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Institut für Tiefenerziehung 01

Geschichte Info
Erotischer Roman, Caregiver/Little-Fetisch, utopische Sci/Fi.
19.4k Wörter
4.71
10.5k
3

Teil 1 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 10/11/2023
Erstellt 02/16/2022
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Institut für Tiefenerziehung

Vorwort

Dies ist der erste Teil einer Geschichte, die bis vor kurzem auf einer anderen Plattform erschienen ist. Ich besitze jedoch das volle Urheberrecht.

Im Laufe der nächsten Wochen werde ich die anderen Teile überarbeiten und ebenfalls hier einstellen. Außerdem will ich weiterschreiben, ich arbeite bereits an einem neuen, bisher noch unveröffentlichten Kapitel.

Es geht in Institut für Tiefenerziehung um eine Caregiver/Little-Dynamik, in der auch Windeln von Bedeutung sind (man kann auch von AB/DL sprechen, wenn man will). Wer das so gar nicht mag, sollte also besser etwas anderes lesen.

Natürlich sind alle Figuren mindestens 21 Jahre alt, der Reiz liegt ja gerade darin, dass _Erwachsene_ freiwillig oder unfreiwillig in die Rolle des Little schlüpfen.

Ansonsten ist die Geschichte für die Verhältnisse dieser Seite eher ›zahm‹: Der Fetisch spielt eine große Rolle, es geht viel um Empfindungen und auch um Erotik, aber es wird an keiner Stelle pornographisch.

Stattdessen möchte ich gerne eine vollwertige Geschichte erzählen, mit richtiger Handlung, in der es auch mal spannend wird und die euch miterleben lässt, wie meine Hauptfigur Mia sich in ihre neue Lebenswelt einfindet, Beziehungen knüpft und sich entwickelt...

* * *

Teil I: Der Anreisetag

Das Ziel, zu dem sie unterwegs waren, flößte Mia Angst ein. Um sich abzulenken, begann sie, über ihr Leben nachzudenken, während der dunkelblaue Transporter weiter über eine einsame Landstraße fuhr. Nüchtern betrachtet lebte sie in einer Art Paradies.

Die Menschheit des Jahres 2150 hatte Kriege, Hunger, Krankheiten und weitgehend sogar das Alter besiegt. Der technische Fortschritt hatte die Menschen von der Pflicht entbunden, für ihren Unterhalt zu arbeiten. Tatsächlich waren zwar immer noch die meisten in irgendeiner Weise produktiv, aber es ging ihnen mehr darum, einen Beitrag zum Ganzen zu leisten und sich dabei zu verwirklichen, als dass sie ihren Lebensstandard damit heben wollten. Einige entwickelten die Technologie weiter, die der Welt ihren Wohlstand geschenkt hatte, andere erforschten die Wunder der Natur und wieder andere widmeten sich den Künsten. Viele verzichteten natürlich auch auf diese Art der Sinngebung und genossen ihr Leben in vollen Zügen.

Die Welt des Jahres 2150 war allen möglichen Freuden gegenüber aufgeschlossen, und das galt natürlich auch für Sex. Sofern nur alle Beteiligten erwachsen und freiwillig dabei waren, galt nichts als verwerflich, und so blühten Szenen und Subkulturen für alle erdenklichen Spielarten. Gewiss, bestimmte Bedürfnisse waren immer noch seltener als andere, und auch das Schamgefühl war den Menschen nicht völlig abhanden gekommen. Wer also spezielle Vorlieben hatte, brauchte kaum zu fürchten, allein zu bleiben. Aber seinen Arbeitskollegen würde er vermutlich trotzdem lieber nicht erzählen, was er in seiner Freizeit alles so trieb. Auf der anderen Seite -- wenn er es doch ausplaudern sollte, würden seine Kollegen ihn vielleicht daran erinnern, dass nicht jeder alles hören will; eine wirklich große Sache würden sie aus harmlosen Spielchen aber wohl kaum machen!

Mia musste ein bisschen lächeln, als ihr all dies bewusst wurde. »Es ist schon ein kleines Kunststück«, dachte sie sich, »in dieser Welt so tief in die Scheiße zu geraten, wie ich.«

Sie drehte ihre Handgelenke in den Fesseln. Sie bestanden aus einer Art Textil, waren dick gefüttert, reißfest, sicher und doch nicht gerade unbequem. Die Richterin hatte sich redlich bemüht, Verständnis für sie und ihre Situation zu zeigen. Sie hatte schließlich auch den Vorschlag gemacht, die Haftstrafe durch einen Aufenthalt im Institut für Tiefenerziehung abzugelten. Es war Mia kalt den Rücken heruntergelaufen, als ihre Anwältin ihr erklärt hatte, was das bedeuten würde. Und doch saß sie nun hier, gefesselt, mit feuchten Handflächen und einem unguten Gefühl im Bauch in einem dunkelblauen Gefangenentransporter und wurde über eine verschlungene Landstraße in eine einsame Region im Alpenvorland gefahren.

Es wurde schon langsam Abend, als die Fahrt endete und der Transporter auf dem sauber geharkten Kies vor einem eleganten Bungalow aus weißem Marmor hielt. Links und rechts schlossen dichte und hohe Hecken an das Gebäude an, die von hier aus ein weites Gelände zu umfassen schienen. Mia musste eine Panikattacke unterdrücken, als sie die massiven Zäune entdeckte, die vom dichten Geäst und Blattwerk fast völlig verdeckt waren.

Die beiden Vollzugsbeamten stiegen aus, gingen um den Wagen und öffneten die Hintertür des Transporters. Einer von Ihnen, ein älterer Mann mit stattlichem Schnauzbart, löste ihren Anschnallgurt und ihre Fußfesseln und meine kurz: »So, da sind wir. Du bist schön artig, wenn wir dich jetzt abliefern, oder?«

Mia nickte. So sehr sie sich vor dem fürchtete, was jetzt kommen würde, sie dachte tatsächlich nicht an Flucht. Letztendlich hatte sie es sich selbst ausgesucht, auch wenn sie immer wieder kurz davor gewesen war, die Entscheidung rückgängig zu machen. Besonders die letzten beiden Nächte, in denen sie kaum geschlafen hatte, waren ein Wechselbad der Gefühle gewesen, ein Schwanken zwischen Furcht und Hoffnung. Aber jetzt stand ihr Entschluss fest. Fortzulaufen wäre außerdem völlig sinnlos gewesen, mitten in den Bergen und in Fesseln. Obendrein wusste sie, dass die gesamte Gegend mit Drohnen überwacht wurde.

Also stieg sie aus und streckte sich nach der langen Fahrt. Da stand sie nun, ein Mädchen von 21 Jahren, etwa 1,60 groß, schlank und mit schwarzen, langen Haaren. Ihre schönen Rundungen waren unter dem bequem sitzenden, roten Trainingsanzug gut verborgen, den sie für die Fahrt angezogen hatte. Die beiden Herren führten sie über den Vorplatz, und nun bekam Mia mit, wie schön es hier eigentlich war: Die Luft war bereits angenehm warm, zugleich aber frisch, die sauber geschnittenen Rosenbüsche vor dem Gebäude blühten, und das einzige Geräusch war das Zwitschern der Vögel. Der Platz sah so gar nicht nach dem aus, was sie in den nächsten zwei Jahren erwarten würde!

Die Eingangstür war allerdings verschlossen, und erst, nachdem der jüngere der beiden Polizisten geklingelt hatte, erschien eine Frau um die 50, im weißen Kittel und mit streng nach hinten gebundenen, blond-melierten Haaren, die Mia und ihre Begleiter in die Eingangsschleuse ließ.

»Ich bin Dr. Schneider«, begann sie mit einem osteuropäischen Akzent, »und ich werde mich um Ihre Aufnahme in unsere Anstalt kümmern. Ich werde die beiden Vollzugsbeamten gleich wegschicken und Sie werden anschließend nicht mehr viele Sicherungsmaßnahmen hier sehen. Ich nehme aber an, Ihnen ist bekannt, wie nutzlos ein Fluchtversuch hier ist?«

»Das ist mir klar, danke«, erwiderte sie.

»Gut, dann folgen Sie mir mal schön.«

Es ging aus der Schleuse heraus, durch die Eingangshalle und einen kurzen Flur entlang bis in ein Untersuchungszimmer, durch dessen Fenster man in den gepflegten Garten eines Innenhofs schauen konnte. Der Raum war spartanisch eingerichtet, ein Schreibtisch mit Bürostuhl, ein Hocker, ein Metallschrank und eine Untersuchungsliege standen darin. Außer der Eingangstür gab es noch eine weitere, kleinere Tür, die seitlich aus dem Zimmer führte, aber geschossen war.

Dr. Schneider unterschrieb ein Formular, das einer der Wächter ihr gegeben hatte, verabschiedete die beiden mit dem Hinweis, dass eine Kollegin sie durch die Schleuse lassen würde, und schloss die Eingangstür hinter ihnen.

»So«, meinte sie, »dann machen Sie sich mal frei.«

Mia zog ihre Turnschuhe und den Trainingsanzug aus, dann das graue T-Shirt und schließlich auch die Unterwäsche, nachdem die Ärztin ihr mit einer ungeduldigen Geste zu verstehen gegeben hatte, dass sie mit ›frei‹ nackt meinte. Mia war eigentlich nicht schüchtern, aber sie schämte sich vor der fremden Frau. Natürlich war es ganz normal, sich vor Ärzten auszuziehen, aber sie hatte sich diese Ärztin nicht ausgesucht und fühlte sich ihr ausgeliefert. Vor allem aber hatte sie Angst vor dem, was nach der Untersuchung kommen musste.

Dr. Schneider schien sich jedoch nicht dafür zu interessieren. Sie vermaß ihre Patientin routiniert, nahm ihr Blut ab und gab ihr dann einen Plastikbecher.

Mit den Worten: »Wir brauchen noch eine Urinprobe«, deutete sie auf die kleine Tür.

»Ich muss grad nicht«, brachte Mia kleinlaut hervor.

»Gut, dann muss Ihre Erzieherin sich darum in den nächsten Tagen kümmern«, lautete die Antwort. »Ich denke, dafür wird es genug Gelegenheiten geben.«

Mia war bei diesen Worten zusammengezuckt, wieder einmal brach ihr der kalte Schweiß aus. Sie hätte durchaus pinkeln können, es war ihr nur peinlich gewesen. Die Ärztin hatte aber natürlich ganz recht: Die Eingangsuntersuchung war nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Demütigungen, die sie in den kommenden zwei Jahren über sich ergehen lassen müsste. Jedenfalls fuhr die Medizinerin nun ungerührt fort, Mia abzutasten und selbst ihre Körperöffnungen zu inspizieren.

Schließlich sagte sie lapidar: »Wir zwei sind hier jetzt fertig. Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, Sie aufzunehmen. Ihr Blut und ihr Pipi werden wir noch untersuchen müssen, aber das dauert eh einen Tag.« Während sie noch die letzten Werte in eine digitale Akte auf einem Tablet eintrug, drückte sie einen Knopf auf dem Telefon und sprach hinein: »Sie können jetzt Mariah schicken!«

Mia saß auf dem weißen Krepppapier, das über die Untersuchungsliege gezogen war, und sah sich nervös um. »Kann ich mich dann wieder anziehen«, fragte sie vorsichtig.

»Das wird sich nicht lohnen«, antwortete ihr die Ärztin. »Ich habe gerade Ihre persönliche Erzieherin gerufen, die wird sich gleich um alles kümmern.«

Damit musste diese Mariah gemeint sein, die Dr. Schneider gerade kommen ließ. Immerhin hatte sie nun einen Namen. Das Wort ›Erzieherin‹ war allerdings der reinste Hohn, nach allem, was Mia wusste. Dieser Frau würde sie nämlich in den kommenden zwei Jahren praktisch hilflos ausgeliefert sein, und wie sie es verstanden hatte, nutzten die ›Erzieherinnen‹ ihre Macht, um ihre ›Schützlinge‹ systematisch zu entwürdigen und ihrer Persönlichkeit zu berauben.

Alles, so ging es ihr durch den Kopf, was einen Menschen zum Menschen macht, würde man ihr hier nehmen. Sie würde ihre eigene Kleidung nicht mehr tragen, nicht mehr richtig essen dürfen, ja selbst ihrer peinlichsten Körperfunktionen würde sie bald nicht mehr Herr sein.

Sie spürte, wie die Panik in ihr aufstieg, und konzentrierte sich darauf, sie niederzukämpfen. Sie hatte jederzeit die Möglichkeit, die Behandlung abzubrechen, das machte sie sich nun zum hundertsten Male klar. Natürlich müsste sie dann eine andere, konventionellere Therapie antreten, oder im schlimmsten Fall wenigstens einen Teil der zwei Jahre in einer Haftanstalt absitzen. Jeder Tag, den sie zuvor im Institut verbracht hätte, würde ihr aber eins zu eins auf das Strafmaß angerechnet.

Der Gedanke an das Gefängnis machte ihr nicht einmal viel Angst, denn auch der Strafvollzug im 22. Jahrhundert war viel fortschrittlicher und menschlicher, als es sich die Menschen früherer Zeiten auch nur hätten vorstellen können. Nein, es war nicht die Furcht vor den Alternativen, die sie hierher getrieben hatte. Es war etwas anderes, ein Versprechen...

Die Tür ging auf und riss Mia aus ihren Gedanken. Eine dunkelhäutige Frau war hereingetreten, entdeckte Mia auf der Liege und rief ihr lächelnd ein fröhliches »Hey du!« zu. Dann wandte sie sich der Ärztin zu und begrüßte diese förmlicher mit: »Guten Abend«.

»Guten Abend«, kam die Antwort, »Sie müssen noch hier unterschreiben.«

Die unbekannte Frau erledigte mit Dr. Schneider schnell etwas Papierkram, und Mia hatte dabei Gelegenheit, sie zu beobachten. Sie trug keinen Kittel und keine Uniform, sondern bequeme Freizeitkleidung, ein olivfarbenes Tanktop und blaue Jeans. Nur an einem zusammengefalteten Bündel Frottee in ihrer rechten Hand und an einem kleinen Plastikschild, das an einem Band aus ihrer Hosentasche hing, war zu erkennen, dass sie zum Personal gehören musste.

Sie war vielleicht 30 Jahre alt, einen Kopf größer als Mia, schlank und hatte dunkelbraune Haut sowie ein ungewöhnlich hübsches Gesicht. Pralle Brüste zeichneten sich unter ihrem Top ab, und ihr dichtes, schwarzes Haar trug sie in sauber geflochtenen, dünnen Rastazöpfen, die fast bis zu ihrem perfekt runden Hintern reichten.

Nach einer kurzen Weile drehte sie sich Mia zu, zog sich den Hocker heran und nahm ihr schräg gegenüber Platz. »So, den Papierkram hätten wir erledigt, endlich Zeit für dich«, begann sie mit gutgelauntem Tonfall. »Ich bin Mariah, und wer bist du?«

Diese Nachricht brachte Mia völlig aus dem Konzept. Sie hatte sich ihre ›Erzieherin‹ bisher wie Dr. Schneider vorgestellt, kühl und abweisend, oder noch schlimmer gar, als eine fiese Sadistin mit verächtlichen Zügen. Mariah war ihr dagegen irgendwie sympathisch vorgekommen.

»Ich, äh«, stammelte sie, »ich bin die Mia.«

Mariah lächelte amüsiert, wobei ihre weißen und ebenmäßigen Zähne sichtbar wurden. Sie hielt ihr das weiße Bündel hin. »Hier, wenn du magst, kannst du den anziehen. Ich glaube bald, du bist noch nervöser als ich.«

Das Bündel entpuppte sich als ein Bademantel, und dankbar schlüpfte Mia hinein. »Naja«, begann sie unsicher, »das ist alles ganz schön einschüchternd.«

Mariah schien bemüht sanft zu antworten: »Kleines, hast du etwa Angst vor mir?«

Mia überlegte kurz. »Nicht direkt«, brachte sie hervor, »also nicht vor dir. Aber schon vor dem, was du mit mir anstellen wirst.«

In der Stimme der Erzieherin lag nun etwas Sorge: »Was werde ich denn mit dir anstellen?«

»Naja, du weißt schon«, druckste Mia herum, »mich behandeln wie ein...« Sie brach ab.

»Wie ein kleines Kind?« fragte Mariah.

Mia lief rot an, schaute zu Boden und nickte fast unmerklich.

Ein Hauch Belustigung schwang in den nächsten Worten mit: »Und was genau ist daran schlimm?«

Mia wollte antworten, aber irgendwie konnte sie das nicht erklären. Sie wusste nicht, was genau daran schlimm war, nur, dass ihr die Vorstellung Angst machte. Sie würde ausgeliefert sein, sich gewaltig schämen, man würde sie demütigen und entrechten, und überhaupt würde alles ganz furchtbar werden. Während sie noch darüber nachdachte, wie sie diese Gedanken in Worte fassen sollte, spürte sie, dass ihre Augen sich füllten und eine Träne über ihre Wange lief.

Plötzlich schob sich ein weißer Fleck in ihr Sichtfeld und etwas Weiches berührte ihr Gesicht. Mariah war aufgestanden und begann, ihr die Tränen mit einem Taschentuch abzutupfen.

»Kleines, du machst dir viel zu viele Gedanken«, sagte sie sanft. »Ich lasse nicht zu, dass dir etwas Schlimmes geschieht, okay?«

Die ganze Anspannung und alle Befürchtungen der letzten Wochen, die Mia bisher tapfer unterdrückt hatte, entluden sich plötzlich in ihr, und sie begann, an der Schulter ihrer Erzieherin herzzerreißend zu schluchzen.

Nachdem Mia sich halbwegs beruhigt hatte, meinte Mariah sanft: »Was hältst du davon: Wir beide gehen gleich mal in die Räume deiner Gruppe und fangen ganz langsam an. Und du passt auf, ob das schlimm ist, was wir machen, und wenn es schlimm ist, sagst du mir einfach Bescheid, ja?«

Mia hatte sich unterdessen von Mariahs Schulter gelöst und nickte nun dankbar. Ihre Erzieherin schien ihre Angst zu verstehen und ihr tatsächlich dabei helfen zu wollen, sich in ihre neue Situation einzufinden.

Jetzt schien ihr allerdings noch etwas anderes einzufallen: »Oh, warte!« rief sie aus, griff in ihre Gesäßtasche und holte einen flachen, roten, eingeschweißten Lolli hervor. »Den wollte ich dir doch noch geben«, meinte sie lächelnd, zog die Plastikfolie ab und hielt Mia den Lutscher hin.

Diese wusste nun gar nicht mehr, wie sie reagieren sollte, und starrte ungläubig auf die knallrote, durchsichtige Süßigkeit.

»Kleines, du kannst ihn ruhig annehmen«, sagte Mariah mit einem Tonfall, der amüsiert, aber auch eine Spur genervt klang. »Es ist nichts weiter als ein Lutscher, du gehst damit keine Verpflichtungen ein und du verwandelst dich auch nicht auf der Stelle in ein kleines Baby. Und wenn du ehrlich drüber nachdenkst, dann ist doch selbst die schlimmste Situation ein kleines bisschen besser, wenn man einen Lutscher hat!«

Mia musste nun selbst lächeln. »Danke«, sagte sie, griff nach dem weißen Pappstiel und steckte sich das süße Ende in den Mund. Es schmeckte nach Kirsche und irgendwie auch nach Kindheit.

»So«, meinte Mariah, »dann komm mal mit!« Sie ergriff Mia bei der Hand, die nun endlich von der Liege aufstand und an der Seite ihrer neuen Erzieherin aus dem Untersuchungszimmer von Dr. Schneider ging.

* * *

Mariah führte sie seitlich fort von der Eingangshalle, den Flur entlang. An dessen Ende mussten sie nach rechts durch eine Glastür abbiegen, und hinter dieser Ecke hatte der Gang einen ganz anderen Charakter als zuvor. Hatte bisher alles elegant, aber kühl und professionell gewirkt, mit sauberen, cremeweißen Wänden, ein paar Zierpflanzen und abstrakten Gemälden in kalten Farben, so waren die Wände und die Decke hier himmelblau gestrichen und mit stilisierten Wolken verziert. In dichter Folge hingen Plakate von Kinderfilmen, Tierposter und selbstgemalte Bilder in sehr unterschiedlicher Qualität daran.

Mehrere Türen, an denen sie vorbeikamen, waren mit Bilderbuchtieren geschmückt, mit einer Giraffe, einer Katze und einer Ente. Schließlich blieben sie vor einer Tür mit einem freundlich dreinblickenden Biene stehen. Mariah angelte einen Schlüssel, der am selben Band wie ihr Personalschild hing, aus ihrer Hosentasche und schloss auf. Danach legte sie ihre Hände von hinten auf Mias Schultern und schob sie mit sanftem Druck durch den Türrahmen.

Das Zimmer dahinter war groß, etwas länger als breit, noch bunter bemalt als der Flur und mit Möbeln eingerichtet, die Mia erst einmal einordnen musste. Als erstes fielen ihr die vier massiven Gitterbetten aus braunem Holz auf, die auf der rechten Seite hintereinander längsseits an der Wand standen. Sie sahen aus wie Kinderbetten, waren aber größer, gut zwei Meter lang und über einen Meter breit. Die Matratzen waren mit rosafarbenen Laken bezogen, darauf lagen dicke Kissen und Decken mit weißen Bezügen, die allerdings dicht mit Figuren in Rosa und Rot bedruckt waren.

Die Liegefläche, schätze Mia, befand sich etwa auf der Höhe ihres Bauchnabels, und weil die stabilen vorderen Gitter allesamt heruntergelassen waren, entdeckte sie auch gleich, was diese Gitterbetten außer ihrer schieren Größe von denen unterschied, die man für kleine Kinder verwendete: Die Betten hier waren nicht nur auf allen vier Seiten vergittert, sondern auch oben, sodass man darin wie in einem Käfig eingesperrt wäre, sobald das vordere Gitter geschlossen würde.

Die Betten standen etwa je einen Meter voneinander entfernt, und ihnen gegenüber erhoben sich große Schränke in lebhaften Farben, grasgrün, himmelblau, lavendelfarben und orange. Aus diesen Schränken ragte je eine kräftig gebaute und durch Stützen gesicherte Ablagefläche heraus, ein wenig schmaler als die Liegeflächen in den Betten, aber fast genauso lang, auf der eine Art dünnerer Matratzen zu liegen schien. Mia stockte der Atem, als sie erkannte, worum es sich handelte: Die ›Matratzen‹ waren abwaschbare Wickelauflagen, an den Rändern dicker als in der Mitte, und die Ablageflächen, zu denen kleine Leitern heraufführten, mussten damit wohl die Wickeltische für sie und die anderen Frauen ihrer ›Gruppe‹ sein.

Die Schränke waren noch breiter als die zu ihnen gehörigen Tische und nahmen fast die gesamte Wand ein, sie verfügten über zahlreiche Klappen und Schubladen, und in einigen offenen Fächern lagen Dinge, die sich Mia wenigstens jetzt noch nicht allzu genau ansehen wollte. Nur in der Mitte, zwischen den vier Schränken, blieb eine Stelle der linken Wand frei, und dort befand sich eine geschlossene Tür.