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Kumiho Na-Ri 01

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„Was machst du da?", fragte er verwundert, als sie ein gebratenes Stück Kaninchen in den Schrein legte.

„Ich halte mich an die Gepflogenheiten, und erweise dem Berggeist meinen Respekt!"

„Hat eine Kumiho das nötig?"

„Still! Nenn mich nicht so, nie wieder, klar!", fauchte sie ihn böse an. „Ich bin Kim Na-Ri!"

Erschrocken wich De-Yong zurück. Was hatte er nun schon wieder falsch gemacht? Wieder so eine Laune der Kumiho, die er nicht begriff. Doch eine weitere Abreibung wollte er nicht riskieren.

„Ja, schon gut. Wenn du es wünscht, Bitteschön! Kim Na-Ri, meine Herrin!"

Wütend funkelten ihre Augen ihn an, das dämonische Aufleuchten blieb allerdings aus.

„Geh voraus, ich folge dir angemessen", befahl sie ihm. „Aber geh langsam!"

Achselzuckend tat De-Yong wie geheißen. Nun, bald würde er sie hoffentlich los sein.

Der Weg war steil. Doch dank seiner neuen Kräfte kam De-Yong sehr zügig voran, obwohl er sich gemäß der Anweisung bemühte, langsam zu gehen.

Als er darüber nachdachte, bedauerte er, dass er mit Na-Ri auch seine Kräfte wieder verlieren würde. Daran konnte man sich schon gewöhnen. Außerdem waren die gerade jetzt, im Krieg, für ihn als Soldaten sehr angebracht.

Plötzlich gab der Boden unter seinem Gewicht nach, und er rutschte seitlich den Steilhang hinunter. Auf matschigen Boden gleitend, fand er nichts, um sich festzuhalten. Die kleine Klippe vor sich sah er ebenfalls zu spät.

Mit einem Aufschrei rutschte er darüber hinweg und landete etwa 10 Schritt tiefer in einem Sumpf, wo er mit einem lauten Platsch versank.

Sogleich füllte sich sein zum Schrei geöffneter Mund mit Schlamm, und De-Yong musste Husten. Beim vergeblichen Versuch, die Kehle wieder freizubekommen, schluckte er weiteren Schlamm. Panik breitete sich in ihm aus. Er wusste nicht mehr, wo oben und unten war, bekam keine Luft und konnte nichts sehen. Wirkungslos schlug er um sich, ruderte mit Armen und Beinen, bis seine Kräfte ihn verließen.

Gerade als er sich seinem Schicksal ergeben wollte, spürte er, wie er ergriffen wurde. Etwas zog ihn mit Kraft aus dem Sumpf und warf ihn auf trockenen Boden, wo ihn der Aufprall den Schlamm aus dem Körper presste.

Mit einem schmerzhaften Atemzug holte De-Yong tief Luft, musste erneut husten, atmete bewusst langsam. Minutenlang rang er so nach Luft, bis er sich endlich gefangen hatte, und nicht mehr Schlamm aushusten musste.

Dank des Drecks in seinen Augen konnte er auch nichts sehen. Immerhin war er sich sicher, wem er seine Rettung zu verdanken hatte.

„Danke, Na-Ri, dass du mein Leben gerettet hast. Zum zweiten Mal!"

„Zum ersten Mal, und ich bin nicht Na-Ri, aber bitteschön!", erklang eine dunkle, rauchige Stimme, die eindeutig nicht die von Na-Ri war.

„Oh, Verzeih. Ich dachte, meine Begleiterin hätte mich gerettet. Wo ist sie. Und wer bist du?"

„Um deine zweite Frage zuerst zu beantworten: Ich bin Cham!"

Ein Aufschrei unterbrach ihn.

„Cham, du Mistkerl!"

Es war eindeutig Na-Ris wuterfüllte Stimme. Der Schrei kam von irgendwo weiter oben. Vermutlich da, wo De-Yongs Sturz begonnen hatte.

„Mach mich wieder los! Ich werde dich umbringen!"

„Und was deine Begleiterin betriff, die ist ganz in der Nähe, und es geht ihr gut.", antwortete Cham mit freundlichem Tonfall.

* * *

Es war nicht einfach, den Dreck aus den Augen zu bekommen, zumal De-Yong von oben bis unten mit Schlamm bedeckt war, und nicht einmal über ein sauberes Tuch verfügte, um sich die Augen auszuwischen.

Erneut durchdrang Na-Ris Stimme den Wald.

„CHAM! Zeig dich endlich!"

„Hm, ich glaube, wir sollten wirklich mal zu deiner Begleiterin sehen", meinte der Gerufene. „Warte, ich helfe dir hoch!"

Große, starke Hände ergriffen De-Yong und hoben ihn hoch.

Wer immer Cham war, er musste sehr groß sein, dachte De-Yong bei sich.

„Danke! Ich kann aber noch immer nichts sehen!"

„Ah, warte", erwiderte Cham. „Hier, nimm die Wasserflasche und spül deine Augen aus!"

Dankbar nickend tastete De-Yong nach der dargebotenen Flasche, ergriff sie und wusch seine Augen sauber. Es dauerte einige Minuten, bis er langsam wieder sehen konnte.

Inzwischen vernahm er immer wieder Schreie von Na-Ri. Langsam begann er sich um die Dämonin zu sorgen. Was hatte sie?

„Warum schreit sie so? Und was hast du ihr angetan?", fragte er, noch während er mit dem Auswaschen seiner Augen beschäftigt war.

„Oh, bisher wenig. Im Moment ist sie allerdings etwas eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit."

„Du solltest vorsichtig sein. Sie ist gefährlicher, als sie ausschaut. Sehr viel gefährlicher. Sie ist ein Kumiho! Und sie wird dich töten, wenn du sie verärgerst!", warnte De-Yong.

Verschwommen blinzelte er durch seine Augen. Langsam konnte er wieder etwas sehen. Er hob die leere Trinkflasche hoch, um sie zurückzureichen, als sein Blick auf seinen Retter fiel und er erstarrte.

Vor ihm stand eine mehr als zwei Schritt große Gestalt. Bekleidet mit verschiedenen Fellen, war jedoch das ungewöhnlichste an ihr, das etwa armlange Horn, was aus der Stirn des Wesens herausragte.

Denn als etwas anderes als ein Wesen konnte De-Yong es nicht bezeichnen: Zu wenig Ähnlichkeiten hatte es mit einem Menschen. Der breite Schädel erinnerte nur entfernt an einen Affen, und abgesehen von dem Horn an der Stirn, waren auch die Ohren ungewöhnlich. Das anscheinend nicht unfreundliche Grinsen verringerte den Schrecken des Anblicks nur unwesentlich.

„Danke für die Warnung! Aber das war mir schon bekannt. Ich weiß, wer sie ist. Und sie weiß, wer ich bin. Nun lass uns zu ihr gehen, bevor sie auch noch das letzte Tier von meinem Berg verjagt."

Es stinkt ganz gewaltig

De-Yong musste nicht erklärt werden, was Cham war. Auch wenn ihm noch nie ein Berggeist begegnet war, hatte er genug Erzählungen darüber gehört. Doch nun begriff er mit Schrecken, dass er seine ganzen Habseligkeiten verloren hatte.

„Halt, o mächtiger Cham, meine Sachen, meine Waffen! Das liegt hier alles noch irgendwo im Sumpf! Ich brauch die!"

„Nein, liegen sie nicht", antwortete Cham seelenruhig. „Und ob du sie überhaupt noch mal benötigst, werde ich sehen. Zuerst muss ich wissen, weshalb du in Begleitung meiner Feindin meinen Berg betrittst."

De-Yong schluckte. Sofort warf er sich auf die Knie und verbeugte sich ehrerbietig.

„Verzeih, mächtiger Berggeist. Ich bin Na De-Yong, Offizier der koreanischen Armee. Vor einigen Tagen hat Japan uns überfallen. In einer Schlacht gegen die Samurai wurde ich lebensgefährlich verletzt. Aber Na-Ri rettete mir das Leben. Nun bin ich ihr verpflichtet! Wir wollen hier nichts Böses, sondern nur den Tempel der Göttin aufsuchen."

„Hm, das mag für dich zutreffen. Aber bei der Kumiho ganz anders sein. Sie wusste, was ihr hier droht, wenn sie mein Gebiet betritt."

Als ob De-Yong ein Kleinkind wäre, nahm Cham ihn hoch und klemmte ihn sich unter den Arm. Dann überwand er mit einigen, mächtigen Sprüngen den Steilhang.

De-Yong hatte das Gefühl einerseits vom Arm des Riesen zerquetscht, andererseits von den Sprüngen zerrissen zu werden. Vermutlich lag es nur an der Kraft der Perle, dass er nicht ohnmächtig wurde.

Oben angekommen ließ der Berggeist seine Fracht achtlos auf den Boden plumpsen.

Als De-Yong sich ächzend aufrichtete, erkannte er, weshalb Na-Ri so geschrien hatte. Sie lag, durch ein dickes Netz bewegungsunfähig, flach auf den Boden gedrückt. Aber weshalb zerriss sie es nicht einfach? Er kannte ihre unglaublichen Kräfte nur zu gut.

Sie war inzwischen still geworden und sah mit bedrohlich dämonisch leuchtenden Augen Cham an.

„Yui Nu-Ri, ich hatte dir beim letzten Mal gesagt, dass du nie wieder mein Gebiet betreten darfst. Hatte ich mich irgendwie unklar ausgedrückt?"

Chams Stimme dröhnte bedrohlich. De-Yong war froh, nicht so angesprochen worden zu sein.

„Ich bin jetzt Kim Na-Ri! Und ich habe das Recht, den Tempel aufzusuchen, wie du sehr wohl weißt!"

„Das Recht hast du verwirkt, als du hier Menschen getötet hast!"

„Ach komm schon. Das kannst du mir wirklich nicht vorwerfen. Ich musste was essen, und sie hatten es verdient. Du selbst hättest sie sogar bestraft."

„Möglich, doch in meinem Revier obliegt die Bestrafung gänzlich mir. Und du kennst die Regeln. Da du sie missachtest, werde ich dich bestrafen müssen. Ich werde dich von dieser Sphäre verbannen!"

„NEIN!"

De-Yongs und Na-Ris Ausruf erfolgten gleichzeitig.

Verwundert starrte Cham auf den Sterblichen, der sich erdreistete, Einspruch zu erheben, wenn er sein Urteil fällte.

„Schweig, Na-Ri! Und du, Sterblicher, was erlaubst du dir, mein Urteil infrage zu stellen?"

De-Yong verbeugte sich sofort wieder bis zum Boden.

„Mächtiger Cham, wenn du Na-Ri verbannst, was wird dann aus mir? In mir befindet sich Na-Ris Perle."

Erneut wurde er vom Berggeist ergriffen und hoch gehoben. Cham hielt ihn an seinen Kleidern und hob ihn vor sein Gesicht, wie einen Hundewelpen zur Begutachtung.

Gedankenversunken musterte Cham den Sterblichen. Das verkomplizierte die ganze Angelegenheit. Würde er Na-Ri verbannen, würde der Sterbliche dadurch sterben. Doch er tötete normal keine Menschen, außer sie hatten es verdient.

Zudem wusste er nicht, ob es überhaupt möglich war, Na-Ri zu verbannen, solange der Sterbliche ihre Kraft hütete. Sollte sie ihn schon wieder überlistet haben? Ärgerlich setzte er ihn auf den Boden ab und blickte die Gefangene an.

„Du hast dich also mit diesem Sterblichen verbunden? Dann lautet aber dein Name auch nicht mehr Kim Na-Ri. Du bist Na Na-Ri! Also hast du mich zudem auch angelogen."

„Was? Nein! Wir sind nicht verheiratet! Ich habe schon eine Frau. Die Dämonin hat mir nur ihre Kraft gegeben, um mein Leben zu retten! Ich will doch nicht mit einer Dämonin verheiratet sein!", ereiferte sich De-Yong.

„Ist das so, Na-Ri?", wollte Cham wissen.

„Ja, das stimmt. Allerdings bedauere ich das inzwischen. Deshalb will ich zum Tempel und Mutter befragen, wie ich die Verbindung wieder lösen kann!", antwortete sie zähneknirschend. Sie konnte Cham nicht anlügen.

Ein Dröhnen und Donnern erfüllte mit einem Mal die Luft, dass De-Yong den Eindruck hatte, inmitten eines Gewitters zu stehen. Es dauerte etwas, bis er begriff, dass es nur Cham war, der lauthals lachte.

„Kein Zweifel, ihr beide habt euch verdient!", dröhnte er.

Schlagartig wurde er jedoch wieder ernst.

„Trotzdem, ich hatte dich gewarnt, hierher zurückzukommen. Den Weg zum Tempel kann ich dir allerdings nun nicht mehr verweigern. Morgen Abend seid ihr beide aber von meinem Berg wieder verschwunden, klar?"

Er blickte finster zwischen Na-Ri und De-Yong hin und her.

Beide nickten zum Zeichen ihrer Zustimmung, Na-Ri versuchte es zumindest.

„Ich stimme zu", antwortete sie stattdessen. „Nun gib mich frei!"

„Ohne Strafe kommst du aber nicht davon!", ergänzte Cham, finster grinsend.

Aus einer verborgenen Tasche seiner Fellkleidung entnahm er eine, in seinen Händen geradezu winzig aussehende Flasche.

„Reisende Händler überließen mir das hier. Bisher hatte ich noch keinen Verwendungszweck dafür gefunden. Allerdings für dich würde es passen."

Mit diesen Worten öffnete er umständlich den Verschluss, ging zur wehrlos am Boden liegenden, und entleerte den Inhalt über sie.

Augenblicklich breitete sich ein so übler Geruch aus, der De-Yongs Magen rebellieren ließ. Selbst Chang trat eilends zurück und warf das Fläschchen in hohen Bogen weg.

Na-Ri rang sichtlich nach Atem.

„Was ist das?", schrie sie. „Mach das weg!"

„Das Sekret eines Tieres. Lebt weiter südlich von hier auf einer Insel. Lässt sich nur schwer entfernen. Nun werde ich immer wissen, ob du dich noch hier aufhältst, oder nicht. Ich kann dich dadurch nämlich überall riechen, auch ohne über deine überragende Spürnase zu verfügen!", lachte er.

Dann drehte er sich um und verließ sie.

„Mach mich los!", schrie Na-Ri.

„Das kann dein Mann machen. Seine Sachen liegen da im Gebüsch!", waren die letzten Worte, die sie von Cham hörten.

De-Yong konnte sich nicht mehr zurückhalten und übergab sich.

An seinem Schwert schnuppernd, verzog De-Yong angewidert sein Gesicht. Obwohl er sich bemüht hatte, das Netz nur dort zu zerschneiden, wo nichts von der Flüssigkeit dran gekommen war, musste er sie doch irgendwie berührt haben. Erfolglos zog er nun einige Zeit schon die Klinge über Moos, in der Hoffnung, dass sie aufhören würde zu stinken. Der Geruch war schwächer geworden, jedoch nicht verschwunden. Seufzend steckte er es in die Scheide.

Er hockte etwa 10 Schritt entfernt, auf der windzugewandten Seite von Na-Ri. Hier war der Gestank noch erträglich. Solange der Wind nicht drehte, konnte man es aushalten.

Na-Ri hatte, kaum dass sie aus dem, offensichtlich magisch verstärktem Netz frei geschnitten war, sofort die Kleidung abgestriffen und weggeworfen. Doch es war zu spät gewesen. Die Flüssigkeit hatte bereits ihre Haut erreicht und saß nun fest wie Teer, wenn auch unsichtbar.

Mit Moos und Laub versuchte sie mit aller Kraft, das Zeug abzuwischen.

De-Yong bewunderte ihre Selbstbeherrschung. Selbst jetzt rumorte noch sein Magen, obwohl schon nichts mehr drin war. Na-Ri dagegen hatte sich nicht übergeben müssen. Dämonen schienen eine gewisse Widerstandsfähigkeit zu besitzen.

„Sitz nicht rum, tu was!", befahl sie ihm nun inbrünstig.

„Was soll ich denn tun? Versuch es doch mit Wasser!", riet er ihr.

Zu seiner Überraschung begann Na-Ri hemmungslos zu weinen. Dämonen konnten weinen?

„Es hängt überall an mir, brennt, stinkt und klebt. Und nicht einmal mit Moos lässt es sich abwischen! Und das Schlimmste ist, dass ich wegen diesem furchtbaren Geruch nichts mehr riechen kann. Ich bin blind! Wie soll ich so jagen?"

De-Yong erkannte ihr Problem.

„Hier im Norden sind die Samurai noch nicht. Wir können sicher Reis kaufen. Außerdem Seife, damit lässt es sich bestimmt entfernen!"

Sniefend blickte sie zu ihm auf. Sie sah wirklich wie ein Häufchen Elend aus.

„De-Yong, wir müssen uns wieder vereinigen!"

„Vergiss es!", antwortete er entsetzt. „Das kannst du nicht von mir verlangen!"

Wutentbrannt sprang sie auf und auf De-Yong zu. Doch der krümmte sich sofort und begann trocken zu würgen. Verwirrt blieb sie stehen.

Langsam wich er zurück.

„Versteh doch", erklärte er krächzend, als er wieder Luft bekam, ohne würgen zu müssen. „Es ist unmöglich, solange du so stinkst!"

Frustriert warf Na-Ri ihren Kopf in den Nacken.

„Cham, wenn wir uns das nächste Mal begegnen, bringe ich dich um, das schwöre ich!", rief sie laut.

De-Yong hielt es für keine gute Idee, den Berggeist weiter zu provozieren oder ihm gar zu drohen, schwieg jedoch.

„Lass uns zum Tempel gehen. Dort oben ist auch eine Waschgelegenheit", schlug er stattdessen vor.

„Aber lass mich bitte vor gehen. Der Wind kommt gerade von vorne!", ergänzte er schnell, als Na-Ri nickte und ansetzte, an ihm vorbei schreiten zu wollen.

Das dämonische Leuchten ihrer Augen war wieder erloschen, und die Tränen der Erniedrigung flossen über ihr Gesicht. In diesem Moment empfand De-Yong schon beinahe so etwas wie Mitleid mit dieser Dämonin.

Nichtsdestotrotz hatte sie ihn hintergehen wollen. Sie hatte gegenüber Cham zugegeben, dass sie nur deshalb den Tempel aufsuchen wollte, um die Verbindung zu ihm wieder lösen zu dürfen. Ungeachtet der Tatsache, dass dies auch sein Grund war, hätte sie ihm das sagen müssen. Diese Dämonin war hinterlistig.

Entschlossen drehte er sich um, ergriff seine Sachen und schritt den Weg wieder hinauf. Sie mussten zum Tempel. Und umso eher sie jetzt dort ankamen, desto besser.

„Ich hatte mich eben schon gewundert, was hier so stinkt!"

Der Mönch des Tempels hielt sich die Hand vor den Mund und verzog angewidert sein Gesicht.

De Yong stand schlammverdreckt vor dem Mönch, während Na-Ri in einiger Entfernung hinter einem Gebüsch kniete.

Er hatte dem Mönch erzählt, dass jemand ihnen einen üblen Streich gespielt, und Na-Ri mit einer stinkenden Flüssigkeit übergossen hatte. Dass dieser Jemand der hiesige Berggeist, und Na-Ri eine Kumiho war, ließ er jedoch vorerst noch unerwähnt.

„So betretet ihr den Tempel nicht! Du wäschst dir gefälligst den Schlamm ab. Und deine Frau badet. Vor allem hat sie sich Kleidung anzuziehen!"

„Selbstverständlich. Allerdings hat sie keine mehr. Durch das Missgeschick wurden ihre Kleider unbrauchbar. Habt ihr nicht einige Kleidungsstücke, welche ihr uns überlassen könnt? Und vor allem auch etwas Seife?"

Nickend wendete sich der Mönch ab.

„Ich schau mal, ob ich ein großes Stück Seife finde!"

* * *

„Auf gar keinen Fall!"

De-Yong hatte die Arme überkreuzt.

„Ich werde mich zuerst waschen, du danach. Und ich werde dir nicht den Rücken schrubben!"

„Übertreib es nicht, De-Yong!", fauchte Na-Ri.

„Was nützt es denn, wenn wir beide stinken?", begann er zu argumentieren.

„Ich werde die Seife zuerst nutzen, mich baden, meine Kleidung reinigen. Danach kannst du in die Wanne. Du darfst dann den ganzen Rest der Seife aufbrauchen. Ich bezweifele, dass die danach noch jemand verwenden könnte."

Enttäuscht und gefrustet ließ sich Na-Ri auf den Boden plumpsen. Mit einer generösen Geste wies sie zum Bad.

„Dann bitte. Aber beeile dich!"

De-Yong ließ sich das nicht zweimal sagen.

Schnell war er ausgezogen und wusch sich in dem kalten Wasser. Ein heißes Bad war für Mönche offensichtlich nicht vorgesehen. Immerhin war es nicht eiskalt. Seine Kleidung legte er zum Einweichen in das Rinnsal des Abflusses. Nachdem er sich gesäubert hatte, wusch er schnell seine Kleidung und hängte sie über ein Gestell zum Trocknen. Dann schlüpfte er in frische Sachen, die ihm der Mönch überlassen hatte. Inzwischen war es Abend geworden.

Sobald er fertig war, sprang Na-Ri auf und hüpfte, ohne zu zögern, ins Wasser. Sie keuchte kurz auf, begann dann aber sofort, sich kräftig einzuseifen. Das laute Plätschern des Frischwassers aus der Zuleitung überdeckte ihre Planschgeräusche.

In diesem Moment erkannte De-Yong die Lösung für das Problem, was schon eine ganze Weile in seinem Kopf hin und her ging: Wie konnte er mit dem Mönch sprechen, ohne dass die Kumiho mit ihrem überaus feinen Gehör das belauschen konnte?

„Ich geh schon mal zum Tempel. Lass dir ruhig Zeit!", erklärte er und hastete los. Jetzt oder nie.

Tempelgespräche

Aufmerksam hatte der Mönch De-Yongs Bericht zugehört. Nun saß er sowohl erschrocken, als auch in sich gekehrt da. Schließlich nickte er.

„Du sagtest, du bist die Verbindung aus freien Stücken eingegangen? Und die Kraft des Dämons ist nun in dir?"

„Ja, ja. Aber wie werde ich sie wieder los?"

„Dir ist klar, dass du damit gegen die Gebote der Götter verstoßen hast? Wir Menschen dürfen uns nicht mit den Übernatürlichen einlassen, um persönliche Vorteile zu erhalten, welche zum Schaden von anderen Menschen sind!"

„Aber sie hat mir doch nur das Leben gerettet!", protestierte De-Yong. „Außerdem wusste ich ja nicht, auf was ich mich da einließ. Ich dachte einfach nur, dass ich einen befristeten Schutzpakt mit der Dämonin eingehen könnte."

„Um Menschen zu töten?"

De-Yong schluckte.

„Feinde, Samurai, ja sicher, wir sind im Krieg!", gab er zu.

Der Mönch schüttelte seinen Kopf.

„Das spielt keine Rolle. Du entfesselst unkontrollierbare Mächte zum Schaden von Menschen. Was, wenn die Feinde Gleiches tun? Was, wenn Armeen von Dämonen hier gegeneinander kämpfen? Kannst du dir ausmalen, was aus unserer Welt würde? Deine Motive mögen richtig sein, doch es ändert nichts daran, dass diese Kräfte niemals eingesetzt werden dürfen. Die Folgen sind unabsehbar."

So hatte De-Yong das noch nicht betrachtet. Der Mönch hatte recht. Was, wenn die Feinde ebenfalls Dämonen als Verbündete nahmen?

„Das habe ich nicht bedacht. Aber was nun, welche Strafe erwartet mich? Kann ich der noch irgendwie entgehen?"

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