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Familienanschluss

Geschichte Info
Frisches Blut tut allen gut.
33k Wörter
45.3k
21
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„Wie spät ist es?"

„Halb drei."

„Dann höre ich jetzt mal auf, sie müssten eigentlich bald hier sein."

Susanne trug ihre Gartenwerkzeuge in den kleinen Geräteschuppen.

„Soll ich was helfen? Tisch decken? Kaffee kochen? Außerdem glaube ich nicht, dass sie so pünktlich sind."

„Nein, ich mach' das schon. Entspann dich. Hast du mit Detlev schon gesprochen?"

Detlev war der hiesige Förster. Hier, in Mecklenburg, wo wir den ersten Sommer nach dem Tode meines Schwiegervaters ohne ihn und seine lange zuvor verstorbene Frau in dem Ferienhaus verbrachten, das Susanne geerbt hatte.

Detlev versorgte uns mit Wild, wenn wir hier waren. Da er ein lustiger Vogel war und unheimlich gern einen trank, hatte ich mich schnell mit ihm angefreundet. Er zeigte uns die schönsten Stellen in der Umgebung, wo man Pilze sammeln konnte und welche.

Abends füllte er mich regelmäßig ab und nahm mich dann mit zwei Kumpels beim Skat aus. Dennoch liebte ich diese Ausflüge aus unseren gänzlich anderen Lebensumständen in der Stadt. Dort tat ich sowas nämlich nicht.

„Noch nicht, er ist, glaube ich, auch heute gar nicht da. Er sagte am Telefon irgendwas von einer Hochzeit, wo er mit seiner Familie hinwollte."

„Es eilt ja nicht mit dem Fleisch, heute grillen wir eh. Ob wir auch bald eine Hochzeit erleben?"

„Nun male den Teufel nicht an die Wand."

Natürlich würde uns das noch länger erspart bleiben. Unsere Tochter Isabell schien diesbezüglich gar nicht aktiv zu sein, und widmete sich unseres Wissens nach nur ihrem Studium, sie war dafür nach Freiburg gezogen, und würde Anfang nächster Woche zu uns stoßen.

Es war Julius, unser achtzehnjähriger Sohn, der uns erst in der letzten Woche damit überrascht hatte, dass er uns fragte, ob er seine Freundin hierher mitnehmen könnte. Bis dahin hatten wir nicht einmal gewusst, dass er eine solche hatte.

Soweit uns das bekannt war, war das wohl auch seine erste Freundin. Obwohl er uns diese ja nun auch fast drei Monate, die sie jetzt zusammen waren, verschwiegen hatte. Es wäre ja eigentlich längst fällig gewesen, allerdings hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht.

Er wirkte sehr zufrieden und ausgeglichen, war wie seine Schwester ruhig und zielstrebig, auf die Aufgabe fixiert. Die bei ihm Abi hieß. Er ging zum Chor, hatte eine wunderschöne Tenorstimme. Hatte er sie da kennengelernt? Das hatte er uns nicht erzählt. Sonst ging er eigentlich nicht raus.

Was hatten uns unsere Freunde und Bekannte vor der Pubertät und Teenager-Zeit unserer Kinder gewarnt und Schauergeschichten aus ihren eigenen Familien und Bekanntenkreis erzählt. Also warteten wir geduldig, bis das Unheil auch über uns hereinbrach, aber das passierte nicht.

Isabell diskutierte gerne und ausgiebig mit mir, hatte ein beeindruckendes rhetorisches Talent. Sie hätte sicher wie ich Jura studieren können, aber es musste unbedingt Informatik sein, in Freiburg, an der Albert-Ludwigs-Universität. Für ihr Alter wirkte sie sehr abgeklärt und gleichzeitig total kindlich.

Das stimmte in etwa genauso für Julius, obwohl er schon in den letzten Monaten reifer und irgendwie souveräner als sonst gewirkt hatte. Nun wussten wir ja auch, warum. Susanne und ich hatten ebenfalls nicht unbedingt eine wilde Jugend gehabt.

Sie war meine erste Freundin geworden, als wir beide fünfzehn waren. Gekannt hatten wir uns schon unser Leben lang, immerhin wohnte sie nur drei Häuser weiter. Hatten Kindheit und Jugend miteinander verbracht, in einer im Kern konstanten Clique.

Wo sich in dem Alter dann plötzlich Pärchen bildeten. Nun, wir waren das zweite, denn auch wenn wir uns das beide nie explizit bewusstgemacht hatten, irgendwie waren wir schon immer anders miteinander umgegangen als wir das mit anderen taten.

Als hätten wir nur auf das Signal gewartet, den anderen nun mit anderen Augen betrachten zu dürfen, schauten wir uns oft und lange in dieselben. Und als mein bester Freund mit seiner Freundin bei mir wild zu knutschen anfing, sahen wir uns beide erst kopfschüttelnd grinsend an.

Lagen uns dann plötzlich wie hingezaubert in den Armen und taten es ihnen gleich. Ließen unsere Beziehung nach diesem fulminanten Beginn aber ganz langsam wachsen. Wuchsen richtig zusammen. Ließen uns mit allem Zeit. Wir schliefen das erste Mal mit neunzehn miteinander.

Ich rückte den Liegestuhl mehr in den Schatten, denn es war nach diesigem Morgen doch erstaunlich schön und warm geworden. Gerade rechtzeitig schien der Sommer nun wirklich einer zu werden. Wie still es hier doch war.

Alle halbe Stunde hörte man mal ein Auto oder der Nachbar drüben muckelte in seiner Werkstatt, ansonsten hörte man nur das Sirren der Insekten, Vogelgezwitscher und den Wind in den Bäumen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mit sowas mal anfreunden konnte.

Klar, in unseren Urlauben in ganz Europa und Asien waren wir natürlich auch viel in der Natur gewesen, aber eben nur zum Wandern oder ganz am Anfang mal Zelten. Zu Hause hatten wir eine große Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus, wo wir nicht einmal ein Gartenstück hatten.

Jetzt schon mochte ich diese Ruhe und Beschaulichkeit dieses herrlichen Fleckens Erde nicht mehr missen. Aus dem geöffneten Fenster, wo man Susanne hin und her huschen sah, wehte Kaffeeduft herüber. Da hörte ich schon das nahende Auto. Wenig später klappten Autotüren vor unserer Hecke.

Die Pforte ging auf und Julius trat an die Seite, damit seine Freundin zuerst hindurchtreten konnte. Es dauerte Sekunden, bis ich mich von meiner Überraschung erholt hatte und mein runter klappendes Kinn wieder in Stellung brachte. Das war nicht das erwartete Mädchen. Das war eine Frau.

Vielleicht Anfang dreißig, sie trug ein einteiliges weißes Sommerkleid und hatte ihre Sonnenbrille über ihr dunkelblondes Haar geschoben. Lächelte mich kurz an, während wir ein Hallo austauschten, bevor sie sich entschuldigend eilig auf den Weg zur Toilette machte, den ihr Julius schnell erklärte.

Und auf dem sie noch Susanne traf, die ihre Überraschung zumindest besser kaschierte.

„Das war höchste Eisenbahn, du hättest mal sehen sollen, wie sie die letzten fünfzig Kilometer geheizt ist", erklärte mein Sohnemann grinsend.

Er begrüßte dann kurz Susanne, die sofort wieder im Haus verschwand, um die Kaffeesachen zu holen. Für einen Moment stand ich, immer noch ziemlich perplex, mit meinem Sohn allein im Garten. Den meine Überraschung sichtlich zu amüsieren schien.

„Ich kann es auch immer noch nicht glauben", gab er schmunzelnd bekannt. „Nadine ist auch eine unglaubliche Frau."

„Ja, Frau. Das ist ... nun, du hättest ja mal einen Ton sagen können."

„Hätte ich. Wollte ich aber nicht."

„Sie ist ... wie alt genau?"

„Zweiunddreißig."

Vierzehn Jahre älter als er. Vierzehn Jahre jünger als Susanne und ich. Herrje. Das klang nicht nach langwährender Freude. Aber sicher nach einer Geschichte, die ihm einiges bringen könnte. Warum gleich so negativ? In meinem Freundeskreis gab es ebenfalls Paare mit erheblichen Altersunterschieden.

Nadine half Susanne beim Tischdecken, während sie sich schon angeregt unterhielten. Sie verschwanden wieder im Haus, um den Rest zu holen.

„Wo hast du sie kennengelernt? Im Chor?"

„Ja und nein. Bei unserem letzten Auftritt gab es einen anderen mit Orchesterbegleitung. Sie ist Pianistin."

„Wie, so richtig professionell?"

„Nein, das ist nur ein lebenslanges Hobby, wie sie sagt."

„Kommt endlich an den Tisch, ihr zwei."

Wir folgten Susannes Anweisung und setzten uns zu ihnen. Ich versuchte krampfhaft, Nadine nicht anzustarren, tat es aber oft genug doch. Sie unterhielt sich gelassen mit Susanne, lobte den Kuchen.

„Selbst gebacken?"

„Nein, der Herd da drin hat keinen Backofen, der ist vom Landbäcker hier, und der ist richtig gut. Ich backe auch selbst so gut wie nie, höchstens mal Kekse zu Weihnachten. Ich bin ja froh, wenn ich mal zum Kochen komme, mein Job lässt mir oft nicht mal dazu Zeit."

„Was machst du?"

„Ich bin Journalistin, Wirtschaftsjournalistin, um genau zu sein. Und du, Nadine?"

„Ich bin Unternehmensberaterin. Ich habe eine kleine Firma."

„Klein? Dreißig Angestellte", warf Julius mit sichtlichem Stolz ein.

„Oh, ein Familienunternehmen?", wunderte ich mich laut.

„Nein, die Firma habe ich mit einer Freundin zusammen aufgebaut. Mittlerweile führe ich sie aber alleine. Schön habt ihr es hier. Diese Ecke Deutschlands kenne ich tatsächlich noch gar nicht."

„Der See, wo wir nachher zelten werden, ist klasse. Jetzt gibt es hoffentlich auch noch nicht so viele Mücken wie später im Sommer. Die nerven nämlich etwas", erklärte ihr Julius.

Mein Schwiegervater hatte sich zusätzlich am zweihundert Meter entfernten See ein Stück Land erstanden, wo er noch etwas Gemüse angebaut hatte und seine beiden Boote, ein Ruder- und ein Segelboot lagerten.

„Ihr könntet auch hier im Garten zelten", gab ich zu bedenken, obwohl wir das früher mit unserer Familie eigentlich immer am See getan hatten.

„Das ist keine gute Idee", meinte Nadine mit feinem Lächeln. „Wir sind ziemlich laut."

Fast hätte ich mich an meinem Kaffee verschluckt. Jetzt konnte ich gar nicht anders als sie anzustarren. Sie wich meinem Blick nicht aus. Zuvor hatte mich ihre Gelassenheit und Selbstbewusstsein bereits beeindruckt, jetzt erst drang voll durch, was für eine unglaubliche schöne und sinnliche Frau mir da gegenübersaß.

Deren Lächeln mich verwirrte, ohne dass ich mir erklären konnte, warum.

„Noch Kaffee?", fragte Susanne, deren Gesicht sich etwas gerötet hatte. „Du musst den Erdbeerkuchen noch probieren, da ist auch Sahne."

„Jo, der ist prima", mischte Julius sich ein, der seine Angebetete sichtlich verliebt anschmachtete.

Verstehen konnte ich ihn ja. Das war ... eine außergewöhnliche Frau, das wurde mir mit jeder Sekunde mit ihr bewusster. Aber ... dass sie sich mit Julius abgab ... das passte nicht, irgendwie passte das überhaupt nicht.

Er war doch noch ein Kind, na, nicht Kind, aber halt alles andere als erwachsen. Was reizte sie an ihm? Susanne schienen ähnliche Gedanken zu beschäftigen, denn sie war nach dem eher typisch offenen Auftakt erstaunlich still und nachdenklich geworden, lauschte Julius Erzählungen von dem See und den Booten.

Rudern hatten wir mittlerweile gelernt, da war Susanne unsere Instrukteurin gewesen, das Segelboot hatten wir bislang nur einer Reinigung unterzogen, gefahren waren wir damit nicht, das konnte sie auch nicht so gut.

„Zum Schwimmen ist das Wasser wohl leider noch zu kalt", schloss er seine Ausführungen.

„Stimmt", pflichtete ich ihm bei. „Vielleicht mal kurz zur Abkühlung, oder die Füße am Steg reinhängen lassen, aber lange aushalten kann man es sicher noch nicht."

„Ihr kommt selbstverständlich zum Duschen hier ins Haus", mischte Susanne sich ein. „Es gibt keinen großen Komfort, aber man kann hier durchaus menschenwürdig hausen."

„Danke, wenn euch das recht ist, werde ich von dem Angebot noch vor dem Abendessen Gebrauch machen."

„Du bist hoffentlich keine Vegetarierin? Wir haben total vergessen zu fragen und wollten grillen", fiel mir siedend heiß ein.

„Nein, ich habe es mal probiert, aber das war nichts für mich. Ich brauche manchmal einfach ein ordentliches Stück Fleisch. Grillen klingt wunderbar", erwiderte Nadine einem hintergründigen Lächeln, das mir eine Gänsehaut bescherte.

Wie ihr anschließendes Füttern von Julius mit Sahne, was an der Grenze zur Obszönität lag. Die beiden schienen sich nicht die geringsten Gedanken darüber zu machen, wie das auf uns wirkte. Nun gut, Frischverliebte, und Julius war das sicher nicht anzukreiden, angesichts seiner Unerfahrenheit.

Ich konnte fühlen, dass sich Susanne neben mir versteifte, sie kurz mich ansah, wohl um festzustellen, ob ich ihre milde Empörung teilte. Tat ich das? Da war ich mir nicht einmal sicher. Mal abgesehen vom öffentlichen Knutschen im Beisein von anderen unserer damaligen Clique, waren wir sehr zurückhaltend in der Öffentlichkeit gewesen.

So etwas hätten wir im Beisein unserer Eltern sicher nicht gebracht. Gut, wir waren eine andere Generation, es war eine andere Zeit, wir waren anders erzogen worden. Julius erzählte von unserem letzten gemeinsamen Angelausflug, als Nadines Handy bimmelte.

Sie seufzte, als sie den Anrufer auf dem Display ausmachte, machte uns entschuldigend darauf aufmerksam, dass sie den Anruf annehmen müsste, stand auf und lief ein wenig in den Garten hinaus, wo sie leise das Gespräch führte.

„Und? Was sagt ihr? Ist sie nicht eine tolle Frau?", wurden wir von unserem strahlenden Sohnemann interviewt.

Susanne nickte angedeutet und sah mich auffordernd an. Toll, sollte ich jetzt etwas dazu sagen?

„Sie macht einen sehr netten Eindruck", gab ich lahm zurück.

„Ihr kommt nicht damit klar, dass sie sich mit einem so viel jüngeren Mann einlässt", folgerte Julius korrekt aus unserer zurückhaltenden Reaktion. „Ihr fragt euch, was mit ihr nicht stimmt."

„Unsinn", wiegelte Susanne schnell ab. „Sicher ist sie nicht, was wir erwartet haben, wobei ich nicht einmal sagen könnte, was ich erwartet habe. Es ist auch nicht wichtig, was wir denken, sondern dass du dich gut damit fühlst. Dass du das tust, ist nur zu offensichtlich."

„Die ganze Situation ist schließlich auch für uns neu und ungewohnt", sprang ich ihr bei.

Julius schmunzelte und sah an uns vorbei auf seine Geliebte, die mit der freien Hand gestikulierte, während sie länger auf die Person am anderen Ende einredete.

„Arbeit?", wunderte ich mich laut.

„Gut möglich. Zumindest scheint sie ja guten Empfang zu haben."

Was hier leider nicht mit allen Netzen so war. Ich hatte schon überlegt, ob ich einen Festnetzanschluss legen sollte, da das Netz unseres Anbieters hier zumindest im und ums Haus herum schlecht bis nicht gar erreichbar war.

Na, zu früh gefreut. Ihrer Reaktion zufolge war das Gespräch abgebrochen. Sie versuchte einen Rückruf, der aber wohl ebenfalls nicht funktionierte.

„Hier ist ein scheiß Empfang", rief ihr Julius zu. „Unten am See ist es etwas besser, aber mehr als einen Balken kriegst du da auch nicht, wenn überhaupt."

Sie zuckte mit den Schultern und kehrte zu uns zurück.

„So wichtig war das auch nicht. Ich finde aber, wir sollten den Kaffee austrinken und das Zelt aufbauen."

„Kriegst du das hin, oder soll ich dir helfen?", bot ich Julius meine Unterstützung an.

„Natürlich kriegen wir das alleine hin", antwortete Nadine für ihn. „Immerhin ist es mein Zelt. Das schon so einiges erlebt hat. Ich könnte es auch alleine aufbauen, aber Julius lernt wirklich schnell. Alles, was ich ihm zeige."

Julius strahlte versonnen, und ich vermied, Susanne anzusehen, die vermutlich wegen der Doppelbödigkeit von Nadines Aussagen entrüstet war. Hätte ich ja auch sein sollen. Das Gegenteil war der Fall. Ihre Sinnlichkeit, Weiblichkeit, Ausstrahlung, kam immer stärker bei mir an.

Als Wahrnehmung, wie ich sie selten hatte. Ich liebte Susanne, sah mir andere Frauen nicht an. Konnte zwar ästhetische Urteile fällen, wen ich für schön, oder auch nur attraktiv hielt, aber nichts darüber hinaus.

Nur extrem selten hatte ich Frauen getroffen, die ihre Sinnlichkeit so offen, so nah an der Haut zur Schau trugen. Mandantinnen meist, die ich in ihrer Scheidung vertrat. Eine davon hatte mir ausführlich erzählen wollen, wie es dazu gekommen war.

Hatte von ihrem sexuellen Erwachen berichtet. Den ersten Seitensprüngen, dem Ausbruch aus ihrer langweiligen und unbefriedigenden Ehe. Erklärte, dass sie es zunächst nur tat, um sich zu beweisen, dass sie es konnte. Dass es einen Weg aus ihrer Isolation der Ehe gab.

Andere Männer, sie attraktiv fanden, begehrten. Es gar nicht mal so sehr um den Sex ging, der wohl nicht immer wunschgemäß verlief, sondern mehr darum, wahrgenommen zu werden. Sich das zu einer Art Selbstzweck entwickelte, zu einer Droge, zur Sucht.

Es sie erregte, wenn Männer sie ansahen und im Kopf schon alles Mögliche mit ihr anstellten. Ich hatte mir den Vortrag mit professioneller Distanz und Gelassenheit angehört, wie so viele zuvor. Bis mir auffiel, dass und wie sie mich die ganze Zeit dabei ansah.

Sie ihre Wirkung auf mich austesten wollte. Was ich befremdlich fand, und mir unangenehm war, also lenkte ich das Gespräch in andere Richtungen. Ertappte mich aber im Verlaufe dann aber doch dabei, ihre Ausstrahlung mal an mich ranzulassen.

Nun, ich stellte mir nichts mit ihr vor, es geschah nichts weiter. Ich sorgte lediglich dafür, dass sie sehr gut bei ihrer Scheidung wegkam. Ja, sie erinnerte mich an Nadine. Überhaupt nicht vom Typ oder Aussehen, aber eben dieser Ausstrahlung, die von ihnen beiden ausging.

Was mochte bei ihr der wahre Hintergrund sein, und warum hatte sie sich für einen achtzehnjährigen entschieden, wo sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine große Schar älterer Partner mit diesem Haken sexuellem Selbstbewusstseins an Land ziehen konnte?

Nun, wir hatten ja eine Woche vor uns, wo das vielleicht klarer werden würde. Montag erwarteten wir zusätzlich Isabell, die vielleicht eher Insider-Informationen von unserem Sohn und der Frau an seiner Seite bekommen würde.

Nachdenklich sah ich dem ungleichen Paar hinterher, als sie durch das Gartentor verschwanden. Susanne lehnte mein Angebot, ihr beim Abräumen und Abwaschen zu helfen, ab. Das hieß bei ihr, dass sie etwas beschäftigte, über das sie sich ungestört Gedanken machen wollte.

Und Salate für den Abend vorbereiten. Ich setzte mich wieder in den Garten, während sie im Haus rumorte. Also gut, mein Beitrag fiel in diesem Moment bescheiden aus, beschränkte sich darauf, den Grill aus dem Schuppen zu holen, die Holzkohle, Anzünder.

Dann war ich beschäftigungslos, bis die Zeit gekommen war, ihn anzuzünden. Ich zog meinen Stuhl etwas in den Schatten, weil ich keine Lust hatte, mich einzucremen. Auf der Terrasse lag ein ganzer Stapel Magazine und Zeitungen, die ich mir zum Lesen mitgenommen hatte.

Ich hatte einiges abonniert, kam aber oft nicht dazu, alles zu lesen und holte das bei Gelegenheiten wie dieser nach. Eigenartigerweise verspürte ich diesmal nicht den mindesten Drang, die Zeit zu nutzen. Die Freundin meines Sohnes ging mir einfach nicht aus dem Kopf.

Dabei beschäftigte mich nicht einmal mehr das Mysterium der Ursache ihrer Wahl. Es waren unzusammenhängende Gedanken, mehr eine Bilderflut, gegen die ich mich nicht wehren konnte. Kurze Impressionen, ihr Lächeln, das Gestikulieren während des Telefonats.

Ihre faszinierenden, schönen Hände, die mit ihren Haaren spielten. Die Silhouette ihres schlanken Körpers, die sich im Sonnenlicht klar unter ihrem weißen Kleid abgezeichnet hatte. Ihre blitzend weißen Zähne, wenn sie lachte, ihre vollen sinnlichen Lippen.

Eigenartig war, dass ich mich nicht dagegen wehrte. Nicht versuchte, mich abzulenken, an anderes zu denken, mir irgendeine Beschäftigung zu suchen. Einfach zuließ, dass die Bilder dieser Frau mich okkupierten. Wirklich eine ganze Zeit jedenfalls. Dann kamen Gedanken hinzu.

Sie waren schon eine ganze Zeit weg. Hatte sie nicht duschen wollen? Ging es mit dem Zeltaufbau doch nicht so reibungslos, wie sie sich das vorgestellt hatten? Ich könnte ja mal am See vorbeischauen, und meine Hilfe anbieten.

Selbst, wenn sie die nicht brauchten, die beiden konnten mir sicher helfen, das Ruderboot ins Wasser zu bringen, das hatten wir in diesem Jahr noch nicht getan. Beide Boote waren abgedeckt auf dem eingezäunten Teil unseres Lands aufgebockt.

Ich nutzte es noch nicht zum Angeln, in dem See gab es eh nicht so viel Fische, es gab da deutlich lohnendere andere Ziele in der näheren Umgebung. Aber das war eine gute Idee, das Boot zu Wasser lassen, ja. Ich stand bereits auf, als Susanne auf der Terrasse erschien.

„Ich muss nochmal ins Dorf, wir haben die Mayonnaise vergessen mitzunehmen."

„Wozu Mayonnaise, wir haben doch Ketchup und die ganzen Grillsoßen?"

„Für den Kartoffelsalat natürlich."