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Kairi

Geschichte Info
Junge Liebe.
55.2k Wörter
4.74
48.7k
54
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Die Neue

Tom freute sich. Es war Freitag, das Wetter war toll und sollte es in der nächsten Zeit auch bleiben. Für Anfang Juni war es dadurch bereits ungewöhnlich warm. Richtig sommerlich.

Und jetzt war Mathe-Leistungskurs, was ihm auch Spaß machte. Er wusste, dass die wenigsten seiner Mitschüler sich über Mathe-Leistungskurs am Freitag freuen würden. Als er seinen Kumpels damals erzählt hatte, dass er ihn wählt, hatten die nur gelästert. „Mathe-Leistungskurs? Den nehmen doch nur die Nerds und Stubenhocker", hatten sie gesagt.

Wobei sie damit nicht ganz unrecht hatten. Tatsächlich waren die meisten im Kurs schon eher blasse Stubenhocker mit strähnigen Haaren und etwas Übergewicht, gegen die er mit seinen 76 kg bei 1,80 Metern Größe, blonden Haaren, blauen Augen und seiner meist etwas gebräunten Haut ziemlich herausstach. Er fuhr halt viel Fahrrad, ging am Wochenende mit seinem Vater in die Berge oder Segeln und im Winter zum Skifahren. Und ab und zu mal zum Eisbach surfen. Was man in München als Junge mit 18 halt so machte.

Aber im Kurs waren sie alle nett und Mathe machte ihm auch echt Spaß. Er verstand gar nicht, was die anderen immer für Probleme damit hatten. Ihm fiel es leicht, wie allerdings eigentlich alle Fächer. Was ihn aber an Mathe besonders faszinierte, war die stringente Logik. Alles baute aufeinander auf und machte irgendwie Sinn. Fast alles war eine Funktion, Ursache und Wirkung.

Außerdem mochte er seinen Mathelehrer, Herrn Kreitmaier. Der war nicht nur ein guter Lehrer, sondern auch fair und für einen Mathelehrer ziemlich locker. Manchmal unterhielt er sich sogar noch nach der Stunde über bestimmte Spezialthemen mit Tom, die die anderen wahrscheinlich nicht interessiert hätten.

Jetzt erklärte er an der Tafel gerade die Hessesche Normalform, als es plötzlich an der Tür klopfte. Das war ungewöhnlich. Es war bereits 8.15h und sie waren, soweit Tom das sehen konnte, alle vollständig da. Wie meist im Mathe-Leistungskurs.

Natürlich schauten alle hin, als die Tür nun aufging, und sahen wie Frau Schuster, die Sekretärin des Rektors, reinkam. Die mochte keiner so richtig, weil sie immer so unfreundlich war. Und auch heute hatte sie nicht mal einen Gruß für die Klasse übrig. „Guten Morgen", hätte sie schon sagen können, fand Tom.

Allerdings hatte sie ein wunderhübsches, aber wohl etwas schüchternes Mädchen mit schwarzem Haar und sehr schönen dunkelbraunen Mandelaugen bei sich, mit denen es leider fast nur auf den Boden schaute. Wahrscheinlich also eine Asiatin. Sie trug ein leichtes, weißes Sommerkleid, das wunderbar mit ihren Haaren kontrastierte und Tom war sich sicher, dass er noch nie zuvor ein so hübsches Mädchen gesehen hatte.

Herr Kreitmaier unterbrach daraufhin seine Berechnung an der Tafel und ging auf die beiden zu. Offensichtlich wusste er, worum es ging, denn er war in keiner Weise überrascht von diesem Besuch.

„Sehr gut, Frau Schuster, vielen Dank. Ab jetzt kann ich übernehmen." Wortlos drehte die alte Schreckschraube sich um und ging alleine wieder hinaus. Man merkte, dass Herr Kreitmaier und sie sich nicht besonders gut verstanden. Was eindeutig für Herrn Kreitmaier sprach.

Der stellte sich nun neben das asiatische Mädchen und wandte sich dann an die Klasse. „Hört mal alle her. Das hier ist Kairi Baan, eure neue Mitschülerin."

Er schrieb den Namen schnell an die Tafel.

„Kairi wechselt gerade aus Berlin hier zu uns nach München. Wie wir alle wissen, ist das in der zwölften Klasse besonders schwierig. Also seid bitte nett und unterstützt sie dabei so gut ihr könnt."

Tom konnte noch immer kein Auge von dieser Kairi lassen, so attraktiv war sie. Und hatte so einen speziellen, irgendwie melancholischen Gesichtsausdruck.

Herr Kreitmaier fragte sie gerade, ob sie der Klasse vielleicht etwas von sich erzählen wollte, damit man sich besser kennenlernte. „Vielleicht, wo dein schöner Name herkommt?" Kairi schüttelte aber nur wortlos den Kopf.

Daraufhin bat er sie, sich auf den einzigen freien Platz im Raum zu setzen, der zu Toms großem Glück der neben ihm war. Eigentlich hatte, seit er auf das Gymnasium gekommen war, immer sein Freund Max neben ihm gesessen. Aber dessen Familie war vor ein paar Monaten nach South Carolina gezogen, weil sein Vater von BMW dorthin versetzt worden war. Seitdem war er frei.

Als Kairi deshalb nun auf ihn zukam, stellte Tom fest, dass sie einen richtig eleganten Gang hatte. Ganz aufrecht und mit leichtem Hüftschwung. Und ziemlich lange Beine hatte sie. Wie ein Model. Dabei schätzte er ihre Größe auf etwa 1,70m.

Jetzt stellte sie ihre Tasche auf dem Tisch ab, schaute ihm kurz ins Gesicht und lächelte. Tom war sich in dem Moment sicher, dass er noch nie in seinem Leben ein so reizendes Lächeln gesehen hatte.

„Hi. Ich bin Kairi."

„Hi. ich bin Tom. Schön, dass du neben mir sitzt." Er zog ihr schnell den Stuhl zurück, damit sie sich setzen konnte.

„Danke." Wieder zeigte sie ihm dieses wunderbare Lächeln. Offenbar war sie doch nicht ganz so verstockt, wie es auf den ersten Blick gewirkt hatte.

Kaum hatte sie sich gesetzt, merkte Tom auch, was für einen wunderbaren Duft sie verströmte. Irgendwie nach Vanille. Ganz leicht nur, aber doch deutlich wahrnehmbar.

Da fuhr Herr Kreitmaier aber auch schon fort. „Wie ihr wisst, schreiben wir am Montag eine Schulaufgabe. Danach kommen nur noch zwei und euch ist hoffentlich allen klar, wie wichtig die Leistungskursnote für euren Abschluss ist. Das zählt jetzt alles fürs Abitur."

Dann wandte er sich direkt an Kairi. „Kairi, es tut mir wirklich leid, dass das für dich jetzt sehr kurzfristig ist. Aber unterjährige Schulwechsel sind halt auch sehr ungewöhnlich. Besser ist immer nach einem Zeugnis. Komm in der Pause am besten zu mir, dann erkläre ich dir, wo wir mit dem Stoff gerade sind. Und du versuchst dann, eventuelle Lücken über das Wochenende zu schließen, ja?"

Die arme, dachte Tom. Bei dem Wetter würde er am Wochenende bestimmt nicht Üben, sondern mit seinen Kumpels an den See fahren. Sein Glück, dass ihm Mathe so leichtfiel.

Kairi aber nickte nur und Tom überlegte, warum sie in der Oberstufe innerhalb des Schuljahres die Schule wechselte. Vor allem, wo Berlin doch sowieso bald Ferien haben musste. Die waren doch immer viel früher als Bayern. Da hätte sie doch noch ein paar Wochen warten können und dann außerdem gleich zweimal Sommerferien hintereinander gehabt.

Als Kairi jetzt ihre Sachen auspackte sah er, dass sie ganz schlanke, schöne Hände mit wunderbar langen Fingern hatte. Und auch schlanke Arme mit ganz zarter, hellbrauner Haut vollkommen ohne Haare.

Er schaute nach oben und stellte fest, dass sie auch ein sehr hübsches Profil mit schönen Wangenknochen und ganz gerader, schmaler Nase hatte. Weil sie immer nach vorne fielen, schob sie sich jetzt die Haare auf seiner Seite hinter das Ohr und Tom konnte sehen, wie niedlich das war. Ziemlich klein, aber sehr hübsch geformt und mit einem kleinen, funkelnden Stein im Ohrläppchen.

Und einen schönen Busen musste sie auch haben. Tom hatte ja immer gedacht, Asiatinnen wären ganz flach. Aber nach dem, was sich da unter dem Kleid abzeichnete, hatte sie zwar keine große, aber eine sehr hübsche Oberweite. Er konnte bei ihrem Anblick gar nicht verhindern, dass er eine Erektion bekam. Das passierte ihm in letzter Zeit zwar ziemlich häufig und war wohl auch normal in seinem Alter. Aber selten, nur weil sich ein Mädchen neben ihn setzte.

Heute konnte Tom sich auch kaum auf den Unterricht konzentrieren. Immer wieder schaute er verstohlen zu Kairi hinüber in der Hoffnung, dass sie vielleicht zurückschaute und ihm wieder so ein reizendes Lächeln schenkte. Sie blickte aber immer nur geradeaus zur Tafel und notierte eifrig, was Herr Kreitmaier sagte.

Gerne hätte er daher in der Pause ein paar Worte mit ihr gewechselt. Aber sie ging sofort zu Herrn Kreitmaier, der ihr, wie versprochen, den Stand des Lehrstoffes erklärte. Und nach der zweiten Stunde eilte sie mit einem kurzen „Tschüss", sofort aus der Klasse und war dann auch schon verschwunden. Wirklich schade.

Die Schulaufgabe

Das ganze Wochenende ging Kairi Tom nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder musste er an ihr hübsches Gesicht, ihre zarten Hände, ihren Duft und ihre niedlichen Ohren denken. Und auch an ihre sexy Figur. Irgendwie sollte er es doch schaffen, mit ihr ins Gespräch zu kommen, auch wenn sie so zurückhaltend war.

Am Montagmorgen war dann fast die ganze Klasse sehr früh in der Schule, weil sie nervös wegen der Schulaufgabe waren. Tom war das nie. Heute war er jedoch ebenfalls früher da. Allerdings nicht wegen der Schulaufgabe, sondern weil er gehofft hatte, vorher noch ein paar Worte mit Kairi wechseln zu können. Vielleicht hätte sie ihn ja sogar etwas gefragt und er hätte ihr helfen können.

Leider kam sie aber absolut pünktlich, nur Sekunden vor Herrn Kreitmaier, setzte sich mit einem „Hi, Tom" und einem Lächeln neben ihn und packte sofort ihren Stift und ihren Taschenrechner aus.

„Hi. Kairi." Tom hätte eigentlich noch etwas sagen wollen, aber da kam ihm schon Herr Kreitmaier zuvor.

„Guten Morgen, zusammen. Damit ihr möglichst viel Zeit habt, teile ich jetzt die Aufgaben aus. Ab sofort also absolute Ruhe, ja?"

Tom schaute schnell über das Aufgabenblatt. Sie waren alle anspruchsvoll, aber eigentlich ganz gut zu lösen, wenn man seinem Unterricht gefolgt war. Also fair, wie immer bei Herrn Kreitmaier.

Viel schwieriger war es für ihn jedoch, nicht dauernd zu Kairi hinüberzuschauen. Sie sah wieder so hinreißend aus und duftete auch wieder so gut. Jetzt tat sie gerade wieder die Haare hinter das Ohr, was so unglaublich reizend aussah, dass Tom immer wieder einen Blick zu ihr riskierte.

„Du schreibst doch nicht etwa bei Kairi ab?" Herrn Kreitmaiers Stimme klang gar nicht böse. Er wusste ja, dass Tom das nicht nötig hatte. Aber es könnte tatsächlich so aussehen, das musste Tom zugeben.

„Ja, äh, nein. Natürlich nicht." Er war in seinem ganzen Leben noch nicht wegen Abschreiben zur Ordnung gerufen worden. Wegen Schwätzen ja. Aber nie wegen Abschreiben. Und jetzt hatten sich auch noch alle umgedreht. Wie peinlich.

Tom schaute kurz zu Kairi. Doch die schien die Einzige zu sein, die das nicht interessierte, obwohl Herr Kreitmaier sogar ihren Namen genannt hatte. Sie schaute weiter auf ihr Heft und schrieb, wobei sie ganz süße rote Wangen bekommen hatte, wie Tom feststellte.

Er riss sich daher zusammen und schaute, obwohl es ihm schwerfiel, den Rest der Schulaufgabe nicht mehr zu ihr hinüber, bis sie abgaben. Danach hätte er gerne noch ein paar Worte mit ihr gewechselt. Vor allem auch, um ihr zu erklären, dass er nicht von ihr abgeschrieben hatte. Doch während alle anderen noch eine ganze Weile zusammenstanden und über die Aufgaben und ihre Lösungen diskutierten, war Kairi wieder sofort verschwunden.

Dafür kam Korbinian auf ihn zu, der zwar nett war, aber eindeutig in die Kategorie der Nerds fiel. Übergewicht, zottelige Haare, immer viel zu weite, alte Jeans und T-Shirts mit komischen Sprüchen drauf. Außerdem rasierte er sich seit Monaten nicht in der Hoffnung, dass da mal mehr käme als Flaum. Tom konnte sich jetzt schon vorstellen, wie er in zwei Jahren mit Rollkragenpullover und Vollbart in Aachen in einer Ingenieursvorlesung sitzen würde. Denn klug war Korbinian, daran bestand kein Zweifel.

Jetzt wollte er aber nicht über die Schulaufgabe diskutieren.

„Die ist ja echt heiß, deine neue Sitznachbarin. Aber komisch. Hat sie dir wenigstens gesagt, wo sie herkommt?"

„Nein. Aber ich vermute Thailand. Kairi ist jedenfalls ein thailändischer Name." Das hatte Tom am Wochenende schon gegoogelt.

„Mhm. Aber ich glaube, die ist eine total arrogante Zicke."

„Wieso?"

„Die hat doch bislang kein Wort gesagt. Und keinen von uns auch nur eines Blickes gewürdigt. Nur immer nach vorne geschaut. Und heute ist sie auch wieder sofort abgehauen, als wollte sie nichts mit uns zu tun haben. Nur zu dir hat sie wenigstens ´Hi´ gesagt. Aber wahrscheinlich auch nur, weil sie neben dir sitzen muss."

Tom war also wohl nicht der Einzige, der sich für Kairi interessierte. Was ja verständlich war. Und dass sie Korbinian keines Blickes würdigte, konnte man ihr eigentlich nicht verdenken. Er tat ja auch nicht viel dafür, dass sich das lohnte.

„Also, ich denke nicht, dass sie eine Zicke ist. Und auch nicht, dass sie arrogant ist. Ich glaube eher, sie ist etwas zurückhaltend."

„Kannst du ja ruhig glauben. Für mich ist die jedenfalls eine Zicke. Und unten durch. Selbst wenn sie auf Knien ankäme, würde ich die nicht nehmen. Auch wenn sie so hübsch ist."

Tom glaubte nicht wirklich, dass für Kairi eine Welt zusammenbräche, nur weil sie bei Korbinian keine Chance mehr hatte. Trotzdem wunderte er sich. Normalerweise warfen hübsche Mädchen doch mit Lächeln und Augenaufschlägen nur so um sich und genossen es, wenn Jungs wie Korbinian sie daraufhin anschmachteten. Und so wie Kairi aussah, lägen ihr doch sofort alle zu Füßen. Und trotzdem war sie so abweisend. Das war schon irgendwie komisch, da hatte Korbinian Recht.

Nachhilfe

Mittlerweile hatte Tom herausgefunden, dass er neben dem Mathe-Leistungskurs leider keinen weiteren Kurs mit Kairi gemeinsam hatte. Was sicher auch daran lag, dass sich so wenige für den Mathekurs angemeldet hatten, weshalb es nur einen gab und nicht zwei, wie bei den meisten anderen Fächern. Und dass es kaum Mädchen darin gab, so dass die Abstimmung mit den typischen Mädchenfächern wie Sprachen und Biologie schwieriger war.

Deswegen versuchte er am Dienstag wenigstens in den Pausen auf dem Schulhof ein paar Worte mit Kairi zu wechseln. So viele Freunde konnte sie ja noch nicht haben. Doch obwohl er das Gebäude seit Jahren kannte und deshalb auch alle Ecken und Verstecke, wo die Schüler ihre Pause verbrachten, schaffte er es nicht, sie zu finden. Kairi war wie vom Erdboden verschluckt. Fast wie ein Geist.

Wenn er also mit ihr sprechen wollte, war der Mathe-Leistungskurs die beste Gelegenheit. Deshalb war er am Mittwoch auch wieder etwas früher da und saß schon auf seinem Stuhl, als sie hereinkam und ihn mit ihrem reizenden Lächeln begrüßte: „Hi, Tom."

„Sie ist so unglaublich hübsch", dachte Tom sofort und war so aufgeregt, dass er nur „Hi, Kairi" sagen konnte. Obwohl er sich doch so viel überlegt hatte, womit er sie beeindrucken wollte.

Um überhaupt etwas zu sagen, fügte er dann hinzu: „Der Kreitmaier gibt heute bestimmt die Schulaufgabe zurück." Wofür er sich sofort in den Hintern hätte beißen können. Etwas weniger Charmantes konnte man einer hübschen Frau wohl kaum sagen.

Kairi schaute ihn aber zumindest an. „Wirklich? Das ist aber sehr schnell. In Berlin haben die Lehrer dafür manchmal drei Wochen gebraucht." Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien sie sich auf die Rückgabe allerdings nicht zu freuen.

„Ja, der Kreitmaier ist immer sehr schnell. Damit wir genug Zeit haben zum Nacharbeiten, sagt er immer. Wie ist denn dein Gefühl?"

„Ganz schlecht. Viele Fragen hatte ich überhaupt nicht verstanden, weil ich gar nicht wusste, worum es ging." Kairi schaute so traurig, dass Tom sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Aber sie redete immerhin mit ihm, was ihn etwas hoffen ließ.

Tatsächlich hatte Herr Kreitmaier die Schulaufgabe dann auch dabei und verteilte sie wie immer selbst, wobei er für jeden Schüler einen Kommentar hatte.

Als er an den Tisch von Tom und Kairi kam, gab er zuerst Tom seine Arbeit. „Wie immer, Tom. Gut gemacht." Er hatte also tatsächlich wieder eine Eins. „Und du hast eindeutig nicht von Kairi abgeschrieben. Andersherum hätte es wahrscheinlich eher Sinn gemacht."

Tom verstand das erst nicht, doch nun wendete Her Kreitmaier sich an Kairi und machte dabei ein richtig bedrücktes Gesicht.

„Kairi, ich habe ja deine Noten in Berlin gesehen. Da hattest du immer eine Eins, ich weiß. Aber offensichtlich wart ihr mit dem Stoff in Berlin noch nicht so weit. Diesmal ist es leider nur eine 3 minus."

Tom sah, wie ihre Augen feucht wurden. Wobei eine 3 minus ja noch keine Katastrophe ist. Aber natürlich ist es schon blöd, von einer 1 darauf abzurutschen. Ausgerechnet im Mathe-Leistungskurs in der zwölften. Das war wirklich einer der blödesten Zeitpunkte dafür.

Herrn Kreitmaier schien das auch sehr leid zu tun. „Ich werde deine Berliner Noten sicher berücksichtigen. Und ich könnte das hier auch als einmaligen Ausrutscher wegen des Umzugs werten. Aber dann müssen die beiden nächsten Schulaufgaben wieder richtig gut sein. Sonst kann ich das gegenüber den anderen Schülern nicht vertreten."

Kairi schaute ihn dankbar an. Wahrscheinlich hatte sie mit so viel Verständnis gar nicht gerechnet.

„Du musst halt nur sehen, dass du schnell den Stoff aufholst, denn die Zeit bis zu den Zeugnissen wird jetzt echt knapp. Und ich kann leider nur wegen dir nicht noch einmal alles wiederholen. Hast du nicht jemanden, der mit dir den neuen Stoff üben könnte? Ältere Geschwister? Oder Freunde? Oder einen Nachhilfelehrer?"

Tom sah, wie Kairi ein Stück zusammensackte und den Kopf schüttelte.

„Nein. Ich kenne hier niemanden. Und einen Nachhilfelehrer kann ich nicht bezahlen."

Tom sah seine Chance.

„Ich könnte das doch machen." Er hatte das so laut gesagt, dass alle sich zu ihm umdrehten. Auch der Lehrer und Kairi. Deshalb sagte er jetzt etwas leiser: „Also ich würde dir gerne helfen. Immerhin sind wir Tischgenossen." Kairi schaute ihn mit ihren hübschen Mandelaugen an, die noch immer etwas feucht glänzten. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er aber nicht erkennen, was sie dachte.

Da schaltete sich Herr Kreitmaier ein: „Vielleicht gar keine schlechte Idee. Tom ist eindeutig unser bester in Mathe. Und er ist natürlich voll im Stoff. Außerdem kann er auch ganz gut erklären." Tom war ihm richtig dankbar für die Unterstützung und das Lob.

Kairi schien jedenfalls nicht mehr völlig abgeneigt. „Was würdest du denn verlangen? Wie gesagt, habe ich nicht so viel Geld."

Tom setzte ein entrüstetes Gesicht auf: „Verlangen? Gar nichts? Du sitzt da auf dem Stuhl von meinem alten Kumpel Max. Dem schulde ich aus vielen Jahren Freundschaft ohnehin noch wahnsinnig viel. Und das ist jetzt quasi auf dich übergegangen. Ich bin froh, wenn ich davon etwas zurückzahlen kann. Und das schreibe ich ihm dann nach Florida."

Das stimmte so zwar nicht, denn es war meist Tom gewesen, der Max geholfen hatte. Aber wie sein Vater immer sagte: „Die Leute wollen einen Grund. Egal welchen. Hauptsache, es klingt irgendwie plausibel."

Tatsächlich huschte jetzt auch ein Lächeln über Kairis Gesicht. „Dann gerne. Vielen Dank."

Auch Herr Kreitmaier schien zufrieden. Er sagte noch: „Dann sieh zu Tom, dass du Kairi schnell fit machst. Ihr habt nicht viel Zeit" und wandte sich dann schon dem nächsten Schüler zu. Eigentlich hätte Tom jetzt mit Kairi gerne besprochen, wie es ablaufen sollte, die schien gerade aber vollkommen in ihre Schulaufgabe vertieft, wohl um ihre Fehler zu verstehen.

Dafür blieb sie nach der Stunde noch sitzen und fing dann von selber an, nachdem alle anderen aus der Klasse raus waren. Offenbar war es ihr lieber, das unter vier Augen zu besprechen.

„Wollen wir uns vielleicht immer freitags zum Üben treffen? Da müssen wir sonst nichts für den nächsten Tag vorbereiten. Natürlich nur, wenn dir das nicht zu viel wird und du am Freitag nicht schon was anderes vorhast?

Tom war sich absolut sicher, dass es ihm nie zu viel würde, mit ihr zusammen zu sein. Und dass es nichts gäbe, was er freitags Besseres vorhaben könnte, als sich mit Kairi zu treffen. Trotzdem widersprach er.

„Meinst du das reicht? Wir haben nur noch 6 Wochen Unterricht. In anderthalb Wochen schreiben wir die nächste Schulaufgabe und in 4 Wochen die letzte. Das heißt, wir kämen nur auf einmal Üben für die nächste und vier Mal für die übernächste. Das ist echt wenig." Er hatte sich schon überlegt, dass er, wenn möglich, sogar jeden Tag mit Kairi üben würde.