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„Reize ich dich? Als Frau?"

„Als Mann würdest du das nicht tun."

Sie lächelte mich hintergründig an.

„Man gut, dass du deinen Humor hast, nicht wahr? Funktioniert sonst wirklich gut, um deine Unsicherheit zu kaschieren. Dein Unbehagen. Von dir und deinen Gefühlen abzulenken."

„Du kannst mir doch hier vor allen Leuten nicht mein Supermann-Kostüm ausziehen."

„Wir sind allein."

Ja. Wir sind allein.

„Möglich. Was heißt möglich, es ist so. Ich bin ein Realist. Durchschnitt, in jeder Beziehung. Ich sehe weder besonders gut aus, noch bin ich besonders intelligent, noch habe ich irgendetwas in meinem Leben vollbracht, was mich auszeichnet. Ich brauche keine getönten Scheiben, um nicht erkannt zu werden, ich kam unsichtbar ab Werk. Ich habe in meinem Leben weder etwas getan, für das ich mich schämen müsste, noch etwas, auf das ich besonders stolz wäre."

Sie schmunzelte, aber unterbrach mich nicht, widersprach mir nicht, wusste genau, dass ich die Wahrheit sprach.

„Ich bin, ehrlich, immer grundehrlich. Sehe keinen Anlass, mich zu verstecken. Mein Humor ist das, was mir oft Zugang zu anderen verschafft. Sie aufhorchen lässt, mich zu einem angenehmen Menschen im Umgang macht. Ich habe oder hatte eine ganze Menge Freunde, die mir gern ihr Herz ausgeschüttet haben. Weil ich nicht urteile, sondern Dinge im Kontext aufzeige, ihnen wie mir. Sie mit mir über ihre eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten lachen lasse. Dinge erträglich mache. In meinem Leben, wie in dem anderer. Dingen die Spitze nehme, indem ich eine andere setze."

„Aber auch ausweichst, wenn du sie als bedrohlich empfindest. Oder etwas, wo du nicht weißt, wie du damit umgehen kannst und sollst."

„Das hast du fein erkannt. Ich verstecke mich nicht vor dir, aber du siehst mich deutlich klarer als viele andere. Das ist faszinierend. Du liest in mir, wie ich in dir. Liest mir dabei auch Seiten vor, die ich selbst nicht kenne."

„Du bist eine wirklich amüsante Lektüre."

„Das empfinde ich als besonderes Kompliment. Dass du dich überhaupt mit mir abgibst. Dass wir so leicht Zugang zueinander finden, finde ich ganz erstaunlich. Dabei gerate ich mit dir in Situationen, die völlig außerhalb meines normalen Erfahrungs- und Erlebnisraums liegen. Es gelingt dir unglaublich leicht, an meinen Bedenken vorbei zu manövrieren. Das sollte mir eigentlich Angst machen, aber nicht mal die lässt du zu. Eine Frau wie dich habe ich nie zuvor erlebt. Gut, jede ist einzigartig, aber du bist noch einzigartiger."

Jetzt lächelte sie mich mit schräg gelegtem Kopf an. Und wartete geduldig.

„Ah, die Frage. Gut, nun, da ich völlig nackt vor dir sitze... ja. Du reizt mich. In jeder Beziehung. Als Frau, als Mensch, als Gesprächspartnerin, als Spielgefährtin. Die Prinzessin, die mit dem Kutscher spielt und mich dabei völlig vergessen lässt, wer wir eigentlich sind. Nach deinen Regeln, die sich ständig ändern, was mich aber nicht im Mindesten stört. Im Gegenteil, das ist das Reizvolle daran."

„Ich spiele gern nach meinen Regeln. Wenn ich das kann. Was nicht immer so ist."

„Ich stelle dir die Frage nicht. Obwohl ich mich schon frage, was dich dazu bewegt, dich auf diese Weise mit mir abzugeben."

„Als Frau reizt du mich nicht", kam ihre trockene Replik. „Daher kannst du dir die Frage wirklich sparen."

Die Frau hatte wirklich alles. Sogar einen kompatiblen Humor.

„Reizen dich Frauen sonst?"

„Nein. Ich habe es mal probiert, mit einem Pärchen. Sie konnte gut lecken, aber gereizt hat sie mich nicht. Mich reizt die männliche Form. Das Gefühl eines Schwanzes in mir. Nicht nur das, natürlich. Ich kann Frauen schön finden, aber das macht sie für mich nicht attraktiv. Ich fühle keine Anziehungskraft."

„Das geht mir mit Männern nicht anders."

„Verständlich. Das ist auch bei mir ganz selten. Dass ich mich wirklich angezogen fühle. Ich nutze Männer zu meinen Zwecken. Dafür brauchen sie nicht attraktiv zu sein. Sie berühren mich nicht weiter. Ich nehme mir, was ich von ihnen will."

Hm. Das hatte ich vermutet. Fand es interessant, dass sie es so einfach zugab. Sie sah mich lange an, mit einem Blick, den ich nicht einordnen konnte.

„Mit deiner Selbsteinschätzung magst du richtigliegen, allgemein zumindest", fuhr sie dann nach Anzünden einer Zigarette fort. „Für mich bist du allerdings eine absolute Ausnahmeerscheinung."

Oh? Das klang ja... wie genau?

„Im Gegensatz zu dir frage ich mich nicht warum. Was es genau ist, was mich reizt. Mich anzieht. Aber ich genieße es in vollen Zügen, was du in mir auslöst. Weil es neu, weil es einzigartig ist. Wie du mit mir umgehst. Direkten Zugang zu mir findest. Auch auf einer Ebene, die ich überhaupt nicht kannte."

„Das ging mir nicht anders. Ein irrer Moment", erwiderte ich im absoluten Wissen, dass wir beide von der gleichen Sache sprachen. „Den ich nicht mal versuchen werde einzuordnen, obwohl mir das völlig gegen den Strich geht."

„Ich auch nicht. Ausgetrunken? Gut, Kutscher, dann fahre dein inverses Aschenputtel wieder in Richtung Schloss. Ich freue mich ja, dass du dich dabei nicht in eine Maus verwandelst."

„Versuch bloß nicht, mich zu küssen. Froschaugen wären zumindest garantiert."

„Ich sehe eher die Gefahr, dass du davon richtig wach wirst. Lumen und Schneewattchen."

„Wenn du vorhast, so weiterzumachen, sollte ich diesmal vielleicht vorsorglich noch kurz aufs Klo."

„Nein, das erlaube ich dir nicht. Das lösen wir en route."

„Geht schon los mit dem leiden lassen."

„Genau. Ab die Post. Du kannst hier der Bundesstraße in etwa zehn Kilometer weiter in dieser Richtung folgen, dann gibt es eine Abzweigung Richtung Autobahn."

Sie ließ mich nicht lange leiden. Kurz nachdem wir zurück auf der Autobahn waren, hielten wir an einem Rastplatz. Nachdem wir gerade einen mit WC auf ihre Anweisung hin ausgelassen hatten. Wundern tat ich mich nicht. Im Gegenteil, mittlerweile kannte ich sie gut genug, um vorhersagen zu können, dass der dahinterstehende besondere Grund wahrscheinlich spaßig sein könnte.

Nun, spaßig war hier vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Sie zog mich in die angrenzenden Büsche. Aha?

„Lass laufen."

Wie sie auch. Direkt vor meinen Augen wurde ich eines hellgelben Strahls und seines Ursprungs ansichtig. Aus nächster Nähe. Trotz vierundzwanzig Ehejahren ein Novum für mich. Und eine gar nicht so leichte Aufgabe, ihrer Forderung in diesem Abstand gerecht zu werden, ohne ihr versehentlich mehr als gewünscht zu bieten.

Als Sitzverweigerer hatte ich natürlich Zielen gelernt. Gewann schnell Sicherheit und machte mir einen Spaß daraus, das sich unter ihr bildende Pfützchen meinerseits mit anzufüllen. Das schien sie enorm zu freuen.

So sehr, dass sie gerade noch das Abschütteln abwartete, dann den Meter Abstand ohne Rücksicht auf die veränderten Bodenverhältnisse überbrückte, mir einen Arm um den Hals schlang, und mir ein Küsschen gab.

„Ich kann dich beruhigen. Deine Augen sind weiterhin normal. Und richtig wach. Ich mag, wie du mich ansiehst."

„Ich mag, was du hier abziehst. Was war das jetzt, Bruderschaft pissen?"

„Ich wollte was feststellen. Aber wenn du Labels brauchst, passt das auch. Du ekelst dich nicht vor Urin?"

„Nein, warum sollte ich."

„Das trifft sich gut, ich hab kein Taschentuch mitgenommen. Leck mich sauber."

Oh. Das... ging jetzt in eine Richtung...

„Ehm... nicht, dass mir das etwas ausmachen würde..."

„Nichts Sexuelles. Einfach nur Service."

„Das wäre es vielleicht für dich."

„Hat dich der Kuss in einen Hasen verwandelt?"

„Ich soll dich anschließend rammeln? Das könnte dir so passen. Also gut, her damit."

Die Frau ließ sich von so einfachen Zugeständnissen begeistern. Wer hätte das gedacht. Auch, wie einfach es war, ihrem Wunsch oder ihrer Forderung nachzukommen. Bei ihr war es irgendwie immer beides. Mich dabei zu kontrollieren, war allerdings erwartet schwer.

Ich schmeckte nicht nur Urin, sondern reichlich anderes heraus. Und es schmeckte nach mehr. Stopp!

„Das... sollte reichen?", fragte ich vorsichtig, weil sie keine Anstalten machte, ihren Rock runterzuziehen.

„Wenn du dich schon sattgesehen hast."

„Die Belohnung für den Service? Oder willst du herausfinden, wie stark meine Willenskraft wirklich ist?"

„Es wird frustrierend für dich sein, aber ich finde, du hast dein Fragen-Kontingent mittlerweile wieder erschöpft."

„So kenne ich dich. Na, das war kein Signal, dass ich mich schon sattgesehen habe."

„Ach? Sehr schön."

Das Spiel können auch zwei spielen. Langsam wurde sie unruhig.

„Du scheinst einen enormen Appetit zu haben."

„Es macht nicht mal fett. Außer in meiner Hose. Aber du hast recht, das war eine satte Belohnung."

„Siehst du, hat es sich doch gelohnt, ein wenig zu leiden."

Allerdings. Den Anblick würde ich bis zum nächsten Dienstag wahrscheinlich noch permanent vor meinem geistigen Auge als Trophäe würdigen. In der Hoffnung, dann wieder in den Genuss des Originals zu kommen.

„Immer noch hungrig", konstatierte sie, da ich sie während ihrer Umzieh-Aktion diesmal nicht aus den Augen ließ. „Muss ich mir Gedanken machen, dass du kaum auf die Straße schaust?"

„Nein, ich ignoriere Baustellen aus Prinzip und fahre immer nur geradeaus. Das ist also nicht ungewöhnlich, kein Grund zur Sorge."

„Dann ist ja alles gut. Freut mich, dass du dich nicht sattsehen kannst."

„Als ob dich das wunderte. Hallo Sara. Schön, dich zu sehen."

„Hast du mich vermisst?"

„Ja und nein. Die Zeit mit Lumen war ausgesprochen kurzweilig."

„Schön, dass du so empfindest. Ich glaube, so viel Spaß hat sie bei Ausflügen dieser Art auch noch nicht gehabt."

„Das freut mich. Und ich mich schon auf Dienstag. Geht es dann wieder auf die A7?"

„Das überlege ich mir noch. Was macht dein Gewissen?"

„Lumen war so rücksichtsvoll, echte Biss-Grenzen nicht zu überschreiten. Ihr schien mehr nach wohldosiertem Knabbern zu sein, wofür ich ihr ausgesprochen dankbar bin."

„Eine kleine Warnung von einer Eingeweihten: Rücksicht zählt eigentlich nicht zu ihren Stärken. Sie kümmert sich sehr nachdrücklich um sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse."

„Das ist mir nicht entgangen. Allerdings hatte ich den Eindruck, die gefundenen Wege zu deren Befriedigung wurden bislang als ausreichend empfunden."

„Für vorherige mag das zutreffend gewesen sein, aber wer sagt dir, dass da nicht gerade neue entstehen? Dir kann diese Entwicklungsmöglichkeit doch nicht völlig fremd sein?"

„Touché. Das könnte alles schrecklich kompliziert werden, ihr und mir gleichzeitig auf die Finger klopfen zu müssen."

„Oder schrecklich einfach, das nicht zu tun."

„Lass mir doch bitte die Illusion, dass ich mich irgendwie noch behaupten kann."

„Aber gerne doch. Bis Dienstag zumindest. Du solltest ausgeruht und ausgeschlafen sein."

„Ob dieser Satz das nun wirklich ermöglicht... wir werden sehen."

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„Was war das jetzt?", fragte Jutta in die Stille.

Na, relative Stille, ich hatte mich gerade erst vor einer Minute von ihr abgerollt. Und klang immer noch wie eine Dampflok, inklusive Pfeif-Signal. Verdammtes Rauchen. Okay, Sprechen sollte langsam wieder gehen.

„Für dich hoffentlich annähernd so gut wie für mich, Schatz", bekam ich sogar einen Satz einiger Länge raus.

„Das war keine Klage. Erstaunen. Erst tauchst du dein Köpfchen zwischen meine Beine, bis ich die Englein singen hörte, und jetzt noch das volle Programm? Was hast du angestellt?"

„Dich zweimal zum Kommen gebracht?"

„Das habe ich mitbekommen. Und sonst? Es ist weder mein Geburtstag noch unser Hochzeitstag."

„Es ist mir aufgefallen, dass wir das viel zu selten tun."

„Aus heiterem Himmel? Das würde mich wundern."

Das ist der Nachteil an langen Ehejahren. Man kennt sich zu gut. Sie anzulügen, hatte ich allerdings auch noch nie für nötig befunden.

„Nein, nicht aus heiterem Himmel. Die neue Tour... die neue Kundin vielmehr. Sie hat in ihrer Ehe wohl trotz erheblichen Reichtums gewisse Defizite. Die sie so zweimal wöchentlich ausgleicht."

„Einen Liebhaber? Wie originell."

„Sie ist mehr auf Abwechslung bedacht. Bekommt die problemlos über eine App."

Jutta schüttelte sich unwillkürlich.

„Mit Wildfremden? Die Leute kommen auf Ideen heutzutage. Das könnte ich nicht."

„Mein Ding wäre das auch nicht. Das heißt also, mit Bekannten könntest du dir es schon vorstellen?"

„Sebastian! Kennst du mich so schlecht? Was war das jetzt also, Seitensprung-Prävention?"

„Vorbeugen ist besser als heilen."

„Hast du mich letzthin mal angeschaut? Selbst wenn ich auf die Idee kommen würde, würde mich keiner mit dem Arsch angucken, du Träumer."

„Aussehen scheint dort keine Rolle zu spielen. Und du spinnst. Du bist immer noch genauso schön wie am ersten Tag, als ich dich kennenlernte."

„Wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst langsam mal zum Augenarzt gehen? Aber danke, es ist lieb gemeint. Und du bringst so etwas mit dem Brustton der Überzeugung vor. Nur leider haben wir Spiegel."

„Ach, Jutta..."

„Na, zumindest dich scheine ich immer noch nicht abzustoßen. Geschenkt. Haar? Das tut mir leid, dein Besuch wurde nicht angekündigt, sonst hätte ich Ordnung gemacht."

„Hab's gleich."

„Wie muss ihr Mann sich fühlen, wenn er das herausfindet?", sinnierte sie, während ich nach dem vermaledeiten Haar suchte, das sich unglaublich geschickt zwischen Zunge und Gaumen versteckt hielt.

Ah, da habe ich dich, du Schlingel. Und konnte wieder am Gespräch teilnehmen.

„Das hat sie mich auch gefragt."

„Was? Wie meinst du?"

„Wie ich mich fühlen würde, wenn sie meine Frau wäre."

„Die kennt ja wohl überhaupt keine Grenzen von Sitten und Anstand. Sowas fragt man doch einen Fremden nicht. Und... was hast du gesagt?"

„Dass du meine Frau bist und ich dich liebe. Es mir bei dir nicht vorstellen könnte. Aber wenn du so eine unbekannte Seite wie sie hättest, und sie ausleben wolltest, ich damit einverstanden wäre."

Jutta starrte mich ungläubig an. Hinter ihrer Stirn schien es schwer zu arbeiten. Die Antwort setzte ihr offenbar richtig zu.

„Wirklich? Das wäre dir egal?"

„Egal nicht. Ich habe auch gesagt, dass ich zuerst bei mir nach Fehlern oder Verschulden suchen würde..."

„Es hat nichts mit dir zu tun, dass wir so selten miteinander schlafen. Bitte glaube mir das. Die Arbeit... der Haushalt... der Stress... ich denke einfach so selten dran."

„Na, darum geht es gar nicht so direkt. Mehr darum, dass sie eben Bedürfnisse hat, wie er sie nicht befriedigen kann. Vielleicht vom Typ her, vielleicht ist er alt, ich habe nicht gefragt. Und... scheint ihr ein Mann halt eben auch nicht unbedingt genug zu sein."

„Oh Gott, so eine Nymphomanin?"

„Nein, ganz gewiss nicht. Aber eben mit Bedürfnissen, wo einer allein vielleicht nicht reicht."

„Da kannst du ganz beruhigt sein, solche habe ich nicht. Aber... dass du mir das so mir nichts, dir nichts zugestehen würdest... zeigt mir, dass ich wohl doch den Richtigen gewählt habe."

„Das war dir vorher nicht klar? Aber hallo."

„Spinner. Aber ein lieber Spinner. Der mich hoffentlich noch bis ans Ende meiner Tage zum Lachen bringt."

„Und darüber hinaus. Du wirst auch nach den Wechseljahren noch von mir bespaßt werden."

Das brachte mir eine Kopfkissen-Kopfnuss und einen langen Kuss ein. Sie seufzte.

„Der Tag ist nicht mehr fern. Ich habe gelesen, wie sich die letzte Periode ankündigt, stärkere Hitzewallungen und so. Das könnte bereits zutreffend sein."

„Wärst du böse drum? Noch ein Kind nachschieben wollten wir doch wohl nicht, oder?"

„Nein, bestimmt nicht. Auch die elendige Bluterei wird mir nicht fehlen. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich oft gar keine Lust habe, das ist wohl nicht untypisch."

„Das muss jetzt schrecklich unaufmerksam klingen, aber ich wusste nicht einmal, dass die Wechseljahre bei dir schon begonnen haben, geschweige denn, kurz vor dem Abschluss stehen."

„Wie solltest du auch. Ich habe dir davon nichts erzählt... ich weiß nicht genau, warum nicht."

„Ist nicht so wichtig, ich weiß es ja jetzt. Tja, ich weiß, du wirst es nicht hören wollen..."

„Geh schon, du Suchtbolzen. Aber putz dir hinterher bitte noch die Zähne. Ich werde dich küssen wollen."

„Ansprüche hast du..."

Na, eigentlich war sie wirklich anspruchslos. Schau an, Wechseljahre und ein voraussichtliches Ende. Wenn ich in ihren Heften gestöbert hätte, hätte ich die Signale wohl erkannt. Wir küssten uns tatsächlich noch eine Weile. Und löschten dann das Licht.

„Ist sie hübsch?", wurde ich aus einem einsetzenden Dämmerzustand gerissen.

„Ist wer was?"

„Deine Kundin. Ist sie hübsch?"

„Sara? Ja. Ausgesprochen hübsch. Ich vermute, entweder sie oder ihr Mann sind irgendwelche Prominente."

„Und trotzdem ist ihr egal, mit wem sie ins Bett geht?"

Na, Bett nicht. Meines bisherigen Wissens zufolge jedenfalls nicht.

„Grundsätzlich wohl schon, ich weiß nicht, ob und wie sie Vorauswahlen in dieser App trifft."

„Könntest du das, ich meine, so mit Wildfremden, einfach so Sex haben?"

„Nein, natürlich nicht."

„Würde... sie dich reizen?"

Oh, oh. Wäre ich mal schneller eingeschlafen. Ich hätte mir bloß die Zigarette verkneifen müssen. Rauchen ist auf so vielen Ebenen ungesund. Durchatmen.

„Ganz ehrlich? Ja."

„Das sollten wir immer sein. Ganz ehrlich. Hast du schon mal an einen Seitensprung gedacht? Oder... sogar gehabt?"

„Nein. Gehabt noch nicht. Bisher mir auch nicht vorstellen können. Wir haben ja nun genug warnende Beispiele in unserem Bekanntenkreis, wo..."

„So schlimm wäre das für mich auch nicht, glaube ich."

Oh?

„Ich weiß ja, dass du mich liebst, und wenn es wirklich nur Sex wäre... würde ich dir das auch zugestehen. Wie du mir."

„Das... ist mächtig gewaltig großzügig von dir. Verbindlichen Dank."

„Ich meine das genauso ernst wie du. Allerdings... möchte ich es nicht wissen. Verstehst du?"

„Ehm... ganz sicher bin ich mir nicht."

„Wie soll ich das erklären... wenn du es mir erzählen würdest... kämen für mich wahrscheinlich doch Fragen auf, Unsicherheiten, Ängste. Ob sie plant, dich mir wegzunehmen. Wie sehr du darauf einsteigst. Ob der Sex besser ist als mit mir. Sowas halt. Solange ich das Gefühl habe, alles ist wie immer... ist das okay. Müsste ich mich nicht damit auseinandersetzen. Wir haben Stress genug."

„Oh. So meinst du das. Hm, ja, jetzt kann ich es nachvollziehen."

„Das war jetzt keine Aufforderung."

„Ich habe es auch nicht als solche verstanden. Ich liebe dich, Jutta. Nur mal so am Rande."

„Das habe ich nicht nur vorhin deutlich gespürt. Wenn dir diese Kundin solche Anregungen verschafft, ist die Tour wohl nicht nur finanziell lohnend für uns. Ich liebe dich auch. Und jetzt gute Nacht, mein Schatz."

„Gute Nacht, Liebling."

Oha. Wenn du wüsstest, was du da gerade angerichtet hast. Aber das willst du zu allem Überfluss auch noch gar nicht wissen...

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Dienstag. Drei Uhr. Dasselbe Parkhaus. Aber sie ist nicht da. Oje. Andreas anrufen, und fragen, ob sie abgesagt hat? Das ist um fünf nach drei dann doch ein bisschen manisch. Meine Nummer hat sie nicht. Aber man würde sie bestimmt durchstellen, wenn sie das wollte.

Hatte sie kalte Füße bekommen? Wovor, Quatsch, Junge, du redest wirr mit dir. Die ganzen letzten Tage war ich neben der Spur. Jutta und ihre Einverständniserklärung. Und plötzlich konnte ich nicht aufhören, an Sara zu denken. Wäre eventuell aber auch so passiert.

Aber jetzt, jetzt war es plötzlich eine konkrete Möglichkeit. Nicht mal mehr ein Risiko. Wäre es das nicht? Lüg dir nicht in die Tasche, Mann. Diese Frau ist Dynamit. Vielleicht war es besser so. Vielleicht... hatte sie sich einfach nur um zehn Minuten verspätet.

„Hallo Sara."

„Hallo Sebastian, entschuldige, ich bin nicht so schnell fertig geworden."

„Kein Thema. Ich bin froh, dass es nicht ausfällt. Oh, heute auf meiner Seite?"

„Wenn dich das nicht stört?"

„Nur ungewohnt, stört mich natürlich nicht. Also, wo geht es heute hin?"