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Kumiho Na-Ri 01

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Sein Gewand war einem reisenden Kräuterhändler angemessen. Daher würde seine Tarnung wohl ausreichend sein.

Bei Na-Ri gab es allerdings weiterhin Probleme. Nun ja, eines.

Egal, was sie anziehen würde, sie würde Aufmerksamkeit erregen, so übel wie sie stank. Und als seine Begleiterin käme sie so auch nicht infrage.

Schließlich beschlossen sie, dass die Kumiho als Aussätzige gehen sollte. Die Bettlerlumpen passten dazu. Noch einige Verbände um den Kopf gewickelt, würde ihr makelloses Antlitz verbergen, und ihr Gestank sowieso jeden abhalten, näher an sie heranzutreten.

Es bedurfte viel gemeinsamen Zuredens und die volle Überzeugungskraft des Mönchs, bis Na-Ri diese demütigende Ausstaffierung endlich akzeptierte.

Was ihr insgeheim wirklich zu schaffen machte war allerdings, dass sie sich bereits seit einem ganzen Tag nicht mehr mit De-Yong vereinigt hatte. Außerdem hielt De-Yong ständig mindestens 10 Schritt abstand. Innerlich spürte sie ein Ziehen, was auf schwindende Kraft hin deutete. Nicht schmerzhaft, oder bedrohlich, aber unangenehm. Tatsächlich würde das Gefühl intensiver werden, umso länger sie die Vereinigung nicht vollzogen. Die einzige Hoffnung, die sie hatte war, dass der Gestank endlich verflog und De-Yong wieder einen Steifen bekam.

* * *

„Also, wenn ich dich richtig verstehe, töten können wir einen Kumiho nicht? Wohl aber zerteilen und dann getrennt vergraben?"

Nachdenklich runzelte Taka seine Stirn.

Seit einem halben Tag saßen sie schon zusammen, hatten Tee getrunken und auch etwas gegessen, währen der Priester alles berichtete, was er über Fuchsgeister wusste.

„Und das reicht?"

„Nein", ergänzte der Geisterjäger. „Der Kopf muss auf jeden Fall getrennt vom Körper bleiben. Aber ohne Bannsprüche wird der Körper sich ausbuddeln und den Kopf von sich aus aufsuchen. Dazu werdet ihr mich benötigen."

Der Samurai nickte.

„Ja, gut dass wir dich dabei haben. Aber darüber hinaus, was kannst du noch für Hilfe anbieten?"

Der Priester und Geisterjäger, Kazuki Ichimaru griff in sein Gewand und entnahm eine kleine Schachtel. Dann begann er zu grinsen.

„Damit, Miyahara San, kann ich den Kumiho aufspüren. Sobald dieses Amulett die Kraft eines Kumiho spürt, richtet es sich darauf aus. Und das über viele Hundert Schritt. Bei mächtigen Kumihos sogar über eine Tagesreise."

Taka schlug sich vor Freude auf die Oberschenkel.

„Großartig. Sobald ich einen Hinweis bekomme, werden wir aufbrechen. Wie gut kannst du reiten?"

Das Lächeln des Priesters verschwand schlagartig.

„Reiten?", fragte er vorsichtig. „Normal reise ich in einer Sänfte!"

„Keinesfalls. Du wirst reiten. Ich werde keine Zeit mit einer Sänfte vergeuden, wenn die Jagd beginnt."

Nun schaute der Priester unglücklich drein.

„Ich fürchte, Pferde und ich sind nicht die besten Freunde."

„Miyahara, San!", unterbrach der Wachsoldat. „Eine Meldung!"

Taka nahm den Zettel entgegen und entfaltete ihn. Sein Lächeln wurde breiter.

„Nun, Kazuki, dann wirst du dich jetzt mit einem Pferd anfreunden. Es geht los! Wir haben einen Hinweis!"

Voller Erregung sprang er auf.

„Die Jagd beginnt!"

* * *

Es war wirklich nichts zu machen. Der Hengst stieg auf, sobald der Priester auch nur zwei Schritt herantrat. Und bei den anderen Pferden war es nicht besser.

So etwas hatte Taka noch nie erlebt. Ärgerlich befahl er, den Versuch aufzugeben, den Priester ein Pferd besteigen zu lassen. Sie hatten schon zu viel Zeit verloren.

„Es ist der Geruch des Übernatürlichen, der mich umgibt", versuchte Kazuki zu erklären. „Ich habe schon viele Geister bekämpft, und die Aura von ihnen haftet mir nun an."

„Nun, dann besteig deine Sänfte. Wir brechen auf! Zum Glück ist es nicht so weit. Anscheinend haben die Flüchtigen eine Patrouille von uns angegriffen und getötet. Doch zum Glück für uns gab es Zeugen, die Geld nicht abgeneigt sind. Also los!"

Die Mehrzahl von Takas Kriegern war noch unterwegs, sodass ihr Trupp vorläufig nur aus acht Samurai, dem Priester und dem armseeligen Übersetzer Yoshimoto bestand. Doch Taka hatte nicht die geringsten Zweifel, dass sie trotzdem einem Kumiho gewachsen waren. Solange der sie nicht überraschen konnte. Aber das Überraschungsmoment war nun auf ihrer Seite.

Überfall

„10?"

„20!"

„15?"

„Nein, 20 Schritte Abstand, keinesfalls weniger!", erklärte De-Yong bestimmt.

„Zum einen ist dein Geruch nicht mal um eine Nuance besser geworden, zum anderen darf nicht der Eindruck erweckt werden, dass wir zusammen gehören. Eine Aussätzige begleitet keinen Händler."

„Übertreib es nicht!", warnte sie ihn.

„Wenn du dich als Aussätzige verkleidest, bist du nun mal eine. Das war keine Beleidigung!"

Während De-Yong recht leise sprechen konnte, da Na-Ri nach wie vor über ein ausgezeichnetes Hörvermögen verfügte, musste sie schon ein wenig lauter sprechen, sodass er sie verstand. Immerhin musste sie Abstand einhalten, damit er sich nicht übergab.

Und nun sogar noch mehr. 20 Schritt, auf keinen Fall sollte sie sich ihm auf weniger als 20 Schritt nähern. Wenn sie ihn nur begreiflich machen konnte, was das für sie bedeutete. Jeder Schritt Abstand mehr, verstärkte das Ziehen in ihr, das Sehnen nach ihrer Perle, ihrer Essenz und Kraft.

Sie hatten inzwischen den Berg, und damit das Gebiet von Cham verlasssen, und nun mussten sie wieder mit mehr Begegnungen unterwegs rechnen. Ein schwer beladener Händler, der im guten Laufschritt unterwegs war, würde sicher schon genug Aufmerksamkeit erregen. Doch eine Aussätzige in seiner Begleitung, welche zudem noch so abartig stank? Unvorstellbar. Geduldig hatte De-Yong es Na-Ri erklärt.

„Warum müssen wir überhaupt unauffällig reisen?", fragte sie nun.

„Weil die Samurai überall Spione haben könnten."

„Na und?"

„Ich darf ihnen nicht in die Hände fallen!"

„Mit mir an deiner Seite wirst du das nicht. Und davon ab, warum?"

De-Yong verdrehte die Augen.

„Na-Ri, ich habe dir bereits erklärt, dass ich ein hochrangiger Offizier bin, und über Informationen verfüge, welche wichtig sind. Außerdem können wir und nicht durch die ganze japanische Armee kämpfen. Du magst unsterblich sein, ich bin es nicht!"

„Was sind das für Informationen?"

De-Yong schüttelte seinen Kopf.

Na-Ris Tonfall wurde drohender.

„Wir haben einen Pakt, vergessen? Dein Wissen gegen meine Kraft!"

De-Yong senkte resigniert kurz seinen Kopf, blieb stehen und sah sich dann um, ob außer Na-Ri noch wer in Hörweite war. Dann drehte er sich zu Na-Ri um.

„Ich konstruiere Schiffe. Kampfschiffe. Damit können wir den Samurai beträchtlichen Schaden zufügen. Und sie sind geheim."

Bah, Schiffe. Na-Ri mochte nichts, was mit dem Meer zu tun hatte. Andererseits hatte sie ja gefragt, deshalb blieb sie dran.

„Was ist so besonderes an diesen Schiffen?"

„Sie sind gepanzert und verfügen über Kanonen."

„Kanonen?"

„Ja, so ähnlich wie die Arkebuse hier in meinem Tragegestell, nur größer. Sehr viel größer. Damit kann man große Löcher in andere Schiffe schießen, und die versenken."

„Oh. Nun gut, soweit verstehe ich. Aber immer noch nicht, weshalb du meinst, dass du so wichtig bist."

„Weil ich mich am besten auskenne, wie man sie einsetzen kann. Ich bin Gefechtskapitän. Und ich muss die Mannschaften im Umgang mit den Schiffen unterrichten."

„Und das kann niemand außer dir?"

„Doch, sicherlich. Aber ich nun einmal der Beste."

De-Yong hielt nichts von falscher Bescheidenheit. Wer sich in Verwaltung und Militär an die Spitze bringen wollte, musste von seinen Fähigkeiten überzeugt sein.

„Genügt dir das zunächst als Erklärung? Wir müssen weiter."

Na-Ri nickte.

Kaum hatte De-Yong sich wieder umgedreht und seinen Weg fortgesetzt, huschte sie näher heran.

Dieser hob kurz die Nase und schnupperte.

„20 Schritte, Na-Ri, nicht näher!", sagte er, ohne sich umzudrehen.

Eine Schnute machend ließ sich Na-Ri wieder zurückfallen.

Sie hasste De-Yong!

* * *

Taka war zufrieden. Zwar hatten sie durch den Priester viel Zeit auf dem Weg zu diesem Dorf verloren, doch die Informationen waren äußerst wichtig gewesen.

Großzügig hatte er den Informanten, einen einheimischen Bauern, entlohnt.

Die Kumiho und der Offizier waren offensichtlich tatsächlich nach Norden unterwegs. Allerdings hatten sie sich als Bauer mit seiner Braut verkleidet.

Und sie hatten drei weitere Samurai ermordet.

Aber das Wichtigste war nun, dass er einen Namen hatte.

Der Offizier hatte sich Na De-Yong genannt. Das mochte ein falscher Name sein, doch solange der Mann nicht ahnte, dass er verfolgt würde, hätte er keinen Anlass, den Namen wieder zu wechseln.

Einen kurzen Moment lang erwog er, einen Bericht an den General zu verfassen, verwarf es jedoch gleich wieder. Auch auf Weitere seiner Männer wollte er nicht warten. Den regelmäßigen Kontrollposten eine Weisung für seine Samurai hinterlassend, dass sie sich an der Brücke sammeln sollten, und dort auf weitere Befehle zu warten hatten, musste reichen.

Die Flüchtigen hatten zwei Tage Vorsprung, das musste er aufholen. Er würde gleich hier mit Fischerbooten den Fluss überqueren.

„Nun, Kazuki", fragte er den Priester, „zeigt dein Amulett schon etwas an?"

„Nein, Miyahara San. Ich nehme an, dass der Dämon schon zu weit weg ist."

„Dann heißt es, sich zu beeilen. Auf geht's!", befahl der Samurai Offizier.

* * *

De-Yong dachte an seine Frau und seinen Sohn. Sein Heimatdorf war nicht weit von hier, und er hatte daran gedacht, sie zu besuchen. Doch mit der Kumiho im Schlepptau war das natürlich ausgeschlossen.

Zwar hielt sie nun artig Abstand, aber wirklich nicht mehr als die 20 Schritt. Immerhin verlief die Reise nun ereignislos und zügig. Abgesehen von der Notwendigkeit, jedes Mal wenn er andere Reisende entgegenkommen sah, seinen Lauf zu unterbrechen, und angemessen langsam zu gehen. Das hielt doch deutlich auf.

Bis zum Abend waren sie noch ein ganzes Stück weit vom Fluss entfernt. An einer geeigneten Stelle suchte sich De-Yong einen Lagerplatz und machte Feuer, um Reis kochen zu können. Na-Ri blieb derweil von ihm entfernt und wartete missmutig, dass der Reis endlich fertig war, und De-Yong ihr etwas überließ.

An das selber jagen von Tieren war ohne Geruchssinn nicht zu denken.

Der Tag war sowieso eine einzige Demütigung gewesen. Sobald sie anderen Reisenden begegneten, verließ Na-Ri den Weg und wartete versteckt, bis sie vorbei waren. Dann lief sie De-Yong wieder hinterher.

Aus ihren Verstecken konnte sie die Reisenden belauschen. Doch das Einzige was sie belauschen konnten war, dass die sich über den plötzlichen Gestank da am Weg wunderten und beschwerten.

Mehr als einmal war sie bei besonders üblen Spekulationen, woher der Gestank kam in Versuchung geraten, ihr Versteck zu verlassen, und die Leute umzubringen. Doch mühsam hatte sie sich zurückgehalten. Die Menschen würden nie erfahren, wie nahe sie einem schrecklichen Tod gewesen waren.

Und obwohl sie alleine die Vorstellung, wie sie die anmaßenden Menschen bestrafen könnte, sie ein wenig aufmunterte, war ihre Laune im ganzen einfach nur mies.

De-Yongs Ruf holte sie aus ihrer Grübelei.

„Komm essen, Na-Ri. Ich stell dir etwas hier an den Rand, da kannst du es dir holen. Aber zieh dich dann bitte gleich wieder auf die windabgewandte Seite zurück!"

Noch eine Demütigung.

Während der Rast, überdachte De-Yong, was er unterwegs erfahren hatte. Immer wieder war er mit entgegen kommenden Flüchtlingen ins Gespräch gekommen, welche ihm rieten, lieber weiter in den Norden zu ziehen, wo die Samurai nicht waren.

Doch das war kein guter Rat. Selbst wenn er ein echter Händler gewesen wäre, der Norden bot keine Sicherheit. Er wusste, was die Samurai planten. Das war kein Geheimnis gewesen. Sie würden durch den Norden ziehen, und China angreifen.

Sicher war man in diesem Land erst wieder, wenn die Samurai vertrieben oder besiegt wären.

Inzwischen hatte er aufgegessen und reinigte das Geschirr an einem nahen Bach.

Plötzlich hörte er sich nähernde Stimmen. Als er sich erhob, erkannte er einige Soldaten. Koreaner. Erleichtert näherte er sich ihnen.

Die sechs Männer hatten sich inzwischen am Feuer niedergelassen.

Sie sahen abgekämpft und müde aus. Ihr Kleidung war stellenweise zerrissen, und nur drei von ihnen waren noch bewaffnet.

Als sie De-Yong bemerkten, wollten sie schon aufspringen, aber hockten sich gleich wieder hin, als sie einen einfach gekleideten Mann erkannten.

„Hallo!", grüßte De-Yong die Ankömmlinge.

Sie nickten nur schwach.

„Alles in Ordnung?"

„Hast du was zu Essen für uns?", fragte, anstatt zu antworten, einer der Männer.

In De-Yong meldeten sich die Alarmglocken.

„Es tut mir leid, das Letzte habe ich gerade aufgebraucht. Ich hoffe, morgen in der Stadt was erwerben zu können, wenn ich meine Kräuter verkauft habe.", log er.

Einer der Männer erhob sich und ging zu De-Yongs Gepäck.

„Dann macht es dir sicher nichts aus, wenn wir selbst nachsehen. Vielleicht hast du was übersehen?"

„Nein, das sind meine Sachen, da habt ihr nichts dran zu suchen!", widersprach De-Yong aufgebracht.

Wie auf ein Zeichen erhoben sich die anderen fünf Männer und versperrten De-Yong den Weg.

„Mach keinen Ärger, Mann. Wir wollen nur etwas zu Essen und dein Geld. Du kannst dann unbehelligt weiter laufen!"

Plötzlich pfiff der Erste laut auf. Er hatte das Wachstuch angehoben und in die Tasche geschaut.

„Na sie mal einer an, was wir hier haben!"

Mit beiden Händen zog er die Arkebuse und das Samuraischwert heraus.

„Wenn wir hier nicht mal einen feindlichen Spion haben!"

Sofort richteten die anderen ihre Waffen auf De-Yong.

„Ganz ruhig, Leute. Ich bin kein Spion! Ich bin Na De-Yong, Offizier unter dem Befehl von Yi Sun-Sin. Und die Waffen stammen von getöteten Samurai!"

„Und Essen hat er auch. Jede Menge sogar!", rief der Erste, welcher inzwischen noch einmal in die Tasche geschaut hatte.

„Ein Offizier also?", meinte ein Anderer. „Mir völlig egal. Du wolltest uns also verhungern lassen? Weißt du was, wir werden dich nicht berauben. Wir werden dich einfach nur umbringen, und die herrenlosen Sachen dann mitnehmen!"

De-Yong trat angesichts der Übermacht einen Schritt zurück. Nervös sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um.

„Na-Ri!", rief er verzweifelt.

„Wen rufst du da?"

Der Sprecher sah sich vorsichtig um. Als nichts geschah, begann er wieder zu lächeln.

„Also, dann alles Gute im nächsten Leben für dich, du Mistkerl!"

Er stach mit seiner Lanze in Richtung De-Yong, doch der wich mühelos aus.

Verwundert starrten die Angreifer sich an.

Sofort begannen ihn die nun fünf Bewaffneten einzukreisen. Einer trug das Samuraischwert, der Andere De-Yongs eigenes.

Wieder stach der Erste mit der Lanze zu. De-Yong wich aus, riss an der Lanze und brachte den Angreifer zu Fall.

„Na-Ri! Ich brauche deine Hilfe!"

Ein Schwerthieb in seine Richtung zwang ihm zu einem weiteren Ausweichmanöver, was ihn aber in die Reichweite eines anderen Schwertes brachte. Nur dank seiner enorm verbesserten Kraft und Geschicklichkeit gelang es ihm, auch diesem Hieb zu entkommen.

Der Vierte stach mit seiner Lanze nach seinen Füßen.

De-Yong sprang drüber.

Ein Schwert schnitt ihm mit der Spitze in die Seite, doch er verspürte zunächst keinen Schmerz.

Nach der herunter gefallenen Lanze greifend, rollte er unter dem nächsten Hieb durch, kam hoch, und stach einem der Angreifer das Stumpfe Ende ins Gesicht. Dann wirbelte er die Waffe herum und parierte den nächsten Hieb eines Schwertes in seine Richtung.

Dermaßen Luft verschafft, ging er zum Angriff über. Den Speer wie einen Sprungstab nutzend machte er einen Salto über den Kopf einer seiner Angreifer, und landete hinter dessen Rücken. Von dort rammte er die Waffe durch den Überraschten.

Die verbliebenen Angreifer waren zunächst geschockt, von De-Yongs Schnelligkeit und dem plötzlichen Tod ihres Kameraden.

Blind vor Wut griffen sie De-Yong erneut an.

Doch der hatte sich nun Bewegungsfreiheit verschafft.

Spielend wich er den Schlägen und Hieben aus und stach seinerseits nach den Angreifern.

In schneller Folge verletzte er zwei weitere Soldaten schwer.

Unschlüssig standen die drei Gegner sich nun gegenüber.

Plötzlich wurde De-Yong von einem heftigen Schlag auf seinen Schädel niedergestreckt.

Er hatte den sechsten Mann aus den Augen verloren, waren De-Yongs letzte Gedanken, bevor sein Bewusstsein erlosch.

Begegnung

Na-Ri hatte alles belauscht und selbstverständlich den Hilfeschrei vernommen. Doch sie wollte nicht einschreiten. Zum einen hatte er ihr ja gesagt, dass sie 20 Schritt Abstand halten sollte, zum anderen, wenn er mit den Kerlen nicht selbst fertig würde, würde sie ja wieder frei sein. Sie hatte nichts zu verlieren.

Aus reiner Neugier beobachtete sie aus sicherer Entfernung den Kampf. Bis De-Yong hinterrücks mit der Arkebuse nieder geknüppelt wurde, hatte er sich wirklich gut geschlagen.

„Ist der Mistkerl tot?", fragte einer der Angreifer.

Der Mann, der De-Yong niedergeschlagen hatte, beugte sich über ihn.

„Nein, der lebt noch. Soll ich es beenden?"

„Ach was, lass den verbluten. Mit dem eingeschlagenen Schädel wacht er eh nicht wieder auf."

„Er hat mir meine Nase gebrochen und zwei Zähne raus geschlagen!", meldete sich ein Anderer, der heftig im Gesicht blutete. „Bring ihn um, sonst tue ich es!"

Gleich würde sie frei sein, dachte sich Na-Ri. Dann würde sie sich ihre Perle holen, und wieder frei im Wald jagen können ...

Tigerdreck!

Sie sprang auf und rannte los.

Der Mann mit der Arkebuse holte gerade aus, um De-Yongs Schädel endgültig zu zertrümmern, als ihn etwas von hinten ansprang und fünf Schritt weit wegstieß. Nur ein Baum verhinderte, dass er weiter geschleudert wurde. Der Aufprall brach ihn einige Knochen, tötete ihn jedoch nicht.

Geschockt starrten die restlichen vier Männer Na-Ri an.

„Heiliger Buddha, wer ist das denn? Wo kommt die den so plötzlich her?"

„Und was ist das für ein entsetzlicher Gestank?, ergänzte ein anderer.

Na-Ri hatte keine Lust auf die Fragen einzugehen.

„Ihr verzieht euch jetzt besser. Dieser hier gehört zu mir!", fauchte sie.

Unschlüssig wichen die Männer langsam zurück. Nicht aus Angst vor diesem Mädchen, sondern vor dem Gestank. Der Angriff war so schnell erfolgt, dass sie ihn gar nicht richtig gesehen hatten. Ihr Verstand beschloss, den zu ignorieren.

„Frau, du stinkst abartig. Du solltest dich wirklich mal baden!", meinte einer der Männer angewidert.

Es waren seine letzten Worte.

Schneller als die Männer reagieren konnten, stand Na-Ri vor dem Mann, hob ihn mit einer Hand hoch und schleuderte auch ihn gegen einen Baum. Allerdings tötete ihn der Aufprall.

Na-Ris Augen hatten wieder angefangen, dämonisch blau aufzuleuchten. Ihre Fangzähne kamen heraus.

Das war zu viel für die Überlebenden. Sie drehten sich um und ergriffen so schnell sie konnten die Flucht. Selbst der schwer verletzte Schläger, den Na-Ri als erstes angegriffen hatte, kroch so schnell er es vermochte davon.

Nicht schnell genug.

Menschenblut war ein guter Ersatz für Fleisch. Und das Blut dreier Menschen stillte Na-Ris Verlangen nach ihrer Perle. Auch wenn zwei davon bereits tot gewesen waren, war ihr Blut noch ausreichend warm gewesen.

Die Leichen warf sie, nicht weit entfernt, achtlos übereinander in den Wald. Dann sammelte sie De-Yongs Waffen wieder ein und verstaute sie im Tragegestell.

Dass die überlebenden Soldaten zurückkehren und sie angreifen würden, befürchtete sie nicht. Zwei von ihnen waren so schwer verletzt, dass sie wohl kaum weit laufen konnten, und wenn sie nicht bald Hilfe bekamen, würden auch sie sterben. Der Letzte, nun, der würde wohl erst wieder anhalten zu laufen, wenn er sich in der Sicherheit eines Tempels befand. Na-Ri grinste zufrieden.