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Kumiho Na-Ri 02

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Noch immer schwer geschockt blickte Kazuki auf das Päckchen, welches mit wertlosem Spitzwegerich gefüllt war.

„Ja, ja, alles in Ordnung!", fasste er sich langsam.

Wie, bei allen Göttern, hatte Taka es geschafft, sich seiner Sänfte unbemerkt zu nähern, und das Päckchen in dessen Versteck zu finden?

Blanke, kalte Wut stieg in Kazuki auf.

Taka würde das mit seinem Leben bezahlen!

* * *

Taka hatte wenig geschlafen. Zu sehr war er damit beschäftigt, sich zu fragen, welcher seiner Männer ihn wohl verraten hatte.

Was, wenn dieser Verräter ihm während seiner Wache in der Nacht den Kopf abschnitt? Nicht jetzt, da bestand wenig Gefahr. Doch spätestens, wenn sie wieder zu Hause waren, und Ränke und Intrigen am Hof gewoben wurden, benötigte er Männer an seiner Seite, denen er bedingungslos sein Leben anvertrauen konnte.

Er hatte nicht vor, weiterhin nur Soldat und Laufbursche zu sein. In diesem Krieg musste er Ruhm und Reichtum erwerben. Dazu benötigte er zuverlässige Männer und vor allem den Kopf des Dämons zurück.

Trotzdem durfte er seine Sorgen nicht nach außen tragen. Angst offenbarte Schwäche. Sorgsam überlegte seine nächsten Schritte.

Er würde zusehen, eine Audienz beim General zu erhalten. Wenn er sich bei einer kurzen Mission bewährte, würde er möglicherweise den Kopf zum Daimyo begleiten dürfen. Es war wichtig, dort zusammen mit dem Kopf anzukommen, und den Anspruch auf die Eroberung geltend zu machen.

Ungeduldig stand er auf und setzte sich sofort hin, die Bitte um eine Audienz niederzuschreiben. Sorgsam formulierte er die Hoffnung, dem General hier mit seinen Männern nützlich sein zu dürfen. Zufrieden betrachtete er das Schriftstück, bevor er etwas Sand zum Trocknen der Tinte drüber streute.

Als er den Sand fortblies, offenbarten seine Augen kurz eine diabolische Freude.

Weder der Priester noch der General würden am Ende obsiegen, egal was er dafür unternehmen musste, oder töten.

* * *

Wie vereinbart wartete De-Yong, am nächsten Tag, am Schrein, auf Yun. Sie war tatsächlich pünktlich. Zeitpunkt und Ort waren gut gewählt. Einerseits war es ein übersichtlicher Ort, wo sich ihnen niemand unbemerkt auf Hörweite nähern konnte, andererseits konnten sie sich unauffällig unterhalten, solange sie so taten, als würden sie beten.

„Kannst du ein Musikinstrument spielen?", eröffnete Yun ohne Gruß das Gespräch, kaum dass sie neben ihn kniete.

„Ähm, ich kann die Trommel schlagen und habe mich mal an der Querflöte versucht. Warum?"

„Besorg eine Trommel für dich und triff dich zum Abend hier wieder mit mir. Versuch zudem noch, ein oder zwei weitere Musiker aufzutreiben! So kann ich dich in das Haus des Generals reinbringen! Außerdem musst du was essen!"

„Ich habe was gegessen, obwohl Reis hier teuer ist.", wunderte sich De-Yong über Yuns scheinbare Besorgnis, dass er genug aß.

„Ich meinte nicht Reis, du Narr! Die Perle Na-Ris benötigt Kraft!"

„Vergiss es, ich trinke kein Blut!", konterte De-Yong, als er begriff, was sie meinte.

„Das war keine Bitte!" Yuns Stimme bekam einen gefährlichen Unterton.

„Wie stellst du dir das vor? Soll ich loslaufen, irgend jemanden die Kehle durchschneiden und sein Blut trinken?"

„Das wäre eine Möglichkeit. Lass dir was einfallen! Wenn die Kraft in dir versiegt, wird Na-Ri entschwinden. Und dann bist du verloren. Du könntest von Gnade sprechen, wenn ich dich dann umbringen würde!"

Unbewusst tastete De-Yong nach der mit Dämonenkrautsalbe bestrichenen Nadel, welche er im Gürtelband trug. Sie würde Yun nicht töten, wohl aber lähmen, wenn er die Salbe richtig zubereitet hatte.

„Was dann, wenn wir im Haus des Generals sind?", versuchte er das Gespräch zum wichtigen Teil zurückzulenken.

„Du machst Musik, ich tanze. Anschließend beschäftige ich den General, während du den Kopf raubst. Versteck ihn in der Trommel! Anschließend werden wir uns hier in der Nacht bei Monduntergang treffen!"

„Ich dachte, der Kopf ist bewacht?"

„Ja, zwei Samurai!"

„Und wie soll ich den dann unbemerkt stehlen?"

„Töte sie einfach und sorge dafür, dass ihre Leichen nicht sofort gefunden werden!"

„Ach, mehr nicht?", erwiderte De-Yong sarkastisch.

„Was meinst du, warum du vorher Blut trinken sollst, du Schwachkopf? Mit der Kraft von Na-Ris Perle sollten zwei Samurai kein Problem darstellen, wenn du es geschickt anstellst. Die meisten Wachen sind vor dem Haus, die Leibwache des Generals ist ständig in seiner Nähe. Wenn die abendliche Feier beendet ist, werden die Meisten betrunken sein oder schlafen gehen. So, ich muss wieder los. Bis heute Abend!"

Bevor De-Yong noch etwas fragen konnte, erhob sich Yun bereist wieder und wandte sich ab.

„Und wage es nicht, ohne was getrunken zu haben hier zu erscheinen!", warnte sie noch leise, als sie fortging.

* * *

„Leider muss ich gestehen, dass sich mein Teelieferant verspätet hat, werte Dame Akera!", entschuldigte sich Kazuki mit einer tiefen Verbeugung der Entschuldigung.

Sie saßen wieder bei Tee im Haus des Generals. Das Gebäude war der requirierte Verwaltungssitz, des geflohenen Gouverneurs von Panyio. Das Gebäude war verschachtelt und bot mit mehr als 40 Räumen genügend Platz für den General und seine höchsten Offiziere, nebst Leibwachen und Bediensteten.

Die Schiebetür des Raumes war zu einem Garten aufgeschoben und gab den Blick auf sorgsam gestutzte Büsche und Hecken frei. Am Frühlingshimmel zeigten sich jedoch dunkle Wolken. Es würde ein Unwetter geben.

Auch die Miene der Miko verdüsterte sich.

„Das ist höchst bedauerlich! Habt ihr einen Vorschlag, wie wir sonst an den Tee gelangen könnten?"

„Nun, ich besitze tatsächlich noch geringe, eigene Vorräte, werte Dame Akera. Doch wie ihr euch vorstellen könnt, sind diese für meine Aufgaben genauso unentbehrlich, wie eure Vorräte für eure Tätigkeit."

Kazuki machte eine Pause und trank einen Schluck Tee, während die Miko geduldig auf den unweigerlichen Vorschlag des Priesters wartete.

Solche kleinen Machtspiele gehörten zu den üblichen Gepflogenheiten. Männer, welche direkt auf den Punkt sagten, was sie vorhatten oder wollten, galten als grob, unhöflich oder ungebildet.

„Wie ich hörte, zieht der Daimyo weiter gen Norden? Wird er hier vorbeikommen, oder einen anderen Weg einschlagen?"

Teiko begann zu ahnen, was der Priester wollte. Sie sollte den General überzeugen, den Kopf wieder in die Obhut des Priesters zu geben. Dann wäre es auch sein Problem, genügend Dämonenkraut zu besitzen, um den Kopf zu schützen.

„Ihr möchtet hier im Haus auf die Ankunft unseres Daimyos warten?", vergewisserte sie sich.

Bestätigend nickte Kazuki.

„Es würde mir nichts ausmachen, im Raum zu wohnen, wo der Kopf des Dämons untergebracht ist!"

„Und ihr würdet euren eigenen Tee mitbringen, nicht die Vorräte des Generals verringern?"

„Selbstverständlich!", bekräftigte Kazuki.

Teiko nickte.

„Dann werde ich dem General diesen Vorschlag unterbreiten!"

Kazuki begann schon dankbar zu nicken, als Teiko ergänzte:

„Gegen einen bescheidenen Beitrag von euch. Ich denke da an etwa die Hälfte, eurer verbliebenen Teevorräte!"

Nun musste der Priester überlegen, wie viel er bereit war, abzugeben. Gab er Teiko zu wenig, musste er eingestehen, die Aufgabe des Schutzes nicht gewährleisten zu können. Gab er eine großzügige Menge, wären seine Vorräte größer, als er eben behauptet hatte. In jeden Fall würde die abgegebene Menge die maximale Zeit bestimmen, welche er für die Sicherheit des Kopfes sorgen durfte.

Kazuki begriff die Falle sofort, in welche er da schlitterte. In Gedanken überschlug er Menge und Verbrauch. Maximal 10 bis 11 Tage hätte er dann noch Vorrat. Danach blieben nur noch Bannsprüche und Talismane, welche aber kompliziert, und für jede Dämonenklasse einzeln anzuwenden waren. Nun, das war besser als nichts. Bis dahin mochte er auch wieder Dämonenkraut auf dem Markt bekommen.

Aber er musste schnell handeln, bevor Taka mit dem gestohlenen Kraut hier erschien. Daher hatte er keine Wahl. Im schlimmsten Fall wäre auch Taka mit im Haus. Nun, eine Magenverstimmung konnte Taka sich hier wirklich sehr schnell einfangen.

„Es ist mir eine große Ehre, dem General zu Diensten zu sein, Dame Akera!"

* * *

Cha-He hatte erwartet, dass die Kontrollen durch die japanischen Besatzer zunehmen würden, je mehr sie sich der Hauptstadt näherten. Doch zu seiner Überraschung war das Gegenteil der Fall.

Zwar wurde das Postennetz enger, jedoch nahm auch der Verkehr um so mehr zu, je weiter sie sich der Hauptstadt näherten. Sowohl auf dem Fluss, als auch auf den begleitenden Wegen waren nun Hunderte von Menschen unterwegs. Überwiegend Händler, oder Bauern, welche Ware in der Stadt verkaufen wollten, oder verkauft hatten. Obwohl Krieg herrschte und das Land besetzt war, ging das Tagewerk seinen üblichen Gang.

Die Posten beschränkten sich nun auf stichprobenartige Kontrollen. Auch die Besatzer waren auf Lebensmittel und andere Waren angewiesen, selbst wenn sie sehr viele Vorräte mitgebracht hatten.

Das kleine Boot, mit den zwei Mönchen, dem Leichenträger und der Leiche wurde nur noch selten angehalten. Wer bis hierher gekommen war, hatte schon so viele Posten passieren müssen, dass eine weitere, gründliche Überprüfung nicht notwendig erschien. Jede Kontrolle behinderte den Verkehr und damit die Versorgung der Armee.

Langsam glitt ihr Boot an der beeindruckenden Mauer der Hauptstadt vorbei, welche zugleich so nutzlos gewesen war, weil der König feige die Flucht ergriffen hatte, statt zu bleiben und die Stadt mit seinen Männern zu verteidigen.

Nun wurden allerdings ihre Papiere ungültig. Um weiter bis zum Meer zu fahren, mussten sie an den Wachbooten der Japaner vorbei. Die Ausrede, dass sie den Leichnam zum Tempel bringen mussten, war nicht mehr glaubhaft, wenn sie aus der Stadt heraus kamen. So beschlossen sie, anzulegen, und die Dunkelheit abzuwarten.

Im Schutze der Nacht würden sie das offene Meer ansteuern und irgendwo weiter unten an der Küste anlanden. Ihr kleines Boot war zwar schwer beladen, aber durchaus auch für das Befahren von Küstengewässern geeignet. Immerhin war es dazu gebaut, auch Stromschnellen zu meistern.

Die Händler waren leicht zu überreden gewesen, den Soldaten ihr Boot gegen etwas Silber und den Handkarren zu verkaufen, nachdem Cha-He, das Schwert gezeigt hatte. Die nahen japanischen Besatzer um Hilfe zu bitten war ausgeschlossen gewesen. Vermutlich hätten die Japaner bis zur Klärung des Vorfalles alle verhaftet.

In der Ferne zogen Wolken auf und deuteten auf ein drohendes Unwetter hin. Das bot eine gute Chance, mit dem Boot an den Wachpostenbooten der Japaner vorbei zu kommen.

Nur noch dieses kleine Hindernis, danach wäre der Weg zur koreanischen Flotte frei.

Tatsächlich mussten sie nicht lange warten, bis die ersten Wachboote den sicheren Hafen ansteuerten.

„Wir wollen doch nicht bei diesem Wetter auf die offene See hinaus?", fragte Yoshimoto besorgt.

„Hast du einen besseren Vorschlag?", konterte Cha-He. „Was ist deine Meinung, Ju-Won?"

Ju-Won war als Fischer derjenige, mit der meisten Erfahrung, was Boote betraf.

Nachdenklich rieb er sich über seinen Bart, sah zum Himmel und auf die Wellen.

„Wir sollten es versuchen, aber müssen uns beeilen. Auf jeden Fall müssen wir das Boot so weit abdecken, dass nicht zu viel Wasser überschlägt. Sicherer wäre es, wir würden besseres Wetter abwarten. Aber ich sehe nicht, wie wir dann an den Wachbooten vorbei kämen."

„Dann ist es beschlossene Sache!" Entschied Cha-He. „Ju-Won, auf See hast du das Kommando, weil du am meisten Erfahrung besitzt!"

„Geht in Ordnung, Herr Unteroffizier!", bestätigte der Angesprochene.

„Und du, Jae, du wirst rudern!"

Irgendwie war das Yoshimoto schon vorher klar gewesen. Immerhin nannten ihn die beiden nun nicht mehr Japaner, sondern bei seinem angenommenen koreanischen Namen.

„Aber alleine schaffe ich das doch nicht!", protestierte er schwach.

„Wir werden alle rudern müssen!", entschied Cha-He, mit Blick auf den Wellengang und den Wind. „Aber Ju-Won steuert! Los, jetzt oder nie!"

Vereint schoben sie das Boot wieder vom Ufer, sprangen hinein, und begannen gegen die Wellen anzurudern.

Kaum hatten sie den geschützten Bereich der Stadtmauer verlassen, als kalter Regen einsetzte und der Wind in Böen von der Seite kam.

„Das schaffen wir nie!", schrie Yoshimoto gegen den Wind an.

„Klappe halten und rudern!", schrien Cha-He und Ju-Won gleichzeitig.

Bald sprach niemand mehr, denn sie ruderten um ihr Leben.

Der Tanz beginnt

Verzweifelt hatte De-Yong sich bemüht, eine Trommel und Musiker aufzutreiben. Nur knapp war es ihm gelungen. Auch die passende Kleidung für einen Musiker zu beschaffen, stellte in so kurzer Zeit eine echte Herausforderung dar.

Warum musste es unbedingt heute sein? Ein paar Tage Vorbereitungszeit wären absolut hilfreich gewesen. Ob alle Kumihos so ungeduldig waren?

Und jemanden umzubringen, nur um dessen Blut zu trinken? Dazu konnte sich De-Yong nicht überwinden. Er würde einfach lügen müssen, immerhin fühlte er sich recht gut. Zwar schien er nicht mehr über die volle unnatürliche Stärke zu verfügen, aber er war noch immer stärker als jemals in seinem Leben.

Was er aufgetrieben hatte, waren zwei alte Männer, die nach eigener Aussage, und Auskunft von einem Herbergsbesitzer, früher am Hof musiziert hatten. De-Yong hoffte, dass sie noch immer gut genug spielen konnten. Dabei nahm er sich selbst nicht aus. Er war kein Musiker, sondern Adliger, welche zum Zeitvertreib mal getrommelt hatte. Eine Tänzerin zu begleiten war etwas völlig anderes.

Sie trafen rechtzeitig am Schrein ein und begannen auf Yun zu warten. Der Wind hatte aufgefrischt, und die drohenden Wolken am Himmel verhießen eine andere Art von Musik für die Nacht. Wollte Yun deshalb, dass es heute Nacht geschah? Die Unruhe und den Lärm eines Unwetters ausnutzend, um eventuelle Kampfgeräusche zu überdecken?

Statt Yun erschien ein unbekannter Koreaner und stellte sich als Bediensteter des Generals vor.

„Verzeiht, ihr seid die Musiker, welche Dame Ahri bei ihrer Aufführung begleiten sollen? Sie ist leider unabkömmlich, daher wurde ich entsandt, euch zu holen."

De-Yong wurde nervös. War etwas schief gelaufen? Sollte er abbrechen?

Nein, denn dann wäre kein einzelner Mann geschickt worden, sondern eine Abteilung Samurai.

„Gut, dann los, bevor wir noch nass werden!"

Gemeinsam eilten sie durch die Gassen, zum Anwesen des Gouverneurs.

Nun, eilten war der falsche Begriff. Die beiden alten Männer konnten nur noch langsam gehen, zusätzlich behindert durch ihre Instrumente, welche sie zu tragen hatten.

De-Yong begann leicht zu zweifeln, ob sie überhaupt vor Ende der Abendunterhaltung eintreffen würden.

Wie hatten die es nur rechtzeitig zum Schrein geschafft?

* * *

Teiko lag erschöpft auf der Schlafmatte. Ahri lag nackt neben ihr und streichelte zärtlich die von Schweiß bedeckten Brüste mit der rechten Hand. Nur mühsam fand Teiko von der kleinen Wolke der Entspannung, auf welche Ahris Zunge sie geleckt hatte, zum Erdboden zurück.

Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Bald mussten sie sich wieder ankleiden und ihren Aufgaben nachgehen. Die Nacht würde Ahri wieder ganz dem General gehören.

Teiko spürte einen kleinen Stich der Eifersucht. Wenn dieses Mädchen doch nur ganz ihr alleine gehören würde.

„Und du bist tatsächlich für die Sicherheit des Generals zuständig?", fragte Ahri neugierig.

„Ja!", antwortete Teiko etwas schläfrig. „Ich bin eine mit dem Schwert ausgebildete Kämpferin. Aber als Miko ist natürlich die Dämonenabwehr meine Hauptaufgabe."

„Dämonenabwehr? Dann hast du doch sicher wenig zu tun, oder? So viele Dämonen gibt es doch nicht?"

„Oh, du würdest dich erschrecken, wenn du wüsstest, wie viele böse Geister es gibt!", widersprach Teiko. „Gerade jetzt bin ich für die sichere Aufbewahrung eines lebenden Dämonenkopfes zuständig!"

„Ein echter, lebender Dämonenkopf? Hier im Haus?"

Ahris Gesicht verriet zugleich Furcht, als auch Neugier.

Teiko drehte sich zu der Unterhaltungskünstlerin um und strich ihr mit der linken Hand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah so umwerfend hübsch aus. Wie beiläufig fuhren ihre Finger an dem Hals des Mädchens hinunter und begannen die Brüste zu umkreisen. Zu gerne hätte sie die erneut geküsst.

„Wenn du möchtest, kann ich ihn dir zeigen!"

Ahri zögerte.

„Ist es denn sicher? Was, wenn sich der plötzlich auf mich stürzt!"

„Aber nein, du Dummerchen. Dafür bin ich doch da. Ich habe ihn mit Zaubersprüchen und Räucherwerk unter Kontrolle. Und ab heute Abend passt sogar der Priester, welcher den Dämon ursprünglich gefangen hatte, mit auf ihn auf."

Yun wurde innerlich alarmiert. Eigentlich wollte sie nur erfahren, wann die Wachen immer abgelöst wurden. Dass der Priester ebenfalls im Haus war, verkomplizierte die ganze Angelegenheit. Immerhin hatte der bewiesen, dass er im Stande war, eine Kumiho zu besiegen.

„Ist der Priester dann alleine mit dem Dämon?"

„Nein, zwei Samurai halten immer Wache."

„Immer? Müssen die nicht irgendwann schlafen? Kann da wirklich nichts passieren?" Ahris Gesicht zeigte deutliche Angst.

Innerlich begann Teiko, über dieses naive Mädchen zu lächeln. Doch freundlich erklärte sie: „Die wechseln sich immer ab. Jetzt ist gerade Ablösung. Und um Mitternacht die nächste!"

Das Gesicht des Mädchens entspannte sich wieder.

„Ich bin ja so froh, dass du dich darum kümmerst. Du musst nämlich wissen, ich habe große Angst vor Dämonen und Geistern! Und bewaffnete Mikas gibt es bei uns nicht!"

„Ach, du hast wirklich Glück, mich getroffen zu haben, Ahri. Kein Dämon oder Geist kommt auch nur in meine, oder deren Nähe, welche ich zu beschützen habe. Und du gehörst ab jetzt dazu! "

Yun musste sich wirklich beherrschen, dieser hochmütigen Miko nicht gleich hier und jetzt die Kehle aufzureißen. Stattdessen musste sie als Ahri auch noch Bewunderung heucheln und lächeln.

„Aber wirklich, da bin ich sehr froh drüber!"

* * *

Überraschend hatte Take, als Antwort auf seine Bitte um eine Audienz, noch für den gleichen Abend eine Einladung des Generals erhalten. Er hatte Taka freundlich aufgefordert, der Darstellung einer aufgegriffenen Unterhaltungskünstlerin des geflohenen Königshauses beizuwohnen.

Das wertete Taka als gutes Zeichen. In entspannter Atmosphäre würde er sicher beiläufig sein Anliegen vortragen können.

Nur dass er keinen seiner Samurai mitbringen durfte, war etwas ärgerlich. Ihn ohne einen Leibwächter einzuladen, degradierte Taka im Ansehen bei seinen Männern zu einem einfachen Krieger.

Natürlich musste er als Gast des Generals nicht um sein Leben fürchten, trotzdem war es ein kleiner Stich.

Einen Moment lang überlegte er, ob er trotzdem mit vier Samurai erscheinen, und diese im Garten vor dem Anwesen auf ihn warten lassen sollte. Das erschien ihm eine gute Idee. Das würde öffentlich zeigen, dass er ein Offizier war.

Sofort gab er einen entsprechenden Befehl, während er begann seine Kleidung für den Abend anzulegen.

Es würde hoffentlich ein angenehmer Abend werden, trotz der schlechten Wetteraussichten.

* * *

Die Einladung in das Haus des Generals war überraschend schnell erfolgt. Schon am Nachmittag erhielt er die Aufforderung, dort Quartier zu beziehen. Ohne Taka zu informieren, begab er sich dorthin.

Die Miko erwartete ihn bereist und wies ihm einen Raum, neben dem Raum mit dem Dämonenschädel zu, welchen er sich mit der Wachmannschaft zu teilen hatte. Das war allerdings völlig in Ordnung.

Dankbar überreichte Kazuki der Schreindienerin das Päckchen, mit der vereinbarten Menge an Dämonenkraut.

„Ich hoffe, der Tee wird dem General munden!"

Teiko verbeugte sich tief.