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Kumiho Na-Ri 03

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Und dazu gehörte nun Na-Ri.

Sie war praktisch dem Wesen ins Maul gehüpft, weil es bei ihrer verbliebenen Perle in dieser Sphäre gelauert hatte. Zeit hatte dieses Wesen ohne Ende, und ohne großen Verstand kannte es auch keine Langeweile. Nur ab und zu hatte es sich mal zum Fressen woanders hinbewegt.

Bei Na-Ris letzten Rückwurf in diese Sphäre war das Wesen auch woanders gewesen, sodass sie keine Mühe hatte, ihm aus dem Weg zu gehen. Doch dieses Mal hatte es sie kalt erwischt. Noch im Moment ihrer Desorientierung, als sie sich wieder von der Irdischen auf die Höllensphäre umorientieren musste, schnappte das Wesen zu und fraß Na-Ri in einem Stück.

Der Schmerz des verschluckt werden, war nicht schlimm. Schlimmer war der Zwangskontakt zu den unzähligen Mitgefangenen im Monster, von denen viele inzwischen dadurch auch selbst wahnsinnig geworden waren.

In kochendes Wasser zu springen, war vermutlich ein ähnlich unangenehmes Gefühl, wenn man sich zusätzlich noch vorstellt, dass Piranhas einem das Fleisch von den Knochen bissen. Allerdings empfanden diese ‚Piranhas' so ziemlich das Gleiche. Hier drin war jeder zugleich Opfer und Täter. Und Na-Ri konnte hervorragend um sich beißen.

Wie lange der Kampf in ihrer Verwirrungsphase gedauert hatte, konnte sie nicht mehr sagen, doch am Ende war es ihr gelungen, ihre Sinne selbst zu blocken und so den Schmerz auf ein Maas herunter zu schrauben, mit dem sie umgehen konnte. Sie nutzte einfach ihre Erfahrungen aus der irdischen Sphäre, um ihre Empfindungen auf diese zu reduzieren. Nicht dass es wirklich angenehm war, oder gar schmerzlos, aber es ermöglichte ihr, wieder etwas klarer zu denken.

Doch was das bringen sollte, war ihr selbst nicht klar, denn so wie es aussah, war sie nun für alle Ewigkeiten hier gefangen.

Allerdings besaß Na-Ri etwas, was alle anderen Dämonen hier drin nicht besaßen. Sie trug das Zeichen der Göttin Samshins. Und das war eine Verbindung, welche nicht einmal der Magen des Monsters unterbrechen konnte.

Na-Ri tat das Einzige, was ihr möglich war: Sie begann zu beten.

Ein neuer Pakt

Yun lag neben Shu, welcher einem tiefen Schlaf der Erschöpfung erlegen war.

Sie hatten sich nach dem Essen von den anderen getrennt und im Wald etwas abseits, ein Liebesnest gesucht. Sich von den anderen fortzustehlen hatte zwar für einige Lacher gesorgt, doch niemand nahm es dem Paar übel, ihr Wiedertreffen abseits alleine feiern zu wollen. Obwohl ihnen natürlich neidische Blicke in den Wald folgten. Dort hatte Yun, Shu bestiegen und bis zur Erschöpfung des armen Jungen geritten. Als er danach eingeschlafen war, hatte sie ein ganz klein wenig seines Blutes getrunken. Nicht so viel, dass es ihn geschwächt hätte, aber genug, um ihre Reserven vollzufüllen. Yun hatte selten so viel Energie gespeichert wie in diesem Moment, allerdings sah sie auch die Zeit auf sich zukommen, wo sie die Energie benötigen würde.

Plötzlich spürte sie einen heftigen, nur zu vertrauten Schmerz. Jemand kontaktierte sie aus der ersten Sphäre. Vorsichtig löste sie sich von ihrem Geliebten und begab sich etwas abseits in den Wald, wo sie sich in Trance versetzte. Doch zu ihrer Überraschung war es nicht Na-Ri, welche sie ansprach.

„Meine Tochter, Feuergeborene!", wurde Yun mit ihrem Namen in der Sprache der Götter, von der Göttin Samshin begrüßt.

Sofort verbeugte sich Yun ehrerbietig bis zum Boden, obwohl die Göttin es vermutlich nicht sehen konnte.

„Oh ehrwürdige Muttergöttin, ich bin erfreut eure Stimme zu vernehmen. Wie kann ich euch dienen?"

„Ich spreche nicht für mich. Tatsächlich bin ich nur Vermittlerin. Deine Schwester wurde vom Großen Fresser gefangen. Sie hat keine Möglichkeit mehr, von dort mit dir kontakt aufzunehmen. Und ich bin anderweitig beschäftigt, kann ihr nicht helfen. Daher füge ich eine Verbindung für euch zusammen, damit ihr kommunizieren könnt. Ich muss jetzt auch los. Leb wohl meine Tochter! Und viel Erfolg!"

„Vielen Dank, oh höchste aller Götter!", bedankte sich Yun.

Kurz darauf vernahm sie Na-Ris Gedanken, welche ihr schilderte, in welchen Problemen sie buchstäblich steckte.

Doch nun bestand eine Verbindung, und damit Hoffnung, dass Na-Ri entkommen konnte. Allerdings gab es ein gewaltiges Problem. Na-Ri verfügte nicht über genug Kraft, aus dem Dämon auszubrechen. Und der Dämon selbst nahm ihr zusätzlich die wenige Kraft weg, welche sie noch besaß. Sie benötigte unbedingt neue Energien.

Yun fluchte, denn sie wusste, was dieses bedeutete. Sie musste Na-Ri ihre Reserven schicken. Und der einzige Weg, über den das funktionieren konnte, war De-Yong.

So leise wie möglich verließ sie ihr Waldversteck und begab sich zur Schutzhütte, wo De-Yong und die anderen Männer schliefen. Leise wie eine Katze schlich sie hinein und weckte De-Yong.

„Was?", fragte er schlaftrunken, als er wach wurde.

„Still, folge mir, wir müssen reden!", befahl Yun.

Als De-Yong sich aufrappelte, klang es für Yun so laut, wie wenn eine Armee sich aufmachte. Doch die anderen im Raum schienen nichts zu bemerken und schliefen weiter. Draußen führte Yun ihn außer Hör- und Sichtweite der Hütte.

„Na-Ri hat Probleme!", eröffnete sie das Gespräch.

De-Yong war noch nicht richtig wach. Er hatte erst zwei Stunden geschlafen. So gähnte er ausgiebig, bevor er sich am Kopf kratzend endlich nachfragte.

„Welcher Art von Problemen? Schlimmer als mein Problem, in wenigen Tagen von ihr innerlich zerrissen zu werden?"

Yun fauchte mehr, als dass sie sprach.

„Du hast überhaupt keine Ahnung von Schmerzen und Leid. Bei euch Menschen ist das auf kurze Zeit beschränkt, und euch steht immer der Ausweg des Todes offen. Doch dieser Ausweg ist uns Dämonen bis zum Ende der Zeit versperrt. Euer Tod ist keine Strafe, sondern ein Geschenk der Götter!"

„Dann sollen die Götter ihr Geschenk für mich noch ein wenig behalten!", antwortete De-Yong säuerlich.

„Wie auch immer", wich Yun aus. „Du musst mit ihrer Perle in dir eine Verbindung zu ihr herstellen. Dann vereinigen wir uns, und ich schicke ihr zusätzlich meine Energie!"

„Was?", rief De-Yong ungläubig aus. „Geht es dir noch gut? Ich habe keineswegs vor mich mit dir zu vereinigen!"

Die Ohrfeige, welche er unverzüglich kassierte, ließ seinen Kopf herumschlagen.

„Wage es nicht, so mit mir zu sprechen, du armseliger Sterblicher!", fauchte Yun.

De-Yong hielt sich seine schmerzende Wange, blieb aber standhaft.

„Warum? Was willst du mir noch antun? Ich sterbe eh bald. Ob hier und jetzt, oder in einigen Tagen. Mir kann das doch egal sein."

Yun biss sich auf die Unterlippe. Verdammt, er hatte recht. Sie konnte ihn kaum zwingen. Nach kurzem Nachdenken versuchte sie eine andere Strategie.

„Gut, du hast recht. Ich habe dir ein Versprechen gegeben, das gilt nach wie vor. Dich oder deine Familie zu foltern brächte mir keinen Vorteil und würde meiner Schwester nicht helfen. Aber ich bitte dich inständig, uns freiwillig zu helfen. Wirklich, Na-Ri braucht unsere Hilfe!"

De-Yong dachte kurz nach.

„Erzähl mir erst mehr, dann werde ich mich entscheiden!"

Zähneknirschend kam Yun seiner Aufforderung nach und erklärte, was Na-Ri zugestoßen war, und dass die Göttin selbst die Verbindung hergestellt hatte.

Unzweifelhaft beeindruckt rieb sich De-Yong seinen Stoppelbart.

„Ich hatte wirklich keine Ahnung, was in eurer Welt so los ist. Aber wenn wir ihr die Kraft schicken, was hindert den anderen Dämonen daran, sie ihr gleich wieder abzunehmen? Wenn ich dich richtig verstanden habe, muss sie entlang des Energiebandes aus dem Dämon herausfinden. Wie will sie das anstellen? Außerdem, ganz ehrlich: Solange Na-Ri dort gefangen ist, bleibe ich am Leben, oder? Scheint nicht wirklich in meinem Interesse zu sein, ihr zu helfen!"

Eine berechtigte Frage, musste Yun in Gedanken einräumen.

„Glaubst du, wenn du ihr nicht hilfst, dass ich dich dann am Leben lassen würde?", fragte sie mit gefährlichem Unterton nach. „Oder deine Familie?"

De-Yong war nun wach und überdachte die ganze Situation.

„Und wenn sie dort noch ein wenig länger bliebe? Einen Monat, ein Jahr?", versuchte er zu verhandeln.

Yun wollte ihn schon erneut schlagen, als sie sich gerade noch fing. Er konnte nicht ahnen, was sie dort durchmachte und um was er Yun gerade gebeten hatte.

„Wenn du mit unvorstellbaren Schmerzen gefoltert würdest, ohne Fluchtmöglichkeit, wie lange würdest du das aushalten wollen? Einen Monat, ein Jahr? Glaubst du, das würde ich Na-Ri zumuten wollen?", stellte sie die Gegenfrage.

„Äh, nein, natürlich nicht!", stimmte er zu. „Ich habe doch keine Ahnung, wie schlimm es ist. Aber wenn es so schlimm ist, verstehe ich natürlich die Dringlichkeit. Gefallen tut mir das trotzdem nicht, diese Entscheidung, entweder ihr Leben oder meines."

„Nun, ich denke, dein Karma wird sich deutlich verbessern, wenn du selbstlos handelst. Und bedenke: Na-Ri und ich dienen der Muttergöttin Samshin. Ihr Wohlwollen wäre dir und deinen Nachkommen sicher!", versuchte Yun ihn zu überzeugen.

De-Yong lehnte sich an einen Baum, verschränkte die Arme vor seiner Brust und dachte nach. Das letzte Argument war nicht von der Hand zu weisen. Außerdem mochte er Na-Ri und wollte trotz allem nicht, dass sie unsagbare Qualen litt.

Yun gab ihm die Zeit zum Nachdenken, obwohl sie unter schrecklicher innerer Anspannung litt.

Endlich nickte er.

„Gut, ich helfe, auch wenn ich dadurch sterbe. Aber unter einer Bedingung!"

Yun riss überrascht die Augen auf, dann fing sie sich jedoch sofort und fragte mit drohendem Unterton nach.

„Welche Bedingung?"

„Einen Pakt für meine Familie. Sie und alle meine Nachkommen stehen unter Schutz von euch Kumihos, solange sie nicht ihrerseits gegen euch vorgehen!"

De-Yong sah sie entschlossen an.

„Ich kann nicht für alle Kumihos sprechen!", versuchte Yun auszuweichen.

„Du und Na-Ri würden mir schon reichen!"

„Und wie stellst du dir das vor? Woher sollen wir wissen, wer deine Nachkommen sind?"

De-Yong überlegte. Das hatte er nicht bedacht.

„Na-Ri hat mich an einem Amulett erkannt", meinte er schließlich.

„Das war ein einmaliges Amulett. Abgesehen davon, dass es verloren ist, müssten alle deine Nachkommen eines besitzen und tragen. Irgendwann wird es vielleicht Modeschmuck, oder die Menschen verkaufen oder verlieren es", widersprach Yun.

Es musste doch irgendetwas geben, mit dem die Kumihos seine Nachfahren identifizieren konnten. Wie ein Dokument mit einem Unterschriftenstempel, überlegte De-Yong. Mit einem Mal erkannte er die Lösung.

„Ein Hautbild! Du oder Na-Ri macht einen Stempel mit kleinen Spitzen, mit denen Tinte unter die Haut gestochen werden kann. Und jeder meiner Nachfahren wird das als Familienzeichen tragen. Es wird zudem mein Familienwappen!", schlug er nun vor.

Yun überdachte den Vorschlag. Seine Forderung war aus seiner Sicht nicht unvernünftig. Allerdings erkannte sie Probleme in der Zukunft. Doch erfahrungsgemäß war das Gedächtnis der Menschen kurzlebig. In wenigen Generationen würde der Sinn dieses Wappens und des Zeichens in Vergessenheit geraten. Im Grunde ging sie kein Risiko ein, dem zuzustimmen. Aber es verstimmte sie, dass er überhaupt diese Forderung stellte. Wenn es ein Pakt sein sollte, dann auf Gegenseitigkeit. Seine Nachfahren sollten nicht nur Schutz genießen, sondern auch eine Gegenleistung erbringen müssen.

„Das wäre möglich", stimmte sie zögernd zu. „Aber wenn dieser Pakt zustande und gültig bleiben soll, müssen deine Nachfahren auch etwas für uns tun. Jeder, der unseren Schutz und Beistand erhalten will, muss bereit sein, auch uns Schutz und Beistand zu geben. Wir können durchaus sterbliche Helfer für weltliche Belange gebrauchen. Wir benötigen Papiere, Verwalter unserer Vermögen und Ähnliches. Dazu müsstest du deine Nachfahren verpflichten. Unter der Bedingung würde ich, auch im Namen meiner Schwester, zustimmen können."

De-Yong überdachte den Vorschlag. Er schien vernünftig zu sein. Zudem würden die Kumihos so ein Eigeninteresse an der Weiterführung des Paktes haben. Schließlich stimmte er zu.

„Gut, einverstanden. Ich werde einen Vertrag aufsetzen und ein Testament für meine Familie, in welchem das erklärt wird. Die Einzelheiten können wir die nächsten Tage ja noch klären, dein Wort reicht mir Zunächstmal. Ich werde Na-Ri helfen!"

Yun wusste nicht, ob sie weiter auf ihn wütend sein, oder ihn bewundern sollte, dass er so abgebrüht im Angesicht seines Todes mit ihr verhandelte. Es war schon dreist von diesem Sterblichen, doch sie hatte nun wirklich keine Wahl.

„Gut, du hast mein Wort! Und nun lass uns meine Schwester befreien!", stimmte sie zu.

* * *

Taka wollte nicht noch einmal den Fehler machen, die Kumiho und ihre Helfer zu unterschätzen. Inzwischen musste er davon ausgehen, dass es sie es mit zwei Kumihos zu tun hatten. Ob es noch Weitere gab, war nicht auszuschließen.

Wie sein Feldherr, Konishi Yukinaga völlig richtig erkannt hatte, war es für die Moral der Truppe fatal, wenn sie erfuhren, dass Kamis auf der Seite des Feindes kämpften. Selbst seine eigenen Männer, deren Loyalität außer Frage stand, mussten insgeheim und waren ängstlich, im Angesicht ihres Auftrags.

Bis auf fünf Männer, welche er nach Süden geschickt hatte, um einen speziellen Auftrag auszuführen, hatte er alle Männer bei sich. So waren sie insgesamt fast 50, die sich an die Verfolgung der Flüchtigen machten. Die Bediensteten Kazukis eingerechnet, obwohl die im Kampf reine Hilfe wären.

Ihr Trupp war damit auch groß genug, versprengten koreanischen Einheiten gewachsen zu sein, sollten sie auf diese treffen. Aber laut Berichten von Spionen sammelte der Feind weiter südlich, ein neues Heer für eine große Schlacht. Damit dürfte hier im Norden nicht mit größeren Feindesansammlungen zu rechnen sein, zumal die verbliebenen Kräfte hier vermutlich um die alte Hauptstadt zusammengezogen wurden, wohin sich der König feige geflüchtet hatte.

Und Taka hatte bereits die erste Spur der Geflüchteten. Melder hatten berichtet, dass eine Samurai-Patrouille weiter östlich vermisst wurden. Natürlich konnte es viele Gründe dafür geben, doch Taka vertraute seiner Intuition.

Sie zwangen einen Einheimischen, ihnen den Weg zu zeigen, und ritten nun mit Höchstgeschwindigkeit den Weg entlang, um die Flüchtenden einzuholen. Die hatten zwei Tage Vorsprung, den Taka unbedingt aufholen musste. Doch er erwartete nicht wirklich, dass ihm das gelingen würde, wenn sie sich, wie er erwartete, nach Süden wenden und dort den feindlichen Einheiten anschließen wollten. Aber dazu würden sie über den Fluss müssen. Und der wurde von den Samurai kontrolliert. Wenn die Befehle des Oberbefehlshabers alle gründlich ausgeführt würden, würde kein Fuchs in den Süden durchbrechen können. Sie säßen fest, und dann käme Taka von hinten.

Takas Lächeln war nicht freundlich.

* * *

„Also", begann Yun. „Wir werden über dich meiner Schwester die nötige Kraft schicken, damit sie aus dem großen Fresser ausbrechen kann."

De-Yong neigte nachdenklich seinen Kopf zur Seite.

„Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist sie dort nicht alleine, und noch niemand hat es geschafft, von dort auszubrechen," formulierte er seine Bedenken.

„Wir müssen es versuchen. Mit unserer Kraft könnte sie es vermutlich schaffen. Die Anderen waren alleine und erhielten ja keine Unterstützung von außen. Das ist Na-Ris Vorteil."

„Und wenn es misslingt?"

„Dann werden wir uns etwas anderes überlegen müssen. Willst du wieder einen Rückzieher machen?", fragte sie barsch.

„Nein!", antwortete De-Yong.

Nach kurzem Nachdenken brachte er seine Idee vor: „Was passiert eigentlich, wenn Na-Ri die Perle dieses Dämons angreifen würde? Sie ist doch in ihm. Wäre das möglich?"

Yun war verblüfft. Daran hatte sie noch überhaupt nicht gedacht. Letztlich konnte diese Frage nur Na-Ri beantworten.

„Moment, ich setze mich mit Na-Ri in Verbindung!"

Sie hangelte sich in Gedanken entlang der Verbindung, welche die Göttin erzeugt hatte, und fand Na-Ri mitten in einem Kampf mit Mitgefangenen wieder. Es war beinahe so etwas, was man als Versuch einer Massenvergewaltigung bezeichnen könnte, wenn allerdings auch nur im Kopf. Die Dämonen lechzten nach neuen Eindrücken und Erfahrungen, drängten sich alle zeitgleich in Na-Ris Gedanken und überfluteten sie gleichzeitig mit ihren Erfahrungen und Emotionen. Sie alle gemeinsam zu blocken erforderte so viel Konzentration, dass Na-Ri die Anwesenheit ihrer Schwester zunächst überhaupt nicht bemerkte, sondern auch sie wie alle anderen Angreifer blockierte.

Yun errichtete eine mentale Barriere, wie eine Mauer um Na-Ri Inneres und sorgte zunächst für Ruhe. Das Ganze war so anstrengend, dass die körperliche Yun, welche vor De-Yong hockte, schmerzhaft aufstöhnte.

Endlich konnte sie zu Na-Ri durchdringen.

Na-Ri schien einen Moment lang verwirrt, bis sie ihre Schwester erkannte. Yun begriff, wie gefährlich diese Situation tatsächlich gewesen war. Es ging um nichts Geringeres als Na-Ris geistige Stabilität. Lange mochte sie das nicht aushalten.

„Danke, Schwester! Du kamst genau zur rechten Zeit. Der Angriff kam so unerwartet, dass ich zu spät meine Barriere errichten konnte.", erklärte Na-Ri. „Was ist, hilft De-Yong mir?"

„Ja, er ist bereit. Aber er hat zu recht gefragt, wie du verhindern kannst, dass der Große Fresser diese Energie für sich abzweigt."

„Oh, Mist! Daran habe ich überhaupt nicht gedacht!", musste Na-Ri erschreckt zugeben.

„Aber De-Yong hatte eine überraschende Idee: Was, wenn du die Perle des Fressers angreifst?"

Überrascht musste Na-Ri nachdenken. Klar, sie war im Inneren des Dämons, wo auch dessen Perle war. Allerdings war die natürlich extra geschützt. Dort dran zu kommen war gewiss nicht einfach, sonst hätte das im Laufe der Äonen bereits irgendeiner der Gefangenen getan.

„Das kann ich wohl kaum, sonst hätte das schon jemand anderes gemacht", brachte sie ihre Sorge zum Ausdruck.

Beide Schwestern dachten kurz nach. Und zeitgleich kamen sie plötzlich auf die gleiche Idee.

„Und wenn alle hier drin zusammenarbeiten?", platzten sie gleichzeitig heraus.

Obwohl beide nicht wirklich körperlich waren, schien man ihr Grinsen förmlich sehen zu können.

„Gut, das könnte vermutlich klappen. Aber dazu muss ich alle anderen einzeln kontaktieren und überzeugen. Das wird einige Zeit erfordern. Ich melde mich, wenn ich hier bereit bin", erklärte Na-Ri schließlich.

„Schaffst du das alleine?, fragte Yun zweifelnd.

„Schickt mir etwas Kraft, dann werde ich es schaffen!", meinte Na-Ri überzeugt.

„Gut, Schwester, ich schicke dir etwas. Bis später!", verabschiedete sich Yun.

Yun war ein wenig desorientiert, bevor sie mit vollem Bewusstsein zurück war. De-Yong hatte sich inzwischen hingehockt und mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt. Er schlief nicht, sondern musterte sie aufmerksam. Wie lange war sie weg gewesen? Erschreckt musste sie feststellen, dass sie inzwischen völlig hilflos gewesen war. Er hätte sie inzwischen problemlos erledigen können. Yun schalt sich eine Närrin, ihm diese Chance gegeben zu haben. Um so mehr verwunderte es sie, dass er sie nicht ergriffen hatte. Hatte er zu viel Angst um seine Familie, dass sie in Zukunft für seinen Verrat hätte bezahlen müssen? Misstrauisch blickte sie ihn an. Sie wurde aus diesem Mann nicht schlau.

Er seinerseits musterte sie aufmerksam, und es war ihm nicht entgangen, dass sie wieder anwesend war.

„Und, wie sieht es aus?", fragte er ansatzlos.

„Sie hält es für möglich, benötigt aber Vorbereitungszeit, und etwas Energie dafür," erklärte Yun, ohne Einzelheiten zu nennen.

„Energie? Jetzt? Wie?", fragte De-Yong nervös.

Yun begann zu grinsen, während sie sich aus ihrer Kleidung schälte.

„Nun, im Prinzip genauso, wie vorher auch. Durch lustvolle Vereinigung. Allerdings nun mit mir, statt mit Na-Ri."

Als sie unbekleidet, im aufgehenden Sonnenlicht vor ihm stand, erkannte sie mit einem Blick, dass ihr Anblick zweifellos die gewünschte Wirkung auf ihn hatte.

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