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Kumiho Na-Ri 01

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„Deine Strafe hast du bereits verdient, das kann nicht mehr geändert werden. Du hast eine Dämonin als deine Gefährtin, damit bist du für alles verantwortlich, was sie Menschen antut. Bis zu deinem Lebensende."

„Und was, wenn die Dämonin sterben würde?"

„Wenn Götter und Dämonen sterben könnten, wären sie keine. Sie vergehen erst, wenn auch die Welt vergeht, nicht früher."

„Aber ich habe sie Bluten sehen. Sie verspürt Schmerzen!"

‚Und auch Lust!', fügte er in Gedanken hinzu.

„Sicher, man kann Dämonen verletzen. Man kann sie sogar zeitweise aus dieser Sphäre verbannen, ja, das ist möglich. Aber da du die Lebenskraft dieser Dämonin in dir trägst, hätte das auch für dich unabsehbare Konsequenzen. Diesen Weg einzuschlagen würde ich dir nicht empfehlen."

De-Yong senkte niedergeschlagen seinen Kopf.

„Allerdings könntest du dich der Dämonin entziehen."

Ein Fünkchen Hoffnung erwuchs in ihm.

„Entziehen? Wie?"

„Die Windgeborene kann nicht durch Salzwasser schwimmen. Steig auf ein Schiff, und sie kann dir nicht folgen, wenn du weiter als einen halben Tag vom Festland entfernt bist. Zieh auf eine Insel."

Traurig schaute De-Yong den Mönch an.

„Dann müsste ich alles hinter mir lassen. Da könnte ich auch gleich Mönch werden."

„Nun, das wäre die andere Möglichkeit.", erwiderte der Mönch indigniert.

De-Yong schluckte.

„Verzeiht, ich wollte euch nicht beleidigen! Aber was passiert mit der Dämonin, wenn ich über das Meer flüchte? Sie muss sich ja ständig mit mir vereinigen, um ihre Kraft zu erhalten?"

„Nun, darüber habe ich nur unklare Aufzeichnungen gelesen. Aber ich nehme an, dass ihre übernatürlichen Kräfte schwinden werden. Bis sie wie ein Mensch ist."

„Und dann, könnte sie dann sterben?"

„Ja, dann könnte sie vergehen. Allerdings nur wenn sie mit einer magischen Waffe getötet würde. Dadurch würde sie für Jahrhunderte von dieser Sphäre verbannt."

„Wie lange würde das dauern, ich meine, bis sie verwundbar wäre?", fragte De-Yong nun ungeduldig.

„Das kann ich nicht sagen. Aber sicher einige Jahre. Sie hat neun Schwänze, ich würde also annehmen, dass es auch mindestens neun Jahre dauern würde."

„Und wenn sie einfach nur gefangen gehalten würde? Fern von mir?"

„Auch das ginge. Aber wie willst du den Wind gefangen nehmen? Es gibt kein Gefängnis dieser Welt, welches die Windgeborene halten könnte. Und selbst Eisenketten sind nicht stark genug, sie zu binden."

De-Yong versank wieder ins Grübeln. Das magische Netz hatte er leider zerschnitten. Außerdem stank es bestialisch, damit war es unbenutzbar. Doch er hatte ja gesehen, dass es möglich war, sie zu binden.

Nun jedoch wollte der Mönch, mit einem verlegenen Lächeln, etwas wissen: „Verzeih, wenn ich dich das frage. Was ist nun so schlimm daran, mit ihr verbunden zu bleiben? Du bist die Verbindung eingegangen, die Folgen werden eintreten. Der Strafe der Götter im nächsten Leben wirst du nicht mehr entgehen, egal was du tust! So genieße zumindest ihre körperlichen Reize! Auch ich als Mönch erkenne die sehr wohl an."

Entsetzt über diesen Vorschlag den Kopf schüttelnd, antwortete De-Yong entrüstet: „Sie ist ein Dämon ohne Gewissen. Sie tötet einfach aus einer Laune heraus. Ich habe Angst um die Menschen in meiner Umgebung. Mit ihr an meiner Seite werde ich meine Frau und meinen Sohn nicht wiedersehen."

„Ah, das kann ich verstehen. Doch das ist der Preis, den du bereits jetzt zahlen musst. Nun, ich kann dir leider keinen anderen Ausweg nennen. Egal, was du unternimmst, einer von euch beiden wird leiden, wenn die Verbindung vorzeitig gelöst wird. Oder sterben. Und wenn du einen Fehler machst, wirst ganz sicher du das sein. Also akzeptiere dein Schicksal! Doch du kannst auch noch etwas Positives daraus machen: Lehre sie Gewissen, Mitgefühl und Barmherzigkeit. Das kann dein Karma wieder verbessern und deine Strafe mildern. Das ist mein Rat!"

De-Yong verbeugte sich tief vor dem Mönch.

„Danke, ich werde darüber nachdenken! Es ist auch möglich, dass sie die Verbindung löst, deshalb ist sie ja auch her gekommen. Also bleibt abzuwarten, welche Antworten sie findet. Vielleicht gibt es ja auch einen ganz einfachen Weg."

„Nun, De-Yong, der einfache Weg für Dämonen, ist meist der schmerzvollere für Menschen. Du solltest darum beten, dass sie den nicht findet!"

* * *

Na-Ris Haut war tiefrot. Mit viel Seife und einer Bürste hatte sie sich bemüht, den Gestank fortzuschrubben. Sie hatte jedoch nicht das Gefühl, damit Erfolg gehabt zu haben. In ihre Verzweiflung hatte sie sogar versucht, das Zeug von der Haut zu lecken, doch dass erwies sich als fatal. Nun hatte sie den Gestank direkt im Mund, zusätzlich brannte ihre Zunge. Sie hatte den dringenden Verdacht, dass Cham dem Sekret noch ein wenig seiner Zauberkräfte beigemischt hatte.

Doch nun gab es Dringenderes. Sie musste sich des Sterblichen entledigen.

Rasch schlüpfte sie in die bereitliegenden Sachen. Wenn sie noch ihren Geruchsinn gehabt hätte, hätte sie sicher die Nase gerümpft, denn es waren die schäbigen Sachen eines Bettlers. Der Stoff war rau und scheuerte auf ihrer wundgeschrubbten Haut. Aber der Mönch hatte recht: Sie konnte nicht nackt in den Tempel, das ziemte sich nicht.

Den Gedanken, statt dessen in ihrer Gestalt als Kumiho den Tempel zu betreten verwarf sie auch sofort wieder. Sie wollte nicht riskieren, dass dieses Zeug, was so hartnäckig an ihr haftete, in ihr schönes Fell geriet. Wenn es magisch war, mochte es in ihrem magischen Fell seltsame Effekte auslösen. Sie kannte Cham lange genug, um zu wissen, wie hinterlistig er sein konnte.

Dadurch ergab sich auch ein anderes Problem: Nur in ihrer Gestalt als Kumiho konnte sie ihre größten Kräfte nutzen, mit denen sie Cham überlegen war. Argh, sie könnte den ganzen Berg entwalden, so zornig war sie inzwischen, aber traute sich nicht, es jetzt zu versuchen. Cham hatte es ganz gewiss bedacht. Dafür würde er aber auf jeden Fall büßen. Sie hatte Zeit.

Der Tempel war leer, als sie ihn betrat. Der Mönch und De-Yong hatten sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Sie würde die Nacht alleine im Tempel verbringen, was ihr ganz recht war. So konnte sie Zwiesprache mit der Göttin halten.

Die Opfergabe legte sie auf den Altar und versetzte sich dann in Trance, um die große Mutter zu rufen. Auch für eine Dämonin wie sie, war das nichts alltägliches. Und ob die Göttin antwortete, blieb ganz ihr überlassen.

Absolut bewegungslos hockte Na-Ri da, während die letzte Kerze im Tempel langsam erlosch. Doch durch ein Fenster fiel der Mondschein und zauberten ihr neun silbrig leuchtende Schwänze, welche nervös zuckten.

„Sturmgeborene, du möchtest mich sprechen?"

In den jenseitigen Gedankenbildern formte sich ihr wahrer Name, den kein Mensch auszusprechen in der Lage war. Sie war erhört worden.

„O göttliche Mutter, ich freue mich, von euch zu hören. Eure Aufmerksamkeit erfreut mein Herz!"

Mutter legte viel Wert auf gute Manieren und höfliche Formen.

„Nun, Tochter des Windes, was liegt dir auf dem Herzen, dass du es riskierst, mich zu stören?"

Und sie war direkt wie immer. Nun, als Großmutter der Götter brauchte sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

„O Göttliche, Größte, Herrliche, ich habe hier ein geringes Problem, und wollte mich nur vergewissern, bei dessen Beseitigung nicht euren Unwillen zu erregen!"

Na-Ri bleckte sich die Zähne. Die kurze Zustimmung von Mutter schien ihr nun, da sie es ausgesprochen hatte eigentlich sicher. Sie würde De-Yong gleich am nächsten Morgen zerfleischen, sobald er aus dem Haus trat. Und dann würde sie Cham hinfortblasen, mitsamt seinem ganzen verdammten Wald!

„Ah, du meinst den sterblichen Partner, welchen du an dich gebunden hast?"

Das Gedankenbild, was Na-Ri empfing, enthielt ein kaum verstecktes Kichern. Na-Ri begann einen Knoten im Bauch zu spüren: NEIN!

Sie riss sich zusammen und formte eine möglichst unverfängliche Antwort.

„Ah, Größte, Weiseste und Älteste, wie konnte ich nur annehmen, dass dir solches entginge. Dann stimmst du mir sicher zu, dass diese Verbindung unangemessen, unbedeutend und problemlos wieder zu lösen ist."

„Aber natürlich Tochter. Handele nach Gutdünken, du weißt, ich lass dir gerne deinen freien Willen!"

Na-Ri atmete auf. De-Yong war jetzt nur noch Frühstück für sie!

„Das wird dich allerdings drei Schwänze kosten!"

„WAS?"

Der Schwanz einer Kumiho war kein sinnloses Anhängsel, es war ein Fokus ihrer Kraft. Jeder Schwanz multiplizierte ihre Kraft. Und alle zusammen banden die Perle. Das war ihr innerstes Wesen. Verlor sie ihre Schwänze, wurde sie zum Menschen, sogar sterblich, wenn überdies ihre Perle vernichtet würde. Es gab keine passende Beschreibung dafür, wie eine Kumiho sich fühlte, wenn sie auch nur einen ihrer Schwänze verlor. Schmerz traf es nicht annähernd.

Natürlich konnte einer Kumiho ihre Schwänze zurückgegeben werden, doch dazu bedurfte es schon sehr viel göttlichen Wohlwollens. Es hatte 150 Jahre gedauert, nur einen Einzigen wiederzuerhalten.

„Oh Größte und Weiseste, das kann doch nur ein Scherz sein?"

„Es ist deine Entscheidung, meine Tochter. Nun erfordern andere Geschehnisse meine Aufmerksamkeit. Es war schön, mit dir mal wieder zu plaudern."

Ohne Abschiedsgruß endete die Verbindung.

Als hätte nun auch die Göttin sie mit einem übel riechenden Sekret übergossen, saß Na-Ri da. Das durfte nicht wahr sein! Sie war an De-Yong gebunden?

In ihrer Wut begann sie sich zu verwandeln, fing sich jedoch gerade noch rechtzeitig, als sie ein warnendes Jucken im wachsenden Pelz bemerkte. Wie vermutet hatte das Zeug Auswirkungen auf sie. Es war zum Verzweifeln!

Wütend ergriff sie einen Kerzenständer und warf ihn quer durch den Tempel gegen eine Wand, die er allerdings, dank ihres starken Wurfs, mühelos durchbrach.

Na-Ri zuckte einen Moment lang zusammen, ließ dann jedoch ihre Wut wieder Oberhand gewinnen. Wenn Mutter sie jetzt dafür auch noch bestrafen würde, dann sollte es eben so sein. Schlimmer konnte es ja kaum kommen.

Innerlich krümmte sie sich bereits zusammen, die Verstümmelung erwartend.

Doch zu ihrer Überraschung blieb die Strafe diesmal aus.

Offensichtlich empfand Mutter das Zerstören einer Tempelwand als nicht so schlimm, wie wenn gegen die Wand gepinkelt wurde.

Langsam wich die blanke Wut und Na-Ris Verstand setzte wieder ein.

Na gut, sie durfte ihn nicht umbringen, und auch nicht die Perle von ihm zurückfordern.

Aber es herrschte Krieg und De-Yong war Soldat.

Mutter hatte nicht gesagt, dass De-Yong nicht sterben durfte!

Das Grinsen in Na-Ris menschlichen Antlitz war weder freundlich noch menschlich. Und niemand, dem so ein Grinsen je gegolten hatte, lebte noch.

* * *

Als De-Yong zusammen mit dem Mönch, und mit angehaltenem Atem, am nächsten Morgen den Tempel betrat, schlief Na-Ri friedlich zusammengerollt, inmitten eines Chaos aus zertrümmerten Möbeln und anderem Inventar, vor dem Altar der Göttin.

Sowohl De-Yong als auch der Mönch hatten eine nahezu schlaflose Nacht gehabt. Ängstlich hatten sie vom Wohnhaus aus das Toben der Kumiho belauscht, und gebetet, dass die Schutzzauber um das Wohnhaus reichen mögen. Als zum Morgen hin endlich wieder Stille eintrat, kamen sie zum Schluss, dass sie die Nacht wohl überleben würden. Und vermutlich auch darüber hinaus. Denn, wenn Na-Ri so wütend geworden war, hieß das ja wohl, dass sie ihren Willen nicht bekam. So hatten sie sich nun in den Tempel getraut.

Der Mönch war entsetzt über die Verwüstung im Innenraum und das Loch in der hübsch bemalten Holzwand, wagte aber nicht laut zu schimpfen, jetzt da er wusste, womit er es hier zu tun hatte.

So leise sie auch gewesen waren, sofort sprang Na-Ri auf und starrte sie kampfbereit an. Der Anblick erschreckte die beiden so sehr, dass sie vergaßen, die Luft weiter anzuhalten.

Fluchtartig mussten sie den Tempel verlassen.

„Ich fürchte, du musst den Tempel einige Tage für Pilger schließen. Und vor allem gut auslüften!", bemerkte De-Yong hustend, als sie draußen frische Luft einatmeten.

Ebenfalls nach frischer Luft ringend, betrachtete der Mönch das Loch in der Tempelwand. Entschlossen wandte er sich an De-Yong:

„Ich gebe euch ein gutes, reichhaltiges Frühstück, versorge euch für einige Tage mit Lebensmitteln, und allem was ihr sonst benötigt und ich zur Verfügung stellen kann. Aber ich hätte eine Bitte dafür an dich: Sucht diesen Tempel niemals wieder auf!"

De-Yong sah wie Na-Ri, wieder in bezaubernder Menschengestalt und einem scheinbar freundlichen Lächeln aus dem Tempel kam.

„Wenn ich diesen Tag überhaupt überlebe, einverstanden!", nickte er.

Auf der Spur

Taka Miyahara war unzufrieden. Statt weiter mit der Armee vorzurücken, Ruhm zu ernten und Kriegsbeute zu machen, hatte er stattdessen den Befehl erhalten, einen desertierten, feindlichen Offizier zu jagen.

Doch so sinnlos er es persönlich auch empfand, der Befehl seines Daimyos war nicht nur zu befolgen, sondern er hatte alles zu unternehmen, um Erfolg zu haben. Versagen stand nicht zur Debatte.

Immerhin verfügte er über weitreichende Vollmachten. Er war weisungsbefugt und konnte notfalls sogar beliebig Samurai rekrutieren. Doch vorerst würden seine 50 Krieger reichen. Sie waren alle Samurai und beritten. Außerdem genauso sauer wie er, nicht an dem Feldzug weiter teilnehmen zu können.

Seine erste Handlung war, die Beschreibung der Flüchtigen unverzüglich vervielfältigen zu lassen, und von seinen Männern zu allen Abteilungen und Posten bringen zu lassen. Außerdem versprach er Belohnungen für Hinweise und fügte aus eigener Tasche ein Kopfgeld hinzu. Gier konnte oftmals mehr erreichen als ganze Armeen.

Doch er wäre nicht für diese Aufgabe ausgewählt worden, wenn er es dabei belassen hätte. Nicht warten, sondern jagen war seine Spezialität. Sein Name bedeutete Falke, und das entsprach auch seinem Wesen. Wie ein Raubvogel würde er den Feind aufspüren und erlegen.

Grübelnd stand er vor einer groben Karte Koreas. Mit einer kleinen Figur hatte er die ungefähre Stelle des Überfalls markiert. Von dort aus konnten die Flüchtigen in alle Richtungen entkommen sein. Möglich, dass sie auf den Weg in die Hauptstadt waren. Dann würden sie die japanischen Truppen umgehen müssen. Eine andere Möglichkeit war, dass sie nach Süden, in den noch freien Teil gezogen waren, um sich zur koreanischen Flotte durchzuschlagen.

Aber ein Detail hatte Takas Aufmerksamkeit geweckt: Die Rüstung des Offiziers war blutverschmiert und zerrissen gewesen. Also hatte er an einer Schlacht teilgenommen. Und die einzige Schlacht in den Tagen zuvor war dort gewesen. Mit einer weiteren Figur markierte er die kleine Flussfestung.

Verband er die beiden Punkte, ergab sich eine ziemlich gerade Linie nach Norden.

Die Samurai hatten das Land praktisch in der Mitte durchtrennt. Würden die Flüchtigen in den Norden wollen, mussten sie den von Japanern kontrollierten Mittelteil durchqueren.

Mit dem Finger verlängerte Taka die Linie, bis sie auf das Flusstal traf. Sie würden über den, von den Samurai kontrollierten Fluss müssen.

Unwahrscheinlich, dass sie es über die einzige Brücke versuchen würden. Allerdings gab es unzählige Fischerboote, die sie heimlich übersetzen konnten.

Ärgerlich wandte er sich ab. So ein ins Blaue raten, führte zu nichts. Genauso gut könnten die Flüchtigen jetzt auch irgendwo im Dorf des Offiziers sitzen, und das Ende des Krieges abwarten. Er brauchte einen Hinweis. Einer würde reichen, dann würde die Jagd beginnen!

Draußen vernahm er Stimmen. Der Posten befragte jemanden.

Der Kopf des Kriegers schaute durch die Tür.

„Miyahara San, der Priester ist da!", vermeldete er.

Taka winkte, dass er hereindurfte, und setzte sich auf seinen Hocker.

Der Priester betrat den Raum und neigte kurz seinen Kopf. Er musste sich nicht vor Taka verneigen, denn er war wenigstens gleichrangig.

Taka nickte zurück und deutete auf ein Hocker ihm gegenüber.

„Ihr seid also Ichimaru, der Geisterjäger?", begann Taka. „Hattet ihr es jemals mit einem Fuchsgeist zu tun?"

* * *

Na-Ri brachte De-Yong an diesen Morgen nicht um. Nach ihrem unbändigen Zorn auf Samshin, De-Yong, und nicht zuletzt auf sich selbst, hatte sie sich wieder beruhigt. Ihre angerichtete Verwüstung im Tempel beachtete sie nicht weiter. Der Mönch würde es zweifellos wieder in Ordnung bringen. Da Samshin sie nicht dafür bestraft hatte, spielte es keine Rolle.

Als sie ins Freie trat, setzte sie daher ein Lächeln auf, um die Männer nicht zu erschrecken. Was allerdings nicht wirklich gut gelang. Beide blickten sie ängstlich an.

Achselzucken beendete sie den Versuch.

„Ich habe beschlossen, dass die Verbindung zwischen mir und De-Yong fernhin bestand hat. Er darf weiter Hüter meiner Perle und Träger meiner Kraft sein!", erklärte sie generös.

„Allerdings nur so lange er alle Bedingungen unseres Paktes erfüllt und den mir zukommenden Respekt erweist!", schränkte sie gleich noch ein.

De-Yong nickte, sichtlich erleichtert.

„Vielen Dank, Na-Ri. Ich fühle mich geehrt und werde dir mit Freuden mein Wissen vermitteln."

„Gut, nun wo das geklärt ist, lass uns was essen und uns dann wieder vereinigen. Meine Kraft schwindet!", versuchte sie zur routine zurückzukehren.

„Na-Ri, das geht nicht. Oder besser noch immer nicht!", widersprach De-Yong.

„Der üble Geruch haftet dir noch immer an. Das kann ich nicht!"

Erschrocken weiteten sich Na-Ris Augen. Sie stank noch immer? Das konnte nicht sein, sie roch nichts. Garnichts! Sofort begann sie zunächst ihre Arme abzuschnuppern, dann verrenkte sie sich und roch an allen Körperstellen, die sie erreichen konnte. Dann hob sie die Nase in den Wind und schnupperte.

Nichts, sie roch überhaupt nichts! Verwirrt rannte sie zum Abtritt und roch an der Rückseite des Schuppens. Dann hinüber zum Vorratslager. NICHTS!

Erstaunt sahen De-Yong und der Mönch dem Schauspiel zu und blickten sich dann kurz verständnislos an.

„Was ist, Na-Ri?", wagte De-Yong schließlich, vorsichtig zu fragen.

„Er ist weg!", antwortete Na-Ri mit verzweifelter Stimme.

„Was ist weg? Der Gestank jedenfalls nicht, das kann ich dir versichern!"

Der Mönch nickte, De-Yongs Worte bestätigend.

Erneut liefen Tränen über Na-Ris Gesicht.

„Meinen Geruchssinn! Ich kann überhaupt nichts mehr riechen!"

„Oh."

Im Moment sah De-Yong überhaupt kein Grund, weshalb Na-Ri deshalb unglücklich sein sollte. Im Gegenteil, mit Freude hätte auch er gerne seinen Geruchssinn abgegeben. Zumindest derzeit.

„Kommt das oft vor?"

„Noch nie!", fauchte sie wutentbrannt zur Antwort, sah dann jedoch gleich wieder unglücklich drein.

Ihr Blick fiel auf den verwüsteten Tempel. Samshin legte wirklich großen Wert auf gute Manieren - und zügige Bestrafungen.

Deprimiert hockte Na-Ri sich hin, und ließ ihrem Selbstmitleid freien Lauf.

„Nun, ich denke, ihr solltet jetzt zumindest gut Frühstücken!", schlug der Mönch vor. „Ihr wollt ja sicher bald aufbrechen! Für die Kumiho werde ich etwas hier heraus bringen. Nicht nötig, dass sie mein unwürdiges Heim betritt!"

Tatsächlich war es schon beinahe Mittag, als Na-Ri und De-Yong endlich den Tempel verließen.

Der Mönch hatte Wort gehalten und sie mit dem Nötigsten ausgestattet. Auf seinen Rücken trug De-Yong nun das zwei Schritt hohe Tragegestell eines reisenden Händlers, in welchen er die Waffen eingepackt hatte. Sobald er oben das Tuch zurückschlug, konnte er mit einem einzigen Griff das Schwert ergreifen und ziehen. Alldings nur, wenn er das Gestell abgesetzt und schräg gestellt hatte.

Zur Tarnung baumelten überall am Gestell Kalebassen, die mit verschiedenen Kräutern gefüllt waren, welche der Mönch zur Herstellung von Medizin und zur Zubereitung von Speisen gesammelt hatte.

De-Yong hatte sich aufmerksam erklären lassen, was für Kräuter das waren, und wofür sie benötigt wurden. Zum Glück war er der Schrift kundig, und konnte die Zeichen auch lesen, welche auf die Kalebassen gemalt waren.

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