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Kumiho Na-Ri 03

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Sie tötete ihn und trank das warme, salzige Blut in tiefen zügen.

Sogleich bemerkte sie in ihrem Inneren eine Veränderung: Es war, als würde eine kalte, schmerzende Kugel in ihr plötzlich warm werden und die Wärme auf ihren ganzen Körper abstrahlen. Zugleich fühlte sie sich erfrischt und voller Kraft.

Als sie die Leiche schließlich zu Boden warf, erhielt der Körper ungewollt mehr Schwung als beabsichtigt, und landete fast auf dem gefangenen Offizier.

Doch Teiko war dies in diesem Moment egal. Sie fühlte sich wie in einem Rauschzustand.

„Nun es scheint, als ob du die Wahrheit gesagt hast!", sagte sie in Richtung des Gefangenen, bevor sie die Hütte verließ und Taka aufsuchte, um ihn zu berichten.

Draußen zögerte sie erneut.

Sollte sie wirklich diese Kraft aufgeben und an Taka übergeben?

Ihr Widerwillen, sich dazu mit Taka vereinigen zu müssen, war das eine. Doch diese Perle in ihr fühlte sich so gut an. Aber ihr Zögern währte nur kurz.

Ihre Weigerung zu gehorchen hätte letztlich nur ihren und den Tod ihrer Familie zur Folge. Und Taka würde jede versuchte Täuschung schnell durchschauen.

Entschlossen suchte sie ihn auf.

Bei ihm angekommen, kniete sie sich ihn und verbeugte sich tief.

„Miyahara San, ich habe getan, was ihr gewünscht habt. Ich trage tatsächlich die Kraft der Dämonin in mir!"

Taka betrachtete sie nachdenklich, bevor er schließlich nachfragte.

„Und, wie fühlt es sich an? Was bewirkt sie?"

Teiko überlegte, wie sie es am besten beschreiben konnte.

„Es fühlt sich an, wie wenn ich nach einer erholsamen Nacht voller Energie aufstehe. Nur noch viel stärker. Es fühlt sich an, als habe ich viel Sake getrunken, jedoch keinen Rausch. Und ich bin sicher, ich könnte jetzt viele Wegstunden laufen, ohne müde zu werden."

Taka sah sie stumm an. Urplötzlich zog er sein Kurzschwert und stach nach ihr, fast schneller als ein menschliches Auge sehen konnte.

Zu ihrer beider Überraschung, sprang Teiko hoch und wich der Klinge um Haaresbreite aus.

Verwirrt sah sie Taka an. Hatte er sie gerade umbringen wollen? Aber der Streich wäre nicht tödlich gewesen, hätte er sie wie vorgesehen getroffen. Höchstens einen Schnitt an ihrem Arm verursacht. Takas Blick war eisern. Langsam nickte er und deutete wieder vor sich. Endlich begriff sie.

Sie sah Taka fest in die Augen, schob ihren Ärmel zurück und präsentierte ihren nackten, linken Arm, während sie sich langsam wieder vor ihn hinkniete.

Taka schnitt auf ganzer Länge den Unterarm auf.

Teiko biss sich auf die Lippen. Der Schmerz war heftig und kaum auszuhalten. Diese tiefe Wunde würde viele Wochen benötigen, um zu heilen und eine unschöne Narbe hinterlassen. Sofern sie nicht an Wundbrand deswegen starb. Doch ihr leben gehörte nun einmal Taka.

Schon tastete sie nach einem Seidentuch, um die Wunde zu verbinden, als Takas befehl erklang: „Nicht, halte den Arm vor dich. Ich will es mit eigenen Augen sehen!"

Mit zitternden Gliedmaßen streckte sie den Arm wieder vor und stützte ihn mit der anderen Hand.

Beide sahen fasziniert zu, wie sich der Schnitt langsam wieder verschloss. Zunächst stoppte die Blutung. Dann, als würden die Wundränder zusammengedrückt, zog sich die Haut über dem Schnitt zusammen.

Im gleichen Maße wie die Wunde verschwand, wich der Schmerz und ein Jucken entstand, wie es üblich war, wenn eine Wunde heilte.

Teiko betrachtete den ganzen Vorgang gleichermaßen verblüfft wie erschrocken.

Taka dagegen zeigte ein zufriedenes Lächeln.

„Gut gemacht, Dame Akera! Ihr habt die Kraft aufgenommen. Nun werdet ihr sie an mich übergeben!"

Teiko schluckte, dann nickte sie ergeben.

„Hai, Miyahara San!"

* * *

De-Yong roch das frische Blut, welches noch immer aus der Halswunde des Toten rann. Es sorgte gleichermaßen dafür, dass ihm übel wurde, als auch für einen Heißhunger ihn ihm. Letzteres bereitete ihm Ekel vor sich selbst.

Doch er wusste, dass es unumgänglich für seine Flucht war, wieder zu Kräften zu kommen. Und eine weitere Gelegenheit würde er nicht erhalten.

Der Dolmetscher hockte bleich in der Ecke und wusste nicht, was er zu tun hatte, daher rollte sich De-Yong etwas herum und brachte seine Lippen an die blutende Wunde.

Vorsichtig saugte er das Blut, tropfen für Tropfen in sich auf.

Und gleichermaßen fühlte er die Kraft in sich zurückkehren.

Der anfangs widerliche Geschmack des Blutes wich einer Süße, die besser als alle Speisen dieser Welt erschien. Immer gieriger saugte er, nahm auf, was er nur konnte.

„Nein!", ertönte es plötzlich aus dem Mund des Dolmetschers.

Der Mann war aufgesprungen und trat an De-Yong heran. Mit entsetztem Gesicht riss er die Leiche von De-Yong fort.

De-Yong grinste ihn jedoch nur mit blutverschmiertem Gesicht an.

Es war zu spät!

Die Fesseln rissen, als seien sie aus Papier. Bevor der Mann begriff, sprang De-Yong bereits auf und ihn an.

Der Mann würde seine nächste Mahlzeit.

* * *

Teiko winkte nach dem Gespräch mit Taka dem Dolmetscher und begab sich mit ihm in die Hütte, wo De-Yong noch immer schlief.

Sie wies den Dolmetscher an, sich in eine Ecke zu knien und zu warten, während sie den Gefangenen untersuchte. Zunächst überprüfte sie seine Fesseln, ob sie zu eng oder zu lose waren. Dann fühlte sie, ob er fiebrig war, kontrollierte Puls und Atmung. Sie war keine Ärztin, hatte jedoch als Miko genug Kenntnisse, um zu erkennen, ob jemand ernsthaft krank war.

Und dieser Mann war krank.

Seine Atmung ging flach und sein Pulsschlag war niedrig. Ratlos betrachtete sie ihn. Was konnte sie tun?

Endlich rüttelte sie ihn an der Schulter und versuchte ihn zu wecken.

Es schien endlos zu dauern, bis sich endlich ein Erfolg einstellte und er zu sich kam. Verwirrt starrte er sie an.

„Du wirst mir jetzt sagen, was ich wissen muss!", sagte sie ihm und ließ die Worte vom Dolmetscher übersetzen. „Weshalb bist du so schwach?"

De-Yong war noch halb in Trance und verstand erst nicht, was sie wollte. Es dauerte, bis er die Frage begriff. Aber selbst dann fiel es ihm schwer, zu entscheiden, was er antworten sollte. Es waren seine Todfeinde. Und alles, was er ihnen sagen konnte, könnte ihnen helfen.

Teiko verlor ihre Geduld und schlug die Decke zurück. Sie legte ihre Hand um sein Gemächt und drückte mit aller Kraft zu.

„Los, antworte!"

De-Yong schrie vor Schmerzen auf.

Sie hielt den Griff eine kurze Zeit aufrecht, während er sich vor Schmerzen in seinen Fesseln aufbäumte, dann ließ sie endlich los. Schweißbedeckt und vor Schmerz keuchend lag er vor ihr.

„Ich brauche Nahrung!", antwortete er schließlich.

Teiko sah ihn kritisch an. Nahrung? War das alles? Er sah keineswegs unterernährt aus. Das konnte es nicht sein.

„Nein, du lügst", erklärte sie kurzerhand und griff wieder an seine Hoden, um ihn erneut zu foltern.

„Ich brauche Blut!", gestand De-Yong plötzlich ein, sehr zu seiner eigenen Überraschung.

Teiko hielt inne. Blut? Brauchte die dämonische Kraft Blut? Sie überlegte. Das ergab tatsächlich Sinn.

Mit einem Wink entließ sie den Dolmetscher und stand dann selbst auf, ohne sich weiter um De-Yong zu kümmern.

Woher konnte sie Blut bekommen? Musste es Menschliches sein?

Sie beschloss, Taka zu berichten. Sollte er das klären.

* * *

Die Offenbarung

Yun spürte die Veränderung sofort. Ihre Kraftlosigkeit wich und das ewige Zerren der Dämonensphäre wurde abgemildert. Etwas war mit der Perle in De-Yong geschehen. Er hatte Blut getrunken!

Sie selbst hatte noch nicht wieder getrunken, wollte die Rekruten nicht weiter schwächen, denn sie brauchte sie.

Die Zeit lief ihr davon. Na-Ri würde bald zurückkehren, und das durfte sie keinesfalls inmitten der Feinde, abgeschirmt durch einen Bannkreis.

Sie verstand zwar nicht, was gerade geschehen war, doch sie nahm das Geschenk gerne an. Das erleichterte ihre Pläne.

Ja, die Samurai waren überlegen, hatte Waffen, welche ihr gefährlich werden konnten, und waren scheinbar gut geschützt. Doch Yun lebte seit fast 800 Jahren in dieser Welt. Das Wissen, über welches sie verfügte, war jedem menschlichen Geist weit überlegen. Der Feind hatte sich selbst, ohne es zu ahnen, in eine ausweglose Lage gebracht.

Nun würde sie zuschlagen.

Schnell gab sie die letzten Anweisungen an die Rekruten weiter. Es würde deren erster Kampf werden. Und mit Glück würden sie ihn überleben.

Mit Glück und Yun.

* * *

De-Yong fühlte sich seit Tagen endlich wieder gut und kräftig. Sämtliche Müdigkeit war verschwunden und er war bereit, es mit allen Samurai dort draußen aufzunehmen.

Sein Leben sinnlos zu opfern lag jedoch nicht in seiner Natur. Er wollte so viele Feinde wie möglich mit in den Tod nehmen. Sein Leben würde hier und jetzt enden, so oder so.

Ihn seinem blutverschmierten Gesicht bildete sein bitteres Grinsen einen furchterregenden Anblick. Doch in der Hütte war niemand mehr am Leben, der es hätte sehen können.

Der Dolmetscher lag tot am Boden, der arme, koreanische Bauer ebenso.

De-Yongs Überfall auf den Japaner geschah so schnell, dass dieser nicht einmal mehr um Hilfe geschrien hatte, bevor De-Yong ihn sein Genick brach.

Und keiner der Wachen draußen schien etwas mitbekommen zu haben.

Trotzdem versicherte sich De-Yong und spähte durch Ritzen in den Planken nach draußen. Rund um die Hütte hockten die Samurai, alle etwa 4-5 Schritte entfernt von der Hütte. Ein undurchdringlicher Ring von Wachen.

Vorsichtig zog er sich zurück und überlegte, was er tun konnte.

Irgendwann würde die Miko zurückkehren.

Sie zu überwältigen sollte auch kein Problem darstellen, solange sie alleine war. Allerdings würde sie mit einem Blick die Situation erfassen, wenn sie jetzt hereinkam.

Also nahm De-Yong die Leiche des Dolmetschers und lehnte sie an die Wand, so als wenn dieser eingeschlafen war.

Dann suchte er Decken zusammen und stopfte seine Decke aus, damit es, zumindest auf den ersten Blick, so aussah, als würde er dort noch liegen.

Die Leiche des unglücklichen Bauern ließ er unverändert.

Endlich war er zufrieden mit seinem Werk.

Doch wie konnte er unbemerkt aus der Hütte entkommen?

Sein Blick fiel auf das niedrige Dach.

Dort durchzubrechen sollte nicht schwer sein. Allerdings dies lautlos zu bewerkstelligen dagegen schon.

Und einmal auf dem Dach, würden ihn alle Wachen draußen sofort sehen. Das würde er erst in der Nacht wagen können.

Wo blieb diese Miko nur? Würde sie mit dem Offizier zurückkehren?

In der beengten Hütte war das Katana des Offiziers keine übermäßige Bedrohung für De-Yong. Hier konnte nicht weit ausgeholt werden. Doch jeglicher laute Kampf würde weitere Samurai anlocken.

Also konnte er nur hoffen, dass die Miko alleine zurückkehrte und er sie lautlos überwältigen konnte. Allerdings verfügte sie jetzt über die Kräfte eines Kumihos, was das schwierig machen würde.

Plötzlich hielt De-Yong inne.

Über welche Kräfte verfügte sie?

Na-Ris oder Yuns?

* * *

Hier, in dieser Sphäre war Na-Ri ein Dämon unter vielen. Mit vielen Facetten.

Doch ein Gefühl war hier übermächtig: Hass! Der Hass drohte Na-Ri zu überwältigen, ihre Persönlichkeit auszulöschen. Wenn sie nicht bald in die Welt der Sterblichen zurückkehrte, würde sie eine ganz andere werden.

Es hatte Jahrhunderte gedauert, bis sie so etwas wie menschliches Mitgefühl entwickelt hatte. Und so einfach ein Leben ohne Schuldbewusstsein auch schien, sie wollte dahin nicht zurück. Auch, weil es dann für sie schwierig werden konnte, nach Maßgabe der Göttin zu leben, und ihre Schwänze zu behalten.

Sie suchte in ihrem Inneren etwas, was dem Hass widerstehen konnte.

Zu ihrer Überraschung fand sie dort De-Yong.

Sie liebte ihn?

Na-Ri kam zu einem Entschluss. Bevor sie zurückkehren würde, wollte sie noch einmal mit De-Yong Kontakt aufnehmen. Ihn mitteilen, wie sie das alles bedauerte und dass sie ihm unendlich dankbar war.

So ließ sie ihren Geist wandern und suchte die Verbindung zu ihrer Perle in ihm. Nun, da sie nicht mehr im großen Fresser gefangen war, gelang ihr das recht problemlos.

Doch irgendetwas stimmte nicht.

Verblüfft registrierte sie, was das war.

Ihre Perle befand sich nicht mehr in De-Yong!

Wie konnte das passieren?

Sie nahm Verbindung mit Yun auf, um zu erfahren, was geschehen war. Schnell erfuhr sie, was geschehen war.

Nachdem sie die sich gedanklich wieder von ihrer Schwester gelöst hatte, musste Na-Ri das Ganze erst einmal überdenken.

Sie würde De-Yong bei ihrer Rückkehr nicht töten, was sie sehr freute.

Aber sie würde inmitten von Feinden zurückkehren.

Ohne Orientierung und völlig hilflos.

Um mehr zu erfahren, tastete sie nach ihrer Perle im Körper des Feindes. Unbemerkt sah und hörte sie zu, was die Feinde taten und miteinander besprachen. Ihr japanisch war eigentlich nie so gut, wie dass ihrer Schwester gewesen, doch durch den intensiven geistigen Kontakt in letzter Zeit mit Yun, hatten sie ihr Wissen ausgetauscht.

Beide Schwestern verfügten über das gleiche Wissen.

Die Gefahr einer solchen, totalen Gedankenverbindung war, dass man seine Individualität verlor.

Im Moment, ohne Körper in der Welt der Menschen, der sie stabilisierte, konnte Na-Ri kaum sagen, ob sie noch Na-Ri, oder Yun war. Sie war beides und zugleich keine von beiden.

Es fiel ihr schwer, sich auf ihr eigenes Wesen zu konzentrieren. Ein Zeichen, dass sie nicht zögern durften, jetzt durch die Pforte zurückzukehren. Wenn sie diesen Zeitpunkt verpasste, konnte es zu spät sein.

Sie musste wissen, wo sie erscheinen würde, und in wem.

Sie tastete sich in den Geist der Feindin.

* * *

Taka war außer sich vor Zorn: „Frau, warum widersetzt du dich meinem Befehl? Weshalb übergibst du mir nicht die Kraft?"

Teiko senkte betroffen den Kopf, verbeugte sich bis zum Boden und bat verzweifelt um Vergebung.

„Ich habe es versucht. Genauso habe ich die Kraft empfangen. Ich habe keine Ahnung, weshalb sie nicht an euch weiter ging."

Taka schwieg.

Diese Kraft, diese Macht. Zum Greifen nah. Und nun sollte das an dieser unfähigen Miko scheitern?

War er getäuscht worden?

Nein, das glaubte er nicht. Die Miko hatte bisher gehorcht und sich ihm zu widersetzen wäre ihr Todesurteil.

„Wir werden es noch einmal versuchen!", entschied Taka schließlich.

„Aber lasst uns erst etwas essen."

Teiko nickte zustimmend, innerlich jedoch zweifelnd, dass es ihr diesmal gelingen konnte. Irgendetwas war anders, als bei der Vereinigung mit dem Gefangenen gewesen.

Doch zunächst einmal zog sie sich an, um ihren Herrn etwas zu Essen zu machen.

Als sie daraufhin aus dem Zelt trat, fühlte sie die Blicke der Männer um sie herum auf sich. Es war teilweise Neid und Einversucht auf Taka, aber auch Gier und Lust in den Blicken dieser Männer, welche sie schaudern ließ.

Allerdings war sie als Miko für diese Männer unantastbar.

Solange Taka lebte, der diesen Männern befahl, war sie in Sicherheit.

Wie ertappt hielt Teiko inne.

Warum dachte sie daran? Weshalb dachte sie an den Tod ihres Daimyos?

Die wärmende Kraft der Perle in ihr, die fühlbare Stärke, das fühlte sich gut und richtig an. Ohne Taka könnte sie das behalten.

Aber es war falsch. Es war die Kraft eines Dämons, nicht für Menschen gedacht. Und die Götter hatten nicht umsonst eine Grenze zwischen Dämonen und Menschen erreichtet. Während ihrer Ausbildung zur Miko war Teiko intensiv vor den Gefahren der Versuchung durch Kamis gewarnt worden. Sie wäre eine Verdammte, wenn sie diese Kraft in sich behalten würde. Sie musste sie wieder loswerden.

Mit Schaudern dachte sie an das Schicksal der Miko, welche sich geopfert, und mit dieser Perle lebendig im Meer versenken lassen hatte. Was war aus ihrer Seele geworden?

Und würde Taka in einigen Jahren auch genau das von ihr fordern?

Sie begann das Essen für Taka zuzubereiten.

Nebenbei dachte sie darüber nach, wie sie es nur schaffen konnte, die Perle an Taka zu übergeben. Was hatte sie falsch gemacht?

Möchtest du die Perle wirklich an Miyahara weitergeben?

Überrascht sah Teiko auf. Wer hatte da gesprochen?

Sie sah sich um, sah aber niemanden in ihrer unmittelbaren Nähe. Außerdem war es eindeutig die Stimme einer Frau gewesen.

Sie schüttelte kräftig ihren Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, dann machte sie mit ihrer Arbeit weiter.

Ich kann dir helfen!

Teiko war wie erstarrt. Das bildete sie sich nicht ein. Jemand sprach mit ihr!

So leise, dass niemand von den umgebenden Männern es hören konnte, fragte sie: „Wer bist du?"

Nenn mich Na-Ri. Ich bin die Kumiho, deren Kopf du gefangengehalten hast und deren Perle du nun in dir trägst!

Teiko hatte genau dies befürchtet. Sie war besessen!

„Verschwinde aus mir, Dämon!"

Oh, nichts leichter als das. Übergib meine Perle deinem Herrn, und du bist mich los!

„Das habe ich doch versucht, vergeblich!", entfuhr es Teiko lauter als beabsichtigt. Schnell sah sie sich um, ob das jemand gehört hatte. Aber niemand schien sie zu beachten.

Nur Kazuki sah zu ihr herüber und beobachtete sie, war jedoch außer Hörweite. Sollte sie zum Priester gehen und um Rat und Hilfe ersuchen?

Nein, Taka hatte das verboten. Außerdem war der Priester erzürnt, weil seine Warnungen missachtet worden waren.

Die lautlose Stimme in ihr lachte.

Du kannst meine Perle nur mit Leidenschaft übergeben. Nur durch einen einfachen Kuss, oder die Vereinigung mit dem Mann, wirst du sie nicht los. Du musst deine Kontrolle verlieren und Ekstase fühlen. So wie in dem Moment, als du sie empfangen hast!

Teiko hielt erschrocken die Luft an. Ekstase? Hatte sie tatsächlich bei der Vereinigung mit dem Gefangenen Ekstase empfunden? Schuldbewusst erkannte sie, dass das tatsächlich der Fall gewesen war. Dagegen hatte sie bei ihrer Vereinigung mit Taka nur Abscheu empfunden.

„Dann werde ich die Perle in mir behalten müssen, denn ich kann mit Miyahara San keine Ekstase empfinden!"

Erst nachdem sie es laut ausgesprochen hatte, wurde ihr der Wahrheitsgehalt dieser Worte bewusst. Verzweiflung stieg in ihr auf. Taka würde sie umbringen. Und ihre Familie dazu. Und am Ende würde sie auf alle Zeit in das Reich der Dämonen verbannt sein.

„Ich bin verloren!", flüsterte sie resigniert.

Dann lass mich dir helfen!

„Helfen? Wie?" Nach kurzem Nachdenken fügte sie hinzu: „Weshalb solltest du mir helfen wollen?"

Denk doch mal nach: Du bist eine schwache Frau. Dein Daimyo ist ein starker Mann. Wenn er meine Perle in sich trägt, bleibt die Verbindung in diese Welt bestehen und ich existiere weiter. Doch wenn du meine Perle nicht weitergibst, wirst du getötet werden, und ich mit dir!

Teiko traute diesem Na-Ri Dämonen nicht, musste aber die Logik dieser Argumente anerkennen.

„Und wie kannst du mir dabei helfen?", fragte sie zögernd.

Trink einfach etwas mehr Sake und lass mich den Rest machen. Ich verspreche dir: Dir wird nichts dabei geschehen!

Teiko durfte dieser Dämonin nicht trauen. Aber hatte sie eine Wahl? „Was wirst du machen?", fragte sie schließlich.

Ich werde dir zu Lust verhelfen, mehr nicht.

„Ganz sicher? Du wirst mich nicht vollständig kontrollieren. Etwas tun, was ich nicht will?"

Wenn ich dazu in der Lage wäre, würde ich das bereits jetzt machen.

Teiko meinte eine tiefe Bitterkeit in der Stimme zu spüren.

„Du willst dich an uns rächen. Wo bist du überhaupt?"

Die Stimme schwieg lange. Schließlich:

Ich bin dank euch wieder in meiner Sphäre. Mein Körper wurde vollständig vernichtet. Ich bin macht- und kraftlos in eurer Welt. Aber für uns Kumihos ist es angenehmer, in eurer Welt zu existieren. Und sei es auch nur als machtlose Geistwesen, gebunden an Sterbliche, als nur in unserer Sphäre zu existieren. Nicht umsonst nennt ihr meine Sphäre auch Hölle. Doch außer mit dir zu reden, und, wenn du es zulässt, deine Nerven etwas zu entspannen, kann ich in dir nichts anrichten. Ich kann ohne deine Zustimmung nicht ein Körperteil von dir bewegen.