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Ah, den wollte sie machen, schön, der schmeckte hervorragend, ein Rezept ihrer Oma.

„Der Autoschlüssel liegt auf dem kleinen Tisch im Haus."

„Ach, Unsinn, ich fahr' mit dem Fahrrad. Brauchen wir noch etwas, was ich mitbringen soll?"

„Ich wüsste nicht, was. Getränke haben wir, Bier, Wein, Wasser. Ist noch Mückenspray da, wenn die doch schon auftauchen?"

„Mehr als genug. Sonst keine Ideen? Na, vielleicht fällt mir was ein, wenn ich im Laden steh. Kümmerst du dich um Nadine, wenn sie in der Zwischenzeit zum Duschen kommt?"

„Was ... ach so, ihr ein Badetuch geben und so, klar, mache ich."

„Liegt da schon. Bis gleich."

Ich sah meiner Frau zu, wie sie ihr Fahrrad zum Gartentor schob. Eigentlich kamen wir nur hier wirklich mal zum Radeln, deshalb standen unsere besseren Räder permanent hier. Zum Dorf waren es nur vier Kilometer, aber in der Umgebung gab es herrliche Strecken, an den unzähligen Seen vorbei, durch den Wald.

Wenig befahrene Straßen, wo man zur Not auch volltrunken nach Skatrunden noch unangefochten nachhause kam. Es war zwar sonst nicht meine Art, aber der Gedanke ließ mich ein Bier aus dem Schuppen holen. Ich hatte mich gerade gesetzt und es geöffnet, als Nadine wieder auftauchte.

Tatsächlich allein.

„Zelt fertig aufgebaut?", begrüßte ich sie, eigenartig befangen.

„Schon einige Zeit. Das ging schnell. Eine traumhafte Aussicht da."

„Ja, es ist schön hier. Und ihr seid da wirklich ungestört, dorthin verirrt sich niemand, auch nicht von den wenigen Nachbarn hier."

„Das hat Julius auch gesagt und wir uns entsprechend nicht zurückgehalten. Susanne im Haus? Ich wollte jetzt ganz gerne duschen, wenn das geht."

„Nein, die ist nochmal schnell ins Dorf. Klar geht das, ich zeig' dir alles, oder kommt Julius auch gleich?"

Ihr Lächeln war eigenartig und beunruhigend.

„Er ruht sich noch eine Weile am See aus. Er verausgabt sich immer so."

Ihre ständigen Anspielungen irritierten mich total, gar nicht mal als unpassend dem Vater ihres Freundes gegenüber, schließlich war sie keine Jugendliche, sondern eine erwachsene Frau. Nein, mehr, warum sie das tat, warum sie hervorhob, dass sie offensichtlich Sex gehabt hatten. Was sie damit bezweckte.

„So, so. Dann folge mir vertrauensvoll, die Lokalität kennst du ja schon ...", erwiderte ich nervös, und ging voran.

Unser Häuschen war nicht besonders groß, eine kleine Küche und ein ebensolches Bad. Den Wohnraum hatten wir durch den Einbau eines Hochbetts erweitert, und so Platz für einige Sachen geschaffen, die wir nicht immer hin- und herschleppen wollten.

Irgendwann wollten wir den Dachboden ausbauen und als Schlafzimmer umfunktionieren, aber das war zeitintensiv, und da ich nicht wirklich handwerklich begabt war, hätten wir welche von Detlevs Kumpels zusätzlich engagieren müssen.

Eine Baustelle schaffen, statt unsere Ruhe zu haben, und es genau deshalb in eine unbestimmte Zukunft verschoben. Ich führte sie ins Bad, mit der kleinen Duschkabine.

„Es dauert leider eine ganze Weile, bis das Wasser warm wird, geschätzt drei, vier Minuten, also ruhig gleich anmachen. Duschgel und Shampoo stehen da ..."

„Ich habe mein eigenes dabei", unterbrach sie mich, und holte einen Kulturbeutel aus der kleinen Tasche, die sie mitgenommen hatte.

„Handtuch. Du brauchst ein Handtuch, warte, ich hole es dir."

Während ich im Kleiderschrank unter dem Hochbett danach suchte, ließ sie tatsächlich schon das Wasser laufen. Hm. Nein, das war ein Handtuch, kein Badetuch, wo waren die? Ah, da, das sah doch schon ansprechender aus.

Zufrieden kehrte ich mit meiner Beute zur offenen Badezimmertür zurück. Wo sich Nadine gerade mit einem Gummi ihr Haar zusammenband. Was aber nicht so bemerkenswert war, wie die Tatsache, dass sie bereits völlig nackt war.

Sie stand mir abgewandt vor dem Waschbecken, sah mich aber im Spiegelschrank darüber reflektiert. Unsere Blicke trafen sich daher im Spiegel, während ich nichtsdestotrotz eine volle Rückansicht ihres perfekt proportionierten Körpers hatte.

Sie vollendete ihre Frisur in aller Seelenruhe, und drehte sich langsam um.

„Ah, das ist lieb, ich danke dir."

Lächelnd nahm sie das Badetuch aus meiner Hand und sah sich suchend um. Ich räusperte mich und wies auf die Haken auf der linken Seite der Duschkabine.

„Kannst du da aufhängen, wir machen das immer so, dass wir den vordersten freihalten, damit man das als Erstes greifen kann, wenn man aus der Dusche kommt."

Holte mich damit aus meiner Schockstarre, die ihr Anblick bei mir ausgelöst hatte. Nicht, weil ich da eine nackte Frau vor mir sah, das empfand ich als absolut natürlich, immerhin gingen wir über Jahre regelmäßig in die Sauna.

Sie nickte und folgte meinem Vorschlag, bückte sich dann, um ihr Kleid aufzuheben, das sie wohl einfach zu Boden fallen gelassen hatte. Es war mir unmöglich, sie nicht anzusehen, jede Bewegung ihres spektakulär schönen Körpers wie ein Schwamm in mich aufzusaugen.

Jede Bewegung, die von ihrer Sinnlichkeit und selbstbewusster Körperlichkeit animiert war. Ihre Ausstrahlung manifester, greifbarer war, wie ein heißer Lufthauch über meinen Körper und meine Seele wehte.

Sie bückte sich mit nur minimal eingeknickten Knien, präsentierte mir in diesem Moment nicht nur ihren perfekten Hintern, sondern ihr blank rasiertes Geschlecht. Dort und an ihren Schenkeln sah ich die Hinterlassenschaft meines Sohnes, den Beweis für das, was sie mehr als nur angedeutet hatte.

Nadine drehte sich mir wieder zu, als sie ihr Kleid faltete. Ihre Brüste waren wunderbar geformt, sich ansatzlos erhebende, sanft geschwungene Hügel, mit kleinen Vorhöfen und ebensolchen Nippeln.

„Meinst du, es ist jetzt schon warm?"

Ich war überhaupt nicht in der Lage, den Zeitablauf einzuschätzen, weil manche Impressionen mich nachhaltig aus diesem herausgerissen hatten. Jedem Anschein von Normalität.

„Ich würde vielleicht noch eine Minute warten", erwiderte ich, und ließ bewusst die Gelegenheit, mich im Zuge aus der Situation zu extrahieren, verstreichen.

„Schön, dass du mir Gesellschaft leistest, Michael", band sie mich weiter darin ein. Keine Spur von Belustigung oder Ironie in ihrer Stimme. Im Gegenteil. „Gefalle ich dir?"

„Als Freundin meines Sohnes? Er ist ein Glückspilz, und das gönne ich ihm auch", erinnerte ich sie und mich an die tatsächliche Konstellation. Konnte mir den Folgekommentar aber nicht verkneifen. „Du bist wunderschön."

„Danke schön. Julius hat viel von seinem Aussehen von dir geerbt. Die Augen hat er von seiner Mutter."

Die wahrscheinlich jede Minute zurückkommen würde.

„Das ist ganz richtig. Ich glaube, jetzt sollte es warm sein. Wenn ich weiter nichts für dich tun kann, gehe ich dann wieder in den Garten."

Sie antwortete nicht. Sah mir tief in die Augen, mit einem Lächeln, das mir Schauer über den Rücken jagte. Vermittelte mir ohne Worte, was das sein könnte. Trat ganz nah an mich heran und küsste mich auf die Wange.

„Geh ruhig. Bis gleich."

Risse in der Zeit. Ich drehte mich in Zeitlupe um. War im mitten im Wohnraum. Auf der Terrasse. Saß mit klopfendem Herzen im Liegestuhl. Wie lange? Als sich die Gartentüre öffnete und Susanne ihr Fahrrad reinschob.

„Glück gehabt, die machen freitags immer schon um halb fünf zu, daran konnte ich mich gar nicht erinnern. Ich habe noch etwas Knabber-Zeug für heute Abend mitgebracht. Die Kinder sind noch nicht hier?"

Die Kinder. Wir lachten gleichzeitig los, hatten wie so oft denselben Gedanken.

„Nein, Julius ist noch am See, hast du ihn nicht gesehen? Nadine duscht gerade."

„Hast du die Handtücher gefunden, die ich aufs Sofa gelegt habe?"

„Öhm, nö, ich habe eins im Schrank gefunden. Das große blaue."

„Geht auch, aber ich habe gleich für beide sowohl ein Badetuch, als auch ein Handtuch hingelegt. Ist was?"

Wie gut sie mich doch kannte. Sie sah mir an, dass mich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Ich fühlte genau, dass ich in diesem Moment entscheiden müsste, wie ich mit Nadines Lockung umgehen sollte.

Sah in Susannes leicht besorgtes Gesicht. Der Frau, die mich über alles liebte, seit unendlich langer Zeit. Der Frau, mit der ich den Rest meines Lebens in Frieden und stillem Glück verbringen wollte. Vor der ich nie etwas verborgen hatte.

„Nun, ich ging das Badetuch suchen, und als ich zurückkam, stand sie da nackt."

„Haha, hat der Papa auch was fürs Auge bekommen. Und das ist dir peinlich?"

„Nein, natürlich nicht. Aber sie ... wenn ich das nicht missverstanden habe, oder mir eingebildet ... flirtet mit mir."

Susanne runzelte die Stirn, hatte offenbar Schwierigkeiten, das Gehörte zu verarbeiten. Nur für einen Moment, dann entspannte sie das Gesicht zu einem beruhigenden Lächeln.

„Ja, da hat sich unser Sohnemann etwas angelacht. Das ist ein ganz schönes Früchtchen. Ich glaube, sie hat überhaupt keinen Sinn für angemessenes Verhalten. Wahrscheinlich brauchen wir uns aber keine Gedanken darüber zu machen, lange mit ihr konfrontiert zu werden. Nur, dass sie unserem armen Jungen nach der wahrscheinlich schönsten Zeit seines bisherigen Lebens das Herz brechen wird."

Sehr wahrscheinlich. Susanne sah, dass dies aber weniger das war, was mich beschäftigte.

„Du bist drauf eingestiegen?"

„Ich weiß nicht. Irgendwie schon, und auch wieder nicht. Ich bin ganz schön durcheinander."

„Das ist verständlich. Und völlig in Ordnung. Ich sollte jetzt rein, mit den Salaten anfangen. Wir reden nachher nochmal drüber. Wenn Julius noch am See ist, könnte er dir mit dem Boot helfen."

„Ja, die Idee hatte ich vorhin auch. Und Susanne ..."

„Ja?"

„Ich sage es dir viel zu selten in letzter Zeit: Ich liebe dich."

„Na, immerhin fällt dir das noch auf. Ich liebe dich auch, mein Schatz."

Ich fand Julius auf dem Steg sitzend vor, wie er träumerisch auf den malerisch schönen See hinausblickte. Setzte mich dazu.

„Wenn du nicht zu erschöpft bist, könnten wir das Ruderboot hierher bringen."

„Das wird gerade noch gehen. War das Mama eben auf dem Rad?"

„Ja, sie war noch was einkaufen im Dorf. Nadine ist wohl weiterhin unter der Dusche."

„Jetzt ehrlich, was hältst du von ihr?"

Oje. Wer hatte der ganzen Familie bloß diesen Ehrlichkeit-Fanatismus eingetrichtert.

„Sie ist eine bildschöne, offenbar intelligente, selbstbewusste und ... ausgesprochen aufregende Frau."

„Du hast nicht die mindeste Ahnung, Papa, wie aufregend sie ist. Ich kann überhaupt nicht die Finger von ihr lassen."

„Das ist verständlich. Genieße es, solange es dauert."

„Natürlich, ihr traut mir nicht zu, dass ich sie an mich binden kann."

„Das wollte ich damit nicht sagen. Mehr, dass dieses frisch verliebt sein irgendwann nachlässt, das Neue und Aufregende in Schönes und Vertrautes übergeht, die Entdeckungsreise mit Wissen und Erfahrung endet. Wollen wir?"

„Ach, so meinst du das. Meinetwegen."

„Wir müssen das Ding von den Böcken auf den Hänger packen, aber das kriegen wir zu zweit sicher hin."

„Beim Segelboot müssten die Frauen mit anfassen."

„Das bleibt, wo's ist. Ich glaube nicht, dass ich unbedingt noch Segeln lernen möchte. Es sei denn du, oder deine Schwester haben Interesse. Ansonsten würde ich es vielleicht irgendwann zum Verkauf anbieten."

„Ich kann da Opas Faszination auch nicht so ganz nachvollziehen."

Wir kriegten das Boot mit einiger Anstrengung auf den Hänger. Der Rest war relativ leicht, obwohl das Ziehen den leichten Hang hinauf zur Tür des Drahtzauns es nochmal in sich hatte. Dafür war der Weg an den See runter umso leichter.

Wir unterhielten uns dabei nicht weiter, tauschten nur Worte zur Orientierung und Koordination unserer Anstrengungen. Wir bekamen das Teil ins Wasser, banden es ordentlich am Steg fest und liefen dann zum Haus.

Die beiden Frauen waren in der Küche, entweder nahm sie Nadines Hilfe an, oder diese wurde einfach nur im Kreuzverhör gebunden. Ob Susanne sie auf das von mir berichtete Verhalten ansprechen würde? Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen.

Ich zeigte meinem Sohn dann, dass ich ihn als Mann voll akzeptierte und drückte ihm ein Bier in die Hand. Meins wartete ja schon auf mich, davon hatte ich gerade mal zwei Schlucke getrunken. Ich erklärte, dass wir mit dem Grill anschmeißen ruhig auf das Signal von Susanne warten sollten, die gewöhnlich für Timing-Fragen zuständig war.

Er hatte seine Angeln mitgebracht. Trotz Nadine, schau an. Wir hatten beim letzten Mal viel Spaß gehabt. Und ordentlich was gefangen. Sie würden ja eine ganze Woche hierbleiben, da fand sich sicher eine gute Gelegenheit.

Nach einiger Zeit kamen die beiden Frauen dann aus dem Haus, und setzten sich auf die Liegestühle, die Julius mit mir aufgestellt hatte. Nadine trug jetzt schwarze Leggins und ein ebensolches langärmliges hautenges Shirt, was mein Sohn wohl für den Abend wegen der Mücken empfohlen hatte.

Die aber aufgrund der trockenen und kühlen letzten beiden Monate noch nicht zahlreich unterwegs waren. So verbrachten wir unangefochten einen gemütlichen und lockeren Grillabend miteinander. Es gab auch keine Wespen, die uns unser Essen streitig machten, wie das in der Stadt oft war, wenn man draußen aß.

Wir hatten während des Essens eigentlich nur Small Talk gemacht, wie das halt beim Grillen so ist, viel zu viel Fleisch auf den Grill gelegt und dann rein gezwängt, weil wir ja nichts verkommen lassen wollten. Zwei Würstchen fanden allerdings keine Abnehmer mehr, trotz aller guten Vorsätze.

Die Damen tranken Wein, und Julius mittlerweile Cola, da ihm das zweite Bier beim Essen wohl schon ganz schön zugesetzt hatte. Ich hatte weitestgehend vermieden, Nadine anzusehen, tat es nun aber doch, da sie mich direkt ansprach und nach meinem Beruf fragte.

Zu der Zeit hatten wir uns bereits auf Urheberrecht spezialisiert, was meinen Vortrag dann entsprechend kurzhielt, denn außer den Namen einiger bekannter Firmen, die wir vertraten, gab es da aber auch gar nichts Interessantes zu berichten.

„Und du hast deine Firma mit dieser anderen Frau aus dem Nichts aufgebaut?"

„Wir hatten beide etwas eigenes Startkapital, viel wichtiger aber war, dass wir bereits nach kurzer Zeit Kunden hatten. Wir hatten beide zuvor für einen Mitbewerber gearbeitet. Natürlich haben wir von dort keine Kunden abgeworben, aber die, für die wir tätig gewesen waren, empfahlen uns an andere weiter. So kamen wir recht rasch an Kredite, und konnten expandieren."

„Und warum hat sie dann die Firma verlassen?"

„Nun, wir waren uns nicht sicher, ob wir schmerzfrei miteinander umgehen können werden, nachdem wir uns getrennt hatten. Wollten das gar nicht wissen. Da schien es sinnvoll, dass sich auch beruflich unsere Wege trennten. Die Firma lief so gut, dass ich sie problemlos auszahlen konnte."

„Ihr wart ein Liebespaar?", fragte ich verblüfft nach.

„Ja, sieben Jahre lang. Das heißt, wir hatten im ersten Semester an der Uni schon einmal angebändelt. Aber da war es eher eine lockere Geschichte. Nur richtig guter, richtig heißer Sex. Ernst wurde es erst, als wir uns danach in derselben Firma wiederfanden, und ineinander verliebten."

Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Mein schneller Blick zu meiner Frau klärte mich sofort auf, dass die das bereits gewusst, bestimmt in der Küche erzählt bekommen hatte.

„Eine Beziehung mit einer Frau ist ganz anders. Das heißt, die mit ihr war ganz anders. Sie war die Einzige, mit der ich länger zusammen war."

Aha. Mein Sohnemann fand das offenbar cool, dass er eine Freundin mit einer lesbischen Beziehung im Rückspiegel hatte, denn er schlang seinen Arm mit sichtbarem Besitzerstolz um sie.

„Ich hoffe, das stört dich nicht?", fragte sie mich schmunzelnd.

„Nein, warum sollte es. Ist eigenartig, dass ich das überhaupt noch als ungewöhnlich wahrnehme, immerhin leben wir im 21. Jahrhundert", brabbelte ich vor mich hin.

War das der Grund? Hatte sie Probleme mit Männern? Fühlte sie sich mit Frauen normalerweise wohler, und fand dann in Julius einen, der aufgrund seiner fehlenden Vorerfahrungen noch kein ausgeprägtes Rollenverständnis hatte, von ihr beliebig und nach ihren Wünschen geformt werden konnte?

„Es hat alles seine Vor- und Nachteile", merkte sie weiterhin schmunzelnd an. „Aber wie das nun mal ist, irgendwann stellt man fest, dass das Begehren nicht aufhört, auch wenn das, was man hat, schön und erfüllend ist. Man eben genau das begehrt, was man nicht hat, nicht haben kann."

„Verstehe."

„Ja, tust du das? Das ist schön. Du auch, nicht wahr, Susi?"

Susi? Und das hatte sie meiner Göttergattin einfach so abgerungen? Die zuckte nicht einmal.

„Natürlich. Noch ein Glas Wein?"

„Fülle mein Glas mit der unerschöpflichen Vielfalt der Liebe, bis es überquillt. Wein tut es auch für den Moment, danke."

„Das Zitat ist mir nicht geläufig. Rilke?"

„Nadine Klein hat das Copyright darauf."

„Nadine hat Bücher veröffentlicht", freute sich mein Sohnemann, uns einmal mehr mit seiner Eroberung ins Staunen gebracht zu haben. „Drei Stück schon."

„Das klang ja recht poetisch, was ist dein Genre?"

„Liebesromane. Mich fasziniert Liebe. Alle Facetten davon."

Aha. Irgendwie passte das nicht zu ihr.

„Also auch Sex. Vor allem Sex. Bei mir ist das nicht Herz, Schmerz und wenn sie nicht gestorben sind, dann vögeln sie noch heute ... Sondern, man findet sich, vögelt wie verrückt, und nach dem fünfundzwanzigsten gemeinsam erlebten Höhepunkt, beschließt man das Liebe zu nennen, weil man sich ein Leben ohne das nicht mehr vorstellen kann."

Ja, das passte schon eher. Und zu diesem Blick.

„Das ist eine recht pragmatische Auslegung", fasste Susanne das sehr schön zusammen.

„Für mich ist das Leben etwas Greifbares. Und die Liebe auch."

„Hm. Es wird langsam kühl, ich werde unsere Jacken holen. Habt ihr was zum Überziehen dabei? Ihr könnt sonst was von uns kriegen."

Nadine und Julius schauten sich kurz grinsend an, dann klärte uns mein Sohn über deren Pläne auf.

„Nee, wir gehen dann mal zum Zelt. Es war eine lange Fahrt und so weiter. Wir können es gar nicht erwarten, uns hinzulegen."

Oh, Junge. Das glaube ich dir gern. Susanne schien ebenfalls von einem inneren Lachanfall geschüttelt.

„Natürlich. Wir frühstücken dann morgen früh schön zusammen. Schlaft euch ruhig aus, das werden wir sicher auch tun", holte sie meinen Sohn trotzdem mit vorbildlicher Beherrschung ab.

„Schlaf ist am schönsten, wenn er verdient ist", bekamen wir eine weitere Kostprobe von Nadines Talent. „Sollen wir euch noch schnell beim Abräumen helfen?"

„Lass ruhig, wir sitzen vielleicht noch eine Weile draußen. Lassen uns von der gesunden Luft fluten und entgiften."

Sie verabschiedeten sich und machten sich von dannen. Susanne kicherte.

„Das ist wirklich eine Wundertüte, diese Frau."

„In der Tat, Susi. Ich erinnere mich daran, dass du einem Kollegen dafür mal eine geballert hast."

„Er hat mich ja auch nicht gefragt, ob er mich so nennen darf. Und weitergemacht, als ich ihm das untersagt hab."

„Also habt ihr euch richtig gut unterhalten. Kam ... ich zur Sprache?"

„Am Rande. Sie ... wollte mehr über mich wissen."

„Na, du doch sicher auch über sie."

„Das wurde freiwillig beigesteuert. Ich will das gleichfalls nicht als mögliche Fehlinterpretation ausschließen, aber ich hatte ziemlich deutlich den Eindruck, dass sie mit mir ebenfalls geflirtet hat."

„Das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen. Und, bist du drauf eingestiegen?"

„Du wirst lachen, irgendwie schon."

Das tat ich dann natürlich.

„Oh, mein Gott. Da hat uns unser Junge aber mal Leben ins Haus gebracht."

„Das kannst du laut sagen. Und jetzt wirklich bitte die Jacken holen, oder nein, für mich den grünen Pullover bitte."

Als ich damit ankam, hatte sie doch schon alles auf einem Tablett zusammengeräumt. Aber wirkte erfreut, als ich mich nicht in meinen eigenen, sondern mit auf ihren Liegestuhl setzte, den wir schnell flacher machten, und uns aneinander kuschelten. Was wir auch viel zu selten machten. Wie so vieles.