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Kumiho Na-Ri 03

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„Leute, da ist was!", rief er plötzlich mit extrem heiserer Stimme. Sein Mund war so trocken, dass er zweimal ansetzen musste.

Müde schauten sie ihn an.

Er deutete nach Norden.

„Ein Schiff!"

Sofort richteten sich die Anderen auf und blickten in die angezeigte Richtung.

Tatsächlich sahen sie Segel.

Sie hoben die Arme und begannen zu winken und zu schreien, so laut, wie es ihnen noch möglich war.

Aber langsam bemerkten sie, dass das Schiff nicht in ihre Richtung segelte, sondern sie nach Westen passieren würde.

Yoshimoto überlegte verzweifelt. Sie hatten sie nicht gesehen. Rasch zog er sein helles Übergewand aus. Dann nahm er den Bootshaken und band es daran. Dann richtete er die Stange auf und schwenkte sie. Als die Anderen begriffen was er da tat, halfen sie ihm und gemeinsam hielten sie die improvisierte Flagge so hoch sie konnten. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie eine Reaktion bemerkten.

Cha-He bemerkte es als erster: „Sie haben uns bemerkt, sie ändern ihren Kurs!"

Jubel brannte auf.

Mit erneuter Energie fingen sie zu winken an, bis das Boot auf Rufweite heran war. Es war ein Schnellsegler mit Ruderbänken, ein Bootenschiff der koreanischen Marine.

„Wer seid ihr, und was wollt ihr?", rief ein Mann herüber.

„Wir sind koreanische Soldaten auf der Flucht vor den Samurai und mit einer Nachricht für den Admiral!", antwortete Cha-He heiser. Er musste dreimal schreien, bis er verstanden wurde.

Endlich wurden ihnen ein Seil zugeworfen. Als sie längsseits gingen, und erschöpft an Bord kletterten, wurden sofort gespannte Armbrüste auf sie gerichtet.

„Ihr seid Gefangene, bis der Admiral entscheidet, was mit euch geschieht!", erklärte ein Offizier.

Cha-He nickte. „Gut, aber an Bord unseres Schiffes sind erbeutete Waffen, darunter eine japanische Arkebuse. Mein Leutnant Na De-Yong hat mir befohlen, die unbedingt zum Admiral Yi zu bringen!"

Die Augen des Offiziers weiteten sich.

„Na De-Yong? Er lebt noch?"

„Ich weiß es nicht, aber er gab mir den Auftrag!", berichtete Cha-He. „Und diesen gefangenen, japanischen Dolmetscher sollen wir ebenfalls übergeben!" Er deutete auf Yoshimoto.

Sofort richteten sich alle Armbrüste auf den Unglücklichen.

„Außerdem haben wir Dokumente erbeutet, welche ebenfalls der Admiral erhalten soll", ergänzte Cha-He noch. „Der Dolmetscher ist zu uns übergelaufen und hat uns tatkräftig unterstützt, so weit zu kommen. Bitte behandelt ihn gut!"

„Ein Überläufer also?", fragte der Offizier Cha-He. „Und warum sollte er tatsächlich überlaufen? Die Japaner haben die Oberhand. Es ist doch viel wahrscheinlicher, dass er uns mit Falschinformationen verwirren soll. Ich werde die Sachen an mich nehmen und ihr drei werdet zusammen erst einmal eingesperrt, bis der Admiral euch verhören kann!"

An seine Leute gewandt, gab er den Befehl: „Bringt sie unter Deck und sperrt sie ein. Aber behandelt sie gut und gebt ihnen Wasser und etwas zu Essen."

Ohne Widerrede ließen sich die Drei abführen, während ihre Sachen aus dem Boot geholt wurden.

Leutnant Pu Seon betrachtete die erbeutete Arkebuse. Er hatte von dieser Waffe und der verheerenden Wirkung in der ersten Schlacht gehört. So eine nun zu besitzen war wichtig, und wenn es Leutnant Na De-Yong gelungen war, sie einem Japaner zu entreißen, war das schon ein großer Erfolg. Seon kannte De-Yong von der Akademie her, sie waren ein Jahrgang.

Er übergab die Waffe einem Untergebenen und ließ die Reise fortsetzen. In nicht ganz drei Tagen würden sie beim Admiral sein. Sollte er entscheiden, was mit den Drei zu tun sei und ob sie wichtig waren. Zumindest die beiden Koreaner waren sicher willkommen, die Flotte benötigte Soldaten.

* * *

Taka kniete am Boden und verbeugte sich tief vor General Konishi Yukinaga, dem Oberbefehlshaber der japanischen Invasionsstreitkräfte. Er hatte Bericht erstattet und musste sein Scheitern eingestehen. Zumindest gab es mit dem getöteten Stadtkommandanten Sakuraba einen Hauptschuldigen, da dieser ja die Verantwortung für den Kopf an sich gerissen hatte.

Yukinaga war am Vormittag mit 6000 Samurai in die teilweise zerstörte Stadt eingerückt und hatte sich von Taka Bericht erstatten lassen.

„Miyahara, ich bin nicht erfreut, dass ihr gescheitert seid, mir den Kopf dieses Dämons zu bringen. Andererseits erkenne ich an, dass ihr daran nur eine geringe Schuld tragt. Und mit eurem Handeln hier in der Stadt habt ihr uns einen wichtigen Ort erhalten. Daher sehe ich von Bestrafungen ab. Doch ich werde einen neuen Stadtkommandanten ernennen und euch wieder absetzen!"

Taka nickte. Mit nichts anderem hatte er gerechnet.

„Hai, Yukinaga San! Ich danke euch! Wenn ihr erlaubt, werde ich mich unverzüglich mit meinen Männern wieder auf die Jagd nach den Dämonen begeben und meine Mission zu Ende bringen. Noch einmal werde ich nicht versagen!"

„Tut das, Miyahara. Und entweder überbringt ihr mir die Köpfe der Dämonen, oder ich erwarte stattdessen euren Kopf! Ihr dürft euch entfernen!"

„Hai, Yukinaga San!" Mit einer abschließenden Verbeugung bis zum Boden verabschiedete sich Taka und erhob sich dann.

Nun war er frei die Jagd wieder aufzunehmen. Inzwischen war es zu etwas Persönlichem geworden, diese Dämonen und den Koreaner zur Strecke zu bringen. Und auf Kazuki wollte er nicht mehr warten. Der Priester musste entweder auf seine Sänfte verzichten, oder eben zurückbleiben. Nun, da er wusste, wie er die Dämonen lähmen konnte, würde das reichen. Außerdem hatte er ja noch die Miko Teiko bei sich.

Noch heute würden sie aufbrechen.

* * *

Kazuki zog Bilanz. Er war hinzugerufen worden, um einen Dämon zu fangen. Doch inzwischen waren es schon zwei mächtige Dämonen, und sie waren zweifellos nun sehr erbost über ihn. Der Verlust des Kopfes erschreckte ihn mehr, als er Taka hatte sagen oder zeigen wollen. Tatsächlich hatte er sich die letzten Nächte nur noch im Tempel aufgehalten, wo er vor den Dämonen sicher war. Tagsüber würden sie sich sicher nicht noch einmal in der Stadt blicken lassen, nun wo ihre menschliche Gestalt bekannt war. Aber eine Stadtmauer war kein Hindernis für die Dämonen, und in der Nacht konnten sie sich unbemerkt einschleichen.

Taka hatte schon angekündigt, die Jagd unverzüglich wieder aufzunehmen. Und außerdem hatte er gesagt, dass er auf Kazukis Sänfte nicht mehr warten wollte. Dafür hatte Kazuki sogar Verständnis, doch er wollte auch ungern auf dessen Schutz verzichten.

Die letzten zwei Tage hatte Kazuki damit verbracht, Dämonenkrautsalbe herzustellen und Kugeln damit zu präparieren. Taka hatte angeordnet, dass alle Arkebusen seiner Soldaten zwei präparierte Kugeln erhalten sollten. Und auch die Schwerter der Samurai sollten damit behandelt werden. Das alles hatte Kazukis Vorräte erschöpft. Nun musste er entscheiden, ob er sich an der weiteren Jagd beteiligen, oder sich lieber in Sicherheit bringen sollte.

Ja, der Ruhm wäre glanzvoll, doch andererseits hatte er die Macht dieser Dämonen gespürt. Sie waren ungleich stärker als alle Dämonen, mit denen Kazuki es je zu tun gehabt hatte. Die in Japan heimischen Kitsune waren dagegen geradezu harmlos. Keiner dieser japanischen Fuchsdämonen war in der Lage elementare Zauber zu wirken, wie es der Feuerdämon neulich konnte. Und der geköpfte Dämon beherrschte offensichtlich Windzauber. Selbst ohne Körper hatte er noch geschafft, den General anzuspucken. Sobald Kopf und Körper wieder vereint wären, würde der Dämon auf Rache sinnen. Und noch einmal würde er sich nicht überraschen lassen.

Teiko betrat den Raum und verbeugte sich.

„Ehrwürdiger Ichimaru, mein Herr Miyahara schickt mich, um die letzten präparierten Kugeln zu holen und euch zu informieren, dass wir bald aufbrechen wollen. Leider eilt die Zeit und auf eure Sänfte kann keine Rücksicht genommen werden, lässt er ausrichten."

„Miko Akera, ich habe die Kugeln bereits verpacken lassen und sie stehen bereit." Kazuki holte tief Luft und schüttelte seine Bedenken ab.

„Und meine Sänfte wird kein Problem darstellen. Ich habe einen Wagen und Pferde organisiert. Meine Sänfte wird in diesem Moment bereits auf Diesem befestigt. Auch einen Kutscher konnte ich auftreiben. Ich werde keinesfalls den Auftrag des Daimyos missachten."

Einen Moment lang sah Teiko überrascht aus, dann verbeugte sie sich.

„Ich werde Miyahara San informieren. Er wird sicher erfreut sein!"

Damit verließ sie wieder den Raum.

Kazuki drehte seinen Kopf und blickte zum Fenster hinaus, in den Garten vor dem Tempel. Es war entschieden. Nun begann eine neue Jagd. Nur war er nicht sicher, wer Beute, und wer Jäger war.

Verschlungen

De-Yong ließ die Möchtegernrebellen vorausgehen. Yun ging neben ihm.

„Was soll das?", fragte sie ihn leise. „Die werden uns nur behindern!"

„Ich habe noch einige Tage Zeit. Nicht genug, um sie vollständig auszubilden, aber genug, um ihnen die Grundlagen beizubringen. Wir werden es mit 50 Samurai zu tun bekommen, wenn sie die Verfolgung aufnehmen. Und das ist wohl sicher."

„Aber diese Kinder werden das nicht überleben, wenn wir auf die treffen."

Überrascht sah De-Yong, Yun an. Machte sie sich etwa Sorgen um diese Jungs?

„Die sollen noch lange nicht im offenen Kampf gegen die Samurai antreten. Die haben als Räuber schon den richtigen Weg gewählt. Sie sollen die Versorgung unterbrechen, Informationen sammeln und weitere Versprengte einsammeln. Ich werde nach Möglichkeit einen anderen Offizier finden, der sie führen wird."

Yun schwieg. Mit militärischen Angelegenheiten hatte sie nichts zu schaffen, obwohl sie in Politik und Intrigen durchaus bewandert war.

Es dauerte nicht allzu lange, bis sie das Lager der Jungs erreichten. Sie hatten eine einfache Hütte errichtet, welchen zumindest Schutz vor Regen und Wind bot, wenn auch nicht beheizt werden konnte.

Sofort machten sie ein Feuer in einem improvisierten Herd und begannen Essen zuzubereiten.

Shu trat verlegen an Yun heran.

„Dame Ahri, ich habe euch vermisst!", gestand er ihr mit hochrotem Kopf.

Yun lächelte freundlich.

„Shu, ich freue mich auch, dass du entkommen konntest."

Er nickte, antwortete jedoch nicht. Irgendetwas schien er auf dem Herzen zu haben, wusste aber nicht genau, wie er beginnen sollte.

„Raus mit der Sprache, Shu: Was ist los?"

Er fasste sichtlich Mut: „Zuerst, Dame Ahri, wir haben wirklich noch niemanden überfallen!"

„Gut! Was noch?"

„Seid ihr jetzt mit dem Leutnant zusammen?", platzte es aus ihm heraus, und er wurde bis über beide Ohren rot.

Yun fand das irgendwie süß. Verliebte Jungs waren so simpel, doch zugleich genoss sie es, bewundert und begehrt zu werden.

„Nein, Shu. Ich bin nicht mit dem Leutnant zusammen. Wir sind zusammen den Japanern entkommen und ich begleite ihn nur, weil ich mich in seiner Gegenwart sicherer fühle."

Die Erleichterung stand ihm sichtbar ins Gesicht geschrieben.

Yun trat dicht an ihn heran.

„Ich muss gestehen, auch ich habe an dich gedacht!", erklärte sie mit leiser, sinnlicher Stimme. Dann hauchte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Dann versprach sie: „Wir werden sicher Gelegenheit finden, uns bald mal abseits der Anderen zu treffen!"

Damit wandte sie sich ab, und ließ den gleichermaßen verdatterten wie erregten jungen Mann stehen, während sie zur Hütte ging.

De-Yong hatte inzwischen begonnen zu erklären, was er plante.

„Ich werde euch in den Süden zu Admiral Yi Sun-Sin mitnehmen. Inzwischen werdet ihr bedingungslos meinen Befehlen folgen. Das erste Hindernis wir das Flusstal sein, welches von den Samurai überwacht wird. Kleine Posten werden kein Hindernis sein, aber Garnisonen werden wir umgehen müssen. Wer von euch hat schon einmal Kampfausbildung erhalten?"

Niemand meldete sich.

„Das habe ich mir gedacht. Gut, wir beginnen sofort morgen früh mit dem Training und setzen das auf dem Weg fort. Nun lasst uns was essen und schlafen. Noch irgendwelche Fragen?"

Alle schüttelten ihren Kopf.

„Gut, wir brechen bei Morgengrauen auf."

* * *

Es war nicht das erste Mal, seit Na-Ri den Weg zur Sphäre der Sterblichen gefunden hatte, dass sie zurück in die erste Sphäre geworfen wurde, welche die Sterblichen die Hölle nannten.

Hier gab es nur zwei Zustände: völlige Einsamkeit oder totale Sinnesüberflutung. Jemanden hier unten zu treffen bedeutete eine Erfahrung, welche so intensiv war, dass es schmerzte. Wobei: Selbst der Begriff Schmerz war hier unpassend. Grausame Qual war schon eher eine angemessene Beschreibung. Wesen, welche hier gefangen waren, drohten wahnsinnig zu werden. Nur die Götter konnten diese Ebene folgenlos durchschreiten.

Zeit spielte in dieser Sphäre eine untergeordnete Rolle, denn hier veränderte sich nichts. Es gab hier Bereiche mit Welten, ähnlich der Erde, auf welchen auch Jahreszeiten existierten. Doch es gab kein eigenständiges Leben. In dieser Sphäre entstand nichts aus sich heraus. Alle Lebewesen waren unfruchtbar, gleichzeitig jedoch auch unsterblich. So gab es keinerlei Fluchtmöglichkeit aus der eigenen Existenz. Selbst eine völlige, physische Vernichtung, beispielsweise durch einen Vulkan, war nicht endgültig, denn die Lebenskraft dieser Wesen war absolut nicht zu vernichten. Diese, als Perlen bezeichneten Kraftzentren, schwebten sozusagen wieder an ihren ersten Entstehungsort, und die ursprünglichen Körper bildeten sich darum neu. Nur die Götter besaßen die Fähigkeiten, diese Perlen endgültig zu zerstören.

Es war die erste Sphäre, in welchen die Götter ihre Fähigkeiten ausprobierten. Sie erschufen Wesen, nur um zu sehen, was möglich war. Was aus ihnen wurde, war den Göttern anschließend egal. Als sie genug experimentiert hatten, schufen die Götter die Sphäre der Menschen. Die ersten Wesen erkannten voller Neid, dass dort das Leben angenehmer war, sie aber dort nicht hinkommen konnten.

Bis sie einen Weg fanden: Die Portale!

Portale waren Verbindungen zwischen den Sphären. Doch sie zu durchschreiten war keineswegs einfach. Tatsächlich unmöglich, sofern man keine göttlichen Fähigkeiten besaß, oder Hilfe von der anderen Seite erhielt.

Na-Ri hatte ursprünglich weder das eine noch das andere gehabt. Die erste Zeit ihrer Existenz lernte sie diese Sphäre kennen. Und sie lernte, sich gegen andere Wesen zu behaupten, welche voller Wut und Hass waren. Ihre Mutter, die Göttin Samshin, hatte ihr einige schwache Fähigkeiten verliehen. Doch vor allem ihr Verstand unterschied sich in vielen Punkten von den älteren Wesen. Sie war schon viel näher an den Menschen, wenn auch ihre Gestalt einem irdischen Fuchs glich, allerdings ungleich größer. Mit der Zeit wuchs ihre Kraft und alle 100 Jahre wuchs ihr ein neuer Schwanz, bis zur Höchstzahl neun.

Lange Zeit begleitete sie die Göttin und durfte an ihrer Seite auch in die Sphäre der Sterblichen. Jedoch nie lange und auch niemals alleine.

Das änderte sich allerdings, als sie die Gesetzmäßigkeiten dieser Welt erkannte. Sie lernte, wie sie ihre Gestalt ändern, die Form eines Menschen annehmen konnte. Samshin hatte Na-Ri weiblich erschaffen, wenn auch unfruchtbar, so wurde auch ihre menschliche Form weiblich.

In einem Moment, als Samshin unaufmerksam war, gelang es Na-Ri ihre Lebenskraft zu teilen. Sie übertrug einen Teil in einen Menschen, bevor sie die Göttin wieder zurück in ihre Sphäre begleiten musste. Doch der Faden zu ihrer Kraft verband die Welten und erschuf ein Portal für sie.

Nun musste sie nur noch ihre Existenz in der Hölle löschen, um entlang dieses Verbindungsfadens das Portal durchschreiten zu können, und ewig in der Welt der Menschen leben zu können, dachte sie zumindest. Leider war das jedoch nicht möglich, denn ein Teil ihrer Lebenskraft war für immer an diese Sphäre gebunden. Es dauerte sehr lange, bis sie einen anderen Weg fand. Es genügte nicht, ein Drittel ihrer Kraft in der Menschsphäre zu deponieren. Sie musste ihre Kraft in drei Teile spalten und zwei davon auf der Erde lassen. Dann merkte sie, dass die Macht des irdischen Mondes bei seinem Höchststand dafür sorgte, dass ihr Faden besonders stark war. Zu diesem Zeitpunkt stürzte sie sich in einen Vulkan in ihrer Heimatsphäre und verbrannte sich. Ihr Wesen jedoch teilte sich. Ihr Hauptbewusstsein wanderte in die Welt der Sterblichen und materialisierte sich dort, während ein kleinerer Teil weiter in der Höllensphäre blieb.

So war es Na-Ri gelungen, einen Weg in die Welt zu finden. Andere Dämonen, wie diese Wesen bei den Menschen genannt wurden, fanden andere Wege. Doch allen Höllenwesen gemein war, dass sie weiterhin Ankerpunkte in der Höllensphäre hatten, und auch dorthin zurückgeworfen werden konnten.

Der Zug in die eigene Existenzebene war enorm, und erforderte ständige Aufnahme von Karmaenergie. Für Na-Ri, und auch viele andere Dämonen, bedeutete dies, dass sie menschliches Blut trinken mussten. Andere Dämonen fanden allerdings auch hier andere Lösungen und entwickelten eigene Vorlieben.

Die Götter waren zunächst alles andere als erfreut, als sie bemerkten, dass Dämonen nun in die zweite Welt gelangen konnten. Manche, besonders gefährliche und mächtige Dämonen, erlangten hier sogar Kräfte, die selbst den Göttern Sorgen bereiteten. So kam es zu den ersten Götterkriegen gegen die Dämonen, in welchen die Götter sehr viele der Dämonen wieder zurück in die Hölle verbannten. Nur wenige Dämonen entkamen diesen Säuberungen, vor allem diejenigen, welche die Ordnung und das Gleichgewicht der Menschenwelt nicht gefährdeten.

Na-Ri entkam den Säuberungen dadurch, dass sie sich gleich zu Beginn der Göttin Samshin unterwarf und um Gnade bat. Samshin gewährte sie, unter der Bedingung, dass Na-Ri sich immer an ihre Anweisungen und Gebote hielt.

Auch Na-Ris jüngere Schwestern, Kumihos wie sie, wenn auch mit anderen Fähigkeiten, durften nun in die Welt der Menschen. Unnötige Grausamkeiten und grundloses Töten von Menschen war den Kumihos verboten. Allerdings gab es einen großen Spielraum, welchen Na-Ri und ihre Schwestern im Laufe von Jahrhunderten ausloteten.

Doch wann immer die Göttin rief, hatten sie uneingeschränkt zu gehorchen. Daher waren Kumihos nicht selten auch immer noch Begleiterinnen der Göttin, sobald diese die Welt der Menschen betrat. Und dabei hatten sie auch gegen andere Dämonen gekämpft. Etwas, was Kumihos bei vielen Bewohnern der Höllensphäre nicht beliebt gemacht hatte.

Und genau das bereitete Na-Ri nun Probleme, denn sie traf hier nun ausgerechnet auf ein Wesen, welchem sie auf keinen Fall begegnen wollte.

Menschen hatten keinen Namen dafür, denn dieses Wesen wurde aus der irdischen Sphäre verbannt, bevor es bekannt wurde. Die wenigen Menschen, welche es jemals gesehen hatten, hatten die Begegnung nicht überlebt. Es war ein gefräßiges Monster, welches keinen Unterschied machte, was es fraß. Wo es auf die Erde gelangt war, spielte keine Rolle, denn einmal dort, drohte es alles Lebendige zu verschlingen. Und irgendwann hätte es die ganze Erde selbst verschlungen.

Das beste, was man über diesen Dämon sagen konnte war, dass er dumm wie eine Schnecke war. Allerdings auch überaus beharrlich in seiner Jagdtechnik. Und die Spur, welche er einmal verfolgte, verlor er niemals aus dem Blick. Und zu Na-Ris Leidwesen war er seit seiner Verbannung auf ihrer Spur. Kaum war sie in dieser Sphäre eingetroffen, als auch schon die Jagd begann.

Hier spielten weder Entfernungen noch Geschwindigkeiten eine Rolle. Kleine Wesen waren genauso schnell wie große. Und kein Wesen konnte ein anderes wirklich töten. Allerdings sehr wohl verletzen und Schmerzen zufügen.

Dumm nur, dass dieses Wesen kaum zu Schmerzempfinden fähig schien. Die einzigen Schmerzen, die es anscheinend kannte, waren Hunger und wenn es schrumpfte, weil es Energie verlor.

Hier konnte es nicht mehr wachsen, allerdings seine Größe dadurch erhalten, in dem es andere Dämonen fraß. Und einmal in dessen Magen, gab es kaum eine Möglichkeit, dort wieder heraus zu kommen. Wie viele Dämonen im Laufe der Äonen dort gelandet waren, konnte niemand sagen. Doch für die so Gefangenen war es die Hölle in der Hölle. Sie wurden quasi Teil dieses Wesens, gaben ihre Energie ab und verloren alle Selbstständigkeit. Und sie litten an dem intensiven Kontakt zueinander.