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Kumiho Na-Ri 01

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Er war in Deckung gegangen, hatte seine Arkebuse ergriffen und gerade auf die Dämonin angelegt, als ein Schwerthieb eines koreanischen Soldaten seinen Kopf von hinten her abtrennte. Der Donner und Rauch der im Reflex ausgelösten Waffe, rissen Yoshimoto aus seiner Erstarrung, und er war davon gerannt.

Jeden Moment hatte er damit gerechnet, dass die Dämonin hinter ihm her rannte, und auch seine Seele fraß. Wenn die Koreaner solche Verbündeten besaßen, würde Japan den Krieg verlieren!

Er rannte die ganze Nacht durch, stolperte, rannte gegen Bäume, verlor seine Sandalen, zerriss seine Kleidung. Als er schließlich am frühen Morgen ein großes Tal erreichte und unten das Lager der Haupttruppe erblickte, sank er erschöpft und überglücklich zu Boden.

Wenn er diesen Krieg überlebte, würde er Mönch werden, das hatte er sich eben geschworen.

Gejagt

„Was sind das für Donnerstöcke, die so viel Lärm und Gestank machen?", beschwerte sich Na-Ri erbost. „Ich kann noch immer nichts riechen, und meine Ohren dröhnen ebenfalls!"

Blutbefleckt stand sie inmitten der Gefallenen. Ihr Gesicht war wieder menschlich.

De-Yong hob die Waffe auf und betrachtete sie.

„Sie nennen sich Arkebusen. Es sind sehr effektive Fernkampfwaffen. Und sie sind der Grund, warum meine Einheit nicht mehr existiert. Sie haben uns einfach zusammengeschossen!"

Er blickte auf und sah die Kumiho an.

„Er hat dich getroffen!"

Na-Ri schaute verwundert und blickte an sich hinab. Dann setzte der Schmerz ein. Sie hatte tatsächlich ein Loch im Unterbauch!

In einer unverständlichen Sprache, offensichtlich einen Fluch zischend, beugte sie sich zum nächstliegenden Kadaver und richtete ihn mühelos auf. Mit einem Ruck löste sie seinen Seidengürtel ab, ließ den Leichnam wieder fallen und band den Gürtel als Verband um ihren Bauch.

„Das ist ärgerlich, aber nicht schlimm. Die Wunde wird sich schnell schließen.", erklärte sie, als sie mit ihrem Werk zufrieden war.

Zweifelnd schaute De-Yong auf die Seide, welche jetzt schon durchblutete.

„Wir werden heute nicht mehr weiter kommen. Damit kannst du nicht laufen. Außerdem wird es bald dunkel!"

„Das ist gar nichts, ein Kratzer!", zischte Na-Ri, die nicht zugeben wollte, wie schwer sie getroffen war. Inzwischen tat die Wunde extrem weh. Der erste Schock hatte den Schmerz unterdrückt, nun kam er durch. Die Verletzung war heftig. Zum Glück hatte sie genug Blut hier, um die zu kurieren. Aber De-Yong hatte leider recht, heute kämen sie nicht mehr weiter.

Missmutig kniete sie neben ihr erstes Opfer und begann dass noch warme Blut zu trinken.

Angewidert drehte sich De-Yong weg.

* * *

Sobald die Dämonin ein Opfer leer gesaugt hatte, ging sie zum Nächsten. De-Yongs undankbare Aufgabe war es, die Leichen von der Lichtung in den Wald zu schaffen. Zu seiner Überraschung waren sie allerdings sehr leicht. Mühelos konnte er sie anheben, als seien sie nur so schwer wie ein Baby.

Jeden Leichnam durchsuchte er nach Brauchbarem, bevor er sie in einer Senke nebeneinander ablegte.

Sie trugen vor allem japanische Münzen bei sich, allerdings auch einige koreanische. Doch Silber war Silber, egal was darauf geprägt war. Sie brauchten es nicht mehr, er schon.

Auch das reich verzierte Katana und das Kurzschwert des Samurai nahm De-Yong an sich. Er hatte zwar ein Schwert, doch dieses war besser als seines. Und viel wertvoller. Als er das Gepäck sichtete, fluchte er plötzlich laut auf.

„Was ist los?"

Na-Ri hatte sich neben dem Feuer behaglich ausgestreckt und ihn die ganze Zeit neugierig beobachtet.

„Sechs! Es sind sechs Taschen!"

Verwirrt blickte sie ihn an.

„Na und?"

„Verstehst du nicht? Es waren sechs Männer!"

Alarmiert sprang Na-Ri auf.

„Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wo ist der?"

„Vermutlich weggelaufen. Aber es ist schon dunkel, den werden wir nicht mehr finden. Oder kannst du seine Fährte auch im Dunkeln verfolgen?"

Nein, das konnte Na-Ri nicht. Zumindest nicht im Augenblick. Der Gestank des Feuerstockes behinderte noch immer ihren Geruchsinn. Alles hier stank danach. Das war widerlich. Sie ließ ihre Verärgerung ungeniert an De-Yong aus.

„Du solltest doch aufpassen, dass niemand entkommt! Warum hast du nicht getan, was ich befohlen habe? Den Soldaten hätte ich auch noch erledigt!"

„Es tut mir leid, dass ich dein Leben retten wollte. Aber ich hatte auch keinen sechsten Mann gesehen. Der muss im Wald gewesen sein, als der Kampf begann."

„Und wenn sie die nur so mitgeführt haben? Beutetasche?"

„Nein, sie enthält die Ausrüstung eines Schreibers."

„Na und?"

„Keiner der Getöteten hatte Tintenflecke an den Händen. Das waren alles

Krieger."

„Dann haben die halt aufgepasst und sich nicht bekleckert. Oder länger nicht geschrieben."

„Das klappt nicht. Spätestens wenn du die Feder schärfst, bekommst du Tintenflecke an den Fingern ab. Und die bleiben tagelang sichtbar."

„Woher weißt du das? Bist du auch ein Schreiber?"

„Ich bin Offizier und Schiffsbauer. Ich zeichne und schreibe viel!"

„Schiffsbauer? Du meinst diese hölzernen Häuser, mit denen man über das Wasser läuft?"

„Ja, genau die."

Na-Ri schauderte sichtbar.

„Wozu braucht man die? Bleibt doch einfach an Land, das ist sicherer, als dieses eklige, stinkende und salzige Wasser zu überqueren."

De-Yong war ihre Reaktion nicht entgangen, aber schwieg dazu. Das war interessant.

„Für viele Sachen. Auch um Fische auf dem Meer zu fangen, zur Essensbeschaffung!"

„Fische schwimmen auch im Fluss."

„Nicht überall gibt es Flüsse."

„Ach, lassen wir das Thema. Das langweilt mich."

„Ich dachte, ich sollte dir alles beibringen, was ich weiß? Und darin kenne ich mich aus."

Ärgerlich musste Na-Ri eingestehen, dass er wieder recht hatte. Der Mensch war ein unausstehlicher Besserwisser. Ganz sicher würde sie ihn töten. Drei Tage noch, längstens. Aber jetzt gab es anderes zu tun.

„Dann erklär es mir später, nicht heute. Nun komm, wir müssen uns wieder vereinigen. Ich bin verwundet, und in der Nähe meiner Perle regeneriere ich schneller."

„Was ist mit dem entkommenen Schreiber?", versuchte De-Yong abzulenken.

„Er könnte Hilfe holen, weitere Samurai hier her führen!"

„Ach was. Entweder holt ihn sich der Tiger, oder wir werden ihn morgen finden. Er kann uns nicht entkommen! Aber die Vereinigung kann nicht warten. Oder gefalle ich dir nicht mehr?"

Aufreizend spreizte sie ihre Beine.

De-Yong schluckte. Ja, sie sah atemberaubend schön aus. Aber dass sie über und über mit getrocknetem Blut bedeckt war, hatte doch eine abschreckende Wirkung auf ihn.

„Wie wäre es, wenn du dir zunächst das Blut vom Körper waschen würdest?"

* * *

Na-Ri hatte recht behalten, ihre Wunde war am folgenden Morgen verschwunden. Noch vor dem Frühstück hatten sie sich erneut vereinigt, allerdings ohne große Leidenschaft, ähnlich wie am Abend davor.

Es wurde zu einem notwendigen Ritual. Nicht unangenehm, aber nichts, worauf sich De-Yong wirklich freute. Zu sehr waren die Bilder der mordenden Dämonin in seinem Kopf präsent. Und auch die Kumiho schien nicht mehr so bei der Sache zu sein, hatte er zumindest den Eindruck.

Sie frühstückten aus der Verpflegung der Samurai, packten ein, was übrig war und brachen auf. De-Yong nahm überdies die Ausrüstung des Schreibers an sich. Zwar konnte er kein Japanisch lesen, aber die gefundenen Dokumente konnten sich vielleicht als nützlich erweisen.

Dann hatten sie sich an die Verfolgung des Flüchtigen gemacht.

Insgeheim hoffte De-Yong, dass der Mann inzwischen einem Tiger oder einer Giftschlange zum Opfer gefallen war. Mittlerweile wünschte er es niemandem mehr, von einem Kumiho zerfleischt zu werden.

Doch die Hoffnung wurde enttäuscht.

„Er ist dort hinunter!"

Sichtbar verärgert deutete Na-Ri hinunter ins Tal, wo gerade die Nachhut der japanischen Truppen das Lager abbaute.

„Erstaunlich, dass er es bis hierher geschafft hat. Nun gut, dann soll er halt leben, vorerst."

„Er wird von uns berichten!", warf De-Yong ein.

Gleichgültig zuckte die Dämonin mit den Schultern.

„Und wenn schon? Glaubst du, die werden eine Armee losschicken, uns zu suchen? Erklär mir lieber, was die hier überhaupt machen!"

„Vor etwa 14 Tagen sind sie an unserer Küste gelandet und haben uns überfallen."

„Warum? Was erhoffen sie sich davon?"

„Eigentlich erhoffen sie sich gar nichts davon. Wir sind ihnen nicht einmal wichtig. Sie wollen das Reich der Mitte angreifen!"

Ungläubig starrte Na-Ri ihn an.

„Und warum das?"

De-Yong zuckte mit den Schultern.

„Vermutlich, weil sie es können."

„Ich begreife euch Menschen nicht. Euer Leben ist so kurz, und ihr verkürzt es freiwillig noch mehr. Kannst du mir das erklären?"

Ratlos blickte De-Yong auf die feindlichen Truppen hinunter.

„Diese Frage habe auch ich mir schon öfters gestellt, aber keine Antwort gefunden. Vielleicht haben wir gar keine Wahl, sondern die Götter zwingen uns dazu?"

Der Blick der Dämonin schweifte in die Ferne nach Norden, wo sie den Tempel vermutete. Der Sterbliche hatte möglicherweise gerade sogar die Wahrheit erraten. Vielleicht waren sie alle nur dazu da, die Langeweile der Götter zu vertreiben. Und genau das wollte sie nun erfahren.

„Gut, wir haben genug Zeit verloren, lass uns die Truppen umgehen und weiter laufen."

Sie drehte sich um und schritt zurück in die Deckung des Waldes.

* * *

General Konishi Yukinaga von der japanischen Armee blickte missmutig auf den vor ihn am Boden knienden Mann.

Eigentlich war seine Laune heute früh glänzend gewesen. Der Krieg gegen die Koreaner war praktisch nahezu gewonnen. In einigen Tagen würden sie die Hauptstadt erreichen, dann wäre der Sieg komplett. Die vereinigten Truppen Koreas waren komplett vernichtet, und die japanischen Verluste an einer Hand abzuzählen.

Was sollte diese Armee jetzt noch aufhalten?

Doch er hatte die Position nicht erhalten, weil er unbedacht vorging. Der Feind mochte geschlagen sein, trotzdem konnte er seiner Armee noch immer schaden. Wenn sie weiter nach China vorrückten, würde der Widerstand zunehmen. Und spätestens wenn sie auf die gut ausgebildeten, kaiserlichen Truppen stießen, war es wichtig, dass die Moral der Truppe gut war.

Das Gerücht, Böse Geister, Kamis, würden auf der Seite der Feinde kämpfen, wäre da fatal.

Bedächtig überlegte er, ob er diesen Mann nicht einfach hinrichten lassen sollte. Immerhin hatte er feige seine Truppe verlassen. Möglicherweise hatte er sich die Geschichte nur als Ausrede ausgedacht. Aber der Mann schien aufrichtig verängstigt.

„Eine Frau also, und nackt? Und in Begleitung eines koreanischen Offiziers?"

Yoshimoto nickte.

„Ein Ablenkungsmanöver, zweifellos. Die nackte Frau sollte die Soldaten verwirren, während der Mann die Männer hinmetzelte. So ist es geschehen, ganz sicher."

Konishis Worte und Betonungen, ließen keinen Zweifel, wie es gemeint war. Yoshimoto schluckte seinen Widerspruch hinunter und nickte ergeben.

„Ja, verzeiht Herr! Ich muss verwirrt gewesen sein, durch die Grausamkeit der Schlacht. Ich bin nur ein Schreiber, kein Krieger. Natürlich habt ihr in eurer Weisheit alles völlig richtig erkannt. Ich erkenne nun meinen Irrtum!"

„Nun, eigentlich müsste ich dich hinrichten lassen. Aber wie du so treffen sagtest: Du bist Schreiber, kein Samurai. Daher will ich gnädig sein."

Yoshimoto atmete innerlich auf.

„Allerdings", fügte der General hinzu, „möchte ich, dass du eine Beschreibung dieser beiden Personen verfasst. Ich kann nicht dulden, dass unsere Männer hinterrücks ermordet werden. Wir werden die Schuldigen jagen und bestrafen. Und du wirst den Trupp begleiten, den ich zu diesem Zweck aufstellen lasse!"

Am ganzen Körper zitternd warf sich Yoshimoto flach auf dem Boden.

„Alles, nur das bitte nicht, General! Ich kann dem Kami nicht mehr unter die Augentreten. Nie wieder!"

„Entweder das, oder ich werde dich sogleich enthaupten lassen! Außerdem waren wir uns doch einig, dass es kein Kami war. Aber um deinem Seelenheil willen, wird ein erfahrener Priester euch begleiten. Das sollte dich beruhigen!"

Yoshimoto war nicht sicher, ob sofortige Enthauptung nicht sogar besser war.

Mönch, ganz sicher würde er Mönch, wenn die Götter ihn am Leben ließen. Das versprach er inbrünstig in einem stillen Gebet. Aber Leben wollte er.

„Hai, Yukinaga San! Ich werde gehorchen!"

* * *

Der Fluss

Das Umgehen der Truppen erwies sich als nicht so einfach, wie Na-Ri es sich vorgestellt hatte. Zur Sicherung des Nachschubes und um vor Angriffen von hinten geschützt zu sein, hatten die Japaner überall Posten entlang der Straßen aufgebaut. Auch wenn sie nicht auf einer Straße liefen, waren sie gezwungen, diese zu überqueren. Und außerdem mussten sie über den Fluss.

Für Kumihos stellte ein Fluss normal kein Hindernis dar, in menschlicher Gestalt allerdings schon. Und durch den Menschen an ihrer Seite erst recht. Das konnte nun nur über eine Brücke oder eine Fähre erfolgen, wenn sie nicht schwimmen wollten. Doch dieser Fluss war viel zu groß, um einfach von Menschen durchschwommen werden zu können.

Ein weiteres Problem war, dass der Wald nicht bis zum Fluss reichte, abgesehen von einigen Steilufern. Sie mussten also ohne Deckung durch Reisfelder laufen, die vor Menschen nur so wimmelten. Am geschicktesten wäre es natürlich nachts dort entlang zu laufen, wenn alle schliefen, so wie es Na-Ri immer getan hatte, wenn sie unterwegs war. So ungeduldig sie war, Antworten zu erhalten, drängte sie allerdings auch nichts. So beschloss sie, einfach bis zur Nacht zu warten.

„So wie es aussieht, kommen wir jetzt nicht weiter. Ungesehen kommen wir nicht durch das Tal. Wir werden hier Rasten und die Nacht abwarten. Komm, zieh dich aus, wir können uns gleich wieder vereinigen."

Verdrossen blickte De-Yong sie an.

„Wir haben erst kurz nach Mittag. Wir können nicht bis zur Dunkelheit warten, wir dürfen keine Zeit verlieren. Und wir haben uns doch am Morgen vereinigt, so dringend kann dein Bedürfnis danach doch noch nicht wieder sein?"

„Warum die Eile? Wäre ich alleine, könnte ich ungesehen über den Fluss laufen. Aber nicht in menschlicher Gestalt. So müssen wir eben auf die Nacht warten."

Na-Ri verstand einfach die Ungeduld der Menschen nicht. Was spielte es für eine Rolle, ob sie morgen, übermorgen oder in einer Woche am Ziel ankamen?

„In der Nacht werden wir aber kein Boot finden, was uns über den Fluss bringt. Die nächste Brücke ist weiter weg und zweifellos bewacht. Ich muss zu meiner Einheit, ich kann nicht unnötig Zeit vergeuden.", konterte De-Yong.

Auf Na-Ris Stirn bildete sich eine Zornesfalte.

„Also vergeudest du mit mir Zeit, ja? Du willst dich nicht mit mir vereinigen? Dann gib mir meine Perle wieder!", fauchte sie verletzt.

De-Yong wich erschrocken zurück.

„So war das nicht gemeint. Ich verliere Zeit, statt zu meiner Einheit zu kommen. Ich muss dahin, wir sind im Krieg."

„Der für dich bereits verloren ist, wenn ich dich daran erinnern darf. Außerdem: Was kannst du schon ausrichten? Nimm dich selbst nicht so wichtig!"

„Ich bin wichtig! Eigentlich hätte ich überhaupt nicht weggedurft. Nur mit der Sondererlaubnis des Admirals hatte ich nach Norden reisen dürfen, um eine Truppe zu rekrutieren."

„Welche die Samurai hingeschlachtet haben.", ergänzte Na-Ri boshaft.

„Du bist unwichtig, und jetzt zieh dich aus, bevor ich richtig sauer werde!"

De-Yong war ebenfalls wütend geworden, besann sich allerdings schnell wieder.

Warum machte ihn diese Kumiho so wahnsinnig? Aber natürlich musste er gehorchen. Zähneknirschend befolgte er ihrem Befehl.

„Genug, ich kann nicht mehr!", stöhnte De-Yong.

Verwundert hielt Na-Ri mit ihren Hüftbewegungen inne.

„Warum? Er ist noch immer hart. Alles gut!"

„Aber er tut weh! Du hast mich wund geritten!", beschwerte sich De-Yong.

Mit einem schmatzenden Geräusch erhob sich die Dämonin von seinem Ständer und betrachtete ihn.

„Das ist nicht schlimm. Mit meiner Perle in dir, ist das in einigen Stunden verheilt!"

De-Yong drückte sie zur Seite und griff nach seinen Kleidern.

„Dann lass uns in einigen Stunden weiter machen. Jetzt schmerzt es."

Mürrisch erhob sich Na-Ri und ging zum Gepäck. Wenigstens konnte sie was essen. Blut war gut für ihre Kraft, aber ihr Magen benötigte noch was anderes.

Sie nahm die in Tüchern eingeschlagenen Reiswaffeln hervor und biss hinein.

„Hey, iss mir nicht das letzte Essen weg!", entrüstete sich De-Yong.

„Dein Essen? Wenn überhaupt unser Essen, klar?", stellte Na-Ri richtig.

„Du hast doch die Samurai ausgesaugt, weshalb musst du schon wieder essen? Ich dachte nur alle paar Monate?"

„Das gilt für Menschenblut. Essen muss ich ganz normal. Allerdings kann ich meinen normalen Hunger auch durch Menschenblut stillen. Bietest du dich an?"

Ihr Tonfall war völlig emotionslos, aber ihre Augen funkelten gefährlich blau.

De-Yong war ihrer ständigen Morddrohungen langsam leid. Im Laufe des Tages war er zu einer Erkenntnis gekommen: Wenn sie ihn wirklich hätte umbringen wollen, hätte sie es bereits gestern getan, als sie richtig wütend auf ihn war. Irgendetwas hinderte sie daran. Am besten ignorierte er ihre Launen.

„Geh, such dir weitere Samurai und lass mir den Reis. Ich kann kein Blut trinken, um mich zu ernähren."

„Geh du doch und such weiteren Reis!", konterte Na-Ri. „Der hier gehört jetzt mir!"

De-Yong wollte bereits was erwidern, besann sich dann aber. Im Grunde war das keine dumme Idee. Bis zum Abend war es noch einige Stunden, die konnte er zumindest sinnvoll verbringen. Statt seine Rüstung anzulegen, beließ er es bei der einfachen Kleidung. Dann ergriff er den Beutel mit den Münzen und wog ihn in der Hand. Das sollte reichen.

Neugierig starrte die Dämonin ihn an.

„Was ist?"

„Dein Vorschlag ist gut. Ich werde hinunter ins Dorf gehen, und zusehen, noch etwas Essen kaufen zu können. Wir werden es brauchen."

„Kaufen?"

Na-Ri schien verwirrt.

„Wozu willst du Essen kaufen?"

„Habe ich dir doch eben erklärt: Wir brauchen es!" De-Yongs Tonfall war ungehalten.

„Ich meine kaufen. Warum kaufen? Wir nehmen uns, was wir brauchen, wenn wir in der Nacht dort durchkommen. Kein Grund, jetzt dort hinzugehen."

„Weil ich kein Dieb bin!"

„Die Sachen der Samurai hast du auch genommen."

De-Yong verdrehte genervt die Augen.

„Das waren Feinde. Außerdem tot. Die brauchten sie nicht mehr."

Na-Ri dachte über seine Argumente nach. Dann zuckte sie mit den Schultern.

„Ich habe noch nie etwas gekauft. Wenn ich etwas haben wollte, hat man es mir entweder freiwillig gegeben, oder ich habe es mir genommen."

„Das ist der Unterschied zwischen Dämonen und Menschen. Bis später!"

De-Yong drehte sich um und beendete damit diese blödsinnige Diskussion. Diese Kumiho konnte wirklich nerven.

* * *

„Nein!"

„Doch!"

„NEIN!"

Na-Ris Augen begannen wieder gefährlich zu leuchten.

„Ich werde das nicht anziehen!"

„Du hast es versprochen!"

„Wenn wir in eine Stadt gehen, hatte ich gesagt. Hier ist keine Stadt!"

Wie ein bockiges Kind stampfte sie mit dem Fuß auf, und ergänzte: „In den Sachen kann ich mich nicht bewegen!"

Verwundert hob De-Yong die Kleidung hoch und musterte sie. Dann schüttelte er den Kopf.

„Klar kannst du das. Jede Frau kann sich in Kleidung bewegen, du natürlich auch. Aber wenn du die anziehst, müssen wir nicht bis zum Abend warten, wir können noch heute über den Fluss."

„Du wolltest doch nur etwas zu Essen kaufen!", warf sie ihm vor. „Stattdessen bringst du so was mit!"

„Es gibt nichts zu Essen. Die Samurai haben alles mitgenommen. Immerhin konnte ich für uns Kleidung kaufen. Daher war der Weg nicht vergeblich."

Na-Ri schnüffelte an der Kleidung und verzog angewidert ihr Gesicht.