Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Kumiho Na-Ri 03

Geschichte Info
Geköpfte Dämonen nehmen schreckliche Rache.
41.2k Wörter
4.63
5.4k
4

Teil 3 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/11/2023
Erstellt 12/28/2022
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Kumiho Na-Ri

Dämonin des Windes 3

von

J. Paschmann

Rückblende

Kumiho Na-Ri, ist eine neunschwänzige, nahezu unsterbliche Fuchsdämonin. Aus einer Laune heraus rettet sie einem koreanischen Offizier das Leben, welcher schwer verletzt einer Schlacht, gegen feindliche, japanische Samurai entkommen ist.

Wir schreiben das 1592: 160.000 japanische Krieger überfallen Korea, besiegen die koreanische Armee, und zwingen den König zur Flucht.

Mitten drin versucht der Offizier De-Yong eine Einheit von Soldaten für ein Schiff unter seinem Befehl zu rekrutieren, um gegen die Japaner zu kämpfen.

Tödlich verletzt geht er einen Pakt mit der Dämonin ein, welcher beide aneinanderbindet. Doch beide hatten die Folgen nicht bedacht.

Auf dem Weg zu einem Tempel der Göttin Samshin Halmoni, um dort die Verbindung wieder zu lösen, geraten sie erneut mit den japanischen Besatzern aneinander. Dank ihrer Dämonenkräfte besiegen sie die Soldaten problemlos und töten alle Samurai, die sich ihnen in den Weg stellen.

Doch der Schreiber und Dolmetscher Yoshimoto Kota entkommt ihnen, und macht den japanischen Oberbefehlshaber Konishi Yukinaga auf eine mögliche Bedrohung seiner Pläne aufmerksam.

Dieser entsendet eine Spezialeinheit unter dem Kommando des Samurai, Taka Miyahara, sowie des Priesters und Dämonenjägers, Kazuki Ichimaru zur Verfolgung der Dämonen los.

Tatsächlich gelingt es den Japanern, Na-Ri zu stellen, und ihr den Kopf abzutrennen, während De-Yong schwer verletzt entkommen kann.

Doch Na-Ri ist keineswegs tot. Ihre dämonische Kraft ist nun dreigeteilt in Kopf, Körper und in dem flüchtigen De-Yong. Dieser muss nun versuchen, den Körper der Dämonin wieder zusammenzusetzen.

Allerdings haben die Japaner den Kopf als Trophäe sicher gestellt, um sie ihren obersten General zu überreichen.

Na-Ri setzt sich, mithilfe ihrer dämonischen Kräfte, mit ihrer jüngeren Schwester Yun in Verbindung, einer siebenschwänzigen Fuchsdämonin.

Yun soll zusammen mit De-Yong den Kopf zurückerobern und sie zusammenfügen.

Ihr Körper soll inzwischen von neu rekrutierten Soldaten De-Yongs durch die japanischen Linien zu einem vereinbarten Treffpunkt geschmuggelt werden.

Doch sowohl der Schmuggel des Körpers als auch die rechtzeitige Rückeroberung des Kopfes schlagen fehl. Zwar ist Na-Ri durch die endgültige Vernichtung ihrer sterblichen Hülle befreit, weil sie nun beim nächsten Vollmond neu entstehen kann, doch die Wiedergeburt bedeutet zugleich De-Yongs Todesurteil in 20 Tagen.

Entscheidungen im Feuer

Sobald Yun auf De-Yong gesprungen war, schlug sie auch schon ihre ausgefahrenen, spitzen Zähne in seine Schlagader. Sie wollte ihm sein nutzloses, kraftloses Blut aussaugen, ihm das Gesicht zerkratzen und seine Eier zerquetschen. Tausend Tode sollte er sterben, denn er hatte keine Ahnung, was Na-Ri seinetwegen nun erdulden musste.

De-Yong wehrte sich nicht, als sie ihn in den Hals biss. Tatsächlich legte er sogar noch den Kopf etwas schief, damit sie besser dran kam. Wieder einmal hatte er versagt. Und wenn er schon sterben sollte, dann gleich hier und durch Na-Ris Schwester.

„Alarm, der Dämon ist hier!", schrie eine Stimme auf Japanisch. Der Soldat war gerade an den etwas abgelegen Schrein vorbeigelaufen, als er Yuns Aufschrei vernommen hatte. Hinter der Holzbrüstung sah er, wie ein Wesen, halb Mensch, halb Tier einem Mann die Kehle aufbiss. Sein Warnruf verhallte jedoch im tosenden Lärm der brennenden Stadt ungehört. Zu spät erkannte er seinen fatalen Fehler, zuerst zu rufen statt zuerst sein Schwert zu ziehen und den Dämon zu attackieren.

Quasi aus der Hocke, über De-Yong hinweg, vollführte sie einen unglaublichen Salto rückwärts, auch noch über den Soldaten hinweg und landete hinter ihm. Bevor Der sich umwenden konnte, hatte sie ihm bereit sein Genick gebrochen. Wie eine Puppe, deren Fäden durchtrennt wurde, sackte er zu Boden. Yun, jetzt mit menschlichem Körper und dem Kopf eines Silberfuchses, stand wie ein Rachedämon über der Leiche, umhüllt vom Feuerschein der brennenden Stadt und starrte mit unheimlichen, blau leuchtenden Augen auf De-Yong.

Dieser Anblick hätte De-Yong zu Tode erschrecken müssen, doch darüber war er bereits weit hinaus. Sein Blut lief ihm den Hals hinunter, während er überlegte, ob er wohl in dieselbe Hölle kam, wie die, wo Na-Ri jetzt auch war. Oder würde er Glück haben, und lediglich als Tier wiedergeboren werden? Würde Yun ihn nun vollends aussaugen, oder ihn vorher noch foltern? Sein Blick fiel auf die abgelegte Kleidung. Im Gürteltuch steckte noch immer die präparierte Nadel, mit welcher er Yun möglicherweise lähmen konnte. Aber was würde das bringen? Sterben würde er ohnehin.

Yun bebte vor unterdrückter Wut. Wut auf De-Yong, die Samurai, aber auch auf sich selbst, weil sie sich auf den Sterblichen verlassen hatte, statt es auf ihre gewohnte Art selbst zu erledigen. Sie hätte die Miko gewiss dazu gebracht, einen Fehler zu begehen, gleich dem wie vorhin, als sie das Reinigungsritual im Gemach des Generals unterließ, und Yun die Kräuter, welche sie als Dämon entlarvt hätten, ihr einfach aushändigte. Es war auch ihr Fehler, dass Na-Ri in dieser Situation war.

Na-Ri war nun wieder in der Hölle, der Welt der Dämonen, von wo sie aus, einen neuen Weg in diese Welt zurückfinden musste. Das war mit unfassbaren Schmerzen verbunden, und etwas, was selbst wirklich mächtigen Dämonen, ohne ein aus dieser Welt geschlagenes Tor nicht einfach gelang. Allerdings besaß Na-Ri noch immer einen Anker in dieser Welt, welcher ihr die Rückkehr ermöglichte. Es war ihre Perle, die Essenz ihrer Kraft, welche ausgerechnet in diesem Mann vor ihr steckte. Solang diese nicht ebenfalls verbannt war, kam Na-Ri zurück. Doch ohne De-Yongs Körper als Fokus, wäre die Perle nur eine konturlose Masse, ein für normale Sterbliche nicht bemerkbares Fluidum, was sich dort aufhalten würde, wo es freigesetzt wurde. Diese Essenz konnte sich eigenständig nicht weit fortbewegen, hatte keinen freien Willen oder große Macht. Es war etwas, was Menschen als Geist bezeichneten. Geister waren verwundbar gegen Bannsprüche und Reinigungsrituale. Außerdem: Ohne De-Yongs Körper, mit der Perle als Fokus, würde sich Na-Ri inmitten einer von Feinden besetzten Stadt neu materialisieren. Nackt und für mindestens einen Tag lang völlig orientierungs- und hilflos. Der Übergang zwischen den Welten war furchtbar, verwirrte den Verstand. Yun müsste sich also zu diesem Zeitpunkt hier aufhalten und Na-Ri empfangen müssen.

Ruckartig löste sich Yun aus ihren Überlegungen, ging in die Knie, ergriff mit ihrer linken Hand das Genick des getöteten Japaners und trug die Leiche mühelos zu De-Yong, der sie verwundert, aber noch immer regungslos ansah. Sie ging vor ihn in die Hocke und ihr Kopf verwandelte sich wieder in den eines hübschen Mädchens. Ihre Miene war Ernst, doch das dämonische Leuchten ihrer Augen ebenfalls verschwunden. Blitzschnell zog sie das Kurzschwert des Japaners aus dessen Gürtel und stach es mit der Spitze in den Hals des Toten. Nicht tief, nur ein etwa Finger dickes Loch in der Halsschlagader. Blut trat aus.

„Ich werde dich nicht töten. Du wirst jetzt dieses Blut trinken, und mit mir aus der Stadt flüchten!", befahl sie De-Yong.

Der runzelte die Stirn und versuchte zu begreifen, was dieser Sinneswandel zu bedeuten hatte. Warum brachte sie ihn nicht gleich um? Wollte sie erleben, wie er innerlich zerrissen würde, wenn Na-Ri wieder erschien? Sollte das seine Strafe werden? Da war die Alternative, hier und jetzt zu sterben, deutlich vorzuziehen.

„Warum sollte ich das tun? Ich sterbe ohnehin. Bring mich hier und jetzt um. Meinetwegen foltere mich, aber ich weiß ganz genau, was mich erwartet. Ob jetzt oder später, mein Tod wird schrecklich. Dann also lieber jetzt."

Yun war einen Moment lang verblüfft. Aber natürlich hatte er recht. Ihn zu foltern bis er freiwillig trank war unrealistisch. Selbst wenn sie seinen Willen brechen könnte, ohne ihn so zu verletzen, dass er anschließend nicht mehr in der Lage war, schnell mit ihr die Stadt zu verlassen, so würde das viel zu lange dauern. Sie mussten die Stadt verlassen, solange noch Panik herrschte. Yun versuchte sich daran zu erinnern, was Na-Ri ihr übermittelt hatte. So kurz ihr Austausch gewesen war, so intensiv war er auch. Wenn Kumiho-Schwestern sich auf dieser Ebene verbanden, gab es keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen. Sie hatte alles miterlebt, was De-Yong und Na-Ri erlebt hatten, als hätte sie dabei gestanden. Nein, als wäre sie selbst Na-Ri gewesen. Plötzlich fand sie das Benötigte in Na-Ris Erinnerungen. Sie setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf. Ein Ausdruck der Reinheit, Naivität und Harmlosigkeit zeigte, welcher schon zahllose Männer in das Verderben geführt hatte.

„Zurzeit habe ich großen Hunger und Bedarf an Blut, De-Yong", sprach sie mit kindlich, unschuldigem Tonfall. „Ich könnte mich natürlich an den Samurai laben, aber die sind bewaffnet und misstrauisch. Frauen und Kinder sind viel einfachere Opfer. Du stammst doch zufällig aus einem Dorf nicht weit von hier? Ein Tagesmarsch? Dort leben deine Frau und dein Sohn?" Yun ließ ihre Reißzähne langsam wieder über die Unterlippe herausfahren, um zu verdeutlichen, was sie meinte.

De-Yongs ohnehin schon durch Blutverlust etwas bleiches Gesicht verlor vollständig seine Farbe.

„Das wagst du nicht!", antwortete er kraftlos.

„Warum nicht? Meinst du, für Meinesgleichen macht es einen Unterschied, ob wir Männern, Frauen oder Kindern das Blut rauben, abgesehen von der Menge? Und auch, wenn wir einen Menschen dabei nicht zwingend töten müssen, gibt es keine göttliche Regel, die uns das verbietet. Ihr seid für uns, was euer Vieh für euch ist: Nahrung! Ich muss dich nicht umbringen, du wirst qualvoll sterben, wie du ganz richtig gesagt hast. Aber ich kann dich kurz und schmerzlos töten, kurz bevor das geschieht, oder aber deine ganze Familie, einschließlich aller Verwandten qualvoll auslöschen. Deine Entscheidung!"

De-Yong schluckte. Er begriff, dass sie ihn in der Hand hatte, aber immer noch nicht, weshalb sie ihn nicht gleich tötete.

„Gut, ich werde das Blut trinken. Aber bitte verrate mir wenigstens den Grund!"

Yun zögerte, dann zuckte sie mit den Achseln.

„Ich verrate ihn dir später. Dann wirst du begreifen, versprochen. Und wenn du mir gehorchst, werde ich nicht nur deine Familie in Ruhe lassen, sondern dir auch den schnellen Tod gewähren, sobald es soweit ist. Und jetzt beeil dich!"

Sie hielt ihn die Kehle des Leichnams hin. Voller Ekel betrachtete De-Yong die blutenden Wunde, aus welcher ein steter Rinnsaal noch immer tropfte, obwohl das Herz schon lange zu schlagen aufgehört hatte. Mit geschlossenen Augen tastete er mit dem Mund nach der Wunde, bis er sie fand und das Blut schmeckte. Dann begann er zu saugen, bis der metallisch-salzige Geschmack ihn beinahe zwang, sich zu erbrechen. Hustend hörte er auf.

Yun hatte ihn beobachtet und schätzte ab, wie viel er wohl getrunken hatte. Viel war es nicht gewesen. Doch sein Magen war nicht an Blut gewöhnt. Es brachte nichts, wenn er sich gleich wieder übergab. Yun kam die Erinnerungen an ihre erste Zeit in dieser Sphäre zurück. An ihren menschlichen Körper, der genau wie De-Yong erst lernen musste, was die Dämonin in ihm benötigte. So viele Jahrhunderte das auch her war, ihre Erinnerung daran war, als wäre es erst letzte Woche gewesen.

De-Yong benötigte im Augenblick nicht viel Blut, schließlich war er kein mächtiger Dämon wie Na-Ri oder Yun. Er musste keine elementaren Kräfte bändigen und dem ständigen Sog in die Dämonenwelt widerstehen. Nur stark und schnell werden.

Endlich nickte sie befriedigt, nahm den Leichnam so spielerisch leicht hoch, als würde sie eine Strohpuppe bewegen, drehte ihn um und sauge weiteres Blut aus der Leiche, nun von der Erdanziehung unterstützt. Als sie fertig war, warf sie ihn achtlos zu Boden.

De-Yong sah schon ein wenig besser aus. Die Wunden begannen sich zu schließen, ein klares Zeichen, dass die Perle noch immer in ihm war.

„Säubere dich etwas und zieh dich fertig um, wir müssen los", befahl Yun. Sie hockte sich derweilen vor den jetzt geistlosen Kopf ihrer Schwester, nahm ihn zärtlich mit beiden Händen auf und erhob sich langsam. Dann schritt sie zum Altar des kleinen Gebetspavillons, legte den Kopf dort nieder, während sie sich selbst davor hinkniete.

„Möge dir die göttliche Mutter die Prüfungen nicht zu schwer machen, deine Schwänze nicht nehmen und deine Rückkehr nicht zu schmerzhaft werden lassen! Auf bald, meine geliebte Sturmschwester!"

Sie legte ihre Handflächen auf den Schädel und Flammen züngelten auf. Bevor das Feuer ihre neue Kleidung erfasste, zog sie ihre unversehrten Hände zurück und betrachtete, wie der Kopf langsam mit einer unnatürlichen, bläulichen Flamme verbrannte. Als der ganze Altar anfing zu brennen, erhob sie sie schließlich und wandte sich zu De-Yong um. Der hatte sich inzwischen wie befohlen angezogen, dann das Ritual stumm hinter ihr stehend, mit angesehen.

Traurig nickte auch er.

„Ich wünschte, ich könnte dich in diesem Leben wiedersehen, Na-Ri! Lebe wohl!"

Yun zog überrascht ihre Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts.

Nach diesem kurzen Moment der Andacht, griffen sie ihre bereitgelegten Bündel und verließen den Schrein in Richtung der brennenden Innenstadt. Von dort aus müssten sie mit den panischen Menschen durch eines der Stadttore flüchten.

Hinter ihnen begann auch der Schrein abzubrennen. Ein weiterer von zahlreichen Brandherden in dieser Stadt, welche nun den Japanern hoffentlich keinen Unterschlupf und Versorgung mehr gewähren würde.

* * *

Taka und Kazuki kämpften sich durch die panische Menge in der Stadt. Wer nicht damit beschäftigt war, Wasser zum Löschen heranzuschaffen, versuchte sein Leben zu retten, indem er die Stadt verließ. Er war ein Segen, dass der Regen so viele Dächer nass gemacht hatte, sonst wäre das Feuer schon auf sehr viel mehr Gebäude übergesprungen. Trotzdem entwickelte sich das Feuer zu einer Katastrophe. Ein plötzlicher Knall einer Explosion ließ sie zusammenzucken. In irgendeinem Haus war wohl Schießpulver explodiert. Mitten in der Bewegung blieb Taka stehen, als ihm plötzlich klar wurde, in welcher Gefahr sich alle befanden, falls der General tatsächlich durch den zweiten Dämon getötet worden war.

Die Befehlskette war offensichtlich zusammengebrochen. Auch wenn sich überall Löschtrupps selbst organisierten, fehlte die Übersicht, wo, und wie der Brand am besten zu bekämpfen war. Fluchend sah er ein, dass er jetzt nicht nach den Flüchtigen suchen konnte. Abgesehen davon, dass er sie in diesem Chaos sowieso nicht finden konnte, durfte die Stadt kein Raub der Flammen werden. Bald würde die Hauptstreitmacht hier durchziehen und war auf Unterkunft und die Vorräte in dieser Stadt angewiesen. Kazuki, der nicht sofort mitbekommen hatte, dass Taka stehen geblieben war, drehte sich erstaunt um, als er es bemerkte. Über die Köpfe von Fliehenden hinweg schrie er, was los sei.

„Ich muss zurück das Löschen organisieren, sonst verlieren wir die Stadt! Geht ihr weiter zur Unterkunft und schickt meine Soldaten zu mir zum Palast. Wenn das Feuer den Schießpulvervorrat erreicht, sind wir alle verloren!"

Kazuki wurde bleich, nickte dann aber und setzte seinen Weg fort, während Taka kehrtmachte, und sich mit seinen vier Männern wieder zum Gouverneurspalast durchkämpfte. Rauch zwang sie, Tücher vors Gesicht zu nehmen.

Am Palast angekommen bestätigten sich Takas Befürchtungen. Niemand hatte den General gesehen, und es war zweifelsfrei klar, dass der Brand in seinem Gemach ausgebrochen war. Umgehend riss Taka die Befehlsgewalt an sich. Nicht alle Soldaten waren Samurai, sehr viele der niederen Ränge stammten aus Bauern- oder Fischerfamilien. Sie fügten sich dankbar und ohne zu murren dem neuen Befehlshaber. Doch auch höherrangige Samurai fügten sich, als Taka drohend nach dem Griff seines Schwertes fasste, wenn sie seinen Befehlen nicht augenblicklich zustimmten. Als seine Männer endlich eintrafen, hatte Taka einen groben Überblick über die Verteilung der Brände gewonnen. Vom Palasthügel aus konnte er sehen, wo was brannte und was wohl nicht mehr zu retten war, in seiner Heimat hatte er bereits mehrere Stadtbrände nach Erdbeben erlebt und war in Brandbekämpfung erfahren. Der Palast war nicht mehr zu retten, daher zog Taka dort die Kräfte ab und schickte sie stattdessen, das Pulverlager zu schützen und die umliegenden Gebäude nach Möglichkeit einzureißen, um Brandschutzgassen zu bilden. Außerdem mussten die Reislager geschützt werden, sofern sie noch nicht brannten.

Die folgenden 30 Stunden kam Taka nicht mehr dazu, sich über Dämonen Gedanken zu machen.

Alternativen

Teiko Akera, kniete auf dem Rasen vor der noch qualmenden Ruine des koreanischen Gouverneurspalastes, ihr Kurzschwert quer vor sich liegend.

Die knapp 30-Jährige, schlank gebaute Schreindienerin und vormalige Leibwächterin des Generals Sakuraba, kniete buchstäblich vor den rauchenden Trümmern ihres Lebens. Ihre Kleidung, ein ehemals weißer Kimono mit rotem Wickelrock, war rußbedeckt und voller Brandlöcher, ihr Haar angesengt.

Sie hatte versagt und ihr Herr war dadurch gestorben. Umgebracht durch eine hinterlistige Dämonin, welche Teiko selbst dem General zugeführt hatte. Dabei war genau das die Aufgabe einer bewaffneten Miko wie sie: das Erkennen und die Abwehr von Dämonen und Geistern.

Und diese Dämonin war sogar noch Teikos Geliebte gewesen. Sie hatte Teiko verführt und getäuscht. Schlussendlich brachte sie den General um, raubte den Dämonenkopf, für dessen sichere Verwahrung Teiko ebenfalls zuständig gewesen war, und legte sowohl den okkupierten Palast als auch die halbe Stadt in Schutt und Asche.

Teiko war nun Ronin, ein Samurai ohne Lehensherrn, außerdem auch verpflichtet, für ihr Versagen Seppuku zu begehen, den rituellen Selbstmord. Immerhin gestand der Brauch ihr als Frau zu, sich einen Dolch in den Hals zu stoßen, statt sich, wie bei den Männern, den Bauch aufzuschlitzen.

Sie versuchte Mut für das absolut Unausweichliche zu sammeln. Nicht einmal Zeugen hatte sie zu ihrem Selbstmord eingeladen, denn der Oberbefehlshaber hatte für die Dauer des Feldzuges Seppuku unter seinen ausdrücklichen Zustimmungsvorbehalt gestellt, sofern kein Lehensherr dazwischen stand. Damit wurde sie sogar zusätzlich ungehorsam und hatte den Tod verdient.

Tief ein- und ausatmend lauschte sie auf das Konzert der Vögel, welche den Spätfrühling besangen. Die Kirschblüte war zu Teikos Bedauern schon lange vorbei. Es wäre schön gewesen, inmitten fallender Kirschblüten diese Welt zu verlassen. Endlich beugte sie sich vor, ergriff ihr Kurzschwert mit beiden Händen und zog die Klinge langsam aus der Scheide.

„Ah, hier seid ihr also, Dame Akera! - Oh!", rief eine erstaunte Stimme von hinten.

Teiko sah sich nicht um, sie hatte die Stimme des Priesters Ichimaru erkannt. Warum musste er ausgerechnet in diesem Moment stören und ihr den perfekten Abschied verderben?

Nun trat er auch noch in die Sonne, sodass sein Schatten auf sie fiel.

„Dame Akera, ich bin froh, euch noch rechtzeitig zu erreichen. Ich hatte mir schon gedacht, dass ihr auf diese Weise wieder eure Ehre herzustellen versucht. Ich werde euch auch keineswegs grundsätzlich davon abhalten, doch hört mich vorher noch an!"

Teiko hielt das Schwert noch immer halb gezogen vor sich. Sollte sie es sich jetzt ganz schnell in den Hals stoßen? Jetzt, wo sie endlich den Mut gefasst hatte, es zu tun? Ihre Hände begannen zu zittern.

Langsam drückte die Hand des Priesters ihre linke Hand mit der Schwertscheide hinunter und er hockte sich schräg vor sie hin. Sonne beschien wieder ihr bleich gewordenes Gesicht und die Anspannung verließ sie. Kraftlos sackte sie zusammen und senkte beschämt ihren Kopf.