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Kumiho Na-Ri 02

Geschichte Info
Na-Ri scheint tot, aber Dämonen sind unsterblich.
35.6k Wörter
4.85
4.7k
4

Teil 2 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/11/2023
Erstellt 12/28/2022
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Kumiho-Na-Ri

Dämonin des Windes Teil 2

von

J. Paschmann

Lagerfeuergeschichte

„Von der Schlacht gegen die Samurai brauche ich euch ja nicht zu berichten, denn ihr wart ja dabei!"

De-Yong hatte ausgiebig gegessen, Wasser getrunken, und genoss nun, zusammen mit den beiden Soldaten am Feuer liegend, Makgeolli aus einer Flasche, welche der Reihe nach umging. Der koreanische Reiswein machte kaum betrunken, sorgte aber für entspannte Atmosphäre.

„Ich wurde verletzt. Als ich sah, dass wir verloren hatten, ergriff ich die Flucht."

Traurig blickte er in die Flammen.

„So viele gute Männer verloren an diesem Tag ihr Leben. Und wir haben nichts ausrichten können."

Die beiden Soldaten nickten zustimmend, sich an das Grauen des Kampfes erinnernd.

„Ich hoffte, im Wald in Sicherheit zu sein, doch ein Samurai holte mich ein und stellte mich. Wir kämpften und ich verlor. Das letzte, woran ich mich erinnere, war, dass ich schwer verwundet und sterbend am Boden kniete und den tödlichen Hieb erwartete."

Er nahm einen tiefen Schluck und schüttelte sich.

„Dann wachte ich tief im Wald auf, und eine wunderschöne, nackte Frau pflegte meine Wunden!"

Die Männer rissen die Augen auf.

„Eine wunderschöne, nackte Frau?", fragte Cha-He nach. „Leutnant, ihr habt doch sicher geträumt?"

De-Yong schüttelte seinen Kopf.

„Nein, wenn ich es euch sage: Die wunderschönste Frau, die ihr euch vorstellen könnt! Und völlig nackt!"

Träumerisch starrten die Männer in die Flammen, und versuchten, sich das Bild vorzustellen.

„Doch sie war kein Mensch. Sie war eine Kumiho!", ließ De-Yong die Überraschung platzen.

„Eine Kumiho?", riefen beide Männer gleichzeitig aus. „Ihr meint eine Fuchsdämonin?

„Ja. Sie hatte den Kampf heimlich beobachtet und mein Amulett gesehen, was ich zu dem Zeitpunkt an meinem Hals trug. Ein Schutzamulett meines Ur-Urgroßvaters. Und das hatte ausgerechnet diese Kumiho ihm übergeben, als Dank für seine Hilfe, vor langer, langer Zeit!"

„Oh!", war alles, was die Männer hervorbrachten.

„Ja. Sie hatte den Samurai getötet und mir mein Leben gerettet, um die Schuld gegenüber meinem Ahnen zu tilgen."

„Leutnant, was geschah dann?", wollte Cha-He ungeduldig erfahren.

„Nun, sie hatte zwar meine Wunden versorgt, doch die waren noch immer sehr tief. Es bestand große Wahrscheinlichkeit, dass ich noch daran starb. Daher bat ich sie um einen Beistandspakt."

„Ihr habt einen Dämon um Beistand angefleht?"

Die Männer sahen De-Yong entsetzt an.

Er nickte.

„Ja, denn ich war verzweifelt. Alleine, sehr schwer verletzt im Wald. Was hättet ihr getan?"

Langsam nickten die Soldaten zustimmend.

„Was ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass ich mich dadurch lebenslang an diesen Dämon binden würde!"

„Ihr seid den Pakt also nicht eingegangen?", wollte nun Ju-Won wissen, welcher bisher selten geredet hatte. Vermutlich auch, weil De-Yong nicht sein Offizier gewesen war, und er ihn nicht kannte.

„Doch, bin ich! Sie gab mir ihre Perle. Das ist ihre Lebenskraft. Ich nahm sie in mich auf und nun ist sie in mir drin."

„Perle? Ihr nahmt sie auf, Leutnant, wie?"

„Durch einen Kuss!"

„Ohhhhhhhhh!"

„Also habt ihr nun eine Perle im Bauch?", wollte Cha-He genauer wissen.

„Nein. Die nannte sie nur so. Ich kann es nicht genau beschreiben. Es ist ein Feuer, eine Kraft, die in mir brennt. Sie macht mich stärker, schneller, und sorgt auch dafür, dass meine Wunden schneller heilen. Sehr viel schneller. Meine fast tödliche Wunde war am nächsten Morgen verheilt!"

Er sah ihren Gesichtern an, dass sie ihm kein Wort glaubten. Doch er berichtete weiter.

„Nach unserer nächtlichen Vereinigung, bekamen wir allerdings beide Bedenken, ob wir nicht einen Fehler gemacht hatten. Daher beschlossen wir zum Samshin-Tempel bei Panyio zu gehen, um die Verbindung wieder zu lösen."

„Vereinigung?", fragte Cha-He nach.

De-Yong wurde verlegen.

„Nun, äh, ja. Zu dem Kuss gehörte auch, dass wir nackt waren, und sie auf mir saß. Ihr wisst schon."

„Ahhhhh!" Die Männer nickten und grinsten anzüglich.

Es mochte ja eine erfundene Geschichte sein, aber sie traf jetzt ihren Geschmack. Nun wurden sie noch neugieriger.

„Leutnant, ist die Kumiho wie eine normale Frau gebaut? Ich meine, untenherum, ihr wisst schon."

Ärgerlich nickte De-Yong. Das hätte er besser nicht erwähnen sollen.

„Ja, ja! Wenn sie menschlich ist, ist alles, wie es sein soll."

„Wenn sie menschlich ist? Was meint ihr damit, Leutnant?"

„Sie kann sich von einem Moment zum anderen ihn ihre Fuchsdämonengestalt zurückverwandeln. Vor allem, wenn sie wütend wird. Und dann glühen auch ihre Augen blau auf. Das ist sehr erschreckend, kann ich euch verraten!"

Die Männer fuhren schaudernd zurück.

„Ist das dabei passiert, ich meine, bei eurer Vereinigung, Leutnant? Wolltet ihr deshalb die Verbindung gleich wieder lösen?" Cha-He zeigte offensichtliches Verständnis, für De-Yongs inneren Konflikt am nächsten Morgen.

„Nein. Zum Glück bei keiner unserer Vereinigungen!", verplapperte sich De-Yong in etwas wehmütigen Gedanken.

„Vereinigungen?", riefen beide Männer gleichzeitig. „Ihr habt das wiederholt?"

De-Yong wurde rot.

„Äh, ja. Schwer zu erklären. Das war Teil der Vereinbarung mit ihr. Ich musste dreimal am Tag mit ihr, ihr wisst schon."

„Ohhhhhhhhhhhhhhh!"

Bei der Vorstellung, dreimal am Tag, sich mit einer wunderschönen Frau vereinigen zu müssen, stieg ein wenig Neid in den Soldaten auf. Dämonin hin oder her.

Ärgerlich winkte De-Yong ab.

„Es ging nur darum, dass ich ihre Perle in mir trage. Sie musste mir nahe sein, um die Kraft anzapfen zu können. Sonst wurde sie schwach. Nichts weiter!"

Lächelnd nickten die Soldaten. Sie glaubten kein Wort von seiner offensichtlichen Ausrede.

De-Yong trank einen weiteren Schluck, dann reichte er die Flasche wieder weiter.

„Wie auch immer. Also, wir brachen am nächsten Morgen auf, um zum Tempel zu pilgern. Na-Ri konnte unglaublich schnell laufen, und dank ihrer Kraft in mir konnte ich das dann auch. Wir liefen durch den Wald und kamen schnell voran, bis wir überraschend auf eine japanische Patrouille stießen. Es waren fünf Samurai!"

„Stammen daher eure Verletzungen, Leutnant?", unterbrach Cha-He. „Suchen die euch jetzt? Und Na-Ri ist der Name der Kumiho?"

Ungeduldig nickte De-Yong.

„Richtig, das war ihr Name. Und nein: Diese Samurai suchen niemanden mehr. Na-Ri tötete sie. Innerhalb eines Augenblicks!"

Stirnrunzelnd blickten die Männer ihn an.

Fünf Samurai, innerhalb eines Augenblicks getötet? Völlig unglaubwürdig. Das könnte nicht einmal ein Dämon schaffen.

„Wenn ihr mir nicht glaubt, die Waffen in meinem Gepäck stammen von ihnen. Das Schwert gehörte dem Offizier. Und die Arkebuse habe ich auch von denen."

Die Blicke seiner Zuhörer blieben skeptisch.

„Allerdings hatten wir übersehen, dass zu der Gruppe ein sechster Mann gehört hatte. Kein Krieger, sondern ein Schreiber. Der musste sich zum Zeitpunkt des Angriffs etwas abseits aufgehalten haben. Vermutlich musste er mal. Erst als wir das Gepäck der Toten durchsahen, fiel es mir auf. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings schon über alle Berge."

Ein wirklich verhängnisvoller Fehler, wie De-Yong nun annahm. Es konnte gut sein, dass der Entkommene und der Dolmetscher vom Nachmittag, die gleiche Person waren. Der Mann schien ihn erkannt zu haben.

„Nun, wie auch immer. Wir setzten den Weg fort. Als wir zum Fluss kamen, fanden wir das Tal von Japanern kontrolliert vor. Wir mussten uns etwas einfallen lassen."

Nun nickten die Männer wieder. Sie hatten bei der Überquerung die gleichen Probleme gehabt.

„Ich erwarb in einem Dorf für mich die Kleidung eines Bauern, und für Na-Ri das Kleid einer Braut. Damit wollten wir unauffällig an den Japanern vorbei gelangen. Die Waffen hatte ich in Decken eingewickelt."

„Was hatte die Kumiho sonst angehabt?", wollte Ju-Won nun wissen.

„Wie? Oh! Bis zu diesem Zeitpunkt war sie nackt geblieben. Na-Ri konnte Kleidung nicht ausstehen, hatte sie gesagt. Weil sie sie behindern würde."

„Ihr seid also die ganze Zeit einer nackten Frau hinterhergelaufen?", lachte Cha-He auf. „Das stelle ich mir ziemlich hart vor!"

De-Yong verzog gereizt sein Gesicht. Beschloss aber, diese Bemerkung zu übergehen.

„Wir liefen also durch das Dorf, und prompt in eine weitere Patrouille der Samurai. Diesmal waren es drei Männer. Zunächst versuchte ich es mit meiner ausgedachten Geschichte, dass ich frisch verheiratet wäre, und meine Braut nun meinen Eltern im Norden vorstellen wollte. Doch wegen der seltsamen Form meines Gepäcks schöpften sie Misstrauen. Daher lenkte ich die Aufmerksamkeit der Samurai auf Na-Ri, welche ja so unglaublich schön war, und zog dann überraschend das erbeutete Samuraischwert. Damit gelang es mir, zwei Samurai zu töten. Na-Ri nahm sich währenddessen des Offiziers zu Pferd an."

„Ihr habt dann also drei weitere Japse getötet? Gut, sehr gut!", meinte Ju-Won grimmig.

De-Yong nickte.

„Wir sind dann in aller Eile über den Fluss, und weiter zum Tempel. Bis zum Berg Panyio sind uns dann keine Samurai mehr begegnet."

Er ließ den erneuten Streit mit Na-Ri aus, bei dem sie ihn beinahe getötet hätte, und wonach er fast zwei Tage zur Erholung benötigt hatte.

„Ich hatte zu diesem Zeitpunkt mit keinem weiteren Ärger mehr gerechnet, aber leider ist der Berg von einem Dokkaebi mit dem Namen Cham bewohnt, welcher offensichtlich mit Na-Ri schon länger im Streit lag."

„Hat euch dieser Berggeist den Zutritt verweigert, Leutnant?"

„Nein, viel schlimmer. Er nahm Na-Ri gefangen, und hat sie, zur Strafe für irgendetwas, was sie ihm in der Vergangenheit angetan hatte, mit einem Fluch überzogen, dass sie fortan furchtbar stank. Und ich meine wirklich, wirklich furchtbar. So was könnt ihr euch nicht vorstellen! Dann ließ er uns ziehen."

„Bäh!", verzogen die Männer angewidert ihre Gesichter.

„Ja, bäh. Auch Baden konnte den Gestank nicht mehr abwaschen. Na-Ri hat wirklich alles versucht. Und natürlich, wollte ich mich danach auch nicht mehr mit ihr vereinigen, wie ihr euch vorstellen könnt."

Er erntete verständnisvolles Nicken.

„Der ganze Besuch des Tempels war wirklich ein Griff in die Latrine. Das Einzige, was wir erfuhren war, dass die Verbindung zwischen mir und Na-Ri solange besteht, bis ich tot bin. Und dass Na-Ri aus irgendeinem Grund mich selbst nicht töten darf."

„Ah, dann habt ihr sicher schnell die Flucht ergriffen, Leutnant? Ich meine, wer will schon lebenslang mit einer grässlich stinkenden Dämonenfrau verbunden sein?"

Cha-He konnte sich gut in seinen Leutnant hineinfühlen.

Doch De-Yong schüttelte seinen Kopf.

„Wir einigten uns, dass sie zunächst immer 20 Schritt Abstand zu mir halten sollte. Dann stattete uns der Mönch mit meiner jetzigen Verkleidung als reisender Händler aus, und wir brachen wieder auf. Ich wollte ja dringend zurück in den Süden. Ich wurde ja noch immer bei der Flotte erwartet. Mir war ja nicht bekannt, dass unser König inzwischen geflohen und der Krieg verloren ist."

Erneut nahm er die ihm gereichte Flasche entgegen und befeuchtete seinen, vom sprechen trockenen Mund.

„Ah. Nun ich dachte, die Dämonin würde jetzt einfach nur abwarten wollen, dass ich getötet würde, und deshalb bereitwillig mit mir zog. Aber vorgestern stießen wir auf sechs Soldaten. Unsere Männer. Na-Ri hatte sich absprachegemäß von mir ferngehalten, und so war ich alleine. Die Männer waren hungrig und sahen in mir eine leichte Beute. Als sie dann noch meine Waffen im Gepäck entdeckten, hielten sie mich für einen feindlichen Spion und wollten mich töten. Es kam zum Kampf. Und obwohl ich einen von Ihnen tötete und zwei schwer verletzte, gelang es Ihnen, mich niederzuschlagen. Dann griff Na-Ri ein und tötete zwei Weitere von Ihnen. Die Überlebenden flüchteten."

Betroffen schauten die Soldaten drein. Das hätten auch sie sein können, wenn Cha-He nicht seinen Leutnant erkannt hätte.

„Tja, heute früh hatte ich mich endlich von meinem eingeschlagenen Schädel ausreichend erholt, dass wir weiter zogen konnten. Aber gegen Mittag liefen wir genau in einen japanischen Trupp hinein. Keine normale Patrouille. Es waren neun Samurai ein Dolmetscher und eine, von vier Trägern getragenen Sänfte. Zunächst gelang es mir, sie mit meiner Verkleidung zu täuschen. Sie befragten mich nur nach dem Weg, und ob ich ein flüchtiges Paar gesehen hätte, auf welche ein hohes Kopfgeld ausgesetzt sei. Das verneinte ich, und sie zogen zunächst weiter."

„Ein hohes Kopfgeld?", fragte Ju-Won nach. „Wen suchten die? Angehörige der königlichen Familie?"

„Nein, mich und Na-Ri!", antwortete De-Yong bitter.

Die Männer rissen erneut ungläubig ihre Augen auf, dann runzelte Cha-He seine Stirn.

„Euch, Leutnant? Warum? Ich meine, warum verfolgten die euch mit einer Sänfte in feindliches Gebiet?"

Cha-He war offensichtlich kein Dummkopf.

De-Yong schüttelte seinen Kopf.

„Ich kann die Frage nicht beantworten. Aber sie wussten offensichtlich, dass Na-Ri ein Kumiho war. Ich nehme an, dass sie nur hinter ihr her waren."

Die Bitterkeit drohte De-Yong zu überwältigen, daher trank er den letzten Rest aus der Flasche aus. Wütend warf er sie in den Wald.

„Aus irgendeinem Grund erkannten sie mich dann doch noch, gerade als ich gedacht hatte, dass ich in Sicherheit wäre. Vier der Samurai wurden losgeschickt, mich gefangen zu nehmen. Die anderen erwarteten wohl den Angriff Na-Ris."

„Wie konntet ihr entkommen, Leutnant?"

„Ich tötete die vier Samurai. Doch dabei wurde ich selbst lebensgefährlich verletzt. Dann ertönte der Knall einer Arkebuse. Ich weiß nicht, was geschah, aber als der Rauch sich verzogen hatte, sah ich nur noch, wie Na-Ri nackt am Boden lag, und der Offizier des Trupps ihr den Kopf abschlug. Weil sie mich in diesem Moment nicht beachteten, gelang es mir, ein Pferd zu besteigen und die Flucht zu ergreifen. Irgendwann fiel ich dann vor Erschöpfung vom Pferd. Dann habt ihr mich gefunden."

Schweigen breitete sich aus.

Endlich durchbrach Cha-He die, nur vom Knistern des Feuers unterbrochene Stille.

„Das war eine wirklich gute Geschichte Leutnant! Aber, nun sagt: Weshalb lagt ihr vorhin wirklich, neben einem japanischen Pferd, verletzt auf dem Weg?"

De Yong erhob sich und ging langsam, als ob er sich erleichtern wollte, zum Rand der Lichtung. Mit seinem Blick schätzte er den Felsbrocken vor ihm ab, den er schon einige Zeit im Auge gehabt hatte. Bestimmt wog Der so viel wie ein Mann. Blitzartig ging er in die Hocke, ergriff den Brocken und stemmte ihn hoch.

Es dauerte einige Augenblicke, bis die vom Alkohol etwas benebelten Männer begriffen, was sie gerade sahen. Dann rissen sie die Augen vor Überraschung auf.

Mit über den Kopf gestemmten Felsen drehte sich De-Yong zu ihnen um. Er ging leicht in die Knie, dann warf er seine Last quer über die ganze Lichtung, wo sie, am Rande, mit einem lauten Krachen, einen kleinen Baum zum Bersten brachte.

Erschrocken sprangen die Soldaten auf und starrten erst fassungslos auf den zerstörten Baum, dann auf De-Yong.

Dieser wickelte das blutdurchtränkte Seidentuch ab, was seine tiefe Bauchwunde bedeckt hatte, die er am Nachmittag noch gehabt hatte.

Unter dem Verband offenbarte sich nun eine frisch verheilte Narbe.

„Jedes Wort meiner Geschichte entsprach der Wahrheit!", sagte er leise, und mit tiefer Trauer in seiner Stimme.

„Ich bin Leutnant Na De-Yong. Dazu verdammt, bis zu meinem Tode, die Kraft einer getöteten Dämonin in mir zu tragen, und mich dann in der Hölle mit ihr wieder zu vereinigen!"

Entscheidungen

Das Feuer beleuchtete die angespannten Gesichter der drei Männer. Nur das Knacken des brennenden Holzes durchbrach die angespannte Stille.

„Glaubt ihr mir jetzt?", fragte De-Yong schließlich.

Langsam nickten die beiden Soldaten. Furcht stand in ihren Gesichtern geschrieben.

Furcht, vor diesem Mann, mit der Kraft eines Dämons in sich.

„Aber das ist alles nicht eure Sorge, Männer. Ihr wolltet die Geschichte hören, nur deshalb habe ich sie euch erzählt."

Müde schritt er wieder zum Feuer und ließ sich hinplumpsen. Mit abwesendem Blick starrte er ins Feuer.

Furchtsam sahen sich die Soldaten an, dann näherten sie sich wieder vorsichtig dem Feuerkreis und hockten sich De-Yong gegenüber, vorm Feuer hin.

„Leutnant, was habt ihr jetzt vor?", fragte Cha-He schließlich.

„Vor?"

De-Yong blinzelte verständnislos.

„Na ja. Die Japaner sind sicher noch immer hinter euch her!"

Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Sie hatten sogar seinen Namen. Demnach könnte er nicht einmal nach Hause. Denn, wenn sich das Kopfgeld herumsprach, wäre er nirgends, wo man ihn kannte noch sicher.

Er griff in seine Kleidung, wo er den Steckbrief hineingestopft hatte. Er war noch immer da.

Während er ihn hervorzog, rutschte er näher ans Feuer, und drehte sich so, dass er ihn im flackernden Lichtschein lesen konnte.

Der Steckbrief war zweisprachig ausgeführt. Auf Japanisch, was er nicht lesen konnte, aber auch auf Koreanisch. Die Beschreibung von Na-Ri und ihm war recht vage. Junge Frau, etwa 20 Sommer alt, Mann im mittleren Alter, ...

Nein, die Beschreibung war wertlos. Aber sein Name stand da. Und eine Belohnungshöhe, die sicherlich sehr viele in Versuchung bringen könnte.

Neugierig starrten die Männer ihn an.

„Leutnant, was habt ihr da?", fragte Cha-He

„Meinen Steckbrief. Ließ selbst!"

De-Yong richtete sich auf und reichte ihn Cha-He, doch der schüttelte seinen Kopf.

„Ich kann nicht lesen!"

„Oh, in Ordnung. Aber viel steht da auch nicht drin."

Er las den beiden die Beschreibung durch, und auch Na-Ris und seine namentliche Erwähnung. Nur die Höhe des Kopfgeldes ließ er wohlweislich aus. Dafür kannte er die Männer nicht gut genug. Obwohl er annahm, dass nach seiner Erzählung, und der Demonstration seiner Kraft, sie sich zweimal überlegen würden, ihn anzugreifen. Dann faltete er den Zettel und schob ihn in sein Tragegestell.

„Nach der Beschreibung dürfte euch niemand erkennen, Leutnant. Aber wenn ihr nach Hause geht, werden die Leute wissen, dass ihr der Gesuchte seid, sobald sich die Steckbriefe verbreiten.", bestätigte Cha-He De-Yongs Gedanken.

Der Mann war wirklich klug. Er hätte gewiss einen fähigen Unteroffizier abgeben können. Wenn sie noch im Krieg gewesen wären.

Seine Gedanken schweiften zu seinem Schiff. Es war seit letztem Jahr zu seiner zweiten Heimat geworden. Ende des Winters hatten sie es endlich zu Wasser gelassen und die ersten Probefahrten machen können. Noch immer fehlten Männer für die Besatzung. Und dieses Schiff durfte unter keinen Umständen den Japanern in die Hände fallen. Admiral Yi würde es eher versenken, als den Japanern überlassen. Doch das durfte er nicht zulassen. Er würde das Schiff verstecken. Und er benötigte Männer dafür. Viele Männer. Und viel Silber.

Noch immer beobachteten die beiden Soldaten ihn.

„Cha-He, wärst du bereit, weiter als Soldat gegen die Japaner zu kämpfen?"

Verblüfft starte der Angesprochene ihn an.

„Aber die königliche Familie ist doch geflohen? Wir haben verloren!"

De-Yong nickte.

„Das ist richtig. Aber wir haben schon einige Kriege verloren, und uns immer wieder davon erholt. Was ist, wenn ich euch sage, dass es eine Möglichkeit gibt, den Japanern nicht nur zu entkommen, sondern auch empfindlich zu bestrafen?"

Unbehaglich sahen sich die Männer an. Sie hatten gerade erst ein furchtbares Gemetzel überlebt. Beinahe alle ihre Kameraden waren tot. Wer noch irgendwie hatte laufen können, war geflohen. Sie selbst waren bis auf ihre Bambusrüstungen unbewaffnet und ohne Ausrüstung.

„Wie wollt ihr das erreichen, Leutnant?", fragte Cha-He schließlich vorsichtig.

„Nun, ihr schließt euch mir an, und wir ziehen in den Süden. Wir schlagen uns zu Admiral Yi und seiner Flotte durch. Dort wartet mein Schiff auf uns. Damit können wir uns auf den Inseln verstecken, und die japanischen Versorgungsschiffe überfallen. Für jeden von euch würde viel Beute abfallen."