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Legenda Major - Aurorae Mundi

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„Ich liebe dich, Mutter!", sage ich.

„Ich liebe dich auch, über alles, mein Drachenmädchen."

Damit verblasst ihre Erscheinung immer mehr. Ich strecke noch schnell die Hand nach ihr aus. Sie tut es mir gleich und so berühren sich unsere Fingerspitzen ein allerletztes Mal, bevor ihr Bild völlig verschwindet. Das war meine Mutter!

Kapitel 2

Ich stehe einfach da und schaue noch längere Zeit auf die Stelle, an der noch kurz zuvor meine Mutter, meine leibliche Mutter, stand. Ich bin einerseits sehr froh, sie getroffen zu haben, bin aber andererseits auch wieder traurig, weil sie schon wieder weg ist. Ich nehme an, dass ich sie nie mehr sehen werde. Höchstens dann, wenn auch ich tot bin.

Nach einiger Zeit begebe ich mich zum Sofa und lege mich nieder. Völlig in Gedanken rolle ich mich zu einer Kugel zusammen. Ich muss jetzt nachdenken, was sie mir alles gesagt hat und dann überlegen, was ich machen kann und soll.

Ich bin also doch eine Prinzessin. Ich bin die Tochter von Königin Serena und könnte Anspruch auf den Thron eines Landes erheben, eines Landes, das ich noch nie gesehen habe, das bedroht wird, das ich retten kann und soll.

Von einem Moment auf den anderen ist alles komplett anders. Meine Welt wurde, in einem Augenblick, auf den Kopf gestellt und ich stehe vor einem riesigen Fragezeichen.

Mein Leben war bisher ganz ok. Natürlich hätte es noch schöner sein können, aber ich bin zufrieden, wie es war. Wenn ich mich auf das Abenteuer einlasse, das sich mir nun eröffnet, dann wird sich alles ändern. Nichts mehr, wird so sein, wie es jetzt ist. Mit diesen Gedanken, die wie in einer Spirale durch mein Hirn kreisen, schlafe ich ein.

Ein impertinentes Klingeln reißt mich aus dem Schlaf. Ich öffne meine noch immer verschlafenen Augen und stelle fest, dass ich auf meinem Sessel im Erker zusammengerollt geschlafen habe. Schon wieder klingelt es.

„Ja, ist ja gut, ich komme ja schon!", rufe ich genervt.

Mühsam erhebe ich mich und strecke erstmal herzhaft meine starren Glieder. Ich komme mir ausgeschlafen vor. Als es ein weiteres Mal klingelt, gehe ich zur Tür und öffne sie. Kaum habe ich sie einen Spalt offen, schaut mich meine Freundin Lea auch schon an. Ihr Blick ist vorwurfsvoll.

„Jetzt sag mal, bist du verschollen?", meckert sie mich sofort an.

„Dir auch einen schönen Tag, liebe Lea", antworte ich belustigt.

„Du meldest dich nicht, du antwortest nicht auf meine Nachrichten, was ist denn mit dir los?"

„Ich muss eingeschlafen sein", sage ich entschuldigend.

„Eingeschlafen, das geht schon seit Tagen so. Ich bin seit zwei Wochen zurück aus dem Urlaub und nicht ein einziges Mal hast du dich gemeldet oder auf meine Nachrichten reagiert. Was ist denn los mit dir? Ich mache mir Sorgen!"

„Komm erst einmal herein", sage ich. „Und mach die Tür hinter dir zu."

Ich drehe mich um und gehe zurück in den Erker. Dort setze ich mich in meinen Sessel und biete Lea den zweiten an. Kurz überlege ich, ob ich ihr alles erzählen soll oder nicht. Lange muss ich allerdings nicht nachdenken, und entschließe mich dazu, sie einzuweihen. Sie ist immerhin meine beste Freundin und als solche hat sie ein Recht darauf, zu wissen was los ist. Das ist aber nicht der einzige Grund. Mir ist nämlich auch klar, dass ich einen Menschen brauche, zum Reden. Wer also, wenn nicht Lea.

Sie sitzt schon im Sessel und schaut mich erwartungsvoll und etwas ungeduldig an. Ich überlege, wie ich anfangen soll. Immerhin ist die Geschichte dann doch etwas außergewöhnlich. Doch dann beginne ich und erzähle ihr alles. Ich fasse kurz das erste Buch zusammen und gehe dann ohne Pause auf das zweite über.

Lea hört mir gebannt zu. Ihr Gesichtsausdruck zeigt immer wieder Erstaunen oder Verwunderung, wenn ich von besonders bewegenden Momenten berichte. Als ich dann auch noch erzähle, dass ich meiner wirklichen Mutter in der Zwischenwelt begegnet bin, dass ich eine echte Prinzessin bin und ein Land retten soll, da kommt sie aus dem Staunen kaum noch heraus. Sie unterbricht mich aber nicht ein einziges Mal, obwohl das Ganze sicher über eine Stunde dauert.

Als ich geendet habe, herrscht einen Moment komplette Stille. Keine von uns beiden sagt ein Wort. Ich bin ganz nervös und warte gespannt auf ihre Reaktion. Ich frage mich, ob ich ihr glauben würde, hätte sie mir diese Geschichte erzählt. Ich kann aber keine Regung in ihren Gesichtszügen erkennen. Deshalb steigt die Anspannung in mir noch weiter an.

„Du bist eine Gestaltenwandlerin, ein Drache um genau zu sein und du beherrschst alle fünf Elemente?", erkundigt sie sich.

„So hat es meine Mutter gesagt."

Wie beiläufig nimmt sie das Buch, das immer noch auf der Fensterbank im Erker liegt und blättert es durch.

„Was ist das für eine Sprache?"

„Du kannst das nicht lesen?"

„Nein, kein Wort. Du etwa?"

Ich blicke sie staunend an. Entweder ich werde verrückt oder ich habe tatsächlich besondere Fähigkeiten.

„Wir könnten versuchen, meine Magie zu testen", schlage ich vor.

„Du weißt, wie das geht?"

„Nein, ich weiß nur, dass auch die anderen in den Geschichten am Anfang ihre liebe Not damit hatten, herauszufinden, wie sie es anstellen müssen. Danach ging es allerdings ohne Probleme."

„Wir sollten es aber nicht hier im Haus versuchen. Nicht, dass du es in Schutt und Asche legst", grinst sie.

„Du hast Angst vor mir?"

„Man weiß nie, was so eine durchgeknallte Magierin alles anstellt", neckt sie mich.

„Durchgeknallte Magierin, du hast Nerven. Aber gut, gehen wir in den Erholungspark. An einem Wochentag, um diese Zeit, ist da sowieso keiner."

Wir machen uns auf den Weg. Nicht weit vom Haus meiner Adoptiveltern entfernt, befindet es ein recht weitläufiges Naherholungsgebiet. An den Wochenenden ist es immer sehr gut besucht, aber an einem Montag, wie heute, trifft man so gut wie keine Menschenseele an.

„Du glaubst mir?", frage ich zögernd. Wir gehen nebeneinanderher und diese Frage brennt mir unter den Nägeln.

„Es klingt zwar etwas sonderbar, aber warum solltest du mich anlügen?"

„Das tue ich nicht. Trotzdem bin ich froh, dass du mir glaubst."

„Wozu hat man eine beste Freundin?", kichert sie.

Ihre Worte berühren mich sehr. Ich bleibe deshalb stehen und ziehe sie in eine innige Umarmung. Es bedeutet mir unglaublich viel, dass sie mir glaubt und dass ich nicht allein bin.

„Danke!", hauche ich.

Wir setzen unseren Weg fort und finden schnell eine sehr abgeschiedene Stelle. Die ist genau richtig für unser Vorhaben. Büsche und kleine Bäume schirmen uns vom Rest des Gebietes ab und wir haben eine Bank, auf der wir Platz nehmen können. Normalerweise kommen am Abend die Liebespärchen hierher. Aber heute muss der Platz eben für Magieversuche herhalten.

„Na los, versuch dich zu konzentrieren", fordert mich Lea auf.

Sie ist schon ganz ungeduldig. Vermutlich ist dies ihrer Neugier geschuldet. Ich will sie nicht länger warten lassen und gehe in mich. Ich versuche den Strom an Magie oder Energie zu finden. Ich kann mich nur darauf verlassen, was ich aus den Büchern über dieses Thema erfahren habe. Es dauert deshalb auch eine Weile, doch dann entdecke ich einen Strang aus mehreren kleineren Fasern, die alle eine andere Farbe haben.

„Ich glaube, ich hab´s", informiere ich meine Freundin.

„Und?", will sie ungeduldig wissen.

„Was und?"

„Kannst du etwas damit anfangen?"

„Keine Ahnung, vermutlich schon."

„Dann versuch es!"

„Sei doch nicht so ungeduldig!", tadle ich sie.

„Bummel nicht so herum."

„Zicke!", entkommt mir.

Zum Glück kennt mich Lea. Ich meine es ja nicht so. Deshalb schauen wir uns einen Moment an und brechen dann in Lachen aus. Zwischen uns ist alles gut.

Ich überlege, was ich machen könnte. Da fällt mir ein, ich könnte eine kleine Flamme auf meiner Hand entstehen lassen. Das scheint eine der einfachen Übungen zu sein. Also strecke ich meine Hand aus und öffne die Augen.

„Ich versuche eine kleine Flamme auf meiner Hand entstehen zu lassen", informiere ich Lea. Sie soll ja wissen, was ich vorhabe. Sie schüttelt den Kopf zum Zeichen, dass sie verstanden hat.

Ich gehe erneut in mich und versuche den roten Faden in meinem Magiefluss zu ergreifen. Aber es gelingt mir nicht. Immer wieder entschlüpft er mir. Genervt öffne ich die Augen und überlege. Wie hat es Serena gemacht, meine Mutter, korrigiere ich mich. Sie hat sich eine kleine Flamme gewünscht. Also schließe ich erneut die Augen und wünsche mir eine niedliche kleine Flamme auf meiner immer noch ausgestreckten Hand. Ich stelle mir vor, wie sie flackert und züngelt.

Vor meinem inneren Auge sehe ich, wie der rote Faden stärker zu schwingen beginnt, ein roter Schein wie ein sichtbar gewordener Energiefluss fließt durch meinen Arm zur Hand und ich spüre wie die Hand zu kribbeln beginnt.

Da höre ich einen kurzen, spitzen Schrei meiner Freundin. Besorgt öffne ich die Augen, weil ich mir Sorgen mache, dass ihr etwas passiert ist. Womöglich auch noch meinetwegen.

Kaum habe ich die Augen offen, fällt mir der faszinierte Blick von Lea auf. Ein unglaubliches Staunen liegt darin. Als ich ihrem Blick folge, wird meine Aufmerksamkeit auf meine Hand gelenkt und sofort ist mir klar, warum sie einen Schrei ausgestoßen hat und warum sie so überrascht dreinschaut.

Auf meiner Hand lodert eine meterhohe Flamme. Sie tänzelt förmlich auf meiner Handfläche. Es ist einfach nur faszinierend. Dabei durchströmt ein gewaltiges Gefühl von Macht meinen ganzen Körper, etwas das ich noch nie in dieser Form gespürt habe.

Jeder andere Mensch hätte Angst vor dem Feuer bekommen, aber ich fühle mich sogar zu ihm hingezogen. Ich weiß instinktiv, dass es zu mir gehört, dass es mir niemals etwas tun würde. Es ist meine Macht, die diese Flamme beherrscht. Das bin ich!

Aus dieser absoluten Ruhe und Sicherheit heraus, werde ich fast übermütig. Ich denke mir, die Flamme würde meinen Arm entlangwandern, meinen Kopf erreichen und auf diesen klettern. Die Flamme macht es.

„Dein Kopf brennt!", meint Lea wie in Trance.

„Keine Sorge, es ist meine Flamme."

„Du bist der Wahnsinn", haucht sie voller Ehrfurcht.

Mit dem Feuer klappt es also. Deshalb lasse ich es verschwinden und beschwöre eine Wasserkugel herauf. Das klappt sogar auf Anhieb. Ich brauch gar nicht mehr lange nachzudenken. Die Wasserkugel schwebt, kaum dass ich daran denke, über dem kleinen Platz.

„Wehe!", ruft meine Freundin.

Ich lache, lasse aber die Wasserkugel etwas zur Seite wandern, sodass sie sich direkt über den Sträuchern befindet, dann lasse ich los. Sofort fällt sie zu Boden und das Nass ergießt sich zwischen den Büschen.

„Du bist ein Naturtalent", lacht sie. „Was gibt es noch?"

„Luft, ich könnte einen Wirbelsturm heraufbeschwören."

„Aber nicht übertreiben", mahnt sie.

Erneut halte ich die Hand auf und lasse einen kleinen Wirbelsturm entstehen. Inzwischen habe ich meine Kräfte schon besser unter Kontrolle und der Kleine ist echt niedlich.

„Wie süß!", schwärmt auch Lea.

Sie scheint ganz verliebt in den Minitornado zu sein. Deshalb lasse ich ihn zu ihr hinüberspringen und auf ihre Schulter klettern.

„Das ist ja krass!", meint sie und schaut den kleinen bewundernd an.

Da packt mich der Übermut und ich lasse den Wind auf ihren Kopf springen und ihre Haare durcheinanderwirbeln. Es ist fast so, als ob ich ihr in den Haaren wuscheln würde.

„Lass das!", ärgert sie sich. „Ich mag das schon nicht, wenn du es mit der Hand machst."

„Aber Wirbli ist doch viel süßer als ich", necke ich sie.

„Wer ist Wirbli?"

„Na der Wirbelsturm, du Genie", lache ich vergnügt auf.

„Fehlt nur noch das Element Erde und was ist das Fünfte? Geist?"

Während ich den Wirbelsturm verschwinden lasse, bringe ich einen Samen dazu zu wachsen und ihr Bein zu umschlingen. Gleichzeitig versuche ich im Geist mit ihr zu kommunizieren.

„Was denkst du?", frage ich.

„Aurora? Was machst du in meinem Kopf?"

„Ich lese deine Gedanken."

„Das ist gemein!"

„Aber aufschlussreich!"

„Und, was habe ich gedacht?"

„Dass es cool ist eine Magierin zur Freundin zu haben."

„Das ist es wirklich. Jetzt aber verschwinde aus meinem Kopf."

Ich ziehe mich tatsächlich aus ihrem Kopf zurück. Ich bin mit mir zufrieden. Das hat ja alles ganz gut geklappt. Ich bin mächtig stolz auf mich.

„Wenn du in Gedanken kommunizieren kannst, müsstest du dich auch in einen Drachen verwandeln können", meint Lea.

„Das versuchen wir aber nicht jetzt gleich", sage ich.

„Ja, wohl besser nicht", stimmt sie mir zu. „Gehen wir nach Hause und überlegen, was wir als nächstes machen."

Sie will losgehen, fällt aber der Länge nach hin. Sie hat offenbar nicht bemerkt, dass sich die Pflanze um ihr Bein gewickelt hat und ich habe es schlichtweg vergessen.

„Was soll das denn sein?", sagt sie aufbrausend.

„Oh, entschuldige. Ich habe nur versucht, das Element Erde zu wirken."

Ich schaue echt schuldbewusst drein, denn es war ganz bestimmt nicht meine Absicht, meine Freundin zu Fall zu bringen. Sie aber lacht einfach nur los.

„Bei dir muss man echt auf alles gefasst sein. Das wird noch lustig im Land der magischen Wesen. Wenn die alle so drauf sind wie du, dann Prost!"

„Wie, im Land der magischen Wesen?"

„Ja was denn? Sobald du dich in den Drachen verwandeln kannst, fliegen wir hin."

„Wir?"

„Ja glaubst du, ich lasse dich alleine gehen? Du wärst ja hilflos ausgeliefert, wenn dort Wilde hausen."

„Hilflos? Ich?"

„Ja, du weißt schon", meint sie ausweichend.

„Der Grund ist wohl eher, du bist neugierig."

„Komm schon! Das wärst du an meiner Stelle doch auch."

„Ja, vermutlich schon", lenke ich ein. „Aber ich habe noch nicht entschieden, ob ich da überhaupt hinwill."

„Ja nein! Du willst nicht ins Land der magischen Wesen und bist selber eins?"

„Ich weiß doch noch gar nicht, was ich tun soll?"

„Na die Welt retten, was sonst!"

„Einfach so?"

„Na klar! Wer, wenn nicht du?"

„Weil das so einfach ist. Du hast ja keine Ahnung, was da auf mich zukommt."

„Auf uns, mein Fräulein. Ich lass dich ganz bestimmt nicht allein gehen."

„Und wie willst du mitkommen?"

„Ich setze mich in deinen Nacken und lasse mich mit Dragon Airlines ans Ziel bringen."

„Für dich ist das alles ein einziges großes Spiel?"

„Ach was. Das ist die Gelegenheit, einen ausgefüllten Sommer zu erleben. Um diese Ferien werden uns alle beneiden."

„Einen ausgefüllten Sommer nennst du das? Und wenn wir nie wieder zurückkommen?"

„Dann hoffen wir, dass wir bei den Adeligen und nicht bei den Mägden landen", kichert sie.

„Kannst du einmal ernst sein?"

„Nein, wozu. Das Leben ist auch so schon ernst genug."

Inzwischen haben wir das Haus meiner Adoptiveltern erreicht. Ich lasse mich in den Sessel im Erker plumpsen, der nun schon seit geraumer Zeit zu meinem zweiten Zuhause geworden ist.

„Wie machen wir das mit dem Drachen?", will Lea wissen.

„Wir warten, bis es dunkel ist, dann gehen wir wieder zur großen Wiese."

„Und wenn uns jemand auflauert? Du weißt, dass sich dort nachts oft zwielichtige Gestalten herumtreiben."

„Du bist mir eine mutige Abenteurerin", necke ich sie. „Mit einem Drachen will sie ins Land der magischen Wesen fliegen, aber ein paar zwielichtige Gestalten jagen ihr eine Heidenangst ein."

„Ich habe vor magischen Wesen keine Angst, die tun mir garantiert nichts. Der Drache bist du und bei dir bin ich sicher. Also!"

„Bei mir bist du sicher, auch vor zwielichtigen Gestalten", ergänze ich.

„Wegen deiner magischen Kräfte?"

„Ja natürlich, oder glaubst du, wegen meiner Karatekenntnisse?"

„Du kannst Karate? Seit wann?"

„Nein, das weißt du doch", lache ich.

„Ach, du bringst mich ganz draus. Könnte doch sein, dass du plötzlich auch noch Karate kannst. In letzter Zeit würde mich gar nichts mehr wundern", kichert sie.

Weil ich Hunger bekomme, koche ich uns ein paar Nudeln. Lea schlingt sie genauso gierig hinunter wie ich. Danach plaudern wir noch etwas und machen uns dann auf den Weg. Inzwischen hat die Dämmerung eingesetzt und so wollen wir im Schutz der Dunkelheit die Verwandlung versuchen.

Wir gehen entschlossen durch das Erholungsgebiet, da werden wir plötzlich von vier Männern umzingelt. Sie haben ein hinterhältiges Lächeln auf den Lippen.

„Habe ich es dir nicht gesagt?", flüstert Lea genervt.

„Ja, aber es sind doch nur vier Memmen", antworte ich.

„Was sind wir?", braust einer auf.

„Memmen, habe ich gesagt. Hast du etwas an den Ohren?"

„Na warte, du Biest!"

Er will auf mich losgehen, da lasse ich eine Wurzel aus dem Boden wachsen und er fällt der Länge nach hin. Ich schaffe es gerade noch auszuweichen, da knallt er mir auch schon genau vor die Füße.

„Pass doch auf, wo du hintrittst", ärgere ich ihn.

„Musst du sie auch noch provozieren?", tadelt mich Lea.

„Ja, musst du das?", äfft einer der Männer sie nach.

„Ja, das muss ich", gebe ich trotzig zurück.

Noch bevor einer der vier etwas machen kann, beschwöre ich einen Sturm mit Regen und Hagel herauf. Er tanzt um uns herum und Lea und ich befinden uns im Auge des Sturms. Dort bleiben wir von allem verschont. Es ist windstill und nicht ein Tropfen fällt auf uns herab. Die Männer dagegen werden vom Wind herumgerissen, werden nass bis auf die Knochen und ich lasse immer wieder walnussgroße Hagelkörner gegen ihren Kopf klatschen.

„Reicht das?", frage ich Lea völlig entspannt.

„Kannst du es noch steigern?", will sie wissen.

„Ja, ich denke schon."

„Dann lass dir etwas einfallen", meint sie und lacht schadenfroh.

„Du bist wohl ein kleines Teufelchen. So kenne ich dich gar nicht."

„Na hör mal, die Typen sind auf uns losgegangen."

„Ok, aber nur, weil du meine Freundin bist."

„Was soll das?", ruft einer der vier durch den Sturm.

„Wir haben Spaß", antworte ich lachend.

Nun lasse ich kleine Blitze auf die Männer niedersausen. Immer wieder trifft einer und abwechselnd jaulen sie auf und springen herum. Das sieht ausgesprochen lustig aus. Lea kriegt sich vor Lachen kaum noch ein.

„Du lässt die Wichte tanzen? Das finde ich super!"

„Hör auf damit!", ruft hingegen einer der Männer.

„Lasst ihr in Zukunft junge Mädchen in Ruhe?", frage ich.

„Ja, darauf kannst du Gift nehmen."

„Nein, kein Bedarf."

Ich lasse noch jedem einen etwas stärkeren Blitz in den Po fahren, bevor ich den Sturm abflauen lasse. Die vier Männer liegen am Boden und bieten einen jämmerlichen Anblick. Sie sind nass bis auf die Knochen, die Haare hängen wirr am Kopf und auch sonst scheinen sie am Ende ihrer Kräfte. Es war offenbar ganz schön anstrengend, sich gegen den Wind stellen zu müssen.

„Verschwindet! Oder soll ich nachhelfen?", rufe ich ihnen zu.

Fast schon panisch springen sie auf und laufen, was ihre Beine in der Lage sind. Lea lacht ihnen hinterher.

„Memmen, ihr seid wirklich Memmen", verhöhnt sie sie auch noch. „Glaubt ihr es endlich?"

Wir schauen den Flüchtenden kurze Zeit noch nach. Dann dreht sich Lea zu mir um.

„Mit dir macht´s echt Spaß", grinst sie.

„Komm, lass uns weitergehen. Wir sind doch nicht zur Unterhaltung hier. Wir haben noch etwas vor."

„Hast du nicht Angst, dass die verraten, dass sie eine Magierin getroffen haben und alle Welt dich sucht?"

„Ich denke nicht, dass sie die Geschichte groß herumerzählen. Es ist ihnen sicher peinlich, von zwei Mädchen in die Flucht geschlagen worden zu sein. Und wenn sie es doch tun, glaube ich nicht, dass ihnen jemand das alles abkauft und sie einfach nur für versoffene Kerle gehalten werden."

Ohne ein Wort darauf zu sagen, jedoch zustimmend nickend, setzt Lea den Marsch fort. Sie kichert immer noch. Das sonst eher ängstliche Mädchen ist plötzlich furchtlos.

Wir erreichen den von Büschen und Bäumen geschützten Bereich. Lea setzt sich auf die Bank und schaut mich erwartungsvoll an.

„Na, was ist?", meint sie kichernd.

Ich gehe darauf nicht ein und versuche mich als Drache vorzustellen. Kurz überlege ich, wie ich aussehen könnte. Da aber meine Mutter und auch meine Namensgeberin, Prinzessin Aurora, große schwarze Drachen waren, wähle ich auch für mich ein solches Erscheinungsbild.