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Kumiho Na-Ri 01

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„Äh, tu ich nicht, wirklich nicht. Es ist nur so, ich bin Soldat, wir sind im Krieg, und wenn du mich begleitest ... Was, wenn wir auf Samurai treffen und es zum Kampf kommt? Die sind gut im Köpfe abschlagen.", stotterte er.

Na-Ris Augen schienen ihn zu durchbohren.

„Mit mir zusammen wirst du keinen Samurai begegnen, solange ich es nicht will. Und wenn es zum Kampf kommt, mach dir nur um deinen Kopf Sorgen! Mich würde das Abtrennen meines Kopfes nicht umbringen, ist das jetzt klar?"

Unfähig zu antworten, nickte er nur.

Sie stand auf, drehte sich um und schritt zur improvisierten Hütte, wo eine weitere Tasche lag, welche ihm noch nicht aufgefallen war. Sie hockte sich hin, öffnete sie und entnahm ein Blätterpaket. Als er erkannte, was sie dort auswickelte, wurde er erneut bleich: Es war ein Herz, an welchem noch Stücke der Adern hingen, welche mit Schnüren zugebunden waren. Nun knotete sie eine auf, steckte sie sich in den Mund und drückte das Herz zusammen. Einige Tropfen Blut rannen aus ihrem Mund über ihr Kinn. Die ganze Zeit blickte sie ihn dabei an. Er begriff die Botschaft.

Als sie das Herz fertig ausgeschlürft hatte, warf sie es achtlos zwischen die Bäume und wischte sich mit dem Handrücken den blutigen Mund ab.

Sichtlich angewidert verzog sie ihr Gesicht.

„Kalt schmeckt es nicht so gut, wie warm und frisch."

De-Yong schluckte seinen Kloß im Hals hinunter.

„Musst du ständig Menschenblut trinken?"

Ihrer Miene war nichts zu entnehmen, als sie antwortete.

„Nein, aber es schmeckt mir am besten. Nur alle drei Monate muss ich einen Menschen wirklich aussaugen!"

Seine Frage hatte Na-Ri verärgert. Wie konnte er es wagen? Aber sie hatte im Laufe der letzten 1000 Jahre gelernt, wie sie sich beherrschen konnte.

Ihr den Kopf abzuschlagen brachte sie tatsächlich nicht um, machte sie jedoch bewegungsunfähig. Innerlich schauderte sie. Für eine Kumiho gab es fast nichts Schlimmeres, als dass ihr Kopf vom Körper abgetrennt würde. Abgesehen von den unbeschreiblichen Schmerzen, kam das Gefühl der Hilflosigkeit hinzu.

Das war eine der wenigen Methoden, mit denen Sterbliche einen Kumiho außer Gefecht setzen konnten: Den Kopf abtrennen und getrennt vom Körper zu verwahren. Würde der Kopf wieder an ihren Körper angesetzt, wäre er binnen Minuten wieder angewachsen.

Andere Körperteile wuchsen sofort nach. Ein abgeschlagener Arm war in einer Woche wieder vollständig. Selbst wenn nur ihre Perle übrig blieb, würde sich daherum wieder ein neuer Körper generieren. Zumindest, solange die nicht in einem Menschen steckte. Dann wurde es allerdings unappetitlich.

Den Kopf zu verlieren, war keine Erfahrung, welche eine Kumiho gerne machte. Und wehe dem Menschen, der so etwas tat. Jede Kumiho wäre verpflichtet, diese Tat zu rächen. Und zwar auf die möglichst grausamste Art.

Die Menschen hatten einmal sogar versucht sie zu verbrennen. Das war dann allerdings ihr Fehler gewesen. Ohne vorhandene Hülle generierte ihre Perle einfach eine neue. Und da die Perle nicht stofflich war, gab es auch kein Mittel, das irgendwie zu verhindern. Na-Ri war einfach beim nächsten Vollmond an der Stelle erschienen, wo sie verbrannt worden war. Und dann hatte sie die Verfolgung ihrer Mörder aufgenommen.

Einer, ja, der wäre ihr beinahe entkommen. Er war schlau gewesen, wurde zum Mönch und flüchtete in einen Tempel. Fast 40 Jahre hatte er ihn nicht verlassen, egal was Na-Ri tat, um ihn herauszulocken. Es war Na Baek-Hyun gewesen, welcher ihn aus dem sicheren Tempel entführt und ihn ihr ausgeliefert hatte. De-Yongs Ur-Urgroßvater. Zum Dank gab sie ihm das Schutzamulett, was unberechtigterweise nun De-Yong trug.

Sie hatte De-Yong angelogen, was den Geschmack von Menschenblut anging. Es schmeckte nicht besser oder schlechter als das von Schweinen. Aber sie brauchte die Lebensessenz von Menschen, mindestens einmal alle drei Monate. Und die war nur im Menschenblut zu finden. Das Herz eben war eine Aufführung gewesen. Sie hatte es eingepackt, nur um De-Yong bei passender Gelegenheit daran zu erinnern, was sie war. Sie hatte ihre Lektionen gelernt. Und er nun hoffentlich auch.

De-Yong saß inzwischen unentschlossen vor der Tasche mit den Reiskuchen. Einerseits plagte ihn Hunger, andererseits hatte er durch das eben Erlebte einen Knoten im Bauch. Schließlich siegte doch sein Magenknurren.

Es dauerte nicht lange, da hatte er zu seiner Überraschung alle Reiskuchen in der Tasche verdrückt. Na-Ri hatte inzwischen wieder unbeweglich in der Nähe gehockt und ihn beobachtet. Nun erhob sie sich, betont langsam.

„Fertig, können wir aufbrechen?"

Er nickte.

Zum zweiten Mal an diesem Tag zog er sich an. Sein Blick fiel auf die Kumiho.

„Warum machst du dich nicht fertig?"

„Was meinst du?"

„Na, warum ziehst du dich nicht an?"

„Ach, das meinst du. Nein, mache ich nicht."

De-Yong hielt mitten in seiner Bewegung inne, seine Rüstung umzuschnallen.

„Du kannst doch nicht nackt herumlaufen!"

„Wieso nackt? Ich habe doch Haut?"

„Was ist mit Dornen, Ästen, Schlangen? Du musst dich schützen!"

„Kratzer heilen schnell. Schlangen fürchte ich nicht. Aber Kleidung ist ein Gefängnis."

„Wieso Gefängnis?"

„Sie behindert meine Bewegungen, macht mich langsam, ist laut und scheuert auf der Haut. Außerdem fängt sie nach kurzer Zeit an unangenehm zu riechen. Auch das behindert mich."

Kopfschüttelnd zog De-Yong die letzten Schnallen seines Bambuspanzers mit den Bronzebeschlägen fest.

„Wenn wir zusammen unterwegs sind, benötigst du Kleidung. Wir werden anderen Menschen begegnen. Da kannst du nicht nackt sein."

„Ich werde ihnen ausweichen."

„Ausweichen? In der Stadt?"

„Ich betrete keine Städte."

„Ich schon! Ich dachte, du wolltest zum Tempel? Wir müssen durch Dörfer und Städte!"

Betroffen sah Na-Ri ihn an.

„Dann gehen wir eben nachts da durch!", beharrte sie wie ein trotziges Kind.

Natürlich wusste sie, dass es unmöglich war, ungesehen durch eine menschliche Stadt zu gehen. Zumindest in menschlicher Gestalt. Selbst nachts liefen da Wachen. Und durch die vielen Gerüche konnte sie überraschende Begegnungen nicht vermeiden.

„Auch wenn du unsterblich und übermenschlich stark bist, wenn du nackt durch eine Stadt läufst, erregt das aufsehen. Und ein Priester könnte dich bannen."

Das war in der Tat die Gefahr. Ein Bannspruch, und sie war für viele Jahre von einem Ort ausgeschlossen, wenn er von dem Richtigen, mit den richtigen Fähigkeiten ausgesprochen wurde. Und würde sie sich gar als Kumiho offenbaren, würden einige Priester anrücken.

‚Menschen hatten einfach zu viele Vorurteile gegen Kumihos', dachte Na-Ri. ‚Wir wollen doch auch nur leben, warum duldeten sie uns nicht einfach?'

Aber sie wusste, wann sie sich geschlagen geben musste.

„Wenn wir in die Nähe der Siedlung kommen, werde ich Kleidung anziehen. Zufrieden?"

De-Yong nickte. Mehr konnte er von ihr im Moment wohl nicht verlangen. Nur gut, dass sie zunächst doch nicht zu seiner Einheit aufbrachen. Da sah er noch ganz andere Probleme auf sie zukommen, wenn er die Verbindung mit der Kumiho im Tempel nicht lösen konnte.

Er steckte sein Schwert in den Gürtel, nahm die leere Tasche auf, in welcher die Reisküchlein gesteckt hatten, und sah sich um, ob noch etwas herumlag, was von ihm stammte. Doch da war nichts. Sein Gepäck hatte er in der Schlacht verloren, nun besaß er nur noch, was er am Leibe trug.

„Bereit, wir können los!"

Hindernislauf

„Also, wo müssen wir hin?", fragte Na-Ri.

„Nach Norden. Etwa sechs Tagesmärsche."

Nach einem Blick auf den Sonnenstand fügt De-Yong noch hinzu:

„Wir hätten früher aufbrechen sollen, es ist schon weit nach Mittag. Heute werden wir nicht mehr weit kommen!"

Die Dämonin hob die Tasche auf, aus welcher sie vorhin das Herz genommen hatte.

„Was ist in der Tasche? Noch ein Menschenherz, als Wegverpflegung?", wollte De-Yong wissen.

„Nichts, die Tasche ist leer. Aber sie kann noch nützlich sein. Wir müssen Samshin schließlich etwas mitbringen."

„Also möchtest du Samshin opfern?"

De-Yong wurde misstrauisch. Samshin, auch Göttergroßmutter genannt, war auch die Göttin der Fruchtbarkeit und des Kindersegens.

Weshalb musste die Kumiho dreimal am Tag mit ihm Sex haben? Wollte sie, dass er mit ihr Halbdämonen zeugte?

„Wen denn sonst? Sie ist die Mutter der Menschen und der Götter! Sie ist alles!"

Na-Ri war aufrichtig empört. Wussten denn die Menschen gar nichts mehr?

„Ich bin nur ihr verpflichtet, mit den anderen Göttern habe ich nichts zu tun. Wir mögen uns nicht besonders."

De-Yong bezweifelte das nicht. Dämonen und Götter standen nicht auf derselben Seite. Menschen und Dämonen allerdings üblicherweise auch nicht. Aber er war neugierig geworden.

„Hat Samshin dich erschaffen?"

Bedrohlich begannen die Augen der Dämonin wieder zu leuchten.

„Übertreibe es nicht, De-Yong! Du bist jetzt mein Freund, aber das bedeutet nicht, dass du alles über mich und meine Schwestern wissen musst. Nun lass uns los. Du sagtest nach Norden. Wohin genau?"

„Panyio. Zum gleichnamigen Berg."

Na-Ri runzelte die Stirn. Sie kannte den Tempel. Eigentlich hätte sie gleich darauf kommen müssen. Aber es gab da ein Problem, es war der Bezirk eines Dokkaebi. Nicht, dass sie diesen Waldschrat wirklich fürchten musste, aber sie mochten sich nicht besonders. Er verfügte allerdings über einige unangenehme Kräfte. Sie würde sich etwas einfallen lassen müssen, um an ihm vorbei zu kommen. War das De-Yong bekannt gewesen, wollte er sie in eine Falle locken?

Immerhin war es nicht so weit, wie er behauptet hatte.

„Weshalb meintest du, dass wir sechs Tage dorthin benötigen würden? Der ist keine zwei entfernt!"

„Drei Tage zu Pferd, wenigstens. Haben wir Pferde, kannst du reiten?"

Wie ein Sack über den Rücken eines Pferdes hängend? Füchse ritten nicht auf Pferden. Wozu auch? Bei der Vorstellung verzog Na-Ri angewidert ihr Gesicht.

„Nein, wir werden laufen. Und wir werden übermorgen da sein."

„Das, o Mächtige mag ja für Kumihos gelten, aber ich bin nur ein Mensch. So schnell bin ich nicht!"

Ja, auch mit ihrer Perle in sich hatte er nicht ihre Kraft und Schnelligkeit. Sie korrigierte ihre Zeiteinschätzung.

„Du hast recht, mit dir wird es etwas länger dauern. Also los, folge mir!"

Ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen, rannte sie los.

Ihr plötzliches Loslaufen hatte De-Yong überrascht. Noch ehe er sich gefasst hatte, war sie schon zwischen den Bäumen verschwunden. Sofort sputete er sich, ihr zu folgen.

„Warte, ich bin doch nicht so schnell!"

Ein helles Lachen wies ihn den Weg.

„Dann musst du es werden, De-Yong! Nun lauf, als sei der Tiger hinter dir her!"

Genau dort, wo sie im Dschungel verschwunden war, rannte auch er in den Wald. Natürlich war er davon ausgegangen, dass dort ein Pfad verlief, sonst hätte sie ja nicht so schnell verschwinden können. Doch da war keiner.

Dichter Bewuchs ermöglichten ihm nur wenige Schritte freie Sicht. Von ungehinderter Bewegung ganz zu Schweigen. Verzweifelt blieb er stehen.

„Wo bist du, Na-Ri? Ich seh dich nicht mehr, und hier ist kein Pfad!"

„Natürlich ist hier ein Pfad. Mach deine Augen auf, du Dummerchen!"

Na-Ris amüsierte Stimme war dicht an seinen Ohren. Erschrocken drehte er sich zu ihr um.

Absolut lautlos trat sie hinter dem Baum neben ihm hervor.

„Ich werde ganz langsam gehen, und du folgst mir einfach. Wenn du dich an das Tempo gewöhnt hast, können wir schneller werden. Oder hast du erwartet, dass ich dich trage?"

„Nein, natürlich nicht. Aber ohne Weg kann ich nicht durch den Dschungel laufen. Ich muss mir einen Pfad schlagen. Menschen können nicht fliegen!"

„Das musst du auch nicht. Öffne einfach deine Augen. Siehst du den Pfad da nicht?"

De-Yong blickte verwirrt in die Richtung, in welche sie zeigte.

„Meinst du etwa die Kaninchenspur?"

„Das ist doch keine Kaninchenspur. Das ist der Pfad eines Vampirhirsches. Und weiter hinten werden wir auf einen Elefantenpfad stoßen. Den solltest selbst du erkennen!"

Sie ergriff seine Hand und zog ihn hinter sich her.

Verdattert ließ er sich von ihr führen.

Na-Ri schlug einen schnellen Schritt an, und De-Yong bemühte sich, ihr entsprechend zu folgen. Sie hatte ja recht, es war ein gangbarer Pfad. Aber ohne sie hätte er ihn wohl niemals entdeckt.

Der Pfad war stellenweise von Blättern und Ästen verdeckt, und wenn sie nicht voraus gegangen wäre, hätte er sich schon nach wenigen 100 Schritten heillos verirrt.

Nach einigen Schritten hatte sie seine Hand losgelassen, sah sich aber immer wieder zu ihm um, wenn er etwas zurückblieb, allerdings ohne ihr Tempo zu verringern.

Es erforderte seine ganze Aufmerksamkeit, ihr sowohl so schnell zu folgen, als auch gleichzeitig darauf zu achten, wo er hintrat, damit er nicht stolperte und stürzte. Und im Gegensatz zu ihren, waren seine Schritte laut.

„Kannst du dich bitte bemühen, nicht so laut herumzutrampeln?", fauchte Na-Ri ihn denn auch nach einiger Zeit an.

„Du verschreckst den halben Wald. Und noch schlimmer: Du weckst die Aufmerksamkeit der anderen Hälfte!"

„Ich dachte, Kumihos müssen nichts fürchten?"

„Müssen wir auch nicht. Du aber schon. Hier leben Tiger!"

Erschrocken sah De-Yong sich um und griff instinktiv zu seinem Schwert.

Doch die Kumiho lachte, als hätte sie einen Scherz gemacht.

„Lass dein Schwert stecken. Solange du bei mir bist, wird dich kein Tiger anfallen. Aber trotzdem: Wenn du so laut bist, kann ich die Stimmen des Waldes nicht hören. Und ich muss wissen, was vor uns liegt. Also tritt gefälligst leiser auf. Wenn du das in deinen Stiefeln nicht kannst, dann zieh sie aus und laufe Barfuß, so wie ich."

„Hier gibt es Schlangen, ich kann nicht barfuß laufen!"

„Dann pass einfach auf, nicht auf eine zu treten. Die betrachten dich nicht als Beute, die wollen nur ihre Ruhe vor dir!"

„Ich sehe die doch nicht einmal, wenn die zwischen den Blättern lauern!", maulte De-Yong.

So unvermittelt blieb Na-Ri stehen, dass er beinahe in sie rein gelaufen wäre.

Sie hatte ihren Kopf in den Nacken gereckt und atmete auffällig durch ihre Nase, als würde sie wie ein Hund etwas wittern.

„Was ist?"

„Still!", zischte sie. „Samurai!"

Sie bückte sich und schlich langsam weiter.

Einen Moment unschlüssig, was sie vorhatte, folgte er ihr schließlich auf gleiche Weise, seine Hand ständig am Schwertgriff.

So leise es ihm möglich war, schlich er hinter der Dämonin her. Sie machte nicht das allergeringste Geräusch, was absolut unheimlich war. Das Knarzen seiner Rüstung, das Rascheln seiner Kleidung, selbst seine mit aller Vorsicht auf den Boden aufsetzenden Stiefel, klangen dagegen laut in seinen Ohren. Doch Na-Ri störte sich im Moment nicht daran. Ihre ganze Konzentration schien nach vorne gerichtet.

Nach etwa 150 Schritten hielt sie an und blieb hinter einem umgefallenen Baumstamm hocken, wo sie sich klein machte und den Kopf einzog. Nun erst sah sie sich zu ihm um und winkte ihn ungeduldig heran, ihn andeutend, dass er vorsichtig und ganz geduckt näherzukommen hatte.

Er ließ sich auf alle Viere nieder und krabbelte zu ihr hin. Dann erhob er sich, und spähte vorsichtig über den Rand des Baumstammes.

In einigen Schritt Entfernung erkannte er ein Lagerfeuer. Daherum hockten einige feindliche Krieger. Der Weg war blockiert.

Er duckte sich erneut und blickte die Kumiho an.

„Was machen wir jetzt?", flüsterte er kaum hörbar.

„Es sind doch nur fünf. Wir werden sie töten. Folge mir, sobald ich loslege."

Ihre Stimme war ebenso leise wie seine gewesen. Und außerdem klang sie so gleichgültig, als hätte sie davon gesprochen, eine Blume zu pflücken.

De-Yong musste schlucken. Immer wieder vergaß er, dass im Körper dieses wunderschönen, nackten Mädchens ein Dämon steckte.

Noch bevor er etwas erwidern konnte, stand sie auch schon auf und hüpfte über den Baumstamm.

Erschrocken hob er seinen Kopf und blickte vorsichtig über den Stamm schauend hinter ihr her. Erwartete sie, dass er ihr helfen würde? Er hatte bereits gegen Samurai gekämpft. Und hatte verloren. Sie waren äußerst fähige Schwertkämpfer, mit denen er sich kaum messen konnte.

Innerlich begann er zu fluchen. Warum noch mal, hatte er sich mit ihr eingelassen?

Yoshimoto war gerade dabei, sein großes Geschäft hinter einem umgestürzten Baum, etwas abseits des Lagerplatzes zu verrichten, als er den alarmierten Ausruf seines Offiziers hörte. Vorsichtig hob er sich etwas hoch und blickte zum etwa 15 Schritt entfernten Lagerplatz.

Nun meinte er seinen Augen nicht zu trauen. Die wunderschönste Frau, welche er jemals gesehen hatte, stand mitten zwischen seinen Kameraden. Die hatten erstaunt ihre Hände an ihre Waffen gelegt, aber sie nicht gezogen. Kein Wunder, denn von dieser Frau ging offensichtlich keine Gefahr aus.

Freundlich lächelnd stand sie unbewaffnet vor den Kriegern, und dabei völlig nackt.

„Wer bist du?", hörte Yoshimoto seinen Kommandanten fragen. „Warum schleichst du hier nackt durch den Wald?"

Die junge Frau legte ihren Kopf schief. Offensichtlich hatte sie verstanden, was Oda gesagt hatte, denn sie antwortete ihm. Allerdings bezweifelte Yoshimoto, dass sein Kommandant ihre Worte verstand. Denn sie antwortete auf Koreanisch, und außer ihm, verstand das niemand von den Anderen. Schließlich war er der Dolmetscher.

„Einige wenige Menschen nannten mich in der alten Sprache Yui Nu-Ri, was in etwa Erste Göttin des Windes bedeutet. Doch davon gab es nur wenige im Laufe der Zeit.

Wenn ich heute unter Menschen wandele, nenne ich mich Kim Na-Ri, was Lillie oder auch stark bedeutet.

Meinen wahren Namen allerdings kennt ihr Menschen nicht, denn er ist für euch nahezu unaussprechlich.

Obwohl ich nur das Aussehen einer etwa 20-Jahre jungen Frau habe, bin ich viel älter. Sogar sehr viel älter als alle Menschen jemals werden könnten.

Denn ich bin ein Kumiho, ein Fuchsdämon.

Im Grunde bin ich sogar Die Kumiho, mächtigste und erste aller Kumihos in dieser Sphäre.

Ich bin unsterblich, ausgestattet mit Kräften, die ihr Menschen weder begreifen noch beherrschen könnt, leider aber auch angewiesen auf euer Blut.

Habe ich deine Neugier befriedigt?"

Verwirrt blickten die Samurai sich an. Sie hatten nichts verstanden, außer offensichtlich Oda. Schneller als Yoshimoto blicken konnte, zog er sein Schwert und hielt es vor sich auf die Frau gerichtet.

„Sie hat Kumiho gesagt. Ergreift eure Waffen! Wo ist Yoshimoto? Er soll gefälligst richtig übersetzen. Ich will hier keine Frau wegen eines Missverständnisses umbringen."

Yoshimoto war bleich geworden. Sein Kommandant hatte absolut richtig verstanden, sie hatte sich als Fuchsdämon bezeichnet. Was sollte er nun tun? Die anderen warnen? Die hatten schon ihre Waffen ergriffen. Am besten wartete er erst einmal ab. Schließlich war er kein Samurai, sondern nur Schreiber.

„Oh, gut du hast mich verstanden!", lächelte die Frau, welche sich als Kim Na-Ri vorgestellt hatte.

„Nun entschuldigt, dass ich euch fresse!"

Das Gesicht der Frau veränderte sich. Ihr Mund stülpte sich zu einer spitzen Schnauze vor, ihre Ohren wurden länger und neun Schwänze erschienen hinter ihr am Leib.

Yoshimoto biss sich in seine Faust, um nicht vor Schreck aufzuschreien. Die Samurai wichen zurück.

„De-Yong, pass auf, dass keiner wegläuft!", rief das Wesen. Dann brach die Hölle los.

Wie er entkommen war, wusste er nicht mehr. Das Einzige woran Yoshimoto sich erinnerte war, dass er plötzlich orientierungslos durch den Wald rannte, seine Kleidung besudelt durch seine eigenen Ausscheidungen.

Immer wieder brachen die schrecklichen Bilder durch, sorgten dafür, dass er panisch weiter lief. Weg, nur weg von diesem Wesen!

Die Waffenkunst seiner Kameraden hatte nichts genutzt. Geradezu spielerisch war die Dämonin den Hieben ausgewichen, hatte ihre tödlichen Fangzähne nacheinander in die Hälse der Männer geschlagen. Nur einer starb einen gnädigen Tod.