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„Ich dachte, wir entscheiden das mit den Ki ... mit dem jungen Paar zusammen."

„Ja, auch unser Julius ist kein Kind mehr. Sondern ein Mann, der mir langsam höchsten Respekt abringt."

Susanne kicherte und schaufelte mir Teller und Tassen auf ein Tablett. Nun, das Kichern lag vielleicht daran, dass ich hinter sie getreten war, und ihre Brüste massierte. Und sie mit meinem Unterleib Tuchfühlung aufnehmen ließ.

„Ich dachte, es ist Sommeranfang, aber du erlebst wohl gerade deinen zweiten Frühling."

„Alle sprießt, alles wächst. Du hast heute gleichfalls einen elastischeren Schritt, werte Gattin, nur mal so am Rande. Der Kaffee passt noch aufs Tablett, wenn du die Teller weiter nach außen schiebst."

„Wenn du mal meine Brust freigeben würdest, könnte ich mich eventuell auch konzentrieren. So, jetzt, voller geht's nicht. Walte deines Amtes."

„Das kann ich doch machen", informierte uns die gerade eingetretene Nadine.

Bekleidet. Insgeheim hatte ich da schon Befürchtungen gehabt. Und sofort wieder hilfsbereit.

„Meinst du das Tablett, oder Susis Busen?"

„Michael!", empörte sich meine Frau.

„Ich fasse bei beidem gerne mit an", offenbarte Nadine nicht ganz unerwartet fröhlich grinsend.

„So faszinierend das klingt, dann vertraue ich dir jetzt zunächst mal das Tablett an, und brauche mir nicht zusätzlich ein T-Shirt anziehen. Ich gehe dann stattdessen ebenfalls duschen."

Das wurde mir so zugestanden, und ich ließ die beiden alleine. Stellte beim Rasieren fest, dass dies mit Dauergrinsen gar nicht so einfach ist, und genoss eine kurze Dusche, um ausreichend Warmwasser für Susanne zu lassen, die sicher auch vor dem Frühstück duschen würde.

Genau so war es, sie verschwand und ich saß alleine mit Nadine in der Morgensonne. Strahlend blauer Himmel, passend zu meiner Stimmung. Das bemerkte sie selbstverständlich auch, lächelte mich an und nippte an ihrem Kaffee.

„Noch gar nicht gefragt, hast du gut geschlafen? Ganz eben ist das nicht, man hat so einen leichten Sog nach unten, nicht wahr?"

„Doch, ganz toll sogar, und die Schräge habe ich nicht bemerkt. Ich hoffe, wir waren nicht zu laut?"

„Das stört hier keinen, der Nachbar ist taub. Und wir sind relativ schnell rein. Wir hatten das Fenster zu, sonst müsste ich dieselbe Frage stellen."

„Ihr hattet richtig guten Sex, das ist euch beiden anzusehen."

„Wir sind beide der Ansicht, dass dir zu verdanken."

„Ach so? Inspiriere ich euch?"

„Du hast einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, durchaus. Susanne hat sogar versucht, eines deiner Bücher runterzuladen, aber es scheiterte am Empfang."

„Da braucht ihr doch nicht für bezahlen, ich habe meinen Laptop im Auto, da sind die drauf, können wir einfach übertragen. Welches wollte sie denn haben?"

„Das musst du sie selbst fragen, ich war nicht an der Auswahl beteiligt."

„Zwei davon sind rein lesbische Geschichten, bei der dritten spielen auch einige Männer mit."

„Das macht die Frage, welche sie ausgewählt hat, allerdings um einiges spannender."

„Finde ich auch. Wie deine Art, damit umzugehen. Du bist ein wirklich interessanter Mann."

„Danke. Und du, eine höchst ungewöhnliche Frau. Eier."

„Eier?"

„Wir haben vergessen, Frühstückseier zu kochen. Du möchtest doch sicher eins? Julius wird auf jeden Fall eins wollen."

„Du musst nicht vor mir weglaufen, ich tue dir schon nichts."

Fein beobachtet. Sie hatte die rettende Idee sofort durchschaut. Wusste vielleicht auch, dass sich Julius auf Eier ein Ei pellte, sozusagen.

„Na gut, wenn du keins möchtest ..."

„Nicht solche, danke."

Mein Gott, war das schon eine Hitze hier am frühen Morgen. Was spielte sich da ab, hinter dieser hübschen Stirn, warum machte sie das? Sie konnte doch unmöglich glauben, dass sie damit Erfolg haben könnte. Allein schon wegen Julius.

„Hm, Susanne scheint länger zu brauchen als sonst."

„Sie wird sich rasieren."

„Das könnte sein."

„Du magst es, wenn die Frau rasiert ist?"

„Ist mir nicht so wichtig. Na ja, hat offensichtliche Vorteile, klar."

„Du leckst gerne, nicht wahr?"

„Du doch sicher auch."

„Und wie. Ich werde natürlich ebenso gerne geleckt. Wie oft ist sie gekommen?"

„Nadine, ich glaube ... das ... geht langsam ein wenig über das hinaus, was ich mit dir teilen möchte."

„Ich teile sie gerne mit dir. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir das gefallen würde. Das zu sehen, mitzuerleben. Dich davon erregen zu lassen. Dir Inspiration zu holen."

Uff. Susanne. Besser konnte das Timing nicht sein.

„Sorry, hat ein bisschen gedauert", meinte Susanne beim Hinsetzen.

„Wir haben schon geschnallt, dass du dich rasieren wolltest. Das macht man besser gründlich, da hast du ganz recht."

„Ihr habt euch wohl richtig nett unterhalten", folgerte Susanne korrekt, mit einem kurzen mitleidigen Blick auf mich.

„Michael lässt sich nicht gern in die Karten gucken."

„Beim Skat hier verliere ich trotzdem immer. Mit dem Förster hier, von dem kriegen wir immer erstklassiges Wild. Apropos, was hattet ihr euch eigentlich für heute vorgenommen?", versuchte ich das Gespräch in andere Richtungen zu lenken.

„Keine Ahnung, ich glaube auch nicht, dass sich Julius schon Gedanken darüber gemacht hat. Besprochen haben wir nichts. Worauf hättet ihr denn Lust?"

Okay, den Blick musste Susanne diesmal ertragen. Viel Glück beim Themenwechsel.

„Wir passen uns da ganz euren Wünschen an. Wir können gerne etwas zusammen unternehmen, aber vielleicht wollt ihr zwei ja alleine die Gegend erkunden. Es gibt wirklich schöne Ecken hier. Oder auch am See, das Ruderboot ist im Wasser, ja? Na, das wäre doch was für euch. Eine romantische Bootsfahrt."

„Meine Wünsche kennt ihr ja. Ach so, Michael hat mir erzählt, du möchtest gern meine Bücher lesen, und dass da was nicht geklappt hat. Ich kann sie dir aufs Handy überspielen, wenn du willst, gleich alle drei. Welches hast du dir runterladen wollen?"

Ja, Susi. Raus damit. Die Frau kennt keine Gnade.

Ein Tag wie du, war der Titel, glaube ich."

„Ganz richtig. Das war mein erster Roman. Na, der ist eher ein Kurzroman."

„Ist das der, wo der Leser sechsmal beim Lesen gekommen ist?", erkundigte ich mich mutig.

„Die Leserin. Genau. Sie ist ein echter Fan. So in deinem Alter, Susi. Nicht ganz so schnuckelig wie du."

„Du kennst sie?", fragte ich verblüfft.

„Man kann mich über meine Webseite kontaktieren. Wo hast du es gekauft, auf Amazon?", wandte sie sich wieder an Susanne.

„Ja. Dass du eine Webseite hast, wusste ich nicht. Und ... du hast sie getroffen?"

„Nein, sie hat mir Bilder von sich geschickt. Damit ich sehe, was meine Worte bei ihr auslösen. Das Brot ist ja lecker, auch von dem Landbäcker?"

„Ja, der hat auch wirklich gute Brötchen, nicht solche Pappdinger, wie man bei uns kriegt, nur die wären heute natürlich nicht mehr frisch. Er hält im Dorf nur freitags und dienstags, der versorgt die ganze Umgebung hier."

„Also ist das eine der lesbischen Geschichten?", setzte ich nach, bevor das Gespräch völlig in andere Bahnen abglitt, denn das interessierte mich nun doch.

„Ja, natürlich. Da steckt ganz viel von meinen persönlichen Erfahrungen drin. Das hatte ich Susi gestern auch erzählt."

„Das hat mich neugierig gemacht, das gebe ich gerne zu. Welche Mutter bekommt schon so eine einmalige Gelegenheit, mehr über die Wahl ihres Sohnes zu erfahren. Oder Schwiegermutter."

„Schwiegermutter. Das hat einen netten Klang, nur keinen realistischen. Dir stehen natürlich noch viele andere Wege offen, mehr über mich zu erfahren. Euch beiden."

„Was wäre ich für eine Mutter, wenn ich die Ursache für das Leid meines Sohnes wäre?"

„Da missverstehst du einiges. Du siehst ein Problem, wo keins ist. Dein Sohn ist ein wunderbarer Mann. So offen und frei. Voller Vertrauen in mich und unsere Liebe. Wie ich sie verstehe und lebe."

Susanne schien aufzuatmen. Ich irgendwie auch. Wir hatten uns da wohl doch was eingebildet. Peinlich, peinlich.

„Also ohne Besitzansprüche. Offen. In jeder Hinsicht", kam die überraschende Wendung.

„Überforderst du ihn da nicht mit? Er ist achtzehn", warf Susanne ein. „Vergiss das bitte nicht."

„Er entwickelt sich noch, natürlich. Aber er kann wunderbar damit umgehen. Unseren ersten Dreier jedenfalls hat er mächtig genossen."

Hoppla. Sollte ich mich jetzt als Vater besorgt fühlen, oder mich still für sein Schweineglück freuen? Unser Julius. Stille Wasser sind tief.

„Na, das kann ich mir vorstellen, dass ihm das gefiel. Mit zwei Frauen nehme ich an?"

„Ja, es hat ihn unheimlich aufgeregt, auch uns zuzuschauen. Aber genauso, mit Michelle zusammen zu sein."

„Kannte er sie wenigstens vorher schon?", hielt Susanne für bedeutungsvoll.

„Ja, natürlich. Sie ist erst vor Kurzem ausgezogen, nachdem ich sie eine Weile aufgenommen hatte."

„Eine enge Freundin?", wollte ich das abrunden.

„Auch das, in den letzten Jahren. Meine Schwester."

Klar, Geschwister nimmt man auf, wenn es kriselt. Oh. Aber ...

„Du schläfst mit deiner Schwester?", hauchte Susanne.

„Unsere Eltern sind nach Kanada ausgewandert, als sie neunzehn war. Wir wollten beide nicht mit, ich war ja mit Selma zusammen, und wir hatten gerade die Firma gegründet. Michelle hatte kurz davor ihr Studium begonnen. Sie hat erst ein halbes Jahr bei uns gelebt, bis sie eine eigene WG gefunden hatte. Ich liebe meine Schwester. Für mich war es ganz selbstverständlich, ihr das auch auf diese Weise zu zeigen, als sie neugierig wurde."

„Ihr habt es vor Selma geheim gehalten", folgerte Susanne.

„Ja. Selma war auf eine monogame Beziehung fixiert. Sie brauchte das Gefühl, alles kontrollieren zu können, der absolute Mittelpunkt in meinem Leben zu sein. Ich habe sie geliebt, also habe ich mich immer zurückgehalten. Und wenn das mal mit der Zurückhaltung nicht klappte, ihr die Sache verschwiegen. Ich wollte ihr nicht weh tun."

„Aber es ging weiter mit Michelle."

„Ja. Sie hatte auch Beziehungen, mit Männern und mit Frauen. Nicht viel Glück dabei. Ich habe sie oft aufrichten müssen. Aber nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht: Ich war nicht der Lückenfüller für sie. Wir hatten auch oft Sex, wenn sie in Beziehungen war. Na ja, als sie mal wieder eine beendet hatte, und erneut keine Bleibe, lebte sie ein dreiviertel Jahr bei uns. Irgendwann hat Selma dann gemerkt, dass wir nicht nur wie Schwestern miteinander umgehen."

„Und die Beziehung beendet."

„Nein, nicht gleich. Sie hat versucht, sich damit zu arrangieren. Das ist allerdings voll nach hinten losgegangen. Drei Monate hat sie sich gequält, dann konnte sie es nicht mehr ertragen. Michelle ist ausgezogen, und ich musste Selma versprechen, dass ich den Sex mit ihr einstelle. Das habe ich auch getan. Es war aber zu spät, sie hatte das Vertrauen in mich verloren. Mir wurde es zu eng. Wir haben uns im Einvernehmen getrennt. Oje, jetzt hast du dir das Buch umsonst gekauft. Na ja, es steht natürlich mehr drin."

Das war ja auch erstmal ein ganz schönes Brett. Holla. Susanne räusperte sich.

„Ich finde das toll, wie offen du uns gegenüber bist. Aber ob das auf Dauer gutgehen kann ... nun, ihr werdet es ja herausfinden."

„Julius hat verstanden, was ich zu leben versuche. Er geht meinen Weg mit, versteht mich. Kann es nachvollziehen."

„Wirklich? Das sagt er vielleicht."

„Nun ... schließlich fühlt er sich von dir ja auch sexuell angezogen. Das wird dir sicher nicht entgangen sein."

Was?

„Viele Jungs schwärmen für ihre Mutter in einer Phase ihres Lebens", kam die überraschende Antwort Susannes. „Das ist doch völlig normal."

„Finde ich auch. Vor allem bei einer so aufregenden Frau wie dir."

„Du hast es also bemerkt?", vergewisserte ich mich. „Warum ich nicht?"

„Ich hätte es dir vielleicht erzählen sollen. Ich wollte da keine so große Sache draus machen. Er hat ein paar Fotos von mir gemacht, und sich ein paar von meinen Höschen geklaut, getragene wohlgemerkt. Mir öfter mal unter den Rock geguckt und in den Ausschnitt. Völlig normal."

„Hast du ihn drauf angesprochen?"

„Nein, es störte mich ja nicht", meinte sie ruhig. Schmunzelte. „Ich fühlte mich sogar ein bisschen geschmeichelt. So, das hat er dir erzählt. Hm. Er muss dir wirklich vertrauen. Betrügst das Vertrauen nicht gerade, indem du uns das erzählst?"

Nadine lächelte in sich hinein.

„Oh, damit hat er überhaupt kein Problem. Du überblickst die Situation immer noch nicht ganz."

Susanne krauste ihre Stirn. Oh. Aber mir dämmerte es langsam.

„Dann erkläre mir ‚die Situation'."

„Er möchte gerne weitere Erfahrungen machen. Frei und ohne Grenzen sein."

„Sag mir, dass ich das gerade falsch verstehe."

„Du verstehst es noch nicht vollständig."

„Er will ... mit mir schlafen?"

„Er hat sich das schließlich lange genug vorgestellt. Eigentlich war er drauf und dran, dich zu bitten, ihn zum Mann zu machen. Aber dann ist er mir begegnet und es kam alles ganz anders."

„Langsam frage ich mich, ob das wirklich gut für ihn war."

„Seine Gefühle für dich haben absolut nichts mit mir zu tun. Deine auch nicht."

„Meine?"

„Es war nicht nur schmeichelhaft, oder?"

Susanne schwieg lange. Sah mich dabei an.

„Nein, nicht nur."

„Du fühltest dich begehrt. Es ist schön, begehrt zu werden."

„Ja."

„Es hat dich erregt. Du hast absichtlich für Situationen gesorgt, in der du sein Begehren spüren konntest."

Susanne schloss kurz die Augen.

„Möglicherweise. Nicht bewusst. Am Anfang. Dann doch schon. Ja, ich habe ihn manchmal bewusst erregt. Und seine Reaktion ... blieb bei mir nicht ohne Wirkung."

„Du hast mit dem Feuer gespielt, und es fühlte sich gut an."

„Das trifft es, ja."

„Wusstest ja genau, dass es nicht darüber hinaus gehen würde. Fühltest dich sicher."

„Auch das stimmt. Es war trotzdem nicht richtig, ich hätte mich da zurückhalten sollen."

„Warum, wenn es sich gut anfühlte?"

Susanne sah hilfesuchend zu mir.

„Ich hätte nie etwas gemacht, ich hoffe, du glaubst mir."

Tja, wie sollte ich mich zu all dem stellen? Auf jeden Fall erst mal unterstützend hinter sie.

„Ja, aber das ist nicht einmal wichtig. Und wenn was passiert wäre, wären wir damit auch umgegangen. Es ist alles okay, ich bin überrascht, offenbar partiell blind, aber ich habe kein Problem damit. Auch nicht, dass du ein bisschen mit ihm gespielt hast."

Susanne sah mich voller Liebe an. Ach, Susannchen. Alles gut.

„Siehst du. Du siehst Probleme, wo keine sind. Ihr seid eigentlich durch eure Liebe genau da, wo wir auch sind. Das Flirten mit mir hat euch gefallen. Ihr wisst genau, dass ihr euch das untereinander zugestehen könntet, obwohl ihr das noch nie versucht habt."

„Darf ich dich mal unterbrechen? Nur, dass wir alle verstehen, worauf du hinauswillst? Du willst nicht nur mit uns ins Bett, sondern mit Julius im Schlepptau, der dann seinen lang gehegten Wunsch, mit seiner Mutter zu schlafen, erfüllt bekommt?"

„Er hat keinerlei bisexuelle Tendenzen, du wahrscheinlich auch nicht, also wäre das in etwa der Rahmen, ja."

In etwa der Rahmen. Na, so ein Herzchen. In etwa der Rahmen für irgendeine dieser absurden Nachmittags-Talkshows. Ich sah zu Susanne, die ... ernsthaft drüber nachdachte? Nun war ich richtig platt, zugegeben. Aber noch kannte ich ja nicht das Ergebnis ihrer Überlegungen.

„Als ich von gemeinsamen Unternehmungen sprach, dachte ich eher an Waldspaziergänge", versuchte ich das Ganze mit Humor zu entschärfen.

„Im Wald kann es auch lustig sein."

„War klar, dass du das sagst."

Die Gartenpforte schwang auf, und Julius kam auf uns zu. Die Haare standen zu Berge, aber er offensichtlich noch unter dem Eindruck der Nacht. Gab uns ein kurzes „Moin" und seiner Freundin einen langen Kuss.

„Wie lange seid ihr denn alle schon auf? Ihr habt schon gefrühstückt?"

„Ganze Weile. Wir haben uns richtig gut unterhalten", wurde er von ihr informiert.

„Ah, du hast es ihnen gesagt. Kann ich den Kaffee haben, Mama?"

„Das Brot ist klasse, aber das kennst du ja wohl schon."

„Hm, ja, das ist lecker. Das Mehrkorn aber auch. Alles okay mit euch?"

Susanne sah ihn ungläubig an. Er hielt ihrem Blick mühelos stand. Wirkte kein Stück betreten oder verunsichert.

„Du hast verstanden, was sie uns erzählt hat?", versuchte sie mögliche Missverständnisse auszuräumen.

„Ja, was wir uns mit euch vorstellen können. Na, in meinem Fall schon lange tun. Wie du sehr genau weißt."

„Vorstellen ist eine Sache. Tun eine ganz andere."

„Stimmt, Tun ist so viel besser", erklärte er seelenruhig. „Mann, habe ich einen Schmacht. Ihr seid verwirrt, das war zu erwarten."

„Na danke, dass uns das zugestehst", warf ich meinen Hut in den Ring.

„Mama hatte dir gar nichts erzählt, oder?"

„Nein, hatte sie nicht. Es ist keine große Sache, was gelaufen ist. Völlig okay. Damit du auf dem aktuellen Stand bist."

„Super. Ich hatte mir wegen dir ein paar Sorgen gemacht. Ihr seht aber beide so aus, als ob ihr es nicht richtig verstanden habt. Haben sie?"

„Ich war gerade dabei, es noch zu erklären. Vielleicht kannst du es besser."

„Mit Nadine zusammen zu sein, ist eine Offenbarung. Ich könnte jeden Tag platzen vor Glück. Ich denke jeden Tag, es kann doch nicht noch schöner werden, und dann wird es das doch."

Er pausierte, kaute auf seinem Marmeladenbrot herum.

„Es ist so wunderbar, das zu teilen. Dieses Glück, diesen irrsinnigen Sex, den wir miteinander haben. Wir wollen dieses Glück mit euch teilen. Euch in das Gefühl einschließen. Euch diese Freiheit zeigen, die wir fühlen."

„Wie ihr das mit Michelle getan habt", meldete sich nun Susanne, die ihn weiter fest ansah.

„Oh, das war absolut irre. Michelle ist klasse. Und unheimlich lieb."

„Und du meinst, weil Michelle und Nadine Sex miteinander haben, können wir das auch?"

„Nadine sagt, ich bin schon ein richtig guter Liebhaber. Michelle auch. Du würdest es nicht bereuen."

Sie musste ja fragen. Unser Sohnemann. Nein, das war nicht wirklich komisch. Aber irgendwie doch.

„Du auch nicht, Michael", meldete sich Nadine zu Wort, und holte mich damit ins Gespräch zurück.

„Das versteht sich von selbst."

„Willst du das denn?", kam Susannes überraschende Frage an mich. „Mit Nadine schlafen?"

Uff. Alle Augen richteten sich auf mich.

„Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Du willst das ernsthaft in Betracht ziehen? Wir führen jetzt wirklich dieses Gespräch?"

„Zumindest das sind wir ihnen doch schuldig, oder? Dass wir alle ehrlich miteinander sind? Den Gedanken ruhig zu Ende denken?"

„Hast du das schon?"

„Was Nadine angeht ... ja. Da gebe ich gerne zu, dass ich mich von ihr angezogen fühle. Sie mich reizt."

„Ebenso!", warf die sofort ein. „Und wie."

Julius strahlte sie an. Stellte sich wahrscheinlich gerade seine Mutter im Clinch mit seiner Freundin vor. War ich heute Morgen vielleicht in einem Paralleluniversum aufgewacht, wo das alles völlig normal war?

„Und was Julius betrifft ...", setzte sie an, schluckte. „... ist das schwerer zu sagen. Weil es ... darüber hinausginge. Eine Grenze überschreiten würde."

Verständlich.

„Aber prinzipiell wäre ich auch dazu bereit. Ich hätte von mir aus nie etwas unternommen ... aber ihn auch nicht abgewiesen, wenn er mit seinem Wunsch an mich herangetreten wäre."

Wow. Susanne. Das ... hat sie Überwindung gekostet. Und was sie mit diesem Blick sagen will, verstehe ich genauso. Nur, wenn das für mich in Ordnung wäre. Ich soll es aussprechen, nicht wahr?

„Du möchtest hören, dass du meinen Segen hast, verstehe. Also denken wir den Gedanken zu Ende. Hätte ich was dagegen, dass du mit Nadine schläfst? Nein, und wir wollen ja ehrlich sein, der Gedanke regt mich sogar auf. Was Julius angeht ... ist das schwerer für mich zu fassen, schwerer vorstellbar. Aber der Gedanke, dass ihr diese Attraktion fühlt ... beide bereit seid, weiter zu gehen, als ihr das bisher getan habt ... ist nicht beunruhigend für mich, so viel kann ich sagen. Ich weiß aber nicht, ob das nicht anders wäre, wenn ich tatsächlich ... na, dabei zuschaue."