Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Kumiho Na-Ri 02

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Bäh, stinkt der Kopf so? Wie lange ist der schon abgeschlagen? So was Ekelhaftes habe ich noch nie gerochen!"

Taka hatte nicht vor, diesem Mann Einzelheiten zu erzählen, musste aber Auskunft geben.

„Ja, der Kopf stinkt so. Wie müssen unbedingt etwas gegen den Gestank unternehmen. Wir brauchen Buttermilch. Wisst ihr, wo wir welche bekommen können?"

Der Offizier schüttelte seinen Kopf.

„Fragt bei der Verwaltung nach. Alle Lebensmittel sind beschlagnahmt. Ihr könnt passieren! Wenn ihr aber in Richtung Hauptstadt unterwegs seid, dann rate ich euch, mehr Männer zu rekrutieren. Wir haben ein Problem mit Rebellen, welche immer wieder kleine Trupps überfallen."

Er wich zurück und gab den Weg frei.

Taka nickte dankbar für die Information.

„Bei diesem Thema fällt mir ein: Wenn dieser koreanische Offizier hier auftauchen sollte, nehmt ihn unbedingt fest! Er ist auf jeden Fall ein Rebell. General Yukinaga wäre auch darüber hocherfreut, und euch eine Belohnung sicher! Die Frau braucht euch nicht mehr zu kümmern."

Damit überreichte er dem Mann seinen letzten Steckbrief.

Der Offizier nahm den Zettel entgegen und verneigte sich, während Taka mit seinem Tross den Weg fortsetzt.

Nun musste er ein Quartier finden, Buttermilch auftreiben und auf seine Männer warten. Sicherheitshalber würde er einen Boten schicken, falls sie noch nicht unterwegs waren. Das würde allerdings die Zeit seines Aufenthalts verlängern.

Nun, wie er erfahren hatte, war der Krieg gewonnen. Er könnte die Pause also für ein wenig Vergnügen nutzen. Bald würde es gegen China gehen. Und irgendwie würde er hier bestimmt den Priester auch loswerden. Feindliche Städte waren immer gefährlich. Und Rebellen konnten überall zuschlagen.

* * *

Kazuki war froh, endlich in der Stadt zu sein. Hier gab es gewiss eine Möglichkeit, diesen arroganten Taka loszuwerden. Seine Entscheidung, ohne seine Soldaten loszuziehen, hätte beinahe mit ihren Tod geendet. Sie konnten von Glück reden, nicht auf versprengte koreanische Soldaten oder Rebellen gestoßen zu sein.

Keinesfalls würde er weiter mit Taka reisen. Aber er sah auch nicht ein, dass der den Ruhm für Kazukis Erfolg einstreichen würde.

Schon kam es zum ersten Streit.

„Ich werde euch nicht den Kopf überlassen, damit ihr damit im Tempel wohnt, Ichimaru!"

„Ihr habt kein Quartier erhalten, ich dagegen darf im Tempel nächtigen. Warum sollen wir alle unter freien Himmel übernachten? Und bei mir ist der Kopf in Sicherheit!"

„Wer sollte hier einen stinkenden Kopf stehlen wollen? Ein Quartier wird uns bereits zugewiesen. Es dauert nur ein wenig!"

Das war sehr optimistisch.

Bürokratie, ob koreanisch oder japanisch, hatte ihr eigenes Tempo, und Taka nicht genug Geld dabei, um Entscheidungen zu beschleunigen.

„Wie können ja zur Not alle im Tempel wohnen!"

Die Ungeheuerlichkeit des Vorschlags ließ Kazuki nach Luft schnappen. Trotzdem schluckte er seinen Ärger herunter und grinste breit.

Taka besaß noch immer Samurai. Kazuki nicht.

„Nun, dann lasst uns gemeinsam zum Tempel gehen. Und morgen begeben wir uns auf die Suche nach Buttermilch, und einem Quartier für euch!"

Damit war der Streit verschoben, keinesfalls beigelegt, wie beide sehr wohl wussten.

Sie brachen zum Tempel auf.

Kazuki überlegte, welche Kräuter er nutzen würde. Keinesfalls durfte der Verdacht auf ihn fallen. Also etwas langsam Wirkendes.

Am besten fing es mit einer Magenverstimmung an. Bei mehrmaliger Anwendung käme der Tod innerhalb von vier Tagen. Und mit entsprechendem Gegenmittel konnte er den Sake sogar mit trinken, ohne Folgen fürchten zu müssen.

Vor Kurzem noch hatten sie gestritten, wer den Kopf hüten durfte. Nun standen Taka und Kazuki unschlüssig, wer die Kiste in die Hand nehmen sollte.

Würde Taka einem seiner Samurai befehlen, dann würde der Mann als Leibwache ausfallen.

Andererseits, wenn Taka dem Priester den Kopf überließ, würde er dessen Anspruch anerkennen.

Die Kiste selbst in die Hand zu nehmen stand für beide außer Frage.

Und von den Trägern würde sie keiner anrühren. Sie könnten froh sein, wenn die Träger Morgen noch da waren.

Kazuki wollte aber keinesfalls Taka den Kopf überlassen. Einmal in dessen Hand, würde es schwer werden, ihn zurückzuerhalten.

Unabhängig voneinander kamen sie zum Schluss, dass der Kopf auf der Sänfte weiterhin am besten aufgehoben war.

„Ichimaru, ich schlage vor, die Kiste bleibt oben auf der Sänfte festgebunden. Die Sänfte passt durch das Tempeltor, und wir stellen sie einfach im Hauptraum ab. Dort haben wir sie gut im Blick!"

„Ein sehr guter Vorschlag, Miyahara! Dann los! Wollen wir gemeinsam den Tempel betreten und opfern? Als Dank für den Erfolg unserer Mission?"

„Aber selbstverständlich gerne, Ichimaru! Und als Priester gebührt euch die Ehre, voranzuschreiten!"

Taka vergab sich dabei nichts. Hauptsache der Kopf geriet nicht in die Hand des Priesters.

„Besten Dank! Nun, Träger, folgt uns, und bringt die Sänfte in den Tempel!"

Sowohl Taka als auch Kazuki lächelten breit, während sie den Tempel betraten, als sie plötzlich den Knall hinter sich hörten.

Erschrocken drehten sie sich um, Taka sein Schwert noch in der Bewegung ziehend.

Vor der Tempelstufe war die Sänfte umgekippt. Das Dach war teilweise eingedrückt, und die vier Träger lagen vor Schmerz stöhnend am Boden. Aber die Kiste war noch immer auf dem beschädigten Dach festgebunden.

Die Samurai blickten völlig verwirrt, und zogen langsam ihre Schwerter. Irgendetwas ging hier vor, und sie begriffen nicht was.

Taka blaffte einen der Männer an: „Was ist passiert? Wer ist dafür verantwortlich? Gab es einen Angriff?"

„Nein, Miyahara San. Die Träger stoppten so plötzlich, als seien sie gegen eine Wand gelaufen. Und dann krachte die Kiste halb durch das Dach der Sänfte!"

Taka sah sich misstrauisch um. Doch wie der Soldat berichtet hatte: Es gab kein Anzeichen eines Angriffs. Zögernd steckte er das Schwert wieder ein, dann blickte er zu Kazuki, der nachdenklich seinen Bart rieb.

„Ichimaru, was hat das zu bedeuten?"

„Probleme! Wir werden wohl alle auf der Straße übernachten müssen. Der Kopf kann nicht in den Tempel!"

Strategien

„Also verhindern die Bannsprüche, dass ein Dämon oder Geist in diesen Tempel gelangen kann?"

Taka war überrascht.

„Ich dachte, Tempel sind dazu da, Geister zu besänftigen und ihnen zu opfern?"

Kazuki schüttelte seinen Kopf.

„Bei uns, ja. Doch hier hat man vor Geistern und Dämonen mehr Angst. Die Ahnen schützen nicht so. Und ein ähnlicher Bannzauber liegt auch auf meiner Sänfte. Auch deshalb konnte ich den Kopf nicht mit in die Sänfte nehmen, selbst wenn er nicht so stinken würde."

Nachdenklich blickte der Samurai auf die Sänfte.

„Ist es schwer, so einen Bann zu errichten? Muss der regelmäßig erneuert werden?"

Kazuki nickte.

„Beides. Man muss genau formulieren, wer ausgeschlossen werden soll. Hinzu kommen Mond- und Sonnenstand, welche beachtet werden müssen. Bei tragbaren Objekten wird es sogar noch komplizierter, kann ich euch verraten. Die Sänfte zu schützen hat beinahe ein Jahr gedauert. Und es kostet viel Kraft. Lebensenergie."

Taka deutete auf die Kopfkiste.

„Die Kiste selbst ist also nicht geschützt?"

„Nein, wie sollte ich den Kopf dann hinein bekommen? Ihr habt ja selbst erlebt, wie wirkungsvoll so ein Bann ist."

Langsam nickte der Samurai.

„Wie auch immer. Wir benötigen eine Unterkunft. Und ihr werdet nun sicher zustimmen, gemeinsam eine zu teilen. Wie es aussieht, werden wir einige Tage hier festsitzen. Entweder bis meine Männer eintreffen, oder bis ich Neue rekrutieren kann. Letzteres scheint im Moment aber ausgeschlossen, da der Stadtkommandant wegen der Rebellen niemanden entbehren kann."

Taka verfluchte in seinen Gedanken seine unzureichenden Vollmachten. Sie galten nur für die Suche nach dem Kumiho, und um den Dämon zur Strecke zu bringen. Nicht um den Kopf sicher zum Daimyo zu bringen. Die Einheiten hier für solch einen Zweck zu schwächen, würde der General nicht tolerieren.

Also saß er tatsächlich vorerst fest.

Kazuki verbiss sich eine entsprechende Bemerkung. Es war nicht ratsam, Taka weiter gegen sich aufzubringen.

„Ich werde mit Freuden euer Gast sein, wenn ihr eine Unterkunft findet!", antwortete er stattdessen nur.

Beide lächelten sich an.

* * *

„Also, wo wurde sie vergraben?"

De-Yong blickte Yoshimoto finster an. Der schluckte trocken und schüttelte seinen Kopf.

„Ehrlich, ich kann es nicht sagen! Ich war nicht anwesend, als sie das Grab schaufelten. Ich wurde auf die Suche nach den durchgegangenen Pferden geschickt!"

Sie hatten den Schauplatz des Kampfes erreicht. Abgesehen von dem Brandplatz, wo die Samurai verbrannt worden waren, deutete nichts mehr auf den Kampf hin. Sehr gründlich hatten sie alles, im Umkreis mehrerer Dutzend Schritt, nach einer Grabstelle abgesucht, jedoch nichts gefunden.

De Yong hockte sich vor den Brandplatz und besah sich die Asche.

„Wurde ihr Körper möglicherweise mit verbrannt?", wandte er sich wieder an den japanischen Dolmetscher.

„Nein, mein Körper existiert noch. Wenn er verbrannt wäre, wüsste ich das. Er ist hier irgendwo. Aber ich kann ihn nicht genau lokalisieren, da seine magische Kraft schwindet!"

De-Yong hob schnell seine rechte Hand, um die Antwort des Dolmetschers zu stoppen. Noch immer hatte er sich nicht daran gewöhnt, dass Na-Ri in seinem Kopf sprach.

„Na-Ri, wie soll ich dich finden? Du kannst hier irgendwo liegen!"

„Lass dir was einfallen!"

„Nicht hilfreich!"

„Ähm", räusperte sich der Japaner.

„Was? Ich hab nicht mit dir gesprochen!", fauchte De-Yong ihn an.

„Ja, das habe ich mir gedacht. Aber, was, wenn ihr die Besonderheiten der Dämonin zur Suche nutzt?"

Verständnislos sah De-Yong ihn an.

Verlegen begann der Japaner zu stammeln.

„Ich meine ihren, äh, strengen Geruch!"

De-Yong runzelte seine Stirn.

„Sie liegt vermutlich zwei Schritt unter der Erde. So schlimm kann sie überhaupt nicht riechen, dass ich sie da wahrnehmen könnte."

Kopfschüttelnd erhob er sich.

„Das bringt uns jetzt nicht weiter. Außerdem brauchen wir immer noch Na-Ris Kopf. Selbst wenn wir ihren Körper ausgraben würden, wir müssten ihn dann mit uns herumschleppen."

„Leutnant, Reiter!", warnte ihn der Ruf von Cha-He.

Sofort schnappte sich De-Yong das Seil von Yoshimotos Hals und zog ihn ins Gebüsch. Das Pferd stand sowieso etwas weiter im Wald, und war vom Weg aus wohlweislich nicht zu sehen. Die Suche nach dem Grab sollte keine Neugierigen anlocken. Auch deshalb hatte De-Yong seine Männer in einigen Abstand als Wachen postiert.

„Ein Mucks von euch, und ich schlitze euch auf!", warnte De-Yong den Japaner.

Yoshimoto nickte nur stumm.

Seine Männer hatten ihre Rüstungen abgelegt, und waren nicht von normalen Bauern zu unterscheiden. Sie würden keine Aufmerksamkeit erregen. Selbst wenn der japanische Offizier nun mit Verstärkung zurückkehrte: Diese Männer waren ihm ja völlig fremd.

Tatsächlich ritt ein großer Trupp Samurai an ihren vorbei. De-Yong zählte 42 Mann. Ein Trupp, mit dem man zu rechnen hatte.

Der Gefangene verhielt sich glücklicherweise ruhig.

Natürlich hätte De-Yong ihn als Erstes getötet, aber den nachfolgenden Kampf gegen diese Übermacht auf jeden Fall verloren.

Das Gesicht des Dolmetschers verriet einen Moment lang Überraschung, was De-Yong nicht entging.

Als die Pferdehufe verklungen waren, griff er den Japaner an den Kragen und zog ihn zu sich ran.

Mit drohendem Unterton fragte er ihn leise: „Du hast die Reiter erkannt! Weshalb warst du so überrascht?"

„Das waren Miyaharas Samurais. Eigentlich sollte ich die holen, und zu Miyahara führen. Ich weiß nicht, weshalb sie jetzt doch hier entlang reiten!"

De-Yong ließ den Mann wieder los und schaute nachdenklich zur Straße. Was hatte der Samuraioffizier vor? Wohin war der unterwegs, und weshalb folgten ihm seine Männer jetzt, anscheinend ohne Auftrag?

Auf jeden Fall war seine Aufgabe nun noch schwieriger geworden. Diese Krieger standen nun zusätzlich zwischen ihm, und Na-Ris Kopf.

Ein Pfiff signalisierte ihm, dass die Gefahr vorerst vorbei war.

Er stand auf und zog auch den Japaner hoch.

Was sollte er nur mit ihm anfangen? Laufenlassen kam keinesfalls mehr in Betracht.

„Was stehst du nun so rum? Grab mich endlich aus!"

De-Yong drehte seinen Kopf, um den Gefangenen zu zeigen, dass er nicht mit ihm sprach.

„Ich werde dich jetzt nicht ausgraben! Zum einen habe ich nicht die geringste Ahnung, wo du liegst, und zum anderen kann ich nicht mit deiner Leiche im Gepäck deinen Kopf stehlen!"

„Du hast es versprochen!"

„Ja, und ich werde es halten. Aber auf meine Weise!"

Er pfiff seine Männer heran.

Als sie vor ihm standen, erklärte er seinen Plan.

* * *

Yun hatte ein Problem. Sie konnte schnell reisen, schneller als jeder Mensch laufen. In ihrer Fuchsgestalt erst recht. Doch nur ohne Kleidung.

Zumindest nicht in ihrer Kleidung.

Yun liebte ihre Gewänder.

In Jahrhunderten hatte sie eine Leidenschaft für schöne Kleider entwickelt.

Sie machten die Jagd spannender. Kleidung war wie ein Köder zum Angeln. Man benötigte den richtigen Köder für den richtigen Fisch.

Ihre große Schwester hatte es nie verstanden. Sie lebte am liebsten frei im Wald, und fing auch dort, was sie zum Leben brauchte. Doch Yun war anders.

Sie hatte recht früh gelernt, dass die Menschen nicht einfach nur dumme Beute waren, sondern höchst komplexe Wesen. Und es machte Spaß, scheinbar nach ihren Regeln mit ihnen zu spielen.

Was wieder zu ihrem Problem führte.

Zweifellos war Eile geboten, andererseits benötigte sie eben die richtige Ausstattung.

Also kurz gesagt hatte sie das Problem, was viele Frauen der gehobenen Gesellschaft hatten, wenn sie das Haus verlassen wollten: Was sollte sie nur anziehen?

Ärgerlich warf sie das Reisekleid wieder aufs Bett.

Egal was sie tat, es hatte Nachteile.

Ihr Blick fiel auf die Truhe mit ihrem Vermögen.

Geld spielte inzwischen eine große Rolle in ihrem Leben. Es gab Männer, und davon nicht gerade wenige, die bereit waren für alle ihre Kosten aufzukommen - wenn sie nur auf Abstand blieb. Eine Vereinbarung mit einigen Tempeln sorgte dafür, dass sie diese Gelder erreichten, ohne dass irgendwer wusste, wo und unter welchen Namen Yun gerade lebte.

Der junge Mann von vorhin wäre einer der Nächsten gewesen, die dafür zahlen würden, dass sie in Zukunft einen Bogen um ihr Zuhause schlagen würde. Dafür hatte sie sogar die menschliche Kommunikationsform der Schrift gelernt. Sie verwaltete ihre Schuldner.

Aber nicht nur dafür. Als Gisaeng unterstand sie direkt der menschlichen Bürokratie. Sie benötigte regelmäßig neue Papiere. Ein weiteres Spiel der Menschen, was ihr die Zeit vertrieb: Intrigen und Bestechung.

Sie entschied sich für einen Kompromiss. Ihre Kleider würde sie zurücklassen. Stattdessen würde sie in einem unauffälligen Mönchsgewand laufen, aber einen Teil ihres Geldes und Schmucks mit sich führen. Im Süden würde sie sich mit allem Benötigten neu eindecken. Das würde sie sicher zwei Tage kosten, doch mit allem Gepäck, und als gewöhnlicher Mensch zu reisen, würde die Reise um eine Woche verlängern. Das konnte sie ihrer älteren Schwester nicht antun.

In drei Tagen konnte sie dort eintreffen. Dann würde es interessant.

* * *

„Du hättest ihn wenigstens Aussaugen können!"

„Nein, das Thema hatten wir doch schon! Ich trinke kein Menschenblut!"

De-Yong wurde langsam richtig wütend.

Er war wieder alleine unterwegs, erneut in der Verkleidung als reisender Kräuterhändler.

„Dann wirst du schwächer. Und ich übrigens auch! Alleine und geschwächt wirst du nichts ausrichten!"

„Die paar Tage werden wir das sicher überstehen. Und kämpfen wird mich jetzt auch nicht mehr retten. Selbst mit deinen Kräften kann ich es nicht mit 50 Samurai aufnehmen! Es geht um List, deinen Kopf zurückzubekommen. Und wenn Yun rechtzeitig eintrifft, sind wir schon zu zweit. Ganz nebenbei: Wie werde ich sie finden?"

„Sie wird dich finden!"

Über De-Yongs Rücken kroch eine Gänsehaut. Diese Worte, bezogen auf eine Kumiho, dürften jeden Menschen Unbehagen bereiten.

„Wann kann ich mit ihrem Eintreffen rechnen?"

„Das kann ich nicht sagen. Mir ist nicht genau bekannt, wo im Norden sie zu dem Zeitpunkt war, als ich sie kontaktierte."

„Kannst du sie nicht noch einmal kontaktieren und nachfragen?"

„Nein!"

„Warum nicht?"

„Ich kann es dir nicht wirklich erklären. Wenn ich zu ihr Kontakt aufnehme, geschieht das in der Geisterwelt. Ihr bezeichnet diese Welt als Hölle. Es ist unangenehm, auf diese Weise zu kommunizieren. Für alle Beteiligten."

„Oh!"

„Sie war nicht erfreut, nicht über den Grund meiner Kontaktaufnahme, und ganz sicher auch nicht über die Kontaktaufnahme ansich."

De-Yong blieb plötzlich stehen.

„Wird sie mich umbringen?"

„Was? Nein! Ich hab dir doch geschworen, dass ich dich nicht umbringen werde!"

„Aber sie nicht!"

Schweigen.

„Na-Ri?"

„Du stehst unter meinem Schutz, das versprech ich dir! Aber ich würde dir wirklich raten, sie mit deutlich mehr Respekt zu behandeln, als mich bisher. Sie ist völlig anders als ich. Sie lebt seit sehr langer Zeit schon mit und zwischen euch Menschen."

Langsam ging er wieder los.

„Warum du nicht?"

„Ehrlich, das fragst ausgerechnet du? Wir haben wohl nicht wirklich das, was man eine glückliche Beziehung nennt!"

Autsch! Aber es verwunderte schon, dass Dämonen diesen Begriff immerhin kannten.

„Nun, die Umstände, wie wir uns kennengelernt haben, waren sicher nicht typisch. Vermutlich nicht einmal für dich, oder?"

„Nein."

„Und für eine Dämonin finde ich dich eigentlich völlig in Ordnung!"

„WIE BITTE?"

Sofort fing De-Yong das Stottern an.

„Ähm, Entschuldigung, ähm, das kam jetzt wohl falsch herüber! Nein, ich meine damit, dass du recht menschlich bist. Nicht das, was ich mir so unter Kumihos vorgestellt habe."

„Und was bitte schön, hast du dir bisher so vorgestellt? Ich dachte, du hast die Geschichten über mich von deinem Ahnen gehört?"

„Ähm, ja. Aber da warst du so, ..., unnahbar. Übermächtig, souverän, gefährlich und vor allem dankbar, als man dir half."

„De-Yong, falls du dich damit gerade entschuldigen wolltest: Du machst es gerade nicht besser! Willst du damit sagen, dass ich genau das Gegenteil bin?"

„Nein, nicht das Gegenteil!", antwortete er schnell. „Aber, wie soll ich es ausdrücken, ohne dich erneut ungewollt zu beleidigen? - Vielleicht als menschlich?"

Na-Ri sagte nichts.

„Na-Ri, wirklich: Das war nicht respektlos gemeint. Ganz im Gegenteil!"

Stille

„Na-Ri?"

Zeitnot

Na-Ri war zunächst verblüfft von De-Yongs Aussage. Aber bevor sie etwas antworten konnte, wurde sie unvermittelt aus ihm herausgerissen.

Es fühlte sich an, als würde sie gedehnt und verdreht. Dann setzten Halsschmerzen und Atemnot ein, zeitgleich war sie wieder von Dunkelheit umgeben. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie wieder in ihrem Kopf steckte.

Und der befand sich unter Wasser. Oder zumindest einer Flüssigkeit. Sie brannte in ihren Augen und an der Wunde ihres Halses. Zweifellos war es diese Veränderung, welche sie aus der Verbindung zu De-Yong gerissen hatte.

Der Geruch und der Geschmack waren seltsam. Sie benötigte einen Moment, um damit irgendetwas zu verbinden.

Weshalb zur Hölle noch mal, steckte ihr Kopf jetzt in Buttermilch?

* * *

Der japanische Dolmetscher Yoshimoto überlegte wieder einmal, wie so oft in letzter Zeit, welchen der vielen Götter er wohl beleidigt haben musste.