Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Kumiho Na-Ri 03

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Warum, Ichimaru? Warum musstet ihr mich jetzt stören?"

„Zum einen, weil es euch nicht zusteht, ohne ausdrückliche Erlaubnis des Daimyos Seppuku zu begehen. Aber auch, weil ihr eure Ehre so nicht wiederherstellen könnt. Noch nicht! Außerdem verabscheut unser Glaube das Seppuku. Ihr befleckt eure Seele!"

Teiko schwieg. Was sollte sie auch darauf antworten? Dass sie Angst hatte, alleine als Ronin loszuziehen, ohne Aussicht auf Erfolg eine übermächtige Dämonin zu jagen? Denn nichts anderes war die Alternative. Und am Ende stand doch die Pflicht, den Namen ihrer Familie wieder rein zu waschen.

Kazuki Ichimaru ahnte, was in dieser Frau vor sich ging. Er empfand Mitleid mit ihr, denn auch sie war Opfer dieses Dämons. Doch nun ging es nicht nur gegen einen, sondern sogar gegen zwei mächtige Kumihos. Er konnte nicht auf sie verzichten. Im Grunde hatten sie alle noch Glück gehabt, dass sie die vorletzte Nacht überlebt hatten. Und wehe es gelang dem Koreaner, den ersten Dämon wiederzubeleben. Es waren Elementardämonen, und wozu sie fähig waren, bewies die Stadt nur allzu gut. Ein Viertel der Gebäude ringsherum war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die meisten Vorratshallen mit dem kriegswichtigen Reis zerstört und der General tot.

Ja, es war die Schuld der Miko, diesen zweiten Dämon nicht rechtzeitig enttarnt zu haben. Doch sich jetzt der Pflicht zu entziehen, ihren Lehensherrn zu rächen, war ebenso unentschuldbar. Sie würde, wenn sie ihrer Pflicht nicht nachkam, ihre Schande nicht vollständig beenden. Erst wenn sie geholfen hatte, die Dämonen zur Strecke zu bringen, durfte sie hoffen, durch den Selbstmord die Schande vom Namen ihrer Familie, mit ihrem Blut fort zu waschen. Aber sie selbst würde dadurch zusätzliches Leid im nächsten Leben erfahren.

Doch nichts davon sagte er zu ihr. Sie war eine Miko. All das war ihr bekannt. Geduldig wartete er, dass sie sich wider fasste und ihren Kopf hob. Er hatte sie gerade von der Schwelle des Todes gezogen, das musste sie erst einmal verkraften.

Es dauerte lange, bis sie die Kraft fand, ihren Kopf zu heben, und Kazuki in die Augen zu schauen.

„Ich bin eine Frau, Ichimaru. Zudem Ronin, damit alleine in einem feindlichen Land. Was bleibt mir?"

„Ihr seid immer noch Miko, und außerdem gehört ihr zur Armee Yukinagas. Auch gegenüber dem Daimyo habt ihr eine Pflicht, selbst wenn er nicht euer unmittelbarer Lehensherr ist. Ich bin vom ihm mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet und nehme euch hiermit in meine Dienste."

„Ichimaru, ihr könnt es nicht lassen, oder? Dame Akera wird selbstverständlich in meine Dienste treten!"

Es war Taka Miyahara, welcher nun hinzutrat und Einspruch erhob.

Kazuki zuckte innerlich zusammen. Streng genommen hatte Taka diese Befugnis vor ihm. Doch wäre er nicht gerade rechtzeitig hier erschienen, hätte dies keine Rolle mehr gespielt. Ein neuer Streit schien ihm aber im Moment nicht ratsam. Dafür hatten sie zu mächtige Gegner. Es war nur Takas beherztem Handeln zu verdanken, dass die Stadt nicht explodiert war, denn er hatte rechtzeitig erkannt, welche Gefahr vom Pulverlager ausging, und dieses von seinen Männern schützen lassen. Kazuki mochte Taka nach wie vor nicht, musste ihm das allerdings hoch anrechnen. Nun war Taka sogar der amtierende Stadtkommandant, bis der Daimyo eintraf und neue Anweisungen erteilte. Bis dahin saßen sie hier fest.

„Dann trete ich zurück, Kommandant Miyahara!", gab Kazuki nach und neigte etwas seinen Kopf.

Teiko blickte verblüfft von einem zum anderen. Dann zeigte sich eine Zornesfalte an ihrer Stirn.

„Habe ich hierbei nicht selbst zu entscheiden?"

Takas Stimme war eiskalt.

„Nein, das habt ihr nicht! Natürlich könnt ihr euch widersetzen, aber dann würde ich euch töten lassen müssen. Aber nicht in Ehren, sondern als Verbrecherin und in Schande am Kreuz! Eure Angehörigen zu Hause ebenfalls, das kann ich euch versichern!"

Teiko zuckte zusammen. Nur unehrenhafte Verbrecher wurden so hingerichtet, an ein Holzkreuz gebunden und die Bauchdecke aufgeschnitten, um langsam und qualvoll zu sterben. Auch noch ihre Familie einzubeziehen war die schrecklichste aller möglichen Strafen.

Taka war keineswegs entgangen, was in Teiko vorging, und was sie eben noch vorgehabt hatte. Ihr Entschluss zum Seppuku war konsequent und gerechtfertigt, doch konnte er das im Moment nicht zulassen. Er brauchte die Miko, schon um nicht vollständig nur auf den Priester angewiesen zu sein. Sie zu schockieren war seiner Erfahrung nach das beste Mittel, um ihren Entschluss rückgängig zu machen. Ansonsten würde sie bei nächster Gelegenheit doch noch dem Tod anheimfallen, und sei es nur, weil sie unachtsam und gleichgültig um ihr Leben wurde. Nur unnachgiebige Härte konnte das verhindern.

„Wenn ihr euch dieser Pflicht entzieht, sei es durch Seppuku oder durch einen leichtsinnig verschuldeten Tod, wird eure Familie ebenfalls büßen, das verspreche ich euch!"

Teiko blickte den Offizier bange Augenblicke lang an. Beinahe zu lange. Innerlich begann Taka schon zu fluchen, dass er zu spät gekommen war, und sie nicht mehr retten konnte.

Endlich senkte sie ihren Kopf und verbeugte sich tief.

„Hai, Miyahara San, ich folge und gehorche!"

Sowohl Taka als auch Kazuki atmeten innerlich auf.

* * *

Als Cha-He mit starken Kopfschmerzen zu sich kam, dümpelte das Boot in der Morgensonne auf langen Dünungen. Sein Kinn und auch der Hinterkopf schmerzten. Als er ihn vorsichtig abtastete, stieß er auf Schorf. Er musste hart aufgeschlagen sein, konnte sich im Moment aber nicht erinnern, wann das geschehen war. Das Letzte, was er wusste war, dass sie um ihr Leben gerudert hatten. Sein Mund war trocken, voller Salzgeschmack und seine Zunge angeschwollen. Er lag zwischen zwei Ruderbänken im Handbreit tiefen Wasser, welches durch das ganze Boot schwappte und seine Kleidung durchnässt hatte. Vorsichtig richtete er sich etwas auf und sah sich im Boot um.

Sowohl der Japaner vor ihm als auch Ju-Won hinter ihm waren wohl vor Erschöpfung eingeschlafen, den auch sie lagen zusammengekauert zwischen den Ruderbänken im Wasser und schnarchten. Noch immer etwas benommen zog er sich einen Beutel mit ihren Sachen heran, und begann vergeblich darin nach einer Flasche mit Wasser zu suchen. Endlich begriff er, dass sie keine mitgenommen hatten. Frustriert legte er seinen schmerzenden Kopf in den Nacken und ließ sich mit geschlossenen Augen von der Morgensonne wärmen. Nach einer ganzen Weile griff er über Bord, schöpfte mit der hohlen Hand etwas Wasser und nahm es probeweise in den Mund, nur um es gleich wieder angeekelt auszuspucken. Trotzdem schöpfte er noch einmal, wischte sich diesmal jedoch mit dem Wasser durchs Gesicht, um etwas munterer zu werden. Wenn nur sein Schädel nicht so dröhnen würde.

Irgendetwas nagte in seinem Schädel und versuchte die Wand aus Kopfschmerzen zu durchdringen. Plötzlich riss er die Augen auf, als ihm klar wurde, was das war.

Wo war der Leichnam?

Er richtete sich auf und blickte sowohl nach vorne als auch nach hinten, nirgends war der eingepackte Körper der Dämonin zu sehen. Ihm wich das Blut aus dem Gesicht und der Schock traf ihn wie ein Hammerschlag: Es war alles umsonst, sie hatten versagt!

„Wacht auf! Der Dämonenkörper ist weg! Wacht auf!", schrie er mit heiserer Stimme.

Als beide Männer nicht reagierten, rüttelte er Ju-Won an der Schulter.

„Hm, was ist los?", fragte Der völlig übermüdet.

„Er ist weg, der Körper ist weg!"

Ju-Won gähnte herzhaft, erhob sich aus dem Wasser und setzte sich auf die Ruderbank. Dann kratze er sich am Hintern und blickte sich, noch einmal gähnend um.

„Ja, die hat der Sturm über Bord gespült. Wir konnten nichts machen!"

Er legte seinen Kopf schief und schaute Cha-He an.

„Kannst du dich nicht daran erinnern?"

„Nein!"

Cha-He schüttelte heftig seinen Kopf, bereute dies jedoch sofort.

„Arg. Woher habe ich meine Kopfverletzungen?"

„Das war auch der Sturm!", log Ju-Won aalglatt. „Du wolltest verhindern, dass der Leichnam über Bord geht, da bist du umgeschlagen. Wir konnten immerhin verhindern, dass auch du über Bord gehst."

Tatsächlich hatten Ju-Won und Yoshimoto miteinander gestritten, ob sie auch noch Cha-He über Bord werfen sollten. Ausgerechnet Yoshimoto hatte sich dagegen ausgesprochen, und am Ende durchgesetzt. Aber nur weil das Schwert in seiner Ecke des Bootes gelegen hatte. Außerdem hatte Yoshimoto vermutet, dass Cha-He sich womöglich an nichts erinnern konnte. Zähneknirschend hatte Ju-Won nachgegeben. Nun, der verdammte Japaner schien recht behalten zu haben. Würde sich Cha-He jedoch erinnern, dann drohte Ju-Won der Tod.

„Hast du eine Ahnung, wo wir uns in etwa befinden?", fragte Cha-He endlich. Offensichtlich hatte er den Verlust zunächst überwunden und beschäftigte sich in Gedanken mit dem drängendsten Problem. Das war Ju-Won nur allzu recht.

„Tja, wenn ich mir den Sonnenstand so ansehe, mich umblicke und überschlage, wie weit wir in etwa wohl gerudert sind, würde ich sagen: Irgendwo auf dem westlichen Meer!"

Seine Mine blieb dabei völlig unbeweglich. Dann schien er plötzlich einen Einfall zu haben. Er hob einen Finger hoch, beugte sich über Bord, steckte ihn ins Wasser, zog ihn wieder heraus und steckte ihn in seinen Mund. Endlich hellte sich seine Mine auf.

„Ja, Salzwasser: Also kein Zweifel!

Erfahrungsaustausch

Das Hauptproblem von Yun und De-Yong, beim Verlassen der brennenden Stadt Panyio, waren die vielen Menschen gewesen, welche sich alle gleichzeitig zu den Toren hinaus gedrängelt hatten. Alle Wachen waren verschwunden gewesen, vermutlich zur Brandbekämpfung abgezogen. Die Menschen quetschten sich durch die engen Tore, von hinten drängten weitere. Es grenzte an ein Wunder, dass niemand niedergetrampelt wurde. In der Menge wurden De-Yong und Yun voneinander getrennt, doch sobald sie draußen waren, fand Yun ihn wieder. Danach wandten sie sich nach Südwesten und liefen auf der Straße in Richtung Hauptstadt.

Sobald sie aus Sichtweite der Stadt und außerhalb der Vorposten der Samurai waren, hielten sie an. Yun benötigte kaum Pause, De-Yong jedoch schon. Auch wenn ihn nun wieder die Kraft Na-Ris zur Verfügung stand, war sein Körper noch immer auf Regeneration angewiesen. Sie nutzten einen Wegschrein am Berghang und aßen etwas. Nebenbei erzählten sie sich Einzelheiten, was in der vergangenen Nacht geschehen war, wo der jeweils Andere nicht dabei gewesen war.

„Du wolltest mir noch sagen, weshalb du mich nicht gleich umgebracht hast", fragte De-Yong endlich, sobald er gesättigt war.

„Du musst Geduld haben. Ich werde es dir vor deinem Ende verraten. Aber es hat nichts mit dir zu tun, nur mit meiner Schwester."

Yuns Stimme war eiskalt. „Aber ich stehe zu meinem Wort, wenn du mir gehorchst, wirst du nicht leiden müssen und deine Familie ist vor mir sicher."

„Gut, und was hast du nun vor, wenn ich fragen darf?"

Yun blickte ins Tal und dachte nach. Ihre Pläne waren mit der Vernichtung des Kopfes ebenfalls in Rauch aufgegangen. Im Grunde musste sie De-Yong nur noch an einen sicheren Ort bringen, und dort abwarten, bis die Zeit kam, dass ihre Schwester den Weg zurück fand.

„Wir werden uns verbergen, bis die Zeit kommt."

De-Yong nickte, mit etwas Ähnlichem hatte er gerechnet. Inzwischen ahnte er, weshalb Yun ihn nicht getötet hatte. Es hing mit der Perle in ihm zusammen. Sollte er sich seinem Schicksal einfach so ergeben, oder noch für sein Land kämpfen? Er dachte an seine Männer, welche sich hoffentlich inzwischen in Sicherheit befanden. Er war es zumindest ihnen schuldig, sich beim Admiral für sie einzusetzen. Dazu musste er in den Süden.

„Im Norden werden nun die Hauptkämpfe stattfinden. Ich habe Gerüchte von anderen Händlern gehört, dass die Hauptstreitmacht der Japaner uns auf dieser Straße hier entgegenkommt. Wir könnten sie umgehen und in den Süden ziehen. Dort wären wir auch sicher vor den Dämonenjägern."

„Glaubst du etwa, vor Denen hätte ich Angst?", zischte Yun ihn an. „Sobald Na-Ri zurück ist, werden wir allen Beteiligten bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Na-Ri will das selbst erledigen, das ist der einzige Grund, weshalb Die noch leben. Und ich werde ihr dabei helfen. Es ist so etwas wie ein Ehrenkodex unter uns Kumihos. Und es wird keinen Ort auf dieser Welt geben, wo Die sich vor uns verstecken können."

De-Yong fuhr ein Schaudern den Rücken herunter. Er zweifelte nicht, dass sie genau das machen würden. Nun, er würde zu dem Zeitpunkt tot sein und das nicht mehr zu befürchten haben.

„Mir ist vollkommen klar, wie mächtig du bist. Aber die Samurai wissen um deine Schwächen. Arkebusenkugeln mit Dämonenkraut haben deine Schwester niedergestreckt. Das kann auch dir passieren. Der Priester scheint Erfahrung zu haben. Und nachdem, was wir getan haben, werden sie die Anstrengungen, unser habhaft zu werden sicher verdoppeln. Die halbe japanische Armee wird uns suchen, immerhin hast du einen General getötet."

„Was schlägst du vor?", fragte Yun.

„Wir bringen uns in den Teil des Landes in Sicherheit, den sie noch nicht kontrollieren. Ich habe noch immer das Kommando über ein Kriegsschiff. Damit können wir auf Abstand bleiben."

Nun schauderte es Yun. Der Ozean war tatsächlich eine Grenze. Und auch wenn sie geprahlt hatte, man könne sich vor ihr nicht in Sicherheit bringen, galt das nicht für den Fall, wenn man über das Meer flüchtete. Es gab Mächte im Meer, welche Kumihos nicht wohlgesonnen waren. Und sie würden die Anwesenheit eines Kumihos selbst an Bord eines Schiffes bemerken. Na-Ri vermochte sich zur Not in die Luft erheben und in Sicherheit bringen, wenn ein Angriff erfolgen sollte, Yun stand diese Option nicht zur Verfügung. Einst hatten sie eine weitere Schwester gehabt, welche das Wasser beherrschen konnte und solche Angriffe nicht zu fürchten hatte. Doch die Wasserfüchsin war seit mehr als 70 Jahren verschollen. Weder in dieser, noch in der Dämonensphäre war eine Kontaktaufnahme möglich gewesen. Sie hatte zuletzt in China gelebt. Kumihos waren grundsätzlich Einzelgänger, hielten allerdings immer lockeren Kontakt zueinander. Dies war nötig in einer sich verändernden Menschenwelt.

„Kein Schiff!", antwortete sie kurz angebunden.

De-Yong erinnerte sich an das, was der Mönch ihm berichtet hatte: Kumihos konnten wohl nicht übers Meer. Das schien also zu stimmen.

„Dann eben kein Schiff. Ich werde das Kommando sowieso nicht mehr lange ausüben können. Aber dort sind wir auf jeden Fall vor den Dämonenjägern sicher. Sie werden es nicht wagen, in den noch von unseren Truppen beherrschten Süden zu kommen."

„Gut", stimmte Yun nach kurzem Nachdenken zu. Also in den Süden. Wir sind ja eh schon in diese Richtung gelaufen. Aber wir werden die Hauptstadt umgehen müssen."

„Und die Linien der Japaner durchbrechen", ergänzte De-Yong. „Eine Idee dazu, wie wir an den Kontrollposten vorbei kommen?"

Yun bleckte ihre Zähne und fuhr ihre nadelspitzen Fangzähne aus.

„Du meinst unsere Nahrungsversorgung unterwegs?"

* * *

Taka hatte sein neues Hauptquartier in dem Teehaus aufgeschlagen. Die Konsolidierung seiner Macht hatte nicht lange gedauert. Dank seines Ermächtigungsschreibens des Daimyos erlosch jegliche Opposition, zumal er versicherte, nur übergangsweise für Ordnung sorgen zu wollen. Und tatsächlich brannte er darauf, endlich die Verfolgung der Dämonen in Angriff zu nehmen. Doch er durfte auch nicht das Kriegsziel aus den Augen verlieren. Und diesen Ort zu sichern war wichtig.

Er machte sich nichts vor. Der Verlust des Kopfes würde zunächst ihm angekreidet werden. Das der General ihm den Kopf allerdings abgenommen hatte, milderte Takas Schuld. Wenn er überdies zeigen konnte, dass es auch sein Verdienst war, die Stadt gerettet zu haben, würde ihn das Rehabilitieren. Und er benötigte das Wohlwollen des Daimyos, um den Auftrag zu Ende zu führen. Er würde mehr Männer benötigen. Mindestens 200, alle ausgerüstet mit Waffen, welche Dämonen auch besiegen konnten.

Nun saß er mit der Miko und dem Priester zusammen beim Tee. Sie besprachen die nächsten Schritte. Teiko hatte sich wieder gefangen, frisch gemacht und irgendwo ein neues Gewand aufgetrieben. Sie trug nun allerdings nicht mehr die Kleidung einer Miko, sondern die eines Samurai. Außerdem hatte sie auch zwei Schwerter dabei. Ihr Langschwert war eine Handbreit kürzer als das Katana eines männlichen Samurai, ganz entsprechend dem Kodex.

„Ichimaru", fragte Taka schließlich, „ihr sagtet etwas davon, dass der Mann die dämonische Kraft von der Dämonin erhalten hat. Wie ist so etwas möglich? Und könnte damit eine ganze Armee so erzeugt werden?"

„Nein, Miyahara San!"

Da Taka nun Stadtkommandant war, stand er im Rang eindeutig höher als Kazuki und hatte Anspruch auf entsprechend respektvollen Anrede.

„Die Kraft des Dämons kann nicht beliebig aufgeteilt werden. Tatsächlich ist es überaus selten, dass ein Dämon überhaupt seine Kraft abgibt. Während meiner langen Laufbahn als Dämonenjäger habe ich auch noch nie davon gehört. Aber tatsächlich ist so etwas überliefert."

„Also keine Armee mit übernatürlich starken Kämpfern? Gut. Doch ihr habt immer noch nicht erklärt, wie das überhaupt möglich war."

„Ich kann es nicht sagen. Dazu habe ich nie was vernommen", gestand Kazuki.

„Mit Verlaub, Miyahara San, mir ist dazu etwas bekannt", mischte sich Teiko ein.

„Sprecht, Dame Akera!", befahl Taka.

Sie verbeugte sich und begann zu erklären: „Wenn eine Kumiho einen Partner wählt, übergibt sie ihm ihre Kraft. Dadurch wird er Stark und ihr beinahe ebenbürtig."

Die beiden Männer sahen die Miko verblüfft an.

„Was meint ihr mit Partner? Und woher wisst ihr das?", wollte Taka wissen.

„Es ist eine Legende unter den Miko", erklärte Teiko etwas verlegen. „Die Kamis, wie wir sie bei uns ja nennen, sind zwar unsterblich, aber nicht unbedingt so verschieden von uns. Sie sehnen sich gelegentlich nach Geselligkeit. Doch sie schaden uns auch, wenn sie es nicht unbedingt wollen. Deshalb ist es ja die Aufgabe der Mikas, ihre Herrschaften davor zu schützen. Eine Kumiho, oder bei uns eben die Kitsune, wollen Spaß, nehmen den Männern und Frauen ihre Kraft bei der körperlichen Vereinigung und können sie so sogar unter Kontrolle bringen."

„Und so konnte der Feuerdämon auch euch überlisten?", folgerte Kazuki.

Teiko wurde bleich und verneigte sich bis zum Boden.

„Ja, ehrenwerter Ichimaru", gab sie leise zu. „Dies ist mein größtes Versagen, ich habe die Legende nicht für wahr gehalten. Die Dämonin war meine Geliebte. Und die Legende stimmt, sie sind große Künstler der körperlichen Liebe. Es besteht wirklich die Gefahr, dass ein Mensch sich von ihnen beeinflussen und sogar völlig beherrschen lässt."

„Also war der Koreaner ein liebestrunkener Anhänger des Dämons?", fragte Taka, mit sichtlichem Abscheu im Gesicht. Sich mit einem Dämon zu vereinigen, ihn schüttelte es. Ja, er musste zugeben, die Tänzerin hatte auch ihn erregt. Doch nun, wo er wusste, was sie war, erfüllte es ihn nur noch mit Grausen. Wer würde sich freiwillig dazu hergeben, mit so etwas das Schlafgemach zu teilen, sich zu vereinigen?

„Und wie geschieht nun der Austausch der Kraft?", fragte er schließlich.

„Der Legende nach durch Vereinigung und einen einfachen Kuss auf den Mund."

Vereinigung? Ihr meint..." Taka war verblüfft. „Und wenn der Dämon die Kraft einfach so wieder von einem nimmt? Hat das auch Folgen?"

„Das kann sie, ja. Doch das hat für den Betroffenen schwerwiegende Konsequenzen. Er wird dahinsiechen und schließlich sterben. Das ist der Fluch des Dämons", erklärte Teiko.

„Wie genau lautet die Legende?", mischte sich Kazuki ein. Das alles war völlig neu für ihn, und es wurmte ihn, dass diese Miko hier mehr wusste als er.

„Es ist die Legende von dem Daimyo Haruka. Es heißt, dass es einstmals eine Kitsune gab, welchen dem Daimyo ihre Kraft übergab, damit er ihr mehr Freude im Bett bereiten konnte. Dazu gab sie ihm bei ihrer Vereinigung einen Kuss auf dem Mund und er nahm die Kraft auf. Zunächst war er überaus zufrieden damit, wurde zu einem großen Kämpfer und war immer gesund. Doch dann begann sich die Kitsune zu langweilen und forderte ihre Kraft zurück. Doch der Herrscher hatte sich vorbereitet und konnte sie bannen, bevor sie ihm ihre Kraft wieder nehmen konnte. Fortan lebte der Mann mit dieser Kraft, bis er alt wurde. Doch er wollte nicht damit sterben. Und so gab er sie, kurz vor seinem Tod, mit einem Kuss einer Miko. Diese ließ sich danach in einem steinernen Sarg im Meer versenken, damit die Kitsune nie wieder zurückkäme, und Rache an den Nachkommen des Daimyos verüben könnte."