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Kumiho Na-Ri 01

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„Die stinkt!"

Verwundert roch De-Yong an dem für Na-Ri bestimmten Kleid. Er nahm einen leichten Blumengeruch wahr.

„Die stinkt doch nicht. Die riecht ganz sauber. Und überdies haben sie sogar Yasmin in der Kleidung eingeschlagen, damit sie duftet."

„Sage ich doch: Sie stinkt!"

De-Yong wurde ungehalten.

„Keine Widerrede, Frau: Du ziehst das jetzt an!"

Verblüfft riss Na-Ri ihre Augen auf. So hatte noch niemand gewagt mit ihr zu sprechen. Zumindest niemand, der es nicht sehr bald bitter bereut hätte. Unwillkürlich bildeten sich ihre Fangzähne. Das würde er bereuen! Dann fiel ihr Blick auf seinen Anhänger, welchen er deutlich sichtbar über der Kleidung trug. Wie ein Wasserguss traf es sie. Genausoschnell, wie die Zähne erschienen waren, verschwanden sie wieder.

Verwirrt starrte sie ihn an. Sie sah aus wie ein Tiger, der einen Bauern anspringen wollte, und stattdessen mit nem Stock einen über die Schnauze gezogen bekam.

De-Yong hatte die Dämonin bewusst provoziert. Wie er es erwartet hatte: Sie konnte ihm nichts antun. Die ganzen letzten zwei Stunden hatte er überlegt, wie er Gewissheit erlangen konnte. Natürlich hatte er nun mit seinem Leben gespielt, doch wenn er keinen Schutz vor ihr hatte, konnte sie ihn jederzeit umbringen, sobald sie ihm überdrüssig war. Nun hatte er den Beweis.

Weiter wollte er sie aber nicht provozieren. Sie mochte ihn wohl nicht umbringen können, könnte ihn aber womöglich anders schaden.

„Verzeih mir bitte, Na-Ri. Ich redete zu dir, wie zu meinem Eheweib. Wegen deiner Schönheit vergaß ich wieder einmal, dass du kein Mensch bist. Doch ich meine es wirklich gut. Zieh die Kleidung an, denn das wird unser unbemerktes Fortkommen erleichtern."

Mit einem Mal erlosch das dämonische Leuchten ihrer Augen und ihr Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu überrascht.

„Eheweib? Du betrachtest mich als dein Eheweib?"

„Ähm ...", De-Yong wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

Mit einer schnellen Bewegung entriss sie ihm die Kleider.

„Ist gut, ich ziehe sie an!", fauchte sie.

Überrascht zog De-Yong die Augenbrauen hoch. Was hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten?

Nachdenklich sah er zu, wie sich die Dämonin in die Kleidung kämpfte. Dann beschloss er, das als eine der seltsamen Launen der Dämonin abzutun.

Achselzuckend zog auch er sich um. Wenn sie auf feindliche Patrouillen stießen, war es nicht gut, in blutiger und von Schwertern zerschnittener Kleidung angetroffen zu werden. Die einfache Tracht eines Bauern wäre viel unauffälliger, als seine Offizierskleidung, von der Rüstung ganz zu schweigen.

* * *

„Ich hatte doch gesagt: Sie kratzt!"

„Das ist Seide, die kratzt nicht!"

„Und sie ist eng!"

„Die ist weit. Du kannst dich doch darin bewegen."

Na-Ri gingen die Argumente aus.

„Es steht mir nicht!"

„Du siehst umwerfend darin aus!", versicherte De-Yong.

„De-Yong?"

„Was denn noch?"

Verärgert sah er sich zu ihr um. Sie waren gerade auf dem Weg durch die Felder zum Fluss. Seine Rüstung hatte er leider zurücklassen müssen, aber die Waffen hatte er in eine Strohmatte gewickelt und so notdürftig verborgen. An einer Schnur trug er sie über der Schulter.

„Wusstest du, dass dies ein Brautkleid ist?"

Wie gegen eine Wand gelaufen blieb er stehen und drehte sich vollends um. Nur die Reflexe eines Kumihos verhinderten, dass Na-Ri in ihn hineinlief.

„Ein Brautkleid?"

Verwirrt betrachtete er die Sachen. Tatsächlich. Warum war ihm das nicht gleich aufgefallen? Nun, er hatte keine einfache Bauernkleidung für Na-Ri haben wollen. Da hat der Bauer wohl nur noch das Brautkleid zur Auswahl gehabt.

„Was anderes hatte der Verkäufer für dich nicht. Oder wolltest du als Bäuerin herumlaufen?"

Zu seiner Überraschung begann Na-Ri zu lächeln. Und was für ein Lächeln! Es war, als würde an einem trüben Tag die Sonne aufgehen! Wann immer Na-Ri bisher gelächelt hatte, war es ein Verziehen der Mundwinkel gewesen, ein Muskelzucken. Doch nun erreichte die Freude zum ersten Mal auch ihre Augen.

Sein Mund klappte auf und seine Knie wurden seltsam weich. Sie sah so wunderschön aus, wenn sie lächelte. So wunderbar, überirdisch schön ...

„... verheiratet!", bekam er gerade noch mit.

Wie aus einem Traum erwacht, schüttelte er seinen Kopf.

„Also sind wir jetzt richtig verheiratet?", wiederholte Na-Ri und drehte sich etwas hin und her. „Wir sind Mann und Frau!"

Es war wie eine eiskalte Dusche für De-Yong. Verheiratet mit einer Dämonin? Das ging nicht, er hatte bereits eine Frau! Aber zugleich war das eine gute Idee. Damit hatten sie eine Erklärung, weshalb sie unterwegs waren.

Um der Wirkung ihres Lächelns zu entgehen, nahm er seine ganze Selbstbeherrschung zusammen, und drehte sich wieder um.

„Ja, wir werden als Mann und Frau reisen. Wir sind frisch verheiratet, und ich stelle dich meinen Eltern vor. Damit wird die Neugier der Leute, weshalb wir in Zeiten des Krieges reisen, ausreichend befriedigt sein. Nun komm!"

De-Yong blinzelte und versuchte, das Bild des lächelnden Mädchens, wieder durch das Bild des mordenden Dämons zu überdecken. So lächelnd war sie noch viel erschreckender.

„Na-Ri?"

„Ja?"

„Bitte höre auf zu lächeln. Du verzauberst damit die Männer!"

Na-Ris Lächeln wurde noch eine Spur heller. Zum Glück sah es De-Yong nicht, er hatte auch so schon wieder einen schmerzhaften Ständer.

Na-Ri befolgte De-Yongs Anweisung und bemühte sich, nicht mehr zu lächeln. Doch noch immer leuchteten ihre Augen vor Freude: Sie war eine Braut! Eine echte, menschliche Braut! In tausend Jahren hatte sie noch nie jemand zu seiner Braut erklärt. Damit könnte sie den Fluch brechen!

Und nun wollte er sie seinen Eltern vorstellen!

So in Gedanken versunken hatte sie überhaupt nicht bemerkt, dass sie durch das Dorf gelaufen waren. Zu spät drang ihr der Geruch von Samurai in die Nase.

Sie liefen genau in eine Patrouille.

„Halt!", rief einer der Samurai.

„Wer seid ihr, und wo wollt ihr hin?"

Sein Koreanisch war schlecht, aber verständlich.

De-Yong hatte sich als Erstes von seiner Überraschung erholt. Er verbeugte sich tief und zog Na-Ri an der Hand hinterher, damit sie seinem Beispiel folgte.

„Ich bin Na De-Yong und mit meiner Braut unterwegs nach Norden, um sie meinen Eltern vorzustellen!"

Na-ri hatte sich nicht verbeugt, sondern stand verwirrt auf der Straße. Was sollte sie tun? Es waren drei Samurai. Zwei zu Fuß, einer etwas weiter hinten zu Pferd. Er hatte sichtlich Mühe, sein Pferd zu kontrollieren, was sehr unruhig tänzelte. Kein Wunder, es roch die wahre Natur des Kumihos vor sich.

Die beiden Fußsoldaten starrten Na-Ri voller Bewunderung und Begehren an.

Der Dolmetscher klang neidisch.

„Das ist deine Braut? Warum riskierst du es, in solchen Zeiten mit ihr unterwegs zu sein?"

Plötzlich fiel sein Blick auf die Strohmatte.

„Was ist in deinem Paket?"

„Nur einige Sachen. Teile der Aussteuer.", log De-Yong schnell.

„Und warum trägt sie die nicht selbst? Zeig mal her!"

Um Zeit zu gewinnen, nickte De-Yong und nahm das Bündel langsam von der Schulter. Wenn er schnell genug war, konnte er sie vielleicht überraschen.

Vorsichtig legte er das Bündel auf die Straße und lockerte die Verschnürung.

„Habt ihr euch meine Braut richtig angesehen? Wer ließe so einer Frau was Schweres tragen?", versuchte er die Aufmerksamkeit von sich zu lenken. Wenn nur der Offizier zu Pferd nicht wäre.

Der stellte in diesem Moment eine Frage, und der Dolmetscher antwortete. Offensichtlich übersetzte er, was gerade alles gesagt wurde. Nun starrten alle drei Samurai Na-Ri an, die noch immer unschlüssig herum stand.

„Na-Ri, möchtest du dich nicht vor dem Offizier verbeugen? Er ist sicher ein wichtiger Mann!"

De-Yong drehte den Kopf zu Na-Ri und blinzelte mit seinem Auge. Doch die Dämonin stand noch immer untätig herum.

„Frau!", befahl De-Yong nun streng. „Geh zum Offizier und grüße ihn angemessen, wie du es auch schon bei den anderen Offizieren gestern getan hast!"

Nun schien sie zu verstehen.

Das Grinsen, was sie nun zeigte, war keinesfalls mit dem Lächeln von vorhin zu verwechseln, obwohl es freundlich schien. Doch De-Yong kannte nun den Unterschied. Innerlich schauderte es ihn erneut und er beeilte sich, den letzten Knoten zu öffnen.

Grazil schritt Na-Ri zwischen den beiden Fußsoldaten zum Offizier durch, dessen Pferd immer nervöser wurde. Laut fluchend schimpfte er offensichtlich das Tier aus.

Alle Blicke der Samurai waren auf Na-Ri gerichtet.

De-Yong rollte die Matte aus, ergriff das erbeutete Katana und zog es in einer einzigen, fließenden Bewegung. Noch im ersten Schwung trennte er den Kopf des Dolmetschers vom Körper. Sein Kamerad lebte nur zwei Sekunden länger, kam aber auch nicht mehr dazu, seine Waffe zu ziehen. Seine eigene Kraft und Schnelligkeit überraschten De-Yong dabei nicht weniger, als die Feinde.

Als er sich dem Offizier zuwandte, sah er nur noch dessen Pferd davon galoppieren. Der Mann lag mit aufgerissener Kehle am Boden, wo Na-Ri ihn aussaugte.

Angewidert drehte sich De-Yong weg, wischte das Schwert an der Kleidung eines der Toten sauber und steckte es zurück in die Scheide. Sie mussten hier weg, bevor die nächste Patrouille hier eintraf. Sollten sich doch die Bauern um die Leichen kümmern.

Sorgfältig verpackte er die Waffen neu. Die Leichen zu durchsuchen hatten sie aber keine Zeit, schon sah er neugierige Augen durch Türspalten und Fenster schauen.

„Na-Ri, hör auf zu essen, wir müssen schnell hier weg!"

Mit Blut verschmiertem Gesicht stand sie auf.

„Siehst du? Ich hatte doch gesagt, dass es besser ist, bis zur Nacht zu warten!"

Fluchend musste De-Yong sich eingestehen, dass sie recht gehabt hatte.

„Immerhin solltest zumindest du jetzt satt sein! Wisch dein Gesicht sauber und komm! ", knurrte er und setzte den Weg fort.

Mit dem Seidenhalstuch des Offiziers wischte Na-Ri ihr Gesicht sauber, während sie glücklich lächelnd hinter De-Yong herging. Offensichtlich mochte er sie!

* * *

Halbdämonen

Einen Fischer zu finden, der sie über den Fluss brachte, war nicht schwer gewesen.

De-Yong gab ihm eine Münze und sie beeilten sich, wieder den Wald zu erreichen. Seine Kleidung war nun erneut blutbefleckt. Die nächste Patrouille würden sie nicht so einfach überraschen können.

Um die Leichen der Soldaten machte De-Yong sich keine Sorgen. Die Dorfbewohner würden sie plündern und nackt in den Fluss werfen. Auch dass sie De-Yong verraten würden, war nicht zu befürchten.

Hoffentlich war der Weg vor ihnen nun frei. Für den Rückweg würde er sich etwas Überlegen.

Bald hatten sie das Tal verlassen und den Wald erreicht, welcher sie verbarg. Um weiteren unliebsame Begegnungen zu vermeiden, schlug De-Yong vor, wieder auf Tierpfade auszuweichen. Einen Moment lang zögernd, stimmte Na-Ri schließlich zu. Sie wählte, nach nicht allzulanger Zeit, einen vielversprechenden Pfad aus, den sie bis zu einer kleinen Lichtung folgten, wo sie anhielten. Sogleich begann sie, sich wieder aus ihrer Kleidung zu schälen.

Na-Ri hatte sich nicht vorstellen können, es zu bedauern, diese Kleidung wieder ausziehen zu müssen. Doch De-Yong hatte sie darin als seine Braut bezeichnet!

Der starrte sie nun verwundert an.

„Warum ziehst du dich schon wieder aus?"

Mit einem leichten Bedauern faltete sie die Sachen zu einem Bündel und verschnürte das ganze. Im Wald waren sie einfach zu unpraktisch für sie. Selbst eben, unten im Dorf, hatten die Sachen Na-Ri beim Kampf behindert. Hier umgeben von Ästen und Dornen gab es unzählige Möglichkeiten, wie sie sich verfangen konnte. Und natürlich zerreißen.

„Weil die Kleidung hier im Wald unpraktisch ist."

„Alle Menschenfrauen tragen Kleidung im Wald!"

„Menschen sind auch dumm."

De-Yong drehte sich beleidigt weg. Eine Diskussion mit der Dämonin war offensichtlich fruchtlos. Kleidung war nützlich und vor allem anständig.

„Ich muss etwas essen, mein Magen knurrt", wechselte er das Thema. „Lass uns einen Moment Pause machen."

Mit diesen Worten öffnete er die Tasche und blickte hinein. Sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer.

„Das ist alles, was du mir übrig gelassen hast?"

Vorwurfsvoll hob er ein halbes Reisküchlein hoch. Nicht einmal genug für eine Mahlzeit.

Na-Ri verstand das Problem nicht.

„Dann nimm eben was anderes. Fang dir was!"

„Fangen?"

„Ja, hier gibt es massenhaft Tiere. Schnapp dir eines!"

Ungläubig starrte er die Kumiho an. Wollte sie ihn verspotten?

„Ich kann nicht einfach irgendein Tier fangen. Ich habe weder Pfeil und Bogen, noch Zeit, sie aufzuspüren. So eine Jagd dauert!"

„Dann ist es ja gut, dass ich bei dir bin, nicht?", lachte Na-Ri. „Warte hier!"

Ehe er etwas erwidern konnte, verschwand sie leichtfüßig zwischen den Bäumen.

Ungläubig starrte De-Yong ihr hinterher. Was hatte sie nun schon wieder vor?

Missmutig betrachtete er den halben, angebissenen Reiskuchen, bevor er ihn schließlich doch aß. Wenigstens etwas, um seinen knurrenden Magen zu beruhigen. Unglaublich wie viel Hunger er nun hatte. Ob das mit seiner neuen Kraft zusammenhing?

Als er an den Kampf im Dorf zurückdachte, war er noch immer erstaunt, wie schnell und leicht er das Schwert geführt hatte. Fast wäre er von seinem eigenen Schwung davongetragen worden. Nur durch eine volle Drehung seines Körpers hatte er sich fangen können, wobei er mit dem Schwung gleich noch den zweiten Samurai getroffen hatte. Das hätte auch schief gehen können. Er musste lernen, seine neue Kraft zu beherrschen.

Entschlossen stand er auf und packte die Waffen wieder aus.

Seine Übungszeit war nicht allzulang, bevor Na-Ri wiederkam. Sie trug einen kleinen Vampirhirsch unter dem Arm und betrachtete einige Zeit lang unentdeckt aus dem Dickicht heraus, wie De-Yong mit dem erbeuteten Schwert auf der Lichtung herumhüpfte, hierhin und dorthin sinnlos die Luft teilte.

Was für ein Spiel betrieb er da? Doch da er so wild mit der Waffe herumfuchtelte, wollte sie sich sicherheitshalber bemerkbar machen, bevor sie zu ihm trat. Immerhin könnte er sich sonst verletzen. Menschen waren so schreckhaft und ungeschickt.

„Ich bin zurück, De-Yong!"

Wie erwartet erschreckte er sich und sprang einen halben Satz zurück, das Schwert in ihre Richtung gestreckt.

Na-Ri trat aus der Deckung. Erleichtert senkte De-Yong die Waffe.

„Was spielst du hier? Kämpfst du gegen unsichtbare Luftgeister? Hier sind keine!"

Verärgert verzog De-Yong sein Gesicht.

„Ich spiele nicht, ich übe. Meine Kraft ist gewachsen und ich bin schneller geworden. Ich muss lernen, damit umzugehen, sonst kann ich nicht gut kämpfen, wenn wir wieder auf Feinde treffen."

Er bückte sich und steckte das Schwert wieder in die Scheide zurück.

Na-Ri warf ihm den kleinen Hirsch vor die Füße.

„Du hättest stattdessen ein kleines Feuer machen können. Nun musst du ihn wohl roh essen."

„Roh? Ich esse kein rohes Fleisch!"

Na-Ri teilte die Vorliebe für zubereitetes Fleisch durchaus, aß jedoch auch rohes. Vor allem Blut musste sie jedoch roh verzehren.

„Dann verstehe ich um so weniger, dass du kein Feuer gemacht hast."

„Woher sollte ich wissen, dass du auf die Jagd gehst? Ich dachte, du besorgst andere Nahrung!", versuchte er sich zu verteidigen.

„Ihr Menschen seid seltsam!", stellte Na-Ri fest.

‚Nein', dachte De-Yong, als er sich aufmachte trockenes Holz zu suchen. ‚Dämonen sind seltsam. Ganz besonders Weibliche!'

Die Zubereitung hatte länger gedauert als geplant, doch am Ende war De-Yong satt. Der Hirsch, obwohl nicht einmal so hoch wie seine Hüfte, war natürlich viel zu viel für eine Mahlzeit. Leider besaß De-Yong nichts, um den Rest haltbar zu machen. Er konnte noch ein durchgebratenes Stück für das Frühstück aufheben, den Rest würden sie aber zurücklassen müssen.

Auch die Dämonin hatte noch einmal gegessen. Gemeinsam hockten sie am schwach rauchenden Feuer und starrten in die Glut. Um weiter zu laufen, war es inzwischen schon zu dunkel.

„Was hattest du damit gemeint, dass ich die Männer verzaubere?", fragte sie plötzlich und riss De-Yong aus seinen Gedanken.

Er zögerte einen Moment und warf noch ein Stück Holz in die Glut, bevor er antwortete.

„Dein Lächeln! Es macht dich noch schöner! Kein Mann kann dir da widerstehen!"

„Meinst du so?" Sie lächelte wieder wie am Nachmittag.

„Äh, ja, das meine ich. Kannst du das bitte lassen?"

„Warum?"

„Bitte Na-Ri!", verlegen blickte er weg.

„De-Yong?"

„Was denn?"

„Ich sehe, du bist wieder bereit dich mit mir zu vereinigen!"

Missmutig lief De-Yong am nächsten Morgen hinter Na-Ri her. Sie benutzte ihn!

Gut, zugegeben, es war ja toll gewesen, letzte Nacht, und heute früh auch wieder. Aber sie benutzte ihn! Und er wusste nicht wofür.

Sobald er einen Moment klar denken konnte, also sobald er die Augen schloss oder seine Augen von ihr abwenden konnte, stellte er sich vor, wie er kleine Halbdämonen mit ihr zeugte.

Ihren wohlgestalteten, nackten Hintern beim Laufen ständig vor sich zu sehen, machte das Ganze nicht viel besser. Denn einerseits hatte er diese schreckliche Vorstellung, andererseits pfiff ein anderer Körperteil von ihm völlig auf seine Bedenken.

Na-Ri dagegen war derweil in ihren Gedanken unbekümmert und glücklich. Im Moment war es ihr nicht einmal mehr wichtig zum Tempel zu gelangen. De-Yong sah sie als seine Braut an, nur das zählte! Aber natürlich musste er sie seinen Eltern vorstellen. Das gehörte sich so. Daher liefen sie nun weiter.

Da sie weitgehend oben auf den Hügelkämmen liefen, auf seit Jahrhunderten genutzten Elefantenpfaden, bestand vorerst keine Notwendigkeit für sie, wieder ins Tal zu den Menschen zu müssen und Kleidung anzuziehen.

Sie kamen schnell vorwärts, obwohl die Pfade in den seltensten Fällen direkt in ihre gewünschte Richtung führten. Doch sie waren so schnell, dass Umwege keine Rolle spielten. Ein Pferd hätte dieses Tempo nicht lange durchgehalten.

Dementsprechend kamen sie ihrem Ziel näher, und bevor sie am Abend wieder Rast einlegten, war De-Yong erstaunt, wie weit sie gekommen waren.

„Ich kenne diesen Ort!", meinte er bestimmt, und zeigte auf einen kleinen Schrein, der an einer Wegkreuzung stand.

„Von hier ist es eine Zweitagesreise bis zu mir nach Hause!"

Na-Ri blieb stehen.

„Gut, dann lass uns einen Rastplatz suchen und was essen, bevor wir uns wieder vereinigen. Es wird Zeit!"

Sie hob die Tasche mit dem unglücklichen Kaninchen hoch, welches das Pech gehabt hatte, ihnen unterwegs vor die Füße zu springen.

„Reicht das, oder soll ich noch Eines fangen?"

„Ein Zweites wäre wohl besser. Ich habe wieder großen Hunger!", antwortete De-Yong. „Besser zwei, dann haben wir auch noch was fürs Frühstück!"

Die Dämonin warf ihm die Tasche zu.

„Gut, dann jage ich schnell was, und du suchst hier in der Nähe einen geeigneten Platz und machst schon mal Feuer!"

Bevor er etwas erwidern konnte, war sie auch schon fort.

Verärgert stand De-Yong einen Moment unschlüssig herum. Er hasste es, wenn sie ihn rumkommandierte. Er war ein Mann, und außerdem Offizier! Zögernd kam er trotzdem den Anweisungen nach, weil sein Magen knurrte.

Es wurde wirklich Zeit, die Dämonin loszuwerden.

Nicht weit von dem Schrein entfernt fand er einen geeigneten Lagerplatz. Die alte Feuerstelle bewies, dass hier schon häufiger Reisende Rast gemacht hatten.

Es dauerte nicht lange, und das gehäutete Kaninchen drehte sich an einem Stock über dem Feuer. Dann kam auch Na-Ri mit ihrer Jagdbeute zurück.

Tatsächlich hatte sie zwei weitere unglückliche Nager erbeutet.

Schnell waren auch die vorbereitet und über das Feuer gesteckt.

Während sie langsam gar wurden, bemühte sich De-Yong, nicht zu Na-Ri zu schauen.

Es war verrückt: Um so länger er mit ihr zusammen reiste, desto begehrenswerter wurde sie. Obwohl er wusste, was sie war. Und wenn sie ihn anlächelte, setzte sein Verstand aus.

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