Scheidung nicht mehr befunden hatte. Sie war definitiv kein Kind mehr und würde mein Leben hier oben auf die eine oder andere Weise zwangsläufig durcheinanderwirbeln. Ein Umstand der für einen langsam in die Jahre kommenden Typen, der immer allergischer auf Veränderungen reagierte, kein Zuckerschlecken bedeutete.

Ich seufzte tief, entleerte den Tank vollständig, damit er nicht auffrieren konnte, und trocknete mich ab.

„Was möchtest du zum Frühstück?" fragte Anna-Maria anschließend.

Jetzt, wo sie frisch geduscht, ausgeschlafen und mit sauberer Kleidung ausgestattet war, wurde mir erst klar wie fantastisch diese junge Frau aussah. Ihr langsam auftrocknendes Haar wurde immer mehr zu einem seidig glänzenden Rahmen des hinreißenden Gesichts. Die Lippen erinnerten an reife Früchte und die die großen, dunkeln Augen flackerten wie lebendige Edelsteine. Ich dachte wehmütig an die Zeiten, als mich noch das kleine Mädchen mit gekräuseltem Schmollmund um Süßigkeiten angebettelt hatte.

Anna-Maria trug eine dunkelgrüne Outdoorhose, die sich betörend über ihren Po und die sanften Krümmungen ihrer Schenkel spannte. Ich zwang mich förmlich dazu, sie nicht anzustarren.

„Lass mich das Essen machen!" bat sie jetzt, nicht mehr um ein Bonbon wie früher. „BITTE!"

„Kannst du denn überhaupt Kochen?"

Sie schmunzelte.

„Ich werde es versuchen."

Der gebratene Speck mit Eiern, Butterbrot und gefriergetrocknetem Schnittlauch schmeckte fantastisch und wir gingen beim Essen zusammen die Liste der Lebensmittel und ihre Rationalisierung durch.

Ich hatte zwei große Säcke Kartoffel, dreißig Kilogramm verschiedenster Nudeln, etwa einhundertfünfzig Scheiben Trockenbrot und knapp einhundert Eier mitgebracht. Die Letzteren hatten sogar den abschließenden, recht holprigen Teil der Reise größtenteils unbeschadet überstanden.

Darüber hinaus gab es noch jede Menge Konservendosen, zwei Säcke mit fünfundzwanzig Kilogramm Äpfel, Mais Öl, Mehl, Haferflocken und verschiedenste Gewürze, die nach meiner Rechnung für uns beide bis in den Juni ausreichen würden. Sogar ein paar Flaschen Rotwein hatte ich eingepackt. Bis zum Sommer war in der Welt vielleicht auch schon wieder Ordnung eingekehrt, jedenfalls aber würde die Natur in der warmen Jahreszeit ein wesentlich reichhaltigeres Angebot an Nahrung bieten als jetzt aktuell. Ich hatte -- als es noch möglich war -- auch mein ganzes Geld von der Bank geholt, doch die paar tausend Euro hatten hier heroben geringeren Wert als das reichlich mitgeführte Toilettenpapier.

Unter den Vorräten fanden sich auch zahlreiche Batterien für Taschenlampen und einen kleiner Transistor-Radio. Wegen des schlechten Empfangs hier heroben hatte ich seine Antenne schon vor langem mit einem Draht verlängert, der quer über die Decke des Raumes gespannt war.

Wir einigten uns darauf, ihn täglich um die Mittagszeit einzuschalten. Die meisten Sender hatten ihren Betrieb bereits eingestellt, ein paar wenige übertrugen nur mehr Nachrichten in der Früh, zur Tagesmitte und am Abend.

Die nächsten Stunden waren erfüllt von Arbeit. Ich schnitt wie geplant eine Fichte um, zerlegte sie mit der Handsäge und schlichtete einen Teil der Scheiter in unmittelbarer Nähe des Ofens auf, wo sie schon bald zu verwertbarem Brennholz getrocknet sein würden. Dann reparierte ich die Angel an der Eingangstüre, wo sich eine Schraube gelockert hatte und versuchte den Boden rund um die Duschkabine mit dicker Plastikplane und Silikon halbwegs wasserfest zu machen. Die tägliche Nutzung über längere Zeit würde sonst bald zu Schimmelbildung führen.

Dasselbe Verfahren wandte ich auch an einer Stelle des Daches an. Jetzt, wo die Hütte bereits aufgewärmt war, hatte sich genau über meinem Bett ein feuchter Fleck an der Decke gebildet. Ich kletterte nach oben, schaufelte und kratzte den Schnee von den Schindeln, entfernte zwei Reihen und dichtete den Bereich darunter ab. Um nicht zusätzliche Schäden zu verursachen, verzichtete ich trotz der Glätte und der starken Neigung auf die scharfkantigen Steigeisen. Anna-Maria sicherte mich nach vorangegangener Instruktion wie einen Felskletterer und hielt die Leiter fest, während ich hinauf und wieder herunterstieg.

„Wie sind sie gestorben?" fragte sie in einer Pause knapp vor Mittag.

Wir saßen zusammen vor der Hütte in der Sonne und blickten auf die spiegelglatte, dunkle Oberfläche des Sees, auf welcher der vereiste Teil am Ufer zusehends kleiner wurde.

„Ich kann es dir nicht sagen. Bei deinem Vater ging es recht schnell. Er hat es nicht einmal mehr ins Lazarett geschafft. Deine Mutter haben sie noch dorthin gebracht, aber du weißt ja .... es gibt niemanden, der dort lebend wieder entlassen wurde."

Anna-Maria nickte nur.

Wie zynisch war das Schicksal doch, sie mit all dem Schmerz in der Seele auf dieses friedvolle Bild der Natur blicken zu lassen.

„Ich weiß nicht mal wo sie begraben wurden!" stellte sie schwermütig fest.

Ich erzählte ihr von Listen, die angeblich in den Ämtern auflagen, und Auskunft darüber geben sollten wer in welchem der zahlreichen Massengräber am Stadtrand verscharrt worden war. An einer lückenlosen, korrekten Aufzeichnung zweifelte ich allerdings.