von sweetsexyLaura
Klasse ein wirklich heißer Beginn der Klassenfahrt - der nach diesem ersten geilen Eindruck noch viel verspricht --- bitte fortsetzen
Es ist interessant zu beobachten, dass die "Klassenfahrt" (und damit meine ich einen auf diese Art Erzählung bezogenen Umbrella-term ähnlicher Konzepte), wie sie auch hier wieder exerziert wird, in unserer heutigen alltagsbezogenen Gesellschaft mehr und mehr zu einem der epische Heldenreise nach Campbell gleichenden Topos wird (dessen Prototyp zweifelsohne die homerische Odyssee ist).
In diesem Fall steigt die Autorin SweetsexyLaura relativ direkt in die Erzählung ein: Die Ich-Erzählerin der Geschichte, Laura (seit Petrarca ja der inbegriff eines weiblich-begehrenswerten Role-models) bricht also in ihre "letzte Klassenfahrt vor den Prüfungen" auf, was einerseits eben jene 'Departure' des Helden bzw. der Heldin, andererseits aber auch das nahende Ende eines Lebensabschnitts beschreibt, was hinsichtlich einer Lesart als Coming-of-Age-Prozess ein wichtiger Aspekt ist. Jedenfalls befindet sie sich zu Anfang in einem Stadium der präadoleszenten Unbeschwertheit: "Irgendwann fingen die Jungs an den Autos an denen wir vorüberfuhren ihre nackten Hintern zu zeigen." Es ist ein sehr pubertäres Bild der Sexualität, das hier vorherrscht, in dem Geschlechtlichkeit, also das Zeigen des Hinters, zur reinen Provokation benutzt wird, und so als ein fast rituelles Anti-Konzept von Körperlichkeit und Sinnlichkeit fungiert.
An der Raststätte angekommen (Lauras Lotophagen?), beschließt die 'Heldin', wegen der überfüllten Toiletten, sich "in die Büsche zu verdrücken." Dort erfährt sie im wahrsten Sinne des Wortes im Verborgenen eine Art plakative Demonstration der heterosexuellen Sexualität, inklusive männlichem Dominanzstreben. Dass diese unter Beteiligung von "Herr[n] Lauterbach, der Vater von Marina[,} [e]r hatte schon Geheimratsecken und eine nerdige Brille und einen leichten Wohlstandbauch" geschieht, einem Stereotyp des biederen und bürgerlichen Alltagsmannes, einer Vaterfigur, verschreckt Laura und rückt ihre eigene Sexualität, die sie voerst nur als Voyeurin beobachtend erfahrt, in ihre unmittelbare reale Umgebung.
Am Ende wird diese Erfahrung von Kati, ihrer besten Freundin, einer Art Fidus-Achates-Figur aufgefangen, die sie nochmal auf die Ungeheuerlichkeit des gerade Beaobachteten hinweist: „Laura, wo warst Du... hab dich gesucht", wollte Kati von mir wissen und grinste dann. „Du hast doch was Versautes gemacht, woll? Ich sehe dir das doch an..."
Am Ende bleibt zu sagen, dass diese Gesichte in ihrer frugal-nonchalanten Selbstverständlichkeit durchaus in der Lage ist, ein Mindestmaß an Charme zu entwickeln. Um diese "Heldenreise" aber ein Stück ihrer prominenten Vorgänger à la Homer entgegenzurücken, wäre aber durchaus eine differenzierte Personendarstellung und eine stilistisch zugespitztere Poetologie wünschenswert.
Die Klassenfahrt (und zwar alle Teile) ist eine unserer absoluten Lieblingsgeschichten! Toller Schreibstil, ausgeklügelte Ideen und eine super kreative Umsetzung! Wir freuen uns auf mehr! :)