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Kumiho Na-Ri 02

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* * *

Yun hatte den Menschen gefunden, aber obwohl sie es ihrer Schwester versprochen hatte, ihm ihr zu überlassen, hätte sie ihm am liebsten gleich umgebracht. Er besaß tatsächlich die Dreistigkeit, ausgerechnet Dämonenkraut zu verkaufen!

Immerhin schien er ehrlich zerknirscht zu sein.

„Es tut mir leid, Dame Yun, aber ich wusste nicht, dass dies ein Problem darstellt. Mit Kräutern kenne ich mich nicht aus. Ich habe keine Ahnung von Kräutern und dem Handel damit, ich mache das nur, um nicht aufzufallen. Außerdem muss ich irgendwas verkaufen, weil ich Geld benötige."

„Dann verkauf die anderen Kräuter, nicht das hier!", zischte Yun.

„Und nenn mich Ahri, falls jemand zuhört. So nenne ich mich gerade."

„Jawohl, Dame Ahri!"

„Gut, wo das geklärt ist: Was hast du vorbereitet? Wie sieht der Fluchtplan aus?"

„Ähm, Fluchtplan?"

Yun verdrehte die Augen. Wie dumm war dieser Sterbliche? Wenn er nicht die Perle Na-Ris in sich gehabt hätte, wäre er ihre nächste Mahlzeit gewesen.

„Wir rauben den Kopf, dann müssen wir fliehen, oder? Wo hast du dein Pferd versteckt, wie viele Helfer hast du? Auch ich kann mich nicht mit hunderten Samurai gleichzeitig anlegen."

Verlegen kratzte sich De-Yong am Kopf.

„Um ehrlich zu sein: So weit habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Ich habe ja nicht einmal eine Ahnung, wo sich der Kopf im Moment befindet, und wie ich in dessen Nähe gelange. Außerdem hatte Na-Ri mir gesagt, dass du kommst. Daher nahm ich an, dass wir das dann gemeinsam besprechen. Und um konkret deine Frage zu beantworten: Ich habe zur Zeit keine Helfer und auch kein Pferd hier. Ich habe zwei Männer rekrutiert, welche in diesem Moment Na-Ris Körper in den Süden bringen."

„Du hast bitte was?" Yun konnte es nicht fassen.

„Zwei Menschen sollen den Körper meiner Schwester quer durch ein von Feinden besetztes Land schleppen? Und warum bitteschön? Wenn wir den Kopf haben, ist es notwendig, Kopf und Körper schnellstmöglich wieder zusammenzusetzen. Danach brauchen wir niemanden mehr zu fürchten. Wenn Na-Ri und ich zusammen sind, nehmen wir es mit der ganzen japanischen Armee auf, das kannst du mir glauben!"

Sie hatte sich in Zorn geredet und ihre Augen funkelten wieder bedrohlich.

„Ich konnte den Körper nicht lassen wo er war, falls die Japaner beschlossen, ihn wieder auszugraben!", rechtfertigte sich De-Yong.

„Und sie ziehen weiter nach Norden. Bald wird das ganze Land besetzt, und hier das Schlachtfeld sein. Im Süden ist es jetzt sicherer. Ich habe weitere Männer im Süden, welche uns helfen können. Dorthin wird der Körper gebracht."

Mühsam brachte sich Yun unter Kontrolle. Er war nicht ganz so dumm wie eben noch gedacht, aber trotzdem dumm. Ein Sterblicher eben!

„Zeig mir ein paar andere Kräuter!"

„Wie bitte?" De-Yong begriff den Zusammenhang zum gegenwärtigen Thema nicht.

„Wenn ich hier nur rumstehe, und keine Kräuter begutachte, werden die Leute neugierig, du Dummkopf!"

Tief beleidigt sah De-Yong sich um. Leider hatte sie recht. Einige Leute starrten bereits her. Nun, sie war eine wunderschöne Frau, kein Wunder, dass sie Aufmerksamkeit auf sich zog. Zögernd kramte er in seinem Angebot und reichte Yun etwas.

„Du hast wirklich keine Ahnung, oder? Was soll eine Dame wie ich mit Spitzwegerich anfangen?"

„Es hilft bei Juckreiz und Wunden!", erklärte De-Yong, noch immer verstimmt.

„Aber ich habe wirklich keine Ahnung, was wie viel kostet."

„Spitzwegerich kostet fast gar nichts, weil der überall wächst. Aber er ist nützlich, keine Frage. Hast du Kurkuma?"

„Ja, hier!"

„Gut, das ist was Wert. Auch Ginseng?"

„Nur sehr wenig!"

„Kein Wunder. Es ist so teuer wie Dämonenkraut, weil ähnlich selten. Zeig mal."

„Willst du mir etwa was abkaufen?" De-Yong war verblüfft.

„Natürlich, du Dummerchen. Ich kann mich kaum lange Zeit auf dem Markt herumtreiben, ohne was zu kaufen."

„Dann kauf mir das Dämonenkraut zum vereinbarten Preis ab!", antwortete De-Yong lauter als nötig, weil er verstimmt war.

„Oh, ihr verkauft Dämonenkraut, habe ich das richtig gehört?", mischte sich ein Mann auf Japanisch in das Gespräch ein.

Der Priester hatte sich unbemerkt genähert und trat nun neben Yun.

„Kenn ich euch nicht? Wart ihr nicht vorhin bei der Miko Akera?"

Yun verbeugte sich tief und trat zur Seite, um dem Ranghöheren Platz zu machen.

„Ja, ehrenwerter Priester. Sie hat mich überprüft, ob ich geeignet bin, den Ansprüchen des Generals zu genügen!"

Kazuki musterte sie eindringlich.

„Nun, sie war sicher gründlich. Was macht ihr nun hier? Solltet ihr noch einmal versuchen, Dämonenkraut für die Miko zu erwerben, nachdem bisher nichts auf dem Markt zu bekommen war?"

„Nein, ehrenwerter Priester. Ich wollte nur für mich einige Kräuter erwerben, bis ich erfuhr, dass der Händler welches führte."

Kazuki griff nach dem Päckchen in De-Yongs Hand und roch daran, dann riss er es auf und begutachtete die Masse.

„Brauchbare Qualität, übersetzt für mich: Was will der Händler dafür haben?"

De-Yong fasste sich wieder. War das der Priester aus der Sänfte? Wo war der Samurai? Er blickte sich um. Nichts zu sehen. Am Rande des Marktes erkannte er die Sänfte.

„Der Priester will wissen, was das Dämonenkraut kostet. Pass auf, das darf er auf gar keinen Fall bekommen! Er meint, es sei schlechte Qualität, und will wissen, was du dafür haben möchtest. Verdoppele den Preis von eben!"

„Verzeiht, aber es ist ausgezeichnete Qualität!", empörte De-Yong sich, ganz in die Rolle eines Händlers schlüpfend. Der dreifache Preis, welchen er anschließend nannte, und Yun übersetzen ließ, sorgte dafür, dass der Kopf des Priesters vor Zorn errötete.

„Das ist unverschämt!", stieß dieser hervor. „So viel ist es nicht wert!"

De-Yong grinste innerlich. Er brauchte die Übersetzung nicht abzuwarten, um zu verstehen, was der Priester fluchte.

„Aber sicher! Noch vor Kurzem hat ein Samurai Offizier hier danach gefragt. Er hätte es mir abgekauft, hatte aber nicht genug Geld. Übersetzen, bitte!"

Yun riss vor Überraschung fragend die Augen auf, übersetzte aber.

In Kazukis Kopf klingelten die Alarmglocken.

„Ein Samurai? Habt ihr einen Namen?"

Yun übersetzte schnell.

De-Yong schüttelte seinen Kopf.

„Keinen Namen. War Samurai, mit Geweihhelm und zwei Mann Leibwache. Sicher wichtiger Mann!"

Die Übersetzung ließ Kazukis schlimmste Befürchtungen wahr werden. Der verdammte Taka hatte überall Spione. Möglicherweise hatte er gar einen dieser nichtsnutzigen Träger bestochen.

Kazuki kramte in seiner Tasche und zog einige Reispapierzettel heraus. Es war Papiergeld. Bei größeren Summen nicht unüblich, beim einfachen Volk aber unbeliebt.

„Hier, das ist die Hälfte eurer geforderten Summe. Ich zahle sofort. Und mehr ist euer Kraut nicht wert! Los, übersetzt das!"

„Er will es kaufen, er darf es nicht bekommen! Er bietet dir die Hälfte des geforderten Preises!"

De-Yong leckte sich über die Lippen. Die Summe war ein kleines Vermögen.

Nun setzte er sein breitestes Lächeln auf und verbeugte sich. Dann sah er Yun an.

„Es ist mir eine Freude, ein Geschäft mit ihm gemacht zu haben! Wenn du so freundlich wärst, ihm das zu übersetzen?"

Yun funkelte ihn finster an, konnte sich in Gegenwart des Priesters aber beherrschen.

„Was ist, akzeptiert er?", wollte Kazuki ungeduldig erfahren.

De-Yongs Geste war so eindeutig gewesen, dass Yun kaum eine Wahl blieb, als zu übersetzen.

Innerlich vor Wut bebend, übersetzte sie. De-Yong würde den Tag nicht überleben, Versprechen hin oder her.

Kazuki nickte und reichte De-Yong das Geld, welches der dankend entgegennahm.

„Bitte, übersetz, dass ich ihm das Kraut noch einmal neu verpacken will, und dann lenk ihn einen Moment ab!"

Verblüfft tat Yun wie gewünscht. Was hatte De-Yong vor?

„Verzeiht, aber der Händler möchte es für euch neu verpacken, damit nichts verloren geht!"

Kazuki wirkte einen Moment lang überrascht, nickte dann aber und reichte das aufgerissene Päckchen wieder an De-Yong.

„Verzeiht, ich kenne euren Namen nicht, wie darf ich euch nennen?", fragte Yun mit einem Lächeln im Gesicht den Priester.

„Ich bin Kazuki Ichimaru, der berühmte Dämonenjäger!", antwortete er mit stolz geschwellter Brust. „Und wie ist euer werter Name?"

Yun verbeugte sich und antwortete.

„Ich bin die Dame Ahri, und es war mir eine Freude, euch zu Diensten zu sein. Ich bin sehr gut ausgebildet in Gesang und Tanz, wenn ihr auch dafür Verwendung habt."

Sie drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ ihr Kleid wirbeln.

Obwohl er ein Priester war, blieb Yuns Erscheinung nicht ohne Wirkung auf Kazuki. Anmut und schöne Künste waren durchaus Vergnügungen, welche er genießen durfte.

„Ich zweifele nicht, dass ihr sehr talentiert seid, doch als bescheidener Priester muss ich leider ablehnen. Allerdings würde ich mich sehr freuen, als Gast des Generals einmal eure Vorführung zu genießen!", lehnte er ab.

Abermals verbeugte sich Yun.

„Dann werde ich an dem Tag für euch ganz besonders tanzen!", lächelte sie verführerisch.

Kazuki wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Hier, eure Ware!", reichte De-Yong ihm das Päckchen.

Mit hochrotem Kopf nickte Kazuki kurz abgelenkt, nahm das Päckchen entgegen und wandte sich ab.

„Spitzwegerich?", fragte Yun, kaum dass der Händler aus Hörweite war, ihm noch immer hinterherblickend.

„Spitzwegerich.", bestätigte De-Yong.

Yun wandte sich De-Yong zu.

„Dann ist dir aber sicher auch klar, dass du jetzt verschwinden musst?"

„Ich bin bereits dabei zu packen!"

* * *

Launen

Bis zum Fluss waren die Männer mit der Leiche auf keine Schwierigkeiten gestoßen, dann jedoch standen sie aber vor dem Problem, woher sie ein Boot bekommen konnten.

Am einfachsten wäre natürlich ein Bambusfloß eines Kormoranfischers zu besorgen gewesen, doch das war zu schmal, als dass sie alle und die Leiche drauf gepasst hätten. Zudem war der Fluss stellenweise auch viel zu aufgewühlt, um mit einem schmalen Floß bis zur Hauptstadt fahren zu können.

Sie benötigten also ein richtiges Boot oder eine Mitfahrgelegenheit, beides war allerdings nicht zu finden. Zwangsläufig mussten sie zu Fuß dem Treidelpfad entlang des Flusses folgen.

In unregelmäßigen Abständen hatten die Samurai Posten eingerichtet. Sie überwachten lückenlos den Verkehr auf dem Weg und dem Fluss.

Yoshimoto hatte recht behalten: Ohne Papiere wären sie nicht weit gekommen, denn die Kontrollen der Besatzer waren gründlich.

Cha-He und Ju-Won hatten sich im letzten Dorf, gegen ein wenig Reis und Silber, die Kleidung von Mönchen besorgt und auch ihre Köpfe rasiert.

Yoshimoto dagegen war als Leichenträger für das Ziehen des Karrens zuständig.

Es hatte einen halben Tag gedauert, den Karren mit einem doppelten Boden zu versehen, in welchen sie die Waffen und den größten Teil ihrer Sachen versteckten. Der kopflose Leichnam half, die Klappe zu tarnen, denn kein Samurai würde gewillt sein, den zu berühren.

Die ständigen Kontrollen raubten ihnen mehr Zeit, als der Weg selbst. Und noch immer waren es mindestens drei Tage bis zur Hauptstadt, wenn sie nicht bald ein Boot fanden.

Wieder hatten sie einen Kontrollpunkt erreicht.

„Halt!", rief ein Japaner in schlechtem Koreanisch. „Kontrolle! Wo wollt ihr hin?"

„Wir sind Mönche vom Kloster Punju und müssen diesen Leichnam zum Tempel in die Hauptstadt bringen!"

Cha-He hätte den Text ihrer ausgedachten Geschichte mittlerweile im Schlaf aufsagen können. Längst durchfuhr sie kein Schreck mehr, wenn sie auf einen Kontrollposten stießen.

„Warum?", fragte der Japaner neugierig. „Deckt die Leiche auf, ich will sie sehen!"

Routiniert nickte Cha-He nur zu Yoshimoto, dass er die Leiche auspackte, während Ju-Won einem anderen Japaner ihre Papiere zur Kontrolle reichte.

„Bei allen Geistern, die Leiche ist kopflos, und oben glatt vernarbt!", entfuhr es dem erschrockenen Dolmetscher.

Auch diese Reaktion war nicht überraschend.

„Genau deshalb muss sie in den Tempel. Ein böser Geist war in den Körper dieser Frau gefahren. Und nur der oberste Priester kann ihn bannen, damit wir nicht mehr behelligt werden können."

„Und wo ist der Kopf hin? Müsstet ihr den nicht dafür dabei haben?"

„Eigentlich schon, doch der Kopf ist von übereifrigen Bauern verbrannt worden, welche diesen Dämon gestellt hatten. Doch der Dämon ist in den Körper geschlüpft und droht nun, frei zu werden, wenn dieser Körper auch verbrannt wird, ohne dass der Dämon zurück in die Unterwelt geschickt wurde. Aber weil es so ein mächtiger Dämon ist, kann das nur der Priester im Haupttempel!"

Unwillkürlich trat der Dolmetscher zurück. Er übersetzte seinen Kameraden, was Cha-He ihm erklärt hatte. Die Gesichter der Samurai offenbarten Besorgnis und abergläubische Furcht. Wenn es gegen Geister und Dämonen ging, waren ihre Waffen nahezu nutzlos.

Die Papiere wurden ihnen zurückgegeben.

„Seht zu, dass ihr schnell weiter zieht! Wenn es dunkel wird, möchten wir euch nicht in der Nähe wissen!", befahl der Dolmetscher.

Auch das war eine übliche Reaktion, und völlig verständlich.

Die falschen Mönche bedankten sich, liefen eilig mit dem Karren um die nächste Kurve und außer Sicht, wo sie dann wieder ein etwas gemächlicheres Tempo verfielen. Der Weg war schließlich noch lang, und Yoshimoto solche Anstrengungen nicht gewöhnt.

Plötzlich zeigte Ju-Won zum Fluss hinunter. Nicht weit vor ihnen lag ein Boot am Ufer, welches groß genug schien. Mit neuer Energie eilten sie dorthin.

Dort angekommen trafen sie zwei Männer an, welchen das Boot offensichtlich gehörte. Es schienen Händler zu sein, und sie hatten sich für den Abend einen Rastplatz gesucht, um die gefährlichen Flussabschnitte nicht in der Nacht zu übersehen.

Als sie die vermeintlichen Mönche erblickten, erhoben sie sich und begrüßten sie.

„Wir brauchen euer Boot!", kam Cha-He unverblümt auf dem Punkt, als die Begrüßung und Erklärungen, was sie hier taten, ausgetauscht waren.

Lächelnd sahen sich die beiden Händler an.

„Nun, das mag sein, doch wir benötigen es auch. Und leider ist nicht genügend Platz für alle auf dem Boot, erst recht nicht für euren Karren. Und eine Leiche transportieren wir nicht!", erklärte der Ältere.

Cha-He grinste breit.

„Ich habe nicht gesagt, dass wir euch mitnehmen!"

* * *

Na-Ri war verzweifelt. Sie war in ihrem Kopf gefangen. Durch die Präsenz des Dämonenkrautes, der Rauchwolke und den begleitenden Zaubersprüchen, war es ihr unmöglich, wieder De-Yong zu erreichen. Ihr einziger Ausweg war nun der in die Sphäre der Geister. Doch dorthin zog es sie sowieso, wenn sie sich nicht dagegen stemmte. Es bestand die Gefahr, dass sie nicht zurückfand, würde sie dem Sog nachgeben.

Natürlich war es dumm gewesen, diesem Japaner anzuspucken. Dumm und kindisch, wie sie sich selbst eingestand. Doch ihre Wut und ihr Schmerz hatten sich irgendwie entladen müssen.

Um die Flüssigkeit aus ihrem Mund und Rachen zu bekommen, hatte sie ihre Kräfte als Winddämonin verwendet und einen kurzen Unterdruck erzeugt. Gleichzeitig hatte sie es so gelenkt, dass es den Nächsten traf, der ihr gegenüber war. Dass es in ihrem Fall ein hochrangiger Samurai war, tat ihr nicht leid.

Was ihr leid tat war, dass sie dabei sehr viel ihrer Kraft eingebüßt hatte, ohne dass es ihr dauerhaft Erleichterung verschafft hatte. Der Priester hatte sie unverzüglich wieder in die widerliche Flüssigkeit eingetaucht.

Sie benötigte Blut, und zwar baldmöglichst, sonst wäre ihre Hülle in dieser Sphäre verloren. Unter gewöhnlichen Umständen wären ihre verschiedenen Körperteile viele Jahre lang ihr Gefängnis, denn die Kraft in ihr erhielt sie. Doch dadurch, dass De-Yong diese Kraft nun aktiv anzapfte, und sie gleichzeitig ständig gegen ertrinken und ersticken ankämpfen musste, was enorme Energien verzehrte, wurde die Zeit sehr knapp.

Und sie hatte keine Ahnung, wie weit die Bemühungen von De-Yong gediehen waren, sie zu befreien. Es war wirklich schrecklich, so auf andere angewiesen zu sein.

Außerdem wurde die Buttermilch auch langsam sauer, genauso wie sie selbst es schon länger war.

* * *

Taka war zu spät gekommen. Der Kräuterhändler hatte den Markt bereits verlassen, obwohl noch nicht offizieller Marktschluss gewesen war. Allerdings war es auch nicht unüblich, dass Händler aus der Umgebung früher wieder aufbrachen, um noch vor Beginn der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein.

Einen Moment lang überlegte Taka, ob er den Kräuterhändler offiziell suchen lassen sollte. Doch dann entschied er sich dagegen. Es wäre höchst dumm von dem Gesuchten, in einer bekannten Verkleidung den Kopf zu verfolgen.

Taka würde sich nur lächerlich machen, wenn sich der Kräuterhändler als harmlos herausstellte.

Außerdem, was sollte ein einzelner Mann hier schon ausrichten können? Der Kopf war beim General und dort besser geschützt als zuvor. Ein unbemerkter Diebstahl völlig ausgeschlossen.

So beschloss Taka, endlich seine Unterkunft aufzusuchen. Dort würde er zwangsläufig wieder auf Kazuki treffen, doch das nahm er in Kauf.

Es war auch nicht verkehrt, den Priester im Auge zu behalten. Von einem seiner Männer, welcher den Auftrag hatte, den Priester im Auge zu behalten, wusste Taka längst, dass der am Vormittag bei der Schreindienerin gewesen war. Leider war der Mann anschließend von den Wachen des Generals vertrieben worden, sodass er nicht sagen konnte, wo der Priester anschließend gewesen war.

Taka fehlte es hier an Spionen und Zuträgern, auf welche er in seiner Heimat immer zugreifen konnte. Auch die Samurai, über welche er nun verfügte, waren nicht alle zuverlässig. Die Meisten hatte er nur zugewiesen bekommen, und ihre Loyalität galt dem Daimyo, nicht Taka. Sie würden dem Oberbefehlshaber zweifellos alle seine vermeintlichen Fehler und Schwächen berichten. Seine eigenen Männer waren seit dem Kampf mit dem Dämon auf acht reduziert.

Daher behielt er nur diese Acht in seiner unmittelbaren Umgebung, während er die Anderen nur zur Sicherung und Unterstützung einsetzte. Der Verlust der fünf guten Männer schmerzte Taka. Um so mehr, als er nun mit leeren Händen dastand. Der beim Kampf verletzte Samurai war immer noch nicht wieder gesund, obwohl nichts gebrochen schien. Ein Arzt meinte, dass die Sehnen verletzt worden waren, und die Heilung noch Wochen dauern konnte. Daher fiel dieser Mann als Kämpfer aus und war nun mit der Überwachung des Priesters beauftragt.

Endlich erreichte Taka wieder die Unterkunft. Wie erwartet stand die Sänfte des Priesters davor.

Mit schlechter Laune betrat er das Gebäude, nur um da drin Kazuki lächelnd, und mit glänzender Laune vorzufinden.

„Miyahara, habt ihr einen guten Tag verbracht? Gesellt euch zu mir und trinkt einen Sake mit mir!", lud Kazuki den Samurai ein.

Obwohl Taka den Mann verabscheute, nahm er das Angebot gerne an. Häufig genug verrieten Feinde ihre Absichten selbst, wenn sie betrunken waren.

Die Spannung im Raum war beinahe greifbar, obwohl beide Männer scheinbar freundlich lächelten.

„In der Tat habe ich selbst einen sehr guten Tag gehabt!", begann der Priester prahlerisch. „Sagt, Miyahara, wolltet ihr in mein Geschäft einsteigen?"

„In euer Geschäft einsteigen?", fragte Taka verwundert. „Wie meint ihr das?"

„Euer Bemühen, Dämonenkraut zu kaufen!"

Die Worte durchzuckten Taka wie ein Schwerthieb. Irgendwie hatte Kazuki es herausgefunden. Er schien über irgendwelche Zuträger zu verfügen. Zweifellos einer seiner Männer. Einem von ihnen würde das später den Kopf kosten müssen. Trotzdem bemühte er sich, sich nichts anmerken zu lassen.

„Ich habe keine Ahnung, was ihr meint!", behauptete er.

„Ihr braucht euch nicht zu verstellen. Der Händler hat euren Namen genannt, und dass euer Mann den geforderten Preis nicht zahlen konnte!"

Taka nahm sich vor, den Mann auf schärfste zu befragen, was tatsächlich vorgefallen war. Nun sollte er seine Niederlage dem Priester gegenüber als unbedeutend einstufen.

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