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Kumiho Na-Ri 01

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Was ihr Sorgen bereitete, war der Inhalt der Sänfte.

Wenn sie wenigstens riechen könnte. Dann hätte sie vielleicht erfahren, womit sie es dort zu tun hatte.

Es gab Zaubersprüche, welche sie behindern konnten. Einige, ganz wenige, konnten ihr tatsächlich Schaden zufügen, und ein Spruch sogar von dieser Sphäre für lange Zeit ganz verbannen. Der war allerdings Sterblichen nicht bekannt, soviel sie wusste. Und selbst übernatürliche Wesen konnten den nicht ohne Folgen für sich selbst anwenden. Dazu bedurfte es schon eines gewissen Rückhalts mindestens eines Gottes. Wie Cham es im Moment offensichtlich erhielt. Sie musste sicher sein, dass es nur ein einfacher Mensch in der Sänfte war, dann konnte sie einen Angriff wagen.

Wäre es ein Mönch, oder gar ein Priester, wäre die Sache längst nicht so einfach.

Doch die Gefahr schien abzunehmen, denn die Samurai zogen weiter. Noch immer vorsichtig wartete Na-Ri ab, dass sie endlich vorbei und außer Sicht waren, als der Trupp plötzlich erneut zum Stehen kam.

Der Anführer ritt zur Sänfte und stritt dort mit jemanden. Na-Ri verstand nicht, was sie sagten, aber ein Wort verstand sie.

Kumiho!

Konfrontation

Unruhig versuchte Yoshimoto sich zurechtzusetzen. Sein Hintern schmerzte. Er war es nicht gewöhnt, zu reiten. Tatsächlich saß er zum ersten Mal auf einem Pferd. Er bekam halb mit, dass irgendetwas mit dem Aufspüramulett nicht in Ordnung war. Wenn das bedeutete, dass sie nun umkehren würden, wäre das sehr gut.

Seine Gedanken wanderten wieder zu dem Händler zurück. Woher kam ihn der nur so bekannt vor?

Mühsam drehte er ein wenig sein Pferd und blickte zurück. Der Mann hatte sich zügig entfernt. Doch nun wurde er langsamer. Während des Gehens nahm er sein Tragegestell herunter. Es schien so, als würde es nichts wiegen. Entweder war es leer, oder dem Mann war unglaublich stark.

Nun blickte auch der Händler zurück. Erneut trafen sich Yoshimotos und des Händlers Blicke. Wie ein Blitz durchzuckte es Yoshimoto: Das war De-Yong!

Eine tiefe Angst befiel Yoshimoto, in Panik versuchte er sein Pferd wieder zu drehen, doch in seiner Hektik drehte er das Pferd in falsche Richtung. Die nachfolgenden Reiter mussten ausweichen, damit ihre Pferde nicht zusammenstießen.

„Mann, was machst du da?", fragte einer der Samurai.

Yoshimoto beachtete ihn nicht. Mühsam gewann er die Kontrolle über sein Pferd zurück. Dann wandte er sich an Taka.

„Miyahara San!"

„Was? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?"

„Verzeih Herr, aber der Händler: Der sieht aus wie der Gesuchte. Ich glaube, das ist De-Yong!"

Wie auf ein Zeichen drehten alle in Hörweite ihren Kopf und blickten in Richtung des Händlers.

Dieser war nun stehen geblieben und drehte sich langsam zu ihnen um. Sein Tragegestell hielt er einhändig mit der linken Hand. Mit der Rechten schlug er das Tuch zurück, was es oben verschloss.

„Ich hatte ganz vergessen, euch noch etwas anzubieten! Möchtet ihr nicht vielleicht einige Kräuter erwerben?", rief er mit einem falschen Lächeln auf dem Gesicht.

„Ergreift den Mann, das ist einer der Gesuchten! Ich will ihn aber lebend!", befahl Taka, ohne zu zögern.

Die vier letzten Reiter wendeten ihr Pferde und ritten auf De-Yong zu. Im Reiten zogen zwei ihre Schwerter, die beiden Hinteren nahmen ihre Seile von den Sätteln.

De-Yong erwartete den Angriff völlig ruhig, mit leicht gesenktem Kopf. Mit einem Blick erfasste er die Situation.

Die vorderen Samurai galoppierten mit gezogenen Katanas los, vermutlich um ihn einzukreisen, während die beiden dahinter Seile fertigmachten. Sie wollten ihn gefangen nehmen, nicht gleich töten.

„Na-Ri!", rief er laut. „Greif an!"

Taka wäre kein so hervorragender Offizier gewesen, wenn er nicht alles bedenken würde. Noch während die vier Reiter losritten, seinen Befehl zu folgen, gab er den verbliebenen Kriegern den Befehl:

„Passt auf, der Dämon muss in der Nähe sein! Sichert nach allen Seiten ab!"

Er verstand nicht, was der Gesuchte rief, aber den Namen Na-Ri verstand er.

Grimmig zog auch Taka sein Schwert. Ein Kampf gegen einen Dämon, das würde ihn ewigen Ruhm einbringen!

„Kazuki, du wartest, bis der Dämon sich zeigt. Dann wirf deine Zauber!"

Taka drehte sein Pferd und versuchte herauszufinden, aus welcher Richtung der Angriff wohl erfolgen würde. Den Mann hatte er schon als unwichtig aus seinen Gedanken verdrängt. Die Dämonin war die Gefahr, nicht ein einzelner Krieger.

Ein Warnruf erscholl von einem der Männer.

Aus dem Wald trat langsam die wunderschönste Frau, welche ein Mann sich vorstellen konnte. Und sie war völlig nackt.

Was das Bild jedoch störte, waren die überlangen Eckzähne in ihrem leicht geöffneten Mund, und die unheimlichen, blau leuchtenden Augen.

„Ihr sucht nach mir?", fragte sie mit ruhiger Stimme.

„Tötet den Dämon, schlagt ihm den Kopf ab!", befahl Taka. „Kazuki, jetzt!"

In diesem Moment erreichte ihn der Gestank.

Seit De-Yong seine Kräfte besaß, war dies der erste Kampf, der ihn nicht überraschte. Er machte sich keine Illusionen, dass er auch mit seiner Kraft und Schnelligkeit gegen neun Samurai nicht gewinnen konnte. Nun hing alles von Na-Ri ab. Wieder Mal.

Aber Vier, zumal wenn er sie überraschen konnte, war möglich.

Er wartete bis die Vorderen nahe genug herangestürmt waren, dann schleuderte er dem Rechten das schwere Gepäck entgegen, während er, den Schwung noch ausnutzend, sich drehte, in die Hocke ging, unter dem Schwerthieb, welchen der linke Reiter mit der Breitseite gegen ihn führte, abtauchte und mit einem Hieb dem Pferd die Beine abschlug. Dann sprang er die überraschten anderen zwei Angreifer an.

Sie kamen nicht mehr dazu, ihre Schwerter zu ziehen. Ihre Rüstungen boten gegen De-Yongs Kraft keinen Schutz.

Einem trennte er das Beim am Oberschenkel ab, mit dem Rückschwung dem Anderen den Unterarm.

Das Ganze war so schnell geschehen, dass es ihn selbst überraschte.

Die beiden Schwerverletzten verstanden zunächst nicht, was ihnen geschehen war. Während der eine halterlos vom durchgehenden Pferd fiel, versuchte der andere vergeblich mit seinem blutenden Armstumpf sein Schwert zu ziehen. Als er ins Leere griff, hob er verwundert seinen Armstumpf vor seine Augen. Dann setzten auch bei ihm der Schock und die Verwirrung ein.

Statt einfach blind auf die Gruppe loszustürmen, bereitete Na-Ri sich lieber vor. Sie zog in Windeseile ihre Lumpen aus und trat dann erst dem Feind gegenüber. Den Samurai schenkte sie nur wenig Beachtung. Sie waren zwar hervorragende Kämpfer und geschickt mit dem Schwert, aber gegen ihre Schnelligkeit und Reflexe kamen die nicht an. Selbst wenn die mit höchster Geschwindigkeit zuschlugen, kam es ihr so vor, als würden sie sich nur ganz langsam bewegen.

Einmal in ihrem Leben war sie von einem Pfeil verwundet worden. Aber nur, weil in dem Moment Hunderte geflogen kamen, und auch sie es nicht mehr geschafft hatte, allen gleichzeitig auszuweichen.

Nein, ihr Gegner saß zweifellos in der Sänfte.

Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie De-Yong mit den übrigen Samurai kämpfte. Wenn er mit denen nicht fertig wurde, hatte er ihre Hilfe auch nicht weiter verdient. Noch einmal wollte sie ihm nicht das Leben retten.

„Ihr sucht nach mir?"

Die Feinde erholten sich äußerst schnell von ihrer Überraschung.

„Tötet den Dämon, schlagt ihm den Kopf ab! Kazuki, jetzt!", rief der vermutliche Anführer.

Doch seine Samurai waren gerade nicht in der Lage dem Befehl folge zu leisten. Ihre Pferde stiegen hoch und tänzelten nervös zurück. Selbst die erprobten Schlachtrösser, die den Donner von Arkebusen und den Gestank von Blut und Eingeweiden gewöhnt waren, schienen entsetzt von dem Geruch nach Raubtier und etwas unbeschreiblichen.

Na-Ri nutzte die Gelegenheit gnadenlos aus. Mit einer Schnelligkeit, der ein menschliches Auge kaum folgen vermochte, sprang sie den ersten Samurai an, stieß ihn vom Pferd und dann direkt auf den zweiten. Diesem brach sie das Genick, als sie ihren Arm um seinen Nacken schwang und herumwirbelte, um den Dritten anzugreifen.

Doch der hatte Glück, da er in genau diesem Moment vom Pferd fiel. Der vierte Samurai konnte sein Pferd nicht mehr zügeln. Haltlos ging es mit ihm durch.

Der Anführer hatte sich etwas zurückgezogen und versuchte, mit mehr Erfolg sein Pferd unter Kontrolle zu halten. Die vier Träger suchten inzwischen das Weite.

Wann würde sich ihr wirklich gefährlicher Feind aus der Sänfte zeigen?

Vor Schmerzen stöhnend rappelten sich die gestürzten Samurai wieder auf. Einer schien sich den linken Arm verletzt zu haben, denn der hing nutzlos herunter.

Damit hatte sie nur noch zwei halbwegs ernst zu nehmende, menschliche Gegner. Na-Ri spannte ihre Muskeln zum nächsten Angriff an.

Ein Blitz, gefolgt von Donner und Rauch kam aus einem kleinen Loch in der Wand der Sänfte. Wie von einem gewaltigen Faustschlag getroffen, wurde Na-Ri nach hinten geschleudert.

Höchst unsanft landete sie auf ihren Rücken. Überall spritzte Blut. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass es ihres war.

Unfähig sich zu bewegen, musste sie mitansehen, wie die Samurai näher kamen. Dann sprang der Anführer von seinem Pferd. Triumphierend sah er sie an, bevor er mit einem einzigen, schnellen Hieb, mit seinem Schwert, ihren Kopf vom Körper trennte.

Sie sah den Hieb kommen, schier endlos langsam, aber unaufhaltsam. Dann setzten die Schmerzen ein. Und sie hörten nicht auf. Sie wollte schreien, aber kein Ton kam über ihre geöffneten Lippen, denn sie hatte keine Verbindung zu ihrer Lunge mehr. Ihr Geist zog sich in die Überwelt zurück, um dem Schmerz zu entgehen. Doch er war an ihren Körper gefesselt. Sie bemühte sich, den Körper zu erheben, aber mit ihrer nun überirdischen Wahrnehmung erkannte sie, dass in ihrem Körper ein Fremdkörper steckte, welcher mit einem magischen Siegel behaftet war. Das machte sie bewegungsunfähig.

Die Sterblichen hatten sie besiegt.

De-Yong hörte den japanischen Offizier etwas rufen. Ein kurzer Blick genügte, um zu verstehen, dass es Na-Ri, und nicht ihm galt. So widmete er seine ganze Aufmerksamkeit wieder seinen zwei verbliebenen Gegnern.

Beide waren nun zu Fuß, jedoch unverletzt. Unbeeindruckt von dem Schicksal ihrer beiden Kameraden, welche stöhnend am Boden lagen, näherten sie sich ihm. Allerdings mit größter Vorsicht.

Sie teilten sich, um ihn von zwei Seiten gleichzeitig angreifen zu können. Langsam wich De-Yong zurück. Dabei musste er aufpassen, nicht den Verletzten zu nahe zu kommen, oder über das sterbende Pferd zu stürzen.

Mit einem überraschend schnellen Ausfall attackierte er den linken Krieger. Als dieser zurückwich, schlug De-Yong nach rechts, und parierte dadurch den Hieb, den der rechte Krieger in diesem Moment nach ihn führte. Ein kurzes, heftiges Klirren erklang. Die ganze Kraft, die De-Yong in den Abwehrschlag gesteckt hatte, riss ihn nun herum.

Die Klinge des Angreifers, zweifellos auf seinen Kopf gezielt, wirbelte an seinem Kopf vorbei, während De-Yong sich wegen des viel zu starken Schwungs, einmal um sich selbst drehte.

Als er sich fing, sah er mit ungläubigen Staunen, den Körper seines Gegners kopflos vor ihm stehend. Das in der hälfte zerteilte Schwert noch in beiden Händen vorgestreckt haltend.

Als hätte der Körper erst jetzt begriffen, dass er tot war, fielen die Arme kraftlos herunter, das zerstörte Schwert schlug auf den Boden auf, und der Körper ging zunächst in die Knie, bevor er vornüber kippte.

Diesen Moment der Verblüffung nutzte der letzte seiner Gegner aus, De-Yong sein Schwert in die Seite zu stoßen. Mit einem Aufschrei ging er in die Knie. Als der Krieger das Schwert drehte und wieder herauszog, hatte De-Yong das Gefühl, seine Eingeweide würden brennen.

Selbst in die Knie gehend, erwartete er den tödlichen Hieb.

In diesem Moment ertönte der gewaltige Knall.

Sowohl De-Yong als auch sein Gegner zuckten erschrocken zusammen. Doch De-Yong fasste sich zuerst. Mit aller verbliebener Kraft stieß er sein Schwert aufwärts, durch die Brustpanzerung des Samurai.

Erstaunt blickte der ihn an, bevor sein Lebenslicht erlosch und er umkippte.

Unter Schmerzen erhob sich De-Yong, seine blutende Seite haltend, und drehte sich um, um zu sehen, was geschehen war.

Gerade noch rechtzeitig um mitzubekommen, wie Na-Ri der Kopf abgeschlagen wurde.

De-Yong erstarrte. Sie war tot? Die Unsterbliche war tot?

Und er war frei, schoss es ihm durch den Kopf. Vorausgesetzt, er überlebte.

Verwirrt blickte er an sich herunter. Das Blut floss aus seiner Seite. Wenn er nichts unternahm, würde er in kürzester Zeit verblutet sein.

Sich auf sein Schwert stützend, ging er zum nächstliegenden Toten und löste die seidene Schärpe. Stöhnen band er sie um sich und verringerte mit diesem provisorischen Verband die Blutung. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass die anderen Krieger ihn noch nicht beachtet hatten.

Er humpelte zu seinen am Boden liegenden Tragegestell, steckte das Schwert hinein. Dann sah er sich um. Ein Pferd stand reiterlos keine zwei Schritt entfernt.

Vorsichtig näherte sich De-Yong dem fremden Schlachtross. Wenn es ihm gelang, das zu besteigen, hatte er eine Chance zu entkommen.

Mit ruhiger Stimme versuchte er es zu beruhigen. Hielt seine Hand vor, um den Pferd Gelegenheit zu geben, seinen Geruch aufzunehmen. Dann streichelte er es vorsichtig.

Er hatte Glück: Weder ergriff es die Flucht, noch griff es ihn an.

So ergriff er die Zügel, setzte einen Fuß in den Steigbügel, und schwang sich mit beinahe übermenschlicher Anstrengung in den Sattel.

Dann lenkte er das Pferd zu seinem Tragegestell, beugte sich vor, nahm es, vor Schmerzen stöhnend hoch und auf seinen Rücken.

In diesem Moment wurden seine Aktionen bemerkt. Rufe ertönten.

De-Yong blickte sich nicht um, sondern trat dem Tier in die Flanken. Mit einem Satz, der ihn vor Schmerzen aufschreien ließ, sprang das Pferd vorwärts. De-Yong lenkte es an seinen sterbenden und toten Gegnern vorbei, in Richtung Süden.

Er musste überleben und zu seinem Admiral. Na-Ri war tot.

Alles verloren

Als Taka der Kumiho den Kopf abgeschlagen hatte, fühlte er sich etwas enttäuscht.

Sicher, dieser Dämon hatte in nur einem Moment zwei seiner besten Männer entwaffnet, einen schwer verletzt und einen getötet, aber im Grunde war er doch zu leicht zu besiegen gewesen. Ein Schuss hatte gereicht, ihn auszuschalten.

Noch immer klingelte es in Takas Ohren. Es würde dauern, bis er wieder normal hören konnte.

Nun traute sich endlich auch Kazuki aus der Sicherheit seiner Sänfte heraus. Breit grinsend, mit vom Schwarzpulverdampf verschmutztem Gesicht, stellte er sich neben Taka.

„Hat besser funktioniert als erwartet. Früher haben wir Pfeile verwendet. Doch denen kann ein Kumiho zu leicht ausweichen. Nur der Lärm und der Rauch sind unschön."

Dann erlosch sein Lächeln.

„Was stinkt hier so abartig?"

Taka deutete auf Na-Ri.

„Die hier. Stinken alle Dämonen so?"

Verwundert schüttelte Kazuki seinen Kopf.

„Habe ich noch nie erlebt."

Vorsichtig beugte sich der Offizier vor, die Luft anhaltend. Dann erhob er sich wieder.

„Ihre Augen leuchten noch immer. Außerdem sah es eben so aus, als hätten sich ihre Lippen bewegt."

„Oh, sie ist nicht tot, wie ich schon sagte. Sie lebt und bekommt alles um sich herum mit. Und ohne meinen Bannspruch in ihrer Brust, würde sie sogar weiter kämpfen, auch ohne Kopf auf ihren Schultern."

Erschrocken wich Taka zwei Schritt von der Dämonin zurück. Dann fing er sich wieder.

„Also, was machen wir jetzt mit ihr?"

Kazuki stellte die Arkebuse weg und griff in die Sänfte. Er entnahm eine Kopfkiste, welche üblicherweise verwendet wurde, den Kopf, eines wichtigen, besiegten Gegners aufzunehmen. Sie war mit verschiedenen mystischen Symbolen verziert.

„Nun, den Kopf können wir gefahrlos hier hinein legen. Den Körper jedoch, müssen wir irgendwo sicher begraben. Dann ist deine Mission erfüllt, Miyahara San."

Der Angesprochene runzelte seine Stirn, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen. Mit einem Ruck drehte er seinen Kopf und blickte in die Richtung, wo der andere Flüchtige, der koreanische Offizier gewesen war.

Warum hatte er noch keine Meldung erhalten? Wegen des Klingelns in seinen Ohren hatte er auch nichts gehört.

Die Ungeheuerlichkeit der Situation, welche er mit einem Blick erfasste, schockierte ihn: Seine Männer waren besiegt, und der Gesuchte bestieg gerade eines der Pferde!

„Tötet den Anderen, schnell!", befahl er laut schreiend seinen Männern.

Sofort eilten die zwei verbliebenen, unverletzten Samurai los, doch der Koreaner trat im Galopp die Flucht an. Schnell hatte er die Verfolger zu Fuß abgehängt, und verschwand in einer Staubwolke.

Fluchend rief Taka seine Männer zurück.

Er schritt zu den Gefallenen und besah sich den Kampfplatz. Ein Stöhnen erweckte seine Aufmerksamkeit. Der eine Krieger, der so bleich und still an einen Felsen angelehnt saß, lebte noch. Sein rechter Unterarm fehlte. Offensichtlich hatte er viel Blut verloren. Es grenzte an ein Wunder, dass er noch lebte.

Taka trat an ihn heran und hockte sich vor ihn hin.

„Verzeih, Miyahara San, ich habe versagt!", sprach der Sterbende schwach.

Taka war verärgert über dessen Versagen, seinen Befehl auszuführen.

„Wie konntet ihr scheitern? Ihr wart zu viert!"

„Er war unglaublich schnell und stark. Noch nie so einen Kämpfer gesehen."

Taka blickte über die Schulter zu den drei gefallenen Samurai und dem inzwischen toten Pferd. Zweifellos musste der Mann ein überragender Schwertkämpfer sein. Und damit nun auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Würde er ihnen auflauern, oder gar Hilfe holen? Sie waren tief in feindlichem Gebiet. Insgeheim bedauerte er es nun, nicht mehr Männer mitgenommen zu haben.

Langsam richtete er sich auf.

„Miyahara San?" Die Stimme des Sterbenden war schwach, kaum noch hörbar.

„Gewährt ihr mir einen ehrenvollen Tod?"

Missgelaunt dachte Taka darüber kurz nach. Der Mann hatte versagt, und es war nicht seine Art, versagen zu belohnen. Doch er war kein Feigling und stets loyal gewesen. Andererseits würde sein Ansehen bei seinen anderen Männern steigen, hier Gnade zu zeigen. Daher nickte er.

Ein Lächeln breitete sich im Gesicht des Mannes aus, kurz bevor Taka ihm den Kopf abschlug.

* * *

Sein Sturz brachte De-Yong wieder zur Besinnung.

Er wusste nicht, wie weit er gekommen war, bis er ohnmächtig geworden und vom Pferd gefallen war.

Artig wartete das Pferd neben ihn, während er stöhnend am Boden lag.

Nur der Kraft der Kumiho verdankte er wohl, dass er noch lebte.

Zitternd drehte er sich auf den Rücken, lockerte den Verband und betrachtete die Wunde. Die Blutung hatte stark nachgelassen, was er für ein gutes Zeichen hielt. Gleichzeitig fühlte er sich schwach und müde.

Gerade erst hatte er zwei Tage im Koma gelegen. Und dementsprechend auch nichts gegessen. Sein Magen war leer, und sein Körper ausgelaugt.

Die übernatürliche Kraft half ihm zwar, sich schneller zu bewegen und stärker zu sein, doch das nützte überhaupt nichts, wenn er sich nicht bewegen konnte.

Erschöpft blickte er sich um.

Auf jeden Fall musste er den Hauptweg verlassen, für den Fall, dass die Japaner ihn verfolgten. Noch einen Kampf würde er so keinesfalls überstehen.

Stimmen näherten sich. Verzweifelt versuchte sich De-Yong aufzurichten, doch er schaffte es nicht. Ermattet sank er zurück. Wenn es die Japaner waren, war alles verloren.

„Hey, sie mal ein Pferd!"

„Pass auf, das ist ein Japanisches, da liegt auch ein Mann neben!"

Die Männer sprachen koreanisch.

„Ist der tot?"

„Nein, der hat sich gerade noch bewegt."

„Verdammter Japse. Los, lass ihn uns erschlagen und seine Sachen nehmen!"

Mühsam öffnete De-Yong seine Augen.

Er erkannte zwei Soldaten. Schon wieder Deserteure. Er war viel zu müde zum Kämpfen.